Der Kolonialimperalismus Kolonialpolitik bleibt Kolonialpolitik
Der Spielplan der Volksbühne. Der definitive Spielplan der Volksbülzne und der ihr zur Der- fügung stehenden Theater steht zwar noch nicht fest. Immerhin hat jede Buhne doch schon eine Reihe von Werken ausgewählt, die zur Zlufsührung gelangen sollen. So wird der Spielplan des Thealers am Bülowplatz voraussichtlich folgende Werke umfassen: Georg Kaiser :„Nebeneinander"; Shakespeare : „T i m o n von Athen (in emer Neubearbeitung von Ferdinand Bruckner ): Shaw:„Androclus und der L ö w e": Anzen- grubcr:„Das vierte Gebot"; Hasek :„Schwei , k"; Nestroy : „Freiheit in Krähwinkel ". Als Einstudicrungen für die Sonderabteilungen sind bisher in Aussicht genommen: Kraus:„Die Unüberwindlichen" und Rostand :„Der Mann, den sein Gewissen trieb". Bei der Bestimmung der weiteren Werke wird ebenso wie bei der erfolgten Auswahl der Wunsch maß- gebend sein, den Mitgliedern mehr als bisher neben den ernsten aufrüttelnden Werken auch heitere, unterhaltsame Stücke zu bieten. Das Schiller-Theater kündigt für das Spieljahr 1931/32 zunächst an: Schiller :„Die Räuber "; cholberg:„3eppe vom Berg e"; Rostand :„C y r a n o"; chirschscld:„Agnes Jordan"; Kyser:„Schicksal um Jork"; Raimund:„Alpenkönig und Menschenfeind". Auch hier wird die Liste noch durch weitere Einstudierungen ergänzt werden. Die Oper Unter den Linden hat in ihrem Repertoire fast alle bedeutenden Werke der Opernliteratur. Welche davon in den Borstellungen für die Bolksbühne gezeigt werden sollen, ist noch nicht endgültig festgelegt. Die ersten Aufsührungen werden sein: Weinberger:„Schwanda, der Dudelsackpfeifer "; Verdi:„Der Maskenball": Verdi:„Der Troubadour " und Mozart :„2>ie Ent- sllhrung aus dem Serail". Sehr viel Schönes haben die Mitglieder der Dolksbaihne im Hinblick auf die regielichen und darstellerischen Leistungen zu erwarten. Das Theater am Bülowplatz unter der Leitung K. H. Martins mit Günther S t a r ck und Arthur Maria R a b e n a l t als Regisseuren, wird sich nach wie vor auf ein ausgewählt gutes Ensemble stützen: die großen Erfolge, die im letzten Jahr die Gastspiele von Max Pallenberg und Hans Albers brachten, haben die Direktion aber veranlaßt, auch mit anderen be- deutenden Künfllern Fühlung zu nehmen. Voraussichtlich werden Max Pallenberg und Hans Albers ihr Gastspiel wiederholen. Fritz K o r t n e r wurde gewonnen, um den Timon zu spielen. Rudolf Forst er dürste in Nestroys„Freiheit in Kräh- winkel" mitwirken. Mit besonderer Freude wird man schließlich hören, daß sich auch Käthe Dorsch der Volksbühne zur Verfügung gestellt hat.
