BRÖnInG „Von allen Bäumen des Gartens dürft Ihr essen. Nur vom Baum der hohen Pensionen dürft Ihr nicht essen!"
Das Pech des Hauptmanns Rohm. Erst Durchführung des Llnterfuchungsverfahrens, dann Ver- Handlung gegen„Münchener Post". München , 3. Juli. (Eigenbericht.) Mit seiner Beleidigungsklage gegen die„Münchs- n e r Post" hat Schwulitüten-Röhm zunächst kein Glück. Nach einer Verfügung des Präsidenten des Münchener Amtsgerichts wird mit dem Verfahren und der Entscheidung über die Beleidigung solange gewartet, bis die gegen Röhm von der Staatsanwaltschaft eingeleitete Untersuchung wegen Vergehens nach Z 175 beendet ist. Hitler hat inzwischen bei der Polizei die weitere Duldung des Postenstehens vor dem Braunen Hause wenigstens bis auf weiteres durchgesetzt. Angeblich hat er eine Feststellungsklage angestrengt, durch die eine Entscheidung darüber getroffen werden soll, ob ein Verbot gegen Aufstellung von Ordnungsleuten in Uniform auf parteieigenem Grund und Boden rechtswirksam ist. Bis diese Klage durchgeführt ist. dürfen die Braunhemden mit Genehmigung der Polizei hinter den Gartengittern des Palais Posten stellen. Der äußere Erfolg der Aktion ist zunächst der, daß das Haus jetzt den ganzen Tag über von jugendlichen Hakenkreuzlern umlagert ist, so daß die Polizei Mühe hat, die Straße für den Verkehr freizuhalten. Für Sonnabend und Sonntag sind wiederum in einer Reihe bayerischer Bezirksämter(Bayreuth , Würzburg , Pirmasens , Berg- zabern und Germersheim ) die öffentlichen Nazikundgebungen ver- boten worden.
Oer Eishändler als Professor. Ein Musterexemplar unter den Raziagitatoren. Frankfurl a. TN., 3. Juli. (Eigenbericht.) Das Schöffengericht Limburg verurteilte den Speiseeis- Händler Werner, der sich in Naziverfammlungen als„R e f e- rent Professor Werner" ankündigen ließ, wegen Vergehens gegen das Republikschutzgesetz zu vier Monaten Gefäng- n i s. Werner hatte die„demokratische Republik einen Misthaufen" genannt. Das Gericht lehnte Strafaussetzung ab, weil der Ange- klagte nicht aus idealen, sondern aus gewinnsüchtigen Motiven als nationalsozialistischer Agitator Deutschland bereise. Werner ist unterdessen als Ausländer— er stammt aus Hitlers Heimat— aus Preußen und Hessen ausgewiesen worden und hat sich nach Thüringen zurückgezogen.
„Rote Fahne" auf der Anklagebank. Schnell im Verleumden, langsam im Verantworten. Vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte sollte sich gestern der kommunistische Reichstagsabgeordnete und verantwortliche Redakteur der„Roten Fahne", Schneller, wegen Beleidigung des verstor- denen Reichskanzler a. D. Hermann Müller und des Gewerk- schoftsführers Graßmann verantworten. In der Nr. S71 der„Roten Fahne" vom 19. Oktober vorigen Jahres erschien ein Artikel mit der Ueberschrift„Faschistenführcr erbitten bei Hindenburg Belagerungszustand gegen wilde Streiks". In diesem Artikel wurde u. a. behauptet, Hermann Müller und Graßmann seien während des Metallarbeiterstreiks bei Hindenbure. gewesen und hätten ihn um die Verhängung des Velagerungszustan- des gebeten für den Fall, daß wilde Streiks eingeleitet werden soll- ten. Di« von Hermann Müller und Graßmann eingesandte Berich- tigung wurde zwar von der„Roten Fahne" abgedruckt, jedoch mit Glossen oersehen, die nichts anderes als eine Wiederholung der ver- leumderischen Behauptungen darstellten. Hermann Müller und Graßmann strengten darauf eine Beleidigungsklage aus§ 186 (üble Nachrede) an. Herr Schneller, der so schnell im Verleumden ist, scheint es nicht so eilig mit der Verantwortung zu haben. Er war zur gestrigen Verhandlung einfach nicht erschienen, unter dem Vorwand, beim Untersuchungsrichter des Reichsgerichts einen Termin wahr- nehmen zu müssen. Der Untersuchungsrichter hat aber sein Zimmer in Moabit , also im selben Gebäude, in dem auch die Gerichts»«- yandlung stattfand. Es wäre ihm ein leichtes gewesen, die kurze Verhandlung mitzumachen und dann den Untersuchungsrichter auf- zufuchen. Der Staatsanwalt wollte die Entschuldigung des Herrn Schnel- ler nicht gelten lassen: er beantragte die Vertagung der Verhand- lung und hielt sich weitere Maßnahmen gegen Herrn Schneller vor.
