Oer Kreispruch Hillers. Oiippel-Oreilinden kein schlechtes Geschäft für Berlin . Lsndgerichtsdircktor Dr. T o l k führte zur Begründung des Schwurgerichtsurteils, durch das der Grundftückshändler Karl .fjiller von der Anklage des Meineids und der Bestechung auf Kosten der Staatskasse freigesprochen wurde, u. a. aus: „Es war nicht Aufgabe dieses Schwurgerichts, zu prüfen, ob in dem Dezernat des verstorbenen Stadtrats Busch Korruption geherrscht hat. Das ist von anderer Stelle geprüft und festgestellt worden. Das Schwurgericht hatte lediglich zu prüfen, ob der An- geklagte den verstorbenen Stadtrat Busch b e st o ch e n hat. Es steht fest, daß der Angeklagte Wechsel in �öhe von 100 000 M. diskontiert hat. Daß es sich hierbei um eine Schenkung handelte, steht nicht fest. Wohl hat Busch durck) die Gewährung des Wechselkrcdits einen Vor- teil gehabt. Bei einem Beamten würde das eine Bestechung sein. Bei dem Angeklagten muß aber nachgewiesen werden, daß er den Vorteil gewährt hat in der Absicht, einen Beamten zu einer Pflicht- widrigen Handlung zu bestimmen, denn der Beamte soll sich bei seinen Handlungen lediglich von seinem pflichtgemäßen Ermessen bestimmen lassen. Es läßk sich aber nicht feststellen, daß der Ankauf von Düppel-Dreilinden für die Stadt Berlin ein schlechte« Geschäft war. Man hat immer nur scharf kritisiert, daß der Angeklagte Ver- mittler war und daß er einen hohen Gewinn durch den Verkauf ge- habt hat. Dieser Vorwurf ist aber ungerechtfertigt. Für die Stadt Berlin bestand keine Möglichkeit, ohne den Angeklagten, der einen notariellen Vertrag hatte, das Gut zu kaufen. Der Stadt war der Kauf vorher angeboten worden, sie hatte ihn aber abgelehnt. Die Prinzen hätten wahrscheinlich niemals ohne einen Mittelsmann ver- kaust, da sie einen ungedeckten Kredit von 2 Millionen Mark haben wollten. Der Mord in Nauen . Noch keine Spur von dem Täter. Der nächtliche Mord an dem 18jährigen Herbert Tempel- Hägen, der in der Nacht zum Dienstag, wie bereits ausführlich berichtet, in Nauen erschossen wurde, konnte noch nicht weiter geklärt werden. Auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft III in Berlin haben sich noch gestern Kriminalrat G e n n a t sowie Kommissar L i s s i g k e i t mit mehreren Beamten der Mordkommission an den Tatort begeben. Der Ermordete ist, wie sich später ergeben hat, kurz vor l Uhr nachts von seinem Vater beauftragt worden, einen in der Scheune stehenden Wagen für den Frühtransport fertig zu machen. In der Nähe des Schuppens muß irgendein Vorfall die Aufmerk- samkeit des jungen Mannes erregt haben, denn er zog feine Pantoffeln aus, legte auch die Handlaterne beiseite und ging barfuß weiter. Dabei muß er den tödlichen Schuß von dem noch unbe- kannten Täter erhalten haben. Vom Regierungspräsidenten in Potsdam sind für die Aufklärung des Verbrechens 1ÖOO M. B e- l o h n u n g ausgesetzt worden. Bisher wird angenommen, daß Tempelhagen vielleicht Diebe beobachtet und bei ihrer Verfolgung niedergeschossen wurde. Neue Mpeliaten der Nazisiudenten. An der Technischen Hochschule verteilten gestern gegen 14 Uhr Studenten der Sozialistischen Studentenschaft Flugblätter, die zur heutigen Protesto er sammln ng> gegen den Naziterror an den Hochschulen missorderten. Plötzlich stürzten aus den Hohnbaracken in der Kurfüistenallee, die der Technischen Hoch- schule gehören und von auswärts zugezogenen Studenten bewohm werden, nationalsozialistische Studenten heraus, entrissen den So- zialisten die Flugblätter und schlugen auf diese ein. Ein hinzueilen- der Polizeibeamter konnte weiteres Unhell verhindern und Zwei der Raufbolde festnehmen. Sic wurden der Abteilung I A zugeführt. „3m Westen nichts Neues." Die Deutsch « Liga für Menschenrechte spielt den Remarque°Film Westen nichts Neues" im Mozartsaal, Nollendorfplatz, vom 1. bis Z. Juli. Karten gegen Ausweis in der Geschäftsstelle, Berlin N. 24, Man- bijouplatz 10, Eingang I, 3 Treppen, und im Mozartsaal zum Preise von 1,50 und 2,40 Mark.
