Einzelbild herunterladen
 

Umgangston beim Hakenkreuz.

Sie bieten einem mißliebigen Minister Knallschoten an. Weimar  , 27. Juni.  ( Eigenbericht.)

Das amtliche Drgan des Thüringer Landbundes enthält in seiner Sonnabendausgabe einen Drohbrief, der dem thüringischen Staatsminister Baum durch Boten und persönlich" überreicht wurde. Der Brief lautet:

,, Herrn ,, Staatsminister" Baum, Weimar  . Sie haben mal mieder recht dummes Zeug gefafelt! Mit Ihren Ausführungen find Sie aber auf dem Holzwege. Die Nazis werden es Ihnen schon noch richtig besorgen! Furchtbare Angst scheinen Sie vor denselben zu haben. Dem Landbund wird es bei den nächsten Wahlen( Landtag und Landwirtschaftskammer) in Thüringen   ebenso ergehen wie in Oldenburg   und Sachsen  . Dann wird auch Ihre Ministerherrlichkeit zu Ende sein und Sie fönnen wieder Mist fahren! Saudel wird Ihnen schon noch richtig den Kopf waschen, Sie alter Faselhans! Hoffent­lich folgen Sie Ihrem Freund Höfer bald in die Ewigkeit nach. Die Watscher von Pa. find nicht so ohne. Hüten Sie sich; Sonst tnallt es auch mal bei Ihnen!!"

77

Der Thüringer Landbund  " stellt zu dem Drohbrief fest, daß er die Folge der persönlichen Heze sei, die in der Zeitung Der Nationalsozialist", die in Weimar   erscheint, ständig betrieben werde.

Ba, auf den in dem Brief Bezug genommen wird, ist der nationalsozialistische Lehrer Papenbrot, der fürzlich im Land­tag einen sozialdemokratischen Abgeordneten tätlich angegriffen hat. In der Rede von Baum, die in dem Brief einleitend erwähnt wird, hieß es u. a., daß dem Aufstieg der Nazis ebensoschnell ein Abstieg folgen werde.

Ludendorff   vor Gericht.

Er muß sich wegen seiner Freimaurerpsychose verantworten. Gotha  , 27. Juni.

Gegen General Ludendorff   findet hier am Montag ein Prozeß­wegen öffentlicher Beleidigung statt. General Luden­ dorff   ist angeklagt, anläßlich seines am 27. Januar 1928 im hiesigen Schießhaussaal gehaltenen Vortrags dem früheren Hochmeister der Freimaurerloge, Dr. phil  . Graf zu Dohna in Gümmlingen bei Bern  , vorgeworfen zu haben, Graf Dohna habe von dem beab= sichtigten Mordanschlag auf den österreichischen Thronfolger und von dem drohenden Weltfrieg. Kenntnis gehabt, ein Einschreiten aber abgelehnt und habe sich somit des Landesverrats schuldig gemacht.

Die erfindungsreiche DAZ.

Was sich das schwerindustrielle Blatt aus den Fingern saugt. Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt mit:

Die in der Sonnabend- Morgenausgabe der Deutschen Allgemeinen Zeitung" veröffentlichte Meldung, daß im Hinblick auf die genehmigte Spartakiade der bereits bewilligte II r I aub für die Beamten der Berliner   Polizei in der ersten Hälfte des Juli zurüdgezogen worden und daß die Frage einer Berstärkung der Berliner   Polizei durch auswärtige Kräfte erwogen worden sei, sind von A bis 3 erfunden.

Safenfreuzrektor dienstentlassen.

Bestätigung durch den Disziplinarhof.

Wie der Amtliche Preußische Breffedienst mitteilt, hat der Preußische Disziplinarhof für die nichtrichterlichen Be amten am 11. Mai b. 3. Die Berufung des Mittelschultonreffors Dietrich Klagges   aus Bennedenstein verworfen. Klagges   mar megen Betätigung für die Nationalsozialistische Deutsche   Arbeiter. partei von dem Disziplinargericht der Regierung Erfurt   mit Dienstentlaffung unter Jubilligung einer Unterstigung in Höhe der Hälfte des gefeßlichen Ruhegehaltes auf die Dauer eines Jahres bestraft worden.

