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SBu wenig Konzerte arbeitsloser Musiker In 25 c r über 30 0 0
in gibt es etwa 3500 Berufsmusiker; weit von ihnen sind heute arbeitslos. In Berlin gibt os heute nur eine Stelle, die in gröherem Maße Mu- fikern neue Wirkunesgebiete öffnen kann: das ist die F u n k st u n d«. Die trog der schweren Zeit noch immer nicht herabgesetzte Rundfunkteilnehmergebühr von 2 M. im Monat hat der Funkstunde die stattliche Zahresausgabe von rund S2l0 000 M. ermöglicht. Ihre Einnahmen sind trotz einiger Schwankungen wahrscheinlich«her im Steigen als im Sinken begriffen. Den größten Teil des Rundfunkprogramms füllen musik o- fische Darbietungen aus, und zwar in der Hauptsache solche, die zur Unterhaltung eines möglichst ausgedehnten Hörerkreises be- stimmt sind. Hier scheint also Platz für einen großen Teil der arbeitslosen Musiker zu sein, da die Funkstunde bisher durchaus nicht in ausreichendem Maße über die Möglichkeit zur Verbreitung sendeeigener Musik verfügt, sondern zum großen Teil auf Schallplattendarbietungen und Uebertragungen aus Hotels, Kaffeehäusern usw. angewiesen ist. Daß es sich bei den arbeitslosen Musikern nur zum sehr kleinen Teil»m geringwertig« Kräfte handelt, liegt auf der Hand, wenn man bedenkt, welche hohen Ansprüche das Berliner Publikum im allgemeinen an musikalische Darbietungen zu stellen pflegte. Die Musiker, die heut« ohne Beschäftigung sind, entstam- men in der Mehrzahl angesehenen Orchestern, die in Konzertsälen und vor allem in großen Kinotheatern spielten. Mancher hochbe- gabt«, namhafte Künstler ist heute brotlos. Bisher allerdings Hai die Funkstunde sich sehr wenig um die arbeitslosen Musiker gekümmert. Man hat gelegentlich ein öffentliches Konzert arbeitsloser Musiker übertragen, hat auch bisweilen eine nächtliche Unterhaltungsmusik von ihnen ausführen lassen. Eine offizielle Fühlungnahme mit den arbeilslosen Musikern hat die Funkslunde dabei immer vermieden. Sie traf die Vereinbarungen über die Konzerte nicht mit einer Vsr- tretung dieser Musiker, sondern nur mit dem Kapellmeister, den sie für solche Konzerte häufig selber empfahl. Einer dieser von der Funkstunde empfohlenen Herron unterschlug den arbeitslosen Musikern 5000 M. Honorar: die Funkstunde kam natürlich für diesen Verlust nicht auf. Auch bei Vereinbarungen mit Kaffeehauskapellen, die für ihre Vorträge für die Funkstundz von arbeitslosen Musikern verstärkt wurden, kam es zu S ch ä d i g u n- gen diese» Musiker. So erhielt«in Kapellmeister eines großen Hotelunternehmens für jeden Verstärkungsmusiker ein Ho. norar von 15 M., zahlte jedoch nur 10 M. aus und ließ den Rest in der eigenen Tasche verschwinden. Der Deutsche Musiker- verband hat infolge dieser Mißßstände versucht, mit der Berliner Funkstunde eine Vereinbarung über die Bezahlung musikali- scher Aushilfskräfte für Rundfunksendungen zu treffen. D i e Funkstunde hat das abgelehnt. Darauf wurde cher Ber - liner Schlichter angerufen, der befremdlicherweis« das Ersuchen der Musiker abwies. Die Funkstunde kann also weiter bei ihrer be- quemen, zu nichts verpflichtenden Haltung gegenüber den arbeits- losen Musikern yerharren. Wenn sie in ihrer Lcbensfremdheit nicht selber erkennt, daß sie gegenüber diesen erwerbslosen Volksgenossen die M ö g l i ch Pe i t und also auch die Pflicht zur Hilfe hat, so wird man sie immer wieder darauf hinweisen müssen. Der Funkstunde er- wachsen durch die Verhandlungen mit Orchestern arbeitsloser Mu- siker wahrscheinlich geschäftliche Schwierigkeiten, denen sie gern ent- geht. Wäre da- nicht