Kampf gegen den Hunger! Erwerbslose Artisten geben Gratisvorstellungen
Die Not zwingt die Jugend zu verzweifelten Aktionen. Das harmloseste Tun ist es noch, wenn ein Junge sein Rttnzel schnürt und auf gut Glück und seine res u irden Glieder vertrauend das Heil in der weiten Welt sucht. Das Brot wird ihm in der Fremde ebenso karg zugemessen werden wie daheim; aber wenigstens sehen die Angehörigen dann das Elend nicht. Ander« Jugendliche haben sich zu kleinen Sängergescllschaften zusammengeschfossen. Sie ziehen von Haus zu Haus und lassen Wander- und Arbcrterlieder erklingen. Die eigenartigsten Blüten treibt diese genossenschaftliche Ab- wehr des Hungers. In der Gegend des Berliner Aeitungsoiertels kann man täglich„W e l t r e i s e n d e n" begegnen, die auf den sonderbarsten Gefährten durch die Länder rollen. Schnell will man auf den Redaktionen noch ein Bitd oder«inen Artikel verkaufen, denn das Unternehmen braucht ganz notwendig die Retlame, wenn man in die Provinz kommt. Küfer rollen ein Weinfaß, Bergleute zeigen in selbstgefchnitzten mechanischen Schaukästen das Elend ihres Berufs und ihrer Heimat. Zwei haben einen Schicbkarren, in dem sie sich abwechselnd von einem zum andern Ende der Welt fahren wollen. Motorradfahrer, Radfahrer, Schwimmer und Wassersportler sind zum Start zur„Weltreise" angetreten, um einen neuen„Wlt- rekord aufzustellen. Es sind zu viele Attraktionen und kaum eine weist den Reiz der Neuheit auf. Verzweifelt sind auch die Blech- Musikanten, die alljährlich um Pfingsten herum vom Unterharz kommen und ihre Lieder aus den Vorgärten der Wirtshäuser auf die Straßen hinausschmettern.
Dagegen hat ein anderes Trio schon mehr Erfolg:«in Har> moniumspicler, eiä Geiger und eine junge Frau, die durch ein Megaphon singt Ihre gut durchgebildete Altstimme klettert in Modulationen an den Häusern hinauf. Ueberall öfsn«n sich die Fenster und man ist erstaunt, daß solche Talente aus der Straße erblühen. Auch die berufsmäßigen Artisten, denen j«de Aus- ficht auf ein Engagement genommen ist, bedienen sich der Straße, um ihren Beruf auszuüben. Ein Artist mit dressierten Tauben wandert von Hos zu Hof und kündet mit westhallender Stimme sein Programm an: die Tauben, die er durch Reifen fliegen, auf einem Karussell drehen läßt, mit denen er auf einer Flasche jongliert. Andere Artisten führen Großleistungen aus ihrer Glanzzest vor; es sind mich genug Zuschauer, aber wenig Spender bei diesem Gratisprogramm. Trotz und Verzweiflung klingt aus den Ansprachen vieler Bettler, die lange Reden zu den Fenstern hinausschicken: sie rechnen der Bewohnerschaft die Unmöglichkeiten vor, mit 80 Pfennig Erwerbslosenunterstützung Frau und Kinder er- nähren zu müssen, was der Haushalt kostet, wieviel Miete sie von diesem Geld bezahlen usw., und wie sie nicht mehr ein und aus wissen. Doch sie sprechen vor toten Häuserfronten, denn jede Frau betet ihre eigene Sorgenrechnung im stillen unzählige Male vor sich hin. Das Leben wird durch das Massenelend bis In seine innersten Fasern bloßgelegt. Kein Mensch schämt sich mehr, die Wunden, die ihm die Wirtschaftsnot schlug, offen zu zeigen.
