1931
Der Abend
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Nr. 290
B 145 48. Jahrgang
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Washington, 24. Juni. ( Reuter.)
Die Regierung der Vereinigten Staaten hat Frank- an reich mitgeteilt, daß die von ihm gestellten Bedingungen für die Annahme des Hooverschen Moratoriumsvor. schlages in Washington wahrscheinlich nicht günstig aufgenommen würden.
Ministerpräsident Laval, Außenminister Briand , Finanzminister Flandin und Unterstaatssekretär Fran çois Poncet haben gestern abend in einer Konferenz den Entwurf der französischen Antwort an Präsident Hoover fertiggestellt.
Noch am gleichen Abend teilte Ministerpräsident ( Babal dem Botschafter der Vereinigten Staaten die Grundzüge der Antwortnote mit. Wie Havas meldet, stimmt der Inhalt mit der bereits gestern früh veröffent lichten Auslassung des diplomatischen Mitarbeitern der Agentur Havas überein. Frankreich werde also auf der Zahlung der ungeschütten Annuität 1931/32 bestehen, die Summe jedoch über die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich den interessierten Mächten als Darlehen zur Verfügung stellen.
Die endgültige Formulierung der Antwort erfolgt morgen im Ministerrat und wird Freitag in der Kammer besprochen.
Brünings Rundfunkrede.
Gute Wirkung im Ausland.
Paris , 24. Juni. ( Eigenbericht.) Die nächtliche Rundfunkrede des deutschen Reichskanzlers wird zwar von den wenigsten Morgenblättern kommentiert, aber wo es geschieht, in sehr freundlichem Sinne. Selbst Organe der Rechten, soweit es nicht ausgesprochene Hezblätter sind, heben das ernste Eintreten Brünings für deutsch - französische Zusammenarbeit zustimmend und unterstreichend hervor.
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Die Blätter bringen die Rundfunkrede des Reichskanzlers im Auszug, vor allem den Teil, der die Anregung einer Zusammenkunft mit den französischen Ministern ähnlich wie in Chequers enthält. Der Berliner Korrespondent des News Chronicle" leitet seinen Bericht ein:„ Der deutsche Kanzler hielt in seiner gestrigen Rundfunkrede Frankreich den Palmzweig hin." Der Korrespondent schließt: Des Kanzlers Aufforderung ist natürlich von be. sonderer Bedeutung angesichts der schicksalsvollen Entscheidung, die die französische Regierung zu fassen im Begriff steht." Hoesch befragt Briand - Botschafter Edge beruhigt Laval .
Paris , 24. Juni. ( Eigenbericht.) Dienstagabend empfing Briand den kurz vorher aus Berlin zurüdgefehrten deutschen Botschafter von Hoesch, der nach dem ,, Matin" von der Reichsregierung beauftragt mar, Auskunft über die Haltung Frankreichs zum Hoover- Borschlag zu erbitten. Briand soll dem Botschafter mitgeteilt haben, daß die französische Regierung am Mittwoch der amerikanischen Regierung Gegenvorschläge übermitteln werde, die der sehr interessanten" Initiative des amerikanischen Präsidenten in weitem Maße Rechnung tragen, aber die Rechte Franfreichs in bezug auf den bedingungslosen Teil der Young- Plan- Zahlungen wahren. Die französische Antwort soll ausführen, da der Young- Plan in Frankreich Gesetz sei, fönne er nur durch ein neues Gesetz abgeändert werden; die französische Regierung habe die Pflicht, an dieser gefeßlichen Basis festzuhalten und schließlich sei das Parlament berufen, über den Vorschlag zu entscheiden.
Spät nachts besuchte der nordamerikanische Botschafter Edge den Ministerpräsidenten Laval , um die Vorwürfe zu entkräften, als wäre Frankreich über die Vorbesprechungen des amerikanischen Vorschlages nicht genügend unterrichtet worden. Der Botschafter erklärte, daß feinerlei Vorverhandlungen mit irgendeinem Lande Geführt worden sind. Der Präsident der Vereinigten Staaten habe
Wie sie es sehen
PASSO DI PARATA ECONOMICA
( Tre economia e politice, in certe situazioni, la distinzione non è possibile... L'unione doganale po trebbe precludere la via a possibilità per cui l'equi librio dell'Europa centro- orientale sarebbe gravewente pregiudicato...). GRANDI.
ACCORDO ECONOMICO TEDESCO- AUSTRIACO
Die deutsche Rechtspresse versucht ihren Lesern einzureden, Italien hätte nichts gegen die Zollunion. Die obenstehende Karikatur aus der Tribuna" zeigt, wie man in Rom für die Zollunion Propaganda macht".
sich genötigt gesehen, schnell zu handeln, als die deutsche Finanzfrise am Ende der letzten Woche einen nahen 3usammenbruch ankündigte. Frankreich sei an erster Stelle von dem ameri kanischen Vorschlag unterrichtet worden. Die franzöfifche öffentliche Meinung würde sich, so führte Edge aus, allzu start täuschen, wenn fie glaube, daß Frankreich absichtlich von einem längst vorbereiteten Blan abseits gehalten worden sei. Ministerpräsident Laval dankte dem Botschafter für diese Mitteilung und unterrichtete ihn über die Grundlinien der französischen Antwort.