„Saliarello." Titania-palast . Nur auf dem Lande, bei den Bauern wohnt das Glück. Wer den Acker bestellt oder die Weinrebe pflanzt, ist ein anständiger Mensch. Die Städter präsentieren sich im Gegensatz dazu als moralische Finsterlinge. Schließlich wird der adlige Grundbesitzer bekehrt, er oer- läßt das Sündenbabel Rom und seine mondäne Frau, heiratet die Tochter seines Verwalters, eine blonde, derbe Unschuld, und das Gut, bis dahin über und über verschuldet, wächst, blüht und ge- deiht. Eine sehr einfache Problemstellung. In Nebenszenen geistert ein böser Bauleiter herum, der durchaus die Bauern aus ihren schiefern Häusern vertreiben möchte. Die Bauern verhauen ihn und brennen die Campagnakaten selbst ab. Am Ende werden sie neu aufgebaut.-------... Diese Handlung, die nicht einmql einem sentimentalen Unter- Haltungsroman zur Zierde gereichen würde, ist von dem Regisseur Constantin I. David mit großen, dekorativen Mitteln inszeniert worden. Sehr schön sind die Aufnahmen italienischer Landschaften, die Photographien der römischen Campogna, die im Abend verdämmert. David sucht das Stimmunasmäßige der Natur und auch der Bauten. Er gibt das Lastende, Unheimliche einer romanischen Burg, die als Gutshaus dient, ober er gibt zuviel davon. Diese Bilder, die em Geschehen akzentuieren können, werden zum Selbst- zweck, überwuchern die Handlung. Denselben Mangel an Oekono- mie zeigt David bei den Gesangseinlagen. Die Bauern tun nichts weiter, als Opernstatisten zu spielen und Chöre zu singen. Dagegen vergißt David die Schouspielcr. Sie bleiben ohne Ausdruck. S ch l e t t o w ist farblos, und selbst Maria S o l v e y wächst aus einem blassen Typ diesmal nicht heraus. Winter- stein allein in der Rolle des Verwalters gibt eine umrisiene Per- fönlichkeit. Leb.
Beratungsstelle für Kriminalschriststeller. Der Weizen der Verfasser von Kriminalromanen und Detektiv- aeschichten blüht heute mehr denn je, und es wird diesen betrieb- samen Autoren nicht immer leicht, neue Verwicklungen zu finden und unerhörte Tricks zu ersinnen. Es gibt aber, wie Essad-Bey in der „Literarischen Welt" allen Interessenten mittellt, eine Fundgrube für Kriminaldichter, und diese befindet sich an sehr zugänglicher Stelle, nämlich im BerlinerPolizeipräsidium. Verschiedene Ab- teilungen, die sich unter Namen wie„Kriminalistische Beratungsstelle", „Kriminal-Museum",„Kriminal-Archiv" usw. verbergen, stehen den literarischen Kunden zur Verfügung, und diese können hier die srucht- borsten Anregungen für ihre etwas schwach gewordene Phantasie er- holten. Die aufregendsten Kriminalgeschichten der Welt werden hier in den Archivmappcn ausbewahrt und denen zur Einsicht überlassen, die sich über geheimnisvolle und spannende Fälle unterrichten wollen. Die neuesten und raffiniertesten Methoden der Einbruchstechnik werden den Besuchern vorgeführt, und liebenswürdige Beamte geben Aus- kunft über all die vielen Mittel, die Polizei hinters Licht zu führen, und die nicht minder große Zahl von Methoden, mit denen man die Betrüger entlarvt. Das Leben, das noch erfinderischer ist als das kühnste Dichterhirn, bietet einen unerschöpflichen Stöfs für neue literarische Schöpfungen. Die Polizei gibt gern die gewünschten Aus- künfte, denn ihr liegt daran, daß möglichst richtige Vorstellungen über Polizei und Verbrecherwelt im Publikum verbreitet werden.
Immer noch„fahrendes Volk"? Der Verband der französischen Künstler ist zurzeit mit einem Falle beschäftigt, der lebhast an die „gute, alte Zeit" erinnert. Vor kurzem war die Ehe eines Schau- spielers von den Gerichten in Toulon geschieden worden, und das Gericht hatte im Urteil bestimmt, daß das aus der Ehe hervor- gegangene Kind, ein zehnjähriger Knabe, dem Vater nicht überlasten bleiben dürfe Die Urteilsbegründung führte aus, daß das Kind der väterlichen Gewalt entzogen werden müste. um es vor der Be- rührung mit der„zügellosen Umgebung der Theaterleute zu be- wahren", einem Milieu, in dem das Kind Gefahr laufe, schlechte Beispiele vor Augen zu sehen. Der Verband der Künstler hat na- türlich schärfstens gegen ein Urteil protestiert, das aus den Tagen zu stammen scheint, als Schauspieler und Schauspielerinnen gesell- jchaftlich geächtet waren, und als es noch hieß:„Hängt die Wäsche weg, die Komödianten kommen!" Man ist in Theaterkreisen ge> spannt, wie sich der Justizminister, der bereits eine Deputation von Schauspielern zur Begründung ihrer Beschwerde empfangen hat, zu hem befremdlichen Urteil stellen wird.