Der gefeffelte Morih. Warum sich Gottfried nicht traute die Wahrheit zu bekennen

Moriz Zarnow", der mit seiner Schmähschrift Gefesselte Sustiz" ein unverdientes Aufsehen erregte, veröffentlicht neuerdings im ,, Bölkischen Beobachter" unter der Ueberschrift Entfesselte Justiz" einen Artikel, der das Gerichtsverfahren gegen den national­fozialistischen Minister Dr. Franzen bemängelt. Er wechselt offenbar die Titel seiner Sudeleien ebenso oft wie sein Pseudonym: er führt in Wirklichkeit den gut germanischen Namen Gottfried Morig und stammt aus Barnow.

Der Charakter dieses ehrenwerten Bortämpfers für Recht und Gerechtigkeit ist wiederholt entsprechend gewürdigt worden. Da er fich jetzt ungerufen wieder in die Deffentlichkeit drängt, sei noch folgendes über ihn nachgetragen:

Führer Hugenberg.

NUGENSERG

REVISION DURCH ERRULLUNG

ZURÜCK! SIE SIND AUF DEM FALSCHEN WEGE!

Very

DIESE STEIGUNG KÖNNEN SIE UNMÖGLICH ZWINGEN!

WENN SIE NICHT

SOFORT UMKEHREN WERDEN SIE IN DEN ABGRUNDSTÜRZEN

azadi

THE

MORATORIEN HUTTE

MÖCHTEN SIE MICH NUN NICHT ENDLICH ALS FÜHRER ENGAGIEREN!?

Kommunistische Spaltungstaktit.

"

Die Lüge von der Einheitsfront muß wieder herhalten.

der Kommunisten werden selbstverständlich mit einer bitteren reichen fameradschaftlichen Methoden". Die Spaltungshoffnungen Enttäuschung enden.

Das Zentralfomitee der Kommunistischen Partei ver-| Bendung in der Sprache unserer Agitation und Presse zu erfolg­den Parteitag der Sozialdemokratischen Partei öffentlicht in der Rotén Fahne" fünf Spalten Thefen über faschistische Sturs der Sozialdemokratie" eine höhere Stufe" er­in Leipzig  . Der Kernsaz dieser Thesen ist, daß der sozial reicht habe. Die höhere Stufe" ist überhaupt das Schlagwort dieser Thefen.

Die Wortprägung Sozialfaschismus war von der ersten Stunde ihrer Existenz an ausgemachter Blödsinn. Alle Kommunisten, die nicht unter der Moskauer   Knute den letzten Rest von Verstand preisgegeben haben, haben selbst immer wieder die Dummheit und Gefährlichkeit dieses Schlagwortes festgestellt. Wenn die Thesen der fommunistischen Zentrale eine Entwicklung von einer niederen zu einer höheren Stufe feststellen mollen, so fann man tatsächlich nur die eine Feststellung treffen, daß nämlich das, mas immer Blödsinn mar, in diesen Thesen zum höheren Blödfinn geworden ist! 1

Die tommunistische Zentrale bemüht sich, in der Sozialdemo fratischen Partei Anjagpunkte für ihre Spaltungs­arbeit zu finden. Sie führt in ihren Thesen große Worte darüber, daß der Leipziger   Parteitag eine tiefe Krise in der Sozial: demokratischen Partei gezeigt habe, aber sie flagt gleichzeitig, daß die sozialdemokratische Organisation ebenso unerschüttert ist wie die freien Gewerkschaften, und daß oppositionelle Mitglieder in der Sozialdemokratie nicht planmäßig Fraktionsarbeit betrieben und auf den Bruch mit der Sozialdemokratie hinarbeiten.

Die Gruppe der Neun, die auf dem Parteitag den Disziplinbruch verteidigten, spielt in den Betrachtungen der so­genannten Rechtstommunisten( der Brandler- Gruppe) wie in den Betrachtungen der fommunistischen Zentrale eine große Rolle. Bei den Brandlerianern hofft man auf Zuwachs aus dieser Gruppe, bei der kommunistischen   Zentrale dagegen bemüht man sich, diese Gruppe regelrecht von der Sozialdemokratischen Partei abzuspalten und der Kommunistischen Partei anzugliedern. Diesem 3wed soll wieder einmal die Methode der sogenannten Einheits­front dienen. In langatmigen Anweisungen werden die tom­munistischen Funktionäre instruiert, wie diese Spaltungsarbeit zu führen sei. Angefangen von der Bearbeitung der führenden Funktionäre in der linken SPD  ." bis zur Durchführung einer

