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Die Deutsche Bauaus st ellung 1331, ein neuer über- zeugender Beweis des Könnens deutscher Architekten und Ingenieure und der Leistungsfähigkeit deutscher Bauindustrie, bringt insbesondere für den Siedler und Eigenheimbesitzer reiches, außerordentlich inter - essantes und anregendes Material. Auch mit dem Wochenend-> Verschalung könnte man Heraklithplatten(oder ähnliches Material)
Wochenendhäuschens, dazu kommt noch der Arbeitslohn. Die hier durchgearbeitete Lösung soll keinen Idealtyp vorstellen; häusliche und wirtschaftliche Verhältnisse bestimmen von Fall zu Fall Größe, Qualität und Ausbau des Wochenendhauses. Auch das vorliegende Projekt ist aus einer speziellen Aufgabe heraus entwickelt. Das Wochenendhaus hat eine Grundfläche von 4,73 mal 6, SS Meter, mithin also rund 31,5 Quadratmeter. Die F u n d a- m e n t s sind in Beton oder Ziegelstein in einer Tiefe von 80 Zenti- meter vorgesehen. Die Nordwand und anstoßende Teile, sowie die Zwischenwände werden aus naheliegenden Gründen in Mauer- werk aufgeführt. Auf den übrigen Fundamentsmauern ruht das cholzrahmenge stell auf Pfosten in 12/12 Zentimeter Stärke. Die Pfosten werden beiderseitig verbreitert, außen entweder in hori- zontaler Stulpschalung oder vertikal mit gespundeten Brettern mit Decklatten 2S/60 Millimeter(siehe Details). An Stelle der Holz-
Problem hat man sich eingehend befaßt und aus dem Freigelände eine Anzahl von Musterhäusern aufgebaut. Aber diese Wochenendhäuser— wie sag' ich's meinem Kinde— sind doch vielleicht nicht so ganz durchdacht und werden nicht immer den Bedürfnisien und dem Vermögen der interessierten Kreise, die viel größer sind, als man wohl an- genommen hat, gerecht. Es wird mit allem Komfort gerechnet: Gas, Wasser- leitung, elektrisches Licht. Kanalisation. Die dazu nötigen Anschlüsse an das Straßennetz tosten neben der„Schlüssel- sertigkeit", ganz abgesehen vom Grund und Boden, von Strohenabgaben, Steuern usw. noch erhebliche Gelder. Auch scheint allgemein ein allzu großer Platz für die Küche und die Schlaf- gelegenheit eingeräumt worden zu sein, Räume, die für das Wochenende sozusagen unproduktiv sind. Die gezeigten Häuschen bewegen sich in einer Preislage von etwa 8 S l) M a r k für die allerbescheidensten Ansprüche bis zu mehreren tausend Mark Der Kleingärtner, von besten handwerklichen Fertigkeiten wir ge- nügend Proben haben, kann sich aber für 8S0 Mark, um einmal bei dieser Summe zu bleiben, allerlei Träume erfüllen, zumal wenn er in einer Per- son Bauherr und Bauunternehmer spielen kann Vielleicht nennt er das Wochenendhaus bescheidener Wohn» laude sicherlich wird es etwas länger dauern, anstatt Ratenzahlung zieht er ratenweise Bauabschnitte„ vor. Natürlich wird er sich bei den; heutigen Grundstückpreisen sein Ge-; lände schon etwas weiter entfernt von Berlin suchen— es gibt Gegen- den, wo man einen Morgen Land noch für 400 bis 500 Mark haben kann. Freilich findet er dort nicht die Errungenschaften der Zivilisation, aber in der Natur sind sie ganz gut zu ent- behren. Da» elektrische Licht ersetzt die von findigen Köpfen konstruierte Wochen- «ndlampe, ein Spirituskocher tut's auch an Stelle des Gasherdes, die Kanali- sation ist sowieso nicht erwünscht, denn die Fäkalien sollen zur Bodenverbesserung dienen, und die Annehmlichkeiten der Wasserleitung ermöglicht er sich durch den Einbau eines höchsteigenen„Wasser- wertes" 850 Mark, das find rund die Matertalkosten des hier abgebildeten