In jenem Saal der Kolonialausstellung in Vincennes , der die Etappen der„Pazifierung" Marokkos vorführt, prangt ein Wort des Marschalls Lyautey , des Schöpfers dieser Schau, als Wand- spruch:„Der Kolonialkrieg ist dazu da, Ausbau zu hinterlassen und ntchi Trümmer." Wenn schon dem gegen Eingeborene gerichteten Schnellseuergeschütz und Maschinengewehr so segensreiche Wirkung zu- geschrieben wird, verkündet die Exposition Coloniale aus Schritt und Tritt das Lob der Kolonialpolitik im ganzen: sie erscheint als der wahre Wettbewerb der europäischen Staaten in den Werken des Fortschritts und Friedens. Nun ist der Wilde, der im Urständ der Natur als in einem Paradiese lebt, eine Erfindung des von der Zivilisation angewiderten Rousseau . Di« Ausbeutung des Menschen durch den Menschen vollzieht sich auf niedriger Entwicklungsstufe unter»och grausameren Formen als in unseren zivilisatorischen Breitengraden, und wo der weiße Mann, getrieben durch Gewinngier und Abenteuerlust, unter frem- den Sternen auftauchte, ging er doch im eigenen Interesse bald zur Ausrottung der Sklaverei und zur Bekämpfung der Seuchen über; wie die moderne Kolonialpolitik der Pest, der Lepra , der Schlafkrankheit, dem Sumpffieber, dem Typhus, der Sypyilis Fußbreit um Fußbreit Boden abgerungen hat, wird in der Ausstellung von Bincennes durch Ziffern und Tobellen deutlich gemacht, und auch dem Aberglauben und der U n w i s s e n- h e i t rückt sie auf den Leib: mit besonderem Stolz wird beton', daß sich das Gesamtbudgel für Zndochina in den letzten zwanzig Iahren verdreifacht, die Ausgaben für llnterrichtszwecke aber verzehnfacht hätten; immerhin 450 000 Kinder lernen schon lesen und schreiben. In der Tot braucht sich Frankreich nicht vor den anderen koloni- sierenden Staaten zu oerstecken. Jener auf die Hautfarbe gegründete Rastendünkel, der den Angelsochsen auf Farbige als auf ewig minderwertige Wesen herabsehen läßt, ist dem Franzosen fremd. In der Kammer sitzen Schwarze als Abgeordnete der sogenannten alten Kolonien, und niemand wundert sich, daß ein Vollblutneger vom Senegal , Monsieur D i a g n e, mit einer blonden Französin aus der Gegend von Orleans verheiratet ist und das hohe Amt eines Unterstaatssekretärs für die Kolonien bekleidet. Während unserem akademischen Nachwuchs das Gehirn mit dem blödesten Rastenwahn verkleistert wird, gedeiht bei unseren westlichen Nach- barn die Erkenntnis, daß das Franzosentum nicht einen Rasse-, sondern einen Kulturbegriff von gewaltiger Anziehungskraft darstellt. Franzose ist, wer es sein will, wer sich mit der Sprache und dem Geist Frankreichs durchdringt. Darum lräuml der französische Imperialismus davon, die Kolonien mil dem Mutterland zu der Einheit des„gröhe- r e n Frankreich " zu verschmelzen, zu einem Amalgam der Kulturen, bei dem das Französische die Grundfarbe, das Arabische, das Madagassische, das Anamittsche die Ergänzungsfarbe abgibt, und nicht nur berufsmäßige Lobredner der Regierung, sondern auch die Partei Leon Blums erkennt an, daß die französische Kolonialpolitik sich in vielem vorteilhast von der anderer. Staaten ünterschetdet; auch ein deutscher Sozialdemokrat, Otto Graf, bestätigt, in seinem ebenso gescheiten und eindring- lichen wie farbigen und funkelnden Buch„Die marokkanische