Zarnom" war in großer Bedrängnis, als der preußische Ministerpräsident Otto Braun   gegen ihn Strafantrag wegen Beleidigung stellte. Es handelte sich um einen Artikel, der in einer ostpreußischen Zeitung erschienen war. In seiner Not wandte fich 3armom an einen lintsstehenden Journalisten mit der Bitte, bei Otto Braun   zu vermitteln. Er wollte die Beleidigung in aller Form zurücknehmen und fügte hinzu, daß er Otto Braun   über­aus schätze und ihn nicht habe beleidigen mollen. Das Staatsministe rium stellte darauf die selbstverständliche Forderung, daß die Zurüd­nahme der öffentlich ausgesprochenen Beleidigung im Amtlichen Preußischen Preffedienst" erfolgen müsse. Dazu wollte und konnte fich Herr Zarnow nicht verstehen. In seiner Berlegenheit führte er dem Vermittler gegenüber als Grund an, daß dann die deutsch deutsch  - instanz nationale Breffe ihm teine Artifel mehr ab. nehmen würde. Er fürchtete alfo Stodschläge auf den Magen. Und deshalb ließ er sich verurteilen, weil ihm das wahr­scheinlich Hugenberg- Gelder bringt.

"

Dieser Borgang paßt ganz zum Charakterbild des fleinen Moritz, der zuerst in der Sozialdemokratischen Partei vergeblich versuchte Fuß zu faffen, gleichzeitig aber nationalliberal wählte, dann zur deutsch  nationalen Opposition überging, und nun glüdlich bei den National fozialisten gelandet ist. Ein würdiger Borfämpfer für deutsche Gitte

und Moral!

Billig davongekommen.

Die Berufungsverhandlung gegen Fabricius.

Der nationalsozialistische Reichstagsabgeordnete und ehemalige instanz des Landgerichts III. Er war im Zusammenhang mit der Regierungsrat Dr. Fabricius stand gestern vor der Berufungs  . Demonstration der Hakenkreuzler gegen den Remarque  - Film 3m Demonstration der Hakenkreuzler gegen den Remarque  - Film Im Westen nichts Neues  " vom Schnellgericht wegen Nichtbefolgung amtenbeleidigung zu 150 Mart verurteilt. Gegen dieses Urteil hatte polizeilicher Anordnungen zu 30 Mart Geldstrafe und wegen Be amtenbeleidigung zu 150 Mart verurteilt. Gegen dieses Urteil hatte sowohl die Staatsanwaltschaft als auch Dr. Fabricius Berufung eingelegt.

Der Staatsanwalt beantragte 100 Mart Geldstrafe wegen Nichtbefolgung polizeilicher Anordnungen und 400 Mart megen Be­amtenbeleidigung. Das Gericht sprach Dr. Fabricius von der An­flage der Uebertretung wegen Berjährung frei und beließ es hin fichtlich der Beamtenbeleidigung bei der Strafe der ersten Instanz Don 150 Mark.

Anhalts Etat angenommen. Radikale und Bürgerblock, reſtlich einig in der Ablehnung. Deffau, 27. Juni.  ins Der Anhaltische Landtag nahm am Sonnabend in dritter Lesung den Staatshaushalt an. Dafür stimmten Sozialdemo Deutsche Bolkspartei, Wirtschaftspartei, Rommunisten, der Nationalsozialist und Deutschnationale. Die Landbündler enthielten sich der Stimme.

traten und Demokraten, bagegen bie Denidge Bolts brei.

