Beilage Montag, 29. Juni 1931
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Hochbetrieb herrscht auf den weiten Feldern der Rheinebene, als wir am Morgen Karlsruhe verlassen. Noch den starken Regengüssen der Nacht spendet die glutheiße Sonne am wölken- losen Himmel ihren Segen Tausenden von badischen Spargel- Züchtern. In den Dörfern liest man an jedem Gasthaus ein Schild:„Spargelessen zu jeder Tageszeit." Ms Zentrum des Spargelhandels gilt Schwetzingen . Doch ist dieses süddeutsche Beelitz vor allem durch seinen herrlichen Schloßpark aus dem 17. Jahrhundert berühmt.„Was kann man in fünf bis zehn Minuten sehen?" frage ich notgedrungen den Parkwächter am Ein- 'gang, und schäme mich innerlich etwas über diese amerikanische Art, weltbekannte Sehenswürdigkeiten in solchem Tempo zu besichtigen: „Bis zu de Hirsche und z'rück!" lautet die freundlich-erstaunte Änt- wort im badischen Dialekt. Eine solche Pracht habe ich in einem Schloßpark, abgesehen von Versailles und Schönbrunn , noch nicht gesehen, vor allem nicht solchen Fliederreichtum. Springbrunnen speien ihr Wasser fast so hoch wie die gestutzten Baumriesen, die lange schattige Alleen bilden. Besagte Hirsche sind aus weißem Marmor, erliegen den Bissen von Jagdhunden, und ihre Mäuler spritzen dabei Wasserstrahlen in ein Bassin. Mannheim lassen wir links liegen und steuern direkt auf Heidelberg zu, dessen Hügel in nordwestlicher Richtung bald erkennbar werden. Ein rosafarbenes Fleckchen am Hang wird zinehends größer: das Heidelberger Schloß . Was ich schon kenne, brauche ich nicht noch zu besichtigen, so sehr es sich auch lohnte. Also durch die Straßen von Heidelberg durch, in Richtung Frankfurt . „Frühling an der Bergstraße", diese Sehnsucht so vieler Norddeutscher, das bedeutet: Sonne, blühende Obstbäume, sanft« Hügel mit Villen und Blumengärten. Schon tauchen die ersten Berliner Wagen auf, deren Insassen dieses Frühlingswunder erleben wollen. Auf die Gefahr hin, lächerlich zu scheinen, will ich hier, ganz leise und vertraulich, etwas verraten: es ist gewiß sehr schön, aber Werder. Kaputh und Ferch , die all das gleiche bieten und obendrein noch ihre Seen, find mindestens ebenso schön und sind für den Berliner mit einer bis zwei Mark Fohrgeld erreichbar. So jagt«in Ort der Bergstraße nach dem anderen an uns vorüber, oder wir an ihnen: Schriesheim , Weinheim , Heppenheim , Bensheim und andere„Heime". Dann hört das wellige Land auf. Eine schnurgerade asphaltierte Rennstraße bringt uns nach Darmstadt und eine l>albe Stunde später wieder nach Frankfurt a. M., das ich vierzehn Tage zuvor in Richtung Paris oerlassen hatte. Mein« Abneigung, gegen Benutzung der gleichen Route auf der Rückfahrt wird durch die Tatsache bestärkt, daß ich die Strecke über .Kassel und den Harz überhaupt»och nicht kenne. Sie ist zwar um gut SV Kilometer länger als der auf der Hinreis« benutzte Weg über Thüringen , aber unzweifelhaft schöner und, entgegen allen gegenteiligen Versicherungen, auch was den Zustand der Straßen anbelangt, sogar besser. Um drei Uhr nachmittags verlasie ich Frankfurt , um gleich danach wieder hessisches Gebiet zu betreten. Bad Nauheim ersucht die Autofahrer in höflicher Weise um Rücksicht auf seine herzkranken Gäste. Alle SV Schritt liest man an einer Warnungstafel:„Kurviertel, bitte nicht hupen!" Bald danach kommt man durch ein reizendes Städtchen: Butzbach , dessen Marktplatz mit Fachwerkhäusern und Brunnen ein kleines Juwel ist. Herrlich ist die weitere Strecke durch das Tal der Lahn zwischen den zwei Universitätsstädten Gießen und Marburg . Aber auch