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BERLIN Dienstag

7. Juli 1931

Der Abend

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Nr. 312

B 156 48. Jahrgang

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Berlin Nr. 37 536.

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Naziminister Franzen fneift

Er will seine sichere Verurteilung wegen Begünstigung verschleppen

Nachdem der erste Termin gegen den braunschweigi­schen Staatsminister Dr. Franzen wegen Be. günstigung in der bekannten Angelegenheit des Land­wirtes Guth, der auf den 27. Juni anberaumt gewesen war, vertagt werden mußte, weil der Verteidiger des Ministers erkrankt war, wird nun aller Wahrscheinlich­

Wiederbelebung

A

STALIN

Erzgebirge im Unwetter

Johanngeorgenstadt und Schwarzenberg schwer heimgesucht

Chemnik, 7. Juli. ( Eigenbericht.)

Das westliche Erzgebirge wurde am Montag abend von einem schweren Wolkenbruch heim. gesucht. Vor allem wurden die Ortschaften zwischen Johanngeorgenstadt und Schwarzenberg sowie diese Städte selber betroffen. Besonders stark sind die Ortschaften Breitenbach, Erla und Antonstal in Mit leidenschaft gezogen worden. Zahlreiche Brücken wurden weggeschwemmt. Ein Teil der Straßen ist unterspült. Das gleiche gilt von einem Teil der Eisenbahndämme. Der Schaden ist bisher noch nicht zu übersehen.

Johanngeorgenstadt ( Sächs. Erzgebirge ), 7. Juli. Am Montagnachmittag enllud sich über der hiesigen Gegend ein außerordentlich schweres Unwetter, das von einem wolfenbruchartigen Regen begleitet wurde. Die Bäche vermochten die riesigen Waffermengen, die Brücken und Häufer wegriffen, nicht zu faffen und die sonst so ruhige Schwarzwaffer wurde ein reißender Fluß. Das Wittagstal und das Lehmgrundtal bildeten einen einzigen See. Jm Cehmer Grund wurde das Haus des Arbeiters Hänel weggerissen, wobei der Befiher unter den Trümmern feines einstürzenden Hauses begraben

wurde. Seine Kinder werden vermißt. Ob sie ebenfalls ein Opfer der Fluten geworden sind, steht noch nicht fest. Der ganze Eisenbahnverkehr ist infolge Dammrutsches lahmgelegt. Die Stadt ist ohne Licht. Telephon- und Telegraphenleitungen find stark beschädigt.

Schwarzenberg ( Sachsen ) 7. Juli.

einem Hochwasser heimgesucht, wie es wohl im gesamten Erz­Die Stadt Schwarzenberg wurde am Montag von gebirge noch nicht zu verzeichnen war, und das die gewaltigen Natur­fatastrophen von 1907 und 1895 in den Schatten ftellt. Die Eisen­bahnlinie Schwarzenberg- Johanngeorgenstadt wurde vom Wasser unterspült. Die Züge blieben auf der Strecke stehen. Die Wasser­maffen wälzten, sich in einer Breite von etwa 60 Metern durch das Tal, wobei die hohen Ufermauern feinerlei Hindernis bildeten. Die Stoßkraft des Wassers war so start, daß ein mächtiges Holzlager weggeschwemmt und das wertvolle Maschinenmaterial vernichtet wurde. Das Wasser stand in den Arbeitsräumen des Sauerstoff- wafferstoff- Wertes meterhoch. Jm unteren Stadtteil wurde das Straßenpflaster aufgeriffen und das Wasser drang meterhoch ein. Die Feuerwehr mußte Personen aus ihrer schlimmen Lage befreien. Der angerichtete Schaden ist noch nicht abzuschätzen. Das Wasser stieg immer weiter und mit unheimlicher Gewalt suchte sich das über die Ufer getretene Element feinen Weg.

Jetzt kommt die Konferenz

Zur Ausarbeitung der Einzelheiten/ Französische Garantieforderungen

Paris , 7. Juli. ( Eigenbericht.)

Die französische Regierung wird bereits heute oder morgen eine Konferenz zur Berständigung über die Durchführungsmodalitäten einberufen. An der Konferenz werden Deutschland und seine Haupt­

Stalin: Schädlinge wieder mitmachen!- Wer sich gläubiger teilnehmen. tot ftellt, wird erschossen!"

keit nach der Franzen- Prozeß auch am kommenden Sonn­

abend, auf den er erneut angesetzt wurde, nicht statt­

finden.

"

Laval übergab der Presse gestern um Mitternacht eine Er­klärung über die Bedeutung des Abkommens, in der es u. a. heißt: ,, Wir haben eine wichtige Entscheidung getroffen, die ein hartes Opfer für unser Land bedeutet. Amerika wird verstehen, daß die Regierung die französisch- amerikanische Solidarität hat auf­rechterhalten wollen; denn sie ist eine Vorbedingung für die inter­Wie verlautet, hat Staatsminister Dr. Franzen nationale Zusammenarbeit, welche mehr als je für den Frieden not­diesmal seinerseits um die Vertagung gewendig ist. Die Regierung hat das geheiligte Recht Frant­beten. Das Gericht hat zwar noch keine Stellung dazu reichs auf die Reparationen nicht verjähren lassen. Wenn das genommen, aber Herr Franzen läst einfach mitteilen, Abkommen das Vertrauen in der Welt wieder belebt, wird unsere Geste nicht nuglos gewesen sein. Und wenn man in Deutsch­ land die Tragweite und denn Sinn unserer edelmütigen haltung versteht, wird eine neue Aera für die beiden Völker beginnen."

daß er auf keinen Fall erscheinen würde.

