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Sich selbst verraten.

Kommunisten wollen die Fahndung nach dem Mörder

erschweren.

Die kommunistischen Zeitungen in Berlin ziehen sich von ihrer ersten Notlüge zurück, daß Schupooberwachtmeister Kuhfeld von einer Polizeifugel getroffen worden sei. Diese Notlüge ist nach dem Ergebnis der Obduktion gänzlich unhaltbar. Wenn Kuhfeld von einer Polizeifugel getroffen worden wäre, so würden die Beamten Schüsse in wagerechter Richtung abgegeben haben. Dann aber wären unvermeidlich in der den Beamten dicht gedrängt unmittelbar gegen überstehenden Menge der Demonstranten Opfer gefallen!

Deshalb muß nun der Nationalsozialist Grabsch herhalten, der sich erschossen hat.

Nun sind gestern in Berlin an vielen Stellen die Plakate des Polizeipräsidiums abgerissen worden, in denen um Mitteilungen zur Ermittlung des Mörders ersucht wird. Die Täter, die zum großen Teil verhaftet worden sind, sind aus= nahmslos Kommunisten! Man sollte meinen, daß die Kommunisten ein brennendes Interesse daran hätten, den Mörder zu fassen, wenn sie ihn in den Reihen der Hakenkreuzler vermuteten. Warum also der organisierte Feldzug gegen die Fahndungsplatate? Weil die Kommunisten den Täter in ihren eigenen Reihen wissen!

Die kommunistischen Platatabreißer haben auch die zweite Not­Tüge ihrer Presse entlarot, sie haben sich selbst verraten!

Er will fein Kommunist sein!

Das ist bei Münzenberg eine Schande.

Herr Bruno Frei , der Chefredakteur von Münzenbergs ,, Berlin am Morgen", fühlt sich in seiner Ehre angegriffen, weil amtliche Stellen das Münzenberg - Blatt als tommunistisches Blatt und seinen Chefredakteur als Kommunisten bezeichnet hatten. Er verlangt Berichtigungen, um seine verletzte Ehre wiederherzustellen. Der Kommunist Bruno Frei scheint es für eine Schande zu halten, Rommunist zu sein wie sein Chef, Herr Münzenberg . Für wie dumm muß er die Berliner halten, denen er einreden will, daß sein Blättchen tein kommunistisches Blatt sei!

Das Ende der Wunder.

Sogar die Dummen werden alle.

Zwei Stätten des Wunder- und Aberglaubens liegen verödet. In Gallspach , der Wirkungsstätte des Heilbünstlers" Beileis, trauern menschenleere Hotels und Sanatorien dem entschwundenen Gästestrom nach. Nachdem der große Mann trok seiner blige schleudernden elektrischen Apparte im vergangenen Jahre eine Typhusepidemie in Gallspach nicht hatte verhindern können, hat der Glaube an die Heilkraft dieses Ortes rapid abgenommen. Mit Zeileis beweinen einige Dugend Geschäftsleute ihr Kapital, die sich an den Humbug des Wunderdoktors mit spekulativen Unter­nehmungen angehängt hatten. Das in Hotels, Konditoreien, Mode­geschäfte und Zeitungsunternehmungen gesteckte Kapital ist futsch, die Neubauten stehen verödet, die Konkurse häufen sich. Gallspach ist wieder ein simples Dorf, das für Lurusunternehmungen feinerlei Verwendung hat.

Und noch eine zweite Stätte sinkt wieder in Vergessenheit: das bayerische Dorf Konnersreuth . Auch dort hatte sich auf die Wunder und Visionen der berühmten Resl eine ganze Fremden­industrie angesiedelt. Auch hier waren Gaststätten und eine veritable ,, Konnersreuther Zeitung" gegründet worden. Inzwischen ist es um Rest still geworden. Das Anfinnen, ihre angeblichen Wunder­erscheinungen vor einem objektiven wissenschaftlichen Forum unter­suchen zu lassen, hat die Rest stritt abgelehnt. Und dann hat der Herr Bischof die Massenbesuche untersagt. Die Rest ist nämlich ruhebedürftig geworden.

Schwere Zusammenstöße in Leipzig . Ein Nationalsozialist erschossen.

Leipzig , 3. Juli. Am Donnerstagabend gegen 9 Uhr kam es zwischen Kommu­nisten und Nationalsozialisten an der Ecke der Keil- und Löhrstraße zu einem schweren Zusammenstoß, bei dem von den Kommunisten mehrere Revolverschüsse abgegeben wurden.