danach ist die Fahrt ein reiner Genuß, nicht nur land- schaftlich, sondern auch wegen des hervorragenden Zustandes der Straße, deren zahlreiche Kurven im hügeligen Land offenbar von tüchtigen Ingenieuren auf Grund der modernsten touristischen Erfahrungen angelegt sind. Besonders die Umgebung von Kassel ist wirtlich sehenswert. Schon von weitem lockt die Riefenstotu« des Herkules auf dem dichtbewaldeten Höhenkamm zum Besuch von W i l h e l m s h ö h e. Den Schloßpark hatte ich einmal im Winter, bei Gelegenheit eines Referates, kennengelernt. Damals lag er unter Schnee und war, trotz Nebel und Kälte, schaurig-schön in der Dämmerung eines Januartagcs. Diesmal iwichte ich den Abstecher dorthin in der untergehenden Sonne des heißen Frühlingstages: welch eine Milde, weich ein Duft, und zugleich welch eine erhabene Ruhe auf diesen steilen Abhängen des.Habichtwaldes, die durch einen breiten, schnurgeraden Durchblick bis zum gigantischen Herkules- brunnen auf der Höhe durchbrochen sind! Schnell wieder zurück durch Kassel . Untenan der Altstadt, an der Fuldobrücke, die engen, steilen Gassen mit jene» schiefen, zulommengequetschten Häusern, die Philipp Scheidemann am Anfang seiner Lebenserinncrungen liebevoll und sarkastisch zugleich als das„Miljöh" geschildert hat, in dem er geboren wurde und auf- gewachsen ist. lieber Hannoversch- Münden nach dem stillen G ö t t i n g e n, und sodann dem Horzgebirge zu. In H e r z b e r g wird es Nacht und man sucht ein Gasthaus auf. Doch beim Abend- brot stellt sich heraus, daß es das Tagungslokal der dortigen Stahl- helmgruppc ist. Wozu diesem Gastwirt Geld zuschanzen? Aller Müdigkeit und Dunkelheit zum Trotz wird infolgedessen weiterge- fahren. Die Straße steigt, an ihrer Glätte erkennt man, daß es hier stark geregnet Hot. Bald wird die Fahrt durch dichte Nebel- schwaden erschwert. Es ist gerode Schichtwechsel bei den Arbeiten der Odcntalsperre. Immer wieder tauchen Menschen, einzeln und in Kruppen, zu Fuß oder auf Rädern, plötzlich aus der grauen Wand hervor, durch die dos Licht der Schweinwerfer nur schwer dringt. Nur vorsichtig und langsam kommt man vorwärts. Wieder einmal schlägt die Mitternachtsstunde, als ich als Etappenziel Braunlage «rreich«. Aufs Geradewohl ins erste Gasthaus. Ich bitte den Wirt um Zeitungen. Er reicht mir drei verschiedene Blätter. Ick, nehme ohne Zögern dos„Harzer Echo". Der Wirt stutzt und mustert mich, denn die beiden anderen Zeitungen sind bekannte bürgerliche Blätter aus Braunschweig . während das von mir bevorzugt« da» lokale Parteiorgan ist. Endlich entschließt sich der Wirt zu der Frag«„Sind Sie auch Parteigenosse?" Ich bin zu-
fällig im richtigen Hotel abgestiegen, was mich um so mehr freut, als ich beinahe im anderen Ort einem Anhänger der Franzen- Regierung etwas zu verdienen gegeben hätte. Am Morgen erlebe ich die gleiche freudige Ueberrafchung wie zehn Tage zuvor im Jura-Städtchen Morez : rings um das Städt- chen, in das ich durch stockfinstere Nacht eingedrungen bin und das ich nun im Sonnenglanz bewundern kann, schönstes Mittelgebirge . Solche Tannenwälder wie auf der Strecke von Braunlage nach Elbingerode findet man selten in Europa . Selbst der unverbesser- liche und verwöhnte Hochgebirgsfreund muß die ruhige Schönheit dieser bescheidenen Harzhügel anerkennen und seine eingefleischten Borurteile gegen alles, was unter 1300 Meter Seehöhe liegt, vor- übergehend preisgeben. Nur zu schnell kommt man aus dem Harz bei Blankenburg heraus. In Halbe r st a d t sängt wieder die eintönige norddeutsche Ebene an. Es ist der Sonnabend vor Pfingsten. Gegen III Uhr vormittags begegnet man den ersten Autofahrern aus Berlin . Freudiges gegenseitiges Zuwinken mit den Mitgliedern des repu-
