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Nr. 291 48. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Eiertanz der Bauunternehmer.

Einig nur im Bekenntnis zur sozialen Reaktion.

Die Spißenverbände der Bauunternehmer ver­anstalten gegenwärtig in Berlin eine sogenannte 6. Deutsche Bau­woche, die sie zu einer großen Kundgebung ausnutzen.

Nach einer für die Arbeitgeber profitreichen Sonderkonjunktur in den Jahren 1927 bis 1930 ist das Baugewerbe jetzt viel stärker als andere Produktionszweige von der allgemeinen Wirtschafts= trife betroffen, deren Auswirkungen durch den starken Abbau der öffentlichen Mittel für den Wohnungsbau und durch den Rückgang der Aufträge der öffentlichen Hand ungeheuer verschärft werden. Die Hauptlast der fatastrophalen Lage trägt die Bauarbeiter chaft, von der nach den gewerkschaftlichen Statistiken zurzeit, mitten in der Bausaison, rund 55 Proz. erwerbslos sind.

Aber auch die Unternehmer, bei denen sich die Konkurse häufen, Aber auch die Unternehmer, bei denen sich die Konkurse häufen, suchen nach einem Ausweg aus der Krise. Sie halten durchaus zu Recht-

,, die auf eine Droffelung der Bautätigkeit zielenden Maßnahmen der Behörden im Interesse der gesamten Volkswirtschaft für verfehlt.

Donnerstag, 25. Juni 1931

Neuer Berlust bei Telephon Berliner.

Hohe Abschreibungen, hohe Zinszahlungen.

Erst im vorigen Jahr mußte das Aktienkapital der Telephonfabrik Berliner A.-G., Berlin , im Ver­hältnis von 5 zu 2 zusammengelegt werden, um einen Verlust von

für den Wohnungsbau aufgebracht werden. Sie gestehen also ein, 4,1 Millionen Mark zu tilgen. Im Geschäftsjahr 1930 ist ein daß das

Privatfapital ohne die Unterstützung der öffentlichen Hand bei und willens ist, Wohnungen in ausreichender Anzahl zu bauen, und den heutigen Zinsbedingungen und Baukosten nicht in der Lage proflamieren zugleich die Rückkehr zu den privatkapitalistischen Me­thoden des Wohnungsbaues", dessen steinerne Zeugen die Miet­fasernen der Verkriegszeit sind. Das ist eine Logik, die sich ein Unternehmergehirn zusammenreimen mag!

nehmer- u. a. Beseitigung des Reichsmietengesetzes, des Mieter­Der reaktionäre wohnungspolitische Wunschzettel der Bauunter schutzgesetzes und des Wohnungsmangelgefeßzes wird durch ihre ozialpolitischen Forderungen würdig ergänzt. Sie ver­langen eine sinnvolle Tarifvertrags- und Sozialpolitik", deren Sinn darin besteht, von der Arbeitnehmerseite die Aufgabe ihres Festhaltens an ihren starren Grundsätzen, besonders in der Lohn politik, der Arbeitszeitfrage und im Sozialver sicherungswesen zu fordern" und der Reichsregierung eine Berschärfung der Notverordnung vom 5. Juni in Richtung eines beschleunigten Abbaus der Leistungen in der Unfallversicherung

nahezulegen.

Besonders muß vermerkt werden, daß der Leiter des Statisti­schen Reichsamtes, Professor Dr. Wagemann, das reaktio­näre Programm der Bauunternehmer durch ein Referat ,, wiffen­schaftlich" zu stüzen versuchte, indem er die Arbeitslosigkeit unter der Bauarbeiterschaft auf die Erschöpfung der Wohnungsbaufapi­talien durch Uebersteigerung der sozialpolitischen Maßnahmen zu­rückführt.

In einer allgemeinen Entschließung erflären sie: Ein schaffendes Baugewerbe bringt die Arbeitslosen von der Straße, er­höht das Volkseinkommen und damit das Steueraufkommen, stärkt die Kaufkraft der breiten Massen und übt eine belebende Wirkung auf die Wirtschaft aus." Auf der anderen Seite verlangen sie ,, Rückkehr zur Wirtschaftsfreiheit" und begrüßen die Schritte der Regierung, die die vollkommene Rückführung des Wohnungswesens in die Privatwirtschaft zum Ziele haben". Da aber ,, andernfalls das Privattapital fich mangels Rentabilität nicht dem Wohnungsbau zuwenden wird", wünschen sie den gänzlichen Den reaktionären Forderungen der Arbeitgeber im Baugewerbe Abbau der öffentlichen Mittel für den Wohnungsbau erst nach segen die Sozialdemokratie und die Freien Gewert der dringend geforderten Beendigung der Wohnungszwangswirtschaften ihr Programm der Erhaltung des Mieterschutzes und schaft und der Beseitigung des Gesezes über den Geldentwertungs- einer durchgreifenden Arbeitsbeschaffung durch ausreichende öffent­ausgleich( Hauszinssteuer) durch das ja die Hauszinssteuermittel liche Mittel, insbesondere für den Wohnungsbau, entgegen.