in 2Y: Zentimeter Stärke zur Verkleidung verwenden, die verputzt wird; Die Isolierung entspräche dann einer Mauer von 38 Zenti- meter Stärke. Der Vorteil läge darin, daß keine Unterhaltungskosteii entstehen wie bei Holz, das alljährlich durch Karbolineumanftrich gegen Fäulnis isoliert werden müßte. Die Decke wird mit Balken,
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8/12 Zentimeter, gebildet, die unterseits mit Brettern(Nut und Feder oder ebenfalls Heraklichplatten) verschalt werden. Der Zwischenraum kann mit trockener Kestelasche ausgefüllt werden zwecks Wärme- und Kälteisolierung. Das Dachgefälle wird durch Aufbringen von Austchieblingen hergestellt, darauf werden Schalbretter, 20 Milli- meter stark, befestigt und diese mit einer doppelten Lage Dachpappe oder Roberoid überzogeck. Eine Dachrinne ist billigkeitshalber nicht vorgesehen, der Dachüberstand von 50 Zentimeter mit angeschlagenem T r a u s b r e t t weist das Wasser genügend ab. Als Eingangstür verwendet man eventuell eine Stahltür mit Eisenzarge. Die Fenster sollen aus Sparsamkeitsgründen möglichst ohne Sprossen (eventuell verschiebbar) sein; empfehlenswert sind die genormten Fenestra-Fenster(über all diese technischen Einzelheiten infor- micrt man sich ausgezeichnet auf der Bauausstellungi. Das Häuschen besteht aus einem geräumigen Wohnzimmer und Nebengelaß: links vom Eingang ist der Ausguß angebracht. unter demselben, desgleichen unter dem Arbeitstisch, ist ein Schrank kür Kochgeschirr, Vorräte usw eingebaut. Diese Kochecke wird bei Nichtgebrauch durch einen Vorhang verdeckt. Längs der Fenster ist ein breites Blumenbrett montiert, das sich zu einem Schreibtisch verbreitert. Regale oder eingebaute Schränke unter dem Blumenbrett dienen zur Ausnahme von Büchern oder Eßgeschirr, Gläsern und ähnlichem. Die irischen- artig eingebaute Couch(auf gut deutsch S ch l a s s o f a) wird abends zu einem Bett für zwei Personen umgewandelt. In der anstoßenden Kleider- k a m m e r könnte man fernerhin tags- über noch ein bis zwei zusammenklapp- bare Bettstellen aufbewahren. lieber Schlofnische und Kleider- kammer ist das Wasferreser- voir— der Clou des Projekts— eingebaut, welches die Vorzüge des ..fließenden Wasser" ersetzen wird. Der Wasserspeicher saßt V/a Kubikmeter Wasser, das vom Brunnen durch eine Flllgelpumpe hochgepumpt wird. Von dem Reservoir gehen Leitungen zur Brauseoorrichtung(ev. Hand- brause) zum Wasserklosett und zum Ausguß. An Stelle eines WC. kann man auch ein Torfstreuklosett „Metroclo", das kürzlich beschrieben wurde, in Anwendung bringen. Der Ablauf erfolgt in die Fäkaliengrube, in der eine Zwischenwand mit Durch- laß die festen und flüssigen Bestandteils scheidet. Zwischen WC. und Wohn- räum sind zwei Türen als Geruchs- schleuse eingefügt. Auf Ofen und Ka- min kann gegebenenfalls verzichtet werden: Gartengeräte und Holzvorräte usw. werden in einem gesonderten Holzschuppen, der gleichzeitig Klein- tiere, Taubenschlag und Dungsilo de- Herbergen kann, untergestellt. Wie schon eingangs erwähnt, ist dies Häuschen nur eines von den vielen Möglichkeiten und soll lediglich zur Anregung dienen. Bevor man ie- doch zum Bau schreitet, überlege man alle Details gewissenhaft und berechne sich die entstehenden Kosten genau. Wer nicht über eine gewisse Erfahrung verfügt, lasse lieber die Finger davon, es sei denn, er zieht einen Fachmann zu Rate; die kleine Ausgabe rentiert sich ganz sicherlich. Das Sprichwort „Frisch gewagt ist halb gewonnen" paßt jedenfalls diesmal nicht so ohne isii weiteres! H. Fr. Pohlenz.