M a u e r"(Büchergilde Gutenberg, Berlin 1939), daß Frankreich in Marokko „nach ollgemeinen europäischen Begriffen eine außer- ordentliche Kulturarbeit geleistet" habe, und daß seine Politik„klüger, sachlicher und gerechter" sei als etwa die Spaniens Aber kolonialpolitik bleibt kolonialpolitik. Was heißt kolonisierung? vor vier Iahren aus dem Brüsseler Kongreß der farbigen Ankläger des Imperialismus gab der Sprecher der Negerrasse die bündige Antwort: „Die Vergewaltigung des Rechts eines Volkes, über sich selbst zu oerfügen, wie es das versteht und wünscht." Von dieser Schatten- seite der Kolonialpolitik zeigt die Ausstellung nicht». Es fehlt die breite Spur von Blut u n d S ch m u tz, die sich durch die Geschichte auch der französischen Kolonialpolitik zieht. Es fehlt unter der reich- lich ausgelegten Propagandaliteratur der von einem Neger über Neger geschriebene, vor einem Jahrzehnt mit dem Goncourt-Preis gekrönte Roman„Batuala" von Rene M a r a n, dessen Geleitwort die Zivilisation anredet: Du bist die Gewalt, die vor Recht geht! Es fehlt in der Fülle der Statistiken eine graphische Darstellung der Verheerungen, die der Hunger unter scanzösischer Flagge in Aequalorial- a s r i k a anrichtet. Es fehlt jeder Hinweis auf die Unzufriedenheit in Tunesien , die Gärung in Madagaskar , die Revolution in A n a m. Es fehlt vor dem Tempelwunder von Angkor die Guillotine, die im ver- gangenen Jahr in Indochina zweiunddreißig eingeborenen„Auf- rührern" die Köpfe abschnitt. Ach, es fehlt so vieles, was allerdings nicht danach angetan wäre, beim biederen Bürger Kolonialfreudigkeit zu wecken Die offizielle Pariser Politik ist, wenn die Unruhen in Uebersee aufs Tapet kommen, sehr schnell mit der Erklärung: Moskau ! bei der Hand. Aber so sicher die bolschewistische Propaganda auch die Erbitterungderfarbigen Völker gegendieweißen Herren als Hebelpunkt der Weltrevolution betrachtet, so sicher hat diese Erbitterung höchst greifbare Ursachen. Wo verrät uns die Aus- stellung etwas von der fluchwürdigen Vertragssklaverei in den Kolonien? Wo nur ein Sterbenswörtchen davon, daß keine Sozialgeseh- gebung die Eingeborenen vor der schamlosen Ausquelschung durch weihe Profitjäger schützt? Wo auch nur eine Silbe darüber, daß in Indochina die Maschinen- arbeit sehr langsam und zögernd eindringt, weil vorderhand Frauen- und Kinderarbeit so viel billiger ist? Wo findet sich neben anderen freilich erbaulicheren Wandsprüchen das Wort des sozialistischen Ab- geordneten F r o s s a r d, der unlängst die Befürchtung aussprach, daß„unsere französische Herrschaft in Indochina ge- f ä h r d e t ist". Jawohl, ob auch abends die Exposition Coloniale von Gedudel, Getrommel, Gesang und Geslöte widerhallt, so vermag all das doch nicht das Knacken zu übertönen, das auch im Gebälk des franzö- fischen Kolonialimperialismus hörbar wird. Der Glanz, der un- leugbar über der Ausstellung von Vincennes liegt, ist vielleicht nichts anderes als die Abenddämmerung der europäischen Kolonialpolitik überhaupt. Die große Auseinandersetzung der Farbigen mit den Weißen' steht'vor der Tür. Wohl dem Lande, das da nicht mW" Kolonien belastet ist! Hermann Wendel .