Der erste Erfolg.
Die jugendlichen Erwerbslosen bleiben in der Versicherung. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion ist bei ihrem Kampf um Verbesserung der Notverordnung von der Auffaffung ausgegangen, daß zuerst diejenigen Maßnahmen beseitigt oder zum mindesten gemildert werden müßten, deren Auswirkung schon in der nächsten Zeit fühlbar werden würden. Das betraf vor allem die Frage der Unterstützung der jugendlichen Erwerbslosen bis zu 21 Jahren, für die die Gefahr bestand, daß fie von Anfang Juli ab keinerlei Anspruch an die Arbeitslosenversicherung mehr hätten. Die von den Vertretern der sozialdemokratischen Frattion mit der Regierung geführten Verhandlungen haben nunmehr folgendes Ergebnis gebracht:
Die jugendlichen Arbeiter bis zu 21 Jahren bleiben in der Arbeitslosenversicherung.
Bei Erwerbslosigkeit erhalten sie Unterstützungen in der Höhe der Sätze der Arbeitslosenversicherung. Es wird lediglich die Bedürftigkeitsprüfung eingeführt, die nach den Bestimmungen der Krisenfürsorge erfolgt und ohne Schärfe gehandhabt werden soll.
Die Sozialdemokratie hat mit dieser Regelung einen ersten Erfolg erzielt. Sie fommt einer verhältnismäßig großen Schicht von Arbeitslosen zugute, und ihre Durchführung er= leichtert auch die soziale Fürsorge in den Gemeinden.
Bei den in Aussicht genommenen Beratungen über die Abänderung der Notverordnung wird die sozialdemokratische Fraktion sich mit der größten Entschiedenheit für weitere Ent= lastungen der arbeitenden Bevölkerung einsetzen. In welcher Richtung sich diese Arbeit bewegen wird, das ist in dem Schreiben des Fraktionsvorstandes an den Reichskanzler deutlich hervorgehoben worden:„ Die werftätigen Schichten haben bisher die schwersten Opfer für die Finanzsanierung gebracht; deshalb haben sie einen berechtigten Anspruch darauf, daß ihnen fünftig alle Erleichterungen zugute tommen."
Vier Transozeanflieger.
Außer den Amerikanern auch zwei Dänen gestartet. Für die Ueberfliegung des Atlantik hat wieder die
Zu diesen Erklärungen des Botschafters teilt Pertinar im ,, Echo de Paris" mit, die amerikanischen Banfiers, die um ihre an Deutschland vergebenen furzfristigen Kredite bange waren, hätten Hoover zu einem über stürzten Handeln getrieben. Ursprünglich hätte Hoover die Absicht gehabt, seinem Plan die Form einer franaünstige Jahreszeit eingesetzt. Außer den Amerikanern ösisch- amerikanischen Erklärung zu geben, Frankreich unddie Bereinigten Staaten seien es, die bei der gegenwärtigen Lage die größten Opfer bringen könnten.
Der Matin" tritt in einem ohne Zweifel von Quai d'Orsay Der Matin" tritt in einem ohne Zweifel von Quai d'Orsay inspirierten Artikel für die Annahme des Hoover- Vorschlages ein; er erklärt, das Vorgehen des amerikanischen Präsidenten eröffne neue Horizonte. Es habe eine Wirkung gehabt, die seine wirkliche Tragweite noch übertreffe.
Wörtlich genau mit den vorstehenden Erklärungen des Botschafters Edge stimmt eine Veröffentlichung des Staatsdepartements ( Außenministeriums) in Washington überein.
Englands Annahme überreicht.
Der britische Botschafter in Washington , Sir Ronald Lindsay , hat die Regierung der Vereinigten Staaten von der grundsätzlichen Annahme des Hoover- Plans durch England, entsprechend der Aeußerung des englischen Premierministers im Unterhaus, verständigt.
Die britische Regierung soll in Washington Erkundigungen eingezogen haben, ob auch die Schulden der Dominien an England unter die Zahlungspause fallen sollen.
Staatssekretär Stimson hat Dienstag die diplomatischen Vertreter Deutschlands , Englands, Italiens , Bulgariens , Jugoslamiens, Rumän ens und der Tschechoslowakei zu Besprechungen über Präsident Hoovers Vorschlag eines allgemeinen einjährigen Zahlungsaufschubs empfangen.
Post und Gatty, die, wie bereits gemeldet, gestern in
Harbour Grace mit dem Ziel Berlin gestartet sind, und Holvis auf dem Flug nach Kopenhagen . befinden sich auch zwei dänische Piloten, sillig
Willy Post( rechts) und Harold Gatty( links).
Die beiden Flieger Willy Post und Harold Gatty hoffen, wenn das Wetter gut bleibt, Berlin in zwanzig Stunden zu erreichen. Der von den Fliegern genommene Kurs führt im weiten Kreise vor Neufundland nach der Nordspize Irlands , dann über Schottland und die Nordsee nach Deutschland . Bei ungünstigem Wetter wollen die