Messerstecher im Auto. Fahrgast von Orofchkenchauffeur niedergestochen. Ein kaum glaublicher Vorfall spielte sich gestern abend auf osfencr Straße im Norden Berlins ob. Ein 4Zjähriger Kaufmann Vlax fi. aus der Alexanderstraße wurde von dem Taxenchauffeur Eugen Urban, mit dem er wegen der höhe des Fahrpreises in Streit geraten war. durch Messerstiche schwer verletzt. Der Kaufmann ließ den Droschkenchauffeur mit seinem Wagen in der Seestrahe halten. Offenbar weil der Chauffeur einen Umweg gemacht hatte, kam es wegen des Fahrpreises zu Differenzen. Kurzer- Hand ergriff der Droschkenchauffeur die Aktentasche des Fahr- gaftes, um sich schadlos zu halten und oersuchte davonzufahren. Der Fahrgast sprang nun auf das Trittbrett des Wagens, und zwischen den beiden Männern entspann sich ein Handgemenge, in dessen Ver- lauf der Ehaulfeur ein Messer zog und auf K. mehrmals e i n st a ch. Mit schweren Brust- und Armverlctzungen brach K. b l u t ü b e r- st r ö m t zusammen. Er muhte in das Birchowkrantenhaus gebracht werden. Auf dem Revier behauptete U., in Notwehr gehandelt zu haben. Die Angaben werden von der Kriminalpolizei nachgeprüft.
Neues von Scheuen. Knauch läßt Straube fallen. Lüneburg . 30. 3unl. Der Fortgang de» Scheu euer Fürsorge- Prozesses brachte heule und gestern weitere schwere Vor- würfe und Belastungen für den Angeklagten Straube. Am zehnten Verhandlungstag wurde von einem Teil der Ver. teidigung vorgeschlagen, die Prozeßdauer abzukürzen, da die der Anklage zugrunde liegenden Paragraphen über Landfriedens- bruch, Rädelsführen und unerlaubtes Waffentragen nach der Ver» nehmung der sogenannten Revoltegruppe nicht mehr in Frage kommen und daher auf weitere Beweisführung zur Revolte verzichtet werden könne Der Vertreter der Staatsanwaltschaft sowie eine Reihe von Verteidigern der Straube-Gruppe wandten sich entschieden gegen den Vorschlag. Die Stellungnahme des Gerichts steht noch aus.
Interessant ward die Verhandlung bei Erörterung der Frage, ob die„Aufrührer" am Abend der Revolte von Baracke zu Baracke „Rache, Rache!" gerufen hätten. Straube bezog diese Rufe auf sich. Nach den Aussagen der Zöglinge wurde aber von ihnen nur ein Lied gesungen, in dem das Wort Rache häufig vorkommt und das in Abwandlung des Heckerliedes mit dem Refrain schließt:„Blut muß fließen knüppelhageldick." Den Anlaß zur Unzufriedenheit gaben die Mißhandlungen Straubes und des nach Amerika ausgewanderten Erziehers Disselhoff. Im Laufe der gestrigen Verhandlung warf auf die erzieherischen Fähigkeiten Straubes eine Frage an Obermagistratsrat Knauth ein besonderes Licht, ob er wisse, daß Straube seine hnnde ans eine Satze gehetzt und diese in Gegenwart der Jungen habe zerreißen lassen. Fünf oder sechs Jungen der Straube-Gruppe erhoben sich spontan, um diesen unglaublichen Vorfall zu bestätigen. Knauth gab eine Beobachtung des Amtsgerichtsrats Blumenthal wieder, nach der Straube in der Tat seine Hunde auf andere Tiere gehetzt hat. Knauth bezeichnete Straube nach seiner jetzigen Kenntnis der Zu- sammenhänge als einen Mann, der ihn und seine Behörde hinter- gangen hätte, weil er aus Angst vor den Folgen seiner Hand- lungen nervös geworden war._ Massenkonzert der Reichswehr im Stadion. Zwanzig Rcichswehrkapellen mit insgesamt 800 Mann auf dem grünen Rasen des Stadions, umsäumt von Zehntausenden militärmusikbegeisterter Berliner war das äußere, eindrucksvolle Bild des alljährlich stattfindenden großen. Skadtonmststärkonzerts des Wehrkreiskommandos III am letzten Sonnabend. Unter Leitung des 5)eerezmusitinspiZlenten Schmidt vereinigten sich chie 800 Musiker und Spieler zu starken, einheitlichen Leistungen. Natürlich darf bei einem Konzert der Reichswehr der deutschen Republik der Fridericus-Rex- Marsch beileibe nicht fehlen! Der Große Zapfenstreich und ein einzigartiges Höhenfeuerwerk schlössen die Veranstaltung, der das prachtvolle Sommerwetter ein ausverkaustes Stadion gebracht hatte._ Ein reoublikanisches Volksfest veranstaltet der Ortsvereia Friedrichshain des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold am Senn- abend, 4 Juli, am Orankese«, Orankestraße. Beginn 16 Uhr. Eintrittspreis 30 Pf. Großes Konzert, Volksbelustigungen, Tombola, Fackelzug.
