Auf der Würzburger Tagung der Volksbühnen verlieh der Vorsitzende des Verbandes, Curt Vaake, seiner Eröffnungsrede besonders weittragende und aktucNe Bedeutung. Wir bringen das wesentliche daraus nach dem Wortlaut, den die Kitschrist des Verbandes,„Die Volksbühn c", jetzt verössentlicht, Unsere Tagung will die Oessentlichkcit und besonders die Bc- Hörden, den Staat und die Gemeinden darauf hinweisen, d a h das Theater für das Gedeihen eines Volkes unent- b e h r l i ch i st, daß es einen wesentlichen Bestandteil für den Ausbau und erst recht für den Wiederaufbau eines Volkes und seiner Kultur darstellt. Gerade in den Zeiten der bittersten Not bedarf der Geist des besonderen Aufschwungs, damit er emporsteige aus den Niederungen der Sorgen und sich vorwürtsschwinge. getragen von starken Gefühlen, die ihm niemand besser vermitteln und erwecken kann als die Kunst, und im Umkreis der Kunst wiederum das Theater. Schon oft genug im Ablauf der deutschen Geschichte sind vom Theater Ströme lebendiger Kraft ausgegangen, ist von der Bühne aus das zündende Wort gefallen, das die Flammen der Begeisterung entbrennen ließ und die Nacht der Verzweiflung und des Miß- trauens verscheuchte. Wie denn überhaupt gerade das deutsche Volk vieles davon zu erzählen weiß, wie materielle Nöte, wirtschaftlich« und politische Krisen überbrückt worden sind durch geistige Bewc- gungen, durch die Träger des Gedankens und des Empfindens, der Form und des Rhythmus. Nichts wäre jedenfalls verkehrter, wenn man jetzt unter dem Druck des fallenden Einkommens, der absinken» den Gehälter und Löhne, unter dem Druck der Krise und der Not- Verordnungen das Theater als einen Luxus erklären würde, oder wenn man es gar für moralisch bedenklich halten würde, dem Theater sein Recht zu geben, wobei, wir sclbstverständ- lich nicht an jene Gattung des Amüsements denken, die sich grundlos und irreführend den Ehrennamen des Theaters anmaßt, während sie in Wirklichkeit nichts anderes ist als ein verantwortungsloses Mittel, die Verzweiflung mit Surrogaten zu füttern. Das Theater, wie wir es meinen, wie es von den deutschen Volksbühnen nun schon seit Jahrzehnten gepflegt wird, weckt die schlummernden geistigen Kräfte und strafft durch das Beispiel der Bühne die Willensenergien, den Mut und die Entschlußkraft. Solch zauberhafte Wirkung übt das Theater, wie wir es meinen und pflegen, auch dann, wenn es in der heiteren Maske daherkommt und wenn es scheinbar nur darauf eingestellt ist, die Menschen fröhlich zu stimmen. Es gibt eben eine höhere Art der Heiterkeit und des Lachens, eine Art, die wie ein gesundender Trank wirkt,
und gerade solch Lachen wollen wir Dolksbühnenleut« unseren Kameraden im harten Lebenskampf vermitteln. Nicht selten dürste es erlebt worden sein, daß eine Heiterkeit, die von der Bühne in den Zuschauerraum strömte, dazu verhalf. Stürzende auszurichten und Kraftlose zu stärken. Weil dem aber so ist, weil das Theater eine Quelle der Kraft ist, haben wir das Recht und die Pflicht, an alle Verantwortlichen der Oeffentlichkeit und im besonderen an die Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden, nicht zuletzt auch an die Magistrate und an die Verordneten der Städte, überhaupt an alle Parlaments und die darin sitzenden Repräsentanten des Volkes die dringende Aufforde- rung zu richten, nicht zu dulden, daß das deutsche Theater versandet, daß die öffentlichen Bühnen zusammen- brechen und vor allem, daß die Volksbühnen ihren gewaltigen Aufgaben nicht mehr genügen können. Es gibt, das muß in aller Ruhe ausgesprochen werden, unter den verantwortlichen Personen, aüch unter den Volksvertretern. so manchen Philister, der alles getan zu haben glaubt, wenn er sich um das Brot bekümmert. Diesen braven Leuten will unser Volks- bühnentag in die Erinnerung rufen, daß jenes viel zitierte Wort der Cäsaren„Brot und Spiele" lautete. Brot und Spiele für das Volt, damit es sich ruhig verhalte und die Herren nicht störe. Brot für den knurrenden Magen und Spiele für die blöde Schaulust: wilde Tiere. Gladiatoren und Feuer- schlucker. Dies Wort hoffärtiger Volksvcrachtung nehmen wir auf, nehmen es in unsere Hut und geben ihm unsere Deutung. Ja, wir ver- langen für das Volk Brot und Spiele. Brot nicht nur zur Stillung des tierischen Hungers, sondern Brot als Anteil an allen Gütern der Welt: Brot als Symbol für alles, was die Natur, was Technik und Kultur wachsen und erstehen lassen. Und Spiele, ganz gewiß nicht als Befriedigung nicderer Instinkte, wohl aber Spiele, die ein Freiwerden, eine Aktivierung der besten menschlichen Geisteskräfte, des tiefsten Erschauerns und der lebendigsten Heiterkeit bedeuten. In solchem Sinne will der Volksbühnentag die verantw.irtlichen Führer des deutschen Voltes, vom Minister angefangen bis herab oder herauf zum Dorfschulmeifter im fernsten kleinsten Ort. mahnen, daß jeder an seiner Statt das äußerste tue, um das deutsche Theater und im besonderen die deutschen Volksbühnen mit samt ihren Wanderbühnen am Leben zu erhalten.