Die Partei im Angriff. Glänzender Verlauf einer Kieler Maffenveranstaltung. Siel, 3. Juli. (Eigenbericht.) Unter der Parole„Die Partei im Angriff" veranstaltete Donnerstag die Sozialdemokratie Groß-Kiel eine von Tausenden besuchte Massenveranstaltung, in der sich der Genosse Heil- mann mit der Notverordnung der Regierung Brüning und den amerikanischen Reparationsvorschlägen beschäftigte. Unter der stürmischen Zustimmung der Versominlung brand- markte Heilmann das Vorgehen der Kommunisten und National- sozialisten, die Deutschland wohl in die Katastrophe und in das Chaos, nicht aber in«inen neuen Ausstieg führen könnten. Die Sozialdemokratie wird nach wie vor versuchen, dem Zusammenbruch entgegenzuarbeiten und der Rotverordnung die ärgsten Giftzähne auszubrechen. Ein kommunistischer Diskussionsredner wollte die ver- brecherische Taktik seiner Partei verteidigen, stieß aber in der Ver- sammlung, die nebenbei bemerkt zur guten Hälfte von Er- werbslosen besucht war, auf großen Widerspruch, so daß die Massenveranstaltung das Bild zeigte, das die Partei von ihr er- wartete:„Die Sozialdemokratie im Angriff".
Selbsthilfe in Köln . Studentischer Ordnungsdienst schuht die Universität. Am Freitag kam es vor der Kölner Universität wieder zu einer Ansammlung von Unruhestiftern, die aber von der Polizei zerstreut werden konnten. Wie das Rektorat der Universität mitteilt, hat die Studenten- schast zur Unterstützung der Universitätsbeamten einen eigenen Ordnungsdienst gebildet. Es ist dafür gesorgt, daß nicht- studentische Elemente die Universität nicht mehr betreten können. Einige nichrstudentische Schreier und Hetzer wurden fest- g e n o m men. Die Universität ist ruhig. Die Vorlesungen nehmen ungestört ihren Gang. Haftbefehl gegen Kieler Bombenwerfer. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, ist gegen den Bombenwerfer in Kiel Haftbefehl wegen Sprengung einer nicht verbotenen Versammlung erlassen worden. Der Oberstaatsanwalt midi Anfinge wegen Vergehen gegen das Spreugstosjgejetz erheben.