der Fall, so müßte es völlig unverständlich gleiben, daß die Funkstunde die Arbeitsmöglichkeil für diese arbeitslosen Musiker vor ihrem Mikrophon sogar noch abgebaut hat. Das tägliche Frühkonzert nach der Morgengymnastik wurde im vergangenen Jahr noch bisweilen von arbeitslosen Musikern aus- geführt. Jik diesem Jahre hat die Funkstunde es durchschall. Plattendarbietungen ersetzt! Nachmittags und abends bringt das Programm immer wieder Uebertragungen au» össentlichen Vergnügungsstätten, wofür an den b e- tressenden Unternehmer eine Entschädigung von durch. schnittlich 100 M. gezahlt wird. Das Konzert von Militär. k a p e l l e n scheint der Iunkstunde bei allen möglichen Gelegen- heilen unentbehrlich, obgleich in dieser Krisenzeit die Stimmung. der Oessentlichkeit ganz allgemein gegen solchen Doppelverdienst gerichtet ist. Man hätte denken sollen, daß mindestens die U r l a u b s z« i t des Funkorchesters den erwerbslosen Musikern ein größeres
'Rechlstvagen des Taffes Vorsicht bei 1*rosipekl~'Ferienr eisen 1 Ein Berliner Kaufmann ließ sich einen Prospekt von einem kleinen Badeort auf Rügen kommen. Es war darin unter anderem angegeben, daß dort ein steinsreier Strand sei, und daß keine Mücfenplage herrsche. Der Berliner fuhr infolgedessen mit seiner Familie nach dem Badeort und mietete sofort eine Woh- nung für die ganze Ferienzeit. Gleich in den ersten Tagen merkte er indes, daß der Strand steinig war, und auch von Mücken wurde er arg belästigt. Er verließ daher mit seiner Familie kurz entschlossen den Ort. und strengte eine Klage auf Schadensersatz gegen die Gemeinde an, der das Bad gehörte, und die den Prospekt heraus» gegeben hatte. Er berief sich aus 8 823 des Bürgerlichen Gesetzbuches , der für Verletzung des Eigejituins durch unerlaubte Handlung Schadenersatz vorsieht. Zur Begründung führte er an, daß er durch den Prospekt veranlaßt worden sei, das Bad aufzusuchen, da er annehnien muhte, daß die darin gemachten Angaben den Tat- fachen entsprächen. Er verlangte Ersatz der Reisekosten für sich und seine Familie und Erstattung der vollen Miete, die er für die ganz« Zeit im voraus hatte zahlen müssen. Das Gericht erhob Beweis darüber, ob der Strand so steinig war, daß ein Boden infolge der spitzen Steine und der Aufenthalt am Strande insolge der Mückenplage unmöglich sei. Die Zeugen, die jahrelang den Badeort besucht hatten, be- kündeten, daß zwar Steine im Bade waren, dies« jedoch am Baden nicht hinderten, und daß sie sich dort immer sehr wohl gefühlt hätten: «ine besondere Mückenplag« war nicht vorhanden: es waren wohl Mücken dort, jedoch nicht mehr als in anderen Seebädern. Mücken. plage war eigentlich nur in den Wäldern. Das Gericht hat die Hloge abgewiesen, da es aus dem Stand- punkt stand, daß die Gemeinde nur dann schadenersatzpflichtig war, wenn das Baden unmöglich gewesen wäre, und wenn die Mücken- plage einen Aufenthalt am Strande unmöglich gemacht hätte. M»rU»retKe Falkenlcld.
Betätigungsfeld eingeräumt habe. Das war leider mcht im min- besten der Fall. Berlin hat sich über diesen'Abschnitt durch die Uebernahme von Darbietungen anderer Sender hin- weggeholfen. Die Oessentlichkeit, die den Rundfunk bezahlt, muß fordern. daß ihr Geld, soweit es im Rohmen des Sendeprogramms möglich ist, den erwerbslosen Musikern Beschäftigung erschließt. Künstlerische Bedenken kömien nicht bestehen. Die öffentlichen Konzerte arbeitsloser Musiker haben den Beweis erbracht, daß sich aus erwerbslosen Musikern Kapellen zusammenstellen lassen, die auch ein anspruchsvolles Publikum voll befriedigen können.