Entstehung des Hoover-plans. Sine amtliche Darstellung. Washington , 8. Juli. Unterstaatssekretär Castle gab den Pressevertretern eine amtliche Darstellung über die Geschichte des Hoover-Planes. Castle führte aus: Am l Mai sah Präsident Hoover ein, daß die Lage Deutsch - lands immer schlechter werde und daß im Interesse der Behebung der Weltkrise etwas getan werden müsse. Dieses Gefühl verstärkte sich. als Botschafter S a ck e t t am 6. Mai nach Washington zurückkam und dem Präsidenten die Lage Deutschlands eindringlichst schilderte. Am 7. Mai forderte Hoover vom Staatsdepartement und vom Handelsanit einen ausführlichen Bericht über die europäische Lage ein. Am l 1. Mai erörterte er mit S t i m s o n, was getan werden könne. Insbesondere überlegte er, ob nicht die internationalen Schuldenzahlungen infolge der durch die Weltkrise ver- minderten Zahlungsfähigkeit der Schuldner einer Revision unterzogen werden müßten. Er sah aber in Anbetracht der Genfer Konferenz von sofortigen Schritten ab. Während der Genfer Konferenz hatte er weitere Besprechungen mit Mellon und Stimson . Am 21. Mai endete die Genfer Konserenz ohne Resultat: jetzt war es klarer denn je, daß Amerika eingreifen müsse. Am 2. Juni verhandelte Hoover erneut mit Sackett und Dawes. Am ö. Juni arbeitete er den Plan aus, der dann am 20. Juni proklamiert wurde. Dem Kabinett war er bereits am 8. Juni unterbreitet worden. Hoover entschloß sich jedoch vor der Publikation zu weiterer sorgfältiger Prüfung. Er trug M e llo n bei dessen Abreise auf, ihm über die europäische Lage auch seinerseits zu berichten. Gleichzeitig wies er Stimson an, die Frage mit den Kennern des Poung-Planes zu besprechen. Stim- son berief daraufhin Owen D. Poung, Mills, den Chef der Federai Reserve Bank in New Park, Harrison und Parker Gilbert in seine Privatoilla. Am nächsten Tage hatte er eine Besprechung mit dem Präsidenten de» Federal Reserve Boards, Eugen Meyer. Die ganze Angelegenheit beschäftigte Präsident Hoover unaufhörlich: er besprach sie während seiner Redetour im Mittclwesten mit den republikanischen Parteiführern Watson und Feß und nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus auch mit allen Senatoren, die gerade in Washington waren. Die Lage in Deutschland sah aber so bedenklich aus, daß Hoover am 19. Juni Stimson beauftragte, den Plan den hiesigen Missionschefs, und zwar zuerst dem französischen Bot- schafter vorzulegen. Hoover selbst wollte den Plan erst veröffent- l'chen, nachdem die anderen Regierungen Zeit genug hatten, ihn zu studieren. Die deutsche Finanzlage wurde aber so kritisch, daß jeder Aufschub gefährlich schien und Hoover deshalb bereits am 29. Juni seinen Aufruf erließ. Amerika gegen Schuwensireichung. New Zork. 8. Juli. Die amtlichen Washingtoner Kreise messen der Castle-Erklärung vom Dienstag keine allzu große Bedeutung bei. Hoover sei heute nach wie vor gegen jede Revision der bestehenden alliierten Schulden- abkommen. Vizepräsident Curtis erklärte, 89 Proz. des gesamten amerikanischen Volkes sei gegen die Schuldcnstreichung. Diesen Standpunkt scheint auch die überwiegende Mehrheit der letzten Endes ausschlaggebenden Kongreßobgeordneten und Senatoren einzu- nehmen. Oer �oung-plan muß geändert werden. New Jork , 8. Juli. Die„New Park, Times" erklärt, daß das Moratoriumsjahr eine Periode schärfster Aktivität werden müsse. Kein internationale» Orakel oder ein Finanzprophet seien nötig, um vorauszusagen, daß der Poung-Plan geändert werden müsse. Der Plan könne in der alten Farm nicht mehr fortgeführt werden. Die Weltkrise habe seinen Zusammenbruch verursacht.
