Vkaihlugton. 30. 3uuL ?m Staatsdepartement wurde heute erklärt, der Streit mit Zraukreich drehe stchnurum folgende Vuutte: 1. Amerika wolle, dah die deutsche Regierung den uugefchühten Teil alsbald in voller höhe zu Budgetzwecken zurückerhalte: 2. dah die Rückzahlung dieses Kredits in 25 Zähren erfolge. Man deutete zu diesen Punkten an. dag mau e v e n t u e l l aus eine kürzere Zeit, etwa 10 oder 15 Zahre heruntergehen werde, nicht aber auf 5 Zahre: 3. die Zrage des Garantiefond» gehe nicht Amerika an. Diese Angelegenheit müsse Frankreich mit den übrigen Poung-Plan- gläubiger» regeln. Zusammensassend wird erklärt, man sei nicht entmutigt, sondern erhoffe eine baldige Einigung, da ein Z e h l s ch l a g katastrophal wäre. Im Weißen Hause wurde die übliche Pressekonferenz für heute abgesagt. In Regierungskreisen beschränkt man sich auf die Feststellung, daß die Lage zur Zeit ernst und unbestimmt sei, da Frankreich als einziger Gläubigerstaat sich bisher weigere, an einer großzügigen internationalen Zusammenarbeit teilzu- nehmen. Bei allem ehrlichen und ernsten Bemühen, zu einer Ver> ständigung mit Paris zu gelangen, sehe man hier kaum eine Möglichkeit weiteren Nachgebens, ohne den klaren Sinn des Hoooer-Planes preiszugeben. Alan lehnt selbstverständlich eine amerikanische Garantie für die Heiligkeit des Poung-Plans ab, und man erklärt es für widersinnig, von Deutschland , dessen verzweifelte finanzielle Loge überall zugegeben werde, zu erwarten, dah es den in höhe des unaufschiebbaren Teils ihm zu gewährenden Kredit in kurzer Frist zurückzahle. Hoover besprach die Lag« heut« in einer längeren Kabinetts- sigung, an der Castle und Mills teilnahmen, nachdem er vorher er- neut mit Mellon telephoniert hotte. In parlamentarischen Kreisen umgehend« Gerüchte, sür die eine Bestätigung jedoch nicht zu erlangen ist, besagen, daß Hoover nicht nachgeben, aber auch Deutschland nicht im Stich lassen werde, sondern schon seht mit seinen amtlichen und parlameutarischeu Mit- arbcitcro berate, wie man Deutschland nötigenfalls ohne Frank- reich helfen könne. Als haltlos werden die Meldungen bezeichnet, wonach man hier ein« direkte Verständigung zwischen Poris und Berlin wünsch«. Man steht hier aus dem Standpunkt, daß Hoover die Rettungsattion mit dem ganzen Gewicht seiner Stellung«ingeleitet habe und sie auch durchführen werde. In Erinnerung daran, dah Kellogg bei der Unterzeichnung des Kellogg -Paktes im August 1928 Frankreich und Irland, aber nicht London besuchte, wird in parlamentarischen Kreisen die Möglichkeit erwogen, daß im Falle etnes Fehlschlagens der Pariser Verhandlungen Hoover Stimsou anweisen könnte, nicht nach Paris zu gehen. In der hiestgen Press« teilt man die pessimistische Auffassung der Lage nicht in diesem Maße. Die republikanisch«„Washington Post "' und die demokratisch«„Baltimore Sun" vertreten den Standpunkt, daß man Frankreich Zeit geben müsse und eine Einigung sich schließlich doch erzielen lasten werde. Die pariser GenatSdebatie. Pari». 30. Juni.(Eigenbericht.) Im Senat begann gegen 6 Uhr abends die angekündigte Debatte über die Interpellation des Senators L e m e r y betreffend die französische Antwort auf den Dorschlag Hoovers. Der Interpellant führte aus, Frankreich befinde sich heute in einer ahn- lichen Lage wie im Jahre 1929, als es mit derselben Eile das Washingtoner Schuldenabkommen ratifizieren mußte. Der Redner wies dann darauf hin, daß der amerikanische Kongreß noch nicht den Vorschlag Hoovers gebilligt habe, aber selbst wenn man diese Ratifiziening voraussetze, könne niemand glauben, daß