Die Klüt der Arbeitsloflgteit. Zn Verlin bereits wieder Zunahm« der Arbeitsuchenden. Während im Reich den ganzen Juni über ein« zwar schleppende, aber doch immerhin noch jühlbare Entlastung des Arbeit,. Marktes mit einem Abgang von 91000 Enverbslosen festzustellen war. geht die Entwicklung in Berlin in entgegengesetzter Richtung, Bereits in der ersten Juniholft« hatte die Reichshauptstadt einen Zar g a n g von 11000 neuen Erwerbslosen zu verzeichnen und nach dem jetzt vorliegenden Bericht für die zweite Monatsholste ist bis zum ZO. Juni der Andrang zu den Berliner Arbeitsamtern um weitere 10 129 Erwerbslose gestiegen. Damit Hot in der chochsaison des Jahres die Erwerbslosigkeit in Berlin den gerade- zu verheerenden Stand von 457 23« Arbeitsuchenden erreicht. Dementsprechend ungünstig war daher auch die Gesamtwirkung im Bereiche des Landesardeitsgmtes Brandenburg(Berlin . Branden- bürg, Grenzmark). Die bessere Lag« bei einzelnen Arbeitsämtern brachte einen Ausgleich mit der Verschlechterung in Berlin nicht zu- stände, so daß sich im Gesamtbezirk de, Landcsarbeitsamtez die Zahl der Arbeitsuchenden um 5194 auf Insgesamt 602 187 Per- s o n e n erhöhte. Bemerkenswert ist die Begründung, die der Bericht des Landes- arbeitsamtes für die Zuspitzung der Lag« gibt. Danach wirkten sich die finanziellen Wirren der vergangenen Wochen in einer Verschärfung der allgemeinen Wirtschaftskrise aus. Außerdem weist der Bericht auf eine weitere Verschlechterung auf dem Arbeitsnmrkt der Metallorbeiter infolge der neuen Konzentration im Lokomotivbau hin. Wir haben mehrfach im„Vorwärts" auf die Stillegungsabsichten de, Siemens- und AEG.-Konzerns. bei Maffei-Schwartzkopff in Wildau und bei Bergmann hingewiesen und es wäre jetzt nach der neuen Warnung dez Landes- arbeitsamtes höchste Zeit, daß sich die Verwattungen der beiden Elektrokonzerne darüber äußern, ob sie sich in der Tat mit der Ab- sicht tragen, die Wildauer und Reinickendorf -Rosenthaler Beleg- schasten als Opfer ihrer Konzentrationspolitik auf die Straß« zu setzen. Reichsbahn befchaffi Arbeit. 50 ovo Zeitarbeiter neueingefiellt. Vit K eichbahn hat auf Grund de» mit der Regierung verein- barten Arbeilsbeschafsung�rogramm» seit dem letzt-n Montag rund 50000 Zeitarbeiter neu eingestellt, di« aus di« Dauer von fünf Monaten, und zwar 40 Stunden In der Woche. mit Erneuerung de, Gleisoberbaue» beschäslig» und nach Ablauf dieses Zeitraumes wieder entlassen werden. Ursprünglich waren für dieses Arbeitsprogramm 200 Mil- lionen Mark in Aussicht genommen worden, für welche Summe 60 000 Arbeiter eingestellt und umfangreich« Mate realliefe. rungen ausgeführt werden sollten. Da aber nur die Holste dieses Betrages, nämlich 100 Millionen Mark aufgebracht wurde. hat sich die Zahl der einzustellenden Lrbeiter auf 50 000 verringert, während der Hauptanteil de« Aussalle» auf Kosten der Materiallieferungen gaht. vi« neueingestellten Arbeiter werden«nsgtefomt annähernd 2000 Kilometer Gleisoberbau zu erneuern bz«. ouszubessern haben, und zwar sind an diesen Arbeiten all« Reichsbahndirettionsbezirt« ungefähr gleichmäßig beteiligt.
