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Beilage vits

Donnerstag, 25. Juni 1931 is 0000S TRAS

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Erwerbslosen- Beranstaltungen

Ein Berfuch von Alfred Jabezinski

Wir geben dem Bericht des Genossen abczynski, Obmann des Kreisbildungsausschusses Friedrichshain, über die von ihm mit großer Hingabe aufgebauten Erwerbslosenveranstaltungen gerne Raum in der Hoffnung, daß seine Erfahrungen allseitig befruchtend

Aus der Not der Zeit heraus stelle ich die Forderung: Se ben wir uns allen mehr Freude trop der Not! Von diesen Erwägungen ausgehend, haben wir im Kreise Friedrichshain mit Unterstützung des Bezirksbildungsausschusses und mit 3Zustimmung Des streisvorstandes den Verſuch prattiſcher Arbeit an den Erwerbs

losen gemacht.pote

biewonusDin DerAbend

Shalausgabe des vorwärt

obal Der Habertshofa

Die Entwicklung einer Volkshochschule

hier an

In schöner hessischer Landschaft, auf einem waldigen Höhenzug,| Fuchs aus dem schlechtschließenden Stall seine Beute und als ein­einem Ausläufer der Rhön , liegt der Habertshof, eine Heim- mal ein Dugend junger Hühner in einem Korbe über den Hof poltshochschule, die mit einer fleinen Landwirtschaft verbunden ist. transportiert wurden, erstickte die Hälfte. Derlei Mißgeschick gab Die Entwicklungsgeschichte des Habertshofes ist ein Stüd Geschichte es öfter; die Gemeinschaft mancher Lebens­Deutscher nachtriegsjugenbbewegung und damit untüchtige aufgenommen wurde, ber brauen Schiffbruch erlitten auch ein Teil deutscher Geschichte. Emil Blum , der Leiter des hatte und hier nun auch nicht gerade zur Erhöhung der Leistungs­Habertshofes, hat sie in einem mit ein paar hübschen Photos ge- fähigkeit beitrug. schmückten Bändchen erzählt( Der Habertshof, Werden und Gestalt einer Heimvolkshochschule; 60 Seiten; 1,80 Mart; Neuwert- Ber­lag, Kassel ).

Die politische Schulung dieser Erwerbslosen geschieht nicht in Form von Arbeitsgemeinschaften, sondern jede Zusammenfunft ist in sich abgeschlossen. Wir haben die Erfahrung gemach, daß die Teilnahme start fluktuierend ist. Wir überlassen abgeschlossene Arbeitsgemeinschaften den Abendkursen der Arbeiterbildungsschule. Kurz nach dem Kriege gab es eine Zeit, in der viele Menschen Bisher wurden 115 erwerbslose Genossen erfaßt; bei aus der Jugendbewegung daran gingen, einmal mit ihren Idealen tausend erwerbslosen Genossen also etwa der zehnte Teil. Diese zu neuer Lebensführung Ernst zu machen, die Städte als Stätten zivi­sammenkünfte finden nachmittags von 15 bis 18 Uhr statt, also lisierter Unkultur zu verlassen und in romantischer Flucht vor der immer für drei Stunden. In diesen drei Stunden geben wir je nach rauhen Wirklichkeit sich am zärtlichen Busen der Mutter Natur zu Thema und Wunsch der Teilnehmer Vorträge, Diskussion und einen bergen. Man versuchte in den Formen eines primitiven unterhaltenden Teil, der aber mit dem Thema irgendwie im 3u Kommunismus zu leben und die oftmals bitterste Not führte sammenhang steht. Außerdem geben wir den Erwerbslosen die Mög- zu den Tugenden der Sparsamkeit und Entbehrung. So war es lichkeit, an einem anderen Tag jeder Woche, und zwar abends, auch auf dem Habertshof. Eine Gruppe junger Menschen lebte da zwanglos zusammenzukommen. Für diese zwanglosen Zusammen- zusammen und verwaltete den Hof in den Formen einer Genossen­künfte stellen wir durch unser Bezirksamt den Genossen 16 Sch a chliche Entlohnung erhielten die Mitglieder der Gemeinschaft nicht, schaft, von einem starken Willen zur Gemeinschaft erfüllt. Geld­an den Geschäftsführer der Genossenschaft wandten sich die einzelnen, wenn sie Kleidungsstücke brauchten, er bewilligte oder lehnte ab, je nach Kaffenlage und Bedürftigkeit. Größere Ausgaben für Neu­lern gemeinsam beraten, in der ersten Zeit beratschlagte man sogar anschaffungen, Aufnahme neuer Mitglieder wurden von den Sied­jeden Morgen, welche Arbeiten für diesen Tag in Angriff genommen

