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Der Ziennbahnskandal Aeue Verhaftung eines Gchupobeamten in Karlshorst  
Flieger von Irland   Kurs nach der französischen   Küste nehmen. Sie führen 2726 Liter Benzin mit sich. Nach Ansicht der amerikanischen  Wetterstationen dürften die Flieger auf dem größten Teil ihres Fluges über dem Ozean nebliges Wetter antreffen. Doktor Kimball von der New-Vorker Wetterwarte erklärte heute nachmittag, daß klares Wetter nur auf dem ersten Teil der Flugstrecke herrsche. Später würden die Flieger mit Bewölkung und gelegentlichen Regen- schauern, doch günstigerWindrichtungzu rechnen haben. Es wird betont, daß beide Flieger erfahrene Piloten seien. In Anbetracht ihres ausgezeichneten Jnstrumentenmaterials bestehe wenig Zweifel, daß sie das Flugzeug selbst durch den stärksten Nebel navigieren könnten. -i- In Berliner   Luftfohrtkreisen steht man diesem neuerlichen Versuch der Ozeanüberquerung im Flugzeug von West nach Ost ebenso wie allen bisherigen Flugexperimcnten ähnlicher Art recht steptisch gegenüber. Man wünscht den Fliegern glückliche Fahrt, ob sie aber ihr Ziel Berlin   erreichen werden, ist, wie immer in solchen Fällen, fraglich. Man würde es schon mit Genug- tuung begrüßen, zu erfahren, daß die Ozeanslieger wenigstens Irland   glücklich erreichen. Zwar ist der neu« Versuch der Ozean- überquerung außerordentlich gut vorbereitet, und es handelt sich um zwei erfahrene Piloten, die das Wagnis unternommen lMben, aber man braucht nur die Liste ihrer zahlreichen verschollenen Vorgänger durchzugehen, die unter gleichen Bedingungen ihr Grab im Ozean gesunden haben, um die Gefährlichkeit des Fluges zu erkennen. Das Flugzeug ist mit Lang- und Kurzwellensendern ousgerüstet und stand bis gestern abend um 23 Uhr, nach einer privaten Meldung, wie die Deutsche Lufthansa mitteilt, in V e r- bindung mit dem-Festland. Der Funkspruch besagt, daß der Motor ausgezeichnet arbeitet und das Flugzeug sich mit einer Geschwindigkeit von 256 Stundenkilometer bei günstigem Rücken- wind vorwärtsbewcge. Die Deutsch  « Lufthansa hat der Flugplatz- lcitung auf dem Zentralslughafen in Tempelhof   schon jetzt Anweisung gegeben, auf alle Funksprüche genau zu achten. Sollte den wagemutigen Fliegern die Fahrt über den Ozean ge- lingen, ist wohl kaum mit ihrer Ankunft in Berlin   vor der heutigen Nacht zu rechnen. Irgendwelche Maßnahmen über einen Empfang, die zweifellos auch verfrüht erscheinen, sind bisher nicht getroffen worden.
Dreckschleuderer unter sich. Deutschnationales Llrteil über wilhelminisches Regiment. Bei Hugenberge ist man vor di« unangenehme Aufgabe gestellt, die durch das Scherlunternehmen zu absoluter Kaiserfrömmigkeit er- zogene Leserschaft irgendwie an Anblick und Geruch des stinkenden Morastes zu gewöhnen, ails den die Kaiserzeit sich durch die Me- moiren ihrer hervorragendsten Exponenten ent- puppt. Mit der Erledigung der Bülow-Erinnerungen ist vomTag" A. Stein(Rumpelstilzchen) betraut worden, sicherlich ein Mann, dem man volles Einfühlungsvermögen in die Bülowsche Klatscherei und Übeln Nachredereien nachrühmen kann. Indem Herr Stein überschrifEich die Bülowschen Memoiren als.Dreckschleuder" bezeichnet, beweist er uns, daß er sich auf einem ihm durchaus ver- trauten Gebiet bewegt. Ueber die Verlogenheit und Unwahrhafligkeit der Bülowschen Erinnerungen braucht kein Wort verloren zu werden. Aber es ist interessant, wie ein Vertreter der Presse, die dem Fürsten Bülow zu seinen Kanzlerzeiten Weihrauch über Weihrauch gespendet hat, nun plötzlich entdeckt, daß Bülow ein wahres Scheusal gewesen ist. Hier eine kleine Wütenlsse dessen, was das saubere Rumpelstilzchen dem unsauberen Bülow vorzuwerfen hat: Gewissenlosigkeit in der Wahl seiner Mittel gegen fleckenlose Menschen, Fälschung von Privat- briefen, Sucht zur Verleumdung. Rumpelst>lzchen ist entrüstet, daß Bülow.vor keinem Vertrauensbruch, keiner Gehässigkeit, teiner Ent- stellung keiner Verleumdung zurückscheue". Das Endurteil lautet: Bülow ist moralisch in seinem eigenen Unrat er st ick t." Hm, hm, möglich. Aber immerhin dieser Schmutzfink war einer der ganz intimen Freunde Wilhelms bis zu der Daily Telegraph  "-Asfäre. Die Beschimpfung Bülows imTag" erfolgt allerdings, um gegen den verworfenen Kanzler die fleckenlose Gestalt seines Kaisers zu kontrastieren. Aber da liegt der Haken! WUhelm hat auf die Länge eigentlich nur zwei intim« Freunde ge» hobt oder richtiger gesagt: Er hat zwei aalglatte Schmeichler als leine Freunde geliebt: Bülow war der eine, der andere Phili Eulenburg. Sage mir, mit wem du umgehst...
