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Herm. Wendel: Der Freiherr vom Stein

hält.

Zu seinem 100. Todestage am 29. Juni

Stein.

jeder, der nicht mechanische Ordnung, sondern freie Ent. wicklung und Veredelung der eigentümlichen Natur jedes Völkerstammes für den Zweck der bürgerlichen Gesellschaft Einen Maßstab für die Größe und Bedeutung Steins bietet der sture Haß, mit dem ihn die Anhänger der guten, alten Zeit" innerhalb und außerhalb Breußens verfolgten. Die oftelbischen Junker schmähten ihn als Jakobiner" und denunzierten ihn dem König von Preußen wegen seiner angeblich republikanischen Prinzipien, dem Kaiser von Desterreich als Mann von antifeudalen Grundsäzen". Alle hinterpommerschen Granden jubelten bei der zweiten Entlassung des Ministers Stein im Winter 1808 mit dem General Yort, daß jeßt ein unfinniger Kopf" zertreten fei. Friedrich Wilhelm III. hatte sich schon einmal dieses ,, wider spenstigen, troẞigen, hartnäckigen und ungehorsamen Staatsdieners" entlebigt, und selbst Napoleon , dem dieser leidenschaftliche Patriot ein Dorn im Auge war, machte sich die Argumente der reaktionären Widersacher des Reformers zu eigen: Er wollte das Gefindel gegen die Besitzenden aufwiegeln."

"

Nichts fann denn auch grofester fein, als wenn die Hafen­freuzler, die außer ein paar obffuren Hepp- Hepp- Schreiern früherer Judenhehen in der gesamten Geschichte feine Bor­bilder für ihre barbarische Weltanschauung zu entdecken ver­mögen, diesen reichen und reinen Geift für sich in Anspruch nehmen.

Gewiß, er war den Ifraeliten nicht grün; gewiß, er verabscheute Banten und Börse; gemiß, er schwärmte romantisch für die alte deutsche Biederfeit und Treue"; gewiß, er zeigte durch manche seiner Meinungen, daß er nicht umsonst 1757 das hieß, politisch ge­nommen, im Mittelalter geboren war. Aber dem Staate, ber das ausgesprochene Ideal der Hitlerei ist, dem Preußen Frieb. richs I. und Friedrichs II., bezeugte er eine noch weit grim­mere Abneigung als dem Judentum und dem Börsenspiel; dieses alte Preußen suchte er um und um zu frempeln, und was ihn dabei leitete, war feineswegs bas, völfische" Geschwafel vom Führer­tum", sondern der große Gedanke der Selbstverwal­tung. des unbevormundeten, sich selber regierenden Bolkes, der Demokratie, kurz, jener dem Erbgute der französischen Revolution entstammende Gedanke, der jeden echten Nazimann in Wutkrämpfe

wirft.

Was den Reichsfreiherrn Karl vom und zum Stein von dem so eingebildeten wie ungebildeten Grundadel Offelbiens unterschied, war feine Herkunft. Als gebürliger Naffauer wurzelte er mit allen Jafern feines Seins in dem Westdeutschland, in dem die Bauern freier, die Bürger felb­ständiger, die Gewerbe entwideller und die Junker von echtem Schrot und Korn unbekannt waren.

Mit dem Selbstbewußsein des hochkultivierten Rheinländers sah er noch 1811 in ben Bewohnern der fandigen Steppen" der Mart pfiffige, herglofe, hölzerne, halbgebildete Menschen", die eigentlich nur zu Korporalen und Kalkulatoren taugten, und hielt es allezeit für Breußens lnglüd, daß die Hauptstadt in der nurmart liegt. Bei der Bebeutung, die Preußen gewinnen follte, war es zugleich bas Unglück Deutschlands , dem Steins ganzes Dichten und Trachten galt. Denn vom Scheitel bis zur Sohle stand er als das Gegenteil dessen da, was man so einen preu­Bischen Patrioten nannte. Preußen? Es mochte ruhig von der Landkarte verschwinden, wenn es seinen deutschen Beruf nicht er­füllt! Preußen? Ein bloßes Mittel zum Zwed, nicht mehr! Der Zwed hieß Deutschland ! Mit schier revolutionärer Glut ergriff Stein die Idee der deutschen Einheit; alles, was sich ihr an Dingen und Menschen widersetzte, bedachte dieser von einem Daimonion getriebene, ungestüme Feuergeist mit unauslöschlichem Haß.

Schon als junger Beamter in den westlichen Teilen der preußi­fchen Monarchie war er, ein einfichtiger Vorläufer des Nord­deutschen Zollvereins, daran gegangen, die Handel und Verkehr hemmenden Binnenzölle in seinem Verwaltungsgebiete nieder­zulegen.

