obwohl weder das Unternehmen noch die Familie von vornherein zu dem so ängstlich gehüteten Kreis der führenden Kaufleute der Hansestadt gehörten. Wir haben neulich schon einmal( in Nr. 449/50 ,, Der Fall Nordwolle") gezeigt,

wie der Ehrgeiz diesen Mann nicht allein zu dem weithin ficht­baren Aufbau des Konzerns trieb, sondern zugleich zu einer Ueberschätzung der eigenen Kräfte, die nun den Zusammenbruch verschuldet hat.

Die Ueberschäzung der Kräfte ist verantwortlich dafür, daß der Konzern nicht allein horizontal, sondern zugleich auch vertikal in fremde und heikle Gebiete hinein ausgedehnt wurde und daß gleich­zeitig Organisation und Personalpolitik

in verhängnisvoller Weise auf die Alleinherrschaft der Spike abgestellt

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wurden. Sie ist aber zugleich verantwortlich dafür, daß man an manchen Stellen die Unkosten last zu hoch bürdete das vielleicht erforderliche Zentralverwaltungsgebäude hätte gewiß nicht mehr als 10 Millionen zu kosten brauchen! und daß man es überdies zu einem ungeheuerlichen Ver­hältnis vom fremden zum eigenen Rapital tommen ließ."

Das volle Gewicht dieser Anklagen trifft aber auch den Auf­sichtsrat, und vor allem die Bertreter der Bankinteressen, die das Mißverhältnis von eigenem und fremdem Kapital haben ent­stehen lassen. Diesem Vorwurf fann sich am wenigsten der Vertreter der von dem Zusammenbruch aufs schwerste getroffenen Darm­ städter - und Nationalbant, Dr. Strube, entziehen. Generalkonjul Dr. Strube gehört denselben Bremer Gesell­schaftstreifen an wie die Familie Cahusen. Die Bremer Justiz darf auf die gesellschaftlichen Beziehungen keinerlei Rücksicht nehmen!

Der Vertreter der Interessen der Dresdner Bant, Direktor Schmidt- Branden, der in Bertretung in den Aufsichtsrat der Nord­ wolle gewählt worden war, ift nach einer Bekanntmachung der Dresdner Bank am 2. Juli aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden.

Wirtschaftsführung aus dem Kaffeesat.

Die Familie Lahusen zeichnet sich durch tiefe positive Kirchengläubigkeit aus. Ein Bruder des Gründers ist Generalsuperintendent der protestantischen Kirche, der Vater des Gründers hat einst ein Preisausschreiben für die beste Widerlegung der Ansichten von vier liberalen Bremer Pastoren erlassen. Orthodorie und Aberglaube wohnen jedoch nahe bei einander. Es ist in Bremen stadtbekannt, daß sich die Konzernleiter bei Kartenlegerinnen, Astrologen und Grapholo ginnen Rat holten.

Belegschaftsabbau setzt ein.

Nordwolle Arbeiter büßen für das Wirtschaftsverbrechen. Der Finanzfkandal bei dem Nordwolle- Konzern zieht immer weitere Kreise. Schon bekommen die Belegschaften in

polist

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Billardjaal in Schloß Hohehorft

mit Kneipnischen

me

Nachtsitzung des Kabinetts

Maßnahmen zur Verhütung von Zusammenbrüchen

Das Reichskabinett beschäftigte sich in der Nacht zum| sonders von Frankreich nicht erwartet werden, solange Deutschland Freitag wiederum mit der schwierigen Wirtschaftslage nicht seinerseits durch geeignete Maßnahmen und durch eine Aende­großer Geldinstitute und Industrieunternehmungen. Die rung seiner Politik Frankreich das Vertrauen wiederzugeben ver­Beratungen, die schließlich zu Stüßungsmaßnahmen be- standen hat." stimmter Art führen sollen, wurden heute vormittag um 10.30 Uhr fortgesetzt und werden wahrscheinlich im Laufe des heutigen Tages abgeschlossen.