Die Hetze gegen das Reichsbanner. Eine ErNärnng des Bundesvorstandes. Der Bundesvorstand des Reichsbanners teilt mit: Im Anschluß an radikal-pazifistische Enthüllungen vom Sommer 19Z6 über den Bezug fremdländischer(französischer) Gelder durch das Reichsbanner macht eine Mitteilung des Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes zum gleichen Thema gegenwärtig die Runde durch die deutsche   Rechtspress«. Hiernach soll Professor Dr. Friedrich Wilhelm F ö r st e r eidlich angegeben haben, daß 1S2ä nach seiner Kenntnis 36 666 Franken für die Wahlpropaganda des Reichsbanners gegen die Wahl des heutigen Herrn Reichspräsidenten   gegeben worden seien. Der erste Bundesvocsitzende de» Reichsbanners Schwarz-Rot- Gold, Oberpräsident H ö r s l n g, hat schon einmal den Sachverhalt dahin klargelegt, daß ihm 1624 von einem Herrn Lehmann-Rußbüldt Mittel für die Organisation des Reichsbanners angeboten worden sind, von denen ausdrücklich gesagt wurde, sie stammten aus deutschen republikanischen Kreisen. Herr Lehmann-Rußbüldt war bis dahin dem ersten Bundesvorsitzenden persönlich völlig un- bekannt, aber di« üher ihn eingeholten Auskünfte lauteten so ein- wandfrei, daß kein Anlaß bestand, die angebotenen Mittel im Be- trage von 5666 M. nicht entgegenzunehmen. Irgendwelche politische Bindungen wurden dabei dem Reichsbanner weder damals, noch später gestellt, noch weniger sind damals dem Oberpräsidenten Hörsing »uch nur die leisesten Andeutungen gemacht worden, daß diese '-666 M. aus fremdländischen Quellen herrührten."
Kasernen für Braunhemden. Unhaltbare Zustände in Äraunfchweig. Lraunschweig, 24. Juni.  (Eigenbericht.) Eine von über 2666 Personen besuchte Reichsbannerversamm- lung protestierte gegen die in letzter Zeit überhand nehmen- den Gewalttaten der Hqkentreuzler im Land« Braun- schweig. Als«ine ihrer Ursachen bezeichnet« der Redner Genosse Barthel die Tatsach«, daß in der Stadt Brounschweig eine regel- rechte Kaserne für aus Preußen und anderen Ländern ge- ffüchtete Hitler-Leut« eingerichtet ist, in der diesen vielfach von Behörden gesuchten Elementen Unterkunft, Verpflegung und Be-' lleidupg gewährt wird. Außerdem gab der Redner bekannt, daß in die Schutzpolizei immer mehr Hakentreuzler
Die llnlersuchungen de» Sonderdezernal», das zur Bekämpfung de» wilden Buchmacherwesens auf den Rennbahnen eingerichtet worden ist, sind, soweit sie die Rennbahn Karlshorst   belressen. als vorläusig erledigt anzusehen,(für die Durchstechereien in Karl»- Horst kommen über 2 0 Buchmacher, Spanner und Schupobeamte in Frage. Sechs Polizeibeamte und neun Buchmacher sind wegen aktiver und passiver Bestechung in der letzten Zeit- dem Richter vorgeführt worden. Gegen alle 15 Personen ist Haftbefehl ausgesprochen. Sechs Polizeibeamte, die ihre Vergehen gleich eingestanden haben, sind von dem Sonderdezernat vorläufig entlassen worden. Die Untersuchung erstreckt sich jetzt auch auf die anderen Renn- bahnen. Unter dem Verdacht der Bestechung wurde am Dienstag ein Hundeführer der Schutzpolizei   vom 123. Revier festgenommen. Nach längeren Verhören hat er ein Teilgeständnis abgelegt. Dieser Beamte, der aus der Rennbahn Grunewald seit 1621 