Ein Nationalsozialist wurde durch einen Bauchschuß so schwer verlegt, daß er bald darauf star b. Das Ueberfallfommando konnte weitere Ausschreitungen verhindern. Ein der Tat Ver­dächtiger wurde festgenommen.

,, Nieder die Todesstrafe!"

Aber: Hoch die Maffenerschießungen!

Wie von uns vorausgesehen, nimmt die kommunistische Presse über die Hinrichtung Kürtens fittliche Entrüstung. Bei jedem Say aber stolpert sie über die eigenen Beine, nämlich über ihre programm­mäßige Verpflichtung, im gleichen Atemzuge die Guillotinierung Kürtens zu verdammen, dagegen die Massen erschießungen in Rußland zu verherrlichen. Wir wollen unseren Lesern nicht vorenthalten, wie das Resultat dieser Geistesakrobatik ihres Artikels in gleicher typographischer Aufmachung wieder: in der Roten Fahne" ausschaut und geben deshalb einen Absatz Darum: Sinweg mit der Todesstrafe!

In dieser außerordentlichen Uebergangsregelung der Sowjetrepublit wird nichts idealisiert. Erschießen, d. h. den Feind vernichten! Nichts von Strafe, Sühne oder Vergeltung und wie immer die heuchlerischen Forderungen an die Todesstrafe heißen. Sühne? Die Verbrechen Kürtens find geschehen und durch keine Hand­lung des Mörders zu fühnen, auch nicht durch den Tod.

Also: wenn man statt des Wortes Todesstrafe" das Wort Bernichtung", statt Hinrichten" das Wort Erschießen" setzt, ist alles in Ordnung. Die Anhänger der Todesstrafe brauchen nur zu erklären, daß sie Kürten weder bestrafen, noch seine Untaten fühnen wollten, daß es ihnen lediglich darauf ankam, einen Schädling physisch zu vernichten". Dann hätte die ,, Rote Fahne" ihnen nicht nur diese eine Hinrichtung im Laufe von vier Jahren, sondern nach russischem Muster 400 5inrichtungen in einem Jahr gestattet.

Aber die Freunde der Massenerschießungen haben noch ein zweites Argument, das ihnen besonders schön zu Gesicht steht; in dem Artikel der ,, Roten Fahne" finden wir folgenden Sat:

Bergesse man auch niemals, daß die begeisterten Freunde der Todesstrafe dieselben nationalsozialistischen Feme mörder sind, die

Die, wie wird das wohl weiter gehen? Man müßte erwarten: ,, Die mit den Stimmen der Kommunisten amnestiert und in Freiheit gesetzt worden sind." Aber nein, der Saz geht weiter:

... die sich nur auf den Augenblic freuen, wo sie die Arbeiter an die Wand stellen können, wie es der Berliner ,, Angriff" in diesen Tagen erst für die Kommu= nisten gefordert hat.

Womit wir nun endlich darüber belehrt sind, weshalb die Kom­munisten so eifrig geholfen haben, bei der Amnestierung der Feme­mörder die Sozialdemokratie zu überſtimmen!

Der fittliche und gerechte Kampf gegen die Todes­strafe tann nur grauenvoll tompromittiert werden. menn die Freunde der Massenerschießung sich unter die Geg ner der Todesstrafe mengen. Diese Heuchelei ist zehnmal schlimmer und widerwärtiger als die nackte Brutalität der offenen Anhänger der Todesstrafe.

Schweres Motorradunglück.

Nächtlicher Zusammenstoß auf der Chauffee.

In der Blankenburger Straße in Heiners­ dorf ereignete sich in der vergangenen Nacht ein folgen­schweres Motorradunglück.

Unweit der Siedlung Schönau raste gegen 2 1hr nachts ein mit zwei Personen besetztes Motorrad gegen einen Gemüsewagen, der sich auf der Fahrt nach Berlin befand. Die Folgen des Zu­sammenstoßes waren entfeßlich. Das Kraftrad wurde völlig 3ertrümmert. Der Führer, ein 23jähriger Arthur Kusserom aus Weißensee , stürzte so unglücklich, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Sein Begleiter, ein Arbeiter Baltrusch, mußte mit schweren Verlegungen in das Pankower Krankenhaus ge­bracht werden. Die Begleiterin des Kutschers, eine Frau Alwine Graeff aus Karow , tam glücklicherweise mit leichten Verletzungen

davon.