sich die Loge Deutschland » in einem Jahre so gebessert habe, daß es seine Zahlungen wieder ausnehmen kann., Der Vorschlag Hoovers sei nvr verffäudlich, wenn er auf längere Zeil als ein Zahr angewandt«erde. Dann sei es aber unmöglich, das französische Budget mit Hilf« von einfachen Buchungsvermerken auszugleichen. Die fehlenden Zwei Milliarden Franken müßten dann durch neue Steuern aufgebracht werden. Auf diese Weise würden schließlich die Franzosen die deutschen Reparationen zahlen. Wenn da» erst vor einem Jahre im Haag feierlich vorgenommene Abkommen annulliert werden sollte, dann gäbe es überhaupt kein Per- trauen mehr zu Unterschriften. Dabei seien die unge- schützten Annuitäten mit äußerster Vorsicht von den Soch- verständigen berechnet worden. Keiner der Signatare der Haager Abkommen habe denken können, daß Deutschland unfähig sein muri», sie zu zahlen. staltete der Stahlhelm Paraden vor dem Kronprin- z s n. Frankreich nehm« jetzt den Hooverschen Dorschlog an, aber die deutsche Presse antworte mit Beleidigungen. Der Fried« sei nicht möglich, wenn Verträge nicht geachtet werden.(Leb- hafter Beifall auf zahlreichen Bänken.) Der nächste Redner, der früher« Ministerpräsident BtiQmnb, erklärte darauf, er werde für dt« Regierung stimmen, denn die Schwierigkeiten Frankreichs seien schon so groß, daß sie nicht noch durch ein« innenpolitisch« Krise kompliziert werden dürften. Frank- reich sei durch zahlreiche Band« an Amerika geknüpst und müsse Wert darauf legen, ein« so kostbar« Freundschaft aufrechtzuerhalten. Aber man müsse Amerika zu oerstehen geben daß diese Freundschaft durch eine neue Kraftprob« wie die jetzige gefährdet werden würde. Millerand sprach dann von dem bevorstehenden Besuch der deutschen Minister und erklärt«, er sei nicht dagegen, denn ein« Unterhaltung mit der Rcichsregietltvg sei not- wendig: aber sie hqtt« nur dann«inen Zweck, wenn dabei Frank- reich die Forderung stell«, daß Deutschland ein Locarnv für den Osten(Anerkennung der jetzigen polnischen Grenze) nicht abschlage und feierlich auf den Anschluß Oesterreichs verzichte. Wenn Deutschland diese beide» Vorschläge ausrichtig an-
nehme, dann sei die deutsch -französische Annäherung zur Wirklich- keit geworden.(Beifall rechts.) Der radikale Senator de Zouvenel führte aus, daß die w i r t» schaftliche Krise Deutschlands nicht auf die Zahlung der Reparationen zurückzuführen sei. Eine ähnliche Krise bestehe in Amerika , das keine Reparationen zu zahlen Habs. Im übrigen hätten sich die deutschen Kapitalien in den letzten zehn Jahren um 30 Milliarden Mark erhöht. Die Wahrheit sei, daß die Krise durch die Septem der wählen verschärft worden ist. Nach diesen Wahlen Hobe das Ausland das Der- trauen zu Deutschland verloren und jetzt müsse Deutsch- land die Konsequenzen tragen. Das Vertrauen sei durch das An- schlußprojekt gänzlich untergraben worden. Er sei für einen Zahlungswasfenstillstand, ober unter der Bedin- gung, daß man in Deutschland mit allen Annexions- und Anschlußbestrebungen, sowie ollen Kampagnen für eine Revision der Grenzen und Verträge Schluß mache. Finanzminister Flandin verteidigte dann in ähnlicher Weis« wie in der Kammer den französischen Gegenvorschlag, der einem Transfermoratorium vorzuziehen fei, und betonte vor allem, daß das Prinzip der Zahlung der ungeschützten Annuitäten aufrechterhalten worden sei. Ministerpräsident Laval führte aus, die Lage sei seit dem Kriege niemals so ernst gewesen wie heute. Die Reparationen seien nicht gefährdet. Der Poung-Plan und die Abkommen vom Haag müßten aufrechterhalten bleiben. Er