Das Reichswirtschaftsministerium dementiert, daß das Reich für die Sanierung der Nordwolle öffentliche Gelder zur Verfügung stellen wolle. Daß die Reichsbank diese Mittel mit zur Verfügung stellt und sie gewisser­maßen unter Garantie des Reiches gegeben werden, wird jedoch nicht bestritten.

Der Reichsbantpräsident hat in der deutschen Botschaft Woh­nung genommen. In der Nacht zum Freitag übermittelte er der Reichsregierung über seine Verhandlungen mit dem Gouverneur der Bank von England noch einen ausführlichen Bericht.

Luthers Verhandlungen.

Luther und der 1% Milliarden: Kredit. feits wird bisher jede Auskunft über den genauen Gegenstand der

Flucht deutschen Kapitals?

Paris , 10. Juli. ( Eigenbericht.)

Die Unterredung Dr. Luthers mit dem Gouverneur der Bank von Frankreich, Moret, dauerte über zwei Stunden. Der Reichsbankpräsident kehrte dann in die Botschaft zurück, wo eine interne Besprechung stattfand. Sowohl französischer wie deutscher­Verhandlungen und der Ergebnisse abgelehnt. Es scheint aber, daß sich Dr. Luther um die Gewährung eines internationalen mittel­fristigen Kredites in Höhe von 250 bis 300 millia onen Dollars und nicht um eine langfristige Anleihe bemüht. Die Bank von Frankreich soll ebenso wie die amerikanischen Banken

den Konzernbetrieben die Folgen der grenzenlofen Miß- feine Verhandlungen mit dem Gouverneur der Bank von Frankreich dieser Forderung günstig gegenüberstehen, während die franzöft,

wirtschaft mit aller Wucht zu spüren.

Die große Leipziger Wollgarnspinnerei vorm. Tittel und Krüger hat von ihrer 2500 Mann starken Belegschaft bereits 125 Arbeiter entlassen. Weitere Entlassungen stehen bevor. Für weitere 1000 Arbeiter ist die 16stündige Arbeits­woche festgesetzt worden, was gleichfalls einer Entlaffung gleich­kommt, da der Berdienst bei derart gekürzter Arbeitszeit nicht einmal an die Unterstützungsfähe der Arbeitslosenversicherung heranreicht. Bei diesen verhängnisvollen Auswirkungen des Finanzffandals muß es in der Deffentlichkeit einen Sturm der Entrüftung crregen, wenn die Staatsanwaltschaft noch weiter zögern will, die Schuldigen an dieser Massenkatastrophe rücksichtlos zur Ber­antwortung zu ziehen.

Der Reichsbankpräsident Luther hat heute vormittag 9 Uhr begonnen.

erregt. Dem Wunsche Luthers , eine langfristige Anleihe von etwa Die plögliche Reise Dr. Luthers hat in Paris großes Aufsehen 1,5 Milliarden Mart zur Sanierung der durch die Kreditabzüge und durch die Kapitalflucht gefährdeten deutschen Währung zu er= halten, steht man in Paris grundsätzlich nicht ablehnend gegen über, aber man hält eine gewisse Vorsicht für notwendig und verlangt energische Maßnahmen von seiten der Reichsbank gegen die Kapitalflucht und eine Aenderung der politischen Orien tierung der Reichsregierung im Sinne einer loyalen internatio­nalen Zusammenarbeit.

Die Drohungen der Rechten.hreitet, ſehr genau geprüft werden muß. Die Kapitalabwanderung

Börse quittiert mit fallenden Kursen. Die Börje war heute wieder ausgesprochen ich w a ch. Das An­gebot war größer, weil verschiedene Momente an der Börse große Beunruhigung hervorriefen. Man glaubt, daß Luther in Paris ziemlich erheblichen Schwierigkeiten begegnen wird, wahrscheinlich auch im Zusammenhang mit außenpolitischen Dingen. Sehr ver­slimmend hat auch die kampfansage Hitlers und Hugen­bergs gewirkt. Man erwartet, daß das Vertrauen, das Dr. Luther gegenwärtig unbedingt braucht, durch diese Tiraden der nationa­listischen Opposition wieder zerstört werde. Die Devisennach­frage scheint fortzudauern.