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DETAIL J
Maus der$kvbeilevfveud.e €>in Hustlug durch ft/alurtreundebeimc Im Hochgebirge. Die Naturfreundebewegung, dieser weltumfassende Bund aller wandernden Arbeiter, nahm ihren Ursprung in den Bergen O e st e r- reiche. Dort ist sie auch heute noch am stärksten. Ein weites Netz von Unterkunftshütten im Gebirge und Ferienheimen im Tale gibt jedem Geschmack etwas, ob nun der Proletarier in seinen kurzen Ferien al» Tolbummler die Schönheit der Alpen genießen will oder sich als HüUenwanze in den Viertausendern einmstet. Da» Idealgebiet für Hochtouren ist und bleibt allerdings die Schweiz . Und gerade dort sind die Naturfreundehäuser doppelt notwendig, weil es kaum einen Arbeiter oder Angestellten gibt, der die unvernünftig hohen Preise des Schweizer Alpenklubs in besten Hütten bezahlen kann. Ein Ausweg sind für den nicht mit Geldmitteln Gesegneten die gaststeundlicheren Heime mit dem symbolischen Zeichen der Brüderhände über den Bergen, von denen ich einiges be- richten will. Mitten in den Zentralalpen, in fast 3000 Meter Höhe, saßen wir an einem späten Augustabend vor dem blankgescheuerten Holz- tisch in einer kleinen Unterkunftshütte der Natur- freunde und tranken den selbstgebrauten, eine verdächtige Farbe zeigenden Tee. Eigentlich hätte unser« Stimmung niedergedrückt sein wüsten, denn ein fürchterlicher Sturm fegte über das niedrige Dach. Als der kleine Züricher aus der Tür schaute, sprühten ihm Schneeflocken ins Gesicht. Schnee im August, im Hochgebirge keine Seltenheit. „Da wird's morge halt nix mit dem Aufsteige", meinte er treu- herzig und setzte sich wieder zu uns, anstatt sich frühzeitig in den Schlafsack zu verkriechen. Die beiden Franzosen, die am Nachmittag j mit vollkommen mangelhafter Ausrüstung in kläglichem Zustand hier oben angekommen waren, hatten nun ihren Schmerz vergessen und wurden am lustigsten. Bei den anderen, drei Schweizern und uns zwei Deutschen , mußte erst die Enttäuschung über den vor- lorenen Tourentag überwunden sein. Doch mit dem immer stärker blasenden Wind, der an den Wänden rüttelt«, als wollte er sie wie ein Spselzeug in die Luft heben, wenn sie nicht mit dicken Draht-
sellen fest in die Felsen verankert wären, mit dem steigenden Un- weiter gaben wir un« schließlich mit der Lage zufrieden und dankten unserem Schicksal, daß wir nicht irgendwo noch zwischen Felsen oder Gletschern klebten. In einer solchen Situation erhebt sich die Unterhaltung über das Alltägliche. Bald waren wir in einem lebhaften Wortkampf für und gegen den Marxschen Materialismus entbrannt. Mit viel Emphase vertraten die lebhaften Franzosen chre Meinung von der Freiheit des Geistes, während wir mit schwerem, wissens chafllichem Geschütz aufzufahren versuchten. Wir hatten bis um drei in der Frühe das Problem nicht gelöst. Aber mittlerweile war das Feuer ausgegangen, und vereint flüchteten wir vor der anstürmenden Kälte unter die Wolldecken. Auf dem Schwarzwälder Feldberg. Elegante Automobile kriechen von Titisee aus über das Bärental zu dem Feldberg -Hotel hoch, dazwischen Omnibusse und Fahrräder auf der breiten Landstraße. Diese großen Massen der Schwarzwaldbesucher steigen hinauf bis zum Aussichtsturm, haben im Glücksfall eine wirklich schöne Fernsicht bis zu den Alpen, und damit ist ihr Interesse erloschen. Um so dankbarer schlägt der wirklich schauende Wanderer