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Heinrich Hemmer:

Postkarten von der Reise

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Die Oberflächlichen erleben hauptsächlich ihre Anfunft: Bin hier und sende Grüße." Ein Vergnügungsreifender strich das Ge­sehene auf dem Prospekt mit Bleistift durch. Rheinterrasse, Wien , München , Japan waren für ihn erledigt" im Haus- Vaterland: und in Wirklichkeit wär's ebenso gewesen. Fragen Sie Miß Raffte ( U. S. 2.) nach ihren europäischen Eindrücken! Napoleons Grab ( Paris ): hab' ich gemacht( did it) Paris bei Nacht hab' ich ge­macht... Amalfi ( sprich ämllfai) oh, yes, die Ort, wo ich habe meine Schirm stehen lassen!( Soll man Reifen wie Geschäfte ab­wideln: 8750 Kilometer, 72 Sehenswürdigkeiten? Nem.)

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Wer sonst nichts erlebt, erlebt auch noch das Klima. Erhole mich prächtig hier." Wohl denen, die sich erholen können, aber wo? Ein Gebirgsbayer betrachtete entgeistert seine ihm auf der ragefahlen Sandinsel an die Brust fliegende Badewonnengattin.. hier erholt man sich??? Nachdem ihm die Nordsee feste um die Ohren geknallt, sah der Gebirgsbaner leidig afklimatisiert aus: wie eine Sächsin in Lederhosen, uff die Berche. Povera", sagte ich zu meiner lombardischen Wirtin( die Lungen noch voll Dolomiten ozon): Sie Arme verbringen den Sommer in dieser Fliegenstic­Luft!" Povero", sagte sie: Sie Armer, auf Ihren Felszaden da hinten möchte ich nicht angemalt sein."( Sie verstellen ihr die Aus­ficht und beklemmen ihren fonservativ- lombardischen Busen: Berge.) Ich liebe die Nebel, namentlich die silbernen, alle harten Formen auflösenden der japanischen Inlandsee geben mir ein unirdisch be­freites Gefühl, so als fönnte man doch mit dem Kopf durch die Wand. Aber Miß Goldenhair minkte ab, sie fühlte nur: Schwind­fuch, Galopp. ,, Diese balsamische Niltalluft", seufzte ich und dachte an: weiße Flanellhosen im Winter... Diese verstaubten Fliegen­wedelpalmen, erwiderte meine Frau; sie dachte an das weiße Schweizer Wintersportmärchen mit ultravioletten Sonnenstrahlen. Nicht einmal Globetrotter wissen zuverlässig, wie sie auf das Klima von Fall zu Fall reagieren werden, namentlich das unbekannte, und wann sie genug davon haben werden. Man kann es nicht malen und nicht mal filmen, das Klima: man fann es nur emp= fehlen, wie eine Speise, oder davon abraten. Bier Wochen aßen wir Tag für Tag den herrlichen, frischen, billigen Seelachs Ban­couvers und fahen auf die regentriesenden, traurig- schönen Riesen­Douglas- Föhren hinaus. Dann hatten wir von beidem genug und machten daß wir fortkamen. Warum reifen Sie so schnell wieder ab?", hörte ich eine Schweizer Hotelierin eine fremde Frau fragen; ,, mo ist es so schön wie bei uns?"" Bei uns", antwortete die irische Bäuerin. Es gibt auch Menschen, die hauptsächlich ihre Abreise erleben: Heimwehmenschen.