Auf dem Aktienmarkt gingen Siemens von 147% bis auf 144 Broz. zurück, Salzdeth furt brödelte bis auf 182 nach 186 Pro3. ab und Kali- Westeregeln bis auf 115 nach 120 Broz. Auch andere große Elettromerte lagen ausgesprochen matt. Rheinisch- West­fälische Elektrizitätswerke wurden mit 105% gegen 108 Proz. ange= boten und Gesfürel sanf von 103% bis auf 101 Proz. Auf dem Rentenmarkt waren- bis 1prozentige Kursabschläge zu ver­zeichnen.

Das Paradies der Bombenwerfer.

Sie spazieren in Braunschweig frei umher. Braunschweig , 10. Juli. ( Eigenbericht.) Seit einigen Tagen nennt der Bolksfreund" einen festgestellten

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Tränengas Bomenwerfer aus den Reihen der hiesigen Nazis, ohne daß gegen diesen Hakenkreuzler einen Braunschweiger Drogenhändler irgend etwas unternommen würde. Unser Partei­blatt beschuldigt weiterhin den Ortsjekretär der Braunschweiger NSDAP., den Landtagsabgeordneten Schmalz, die Tränengasattentate systematisch vorbereitet zu haben. In Borbesprechungen unter Hinzuziehung hannoverscher Hakenkreuzler seien die Anschläge behandelt worden.

Berlins Etat auch im Magistrat erledigt. Der Magistrat ist dem Beschluß der Stadtverordneten­verfammlung bezüglich des Haushaltsplanes und feiner Fest­jegung in Einnahmen und Ausgaben vollinhaltlich beigetreten.

Geschäftsstreit in Bagdad . Der Proteststreit der Kaufleute in Bagdad gegen neue Gewerbesteuern hat zur Schließung von 10.000 Kaufläden geführt. Sogar die europäischen Läden haben geschlossen. Auch der Omnibus- und Droschkenverkehr ruht. Bisher haben sich keine ernsten Ruhestörungen ereignet, obwohl gestern mehrere Streifführer verhaftet wurden. Die städtischen Behörden haben Depots zum Verkauf von Fleisch, Brot und Gemüse errichtet.

Das Echo de Paris", das enge Beziehungen zum Finanzmini­fterium unterhält, schreibt darüber: In den offiziellen französischen Kreisen glaubt man allgemein, daß eine solche Operation, die durch ihren Umfang und durch ihre Dauer den normalen Rahmen über­schreitet, sehr genau geprüft werden muß. Die Kapitalabwanderung scheint weniger auf Zurückziehung amerikanischer Kredite als auf die Flucht der Deutschen vor ihrer eigenen Währung zurück­zuführen zu sein. Große Kapitalbewegungen werden vor allem nach der Schweiz und nach Holland fast ausschließlich für deutsche Rechnung gemeldet. Unter diesen Bedingungen ist es verständlich. daß sich die Zentralnotenbanken nur auf einen neuen Kredit ein lassen, wenn von der Reichsbant selbst äußerst scharfe Kredit einschränkungen vorgenommen werden, wie sie Dr. Schacht im Jahre 1929 angeordnet hat. Andererseits kann eine Geste des Vertrauens gegenüber der deutschen Währung und Wirtschaft be­

schen Privatbanken sich mehr oder minder ablehnend verhalten, wenn nicht gewisse politische Garantien von Deutschland gegeben werden.

Dr. Luther ist heute mittag zum Essen bei dem Gouverneur der Bank von Frankreich eingeladen und tritt mit dem Nordexpreß um 16 Uhr 20 Minuten bereits die Rückreise nach Berlin an.

Hoover an Hindenburg .

Hoffnung auf Belebung des internationalen Vertrauens.

Die Antwort des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika an den Herrn Reichspräsidenten hat folgenden Wortlaut: ,, Mit großer Genugtuung habe ich Ihr Telegramm vom 7. Juli erhalten. Ich hege die aufrichtige Hoffnung und Erwartung, daß der den Nationen der Welt vorgelegte und von ihnen angenommene Plan das Vertrauen aller Länder untereinander wieder beleben Herbert Hoover ." und ihre Wohlfahrt fördern möge.