seinen Dienst versieht, soll im Gegensatz zu seinen Kollegen in Karlshorst   erhebliche Summen erhalten haben. Wäh- rend des Rennens hat er seinen Hund auf der Wache zurückgelassen und dann mit den Buchmachern unlautere Geschäfte gemacht. Erst später, wenn das Rennen vorbei war, hat er seinen Hund wieder geholt und die vorgeschriebenen Streifen ausgeführt. Schon ver- schiedentlich waren im Lause der zehn Jahre, die er dort Dienst tut, Beschuldigungen dieser Art gegen ihn erhoben worden. Jedes- mal war es ihm aber gelungen, sich wieder herauszureden. Der Hundeführer ist am Dienstagabend dem Untersuchungsrichter vor- geführt worden. Es ist damit zu rechnen, daß im Laufe des heutigen Tages ebenfalls Haftbefehl gegen ihn erlassen wird. Eine weitere Verhaftung erfolgte heute früh in der Bereitschaft Char- lottenburg. Bei den Verhören ist ebenfalls ein Oberwachtmeister, der auf der Rennbahn Grunewald Dienst tat, beschuldigt worden.
aufgenommen werden. Die Versammlung unterstrich durch stürmi- sehen Beifall die Forderung, daß der R« i ch s i n ne» m i n i st e r sich endlich einmal um die Zustände im Reiche Franzens kümmern müsse.
Russengeschäft perfekt. Einigung über llSv-Millionen-Mark-Äufträge. Die Vergebung größerer Sowjetaufträge gemäß dem Abkommen vom 14. April d. I. hatte sich verzögert, da man sich über die Kreditfristen nicht einigen konnte. Die Verhandlungen haben nun zu einer Vereinbarung geführt, wonach für Lokomobllen, In- dustrielokomotiven, Dieselmotoren sowie für Kräne, soweit diese keine Gesamtanlage darstellen, über eine Kreditfrist von 21 Monaten nicht hinausgegangen werden soll. Für ein größeres Geschäft in Waggonuntergestellen(sogenannten Drehgestellen) wurde eine Kredit- frist von 28,8 Monaten vereinbart, da es sich hier um«ine Sammelbestellung handelte, die als Gesamtanlage für den russischen Waggonbautrust anzusehen war. Bei Lostautos, die zunächst für 2 Millionen Mark nach Rußland   geliefert werden sollen, hat man sich auf eine Kreditfrist von 24 Monaten geeinigt. Diese Verein- barungen bedürfen noch der Zustimmung des Interministeriellen Ausschusses. Nach dem letzten Stände der russischen Auftragsvergebung sind für rund 156 Millionen Mark Sowjetbestellungen perfekt geworden. Die llrheberrech-�verhandlungen gescheitert. Die nunmehr gescheiterten deutsch  -russischen Urheberrechtsver- Handlungen in Moskau   gestalteten sich von Anfang an sehr schwierig, da die Russen eine sehr strenge Unterscheidung zwischen wissen- s ch a f t l i ch« r und belletristischer Literatur verlangten. Di« Sowjetregierung war bereit, für Werke her Unterhaltung»- literatur den Urheberrechtsschutz zuzugestehen, verlangte aber für wissenschaftliche Literatur, daß weitere drei Jahr« di« Uebersetzung wissenschaftlicher Werke honorarfrei sein sollt«. Bei der geringen Rolle, die russische Uebersetzungen deutscher Romane und Novellen in dem gesamten Fragenkomplex spielen, war es der deutschen   Delegation nicht möglich, auf den russischen Vorschlag einzugehen. Ruß- land übersetzt nahezu ausschließlich und in immer größerer Anzahl deutsche wissenschaftliche Werte, vor allem Bücher und Lehrbücher aus allen Gebieten der Technik.