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Wer für nichts schwärmt, schwärmt doch für Naturschönheit! Ansichtspostkarten kommen mit vielen Ausrufen des Entzüdens. Der europäische Städter stellt sich aus Sehnsucht nach den Tropen Kakteen und Orchideen ins Fenster. Aber aus Sehnsucht nach dem deutschen Walde zieht mancher Tropenpflanzer einen Tannenzaun um seine Farm. Der donnernde Niagara und der Große Genfer find Sehenswürdigkeiten und keine Landschaftsbilder: zeitbegrenzt in ihrer Wirkung wie das javanische Sandmeer mit seinen vielen Napftuchenbergen. Das Gewaltige wird auf die Dauer erschreckend oder langweilig. Aber auf einem ausrangierten Eisenbahnwagen­bach in die unermeßliche Prärie hinausblickend, hatte ich bei jedem Morgengrauen das für einen Nachtwächter sehr erhebende Gefühl, auf dem Kilimandscharo zu stehen. Alle Landschaft wiederholt sich. In einem Rausch des Entzückens fährt man durch Japan , man­dert durch die Rockees: ist nicht ein Tag schöner als der andere! Plötzlich sehnten wir uns aus dem lieblichen, sauberen Japan in das immer unheimliche, schmutzige, unergründliche China , aus den Bergen zur Küste, warum? Es gibt einen Moment der Sättigung, und dann kann man sich nur entweder eine Hütte bauen und zum Bleiben einrichten, oder man muß ziehen. Wohin? Der gelegentlich Reisende nach Hause und der Globetrotter irgendwohin. Der Globe trotter erlebt beides: die Ankunft und die Abreise. Die Balance zwischen Ankunft und Abreise.

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G. Ricklin:

Wer zu Hause nichts erlebt, erlebt fremde Menschen und Ein­richtungen besonders intensiv auf Reisen: das ist eine andere Welt hier". Die deutschlandmüden Deutschen schwärmen für das Ameri­fanertum. Die amerikamüden Amerikaner( die nicht in Paris hän­gen geblieben sind) für das Deutsche . Wir bezahlen teures Geld für Dauerwellen und die Negerinnen gäben ihr letztes Hemd dafür her, ihr Haar ein für allemal glatt zu friegen. Wir führen die englischen Siedler- Einfamilienhäuser ein und drüben ist's das Fashionabelste, in den neuen Apartementhäusern zu wohnen. Wie schmecken uns die Bananen, und was würden wir erst zu geeisten Papayas fagen und den übrigen untransportablen Tropenfrüchten

aber unter der sengenden Sonne: ach, Birnen, ach, Aepfel, ach, Erdbeeren! Bet uns ist der Teufel pechrabenschwarz und in China semmelblond- die Babies schreien auf, wenn so eine von den Blondinen sie anfaßt, die angeblich unsere Männer bevorzugen. Der Europäer, der vor lauter Menschen den Menschen nicht erlebt, erlebt auch die Einsamkeit. Allein in Gottes ewiger Natur." Es ist ein erhabenes Gefühl, vom einsamen Ferner herabzublicken: auf ein erhabenes Gefühl, vom einsamen Ferner herabzublicken: auf Menschen und Wirtshäuser. Wie aber wenn sie überhaupt nicht

Es ist

da sind?... Ringsum niemand und nichts, teine Spur von einem Menschen! Dann ist Einsamkeit keine Sensation, sondern ein Schrecknis. Wer ist stark genug, sie zu ertragen? Ich sah ein Mädchen aus dem menschenleeren Paradies des Neuseeländer Süd­westens ausrücken, trog allem was man ihr dort auf einer Farm versprach. Lieber wollte sie für geringes Entgelt im letzten Provinz­nest arbeiten.

Die Landflucht Australiens ist vielfach psychologischer Natur. Es gibt Menschen, deren Gemüt das Unermeßliche, das Grenzenlose und zugleich grenzlos Dede der Binnenlandschaft nicht verträgt. Wer nicht reisen kann, erlebt auch noch Reiseabenteuer. Eine Samoanerin, die sich allen Informationen zum Trog nicht von jedem dahergelaufenen Reisenden abknutschen läßt, versetzt ihm eine Back­pfeife- es kann dies auch ein Gänseliesel sein. Oder er glaubt sich von Kap bis Kairo der populärste Mann der Welt, er wird überall gefeiert, eingeladen, zurückgehalten: nur weil er eine junge weiße Frau mit sich führt eine besondere Rarität in jenen Zonen. Ein Hai frißt ihn auf, weil er nicht weiß, wie er ihm durch einen Rippenstoß Manieren beibringt; ein beleidigter Affe bombardiert ihn mit Kokosnüssen, weil er nicht versteht, wie man sich mit einem Affen auseinandersetzt. Die Fülle der Reiseerlebnisse ist ungeheuer­lich und beginnt schon im Spreewald: ,, Nein, was ich hier wieder alles erlebt habe."... Also viel Spaß: und nichts für ungut!