Hoover rechnet auf Mehrheit.

New York , 10. Juli. Wie New York Times aus Washington meldet, ist Hoover be= züglich der Ratifitation des Moratoriums durch den Kongreß durchaus zuversichtlich, denn 70 Senatoren und 295 Mitglieder des Rea präsentantenhauses hätten sich verpflichtet, seinen Plan zu untera stützen, so daß eine sichere Mehrheit gewährleistet sei.

Frauenmord im Grunewald

Im Gebüsch erdroffelt/ Sittlichkeitsverbrechen oder Raubmord?

Einem mutmaßlichen Kapitalverbrechen ist, im Grafe, die im Gebüsch führte, erweckte den weiteren Verdacht des die Polizei heute vormittag auf die Spur gekommen. Reiters. Im Gebüsch stieß der Offizier dann auf die Leiche einer

3m Grunewald, einige hundert Meter westlich des

Großen Sterns, in Höhe des Grunewaldturmes, wurde die Leiche einer Frau gefunden, die nach dem ersten Befund offenbar erdrosselt worden ist.

Die Leiche wurde heute vormittag gegen 11 Uhr entdeckt, als ein Reichswehroffizier im Grunewald seinen Morgenritt unternahm. Der Offizier sah zunächst nur ein umgestürztes Damenfahrrad und etwa drei Meter davon eine Kappe liegen. Eine tiefe Schleiffpur

Zum Tode verurteilt, begnadigt und ausgezeichnet.

Aus Stalins afiatischem Sultanat. Moskau , 10. Juli. Das Präsidium des Vollzugskomitees der Sowjetunion hat die Militärflugzeugfabrit Nr. 39 mit dem Leninorden ausgezeichnet In der Mitteilung heißt es, daß die verantwortlichen Leiter dieser Fabrit, eine Gruppe von Ingenieuren, por turzem von der GPU , verhaftet, wegen Sabotage und Gegenrevolution zum Tode verurteilt und später zu Gefängnis begnadigt worden sind. Die Verurteilten hätten die Gẞll. gebeten, ihre Treue durch Arbeit in der Fabrik beweisen zu dürfen. Da jetzt die Flugzeug­fabrik sich große Verdienste um den Ausbau des russischen Flug­

Frau.

Der schaurige Fund gab dem Reichswehroffizier sofort Veran­lassung, die Polizei zu alarmieren. Die Mordkommiffion des Polizei­präsidiums begab sich mit den Kommissaren Werneburg und Quaß unverzüglich an den Tatort. Nach dem ersten Befund scheint es, daß die noch unbekannte Frau erdrosselt worden ist. Um den Hals der Toten befand sich ein fest zusammengezogener Strick.

Ob es sich um ein Sittlichkeitsverbrechen oder einen

Raub mord handelt, kann erst die weitere Untersuchung ergeben.

wesens erworben habe, habe die GPU. das Vollzugskomitee era sucht, die Verurteilten gänzlich zu begnadigen und wegen ihrer Treue zur Sowjetregierung mit dem Lenin orden auszuzeichnen. Der Vollzugsausschuß nahm den Vorschlag an und die Begnadiga ten erhielten noch eine Belohnung von 3000 bis 10 000 Rubel.

Borführungen der deutschen Sportffudentinnen auf der Bau­ausstellung. Am Sonntag, dem 12. Juli d. J., findet um 17 Uhr Haus Ring der Frau( Bauausstellung) eine Vorführung der Stu­dentinnen der Deutschen Hochschule für Leibesübungen statt. Das Programm umfaßt Körperschule, tänzerische Gymnastit, Medizinball­und Kugelübungen, Bodenturnen, Fechten und von Länzen Eccossaise, Scherzo. Eintrittspreise zur Veranstaltung 50 Pf. sowie der ermäßigte Eintrittspreis der Bauausstellung von 1 M.( statt 1,50 M.).

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