Vater und Sohn als Erpresser. Ein Schwindel mit„wertvollen"»riefmartensendungen. Wegen Betruges und gemeinschaftlich versuchter Erpressung hallen sich die aus Ungarn flammenden Briesmarkenhändler Max Goldberger und Ladislaw Goldberger. valer und Sohn. vor dem Schöffengericht Berlin -Wille zu verantworten. Die Angeklagten betreiben seit mehreren Jahren in Berlin einen Handel m i t B r i e f m a r k e n. In zahlreichen Fällen hatten sie Briefmarkcnhändlern und-sammlern„garantiert echte" Briefmarken seltener Ausgaben angeboten, die sich aber als wertlose Neudrucke mit gefälschten Stempeln erwiesen. Da es sich um Fachkreise handelte, wurden die Sendungen zurückgeschickt. Die Angeklagten behaupteten, daß sie selbst zu wenig Fachleute gewesen seien, um die Fälschungen zu erkennen, und daß sie sich daraus ver- lassen hätten, daß die Fachleute selbst, wie es auch geschehen sei, eine gründliche Prüfung vornehmen würden. Von diesem Teil der Anklage wurden die Ankläger auch freigesprochen. Anders log es aber mit zwei anderen Anklagepunkten. Der jüngere Goldberger hatte eine Reihe kleiner Leute dadurch hineingelegt, daß er ihnen«ine glänzende Existenz versprach, die sie sich durch Briet- markenhandel oerschaffen könnten. Er erbot sich, klassische Raritäten mit einem hohen Katalogpreis für nur 299 Mark zu liefern. Eine Reihe kleiner Geschäftsleute, die sich bei der jetzigen schweren Wirtschaftslage die günstige Gelegenheit nicht entgehen lassen wollten, hatten die Nachnahmen eingelöst und mußten dann die Erfahrung machen, daß e« sich um minderwertige Brief- marken, handelte, die bei weitem nicht 299 Mark wert waren. Ein größerer Briefmarkenhändler hatte bei dem Angeklagten eine umfangreiche Bestellung gemacht. Ehe sie aber den Auftrag aus- führten, erfuhren sie, daß der Besteller bereits den Offen- barungseid geleistet habe. Sie schrieben ihm nun, daß sie noch Uebereinkunft mit dem Vorstand der Briefhändlervereinigung ihn auf die schwarze Liste setzen und in der ganzen Philatelistenwelt als Kreditschwindler entlarven würden, daß sie ober von dem Schritt Abstand nehmen würden, wenn er 299 Mark zahlte, wofür er allerdings eine„wertvolle" Briefmarkcnsendung erhalten werde. Das Schössengericht verurteilte Max Goldberger wegen ver- suchter Erpressung zu drei Monaten Gefängnis und Ladislaw Goldberger. der selbst schon den Ofsenbarungseid geleistet hat, wegen versuchter Erpressung und Betruges zu sechs Mo- n a t e n Gefängnis.__
Spartakiade in Bernau . Durch Regierungspräsident verboten. Di« Kommunistische Partei hatte die Absicht, sozusagen als Ersatz für die verbotene Berliner Spartakiade am Sonnabend und Sonntag in Bernau bei Berlin ein„internationales Sportfest" zu veranstalten. Der Bürgermeister von Bernau hatte diese, Sportfest als Polizeiverwaiter gestattet. Jetzt hat der zuständig- Regie- ruagspräsident auch diese kommunistisch« Veranstaltung perboteu.______.11
Blinde können jedes Buch lesen. Oer druckende Visagraph. Der Tag scheint nicht mehr fern, an dem blinde Personen in der Loge sein werden, alle Bücher zu lesen statt ausschließlich aus die notp>endigerweise beschränkte Zahl der Bücher angewiesen zu sein, die in der üblichen Blindenschrist gedruckt sind. Ermöglicht wird dieser Fortschritt durch die neue Erfindung des„Visagraph", einer Vorrichtung, die das gedruckte Buch in erhabener Schrift reprodu- ziert. Der Erfinder des neuen Instruments ist Robert E. Raum- bürg