fpiele, viele andere Brettspiele und eine kleine Hand­bibliothek zur Verfügung. Es kommen auch Genossen, die Karten spielen, warum auch nicht, besser hier bei uns in schönen Räumen als in den üblichen Wirtshäusern. 24 Stunden tönnen die Genossen abends beisammen sein, der Besuch ist etwas schwächer als nachmittags, durchschnittlich 20 pro Abend, nachmittags durch­schnittlich 50 bis 60. Frauen beteiligen sich fast gar nicht, bei etwa 55 Männern 4 bis 5 Frauen. 81

Ferner werden die erwerbslosen Genossen von uns beköstigt, Kaffee und Schrippen mit Butter. Die Gelder bringen wir durch Kaffee und Schrippen mit Butter. Die Gelder bringen wir durch Sammlungen auf, und auch unsere Kreiskasse springt helfend mit ein. Die Unkosten betragen pro Nachmittag etwa 10 M. Die Küchen­arbeit besorgen unsere Genoffinnen natürlich ohne Entgeld.

werden sollten.

Der Mythos einer Gemeinschaft, die nur allzu oft auch in tapfer ertragenem gemeinsamen Hungern bestand, erfüllte sie alle und half ihnen auch über manche Schwierigkeiten hinweg. Aber trozdem ließ sich die primitiv- kommunistische Form auf die Dauer nicht aufrechterhalten. Der durch keine Sachkenntnis ge= Die Teilnahme an der Diskussion ist außerordentlich rege, ferner nicht ersetzen. So versuchte man einen gärtnerischen Intensivbau trübte Enthusiasmus fonnte die notwendige bäuerliche Erfahrung wird jede organisatorische Maßnahme zur Aus durchzuführen, der in stärkstem Widerspruch zum gegebenen Klima Sprache gestellt; stärkste Mitarbeit der Erwerbslosen selbst zu er= reichen, ist hierbei unser Ziel. Das gesamte Programm wird von Dußend Bienenstöden leistete man sich den Lurus, mehrere Fach­Bei einem Besitzstand von nicht mehr als einem halben mir vorgetragen, alle Wünsche werben, soweit irgend möglich, bezeitschriften über Bienenzucht zu halten. Ein Pferd wurde zu Tode rücksichtigt. Die sichtbarste Anteilnahme zeigen die älteren Genossen, gefüttert. The man noch über einen richtigen Stall und die sonstigen die leider fast Dauer Arbeitslosen. fachlichen Voraussetzungen verfügte, begann man eine Hühnerzucht gleich mit zwei Brutmaschinen. Inzwischen holte sich nachts der

Nun zu den Veranstaltungen selbst. Gemäß dem von mir auf­Nun zu den Veranstaltungen selbst. Gemäß dem von mir auf gezeigten Aufgabengebiet zunächst die politische Schulung.

stand.

1. Erwerbslosenfragen.m ladinolia monolineFritz Heimke- Wolgaft: eron

Vortrag über das Brauns- Gutachten.ens

Bortrag über die Arbeitslosenversicherung in Frage und Antwort.

Vortrag über die Erwerbslosenfrage im Spiegel der Presse.

2. Innenpolitische Schulung. ше навли ф

trag von E. Lederer).

Vortrag über ,, Wege aus der Wirtschaftskrise"( nach dem Bor­Vortrag über Sozialdemokratie und Landwirtschaft. Land arbeiterfragen.

3. Außenpolitische Schulung.

Vortrag über Frankreichs . Wirtschaft von einem deutschen Ge­noffen.

Vortrag über Frankreichs Wirtschaft von einem französischen Genoffen, der als Austausch- Lehrer in Berlin tätig ist und dem französischen pazifistischen Lehrerverband angehört. Bortrag über Finnland als besonderem Wirtschaftssystem. Vortrag über Ameritas Wirtschaft. Bortrag über die Wirtschaftseinheit Europas . Vortrag über Probleme der Weltpolitik als kontradiktorischer Abend von zwei Referenten.