Gib! der Rundfunk bestimmte Sendungen— etwa das t a g k k ch S Frühkonzert— für arbeitslose Musiker frei oder ersetzt er Unterhalt ungs- und Tanzmusik, die sonst von Heber- trogungen bestritten wurde, in ausgedehnten Maße durch Bor- träge von Orchestern arbeitsloser Musiker, so dürften die Hörer bald überrascht sein, welche ausgezeichneten und abwechslungsreichen Darbietungen ihnen gebracht werden. Denn der arbeitslose Mu- siker sehnt sich ja nicht nur nach Brot: er sehnt sich ebensosehr nach der Möglichkeit zu künstlerischer Betätigung. Jeder Musiker wird bemüht bleiben, sein Bestes zu lefften, solange er die Aussicht auf 25«rdi«nst und künstlerische Betätigung hat: die Kapellen werden dafür sorgen, daß sie als Einheit stets das höchste, ihren Darbietungen angemessene Niveau halten. Wenn e- dabei zu einer gewissen Spezialisierung in den Programmgestaltungen der einzelnen Orchester kommen würde, so wäre das ein weiterer Ge- winn für die Hörer. Tes.
e Buch
Zwölf gegen das Schicksal. „Zwölf gegen das Schicksal" nennt der Engländer William B o l i t h o*), der 1930 an den späten Folgen einer Kriegsverletzung gestorben ist, sein Buch, das in Essay-Form zwölf Gestalten der Welt- geschichte zu lebendigster Wirklichkeit wiedererweckt. „Das Abenteuer bildet das befruchtende und lebensnotwendige Element in der Geschichte des Individuums und der Gesellschaft," sagt Bolitho am Anfang der Einleitung seines Werkes, das weniger enthüllt und aufspürt als erläutert und vertieft. Und weiter sagt er: »,Für uns Menschen der weißen Rasse bedeutet das große Abenteuer die lockendste aller Möglichkeiten. Gesegnet und verflucht, lebt der Drang nach Abenteuern in unserem Blut..." Und wie Menschen diesem Drange nachgegeben, ihm gelebt und was er in bezug auf di? Allgemeinheit gezeigt hat, das können wir aus Bolithos Buche erfahren. Alexander der Große , Casanova Columbus, Mohammed , Lola Montez , Cagliostro und Seraphina, Karl XII. von Schweden , Napoleon I. , Catilina , Napoleon III. , Jsadora Duncan und zuletzt Woodrom Wilson sind die Zwölf, die gegen das Schicksal sich selbst zum Schicksal mochten, zum Schicksal ihrer Zeit und darüber hinaus. Dos Individuum wird gleichsam zum Schicksal der Masse und geht zuletzt in ihr auf. Das Abenteuer ist stärker als der Abenteurer, der von ihm überwunden wird. Ein Häuflein Menschen, diese Zwölf, die ihr Schicksal umgingen: aber ihre Lebenskuroe führte sie wieder zur Ebene alles menschlichen Beginnens zurück. Das Ende entweder
Sturz, Verderben oder wie bei Cagliostro Flucht in die Spießbürger- lichkeit und darin siechendes Umkommen. Was zwischen Anfang und Ende liegt: Das Abenteuer. Am stärksten, eindrucksvollsten und vor allem zeitbezüglichsten die Kapitel über Alexander den Großen— das Abenteuer der Jugend— Mohammed und nicht zuletzt Catilina . Sellen wurde so anschaulich und überzeugend Werden und Wachsen einer Religion gezeigt wie in dem Kapitel über Mohammed . Hier wird, was später sich zum Mythos verdichtet, in seiner nackten Urform hingestellt. Entblößt jedes falschen Mystizismus wird praktischer Zweck einer Religionsgründung offenbart, die, ehe sie Weltanschauung wird, also kollektivistischer Gedanke, individualistischem Streben entspringt.— Von großer Zeitnahe der Putsch Catilinas und sein Gegenspieler Cicero . Hie der schwärmende Anarchist, herabgekommener Adel, typische Verfallserscheinung einer überwundenen Epoche, die mit Hilfe des Proletariat ihren verlorenen Posten wiedergewinnen will, dort der ruhige, überlegene Geist Ciceros , der die römische Republik und damit den republikanischen Gedanken überhaupt gegen das per- antwortungslose Abenteuer eines Bankrotteurs schützt. Unwillkürlich drängen sich Parallelbetrachtungen zu unseren gegenwärtigen poli- tischen Machtverhältnissen auf. Was den Hauptwert des Buches ausmacht: es ist aufschlußreich und entbehrt trotz allem nicht der Spannung einer hinreißend ge- schriebenen„erfundenen" Erzählung. Die Uebersetzung von Marguerite Thesing-Austin ist sauber und glatt. Fricäricb I-iclitneleer.