In der Zeit, da er alle Spanntraft feiner Seele auf die Abschütte­lung des napoleonischen Jochs sammelte, sprach niemand so fühn und ungeberdig wie dieser hochgeborene Staatsminister von dem ,, umpengesindel der deutschen Fürsten", deren Selbstfucht das große Wert verhinderte, und ohne Rücksicht auf das sogenannte ,, Recht der Legitimität" wollte er jeden Herrscher davon­gejagt wissen, der sich im Kampfe gegen Frankreich versagte: h habe", so verkündete er ,,, nur ein Vaterland, das heißt Deutschland ; mir sind die Dynastien in diesem Augenblic großer Entwicklung vollkommen gleichgültig". Eitel Bitternis war es denn auch für ihn, daß diese Zeit der Umwälzungen und Um­stürze schließlich mit dem Wechselbalg des Deutschen Bundes nieber­tam, feinem deutschen Staate, sondern einer Vielheit von Staaten, die einander als Ausland behandelten. Da hätte er doch die Wieder­ermedung des alten Reiches, die deutsche Kaisertrone auf der Stirn eines Mitglieds des Hauses Habsburg vorgezogen, dem er in einem Winkel seines Herzens zärtlichere Neigung bewahrte als allen Hohen­ zollern zusammen.

Als im Oktober 1806 bei Jena und Auerstädt das alle Preußen, das Preußen Friedrich Wilhelms 1. und Fried­richs II., der Idealstaat der Hafenkreuzler, schmählich zu­jammenbrach, ertannte Stein als einer der ersten, daß die Revolution, die am Ende doch der Franzosentaifer verkörperte, nur mit ihren eigenen Waffen zu schlagen fei;

mit den weitsichtigsten Militärs wie Scharnhorst und Gnei= fenau ging er darin einig, daß das Massenaufgebot freier Bauern, aus dem sich das napoleonische Heer zusammensetzte, nicht durch Söldner, geführt von Junkern, sondern nur durch ein Massen­aufgebot freier Bauern, geführt von Bürgern, besiegt werden könnte. Zu diesem Ende mußte der preußische

GOLDENE MEDAILLE

ENVER BEY

3wangsstaat, der nur von oben gegegängelte, stumm tuschende Unter­tanen tannte, der Staat des Absolutismus und Feudalismus zer brochen werden. Schon seit jeher teilte Stein die Meinung, daß ,, der Zustand des Landmanns, der ihm persönliche Freiheit und Eigentum sichert", am erstrebenswertesten sei, und schon in jungen Jahren verfocht er die Ansicht, daß der Bürgerstand dem Staat die aufgeklärtesten und tätigsten Menschen zu liefern pflegt". Jezt, die ungestüme Bresserin. die Not, hinter sich, setzte er 1807 die Bauernbefreiung mit der Aufhebung der Erbuntertänigkeit durch: Nach dem Martini- Tag 1810 gibt es nur freie Leute!", und legte durch die Städteordnung von 1808 die Verwaltung der städtischen Gemeinwesen in die Hände ihrer Bürger; dazu kam die provinziale Selbstverwaltung durch Ständeversammlungen und eine Berwaltungsreorganisation, die den Einfluß der Schreiberfaste eindämmen sollte.

Das Ganze diente, ebenso wie die Entfettung von Handel und Gewerbe, dem einen Ziele, die individuellen Kräfte zu ent­jeffeln, aus einem toten mechanismus einen le­bendigen Organismus zu machen und einen Gemein­geift zu bilden;

wie den anderen Reformern, von denen er feineswegs am weitesten ging, schwebte ihm vor in Deutschland ein Zustand der Dinge, der es in den Stand sezt, dem Auslande zu widerstehen, und der seinen Bewohnern Sicherheit und Eigentum gegenüber den Re­gierungen verbürgt", also ber durch die Nation getragene mo­derne Verfassungsstaat des neunzehnten Jahrhunderts, wie ihn in Frankreich die Große Revolution geschaffen hatte.

Aber während in Frankreich die Revolution das Wert einer selbstbewußten aufsteigenden bürgerlichen Klasse war, sentten sich in Preußen die Reformen als Segen von oben auf ein Volt von demütigen Untertanen nieder; das unentmidelte Bürger­tum, ohne Saft und Kraft und ohne jedes Selbstvertrauen, ver fagte auch dann, als es an der Hand emporgeriffen wurde: Steh auf und wandle!" Deshalb blieben die Reformen Steins, an­gesichts des zähen junkerlichen Widerstandes, ebenso im dürren zielenden hochfliegenden Pläne nicht auf die ebene Erde herab­Sande der Mark stecken, wie sich seine auf die deutsche Einheit ab­senkten; deshalb mochte er bei all seinen Entwürfen auch nur die Eigentümer als Grundlage des Staates ins Auge fassen und igno­rierte, wie es sein Biograph Mar Lehmann ausdrückt ,,, die Schichten unterhalb der Bürger und Bauern, die doch auch zur Nation gehören: die Häusler und Tagelöhner auf dem Lande, die Gesellen und Fabrikarbeiter in den Städten".