den Seitenweg ein, auf dem das grüne dl mit dem roten Pfeil nach dem Naturfreundehaus deutet. Abgelegen, und doch nahe am Gipfel, liegt das Feldberghaus der Freiburger inmitten hoher Tannenwälder. Gleich in der Nähe stehen noch alte Bauernhäuser, und weites Wiesengelände bietet Platz genug für Spiel und Sport. Die Jugend hat sich diesen wunderschönen Platz erobert. Aber auch einige Familien mit vollem Anhang haben chr Ferienlager hier oben ausgeschlagen. Kein Wunder. Dieses mächtige Haus ist mit den alten Unterkunftshütten nicht mehr zu oergleichen. Wer zu foul ist, sein Essen selbst zu kochen, kann sich auch vom Hütten- � wart bewirten lassen, der aber trotzdem für alle Gäste gleichermaßen j zur Verfügung steht. Hier entscheidet eben nicht der Geldbeutel. sondern die frohe Zugehörigkeit zur Gemeinschaft Noch einladender ist dieser Ort im Winter, wenn volle Ein- samkeit über den weiten Wäldern und Wiesen liegt und die Skier lautlos durch den hohen Schnee bis vor die Tür gleiten. Aber dann ist das Haus schwer zu finden, und man lasse sich genau den Weg sagen, weil man sonst leicht in die Felsen des Seebucks gerät.
Bei Bad Harzburg . Aber auch in den deutschen Mittelgebirgen stehen die„Wochen- endhäuser" der Arbeiter. Hier ist noch mehr aus den großen Massenzustrom aus der Großstadt Rücksicht genommen, und gerade diese Zusammenkunst aller Allers- und politischen Schichten der Arbeiterschaft, soweit sie überhaupt den Weg zu ihren eigenen Organisationen gefunden haben, ist ein lebendiges Erziehungsmittel. Am äußersten Ende der lange Reihe von Villen, Sanatorien und Hotels Bad Harzburgs, einem der feudalsten Kurorte im Harz , steht das großartige Haus der N a t u r f r e u n d e. Als ich aus den Bergen herunterkam und auf der Landstraße entlang- tippelnd mißmutig überlegte, wo ich wohl diese Nacht oerbringen könnte, hätte ich niemals in diesem Prachtbau„unser" Heim ver- mutet, wenn nicht die rote Fahne mit dem Abzeichen mich dar- auf aufmerksam gemacht hätte. Und doch sind alle diese Erholungs- stätten aus den mühsam zusammengesparten Groschen und der auf- opfernden Mitarbell aller Mitglieder entstanden. Sie sind der Aus- druck jener Solidarität, die über den Tageskamps hinaus die Arbeiterschaft weiter verbinden wird. Große, gemeinsame, saubere Schlafzimmer, allgemein benutz- bare Küche und Gesellschaftszimmer setzen die freiwillige Einord- nung aller Besucher voraus. Und ich habe oft genug beobachtet, wie ein ganz armer, alleinstehender Arbeitsloser von anderen Gruppen mit durchgefüttert wurde und so einen schönen Tag der Freude, der Hoffnung in seinem grauen �Dasein erleben durfte. Und in Amerika . Ich. habe zu Anfang die Ausbreitung der Naturfreunde- Bewegung über die ganze Well hervorgehoben. Und in der Tat trifft man die Anhänger dieser Arbellerorganisation nicht nur in allen Ländern Europas , sondern auch jenseits des Ozeans, in � Amerika . Die New-Porker und Chikagoer Gruppe haben sogar auch schon ihre eigenen Häuser und Gelände. Natürlich spielt sich hier, den Gewohnheiten des Landes entsprechend, die auf- strebende Wanderbewegung in anderen Formen ab als bei uns. Durchweg kommen die Mitglieder in ihren eigenen Autos an- gefahren und bringen selber ihr Wohnzelt mit. Dann entsteht um das eigentliche Haus noch eine weite Zeltstadt, und viele Amerikaner verbringen hier ihre Ferien mll Gleichgesinnten. Karl Möller.