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Hygiene an an heißen Tagen

Pünktlich mit den großen Ferien, die jetzt in verschiedenen Teilen Deutschlands beginnen, stellt sich auch hochsommerliche Wärme ein, freudig begrüßt von all denen, die Urlaub und Ferien fern der Stadt verleben können. Aber die Sonne verschenkt ihre Wohltaten nicht ohne unangenehme Dreingaben das ist eine Erfahrung, die immer wieder außer acht gelassen wird, und nicht nur von denen, die jetzt in den glühenden Asphaltwüsten ihrer Tagesarbeit nachgehen müssen! Die Erscheinungen des Hitzschlags und des Sonnenstichs, die haupt­sächlich durch unzweckmäßige Kleidung hervorgerufen werden, sind bekannt genug; erfreulicherweise ist in den letzten Jahren mit dem Bordringen der Sport- und Körperkulturbewegung die Einsicht in diese Zusammenhänge gewachsen, und man sieht im Sommer nicht mehr so viel unzweckmäßig gekleidete Menschen wie früher. Das weibliche Geschlecht ist auf diesem Gebiet schon längst mit gutem Beispiel vorangegangen, aber auch unter den Männern ist eine Ab­tehr von der starren, unveränderlichen Mode zu bemerken. Es ist auch höchste Zeit; denn die Männertleidung hat geradezu zu einer Berweichlichung des ganzen Organismus geführt, die den Körper unfähig macht, sich der schädlichen Wirkungen zu erwehren, mit denen intensive Sonnenbestrahlung verbunden sein kann.

Wer seine Ferien in ländlicher Zurückgezogenheit, am Meeres­strand oder in der Einsamkeit des Hochgebirges verbringt, hat den begreiflichen Wunsch, sich einmal richtig als freier Mensch zu fühlen, losgelöst nicht nur von den Sorgen des Alltags, sondern auch von den Fesseln der Konvention, zu der ja auch die Kleidung gehört. Da führt nun der Ueberschwang paradiesischen Lebensgefühls leicht zu ernsten Schädigungen. Die ultravioletten Strahlen, wie man die furzwelligen und unsichtbaren Teile nennt, die im Sonnenspektrum jenseits der violetten Strahlen liegen, führen oft zu schweren Ver­brennungen der Haut. Besonders im Gebirge, wo die Luft staub­und wasserfrei ist, kommt es leicht zu Erkrankungen an Hautbrand, der dort Gletscherbrand heißt. Der Sonnenbrand kann auch die Augenbindehaut befallen und erzeugt dann die Schneeblindheit, die im Gebirge ungleich häufiger ist als im Flachland. In der Ebene enthält die Lust meist hinreichend viel Bestandteile, durch welche die ultravioletten Strahlen. aufgefaugt werden, und der gesunde Organis­mus schützt sich selbst, indem sich seine Haut bräunt und so den Strahlen der Zugang verwehrt wird. Trotzdem muß eine vernünftige Hautpflege betrieben werden, will man unangenehme Begleit­erscheinungen vermeiden, von ernsteren Schädigungen einmal ganz

Der Bruder des Volkskommissars

Es ist noch früh am Tage. Denn es ist ja erft gegen 11 Uhr. Die Abteilungsleiter haben ihren Dienst noch nicht angetreten. Auch nicht deren Stellvertreter. Die Tippfräulein widmen sich noch eifrig dem Pudern ihrer Nasen.

Um diese Zeit betritt ein solider junger Mensch das Büro der soliden Behörde. Der junge Mensch hüstelt leicht bescheiden, ordnet seine Krawatte, nähert sich dem Blaze, wo unter dem Bilde Lenins sich aus dem Sportanzug im tiefen Klubsessel der kurz rasierte Kopf des Sekretärs erhebt. Noch einmal hüstelt der junge Mensch. Ordnet aufs neue die Krawatte, lächelt angenehm und bittet den Sekretär, thn dem Vorsitzenden der Abteilung zu melden.