Aber ob in der Zeit der Demagogenhetze, die auch nach ihm ihr Gift sprite, nagende Enttäuschung sein Teil war, verlor er doch nicht den Glauben an das, was er 1809 in einem Brief an Gneisenau aussprach: Die Berbefferung des Zu­standes der unteren Bolfsklassen, die in Umlauf gebrachten liberalen Ideen über Berfassung werden bleiben und sich entwickeln."

Das war, wie so manches andere aus dem gleichen Munde, ein prophetisches Wort.

Denn mag uns, die am 29. Juni ein ganzes Jahrhundert von Steins Tob scheidet, auch noch so vieles von den Anschauungen des Reichsritters trennen, der recht eigentlich auf der Schneide zweier Zeitalter stand, so fämpft doch auch die Sozialdemokratie heute denselben guten Kampf, in dem er sich verzehrte: gegen Rastendüntel und Klassenselbstsucht, gegen eine für den Untergang reife alte Welt für bie Melioration der menschlichen

Begriffe".

John K. Mewnham: Sekretärin gefucht

Schon auf der Stiege trof ich Jackson. Auch er wollte in der Direktion vorsprechen. Im Warteraum befanden sich bereits zwei junge Damen. Sie bewarben sich um die freigewordene Stelle einer Diektionssekretärin, wie uns der Bürodiener mitteilte.

Die eine war schlank, hübsch, parfümduftend. Große blaue Augen und schmale Kirschenlippen. Sie trug ein entzückendes Sommerkleidchen. Tadellose Beine schimmerten durch dünne, matt­glänzende Seidenstrümpfe.

Die andere war groß und von einer Magerkeit, die man nicht als Schlankheit bezeichnen fann. Ihre Haare endeten rückwärts in einem Knoten. Große Brillengläser verbargen ihre Augen. Ihre Kleidung schien eigens für eine Pensionsinsassin angefertigt. Ihre Beine stedten in diden schwarzen Wollstrümpfen.

Ich blickte Jackson an. Er erwiderte ben Blick.

Zehn Schilling auf die Duftende", sagte ich. Er grinste. Bebrillte." ,, Abgemacht", antwortete er. Ich setze zehn Schilling auf die

,, Du wirst die Wette verlieren", warnte ich ihn. Warum?"

"

Ich kenne die Menschen", sagte ich. Die Duftende ist sicher­lich eine elende Stenotypistin. Ich vermute, daß fie auf jeder Seite zwölf Fehler, die sie nicht bemerkt, macht und zwölf Fehler, die fie bemerkt und so ausradiert, daß ein häßlicher Fleck zurückbleibt." ,, Ganz meine Anficht", stimmte Jackson zu.

,, lind überdies ist ihre Stenographie ganz jämmerlich. Sie wird ihren Vorgesetzten durch den betrübten Gesichtsausdruck, mit dem sie immer wieder beim Dittat, Was sagten Sie, bitte?' fragen wird, zur Verzweiflung bringen. Besonders, wenn er unverheiratet ist und seinen Aerger nicht seiner eigenen Frau entgelten lassen

fann."

,, Ganz richtig", sagte Jackson. ,, Und er ist unverheiratet. Du glaubst also wirklich, daß die Duftende den Posten bekommt?" Ich bin fest überzeugt."

,, Aber wir sind doch in einem Büro und in feinem Filmatelier."

Jo Hanns Rösler :

,, Laß gut sein! Ich fenne die Menschen", sagte ich ein wenig hochmütig. Ich weiß, warum ich mein Geld auf die Duftende ge­setzt habe."

,, Und ich", erwiderte Jadson ,,, ich bleibe bei der Bebrillten. Warum? Das will ich dir sagen. Sie ist wahrscheinlich eine bessere Stenographin als der alte Babelsberger selbst..."

Bugegeben!" unterbrach ich ihn.

,, Und dann sehe ich ihr an, daß sie eine fabelhafte Maschinen­schreiberin ist. Sie spannt die Blätter rascher ein als die andere ihren Lippenstift. Sie ist ordnugsliebend und genau.

,, Welche würdest du also wählen?" fragte ich hämisch. ,, Die Duftende", antwortete er, ohne zu zögern.

,, Nun, dann...", begann idh; aber in diesem Augenblid wurde die Brillenträgerin ins Direktionszimmer gerufen. Schweigend warteten wir,

Fünf Minuten, zehn Minuten verstrichen. Dann kam die Be­brillte wieder heraus und setzte sich. Die Duftende trat ein.