Es ist ein Anfang innen- und außenpolitischer Schulung, der nach einem bestimmten noch aufzuzeigenden Plan fortzusetzen ist, den Genossen aber bisher doch schon ein Bild unserer gegenwärtigen Situation gegeben hat.

4. Der Aufbau der sozialistischen Organisationen.

Eine von den Freidenkern getragene Veranstaltung mit dem Thema: Aufbau und Ausbau einer nationalen und inter­nationalen Freidenferbewegung.

Ein Besuch einer weltlichen Schule mit Vorführungen und Vortrag der Kinder.

Ein Bericht über die Arbeiter- Olympiade mit einer Dar.

stellung des Roten Wien".

5. Das Seelenleben der Erwerbslosen.

6. Kunst, Musik und Dichtung.

Zu einem offenen Zusammenbruch der Siedlung kam es nicht, aber mehr und mehr mußte man die den Realitäten widersprechen­den Formen abbauen und sich den gegebenen Tatsachen anpassen. Im Entgelt der Mitarbeiter setzte sich statt des bisherigen Bedarfsprinzips immer mehr das Leistungsprinzip durch, um die fähigeren und tüchtigeren Leute zu halten. Unwirtschaft­liche Betriebe wurden geschlossen und abgestoßen, aber trotzdem wäre der Habertshof dem Schicksal wohl fast aller aus der Jugend­bewegung entstandenen Siedlungen im Zusammenbruch gefolgt, wenn nicht die Rettung gekommen wäre durch den Zusammenschluß der Siedlung mit der Neumertbewegung, moraus die jetzige Form des Habertshofes enstand: eine Genossenschaft, die eine Heimvolkshochschule mit dazugehöriger Landwirtschaft betreibt. zur Arbeiterbewegung bekennende Heimvolkshochschule, die einen

Der Habertshof ist eine parteipolitisch unabhängige, jedoch fich religiös begründeten Sozialismus vertritt. Gleich­wohl gehört die Behandlung religiöser Fragen nicht zu seinem Lehr­gebiet, denn, wie Emil Blum schreibt: Glaube ist kein Lehrstoff Tun des Menschen umgrenzt und trägt." Den Kursusteilnehmern neben anderen Lehrstoffen, sondern der Grund, der alles Wissen und

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jungen Arbeitern und Angestellten soll nicht ,, Bildung" zum individuellen Aufstieg vermittelt werden, im Gegenteil will man durch den Einzelnen der gesamten Arbeiterbewegung dienen. Nicht die Frage: Wie bilde ich mich weiter, wie entrinne ich meinem proletarischen Schicksal", sondern Wie diene ich den Aufgaben meiner Klasse" sucht der Habertshof zu beantworten.

Das geschieht in den je drei Monate dauernden Kursen neben Behandlung von Themen, deren Stoffgebiet die Probleme der Ar­der Besprechung persönlicher Lebensfragen in erster Linie durch die beiterbewegung, der Politif, Wirtschaftskunde und Sozialpolitik um Blum ausführlich und mit dem Gefühl letter Berantwortung er­faßt. In der Frage der religiösen Haltung des Heims, die Emil läutert, tann man auch anderer Meinung sein, aber die kleine Schrift ist als ein Ausdruck dort geleisteter Arbeit gleichzeitig ein wertvoller Diskussionsbeitrag zum Problem der heute doch oft er­starrten und mechanisierten Volksbildungsarbeit. Richard Junge.t