Gtahlhelm-Gememdevorsteher. Disziplinarverfahren gegen die Gemeindevorsteher in Airkow und Gagerih. Der Gemeindevorsteher in Birkow im Kreise Stalp hat die sogenannten Pflichtoersammlungen der ,.Stahlh«lm"-Ort«gruppe amtlich unter Zusetzung seines Dienststempels und seiner Dienst- bezeichnung bekanntgemacht. Ebenso hat der Gemeindevorsteher in Sageritz in demselben Landkreise eine von dem dortigen Stahl- helm-Ortsgruppenführer, der gleichzeitig Amtsvorsteherstelloertreter ist, erlassene Stahlhelm-Betanntmachung mit seinem Dienstsiegel ver» sehen und verfügt, daß diese amtlich abgestempelte Bekanntmachung sofort von jedem weitergetragen werden muß. Wegen dieser Vorkommnisse wurde die Republikanische Be- schwerdestelle Berlin   bei dem Landrat in Stolp   vorstellig und be» kam nunmehr den amtlichen Bescheid, daß das Disziplinar- verfahren mit dem Ziel auf Entfernung aus dem Amt gegen die beiden Gemeindevorsteher bereits schwebt.
Mecklenburg  -Gchwerin in Röten. Völlige Finanzverelendung wird einem Anschluß vorgezogen Schwerin  , 24. Juni.  (Eigenbericht.) Der Finanzminister oonMecklenburg-Schwerin machte vor Vertretern der mecklenburgischen Wirtschaft in einer ver- traulichen Besprechung über seinen Kamps gegen di« Einverleibung seines Landes in Preußen erbauliche Ausführungen: Der Finanzminister erklärte, daß er Mecklenburg-Schwerin   in seiner jetzigen s r e i st a a t l i ch« n Form bis zu dem Zeitpunkt erhalten wolle, an dem die Reichsreform in Deutschland   durchgeführt werde. Er wolle verhindern, daß Mecklenburg-Schwerin sich infolge gewisser Zwangsläufigkeiten zu einem Anschluß an
Er ist dem Sonderdezernat vorgeführt und wird zur Zeit ver- nommen. Wenn er das Belastungsmaterial, das gegen ihn vorliegt. nicht entkräften katin, wird er ebenfalls festgenommen werden. Die Gummiknüppel von Scheuen. Direktor Straubes Vernehmung wird fortgesetzt. Die am Sonnabend abgebrochene Vernehmung des Haupt- angeklagten im Scheuener Fürforgeprozeh, Direktor Straube. wurde heute wieder ausgenommen. Sie brachic weitere schwere ve- lastungen de» früheren Anstaltsleiters. Straube mußte heute zugeben, den Zögling Puls bei der Der- nehmung nach seiner Einlieferung durch die Topskratzergarde ver- prügelt zu haben. Er gab hierzu die fast unglaubliche Begrün» dung, daß er durch diese Mißhandlung die Haupträdelsführer der Revolte herausbekommen wollte. Aus dem gleichen Grunde hat er, wie er zugibt, auch vier andere Zöglinge verprügelt. Er kann weiterhin nicht bestreiten, daß in feiner Gegenwart die Jungen derStraube-Gruppe" die Flüchtlinge mißhandelt haben. Einen von ihnen will er zurückgehalten haben. Der Revolte von 1929 hat er keine Bedeutung beigemessen, doch nahm er sie und Unruhen in anderen Anstalten, die ihm zu Ohren kamen, zum Anlaß, die Gummiknüppel zu beschassen, die später an die Tops- kraher verteill wurden. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob eine Genehmigung der vorgesetzten Behörde vorgelegen hätte, erwidert Straube, daß er solche Ankäufe selbständig machen durfte. Der Vorsitzende wies ihn daraus hin, daß ihm doch jede körperliche Züchtigung untersagt war. Straube redete sich damit aus, daß er für einen Fall der Notwehr hätte Vorsorgen wollen. Weiter gibt er an, daß er verschiedenen Zöglingen deshalb die Haare wie Znchlhäuslern abschneiden ließ, weilBurschen mit geschorenen haaren nicht wegliefen". Auch das Wegnehmen der Oberklelder sei geschehen, um Fluchtversuchen vorzubeugen. Daß die Hunde aus Eßtellern gefressen haben, sei dadurch zu erklären, daß die Jungen ihnen ihre Teller hingestellt hätten.