Wieder verstrichen zehn Minuten. Dann kam die Duftende heraus. Man merkte ihr ihre Enttäuschung und Entrüstung an. Ich glaubte sogar Tränen in ihren großen blauen Augen zu bes merten. Wütend puderte sie ihr Näschen, fagte hochmütig ,, Ich gratuliere!" zu ihrer Konkurrentin und verließ uns.

Wieder ging die Bebrillte ins Direktionszimmer. Mit triumphic. rendem Lächein kam sie dann heraus.

Du schuldest mir zehn Schilling", fagte Jadson. Es scheint so. Mir unverständlich. Wirklich sehr merkwürdig." tommt ja die Direttion höchstselbst. Ich werde dich vorstellen." ,, Nein, gar nicht merfwürdig", erwiderte Jadson. Doch da

Und ich sah eine streng dareinblickende Dame in mittleren Jahren aus dem Direktionszimmer fommen und auf uns zutreten. ,, Frau Direktor Smith", sagte Jadson, während sich sein Brinsen in ein verbindliches Lächeln verwandelte, gestatten Sie, daß ich Ihnen einen Kollegen vorstelle!"

( Autorisierte Ueberschung aus dem Englischen von Leo Korten.)

Als Verwandter Ihres ehemaligen Bürofräuleins 10 Prozent

Saifonausverkauf Berfonalabug?"

Offafion! sisse no Saifonausverkauf!

Bei Schleuder und Ramsch. Kommt ein Kunde:

,, Sie haben Ausverkauf?"

Zu dienen. Selten günstige Gelegenheit. Einmal im Jahre. Alles unter Einkaufspreis. Kommen und staunen! Bis 50 Prozent ermäßigt."

" Zeigen Sie mir etwas mit 50 Prozent Rabatt." Bringt ihm Schleuder einen verschossenen Teppich. Schleuder wickelt den Teppich in eine Tüte. Der Kunde marschiert an die Kasse. An der Kasse sitzt Ramsch.

Alles nach Wunsch bekommen?" Wehrt der Kunde ab:

Dante, habe schon. Mit 50 Prozent."

Liest Ramsch den Zettel: Ah, ein Teppich! Selten schönes Stück. Wirklich ein Gelegenheitsfauf."

Fragt der Kunde:

" Kleinrentner haben doch bei Ihnen 10 Prozent."

Meint Ramsch: Gewiß."

Fragt der Kunde:

Meint Ramsch: Gewiß."

Sagt der Kunde:

,, Und dann bin ich noch in der Freiheitspartei, im Handels­schutz. im Sparverein, im Hausherrenverband und im Schüßenflub. Macht gemäß Ihren Inseraten fünfmal 5 Prozent. Dazu 30 Pro­zent Ausverkaufsnachlaß, sind zusammen 115 Broz."

Meint Ramsch:

Bitte sehr. Sie bekommen noch 10 Pro3. heraus. Hier ist der Teppich. Vielen Dank. Beehren Sie mich bald wieder. Guten Tag."

Der Kunde marschiert ab.

Bleibt plötzlich in der Drehtür stehen. Kommt nochmals zurück.

Und fragt:

Rabattmarken geben Sie nicht?"

Larven beleuchten eine Tropffteinhöhle. Eine Tropfsteinhöhle bei Auckland in Neuseeland bietet ihren Besuchern einen Anblick von ganz besonderem Reiz: eine Naturbeleuchtung, die ihresgleichen suchen dürfte. Sie geht von einem Insett aus, dessen Larven be= jondere Leuchtkörper befizen. Sie spinnen sich zur Berwandlung in einen, Kofon von Seidenfäden ein, in dessen Innerem sie sich frei bewegen können. Von diesem Kofon hängen 15 bis 20 flebrige Fäden herab, die eine Länge von 60 Zentimeter erreichen können. Sie dienen, ebenso wie die Spinnenfäden, als Fangapparat. Die Larven als Nahrung, die Leuchttörper mirten als Anlockungsmittel. Gleichzeitig fangen die Fäden auch Schallschwingungen auf, so daß die Infekten bei Gefahr gewarnt werden, worauf sie, vorsichtig wie sie sind, die Leuchtkraft ihrer Lampen schwächen oder sie ganz aus­löschen. Wenn die Lämpchen der zahllosen Larven leuchten, ist die Höhle in ein mattes Dämmerlicht gehüllt.

,, Stammfundschaft hat bei Ihnen 10 Prozent Sonderrabatt?" zahllosen kleinen Insekten, die daran hängen bleiben, dienen den Meint Ramsch: Gewiß."

Fragt der Kunde:

Bei Barzahlung 10 Prozent Kassentonto?" Meint Ramsch:" Gewiß." Fragt der Kunde:

JE

VALUTA ist und bleibt Die Volksxigarette!

DICK

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