Ludendorff warnt vor dem Kriege

Die Gefahren der Außenpolitik der deutschen Reaktion

Der Fall Ludendorff ift merkwürdig. Er ist kein politischer| und muß sich nach dem Verlust des Elbebrüdentopfes bei Hamburg­Fall, schon längst nicht mehr, aber psychologisch bleibt des Merk- Harburg- Wilhemsburg nach Schleswig- Holstein zurückziehen. Diese Annahme Ludendorffs ist allerdings erst verständlich, würdigen genug. Militärisch genommen bleibt allerdings der Mann, was er war: ein Fachmann, dessen geschichtliche Rolle und dessen wenn man dem Grundgedanken seiner strategischen Konzeption nach­prattisches Handeln verhängnisvoll war, dessen theoretisches Wissen geht. Dieser Grundgedanke besagt, daß man eine wirksame Waffen­aber nicht bestritten werden kann. Man tennt im übrigen Luden- hilfe Deutschlands nur von der italienischen und der russischen dorffs mystische Vorstellungswelt von der politischen Wirklichkeit, Militärmacht erwarten darf. Entscheidend für diese Annahme jedoch jeine Fiebervorstellungen vom Wirken der Freimaurer , Juden, ist, daß diese doppelte Waffenhilfe nicht gleichzeitig zur Verfügung Päpste und Jesuiten , seine phantastische Zahlensymbolik und alles steht, da die russische Armee infolge der Langwierigkeit der Mobili­andere mehr, womit der ehemalige Führer des deutschen Feldheeres fierung, dem Mangel an nach Westen führenden Straßen und einen unbeschreiblich großen Ruf in wenigen Jahren vertan hat. Bahnen frühestens am 24. Mobilmachungstage in der Lage ist, Aber damit ist des Merkwürdigen nicht genug. Mit einem Male Fühlung mit den tschechisch- polnisch- rumänischen Verbänden des kommt Ludendorff mit einer Broschüre heraus, in der er alle Gegners zu bekommen. Die Ludendorff feindliche Militärkritik wird an diesem Punkte einzubaten versuchen, denn die gesamte Luden­früheren Freunde, aber auch seine Gegner zum plattesten Erstaunen zwingt. Man fann es nicht glauben, aber es ist wirklich so: dorfische Prognose steht und fällt mit der Voraussetzung, daß die Armeen der Sowjetunion erst dann in die Kriegsgeschicke eingreifen Ludendorff schreibt eine Broschüre, in der er das deutsche Volk vor der Kriegspolitik der können, wenn die entscheidenden Schlachten in Deutschland bereits faschistischen Gegenrevolution warnt. geschlagen sind. Der optimistischste Kriegsabenteurer in Deutschland wird jedoch die Richtigkeit dieser Voraussetzung faum erschüttern Tönnen. Die Rote Armee , zweifellos ein startes, mächtiges Kriegs­instrument, hat, wie alle russischen Armeen, besondere Mobilisie­rungsschwierigkeiten zu überwinden, die in der Riesenhaftigkeit der zu überwindenden Räume und in dem Mangel an Straßen, Bahnen und Verkehrsmitteln zu suchen sind. So ist also nicht daran zu zweifeln, daß die Gegner des deutsch- russisch- italienisch- englischen Vierbundes alles daran setzen werden, um die ersten durchgreifenden Entscheidungen mit größter Beschleunigung herbeizuführen. In be sonders hohem Maße ist die französische Armee in der Lage, diese Aufgabe zu erfüllen, da ihre Motorisierung auf allen Gebieten in erstaunlich hohem Grade durchgeführt ist und sie auf diese Weise Geschwindigkeiten im Marsch und im Gefecht erzielen fann, wie sie die Kriegsgeschichte noch nie gefannt hat.

Die Broschüre heißt: ,, Weltkrieg droht" und ist in Luden dorffs Eigenverlag, dem ,, Volkswarteverlag" in München , erschienen. Auf 93 Seiten unternimmt es der ehemalige Feldherr, die Kriegs­politik der vereinigten deutschen Reaktion einer vernichtenden Kritit zu unterziehen. Weiß der Teufel, was der General für Gründe hat, seinen ehemaligen Freunden so in die Parade zu fahren. Auf jeden Fall versucht er nicht, seinen bisherigen Gegnern sich zu nähern. An tapferen Schmähungen der Sozialdemokratie läßt er es auch in diesem Buche nicht fehlen. Wichtiger ist, daß Ludendorff die Kriegspolitik, die die gesamte deutsche Reaktion, ob sie nun offen oder verkappt faschistisch ist, seit Jahr und Tag betreibt, mit militär­politischen Gründen zu Boden knüppelt.