Langfam versinkt die Hand des Sekretärs in der Tasche des Roces und holt ein hölzernes Zigarettenetui hervor. Die ander: Hand öffnet das Etui, entnimmt ihm eine Zigarette und stößt drei­mal das Mundstück auf den Tisch. Schon steckt die Zigarette zwischen den Lippen des Sekretärs. Er entzündet ein Streichholz, es knickt ein und fliegt in den Papierkorb unter dem Tisch. Ein neues Streichholz flammt auf in grünlichem Licht. Der Sekretär runzelt die Stirn, er bringt die flache Hand vor die Nase. Langsam wird das grünliche Flämmchen zur hellen Flamme. Der Sekretär raucht an, bläst ringelnden Rauch in die Luft, geradeswegs gegen das weiße Plakat mit der Inschrift: Berantwortlicher Sefretör". Zum dritten Male hüstelt der Besucher. Der Sekretär hört es nicht. Denn der Sefretär ist ja beschäftigt. Der Sekretär hat keine Zeit, sich mit jedem Besucher abzugeben.

Der Besucher lächelt herablaffend und beginnt: Er sei kein ge­wöhnlicher Bittsteller. Er sei eigens aus Moskau abfommandiert, um in dieser selben Behörde einen verantwortlichen Bosten zu besetzen. Und ganz schlicht fügt er hinzu, er sei auch fein gewöhn­licher Sowjetbeamter, sondern der Bruder des Volkskommissars er nennt einen Namen. Der Name macht den Sekretär auf­springen. Mehr tot als lebendig. Bor lauter Schreck stellt er gleich zwei Stühle vor den Bruder des Volkskommissars hin.

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Vergessen ist mit einem Male Rang und Würde der eigenen Person. Im Gefühle der Nichtigkeit seines zwölften Ranges Do: dieser wichtigen Persönlichkeit schwigt er, erregt sich, beginnt von Schwierigkeiten der Arbeit in der Provinz zu reden, legt ein noch) unvollendetes strenges Zirkular mit fünfftelliger Nummer vor, das sämtliche Angestellten verpflichtet, pünktlich um 10 Uhr im Amt 3 jein. Wenige Augenblide später bittet er die wichtige Persönlichkeit ins Kabinett des Borsigenden, schließt das Fenster, damit es nich: zieht und legt den Geschäftsgang dar.

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abgesehen, zu denen sich der Sonnenbrand ja auch steigern kann. Viele glauben, alles getan zu haben, wenn sie die Haut, bevor sie sie der Sonne aussehen, mit einer Creme behandeln. Aber eine vernünftige Hautpflege kann darin nicht ihr Genüge finden. Unzweckmäßige Be­handlung mit Creme und Puder erreicht vielmehr den gegenteiligen 3weck, denn sie verstopft die Poren der Haut und gerade das Gegenteil ist notwendig. Die Poren müssen geöffnet, die Haut ge= reinigt und durchblutet werden, wenn der Körper instandgesetzt werden soll, die Pigmente zu bilden, die einen so wirksamen Schutz gegen die Sonnenstrahlung bieten. Am zweckmäßigsten ist es, den Körper langsam an die Bestrahlung durch die Sonne zu gewöhnen. Auf diese Weise wird man sich am besten gegen Verbrennung wie auch gegen Nervenstörungen und mehr oder weniger schwere Läh­mungen schützen, die mit einer zu starken Bestrahlung verbunden sein

fönnen.

An der See bietet die Kleidung kein Problem; anders ist es auf Wanderungen. Wie michtig zweckmäßige Kleidung ist, beweisen die Erfahrungen, die der Sportarzt macht. Trotz der großen Anstren­gungen, die der Sportsmann auch im Sommer auf sich nimmt, ge­hört der Hizschlag dort zur Seltenheit. Die leichte Sportkleidung macht eine Wärmestauung bei den bekannteren Sportarten, beim Rudern, Laufen, Fußball und Schwimmen fast unmöglich. Dagegen fann der Körper übertriebenen Ansprüchen gegenüber leicht versagen. Und das ist hauptsächlich bei Radjernfahrten oder allzu ausgedehnten Märschen der Fall. Begreiflich, daß ein Mensch, der elf Monate des Jahres im Bureau sitzt, nun in den vier Wochen seines Urlaubs alles nachholen möchte. Auch bei Fußwanderungen heißt es, Geduld üben, sich erst langsam an die veränderten Bedingungen gewöhnen; vor allem richtig angezogen sein und unterwegs bei der Rast das richtige Maß bei Speise und Trank beobachten!