Preußen bequemen müsse. Dies« seine Absichten könne er aber nur durchführen, wenn die mecklenburgische Wirtschaft schwere Opfer auch in steuerlicher Hinsicht für die Erhaltung der Selb  - ständigteit Mecklenburg  -Schwernis auf sich zu nehmen gewillt sei. Sollten der Regierung aber Schwierigkeiten im Lande gemacht werden oder sollte Mecklenburg-Strelitz   mit dem Land Rastenburg   sich zu einer Einoerleibung in Preußen entschließen, dann würde es ihm, dem Finanzminister, sehr schwer gemacht werden, die Selbständigkeit Mecklenburg-Schwerins   bis zur Durch- führung der Reichsreform zu erhalten. Man müsie sich dann mit dem Gedanken vertraut machen, daß unter dem Druck der Finanzloge des Landes ein An- schluh an Preußen für Mecklenburg-Schwerin   unter Um- ständen unvermeidlich würde. Allerdings sei er der Auf- fassung, daß Mecklenburg-Schwerin   von einem Anschluß an Preußen keine großer. Vorteile haben würde. Kommt also die Reichsreform nicht bald und käme Mecklenburg-Schwerin   und seine Wirtschast nicht in nächster Zeit aus den Schwierigkeiten heraus, dann inüsl? man bezweifeln, daß es möglich fei, Mecklenburg-Schwerin  » Eigen» staatlichteit zu erhalten._ Verschleppung im Aoggenausschuß. Zu wenig Publikum für deutschnationale Phrasen. Am Dienstagnachmittag trat der Roggenauss ch u ß des Reichstags wieder zusammen. Nachdem die Berichterstatterin, Frau Abgeordnete Sender(Soz,) in nichtöffentlicher Sitzung einen Be- richt über die bisher abgehaltenen Sitzungen des Aucschusies er­stattet hatte, sollten in öffentlicher Sitzung die Plädoyers der Vertreter der einzelnen Parteien erfolgen. Als erster wäre der Deutschnationale Stubbendors an der Reihe gewesen, Da aber nicht genügend Publikum anwesend war, lohnte es sich für ihn anscheinend nicht, seine Phrasen von sich zu geben, so daß er Vertagung beantragte. Da die Nazis und selbswcrständ- tich auch die Kommunisten zustimmten, wurde der Ausschuß auf Donnerstagvorinittag vertagt. Das ist wieder ein Beweis dafür, daß es diesen Herrschaften gar nicht auf eine sachliche Klärung ankommt, sondern lediglich auf Radaumachen. Hilflosigkeit in Oldenburg  . Die Braunhäusler bekennen ihr llnvermögen. Oldenburg  , 24. Juni.  (Eigenbericht.) Im Oldenburgischen Landtag sollte am Dienstag nach der Tages- ordrnrng zur Neuwahl der Regierung geschritten' werden. Die Nationalsozialisten, die das bisherige Beamtenministerium ge- stürzt hatten, tonnten dem Landtag jedoch weder ein politisches Ministerium noch ein Beamtenministerium vorschlagen. Ihre ganze Weisheit bestand wie immer, wenn sie in den Parlamenten nicht weiterkommen, in einem Antrag auf Auflösung des Landtags, der erst vor wenigen Wochen gewählt worden ist. Die Sitzung verlief deshalb nach einer uferlosen Geschäftsordnungsdebatte ergebnislos. Heute wird sich der Aelteftenrat des Oldenburgischen Landtags mit der Situation befassen. Es sind Bemühungen im Gange, die alte Regierung wiederzuwählen.
Oer widerspenstige Herzog. Das Land Braunschweig   muß klagen. Braunschweig  . 24. Juni.(Eigenbericht.) Die braunschweigische Regierung hat sich jetzt, so schwer ihr das auch gefallen sein mag, gegen den früheren Herzog von Brounschweig wenden müssen Der Herzog hatte sich geweigert, den auf ihn entfallenden Der» w a l t u n g s k o st e n b e i t r a g sür das Landesmuseum in Braun» schweig und die Landesbibliothek in Wolffenbüttel zu zahlen. Auf eine kleine Anfrage eines sozialdemokratischen Abgeordneten hat die Regierung jetzt geantwortet, daß der Vorstand der Museums- und Bibliotheksstiftung bei der obersten Verwaltung des Gesamt- Hause« Braunschweig-Lüneburg   Vorstellungen wegen der Kürzung des Verwaltungsbeitrages erhoben hat. Falls dieser Schritt vergeblich bleibe, wolle das Staatsministerium das Nötige zur Durchführung der aus dem Vertrag vom Juni 1925 sich ergebenden Verpflichtungen veranlassen. Museum und Landesbibliothek sollen in beschränktem Umfange geöffnet blechen. Das braunschweigische Staatsministerium wird also den früheren Herzog von Braunschweig   oerklagen müssen.