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Arbeit an Berlins Ctat.

Das Defizit auf 20 Millionen herabgedrückt.

In der heutigen Sihung des Haushaltsausschusses der Stadtverordnetenversammlung legte der Oberbürgermeister einen Ueberblid über die Beränderungen des Stadthaushalts­entwurfs für 1931 felt der Verabschiedung im Magiftrat vor. Der mit einem Fehlbetrage von 92 Millionen Mart ab= schließende Haushaltsentwurf des Magistrats ist seit seiner Berab­schiedung im Magistrat durch verschiedene Umstände verändert worden. Aus nachträglichen Anmeldungen des Magistrats in der Ordentlichen Verwaltung von 14,8 Millionen Mark Einnahme und 16,3 Millionen Mark Ausgabe und in der Außerordentlichen Berwaltung von 10,3 Millionen Mart Einnahme und Ausgabe ergibt fich ein weiterer ungbedter Betrag von 1,5 millionen Mark, zu dem eine Mehrausgabe von 0,4 Millionen Mark als Ergebnis der Beratungen des Haushaltsausschusses der Stadtverord­itetenversammlung hinzufommt.

Bedeutend weitergehende Veränderungen werden durch die finanzielle Auswirtung der Rotverordnung vom 5. Juni 1931 und die weitere Wirkung der Wirtschaftskrise verursacht. An Entlastungen des Haushalts find auf Grund der Notverordnung 21,4 Millionen Mart zu buchen, die von Reich und Land zur Er= leichterung der Wohlfahrtslasten als Anteil der Stadt erwartet werden können, und rund 14,4 Millionen Mark aus der Kürzung der, Bezüge der Beamten, Angestellten, Lehrer, Arbeiter und Verfor­gungsempfänger. Andererseits muß entsprechend der Neuschätzung bes Reichs über die Kosten der Krisenfürsorge mit einer mehr. belastung der Stadt von 5,5 Millionen Mart gerechnet werden. zu denen 1 Million Mark Mehrausgabe für Personalmittel zur Be­treuung der Wohlfahrtsunterstüßten tritt. Bei einigen Steuern lassen sich die Anfäße des Entwurfs infolge der Neuschätzung des Reiches bei der Einkommen- und Körperschaftssteuer und der Aus­wirkungen der Notverordnung auf die Kaufkraft der Bevölkerung nicht halten. Bei der Einkommen- und Körperschaftssteuer müssen 11,4 Millionen Mart abgesezt werden; bei der Gewerbeertrags­steuer muß mit einem Rüdgang um 4,16 Millionen Mart und bei der Lohnsummensteuer um 3,1 Millionen Mark gerechnet werden. Bei der Bergnügungssteuer werden, auch infolge ihrer Neuregelung, 2 Millionen Mark ausfallen und bei den Berwaltungskostenzuschüssen

Tanl

Goebbels im Faust"

Vertrag

Uber Stadion

Reichsfarben ( Schwarz- Rot- Gold)

sind an hervor

ragender Stelle zu zeigen

Faust: Auch was Geschriebenes forderst du, Pedant?" Stimme Goebbels ( aus der Loge): Unterzeichnen Sie nur ruhig, Herr Fauft! Ich werde Ihnen zeigen, wie man nachher alles ableugnet!"

der Reichspoft, Reichsbahn usw. 0,5 Millionen Mart. Insgesamt verschlechtert fich der Steuerhaushalt demnach um 21,1 Millionen

Mart.

Rechnet man die Einnahmen und Ausgaben nach den bisherigen Ausführungen gegeneinander auf, so ergibt sich eine Berbeffe rung des Planes um rund 6,2 Millionen Mark und damit eine Berminderung des Fehlbetrages auf 85,8 Millionen Mark. Der Magistrat hat weiterhin beschlossen, von dem Prinzip der Selbst versicherung für die Zukunft abzusehen. Durch diese Beschlüsse wird der Haushaltsplan um weitere 16 Millionen Mart verbessert. Der aus einer schwebenden Schuld zu deckende Fehlbetrag ermäßigt sich auf 70 Millionen Mart.

Zweite Lesung begonnen.

Der Haushaltsausschuß begann heute die zweite Lesung des Etats. Besprochen wurde zunächst die Allgemeine Berwaltung, der Stellenplan wurde angenommen. Ein sozialdemokratischer An­trag, den unsinnigen Beschluß betreffend Auflösung des Nachrichten­amtes wieder aufzuheben, wurde mit den Stimmen der Deutschnatio­nalen, Nationalsozialisten, Kommunisten und Wirtschaftspartei a b= gelehnt. Die übrigen zum Etat des Nachrichtenamtes gestellten Anträge gelten damit als erledigt.