Die sommerliche Ernährung ist überhaupt eine der defährlichsten Klippen. Was man essen soll, und was man nicht essen darf, ist noch immer nicht hinlänglich genug bekannt, und menn es doch der Fall ist, so ist es nicht immer leicht, nach den Geboten sommerlicher Hygiene zu handeln. Der Vorzug gebührt ohne Frage der gemisch­ten Kost; sie ist für den Körper am zuträglichsten. Das Eiweiß­bedürfnis wird durch Eier, Milch und Milchspeisen sowie Fleisch

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aber unter Beobachtung der nötigen Vorsicht! befriedigt, wäh­rend Gemüse, Salate und vor allem das reichlich vorhandene Obst den Bedarf an Mineralsalzen deckt. Frisches Obst soll den Haupt­bestandteil des Speisezettels an heißen Tagen bilden; es leistet auch die besten Dienste gegen den Durst, der auch durch kalten Kaffee oder falten Tee am wirksamsten gelöscht wird. Alkohol ist, vor allem auf der Wanderung, unter allen Umständen zu vermeiden, soll dem Körper fein Schaden zugefügt und seine Widerstandsfähigkeit gegen die Hitze nicht herabgemindert werden.

Am gefährdetsten sind im Sommer die Kinder ,, vor allem die Säuglinge, und mancher Sommeraufenthalt wird den Teilnehmern Man holt den Vorsitzenden. Die Kuriere rasen durch alle dadurch verleidet. Die Hize wirkt bei den Kleinsten weniger auf Räume. Die Besucher werden abçewiesen; man hat im Augenblick das Hirn als auf den Darm. Der Sommergipfel" ist die für die wichtigeres zu tun. Endlich erscheint der Vorsitzende, stellt sich dem Säuglinge gefährlichste Zeit, in der die Säuglingssterblichkeit größer Gast vor. Ausführlich klärt dieser ihn über den Zweck seiner An­ist als während einer anderen Zeit des Jahres. Hier handelt es funft auf und berichtet zum Schlusse, er habe unterwegs sein sich meist um Wärmeſtauungen infolge mangelnden Luftzuges und Taschenbuch mit allen Papieren einschließlich des Geldes- zu warmer Packungen. Die Hißestauung bewirkt ein übermäßiges verloren. Der Versizende drückt aus aller Kraft auf die elektrische Wuchern der Darmbakterien. Diese Darmbakterien treten ganz ver­Klingel. Der Sekretär erscheint, der vom Zentrum beorderte Geschiedenartig auf, oft gefährlicher, oft harmloser, manchmal epide= nosse ist ins Amt einzusetzen, das beste Zimmer im Hotel ist ihm zur Verfügung zu stellen und Pferde. Ein Vorschuß auf das Gehalt ist zu gewähren, neue Ausweispapiere vorzubereiten. Ihm zu Ehren ist ein Bankett zu veranstalten.

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In türzester Zeit ist alles besorgt. Irgend jemand wird ent­laffen, die frei gewordene Stelle dem Ankömmling aus der Stadt zugewiefen. Aus zwei Behörden kommen die jungen Damen gelaufen, um den Bruder des Kommissars den Abgesandten der Hauptstadt

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in Augenschein zur nehmen. Sie drücken ihm offen ihre Bewun­derung aus: " Dort bei Ihnen wird vorzüglich gearbeitet. Bei uns aber sieht es traurig aus. Nichts als Ein- und Ausgänge".