wies daraus hin, daß Frankreich vor allen Mächten von dem Dorschlage Hoovers in Kenntnis gesetzt worden ist. Es sei w ü n s ch e n s w e r t, fügte er hinzu, daß eine deutsch -französische Aussprache stattfinde, und zwar so schnell wie möglich. Der Präsident des Senats verlas darauf die beiden«in- gebrachten Tagesordnungen, von denen die des Senators Victor Bärard der Regierung das Vertrauen ausspricht. Die zweite, die von dem Senator Michel«ingebracht wurde, billigte nur die Erklärung der Regierung und verlangt« zu gleicher Zeit, daß die- Regierung die Gelegenheit de» amerikanischen Vorschlages benutze, um die A b r ü st u n g s f r o g e in wirksamer Weis« zu regeln. Der Ministerpräsident erklärt«, die Regierung nehme die Tages- ordnung Berards an, die schließlich vom Senat mit 197 gegen 5 Stimmen bei 90 Stimmenthaltungen gebilligt wurde. - Hoover-plan und Zollunion. London . 30. Juni. Im„Daily Herald" nimmt W. R. Ewer , der außen- politische Redakteur des Blattes. Stellung zur deutsch -österreichifchen Zollunion unter Berücksichtigung der gegenwärtigen politischen Lag«. Der Verfasser stellt fest, daß Frankreich und Italien von Deutschland gern das Versprechen erlangen würden, du Zoll- nnion mit Oesterreich aufzugeben, zum mindesten aber aufzuschieben. Deutschland würde aber die Forderung auf Abgabe eine» solchen Versprechens ohne Rücksicht auf die Folgen ablehnen. Deutsch - land sei es, so fährt Ewer fort, weniger um du Zollunion selbst zu tun als um das R e ch t auf Abschluß eme» solchen Vertrages, denn die deutsch « Oesfentlichkeit empöre sich, daß es Ding« geben solle, du ollen Ländern erlaubt. Deutschland aber verboten feien. Rur «in« Befreiung Deutschland » von dieser Empfindung könne die gegen» wärtige Lag« in Europa erleichtern. Der Zusammenkunft von Chequer» hätte der Gedanke zu Grunde gelegen, der ganzen Welt zu zeigen, daß für Großbritannien Deutschland mit jedem anderen Lande aufgleicherStuf« stehe und daß die britische Diplomati« i» der Politik keine meistbegünstigte Ration kenne. Dieses Werk Englands werde durch den bevorstehenden Be- such seiner Minister in Berlin fortgesetzt. Ewer schließt seinen Artikel mit dem Wunsche, daß der deutsche Besuch in Pari» zu einer Aenderung der französischen Haltung gegenüber Deutschland führen möchte. Italien verzichtet auf Zahlungen. Washington . 30. Juni. Die italienische Regierung ließ durch chren hiesigen Botschafter dem Staatsdepartement mitteilen, daß Italien vom 1. Juli ob auf die ihm von den Schuldnerländcrn zustehenden Zahlungen vor- läufig verzichten werde.
Reaktionäre Hetze. Segen den Reichs-Arbeiter-Sport-Tag. Die„Berliner Börsen-Zeftung" verschwendet in ihrer Morgen- ausgab« vom Montag eine ganze Spalte mft Angriffen gegen den Reichs-Arbeitersporftag und die Arbeitersportorganisation. Das nrftiolislistrsche Hetzblatt spielt sich als Hüter der schwarzrotgoldenen Reichssarben auf. indem es den Veranstaltern des Reichs-Arbeitersporttages den Vorwurf macht, Schwarzratgold nicht gezeigt zu haben. Es fälscht dabei die Be- stimmungen des Ueberlassungsvertrages um und behauptet, der Ber- trag verlange die Hissung der Reichsslagg« an„hervorragendster" Stelle. Tatsächlich grüßten die schwarzrotgoldenen Farben die Be- sucher schon, eh« sie im Stadion selbst waren: Quer über dem großen Brückenbogen war ein schwarzrotgoldenes Tuch in 20 Meter Länge und 3 Meter Breit« gespannt. Derselbe Berichterstatter der „Börsen-Zeitung ", der dieses riesengroße schwarzrotgolden« Tuch nicht gesehen hat, hat auch nicht die schwarzrotgoldenen Flaggen entdeckt, die auf der Haupttribüne gesetzt waren. Nicht gesehen hat der Berichterstatter auch die schwarzrotgoldenen Embleme, die beim großen Aufmarsch der Sportler unter anderem von den Reichs- banner-Sportabteilungen und der Havelaktionsgruppe Schw«rz-Rot-Gold— die beide dem Arbeiter-Turn- und Sport- Bund angehören— getragen wurden.