Von I. ILF UND F. PETROW Worobjew setzte sich in eine Droschke. Während er durch das Wagengerüttel zuweilen bis zum lackierten Dach emporschnellte, dachte er nach, wie er den Namen des Un- bekannten erfahren könnte, unter welchem Vorwand er zu ihm eintreten, was«r ihm als ersten Satz sagen sollte und wie er an das eigentliche Ziel gelangen könnte. Beim roten Tor stieg er aus, fand nach Ostaps Angaben das gesuchte Haus und begann davor auf- und abzuspazieren. Er traute sich nicht einzutreten. Es war dies ein vormaliges altes schmutziges Gasthaus, das in ein Wohnhaus umge- wandelt war. Innen liefen einige Zimmer in den Korridor hinaus. Langsam, als wäre es die Schultafel, an der er eine Aufgabe zu lösen hatte, von der er keinen Dunst besaß, nähert« sich Worobjew der Tür Nummer vierzehn. Eine Visiten- karte von der Farbe eines lange getragenen Halskragens hing verkehrt an einen Nagel.„Awessalom Wladimirowitsch Iznurenkow/' Ganz benommen, vergaß Worobjew zu klopfen, machte die Türe auf, wandelte wie ein Mondsüchtiger drei Schritte nach vorne und befand sich mitten im Zimmer. „Entschuldigen Sie", sagte er mit gedäinpster Stimme. „kann ich den Genossen Iznurenkow sprechen?" Awessalom Wladimirowitsch antwortete nicht. Worobjew hob den Kopf uird bemerkte jetzt erst, daß niemand im Zimmer war. Das Aeußere dieses Zimmers gab keinerlei Aufschluß über die Neigungen seines Bewohners. Es war nur eines klar er war unverheiratet und hatte kein Dienstmädchen. Ein Stück Papier mit Wursthäutchen lag auf dem Fenster- brett. An der Wand lehnte ein mit Zeitungen überhäuftes Sofa. Auf einem Regal standen ein paar verstaubte Bücher. An der Wand hingen allerlei Katzenphotographien. Mitten im Zimmer standen neben schmutzigen Stiefeln ein Nutzholz- stuhl. Sluf allen Gegenständen, auch auf dem Stargoroder Stuhl hingen.amtliche Siegel. Worobjew aher beachtete
diesen Umstand nicht. Er vergaß in diesem Moment sowohl den Kriminalkodex als auch alle Belehrungen Ostaps und stürzte sich auf den Stuhl. Da aber gerieten plötzlich die Zeitungen auf dem Sofa in Bewegung. Worobjew erschrak. Die Zeitungen glitten hinab und fielen zu Boden. Und mitten hervor kroch still eine Katze. Sie sah Worobjew gleichgültig an und begann sich mit der Pfote gelassen das Ohr, die Wange und den Schnurrbart zu putzen. „Pfui", sagte Worobjew und schleppte den Stuhl zur Tür. Die Tür tat sich auf. Der Hausherr erschien auf der Schwelle— er war es, der meckernde Unbekannte. Er steckte in einem Ueberzieher, unter dem lila Unterhosen hervorsahen. Die Hose hielt er in der Hand. Man konnte von Awessalom Wladimirowitsch Iznurenkow behaupten, daß es einen zweiten derartigen Menschen in ganz Rußland nicht gab. Er war der Republik sehr von Nutzen. Und dabei war er völlig unbekannt geblieben, wiewohl er ein genau so großer Meister in seiner Kunst war wie Schal- japin im Singen, Gorki In der Literatur und Capablanca im Schachspiel. Schaljapiu sang. Gorki schrieb einen großen Roman, Capablanca bereitete sich zu einem Match mit Äljechin vor. Awessalom machte Witze. Er machte diese Witze nicht zur profanen Unterhaltung im Privatleben. Er trug aus seinen Schultern die Last einer ungeheuren Verantwortung. Er