Zum letztenmal Republikoper
„Ngaros Hochzeii"
Das also war der letzte Abend der Staatsoper am Platz der Republik. Ein Mozart-Abend— ein Ende in Heiterkeit, Sdiönheit und Kunstreinheit. Diese Figaro-Aufführung, die Klemperer und Gründgens hier geschaffen haben, zeigt noch einmal, nun unter Fritz Zweigs Leitung, die Republik -Oper auf ihrer einzigartigen, nirgends sonst im heutigen Opern-Berlin erreichten Höhe; zeigt noch einmal, wie sich hier in weniger als vier Jahren ein geistig und gesellschaftlich neuer und wahrhaft zeitgemäßer Typ des Theaters vollendet hat; zeigt noch einmal die deprimierende Sinn- losigkeit der Zerstörung, der hier ein lebendiger, bis zum letzten Tage lebensfähiger, innerlich gesunder, zukunftsstarker Kunstorganis- mus zum Opfer fällt. Was die Republikoper uns als künstlerischer, kultureller, sozialer Wert bedeutete, als bestes, modernstes, fortschrittlichstes Opern- theater Deutschlands , was dieses Theater an Gipfelleistungen voll- bracht hat: das alles ist hier oft genug ausgesprochen worden. Mit der sozialdemokratischen Fraktion im Landtag haben wir für die Erhaltung der Republikoper gekämpft bis zum letzten Augenblick — gekämpft gegen Verstocktheit und Reaktion, die sich hinter wirt- schastlichen Argumenten und finanziellen Kalkulationen bargen. Das alles gehört nun schon unwiderruflich der Vergangenheit an. Wo gestern noch tätige Gemeinschaft, Arbeit, Erfolg, ein höchstes Maß menschlichen Gelingens zu spüren war, da soll nun ein Stück so- ziales Massenelend zurückbleiben, Hunderte von Familien, gestoßen in die Hölle der Arbeitslosigkeit... Ein Zusammenbruch mehr in diesen Zeiten des Abbaues, der katastrophalen Nöte— es gibt vielleicht Menschen, die geneigt sind, das nicht gar so schwer zu nehmen und in der Reihe der Verluste, die fast täglich über uns hereinbrechen, auch diesen mit fatalistischem Gleichmut hinzunehmen. Aber unnötiger ist noch kein Zusammenbruch gewesen, und mit keinem wird so Unwiederbringliches, Unersetzbares niedergerissen. Noch sollen, wie man hört, Kräfte am Werk sein, um den Zusammen- bruch doch aufzuhalten: man will versuchen, den Betrieb, der noch unversehrt ist, auf veränderten Grundlagen neuaufzurichten. Noch also bleibt eine Hoffnung: aber die Staatsoper am Platz der Re- publik, die vom Staat geschaffene Volksoper, Arbeiteroper, hat auf- gehört zu bestehen. Zum Schluß standen sie alle aus der Bühne, olle Mitwirkenden, die Solisten mit den Bühnenarbeitern, Chor und Orchester mit dem Dirigenten; alle, die zusammen die künstlerische Arbeitsgemein- schaft dieses Theaters bildeten, und ihnen jubelten die Zweitausend zu, die den Zuschauerraum füllten, das Publikum, das hier, mit- schaffend, ein lebendiger Teil des Ganzen, ein Glied der kunst- erfüllten, kunstbegeisterten Einheit geworden war. Die Empörung, die Erbitterung schwieg, die alle fühlen mußten. Es war eine letzte herzliche Huldigung, letzte Kundgebung des Dankes nicht nur für außerordentliche Kunstleistungen, sondern für die hingebende Pflicht- erfüllung, mit der hier alle bis zur letzten Stunde an ihrem Platz gestanden und mit vollem Einsatz aller Kräfte gewirkt haben. Dieser