Angriff und 3örgiebel- Kofafen". Wenn es so weiter geht, dürfte der Dalles des ,, Angriff" Unendliche wachsen. Neuerdings hatten sich vor dem Schäffen gericht Berlin- Mitte der Schriftleiter des Angriff", Dr. Lippert, und die dort wegen des Stennes- Krachs ausgeschiedene Schrift­Beibe find bereits megen Beleidigung nor bestraft. Auch stellerin Melitta Wiedemann   zu verantworten. diesmal lautete die Anklage: öffentliche Beleidigung von Polizei

"

Ein Punkt aus diesen spaltenlangen Thesen verdient besondere Beachtung. Die Thesen führen Klage darüber, daß die Sozial­ demokratische Partei   über eine starte Kinderbewegung verfüge, in die die kommunistische Spaltungsarbeit bisher leider noch nicht eingedrungen sei. Man wird darauf achten müssen, daß danach offensichtlich Versuche unternommen werden sollen, 20d­pigeleien felbft in die Kinderbemegung hineinzutragen!

Mit diesen Thesen hat die Kommunistische Partei   ihr wahres esen sehr deutlich gezeigt. In einer überaus schwierigen politischen und wirtschaftlichen Situation fennt sie teine anderen Sorgen als ihre haßerfüllten Versuche, die Massenpartei der deutschen   Arbeiterschaft zu schwächen.

Kommunistische Phantasien.

Der niedergefchriene Parteitagsreferent" Gollmann. Köln   sei der Barteitagsreferent" Sollmann in einer Die fommunistische Presse berichtet in großer Aufmachung, in Generalversammlung beschimpft und niedergeschrien worden.

Diese Meldung ist frei erfunden. Sollmann hat vor der entscheidenden Fraktionssizung über die Notverordnung berichtet. Auf seinen Wunsch ging die Bersammlung einmütig über alle vorgeschlagenen Entschließungen zur Tagesordnung über und ließ den Abgeordneten des Kreises freie Hand.

Als

In der Aussprache setzte sich ein Mitglied für das in Köln   er­scheinende, vom Parteivorstand als parteischädigend bezeichnete dieses Mitglied später einen ehrverletzenden Zwischenruf gegen die fommunistische Zellenblättchen Roter Kämpfer" ein. dieses Mitglied später einen ehrverlegenden Zwischenruf gegen die sozialdemokratische Reichstagsfraktion machte, schloß ihn die Ver­sammlung ohne jede Aussprache gegen wenige Stimmen sofort aus der Partei aus. Wenige Tage später berichtete Sollmann über den Beschluß der Reichstagsfraktion zur Notverordnung. Eine von ihm vorgeschlagene Entschließung wurde gegen eine Stimme angenommen. In Bonn   wurde die Haltung der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion einstimmig gebilligt.

beamten. In der Nr. 83 des Angriff" vom 16. Oftober vorigen Jahres erschien im Hauptblatt ein Artikel Bolt mit Gummi­fnüppel- Reichstagseröffnung, wie man sie noch nicht erlebt hat­

Polizei gegen Greife und Kinder" und in der Beilage: Aus der Artikeln war von 3örgiebel- Rosafen die Rede. In einer Hand die Asphaltwüste, ein Artikel: Vorsicht Gummifnüppel". In beiden Bistole" schrieb da Frau Wiedemann ,,, in der anderen Hand der

Gummifnüppel, so arbeiten die 3örgiebel- Kosaken".

Dr. Lippert wollte die Berantwortung nur für den ersten Artikel übernehmen, obgleich er auch für Lofales verantwortlich gezeichnet hatte. Die Beilage Aus der Asphaltwüste", erklärte er, sei stets vom Redakteur Dürr   redigiert worden; allerdings sei diefer damals nicht in Berlin   gewesen; trotzdem lehne er, Dr. Lippert, die Verant­wortung für diesen Artikel ab.

Das Gericht verurteilte Dr. Lippert und Fr. Wiedemann zu je 100 Mart Geldstrafe.

In Duisburg   wurden von 7 Personen, die sich am 3. Juni an Straßentumulten beteiligt und Fensterscheiben eingeworfen hatten, drei wegen schweren 2andfriedensbruches zu je sechs Mo­naten, die anderen zu je drei Monaten Gefängnis verurteilt. Im beschleunigten Berfahren wurde vom Schöffengericht Mülheim- Ruhr der 28 Jahre alte in Riga   geborene Arbeiter Wiedewald wegen Aufruhrs zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Wiedewald hatte am 3. Juni an den kommunistischen   Tumulten als Rädelsführer teilgenommen und die Menge aufgefordert, auf die Polizeibeamten

einzuschlagen. Dabei wurde ein Beamter zu Boden geschlagen und schwer mißhandelt.