blikanischen RDAC., deren schwarzrotgoldenes Emailleschild immer weichin sichtbar ist. Bor Magdeburg ist die Straße durch ein großes Polizeiaufgebot abgeriegelt. Alle Papiere werden geprüft: Wehe den Schwarzfahrern und Steuerdrückebergern. An diesen Pfingstfeiertagen dürfte sich eine solche fliegende Strahenkontrolle für die Staatskasse lohnen. Kurzer Besuch beim früheren Redak- tionskollegen und neuen Oberbürgermeister Ernst Reuter in dem knallrot angestrichenen Rachaus. Das letzte Stück der langen Reise über Burg, Genthin , Brandenburg , Potsdam ist eine erhebliche Strapaze. Eine wahre automobilistische Völkerwanderung von Berlinern nach dem Harz und dem Rhein . Die wenigen Autofahrer, die ich über- hole, sind fast alle Provinzler, die sich über die Feiertage die Reichs- Hauptstadt ansehen wollen. Dagegen sehen mich die entgegen- fahrenden Berliner, wenn sie mein I-A.-Schild erkennen, erstaunt an, als wollten sie sagen:„Was ist das bloß für ein Verrückter, der mit einem Berliner Wagen einen Tag vor Pfingsten nach Berlin fährt?"
Vogelfreistätten in Norddeutschland Ein Kapitel Naturschutz--- Von Heino Landrock
Eine Vogelfrei st ätte ist ein Ort, an dem die Vogelwelt Schutz vor Eiersammlern, Schiehern, naturschänderischem Gesindel jeder Art genießt, so daß die Vögel ungestört brüten können und ihre Jungen großziehen. Wie bitter not es war, solche Freistätten besonders für unsere Seevögel zu schaffen, ehe eine Reihe der schön- sten Arten vernichtet waren, beleuchten einige Zahlen. Der große Bogelforscher Naumann besuchte im Jahre 1819 die jetzt dem Schutz des Vereins Jordsand zur Begründung von Vogelfreistätten an den deutschen Küsten unterstehende Insel Norderoog und berichtete begeistert von den in wolkenartigen Schwärmen austretenden Seeschwalben. Er schätzte damals die Zahl dieser Vögel auf eine halbe?is eine Million. Naumann war ein zuverlässiger Beobachter, auf dessen Angaben man sich verlassen kann, wenn auch derartige gewaltige Vogel- schwärme zahlenmäßig schwer erfaßbar sind. Als 1886 ein anderer Forscher die Insel besuchte, berichtete er nur noch von 20 000 bi? 50 000 Stück Seeschwalben. Und als 1909 der Verein Jordsand die Insel als Vogelfreistätte übernahm, um die Rest« der dort brü- tenden Seevogelwelt zu retten, konnten noch 500 bis 000 Paar« gezählt werden. Also: ein knappes Jahrhundert hatte genügt, die Zahl der Seefchwalben auf Norderoog von einer Million auf tausend Stück zu verringern. Das war das Ergebnis der fort- schreitenden Zivilisation, insbesondere des zunehmenden Verkehrs. Vor allem aber das Ergebnis menschlicher Zerstörungslust, denn nicht allein, daß man die Eier körbeweise eingesammelt, obwohl ein großer Teil bereits bebrütet und für die menschliche Ernährung nicht mehr zu verwenden war, seidbst die Elterntiere schoß man zu Tausenden aus der Luft und lieh die hilflose Brut umkommen. Der Verein„Jordsand" wird gegründet. Dieses Beispiel von Norderoog ist ein typisches Beispiel: in ähnlicher Form hatten sich die Verhältnisse auch aus den übrigen Inseln an der deutschen Küste gestaltet. Dänemark , Eng- land und vor allem die Vereinigten Staaten von Nordamerika , in denen noch toller als bei uns an den Schätzen der Natur gesündigt worden war, hotten durch Gründung von Frei- stätten bereits das Beispiel gegeben, wie der letzte Bestand an See- vögeln zu erhalten war. So entschlossen sich auch die deutschen Vogelfreunde, derartige Freistätten zu schassen. Nachdem