Ludendorff hat bei allen Schrullen und Verschrobenheiten, die auch diese Broschüre auf das reichlichste zieren, erkannt,

daß die außenpolitische Linie der deutschen Reaktion einheitlich verläuft und auf eine Koalitionspolitik gegen Frankreich hinausläuft.

Schreckenstat eines Farmers. urbar, ſieht aber, daß dieſe Koalitionspolitik mit der Front

Er definiert die Außenpolitik der deutschen Reaktion als Bündnis politik, deren Eckpfeiler Moskau , Rom und London sind. An der Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit einer solchen anti­französischen Koalitionspolitik übt Ludendorff keinerlei Kritik. Er hält sie, was zweifellos falsch und unhaltbar ist, offenfundig für durchführbar, sieht aber, daß diese Koalitionspolitik mit der Front gegen Paris und das französische Bündnissystem zwangsläufig zu fenntnis fommt in Ludendorffs Broschüre klar zum Ausdruck, ob­wohl sie in einem heillosen Wirrwarr von mystischen Phantastereien aller Art eingebettet ist. Entscheidend aber ist, daß Ludendorff den militärischen Konflikt, den die Bündnispolitik der deut­ schen Reaktion herbeiführen muß, auf seine militärischen Aus= ichten und Wahrscheinlichkeiten hin untersucht. Diese Untersuchung ist von ungeheurem Interesse.

Tötet seine Familie und begeht Selbstmord mit Dynamit. friegerischen Katastrophen führen muß. Diese grundlegende Er­

London, 3. Juli.

Eine entjehliche Tragödie ereignete sich am Donnerstag auf einer Farm in der Nähe von Brisbane .

Der Besitzer der Farm wurde am Morgen von einem Ange­stellten mit zerschmettertem Schädel aufgefunden. Er hatte an­cheinend dadurch Selbstmord begangen, daß er einige Dynamit. patronen an seinem Kopf befestigte und sie entzündet hatte. Bei weiterem Nachsuchen fand man in der Asche des nieder­gebrannten Farmhauses noch die Ueberreste der Frau und der vier kleinen Kinder des Farmers, die er anscheinend zuerst der Reihe nach ermordet und später in die Flammen des Farmhaufes geworfen hatte. Man nimmt an, daß der Farmer die Tat im Wahnsinn begangen hat.

Amerika ertrinkt im Gold.

Fast 20 Milliarden Mark.

Unter den militärischen Hilfskräften, die Deutschland in der von Ludendorff skizzierten Lage zur Verfügung stehen würden, be­rücksichtigt der Verfasser in erster Linie die italienische und die russische Armee. Die Rolle der englischen Streitkräfte wird von Ludendorff nicht in dem Maße gewertet, wie es die Pro­pagandisten gewisser Kriegsabenteuer gern haben möchten. Im übrigen dürfte Ludendorff die Aufgaben und Möglichkeiten der eng­ lischen Land- und Seestreitkräfte richtig einschäßen. Er läßt die englische Flotte einen dichten Blockadefordon um Frankreich ziehen, wobei vor allem die Berbindung zwischen dem französischen Mutter­lande und dem französischen Kolonialreich in Nordafrika unter­brochen und die wahrhaftig nicht ungewichtige Mittelmeerposition Frankreichs zerbrochen wird. lleberdies werden nach Ansicht des Berfassers schwächere Einheiten der britischen Seemacht in die Ostsee abgegeben, wo sie die gemeinsamen Operationen eines deutsch­haben. Die Ueberlegenheit auf der Ostsee ist nach Ludendorff diesem Dreiverband sicher, was jedoch für die allgemeine Entwicklung der strategischen Lage wenig zu besagen hat. Wichtiger ist vielleicht, daß die englischen Landstreitkräfte im Norden Deutschlands gelandet werden und sich mit Teilen der deutschen Reichswehr auf der Linie Bremen - Celle längs des Allerflusses jammein. Diese wohlgemeinte Waffenhilfe ist jedoch, wie Ludendorff drastisch zeigt, nicht in der Lage, den gewaltigen Einbruch der französisch- belgischen Nordarmee, die zwischen Mainz und Düsseldorf über den Rhein geht, zu hemmen

New York , 3. Juli. Die Goldreserve der Vereinigten Staaten beträgt zur Zeit nicht weniger als 4659 Millionen Dollar. Das sind drei Fünftel des Goldbestandes der Welt und mehr als die Goldbestände von Großrussisch- englischen Flottenverbandes gegen Polen zu unterſtüßen britannien, Frankreich und Deutschland zusammengenommen.