Die Gegenwart im Unterricht

kürzlich berichtet wurde, ist ein netter Anfang, ein zielficherer Schritt Das selbstzusammengestellte Zeitungslesebuch, über das hier zur Ganz- und Quellenschrift, die das herkömmliche, teure, unprat tische Lesebuch überflüssig machen und aus der Schule ganz ver­bannen will. Der nächste, naturnotwendige Arbeitserfolg muß sein die Zeitungssammelmappe. Gedacht ist sie als ein von den Kindern gemeinsam zusammengetragenes Klaffen- und Schul eigentum. Wertvolle Stoffe aller Wissensgebiete speichert sie auf, um sie in Gruppen- oder Einzelarbeit, je nach Stoff, Stimmung und Stunde der Gemeinschaftsarbeit und bildung nußbar zu machen. In ihrer Vielseitigkeit gleicht sie einem Almanach. Ihre Stoffe nimmt sie aus allen nur denkbaren Quellen: Zeitungen, Illus strierten Kalendern, Zeitschriften, Broschüren, Coco- und Blauband heften, turz aus allem, was den Kindern zugänglich ist. Sehr bald wird eine äußere Fülle ein Sichten und Ausscheiden nötig machen. Ihm schließt sich eine Gruppierung nach Sachgebieten an. Unsere Sammelmappe hat fechts Stoffgruppen: Geschichte, Erd­kunde, Naturkunde, Erfindung und Technik, Volksgesundheit und Volkswohl, Festzeiten und Festgebräuche. Bei jeder sich nur irgend wie ergebenden Gelegenheit greifen die Kinder zur Sammelmappe genau so wie zum Duden und Brockhaus. Sie kann Ausgangs­punkt der Lehreinheit sein oder dieselbe abschließen, oder mitten darin zur Illustration, Erklärung und Beranschaulichung ihre Stimme erheben.

3eitungsede, unser 3eitungsbilderdienst. Ihr bebilderter Gegenspieler in unserm Unterrichtswesen ist die Sein 3wed iſt. uns so nebenbei( Gelegenheitsunterricht, fein

satorischen Aufbau besser fundieren. Die Mitarbeit der Ein Arbeitsloser spricht: Wie empfinde ich meine Arbeits- Organisationen muß unbedingt beffer werden, die Mitarbeit lofigkeit? der sozialistischen Lehrerschaft habe ich mir bereits gesichert. Für jedes Teilgebiet sind Sektionen zu bilden, die im Kreisbildungs­ausschuß zusammen mit einer von den Erwerbslosen zu wählenden Kommission systematische Vorarbeit leisten. Wir werden die Teil­gebiete wie folgt festlegen, und zwar im Aufbau für das ganze interhalbjahr. Es stehen bereits die Genossen für die Leitung der einzelnen Aufbaugebiete zur Verfügung.

me

a) Schallplatten indianisch- merikanischer Lieder. Mit einem Vortrag über Merito nach Traven . Veranstaltung der Büchergilde Gutenberg.

b) Genossen von der Aktuellen Kleinkunstbühne rezitieren Heine, moderne Songs, Traven.

c) Dieselben Genossen sprechen französische Dichtungen im An­schluß an den Vortrag über Frankreich .

d) Genosse Oskar Wöhrle liest aus eigenen Dichtungen.

e) Ein heiterer Nachmittag unter dem Motto: Lachendes Volk. f) Eine Verfassungsfeier unter der Devise: Trotz alledem zur sozialistischen Republik! Bestritten von den Arbeiter- Laien­spielern.

Sicher ein reiches Programm und ein meines Erachtens wert­voller Ausgleich der ernsten politischen Schulungsarbeit. Daneben besuchten wir ein Konzert( Weber, Schubert, Beethoven ) und zwei Beranstaltungen der Volksbühne: Die Ehe" und Lumpazi­vagabundus". Ueber alle künstlerischen Werte erfolgt eine Aus sprache. Die aufgezeigten Veranstaltungen umfaffen einen Zeitraum von Ende April bis zum 11. August.

Nun noch meine Gedanken über den weiteren Ausbau der Er­werbslosenarbeit in unserem Kreise, wobei ich von der Ueberzeugung ausgehe, daß eine Minderung der Erwerbslosigkeit vorläufig nicht eintreten wird, also die Arbeit fortgesetzt werden muß. Ich möchte trotz erwünschter Veränderung der politischen Situation den organi­

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Unsere Aufgabenkreise.

A.

1. Politische Information. Erwerbslosenfragen.

2. Innen- und Außenpolitik.

3. Wirtschaftskunde. Mensch und Technik. 4. Geschichte.

5. Menschen Gesundheitspflege.

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B.

1. Vorführungen und Besichtigungen. 2. Filme, Photographie.

3. Heiteres und Ernstes in Dichtung und Kunst.

4. Musikalische Darbietungen.

Wir werden jeder Gruppe bestimmte Nachmittage zuweisen und alle diese Arbeit aus dem großen und erhebenden Bewußtsein der sozialistischen Solidarität heraus leisten. Indem wir unseren er­werbslosen Genossen helfen, hoffen wir, uns allen, dem Sozialismus und unserer Partei zu dienen.