Der neue Vorgesezte erwirbt sich bald die Sympathie sämtlicher Mitarbeiter durch äußerste Höflichkeit, zuvorkommendes Wesen, wunderbare Schlichtheit des Entgegenkommens. Das Mißgeschid, das den Bruder des Kommissars unterwegs betroffen hat, wird all­gemein bekannt man überbietet einander an Bereitwilligkeit, sein Geld zu verborgen. Es dauert nicht lange und der neue Mitarbeiter ist mit seiner Arbeit verwachsen. Nun macht er dem Vorsitzenden einen Vorschlag:

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,, Schauen Sie mal...... wir müssen näher an die Massen heran.... wir müssen wissen, was unten vor sich geht..... ich

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beabsichtige eine Fahrt durch die Provinz zu unternehmen". Schleunigst trifft der Borsigende die Berordnung: eine Fahr farte ist zu besorgen, Pferde. Ein Vorschuß ist anzusetzen. So geht der Bruder des Boltsfommissars auf Amtsreisen. Eine Woche vergeht, eine zweite der neue Mitarbeiter läßt nichts von sich hören. Schon ist eine dritte Woche um, eine vierte. Da entschließt man sich zu einer telegraphischen Anfrage in Moskau . Die Antwort lautet: Aus dem Zentrum ist niemand an die vom Borsitzenden genannte Institution abfommandiert worden und der genannte Volkskommissar hat nie einen Bruder besessen. Eine Phantasie nach Gogol ?

Oh! Nein! Eine Schilderung nach den Akten der Arbeiter- und

Banischer Schreck ergreift sämtliche Büroangestellte. Der Bauerninspektion von Homel . Bruber eines Kommissars!

Ueberitagex aus dem Rusfilden von Seige Rofenthal

Der Säugling erkrankt am Sommerbrechdurchfall und Krämpfen. Natürlich genährte Kinder sind vor Erkrankungen in heißen Sommerwochen geschützter als die Flaschenkinder. Besorgte Mütter neigen dazu, die Kinder zu warm einzupacken. Federbetten, Steppdecken und dergleichen stellen eine unerträgliche Belastung des Kindes dar, dem ein Hemdchen vollauf genügen würde. Noch besser ist es, das Kind nackt liegen zu lassen, an einen fühlen, luftigen Ort zu bringen und es öfter fühl abzuwaschen. Wenn es Durst hat, gebe man ihm abgefochtes fühles Wasser oder dünnen Tee. Brech­durchfall bei Säuglingen ist meist auf Ueberfättigung oder Ueber­higung zurückzuführen.

Meerwunder auf deutscher Erde. Daß es in einer schönen deut­ schen Landschaft Naturdenkmäler gibt, die aus dem Meere stammen, wird von Dr. B. Dohm in der Leipziger Illustrierten Zeitung" hervorgehoben. In dem Labyrinth von Höhen und Tälern, Sümpfen und Heiden, Bajaitkegeln und Wäldern versteckt, ragen in der Eifel Korallenriffe auf, das schönste bei dem kleinen Luftkurort Gerolstein . Bor Hunderten von Jahrmillionen bauten Tierchen diese Forma­tionen auf, als sich dort, wo heute Rhein und Mosel fließen, noch die warmen Wogen des Ozeans verbreiteten. Dem Meere entzogen die Tierchen, die Korallen, den Kalt für ihre Stöcke, durchwuchsen den Sand und Schlamm, den die Wellen über sie spülten, und bauten ihre Kolonien so immer höher empor, bis das Meer verebbte und allmählich fruchtbares Land an seiner Stelle fich dehnte. So blieben die als floßige Gebilde, seltsamen Köpfen gleich, aus dem Kalk der im Gestein der Felswände baumstammähnliche Strukturen zurück, Berge herauswittern. Nur am Rande des ehemaligen Riffes liegen noch heute auf den Aeckern und an den Wiesenrainen diese Korallen­stöde unversehrt neben Muscheln und Schneckenschalen und künden von dem urfernen Meer, das einst hier wogte.

Die erste Uhr, die ein richtiges Uhrwert aufwies, ist um das Jahr 1000 von einem französischen Mönch mit Namen Geroert er­funden worden; bis dahin kannte man nur Sonnenuhren.

Berantwortlich für Politik: Bietor Schiff; Wirtschaft: 6. Alingelhöfer; Sewerkschaftsbewegung: Friebr. Estorn: Feuilleton: Dr. John Schikowski; Lotales und Sonstiges: Frik Karstädt; Anzeigen: Th. Glode; fämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin . Drud: Vorwärts- Buchdruderet und Berlagsanstalt Baul Singer u. Co., Berlin SB 68, Lindenstraße& Hierzu 3 Beilagen und Frauenftimme".