Profeffor Schulze- Naumburg aus dem Deutschen Künstlerbund ausgefchloffen. Professor Schulze- Naumburg ist, wie die Weimarer Beitung ,, Der Nationalsozialist" meldet, aus dem Deutschen Künstler bund ausgeschlossen worden. Der Grund hierfür ist nach Feststellung des Blattes in der Entfernung moderner Bilder aus dem Weimarer Schloß- Museum, bei der Schulze- Naumburg gutachtlich tätig war, und in der Beseitigung moderner Fresten aus dem Weimarer Bauhaus zu suchen. Weitere Gründe für den Ausschluß sind Vorträge, die Schulze- Naumburg auf Einladung des Nordischen Ringes und des Kampfbundes für deutsche Künstler gegen fremde Einflüsse in der deutschen Kunst gehalten hat.

Der 6. Bezirk des Arbeiter- Sängerbundes, Gan Berlin, veranstaltet Sonntag in Spanbau- Satenfelbe( Karlsluft") ein Bezirkssänger fest mit gemischten, Rinder- und Männerchören Ginlag 3 Uhr, Beginn 4 Uhr. Dem Fest geht ein öffentliches Singen( Beginn 2 Uhr) auf dem Rathausvorplay in Spandau voraus. Gesungen wird dort vom Männer­chor: Ich warte dein" und Brüder zur Sonne"; im Gemischten Chor: Morgenrot" und" Wach auf!". Ein Festzug bringt die Sänger dann nach

Satenfelde.

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Grünanlage

im Kanal

Am Mittwoch wurde eine weitere Strede der im Bett eines zugeschüt teten Ranals geschaffenen Anlagen im Sübosten Berlins der Benutzung übergeben. Unser Bild zeigt die Anlage am Elisabethufer 3m Hintergrund der Michaelkirchplatz.

Calderon : Der Richter von Zalamea

Schiller: Theater

Calderons Ruhm, der seit drei Jahrhunderten nicht erstorben ist,| Sinne nicht mehr vollständig ein, dann wendet der Dramaturg und rechtfertigt sich für die Philologen durch die ungeheure Fruchtbarkeit des spanischen Genies. Pedro Calderon de la Barca hinterließ 200 Werte, 900 weniger als sein älterer Zeitgenosse Lope de Vega , der als der ergiebigste Dramatiker aller Erdteile und Zeiten gelten

mußte.

Calderon läßt seine Menschen, fromme Befenner des papistischen Glaubens, des fönigstreuesten Konservativismus und des üppigen Feudalwesens herrliche Hymnen singen, Brachtstücke der romantischen Rhetorik und Kleinkunst. Aber auch das innere Erglühen vor der schönen Natur, das Zärtlichsein und Jubeln und Jammern der jungen Mädchen, die kochende Sinnlichkeit, kurz, die undergänglichen In­stinkte und Leidenschaften fehlen nicht. Ein Gottestheater und ein Welttheater, in dem ursprünglichstes Leben rumort, wird von dem spanischen Genie aufgebaut, ein Theater, das wohl im Zusammen hang mit der Zeitgeschichte studiert werden muß, das aber auch zeitlos wirkt, weil diese Ueberspanntheit der Gesinnung in Harmonie tommt mit dem Wunsche und der Kunst des Dichters, die ewigen Seelenfragen anzuschneiden.

Dabei nennt Calderon den ,, Richter von Zalamea" selbst eine historia veredera, zu deutsch ein Zeitstück. Er schneidet eine Chronit aus der Regierungszeit Philipps II., aufregende Theater­atte, er gliedert die Afte in opernartige, fustige und auch graufige Auftritte. Dieses begibt sich: Soldaten quartieren sich im Dorfe Zalamea ein. Der reichste Dorfbauer hat das hübscheste Töchterlein. Es lüstert den Söldnerhauptmann nach dem Mädel. Da sie sid; nicht gutwillig gibt, raubt er sie, entehrt er fie. Und nun übt der in seiner Ehre tiefgetränkte Bater die Rache. Nicht eher ruht er, als bis der Hauptmann am Galgen baumelt, und der König selbst lobt den Dorfrichter.

Das ist mehr als eine simple Verführungsgeschichte mit tragischem Ausgang. Das ist bramatisierte Zeitmoral. Der Bauer gegen den Adel. Die Welt von unten stößt mit der Welt von oben zusammen. Die Lösung entscheidet so, daß der Bauer recht behält.

Das ist eine bittere Tendenz, aber das Stück ist auch theatralisch wirksam. Geht es in seiner pathetischen Handlung dem heutigen

" Deutsche Mufiforganisation".