Moskau . 3. Juli. (Ost-Expreß.) Erich Maria R e m a r q u« ist in letzter Zeit das Ziel h e f- tiger Angriffe in der Sowjetpresse. Der bekannt« Sowjettritiker Winogradow erklärt, der Sowjetftaataverlag habe einen„un erhörten Fehler" begangen, indem er eine Massenausgabe von„Im Westen nichts Neues " herausgegeben Hab«. Remarque sei Pazifist, somit ein Schriftsteller, der sich mit ab- solut unfruchtbaren Gedankengängen beschäftig« und auf der sozial„denkbar dümmsten Grundlage" stehe.„Im Westen ist sehr viel Neues" geschehen, erklärt Winogradow und sagt, man tue besser, Remarque nicht zu lesen, sondern von der Rote« Armee zu lernen. In der„Leningrader Prawda* schreibt ein Sowjet- kritiker, daß Remarque vi« Stimmungen der durch den Weltkrieg todlich erschrockenen kleineren und mittleren Bourgeois wiedergebe. Er zeige aber nicht den Weg der Befreiung der Menschheit vom Kriegsübel. Infolgedessen fei sein« pazifistische Ideologie klaffen- fremd und proletarierfeindlich Die Propaganda des Pazifismus durch Remarque fei wegen der starken Begabung dieses Schriftstellers besonders gefährlich, er schläfere das Be- wußtsein der werktätigen Massen ein. Der„Remarquismus" sei in der Sowjetunion „enthüllt und widerlegt". Der russische Bühnen- schriftsteller Sagorski hat einen„An ti° Rema r q u e" ge- schrieben, der im Leningrader Großen Dramatischen Theater aufge» führt wurde. Der Verfasser hat die beiden Werk« Remarques„Im Westen nichts Neues " und„Der Weg zurück" oerarbeitet und mit Kommentaren versehen. Die„Leningrader Prawda" muß jedoch zugeben, daß das Bühnenwerk Sagorskis nur in denjenigen Teilen stark wirke, die von Remarque sind. * Bedurfte es noch eines Beweises für die Geistesverwandt- s ch a f t zwischen Faschismus und Boffchewismus, fo liiert ihn die obige Meldung in geradezu klassischer Form. Die Sowjewnion ist
Ltngarische Sozialdemokratie behauptet. Wo geheim gewählt wurde, unterlag Bethlen! Budapest , 3. Zuli.(Eigenbericht.) Die ungarische Sozialdemokratie hat von 30 in Budapest und seiner Umgebung zu vergebenden Barlameal». Mandaten 7 erhallen. 3n ganz Ungarn brachte sie es auf 1 4 M a n- d a t e. Sie hat damit ihren Besitzstand trotz Wahlterror und Wahl- schwindet behauptet. 3n den Budapester Bezirken wurden außer den 9 Sozialdemokraten noch 6 Abgeordnete der Regierungspartei gewählt. 7 regie- rungsfreundliche Ehristlichsoziale, 6 Bürgerlich. Liberale und Z Christ- lich-Oppositionelle. 3n allen Bezirke« mit geheimer Abstim- mung. wie iu Budapest und Umgebung, ist die Regierung in der Minderheit. In Budapest wurden 312 668 Stimmen abgegeben. Davon entfallen 93609 auf die Sozialdemokraten. Die bürger- lichen Parteien«rhielten demgegenüber 219159 Stimmen und zwar die regierungsfreundlichen Parteion 134 569 und die bürgerlichen Oppositionellen 84 590. Von den übrigen oppositionellen Stimmen entfallen 24345 auf die rechtsgestnnten Oppositionellen und 60 245 auf die in verschiedenen Gruppen geteilten liberalen und demokra» tischen Parteien. In den Provinzstädten mit geheimer Listenwahl wurden 130 300 Stimmen abgegeben, wovon 61 204 auf die regierungsfreundlichen. 16 656 aus die rechtsgesinnten agrarischen Oppositionellen, 14 364 auf die Demokraten und 37 976 auf die Sozialdemokraten entfielen. Von den sozialdemokratischen Führern wurden Peyer in Szeged gewählt, weiter die früheren Emigranten Weltner und B u ch i n g e r. Auch zwei Frauen wurden gewählt, und zwar Baronin Orosdy(christliche Wirtschastspartei) und Anna Kethly (Sozioldemotrotin).