*) William Bolitho : Zwölf gegen das Schicksal. Die Geschichte des Abenteuers mit 16 Bildtafeln. Müller u. I. Kiepen-
WAS DER TAG BRINGT niiiiiiiiiiiininiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinmiiiimiinniiHniiuiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiniiiiiiiiiiiiiiiniMMiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiuiiiiinimuiniiiiiiHiiiMiiimiiuiiniiuuiiuu« ERZÄHLT VON YORICK englischen Dorf« Rotten Hills etwa gab's zwei schon betagte Männer. Der ein« trank nur Wasser, der andere nur Whisky: der eine be- hauptete, sein gesundes Alter komme vom Wasser, der andere, das seine komme vom Whisky. Der Streit ergriff die übrigen Dorf- bewohner, und es kam zur Gruppenbildung und zur Wette der' Abstinentengruppe gegen die Trinkergruppe: welcher der beiden Kämpen würde länger leben? Vor kurzer Zeit starb, im Alter von 80 Jahren, der Whisky- trinker. Die Abstinenten jubelten, beim obligaten Leichenschmaus tranken sie literweise Wasser. Schade war nur, daß schon wenige Wochen später der Wassertrinker dem Whiskymann nachfolgte, und daß der letzte zur Zeit seines Todes erst— 79 Jahre zählte. Nun erhob sich ein Streit wegen der abgeschlossenen Wette. Der Alkoholiker war eher gestorben, gewiß, aber er war doch älter ge- worden. Der Friedensrichter mußte entscheiden. Dieser Friedensrichter, dessen Name leider nicht überliefert wird, muß ein sehr weiser Mann sein. Denn er entschied: die Wette ist unentschieden! Hätte nämlich der eine zu seinem Whisky immer etwas Wasser und der andere zu seinem Wasser etwas Whisky ge. nommen— dann würden beide noch heute leben!
Das Testament der Miß Winierman Vor ein paar Monaten legte sich die steinreiche Miß Winter- man in Los Angeles nieder, um zu sterben. Sie fand noch Zeit, um Ihr« letzten Angelegenheiten zu regeln. Diese"letzten An- gelegenheiten sahen so mist Miß Winterman besaß zwei irische Terrier, zwei Angora- katzen und einen Windhund. Dieser kleine Zoo sollte, so befahl Miß Winterman dem rasch herbeigerufenen Tierarzt C. A. White, unmittelbar nach ihrem Tode ausgelöst werden, und zwar durch Vergiftung sämtlicher Insassen. Nachdem Mr. White sich bereit erklärt hatte, das Testament zu vollstrecken, starb Miß Winterman. Allein sie hatte das Testament ohne Berücksichtigung der sprich- wörtlichen Gemütstiefe von USA . gemacht. Ein« Zeitung in Los Angeles erftihr von dem geplanten Mord an den fünf Tieren, und sie protestierte energisch. Ucberslüssig zu sagen, daß sich der Bevölkerung sofort stärkste Erregung bemächtigte.' Di« tote Miß Winterman war plötzlich die unbeliebteste Person von Los Angeles . Eine zufällig zu Besuch weilende Dame au» New Port betraute ihren Rechtsanwalt mit der Erwirkung einer vorläufigen Verfügung gegen die Vollstreckung des Urteils. Der Rechtsanwalt bekam die Verfügung. Der Tierarzt, dem um sein Honorar bangte, protestierte. Es kam kürzlich zur entscheidenden Verhandlung vor dem obersten Gerichtshof unter dem Vorsitz des Richters I. Walter Hanby. Als Sachverständige traten auf sieben Delegierte von Tier- schutzvereinen und fünf von spiritistischen Klubs. Die Tierschützler erklärten sich einmütig für die Vollstreckung— denn Haustiere, so argumentierten sie, fühlen sich in einer neuen Umgebung niemals wohl. Die Spiritisten waren weniger einig: über die Frage, ob es besser sei. wenn die Seelen der Tiere mit der Seele ihrer Herrin sofort oder erst später vereinigt würden, stritten sie erregt. Richte Hanby fällte das von ganz USSl. mit Spannung er- wartete Urteil.' Er erklärte, daß tote Hände nicht das Recht haben, andere Lebewesen testamentarisch zu ermorden. Amerika atmete auf. So weit die Geschichte vom Testament der Miß Winterman, al« eklatanter Beweis für die von manchem bezweifelte Gemütstiefe des Pankees. Zur gleichen Zeit warten 16 minderjährige Neger, die man ohne den Schatten eines Beweises zum Tode verurteilt hat, auf die Vollstreckung