Die Schweineflut.

Wir werden noch lange niedrige Schweinepreise behalten.

Die amtliche Schweinezählung vom 1. Juni 1931 ergibt gegenüber der Junizählung des Vorjahres eine Steige= rung des Gesamtschweinebestandes von 19,80 auf 22,53 Millionen oder um 13,8 Proz. Der Bestand an Zuchtsauen hat sich noch um 5,5 Proz. auf 2,35 Millionen erhöht. Bei den trächtigen Sauen er­gab sich allerdings ein Rüdgang um 3,9 Proz. auf 1,43 Millionen Stüd. Die mit der Prüfung der Zählungsergebniffe beauftragten Sachverständigen stellen fest, daß zwar eine Einschränkung der Schweineaufzucht infolge des nach und nach abnehmenden Zuwachses vorliege, daß aber wegen der noch fortdauernden absoluten Steige­rung des Gesamtstandes mit einer grundlegenden Aenderung der ab­fintenden Schweinepreise in absehbarer Zeit noch nicht zu rechnen ist. Im Herbst sei ein weiteres Ansteigen des Schweineauftriebes zu erwarten, und in den Wintermonaten würden die Vorjahrsauftriebe noch stark übertroffen werden. Weiterhin werde die Preisentwicklung von der ungewöhnlich niedrigen Kauftraft der Be­völkerung beeinflußt.

fteht es gegenwärtig um die Wohnungsfrage?" Am Sonnabend und Sontag werden im Rahmen der Tagung zahlreiche Groß­Berliner Siedlungen besichtigt.

Berluftabschluß bei Hanomag . Kapitalzufammenlegung 3: 2 vorgeschlagen.

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neuer Verlust von 0,35 Millionen Mark entstanden, der vor­getragen werden soll.

Inzwischen ist das Kapital( 2,97 Millionen Mark) zu 95 Proz. auf die Standard Elektrizitäts- Gesellschaft über­gegangen, die auch die Schwachstromunternehmen Mig u. Genest, C. Lorenz und Schuchardt A.-G. fontrolliert. Das Kapital der Standard befindet sich zum überwiegenden Teil im Besitz der International Telephone and Telegraphic Corporation( ITT.), zum kleinen Teil im Besiz der AEG. Trotz dieser Zusammen­faffung der Berliner Schwachstromunternehmen hat sich ihre Lage nicht gebessert.

Bei Telephon Berliner war der Absatz von Rundfunk= apparaten gut; auch die Amsterdamer Tochtergesellschaft hat mit Gewinn gearbeitet. lephonen( Zurückhaltung der Reichspost!) und Schrauben wiesen Aber sowohl Absatz wie Preise von Te­einen starken Rückgang auf. Infolge des Preisrückganges mußten die Lagervorräte erheblich niedriger bewertet werden, die mit 1,8( im. Borjahr 3,3) Millionen Mart zu Buche stehen; der Menge werden mit 0,4 Millionen Mark ausgewiesen, da die Schulden von nach dürften sie faum fleiner geworden sein. 3inszahlungen 7 Millionen Mark( Borjahr 8,7 millionen Mark) immer noch mehr als das Doppelte des Aktienkapitals ausmachen. Forderungen werden mit 3,8 Millionen Mark angegeben.

Monopolgewinne.

-

und an jedes

Deffauer Gas verteilt 9 Proz. Dividende Aufsichtsratsmitglied 38 000 Mart.

merden:

=

Seit Jahren fordert die Unternehmerschaft die Privati­sierung der Versorgungsbetriebe; und die Notlage der Kommunen hat ja auch eine teilweise Erfüllung dieser Wünsche ge­bracht( siehe Berlin !). Der Abschluß der Deutschen Continen tal Gas Gesellschaft zu Dessau illustriert mit aller Ein­deutigkeit, warum diese Forderungen der Wirtschaft" erhoben es find die Monopolgewinne, die die Unter­nehmer in ihre Tasche leiten möchten, Monopolgewinne, die auch in Krisenzeiten ungeschmälert einkommen, da der Verbrauch von Gas und elektrischer Energie nur wenig eingeschränkt werden kann. Nur Unternehmergehirne, die dauernd Privatinteresse mit Gemein­wohl verwechseln, fönnen nicht begreifen, daß solche Ver­forgungsbetriebe und solche Monopolgewinne der Allgemein­heit gebühren.