Der Mesfager IZolonais, das offiziös« Werbeorgan des polnischen Außenministers, hat, gleich der„Baltischen Press« in Danzig , sein Erlscheinen mit dem l.Iuü eingestellt.
ein militarsstifch- nationalistischer Staat, der innen- und außen- politisch die Gewalt anbetet. Die Bolschewisten wollen ebenso wie die Faschisten verhindern, daß das Boll, insbesondere die Jugend, einen klaren Begriff von der Grauenhastigteit eines modcr- nen Krieges gewinnt. Daher die schrosse Ablehnung des Remarque - schen Pazifismus, der einfach als„bürgerlich" gekennzeichnet wird und damit diskreditiert werden soll. Im Lichte dieser Stellungnahme der russischen Kommunisten erscheint das Gebaren der deutschen Kommunisten nach dam Verbot des Remarque -Filmes im vergangenen Herbst als eine wider- �iche Heuchelei. Die kommunistische Reichstagsfraktion brachte es während des Winters fertig, einen Antrag einzubringen, wonach der Reichstag die Aufhebung des richterlichen Urteils der Ober« filmprüfstelle beschließen sollte. Dieser Antrag war eine juristische Unmöglichkeit. Das wußten die Komrnunisttn, ober es kam ihnen lediglich darauf an, die Sozialdemokraten, die diesen gesetzwidrigen Unfug nicht mitmachen wollten, wieder ein- mal zu„entlarven". Was dann auch in fpaltenlangen Schmäh- artikeln wochenlang geschehen ist. Die Sozialdemokraten sind dagegen den Weg gegangen, der allein Erfolg oersprach und der auch praktisch zum Erfolg geführt hat. Zehntau sende von Proletariern haben seit Tagen Ge- legenheit, als Mitglieder von Gewerkschaften und anderen Organi- sationen, den Remarque -Film zu sehen. Hunderttausende werden in ganz Deutschland folgen, die in diesen geschlossenen Vor- stellungen das wahre Gesicht des Krieges sehen und mehr denn je von Abscheu gegen den Krieg erfüllt sein werden. Viel« von denen, die auf diese Art den Film„Im Westen nichts Neues " gesehen haben oder noch sehen werden, sind kommunistisch« Wähler. Mögen sie dabei eingedenk sein, daß im„proletarischen Vaterland", in der Sowjetunion , das Werk Remarques als„proletarierfeindlich". weil pazifistisch, verfemt wird!
Die kommunistische Konsumpleite. Konsumverein Halle in neuen Schwierigkeiten. halle. 3. Juli. Der Allgemeine Konsumverein Halle ist. nachdem durch den vor«inigen Tagen abgeschlossenen Vergleich seine Weiter- führung gesichert schien, erneut in große Schwierigkeit«,, geraten, über die ihn nur die Gerichtsserien hinweghelfen können. Die Schweizerin Frau Moser, die seinerzeit durch Aufkauf der Grundstücke rettend eingegriffen hatte, konnte den Kaufpreis für die Zentralgrundstücke nichterlegen. Ob Frau Moser den Kaufpreis nach den Gerichtsf«ricn erlegen kann, ist noch fraglich. Damit ist die Erhaltung des in Grund und Boden gewirtschafteten Konsum- Vereins erneut in Frage gestellt.
„Eingang nur für Herrschasten." Das Hauptportal im Hitler-patais. Das braune Haus, der Münchener Sitz der Hakenkreuzcliqu« um Hitler und Röhm. besitzt«inen Hauptausgang und mehrere Nebeneingänx«. Der Haupteingang dient„nur für Herrschaf. ten". er darf nur von prominenten Nationalsozialssten benutzt werden. Gewöhnliche Hakenkreuzler, die nicht zu den hohen Würdenträgern gehören, müssen die Nebeneingänge benutzen. Die Trepp«, die im braunen Haus in dos erste Stockwerk führt, hat allein die Kleinigkeit von 30 000 M. gekostet. vi« Arbeitsräume für die unteren Angestellte« der Reichsleitung der Nazipartei liegen ganz oben im Dachgeschoß. In diesen Räumen hört der Luxus auf, dafür ist es im Sommer dort oben drückend heiß und im Winter eiskalt. Der Chef im Luxus- räum, der Angestellte in der Dachkammer— das ist das genaue Abbild de» Sozialismus, wie Herr Hitler ihn«Haßt.