des Urteils. Keine New-Porkcr Dame beauftragt ihren Rechtsanwalt, diese Vollstreckung chinauszuschicben. Kein Spiritist interessiert sich dafür, mit wem die Niggerseelen im Jenseits vereinigt werden. Kein Tier- schutzverein nimmt Stellung, er ist ja auch nicht zuständig, es sind ja hier keine Angorakatzen Im Spiele, sondern bloß Neger... ?lber da, gehört natürlich nicht mehr hierher. Experimente Die Frage, ob gewisse, in weiten Kreisen nicht ganz unbeliebt« Getränke, als da sind Tee, Kasse«, Schnaps, dje Gesundheit der Genießer schädigen und insbesondere deren Lebensdauer. abkürzen diese Frage hat den Menschen von jeher interessiert. Lange, ehe die Wissenschast in die Wörter„Tee" und„Kaffee" durch bloße» Zlnhängen zweier Buchstaben eine fast unheimliche Bedeutung brachte, lange also, ehe man von„Teein" und„Cosfein" mit mehr oder weniger Sachverstand sprach, gab's zum Beispiel einen schwedischen König, der gor zu gerne wissen wollte, was schädlicher sei: der Kaffee oder der Tee. Er begnadigt« kurzerhand zwei zum Tode verurteilte Raubmörder zu lebenslänglichem Gefängnis unter der Bedingung, daß der eine alltäglich möglichst große Menge» Tee. der andere ebensolche Quantitäten Kaffee zu sich zu nehmen habe. 'Also geschah es: und siehe, nach zehn Jahren starb als erster— der König.. Indessen, auch unsere Zeit kennt solche Experimente. Im
Nochmals Archimedes Jener in der Vorwoche hier geschildert« Apotheker, der mit Hilfe seine» Zylinders am Marktplatz seines Heimatstädtchens den Mittelpunkt der A5«lt entdeckte— jener Archimedes von Stroppen hat einen späten Verteidiger gefunden; gesunden im Jahre der Wissenschaftlichkeit 1931, gefunden in der Zentral« der Aufgeklärt- heit Berlin . Hören wir, was uns da auf einer Postkarte zugunsten des vor hundert und einigen Jahren verblichenen Apothekerleins mitgeteilt wird: Sehr verehrte Redaktion! Daß Schlesiens winziges Städtchen Stroppen und Insbe- sondere sein Marktplatz tatsächlich im Mittelpunkt der�Welt liegt, ist selbstverständlich. Denn, wenn die Welt unendlich ist. und das ist doch noch die Ueberzeugung der ungeheuren Mehr- heit aller Wissenschaftler(mit Ausnahme einiger, nicht aller! Re, latioisten). dann muß jeder beliebige Ort im Weltall Mittelpunkt' der Welt sein, weil er nach allen Richtungen gleich weit ent- f e r n t von der unendlichen Ferne ist. Wir sind also alle Mittel- punkte der Welt, Sie, ich, die Stroppener u. a. m. Der Pseil, den Sie absandten:„Sie wohnen durchaus nicht alle in Stroppen, die so urteilen", prallt also auf den Schützen zurück. Mit bestem Gruß�voin Mittelpunktler A. v. K. Ich, der arme Porick, bin der unglückselige Schütze. Der zu- rückgeprallte Pfeil sitzt in der blutenden Wunde. Wer hilft ihn mir herausziehen? Niemand außer Ihnen selbst, verehrter Mittel- punktler von Berlin ! Denn das Wissen, daß jeder von uns Mittel- punkt der Welt ist, und das eben darum nach bestem Wissen und Gewissen versucht werden muß, den lieben Nächsten auch von seinem Mittelpunkt aus zu sehen— eben dies TLissen, das der Archimedes von Stroppen nicht hatte, das haben Sie, lieber Archimedes von Berlin ! Seinen Marktplatz zum Mittelpunkt er- klären, dos ist Indolenz. Achtung vor'allen Mittelpunkten zu haben. das ist Toleranz! und also unterscheidet sich der Spießer vom Sehenden. Wissenden. Somit reiche ich denn Ihren Pseil an Sie zurück. Ich. der arg. los« Lörick, der ausging, einen Scherz zu machen und eine Lehr« fand,— ich tue das mit einer dankbaren Verbeugung vor Ihnen als vor einem, der ausging, einen Pfeil zu verschießen, und eine umwälzend« historische Entdeckung machte. Denn Sie haben immer- hin herausbekommen, daß am Beginn des Relatioitätsstreits, dessen Endpunkt vorerst Einstein heißt, nicht, wie dieser Einstein fälschlich anzunehmen geneigt ist, Herr Isaak Newton, sondern der Avoibek-r von Stroppen steht! �' Mit bestem Gruß von Mittelpunkt zu Mittelpunkt lorkL