,, Werttätige des Balkans!" ist das Flugblatt überschrieben, das zu einer öffentlichen Volksversammlung der KPD. heute abend ein­ladet und den Mitgliedern der 3. und 4. Gruppe der 24. A b= teilung zugestellt wurde. Da unsere Genossen kaum das Be­dürfnis haben, sich von einem kommunistischen Redner über unseren Barteitag und die Notverordnung etwas erzählen zu lassen, werden fie der Einladung nicht folgen, zumal die KPD. für eine anständige Behandlung ihrer Gegner feinerlei Garantie bietet.

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Gegen diese Annahme Ludendorffs ist ein Einwand nicht mög= lich. Die französische Armee, die überdies auf die Hilfe ihrer glän­zend ausgebildeten, technisch ausgezeichnet ausgerüsteten Berbün­deten rechnen kann, wird zweifellos in der Lage sein, jeden deutschen

Widerstand zu vernichten, ehe die russische Hilfe wirksam einsetzen kann. 3war stehen nach Ludendorffs Annahyme Deutschland in dieser kritischen Phase der Entwicklung beträchtliche Teile der italienischen Armee zur Verfügung, die, die Alpen überschreitend, fich in Deutschland im Raume südlich der Donau mit deutschen Streitkräften in Verbindung setzen. Auf diese italienische Waffen­hilfe rechnet Ludendorff nicht gerade deshalb, weil er die Italiener für besonders solide Bundesgenossen hält; im Gegenteil, er verspottet mit bissigen Bemerkungen den Stahlhelm, der sich faschistische Dele gationen zu seinen verschiedenen Aufmärschen bestellt hat. Die italienische Armee rückt nach Ludendorffs Annahme allein deshalb über den Brenner, weil ihr auf anderen Schauplätzen überhaupt feine Möglichkeit zur Entwicklung gegeben ist. Die italienisch französische Alpengrenze fommt aus naheliegenden Gründen für die Durchführung größerer militärischer Operationen nicht in Frage, und der jeder theoretischen Kriegsmaßnahme besonders naheliegende Einbruch Italiens in das benachbarte Jugoslawien macht die Ent­wicklung einer breiten, nach Norden hin ausgerichteten Front zur gebieterischen Notwendigkeit. Die Zahl der vereinigten deutsch­italienisch- österreichisch- ungarischen Streitkräfte nimmt der Verfasser als feineswegs gering an. Er beziffert sie mit rund 5 Millionen Menschen, aber er unterstreicht, daß Frankreich im Bündnis mit Polen , Tschechen, Rumänen und Jugoslawien nicht weniger als 7 Millionen Menschen für den Kriegsausbruch auf die Beine bringen

fann.

Interessant ist, daß Ludendorff die zahlenmäßige Stärke der deutschen , österreichischen und ungarischen Armee mur nach den Ziffern der Friedensverträge in Rechnung stellt und sich gegen alle Arten von Rekrutierungen durch Krümpersystem und ähn= liche Methoden mit gereizter Schärfe ausspricht. Er deutet an, daß das Krümpersystem 1813 vielleicht noch gestatten fonnte, Armeen sozusagen aus dem Boden zu stampfen, er hält aber diese Methode im Zeitalter des technischen Krieges bei der komplizierten Schulung des modernen Soldaten für völlig unmöglich. Mit Hohn und Spott bedenkt er Leute, die illegale Waffen im Wald ver= stecken wollen, und die sogenannten Wehrverbände bedenkt er mit einem Haufen boshafter Bemerkungen. Er hält unter diesen Um­ständen auch das Schicksal der vereinigten deutsch - italienischen Heeresgruppe südlich der Donau für besiegelt. Die Italiener haben den Nachteil, daß sie ihren Aufmarsch und ihren Nachschub durch