der M e m m e r t bei I u i st durch den weltbekannten Vogelschützler Freiherr v. Berlepsch als Zufluchtstätte erworben war, wurde auf Betreiben von Professor Dietrich aus Hamburg der Verein Jordsand zur Begründung von Vogelsreistätten an den deutschen Küsten ins Leben gerufen. „Jordsand" nannte sich der Berein nach seiner ersten Vogel- freistätte Jordsand auf Sylt . Im Jahre 1909 wurde Norder- oog von dem gleichen Verein für den Vogelschutz gewonnen: es folgten noch der Ellenbogen auf Sylt und Langenwarder bei Poel an der mecklenburgischen Küste. Die Vogelinseln waren von diesem Augenblick an unter dauernder Beaufsichtigung, so daß es nicht mehr möglich war, sowohl Eier zu sammeln wie Altvögel abzuschießen. Die einzelnen Nester wurden gezählt, so daß man bald einen Ueberblick über die Bestände gewann. Durch alljährliches Vergleichen konnte man eine dauernde Zunahme der gc- schützten Bogel feststellen. Es wurde allerdings bald erkannt, daß der angerichtete Schaden niemals wieder gutzumachen war. Pro- fessor Dietrich schreibt aus seinen Erfahrungen in der Begründung von Vogelfreistätten, daß es schwer sei, den Bestand einer bestimm- ten Art Brutvögel wieder in die Höhe zu bringen, wenn er unter eine bestimmte Summe gesunken sei: genau wie es schwer sei, einen Vogel als Brutvogel wieder anzusiedeln, wenn er einmal aus- gerottet sei. Nichtsdestoweniger ist es dem energischen Eingreifen der deutschen Vogelsreunde zu verdanken, daß eine Reihe inter - essanter, die stille Landschaft der Küste außerordentlich belebender Vogelarten uns in ansehnlicher Zahl erholten geblieben ist. Die Vögel der Insel Trischen . Dieser Aufsatz würde nicht überzeugen können, wenn nicht durch ein Einzelbeispiel die große Bedeutung der Vogelfreistätten für die Erhaltung der Seevogelwelt belegt würde. Mit den nachstehenden Zeilen will ich mich darum mit der Entwicklung einer vielleicht weniger bekannten, ober sehr charakteristischen Vogelsreistätte, der Insel Trischen befassen. Trischen hatte sich seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts auf dem der Elbmündung vorgelagerten Buschfond, 11 Kilometer von Fricdrichskoog in der Dithmarschen Küste, langsam gebildet. Mit dem zunehmenden Grün- land wuchs auch die Zahl der Brutvögel. Hier in der Einsamkeit des Wattenmeeres war für die Möven, fiir Seefchwalben,
Regenpfeiffer und Austernfischer, selbst für die Vögel, die auf den Marschwiesen der benachbarten Küste vorkamen, die beste Gelegenheit zum Nesterbau. Besonders die Dünen, die sich Mitte der achtziger Jahre zu bilden begannen, wurden von großen Vogelscharen ausgesucht. Leider erblickten aber nur wenige Jung- vögel das Licht der Welt, denn mit der wachsenden Zahl der Brut- vögel kamen auch immer mehr Eiersammler auf die Insel, die unter den Beständen gewaltig aufräumten. Da pachtete im Jahre 1906 Landrat I o h a n s s e n die Insel als Vogelsreistätte, im Jahre 1911 übernahm sie der Natur- und Vogelschutzverein für Schleswig-Holstein , und bis nach dem Kriege konnte sich die Vogel- welt auf Trischen ungestört entwickeln. In diesen Jahren brüteten auf Trischen 3000 Paare der Fluß- und Küstenschwalbe, 600 Paare der Zwergseeschwalbe und 120 Paare des Seeregenpfeiffers. Den Rückschlag in dieser Entwicklung brachten das Jahr 1919 und die vier folgenden Jahre. Regierungsbaumcister Wende- h o r st aus Rendsburg , der Vorsitzende des Bundes für Vogelschutz in Schleswig-Holstein , berichtet hierüber, daß zügellose Horden das Brutgebiet heimsuchten, an Eiern raubten, was sie nur forttragen tonnten und aus reiner Zerstörungswut die Eier, die sie zurück- lassen mußten, zertrampelten. Um einigermaßen geordnete Vcr- Hältnisse auf Trischen herzustellen, wurde das Eiersammeln 1920 und 1921 verpachtet. 