Ein grundlegendes Buch.

Zum ersten Male erscheint für 1931 das Jahrbuch der deutschen Mufitorganisation". Mit Unterstüßung des Reichsministeriums des Innern und des preußischen Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volfsbildung; herausgegeben von Leo Restenberg; bearbeitet von Franz W. Beibler und Ellen 2. Beidler( Mar Hesses Verlag, Berlin- Schöneberg).

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Zu aller Erkenntnis gehört als eine unentbehrliche Voraus­fegung die Sammlung und Sichtung des Stoffes, das möglichst voll­ständige Erfassen und Beherrschen der Materie" sagt Leo Resten berg im ersten Satz des Vorworts, das an Umfang freilich weit über die Bedeutung eines nur einführenden Vorworts" wächst. Diese weit ausgreifende, gedankenvolle Betrachtung der deutschen Musik­weit ausgreifende, gebankenvolle Betrachtung der deutschen Musik­fituation von heute, tief eindringend in den zeitgeschichtlichen Hinter grund wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, politischer Vorgänge, durch die sie wesentlich bedingt ist, und in den Zusammenhang der fundamentalen Beränderungen, die sich in allen Bezirken unseres geistigen und kulturellen Lebens vollzogen haben und noch voll­ziehen, diese Betrachtung zeigt, was uns heute zu allererst not tut: Erkenntnis der neuen Situation; und, Borbedingung solcher Erkenntnis, gründliche Kenntnis aller tatsächlichen Gegebenheiten Kenntnis vom Gesamtzustand und gesamten Komplex dessen, was etwa wir deutsches Musikwesen und deutsches Musitleben nennen, Renntnis vom Ganzen wie von all seinen fleinsten Teilgebieten und Kenntnis vom Ganzen wie von all feinen kleinsten Teilgebieten und Teilerscheinungen.

Entwicklung und Umbildung der realen Verhältnisse unterworfen, Diese Kenntnis, in fließendem Wechsel der Korrektur durch die foll fortlaufend im Archiv der deutschen Musikorganisation" nieder­gelegt und festgehalten werden. Erstes, grundlegendes Ergebnis ist das Jahrbuch 1931. Eine taum vorstellbare Menge sammelnder, das Jahrbuch 1931. Eine taum vorstellbare Menge sammelnder, fichtender und ordnender Arbeit ist darin angelegt, auf dreizehn= hundert Seiten eine fast unübersehbare Fülle auch von statistischem hundert Seiten eine fast unübersehbare Fülle auch von statistischem Material untergebracht fast unübersehbar, doch in so übersichtlicher - Gliederung und Berteilung des Stoffs dargestellt, daß der Leser nach der ersten flüchtigen Beschäftigung über den Inhalt orientiert ist und sich mühelos zurechtfindet, beinahe wie in einem Katalog oder und fich mühelos zurechtfindet, beinahe wie in einem Katalog oder Legifon.( Auch ohne Inhaltsverzeichnis, das aber doch in der nächsten Ausgabe, voraussichtlich 1933, fieber nicht fehlen sollte.)

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Bo irgend in Deutschland in organisierten Formen Mufit ge­trieben, verbreitet, gepflegt wird, ob in Ronzert oder Oper, Schule, oder Verein. Kirche oder Rundfunk, über alles gibt das Jahrbuch eingehend und genau Auskunft. Ueber Reichs, Staats- und Ge meindebehörden, Berufsverbände und Gesellschaften. über Drchester und Chöre, Veranstalter und Besucherschaft, öffentliche und private Lehrinstitute, Konservatorien und Laienunterricht, über Schrifttum, Berlag, Forschungsstätten, Bibliotheken; in allen Einzelheiten, soweit

Regiffeur Legal die Ereignisse ins Groteste. Das ist schwierig, doch es gelingt. Legal streicht auch tüchtig in dem Terte des jüngsten Uebersegers Rugen Gürster, der sehr verdienstvoll arbeitete und ein respektables Wert der Nachdichtung vorlegte.( Gürsters Calderon­Berdeutschungen erschienen in einem imposanten Bande bei C. H. Beck in München .)

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Tragische Groteste das ist Legals Plan. Indem er solche Dramaturgie treibt, beseitigt er zwar vieles, was dem Aestheten teuer sein könnte, doch die dramatische Neugierde wird überall befriedigt.