Der Gesamtabsag von Gas des Dessauer Gas- Konzerns iſt infolge einer Gebietsabtrennung von 322,4 auf 315,3 Millionen Kubikmeter zurückgegangen; die Abgabe von Elettrizität er­höhte sich von 607 auf 612,5 millionen Kilowattstunden.

Die Hannoversche Maschinenbau A.-G., vorm. Geschäftsjahr 1930 einen Verlust von 3,7 Millionen Mark aus, Georg Egestorff , Hannover ( Hanomag ) weist für das nachdem schon das Jahr 1929 mit einem Verlust von 0,7 Millionen abgeschloffen hatte, der aus den Rücklagen gedeckt wurde. In diesem Jahre stehen aber nur noch 0,67 Millionen Mart Rücklagen zur Verfügung, so daß immer noch ein Verlust von 3,1 Millionen Mark zu tilgen bleibt. Da aber alle Abteilungen des Unternehmens( bis auf den Kleinautobau) schlecht beschäftigt sind, so daß weitere Abschreibungen auf die Anlagen nötig sind, mußte sich die Berwal­tung entschließen, eine Zusammenlegung des Kapitals von 14,5 auf 9 Millionen Mark, im Verhältnis 3: 2 vorzuschlagen. Im Geschäftsbericht wird ausgeführt, daß man sich vergaserei liegt bei einer anderen Tochtergesellschaft, der Gemert­gebens bemühte, durch Ausdehnung des Auslandsgeschäftsfchaft Westfalen. Diese wollte die von der Großgaserei be= einen Ausgleich für den schlechten Inlandsabsatz zu schaffen. Der nötigte Kohle als Selbstverbrauch( also ohne Umlagezahlung Gesamtumsa z sei gegenüber dem Vorjahre um 8 Proz. zurück- an das Syndikat) liefern, womit sich aber das Rheinisch- Westfälische

Der Ausbau des Konzerns erfolgte aus eigenen Mitteln. Auf dem Gebiete der Gasversorgung wurde die Gasfernversor= gung Anhalt neu gegründet. Die Konzerngesellschaft Groß­gaferei Mitteldeutschland A.-G. hat den Bau der Groß­gaferei vollendet. Der Aktienbesiz des Konzerns an der Groß­

Allgemeiner Deutscher Bauvereinstag. gegangen. Der Lokomotivbau mußte im Laufe des Jahres Kohlensyndikat nicht einverstanden erklärte. Der Konflikt, in deſſen

Der Hauptverband Deutscher Baugenossen schaften hält in den Tagen vom 3. bis 5. Juli seinen 6. Allge­meinen Deutschen Bauvereinstag ab. Für Freitag, den 3. Juli, ist eine öffentliche Hauptversammlung im Sigungsfaal des Reichs tags vorgesehen. Verbandsdirektor Dr. Weber wird über Die gemeinnützige Bauvereinsbewegung in den Jahren 1930/31" sprechen, Staatssekretär Prof. Dr. Scheidt über das Thema" Wie

stillgelegt werden; im Januar 1931 ist er auf die Henschel u. Sohn 2.-G., Kassel , übergegangen. Die Beschäftigung im Dampf fesselbau war sehr schlecht; allerdings gelang es, einige Ruß landaufträge hereinzubekommen. Die schlechte Lage der Land­wirtschaff beinträchtigte das Schleppergeschäft. Die Abteilung Klein autobau dagegen fonnte ihren Umfaz um 50 Proz. gegenüber dem Vorjahre bessern. Auch im neuen Geschäftsjahr ist bisher nur das Kleinautogeschäft erfolgreich gewesen.

Verlauf die Gewerkschaft Westfalen( also Dessauer Gas) ein Ein­greifen der Reichsregierung auf Grund der Kartelinotver ordnung forderte, ist noch nicht beigelegt. Das von der Groß­gaferei erzeugte Gas wird verteilt von der Gasversorgung Magdeburg- Anhalt A.-G. Diese hat ihr Versorgungsgebiet weiter ausgedehnt. Mit dem Bau einer Gasfernleitung von Magdeburg nach Genthin wurde begonnen; die Hochdruckleitung Magdeburg - Leipzig ( 120 Kilometer) wurde in Betrieb genommen.

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