aus Conchridge im Staat Massachusetts . In einer New-Porker Blinde nzeitfchrift schreibt der Erfinder über seinen Apparat:„Der druckende Visagraph ist bestimmt— und das ist das Neuartige an ihm—, von den Blinden selbst betätigt zu werden. Man stellt zu diesem Zwecke das in gewähnlicher Druck- oder Maschinenschrift hergestellte Buch auf ein Lesepult, nimmt die erforderlichen Einstellungen vor und liest dann ohne Hilfe einer anderen Person durch das Tastgefühl der Finger wie bei der üb- lichen Braillejchen Blindenschrift. Der Visagraph bringt ein ver- größertes Reliefbild der Druckseite des Buches hervor, indem er eine Zeile nach der anderen erscheinen läßt. Die Prägung, die dabei auf einem dünnen Aluminiumstreisen eingedrückt wird, kann aufbewahrt oder ausradiert werden. Die Alumiuiumfolie gleicht dem Stanniol, wie es als Hülle von Zigarren und anderen Gegenständen verwandt wird. Die Höhe der aus Punkten und Strichen bestehenden Schrift- zeichen des Visagraph wie der Schnitt der Lettern zeigt in den Aus- maßen die der Brailleschrift. Der Bisagroph ist übrigens ein Kosma- polit. Er lieft Worte der spanischen, sranzösischen oder deutschen Sprache ebenso schnell wie die der englischen. In Größe und Ge- stalt gleicht dieser druckende Visagraph dem flachen Schreibpult eines Büros. Wie Telephon!«, Telegraph!« und das Radio aus zwei Teilen. Sende- und Empfangsopparat, bestehen, gliedert sich auch der Visagraph in zwei Hauptteile. Die linke Hälfte des aus dem Aufsatz des Pultes stehenden Kastens enthält auf der Spitze dos gedruckte Buch der Borlage, das an einer beliebigen Seite geöffnet und durch das Lesepult gegen»ine ebene Glasplatte gedrückt wird. Oberhalb des Buches befindet sich der„Leuchtturm". Er enchält eine Lampe sowie eine lichtempfindliche Selcn- oder photoelcktrische Zelle. Dieser Leuchtturm ist die Sendestation. In der rechten Hälfte des Kastens ist der„Drucker" angebracht, der das, was das elektrische Auge des„Leuchtturmes" sieht, in erhabenen Schriftzeichen auf den Aleminiumftreifen einpreßt. Dieser„Drucker" ist die Empfangs- ftotion. Der druckende Visagraph ist der erste Apparat in der Welt, der van einem mit gewöhnlicher Druckerschwärze gedruckten Buch ein Reliefbild aufnimmt, das bestimmt ist, den des Gesichtssinnes beraubten Menschen Genuß und Freude zu bereiten."
Neues von Gestern. Die Städtische K u n st h a l l e in Mannheim er- öffnete kürzlich in fast sämtlichen Räumen des Erdgeschosses ihre in etwa halbjähriger Vorbereitung zusammgestellte große Aus- stellung„Neues von Gestern". Die Schau bringt Tausende zu etwa 599 Gruppen zusammenmontiert« Bildausschnitte aus deutschen Journalen der Jahre 1839 bis 1914: eine Uebersicht über das. was das bürgerliche Publikum des 19. Jahrhunderts und der Borkriegs- zeit, nach Ausweis der illustrierten Blätter, als„schön" empfand, worüber es lachte und wovon es sprach. Die Ausstellung gibt so nicht nur«inen Rückblick auf fast sämtliche in Deutschland damals vielbesprochene Aktualitäten pSlitischer, wirtschaftlicher, sozialer, technischer Art in Bildberichten und in satirischen Spottbildern: sie bietet auch eine anschauliche Geschmacksgeschichte(Kunst. Gewerbe, Mode, Theater, Tanz usw.) und eine Art von„Geschichte de» Humors" seit dem vormärzlichen Biedermeier. Gleichzeitig wird die Schau natürlich von Interesse sein für die rein formale und technische Entwicklung der zeitungsmähigen Bildreportage und Karikawr.