� Auf dem Hauptflaggenmast des Stadions war allerdings die Flagge des Kartells für Arbeitersport und Körperpflege gehißt, die einen roten Grund mit weißer Schrift hat. Es ist bedauerlich, daß man bei so gut unterrichteten Leuten, wie es offenbar die Mit- arbeiter der„Börsen-Zeitung " sind, nicht die Kenntnis voraussetzen darf, daß bei irgendeiner Beranstaltung auf dem H a u p t flaggen- mast die Fahne des Beran st alters gesetzt wird. Vielleicht wendet die so aufmerksame„BBZ." ihr Intereste einmal den Regatten der bürgerlichen Ruderklubs zu. Noch nie ist dabei aus. den Regattatribünen in Grünau die schwarzrotgolden« Flagge gezeigt worden, wohl aber die schwarz- weißrote, die allerdings zu dem auch jetzt noch ausgefahrenen „K a i f e r v i e r e r" bester gepaßt. Das Kartell für Arbeitersport und-Körper- pflege hat, das sei dem Industrie- und Börsenorgan gesagt, aus jeden Fall den Ueberlassungsvertrag voll erfüllt, ohne, wie Goebbels , die Absicht schon vorher zu haben, die Vermieter zu hinter- gehen. Die Arbettersportler haben am Sonntag bei der Benutzung des Stadions keine„bevorzugte Behandlung" erfahren, haben sie selbstverständlich auch nicht gewünscht. Zu den Mitgliedern der modernen Arbeiterbewegung gehört auch der Laienspielerbund, der in einer kleinen Buchausstellung den Text zu dem Theaterstück„Die Matrosen von Cattaro" feilbot. Das sieht die„Börsen-Zeitung " als einen bündigen Beweis für den p o l i- tischen Charakter des Reichs-Arbeitersporttages an, ohne zu wissen, daß das Stück viele Male von der Freien Volts- b ü h n« aufgeführt worden war. Diese Unterstellung kennzeichnet wohl am besten die wahre Tendenz des Angriffs der„Börsenzeitung ". Es geht ihr nicht um die Flagge Schwarzrotgold, die dieses rechts- radikale Organ lieber heute als morgen durch die„ruhmreichen kaiserlichen Farben" ersetzt wissen würde, sondern es geht diesen Kreisen einzig und allein darum, bei jeder sich bietenden Gelegenheit gegen die Arbeiterbewegung zu Hetze».
Zwei Todesurteile in Agram. Wegen eines politischen Ooppelmordes. Agram. 30. Zun*. heute wurde da» Artail t« Agramer Terrortfieu- prozeß verkündet. Dir zwei haupkangeklagtr« Ma«o Hraanistowitsch und Malheus Soldin wurden wegen Ermordung de» Zeitungsheravsgebers Toni Schlegel und des Dekekttv» Temseq sowie wegen Hochverrats zum Tode durch den Strang vud außerdem zu 20 Jahren Kerker verurteilt. Ferner wurden wegen Hochverrats verurteilt Anton Herceg und Stefan Savor zu je 20 Zähren Kerker, Crlznjac zu IS Jahren und Horvakek sowie«lad zu je 15 Zahreu Kerker. Zwei AngeNagle erhielten Serkerstrafen von 1ZH bis 0 Jahren. Fünf Angeklagte wurden freigesprochen. -i« Hierzu erfahren wir von kroatischer Seile, daß die beiden zum Tode oerurteilten Arbeiter— von Berus Schristjctzer— sind, denen die Mitwirkung von 0«m Attentat gar nicht nachgewiesen werden konnte. Di« H a u p t t ä t« r sind flüchtig, die Verurteil- ten gehören lediglich ihrem Freundeskreise an. In Jugoslawien hat mau sich jüngst mit Recht über die Voll» streckun� der italienisch-faschistischen Todesurteile gegen Slowenen in T r i e n t entrüstet. Wird die jugoslawische Regierung nichts Eiligeres zu tun haben, als ihrerseits einen Justizmord zu ver- antworten?
Sa Segen sie„der Wisseuschafi od*.