1920 sind nicht weniger als 37 000 Eier auf der Insel gesammelt worden. Als die Insel in andere Pacht überging und der neue Pächter das Grünland mit einem sturmflutfreien Deich umgeben ließ, sorgten die Deicharbeiter so gründlich für ihren Koch- topf, daß 1922 und 1923 kaum ein Jungoogel groß wurde, so daß die Vernichtung der Kolonie bevorstand. Jetzt wurde der Schutz der Brutkolonie durch den Bund für Vogelschutz wieder auf- genommen. Im Jahre 1927 wurde die erste Bestandaufnahme über die Brutvögel wieder gemacht. Die Insel war in diesem Jahre in die Pacht der Stadt Altona übergegangen und die möglichste Rücksichtnahme auf die Brutvögel bei den landwirtschastliichen Arbeiden garantiert. So sieht es heule aus. In den letzten beiden Jahre sind die folgenden Arten auf Trischen als Brutvögel festgestellt. Die Silber möve brütete 1927 in der stattlichen Zahl von 25 Paaren. Da die Silbermövcn auf Trischen auf dem äußersten Südende des Buschsandes brüten, mehr als zwei Kilometer von den übrigen Brutkolonien entfernt, ist die Gefahr, die diese räuberischen Vögel für die anderen Bru>- vögel sonst darstellen, nur gering. Die H e r i n g s m ö v e hat auf Trischen einen Brutversuch gemacht. Die Eier der bei uns seltenen Möve wurden leider verspült. Die Hauptkolonic an Brutvögeln stellen die Seeschwalben, und unter ihnen wieder in der Hauptsache die Flußseeschwalben gegenüber den in geringerer An- zahl brütenden Küstenseeschwalben. Nachdem in> Jahre 1924 einigermaßen geordnete Verhältnisse auf Trischen wiederhergestellt warcii, konnten 1200 Brutpaare an Seeschwalben gezählt werden, die 1927 auf 3000 und 1928 auf 4000 Paare anwuchsen. Die Zwergse«. schwalbenkolonie, die 1914 noch 600 Paare umfaßte, kann sich nicht wieder erholen: ihre Zahl schwankte in den letzten Jahren zwischen 50 und 100 Paaren. Der Sceregenpfeiffcr wurde 1928 in 50 Brutpoarcn gezählt, der schmucke A u st e r n f i s ch c r in 30 Paaren. Der am Festlande häufige R a t s ch e n k e l brütete in einigen Paaren, der Kampfläufer kannte nur einmal al» Brutvogel beobachtet werden. Bemerkenswert ist es, daß sich auch die Vögel der nahen Marschen zahlreich eingefunden hoben. Feld- l e r ch e n lassen ihre Strophen über dem Grünland ertönen, Wiesenpieper singen und, nachdem man Kästen ausgehängt hat, hat sich auch der Star als Brutvogel eingefunden. Zudem haben sich verschiedene Stockentenpaare auf Trischen häuslich niedergelassen, und auch ein Paar der herrlich gefiederten Brand- gänse hat 1928 wieder seine Brut in einem Kaninchenloch hoch- gebrocht. Die von dem Pächter ausgesetzten Fasanen vermehren sich langsam, so daß aus der Insel nicht nur ein zahl-, sondern auch artenreiches PogeNeben herrscht. Die Entwicklung dieser der Fürsorge des Bundes für Vogel- schütz unterstehenden Bogelsreistättc Trischen mag gezeigt hoben, welche Bedeutung solche Freistätten für die Erhaltung unserer See- vogelwelt beizumessen ist. Abgesehen davon, daß die Ehrfurcht vor den übrigen Geschöpfe» der Erde den Menschen zu einem onge- messcnen Schutz der Seevogelwelt vor der Vernichtung verpflichtet. hat auch der an der deutschen Küste Erholung suchende Gast ein großes Interesse, daß das bunte, ungemein fesselnde Bild des See- vogelleben« in seiner Mannigfaltigkeit erhalten bleibt. Aber nur durch die Erhaltung der Vogelfreistätten und ihre weitere Förderung kann un, auch für die Zukunft dieses lebendige Bild erfreuen.