Dank klang aus einer Ansprache, die ein Besucher— er nannte sich selbst einen unbekannten Soldaten der Republikoper— vom Rang herab in das Haus hielt, das seine Rede immer wieder durch stürmischen Beifall unterbrach. Und der Dank klang von der Bühne zurück aus den schlichten, warmen, ergriffenen Worten Dr. Hans C u r j e l s, der feit Legal? Ausscheiden die Republikoper geleitet hat; seiner stillen, unermüdlichen Arbeit, der Suggestion seines unerschütterlichen Willens und Glaubens ist es vor allem zu danken, daß sich das Institut, das zuletzt seiner Führung anvertraut war, bis zum Schluß auf solcher Höhe halten konnte, auf der Höhe dieses Abends, an dem wir von einem großen Werk der deutschen Kunst und Kultur Abschied nehmen muhten. Dieser 4. Juli 1931— es bleiben unvergeßliche Stunden für alle, die dabei waren; es bleibt für die preußische Hauptstadt ein schwarzer Tag.. lüiuis Pringsheirn. Gelehrte zu Arbeitern befördert. Die Sowjetregierung hat sich jetzt dazu entschlossen, die wissenschaftlichen Arbeiter zu befördern und zwar zu dem Rang der Fabrikarbeiter, die bekanntlich einer bevorzugten Klasse angehören, bessere und reichlichere Nahrungs- rationen und andere Vorzüge erhalten. In diese privilegierte Klasse sind jetzt die Mitglieder der Kommunistischen Akademie, der Akademie der Wissenschaflen und der wissenschaftlichen Forschungsinstitute, sowie Unioersitätsprofessoren und die Inhaber höherer Stellen im Lehrfach befördert worden. Die Liste umfaßt aber nicht die Lehrer der höheren und anderen Schulen, so daß also diese noch weiter in der unprivilegierten dritten, vierten und fünften Klasse bleiben und infolgedessen kleinere und schlechtere Nahrungsmengen erhalten. Baboeufs Leben wird dramatisiert. Der bekannte französische Revolutionär Baboeus, der 1796 eine Verschwörung anzettette, um das Direktorium zu stürzen und ein Jahr später hingerichtet wurde, wird der Titelheld eines Dramas von.stans Jose Rehsisch sein. Sein Leben und seinen Theorien sind auch unlängst in einem Roman von Jlja Ehrenburg behandelt worden. Ein Teil der Mauern von Ierusalem aufgefunden. Ein wich- tiger Fund ist jetzt in Ierusalem bei den Ausbesserungsorbetten an der römischen Kloakenanloge in der alten Stadt gemacht worden. Bei den Grabungen stießen die Arbeiter auf eine Reihe von großen Steinblöcken, die etwa 29 Meter weit in ganz gerode Richtung lagen, sie wurden etwa 9 Meter unter der Erdoberfläche gesunden. Auch Kanäle, die in den Felsen gegraben waren, um den alten Klookenanlogen Abzug zu gewähren, wurden aufgedeckt. Es handelt sich hier wohl um einen Teil der ollen Mauern von Ierusalem, die aus der Zeit um spätestens 299 v. Ehr. stammen. Die Deutsche Gesellschaft für Gewerbehygiene hält ihre Jahres- Hauptversammlung vom 28. bis 39. September in N ü r n- berg ab. Die Hauptthemota sind:„Die wirtschaftliche Bedeutung der Gewerbehygiene" und„Arbeit und Kleidung". Roseufest Im Ziose-Vart»». Bom K. hit 8. Juli wird Lotte Werkmeister im Variete. Programm täglich 5,30 Ubr, Sonntags 5 Uhr, austreten. Beleuchtungseffekte. ein großes Feuerwerk und Tausende von Rosen. Abends 8,15 Uhr findet die Premiere der Operette„Unter der blühende« Linde" stai,