lieferte Stoff für Zeichnungen und Feuilletons für die Mehrzahl der Moskauer Zeitschriften. Bedeutende Menschen machen zweimal im Leben Witze. Diese Witze steigern ihren Ruhm und gehen in die Geschichte ein. Iznurenkow machte nichl weniger als sechzig erstklassige Witze im Monat, die von einer großen Anzahl Menschen lächelnd registriert und immer wieder zitiert wurden. Und er blieb doch unbekaimt. Als Awessalom Wladimirowitsch in seinem Zimmer einen Menschen erblickte, der im Begriff war, den amtlich gesiegelten Stuhl wegzutragen, schwenkte er die Hose, die sbsn vom Schneider gebügelt worden war. machte einen Lust- sprung und schrie:.Sind Sie verrückt geworden? Ich pro- testiere! Sie haben lein Recht dazu! Es existiert doch noch ein Gesetz! Wenn auch für die Dummen kein Gesetz geschrieben ist, sind Sie doch vielleicht davon unterrichtet, daß diese Möbel noch zwei Wochen hierbleiben dürfen!... Ich werde Sie bei Gericht verklagen! �., Schließlich werde ich doch be- zahlest"
Worobjew war wie angenagelt stehen gebsieben. Jznu- renkow warf den Ueberzieher ab und zog die Hose über die dicken Beine. Iznurenkow war ziemlich voll, hatte aber ein mageres Gesicht. Worobjew zweifelte keinen Moment daran, daß man ihn fassen und zur Miliz schleppen würde. Deshalb war er sehr erstaunt, als der Hausherr, nachdem er mit seiner Toilette fertig war, plötzlich ganz sanft wurde. „Sie müssen doch selbst einsehen", sagte der Hausherr mit friedlicher Stimme,„ich kann das nicht zulassen." Worobjew hätte es an Stelle Jznurenkows auch durchaus nicht zugelassen, daß jemand seine Möbel mitten am hellen Tage wegtrug. Er wußte aber nicht, was er sagen sollte, und darum schwieg er. „Ick bin nicht schuld, daß es so weit gekommen ist. Schuld ist der Direktor des Musikinstituts. Ich gestehe es. Ich habe die Gebühr für das gemietete Klavier feit acht Monaten nicht gezahlt. Ich habe es aber nicht verkauft, ob- wohl ich doch Gelegenheit dazu gehbt hätte. Mein Vorgehen war ehrenhaft, aber man hat mich gemein behandelt. Man hat mir das Klavier weggenommen, die übrigen Möbel be- schlagnahmt und mich bei Gericht angezeigt. Und dabei darf man bei mir eigentlich nichts beschlagnahmen. Diese Möbel sind unentbehrliche Wertzeuge für meinen Beruf. Auch dieser Stuhl ist ein für meine Berufsarbeit unentbehrlicher Gegenstand." Worobjew begann ein Licht aufzugehen. „Lassen Sie den Stuhl los!" kreischte Awessalom Wladi- mirowitsch plötzlich.„Hören Sie? Sie Bürokrat!" Worobjew löste die Hände gehorsam vom Stuhl und murmelte:„Verzechung, ein Mißverständnis. So ist eben mein Dienst." Run wurde Iznurenkow sehr lustig. Cr lief im Zimmer umher und trällerte:„Und ein Morgen kam, da lächelte sie wieder." Er wußte nicht, was er mit seinen Händen beginnen sollte. Sie pendelten hin und her. Dann band er seine Ära- matte und ließ es wieder.„Also werden Sie die Möbel heute nicht mitnehmen?... Sehr put!... Ach! Ach!" Worobjew benützte die günstige Gelegenheit und näherte sich der Tür. „Warten Sie!" rief Iznurenkow plötzlich.„Haben Sie je einen solchen Kater gesehen? Sagen Sie, ist er nicht wirk- sich wundervoll flaumig?" Und schon befand sich der Kater in Worobjews zitternden Händen.(Fortsetzung folgt)