Wir verzeichnen den Skandal, daß ein Minister eines deutschen Landes, der eines Vergehens wegen angeklagt ist, auf das Recht pfeift und sich vor der sicheren Be­strafung drückt.

Hafenkreuzführer verhaftet.

Geschäftsstelle polizeilich besetzt.

Kiel , 7. Juli.

Der Ortsgruppenleiter der NSDAP. in Kiel , Sunkel, wurde heute früh in seiner Wohnung verhaftet. Anschließend wurde die Geschäftsstelle der Ortsgruppe kiel der NSDAP . befeht und die Räume wurden versiegelt. Ueber die Gründe dieser polizeilichen Maßnahme ist bisher nichts bekannt.

Wie zu der gemeldeten Haussuchung in den Räumen der Kieler Geschäftsstelle der NSDAP . noch gemeldet wird, dauert die Sichtung des vorgefundenen Materials durch die Polizei noch an. Bei der Schließung der Geschäftsstelle handelt es sich vorläufig nur um eine vorbeugende Maßnahme, die der Erleichterung der Hausfuchung dient. Außer dem Ortsgruppenleiter der NSDAP . find noch etwa sechs weitere Verhaftungen vorge­nommen worden. Die Verhafteten werden im Augenblick ver­nommen. Ueber die Gründe der Maßnahme fann im Interesse der Mutersuchung noch teine Auskunft gegeben werden.

Das Abkommen wird von der französischen Presse im allge­meinen günstig aufgenommen. Nur einige nationalistische Blätter fritisieren es mehr oder minder scharf. Selbst das rechtsstehende Journal" erklärt: So schwer auch die von Frankreich bewilligten Opfer find, werden wir sie nicht zu bereuen haben, wenn die Geste des Präsidenten Hoover das vorgesetzte Ziel erreicht: die allgemeine Wiederaufrichtung der Welt und die Sanierung Deutschlands ." Das ,, Echo de Paris" wagt dagegen kaum von einem Kompromiß zu sprechen, denn Frankreich habe 80 Pro3. der Forderungen hoovers bewilligt und trotzdem hätten die französischen Hoovers bewilligt und trotzdem hätten die französischen Minister noch bis gestern abend einen Abbruch der Verhandlungen befürchtet. Der Figaro" spricht von einseitigen Opfern Frankreichs , von einer Verstümmelung des Bildes in dem für unantastbar er­klärten Rahmen des Young- Plans usw. Die gesamte Presse erklärt aber, daß

mit diesem Abkommen erst der Anfang gemacht sei. Die Bedingungen für die Rettung Deutschlands seien nicht mur finanztechnischer, sondern noch mehr politischer Art. Deutsch­ land müsse die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um das Ver­trauen in der Welt zu stärken. Reichskanzler Brüning müsse die gegenüber der amerikanischen Regierung abgegebenen Versicherungen gegenüber der französischen Regierung wiederholen und sie

durch direkte und präzise politische und militärische Ga rantien ergänzen.

,, Deuvre" und Echo de Paris" fündigen an, daß außer der Konferenz der Sachverständigen über das Sachlieferungsprogramm eine Konferenz der Delegierten der Signatarmächte des Young­Planes stattfinden werde, auf der sich Gelegenheit zu einem sach­lichen Meinungsaustausch mit Deutschland bieten werde. sicherungen gegenüber Frankreich wiederhole, die es Das Wichtigste sei, daß Deutschland ohne Umschweife die Ber­soeben erst gegenüber der amerikanischen Regierung abgegeben habe. Deutschland müsse vor allem verstehen, daß, wenn Frank­ reich um die Unterlassung von abenteuerlichen Maßnahmen, wie die­ienige des deutsch österreichischen Anschlusses oder militärischen Kundgebungen bitte, dies feineswegs eine äußerung. Es bedeute lediglich, daß zwei Arten von Politik nicht Schifaniererei bedeute, noch eine Beschränkung der freien Meinungs­möglich seien. Ein großes geschlagenes Volt könne zweierlei

wünschen, entweder sich zu rächen oder sich im Einvernehmen mit seinem Gegner wieder zu erholen. Niemals aber beides auf einmal. Es sei absolut unzuläffig, Revanchegefühle zu unterhalten und zu gleicher Zeit ausländisches Kapital um ein Moratorium an­zurufen.

Berlautbarung herausgeben, in der sie dem amerikanischen Staats­Die Reichsregierung wird heute voraussichtlich eine amtliche präsidenten für fein Eingreifen in das europäische Wirtschaftschaos Sanft und in Anbetracht der schwierigen finanziellen Situation, in der wir uns zur Zeit wieder einmal befinden, der Hoffnung Aus­brud gibt, daß Deutschland nunmehr langfristige Kredite zur Verfügung gestellt werden.

Moskau und die Pariser Einigung.

Moskau , 7. Juli. Die offiziösen, Jswestija" schreiben, der Vorschlag Hoovers habe ,, ungezügelte Hoffnungen" bei der deutschen Bourgeoisie hervorgerufen, die bereits das Ende der Reparationen für gefommen fah. Zweifellos könne der Hoover- Plan den ersten Schritt zu einer Aenderung der amerikanischen Politik auf dem Gebiete der Kriegs­schulden darstellen. Der amerikanische Imperialismus sei in eine Sackgasse geraten. Es sei möglich, daß Amerika zu der Ueberzeugung gelange, daß es vorteilhafter sei, die Schulden zu streichen, als feine, Absaßmärte zu ruinieren. Bisher feien