Stoffe aus allen mur möglichen und denkbaren Quellen und Rich­Schlagwort!) auf dem laufenden zu halten. Auch hier stammen die tungen. Klug ist es, jede Ede( die mit Wochenbeginn wechselt) unter einen einheitlichen Gesichtspunkt zu stellen. Ich nenne u. a. folgende Grundgedanken: Das Grab am Nordpol ( Andree, Wegener), Lied der Arbeit, Helden der Arbeit, Arbeitslos( Unser täglich Brot-). Unsern lieben Müttern( 3um Muttertag), So waren wir auch mal ( 3um Kindertag), Ihr lieben Leut,' s ist Jahrmarkt heut, Tiere, mie fie sind und scheinen, Mensch und Maschine, Tand, Tand, ist das Gebilde von Menschenhand( Erdbebenkatastrophen). Augenblicklich hängen Bilder der Wegener- Expedition. Es wird folgen eine Süd­polece( Byrd), vorbereitet und zusammengestellt wird Piccards Flug. Ein ungemein tostbares Stück Schularbeit, dessen befruch­tende Anregung und Förderungen nicht annähernd abzuschäzen sind.

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Ganz von selbst drängen sowohl Sammelmappe wie Zeitungs­ecke die Kinder zu allerlei Fragen und Problemen. Sie ab­zufangen, die findlichen Energien nicht verpuffen zu lassen, be­zweckt, wiederum im Brinzip des Gelegenheitsunterrichtes, unser Fragefast e n. Ihm vertraut selbst der Schüchternste, das ist das Wundervolle, sein Zettelchen an. Beliebt für die Fragebeantwortung braucht und muß nicht immer Stoff im Kasten sein. Es wird manch­vor der Klassengemeinschaft sind die letzten Sonnabendstunden. Es mal viel, manchmal wenig, manchmal gar nicht gefragt. Dafür wird diese und jene Frage derart sein, daß ihre Beantwortung eine und mehr Stunden füllt und dadurch unter Umständen Stoff für Wochen bleibt.

Sammelmappe, Zeitungsecke und Fragekasten geben allen Wissensgebieten ihr Recht, ob sie im Plan, in der jeweiligen Arbeits. richtung der Klaffe liegen oder nicht. Sie geben Gelegenheit, gerade an der Peripherie des Unterrichtslebens liegende Gebiete in den Brennpunkt des unterrichtlichen Behandelns zu ziehen. Damit sind fie gegenwartsecht, lebenswahr und erlebnisnahe. Sie müssen natur­notwendig in den obersten Klassen ausreifen zum Zeitver­Führen die vorsichtigen stehen durch Zeitunglesen. Zeitungslejehefte in letzter Konsequenz nicht zum mutigen Zeitungs­lesen, dann bleibt ihre Absicht in den Anfängen stecken.

Wir lesen mit unserm achten und neunten Schuljahr in den Monaten November und Februar Zeitungen aller politischen Haupt­richtungen. Die Absicht ist, einen offenen Blick und ein ungetrübtes Urteilsvermögen zu schaffen, politisch zu bilden und nicht partei­politisch zu verbilden. Unsere regelmäßigen Besuche der Sigungen des Bürgerschaftlichen Kollegiums geschehen z. B. in der Absicht, Achtung und Respekt vor jeder politischen Auffassung und Tätig­feit zu vermitteln, die werdenden Staatsbürger zu der Erkenntnis zu bringen, daß es zwar leicht ist, alles besser wissen zu wellen, daß es aber äußerst schwer ist, an verantwortlicher Stelle allen Gegenströmungen zum Troß pofitive Arbeit zu leisten. Wir hoffen, daß wir damit Menschen erziehen, die auch den politischen Gegner zunächst als Mitmenschen und Gemeinschaftsarbeiter achten und schäzen. Uns scheint, daß wir dadurch am ehesten zu einer gründlichen Bereinigung unseres öffentlichen Lebens tommen. Es war der wunderliche Pestalozzi, der das Wort prägte: Ich lebe nicht mir, sondern dem Bruder, nicht der Ichheit, sondern dem Geschlecht". Die Neuorientierung unserer Erziehung nach ihm, Rembrandt , Fröbel und dem Freiherrn vom Stein nannte Georg Wolif, Berlin , jüngst die geistige Achsendrehung. Und mit diesem ,, Schlagwort" ist es uns allen wahrhaftig bitter Ernst.