LnsechsSiunden vomSchaf zumAnzug In der englischen Stadt Leeds rüsten sich jetzt zwes Fabriken von Wollstoffen und eine bekannte Schnciderfirma, um einen Rekord zu brechen, der seit 33 Jahren von den Vereinigten Staaten gehalten wird. Es handelt sich dabei darum, einen Anzug möglichst schnell herzustellen. An einem Morgen des Jahres 1898 begannen pünktlich um �>7 Ilhr die Schever mit ihrer Arbeit bei einem halben Dutzend Schafe. Nachdem di« Wolle Herunter wejr, � wurde sie sofort gesponnen, dann gewebt und aus dem Tuch �n" Anzug hergestellt, lim öl 12 Ilhr an demselben Morgen konnte oer� Mann, der diesen Rekord in di: Wege geleitet hatte, den Anzug be- reits tragen. Der ganze Vorgang vom Rücken des Schafes bis auf den Rücken des Menschen hatte sich in 6 Stunden vollzogen. Dieser Rekord ist bisher nicht übertroffen worden, obwohl bereits verschie- dene Versuche dazu gemacht wurden. Vor 19 Jahren führt« ein Mitglied des australischen Abgeordnetenhauses, das an der Woll- industrie stark interessiert war, ein ähnliches Experiment durch. Das Scheren der Schafe«rfolgte am Morgen und am Mittag erschien der Abgeordnet« im Parlament mit einem prächtigen An.zug, der aus der am Morgen gewonnenen Wolle hergestellt war. Der Vor- fall erregte großes Aufsehen, aber der amerikanische Rekord war nicht gebrochen. Neue anthropologische Erhebungen. Der Hilfe der Notgemeinschoft der Deutschen Wissenschaft ist es zu danken, daß in Deutschland jetzt eine groß angelegte anthro- pologische Erhebung in Gang gekommen ist. Wöhrend die im Aus- land vorgenommenen Rekrutenuntersuchungen nur ein nach Alter, Geschlechts- und Gesundheitszustand einseitiges Material liclern, wollen die deutschen Erhebungen jeweils, wenn auch nur stichproben- weise, ganz« Beoölkerungsgruppen erfassen. Davei soll nicht nur eine Feststellung der wichtigsten Rassemerkmale stattfinden, sondern die betreffende menschliche Gruppe soll auch in ihrem sozialen Ausbau, ihrer geographischen Bedingtheit, ihrem historischen Werdegang (einschließlich ihrer Volkskunde) und endlich in ihrer genealogischen Zusammensetzung(Kirchenbucharbeit) verfolgt werden. Beabsichtigt (und zum Teil ausgeführt) find vor allein Untersuchungen an boden- ständiger Bevölkerung einzelner Dörfer, so in Nicdersachsen, in Ober- bayern , in Hessen , Baden usw., dann aber auch Untersuchung be- stimmter sozial abgegrenzter Bevölkerungzgruppeu, Arbeiter- bevölkerung im Industriegebiet, Adel eines bestimmten Landestciles, Bürgergeschlechter gewisser alter Städte und einzelne zübische Ge- meinden. Der Aufschwung des deutschen Puppenspiel». Auf der jetzt zu Ende gegangenen Tagung des Bundes für Puppenspiele in Eisenach konnte ein« lebhafte Entwicklung der Puppenspielbewegung festge- stellt werden. Die Städte Köln und Aschersieben unterhalten ein eigenes Puppentheater. Auch in Böhmen und Oesterreich hat sich. das Puppenspiel als Volkskunst seit Jahrhunderten erhalten. In Prag nahmen im Jahre 1928 2 399 999 Personen an den in ständigen Theatern Zur Aufführung gelangenden Puppenspielvorführungen Teil. In einem besonderen Archiv sind die Ergebnisse der«In- schlägigen Literatur und Geschichtsforschung über die Puppenspiel- bewegung niedergelegt. Die Gesellschaft der Freunde der Sroll-Oper. Als Antwort auf die Schließung der Berliner Kroll-Oper ist unter der Führung van Max Reinhardt , Walter von Molo und Hans Poelzig ein„Verein der Freunde der Kroll-Oper" gegründet worden, der sich die Weiter- führung der Kroll-Oper in ihrem bisherigen künstlerischen Geist aus neuer organisatorischer Grur.dlage zum Ziel gesetzt hat. Zum ersten Vorsitzenden des Vereins wurde Professor Artur Schnabel gewählt, stellvertretender Vorsitzender ist Klaus Pringsheim , Schatzmeister Alfred Flechtheim und Schriftführer Dr. C. von Naso. Eine Filmsommlung für» Deutsche Museum. Oskar M e ß t e r s Filmsammlung, die einen Ileberblick über die Entwicklungsgeschichte des Films ermöglicht, ist von dem Besitzer dem Deütschen Museum in München geschenkt worden. Der Mitbegründer der Kinemato- graphie hat an Apparaten, Dokumenten. Bildern, vieles Interessant« und Seltene zusammengebracht, da» heute schon historisch geworden ist.