Da toben Leibelt und George als die Repräsentanten des Bauerntums und des Feudalismus gegeneinander. Sie sind mächtige, schnauzende Kempen . Die Sympathie wendet sich dem Bauern zu, der den lüfternen Hauptmann, den Hans Otto' helden. haft spielt, schließlich durch seine terzengerade Gerechtigkeit zermalmt. Das, was Georges Talent ist, seine zögernde, bärenhafte Herzlichkeit, sein erstauntes Auge vor Unglück und Gemeinheit, das brilliert. Und Leibelt verwandelt sich so gut in den feudalen Haudegen, wie er sich sonst in die liebenswürdigen Lebemänner hineinzufügen weiß. Hans Otto, der jetzt neu auftauchende Held, ist wohl Meister der Suada, aber noch hängt er zu sehr an Aeußerlichkeiten. Noch anderen Nach­wuchs stellt Legal vor: Clemens Hesse, den jugendlichen Burschendarsteller. Hesse ist schon sprachlich gut erzogen, und auch den bequemen Mäßchen abhold. Bravo dem Entdecker und seinem Mündel!

Die übrigen Neuentdeckungen versagen. Noch irrt Friedel Wald, die Darstellerin der entehrten Jungfrau, zwischen Technik und Gefühl umber. Sonst behagt die unkomplizierte, man möchte sagen, die sachliche Regie Legals. Auch das Bühnenbild von Ten Otto, das mehr einer romantischen Szenerie als einer spanischen Landschaft ähnelt, versezt die Phantasie in gefunden Schwung.

Und Calderon lebt wieder so start auf, daß die Naiven sich sagen: Genie steht eben außerhalb der Zeit. Max Hochdorf.

fie fich erfaffen ließen, über Entstehung, Aufbau, Beschaffenheit, Wirkungsbereich, wirtschaftliche Grundlagen, praktische Aufgaben und ideale Ziele jeder Einrichtung, Unternehmung, Bereinigung, Körperschaft, Amtsstelle, deren Funktionen insgesamt den Zu­stand und Ablauf des Mufillebens zugleich ausmachen und be­ftimmen.

So entsteht, Glied für Blieb, ein lückenloses, mahrhaft impo­santes Bild vom tausendfältig verzweigten und verflochtenen Organismus der lebenden deutschen Musik.

Kein Land der Erde verfügt über einen Mufitorganismus von so weiter und dichter Anlage. Kein Gebiet des deutschen Lebens über eine so umfassende und erschöpfende Darstellung seines ganzen in all seinen Teilen. Dieses Jahrbuch, desses flarer. tnapper, fach­licher Tert feinen schmückenden Zufag vertrüge, besteht nur aus ge­brängtem Inhalt. Als Nachschlagewert fortan unentbehrlich für jeden, der über Musif in Deutschland Auskunft oder Belehrung sucht, bildet der schöne, stattliche Band, vorbildlich auch in seiner typographischen Ausführung, ein repräsentatives Werf der deut­Klaus Pringsheim.

schen Kultur.

Der letzte Augenblick."

Kamera.

Ein Selbstmörder erlebt im Augenblick des Ertrintens den Film feines Daseins von der frühesten Jugend ab. Manche Szenen find breit aufgesponnen, andere huschen impressionistisch vorüber. Paul Fejos , der Regisseur von Broadway" und Menschen hinter Gittern", hat in diesem Film, der nur 5000 Dollar tostete, vor fünf Jahren sein Debut gegeben.

Der Film ist stumm und läuft ohne Zwischentexte. Fejos gelingt es, die Vorgänge allein durch das Bild zu klären und zwar ohne großen technischen Apparat. Das Geschehen selbst bleibt allerdings problematisch. Die Laufbahn des Schauspielers, der aus Schmerz über den Tod seiner Frau das Leben fortwirft, ist auf den Bublifumserfolg hin stilisiert worden. Der Kitsch, die Rührung treten in den Bordergrund, die Bose überwiegt. Fejos ist noch nicht im­stande, durch die große Gefte das Menschliche hindurchschimmern zu laffen Ihm genügt die äußere Aufmachung, der theatralische Auf­tritt, Dinge, die auch später in seinem Boadwanfilm störend in die Erscheinung treten.

Was heute noch gefangen nimmt, ist der tünstlerische Aufbau, trotzdem die Mittel, damals neu, in allen Bariationen durch den stummen Film erschöpft sind. Photomontagen, Ueberlabungen wechseln mit Szenen ab, die bis ins fleinste Detail ausgespielt werden. Die montierten Impreffionen wirten wie eine Zusammenfassung der vorangegangenen Handlung, bilden Atzentuierungen, gewissermaßen Aktschlüsse. Der Film ist interessant, weil er die Eigenschaften von anderen Seite das Streben nach dem billigen Erfolg. Paul Fejos enthüllt: den Willen, Kunst zu bieten und auf der F. Sch.