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Mussolini hatte um den Brief gebeten! Zvr Voraeschichie des Schreibens VnjninHs. Der Brief de» Reichskanzler» an Mussolini , den wir dieser Tag« wegen feines Inhalte» kritisierten, hat ein« merk- würdige Dorgefchichte. Wie der..Sogiäldemokratifche Pressedienst" au, diplomatischen Kreisen erfährt. Hot Mussolini um diese« Brief dringend gebeten. Er beruht nicht aus die Initiativ« der Reichsregierung, sondern wurde auf ausdrückliche? Ersuchen der italienischen Regie- rung geschrieben. Der italienische Botschaster in Berlin hat dieses Ersuchen übermitelt und hinzugefügt, daß Musiolini angesichts der Dankeseoklärungen des Reichspräsidenten und der Reichsregierung an den amerikanischen Staatspräsidenten eben- falls ein« entsprechende Erklärung wünsche und dafür außer- ordentlich dankbar sein würde. Der Ruhm Höver, hat Herrn Musso- lini nicht schlafen lassen. So wurde er zu seinem eigenen Reklame- ch e f und die Reichsregierung tat, was sie nicht zu tun brauchte, sie schrieb einen Brief, dessen Inhalt nicht nur innerhalb der Sozial- demokratie, sondern auch im Zentrumslagcr kritisiert worden ist. Warum diese bestellte Arbeit und warum die Kritik auch im Zentrumslager? Run, weil der Brief mit seinem über» flüssigen und überschwenglichen Lob ausgerechnet in jenem Augen- blick geschrieben wurde, in dem zwischen Mussolini und dem Vatikan ein erbitterter Kampf tobt. Das erklärt schließlich auch, warum Mussolini den von dem k a t h o- lisch en Reichskanzler unterzeichneten Brief dringend benötigt«. Tragödie eines Südtiroler Führers. Innsbruck , 10. Juli. (Eigenbericht.) Auf österreichischem Boden in der Näh« de» 3050 Meter hohen Hochjoch(Oetztaler Alpen ) wurde die Leiche de» Meraner Rechts- anwalte» Dr. Luchner gefunden. Luchner war«in Führer de» Deutschtums in Südtirol , nachdem er früher als Abgeordneter dem Wiener Rationalrat und dem Tiroler Landtag angehört hatte. Durch die angeordnet« Einführung der italienischen Sprach« als ausschließliche Gerichtssprache in d«m rein deutschen Südtirol wurde Ihm wie in den meisten seiner eingesessenen Kollegen die Ausübung des Anwaltsberufes praktisch unmöglich ge- macht. Trotzdem verweigerte ihm die faschistische Regierung die Ausreiseerlaubnis. Um dem völligen Ruin zu entgehen. flüchtete er heimlich über das Hachjoch, doch war sein Herz den Anstrengungen dieser Flucht nicht gewachjen und er st a r b kurz nach Ueberschreitung der Grenze auf österreichischem Boden an Herz- schlag. Luchner wurde das Opfer des Regimes Musiolinis. für das sich die Rationalsozialisten begeistern und dem der deutsche Reichskanzler erst dieser Tag« sein- Reverenz erwiesen hat. h. Shipsteod. Senator von Miamsola. der eiiuigc Vertreter der Farmer im amerikanischen Senat, ist zu einem Besuche in Berlin eingetroffen. Der Arbeitsausschuß Deutscher Verbände und di« Ver- «inlgung Carl Schurz veranstalteten aus diesem Anlaß ein Frühstück im Haus der Deutschen Press«, an dem u. a. der amerikanische Bot- schaiter Sackett und der Generalkonsul Messersmith, von deutscher Seite_ii- a. Generalkonsul von Lewinsti, Reichsgcrichtsrat o. D. Dr. Simons teilnahmen. Shipstead stellt seit Jahren im clnerikanilchen Senat den Antrag, die Behauptung von der alleinigen AriegslÄuld Deutschlands , die die moralische Bast» der un- geheuerlichen„Reparationen" darstallt, darch ein« unparteilich« HGachterhmu-mffwa uachpyq« M lab«.
Schloß Pleitegeierhorst.
LKHUSEh Ilordwolle- Lahusen, Schloßherr auf Hohehorst:»Nun habe ich zwölf Marmorbadezimmer eingebaut, und dieses Biest verdreckt mir die ganze Fassade!"
Stahlhelm proklamiert. Worte dröhnen— Begriffe fehlen.
Wenn alle anderen Gewerbe daniederliegen, dann blüht in Deutschland stets e i n Berufszweig auf: die Fabrikation von Wortsalaten. In ihr führend zu bleiben, ist der Ehrgeiz der Firma Seldte und Dü st erber g. Liest man den neuen Aufruf, den sie im Namen des Stahlhelms erlassen hat, dann fragt man mit Entsetzen nach dem politischen Bildungszustand der Volksschichten, denen man einen so gehäuften Unsinn zumuten kann. Da wird zunächst auseinandergesetzt, daß die Hoover- Aktion ihren Zweck nicht erreicht habe, weil-- nicht etwa weil infolge des Versagens der k o p i t a l i st i s ch e n Wirt- schastsführung die Krise schon zu weit fortgeschritten ist, sondern weil die im Banne der deutsch -französi- schen Verständigungspolitik stehenden deutschen Machthaber den„G r u n d o« d a n ke n de» amerika- nischen Prä s i d e n t e n" nicht ausgeführt hätten. Als ob Herr fjoöper etwa darauf ausgegangen wäre, ge- meinsam mit einer deutschen Gtahlhelmregierung Emkrei- sungspolitit gegen Frankreich zu spielen! Im nächsten Absatz wird gegen die„Fronvägte des inter - nationalen Kapitals" getobt— eine sehr marxistische Wendung! um gleich darauf die„marxistische" Sozialdemo- kratie zu beschuldigen, si« bereite diesen„Fronvögten de? internationalen Kapitalismus " den Weg. Der„Marxismus ", so wird im dritten Absatz expliziert sei„in seiner pazifistischen Knechtseligteit ein erbitterter Feind jedes nationalen Freiheitswillens". Und der vierte Absatz setzt dem Ganzen die Krone auf, indem er versichert,.chie Ver- elendung des deutschen Volkes hätte vermieden werden können, wenn er vor zwei Iahren dem Rufe der nationalen Opposition zum Kampfe gegen den Toung-Plan gefolgt wäre". Dann hätten wir nämlich den Dawes-Plan behalten und hätten herrlich und in Freuden gelebt... Im übrigen: Kampf gegen den Marxismus? Ist Herr L a h u s e n etwa Marxist? Der Stahlhelmaufruf ist ein Wortgedröhn ohne Sinn. Darauf beruht wohl auch die Wirkung, die er auf den ge- daukenlosesten Teil des deutschen Volkes ausüben wird. Alfred, wo bist du? Goebbels versteckt Hugenberg. Die offiziell« Meldung über die Hugenberg-Hitler-Konferenz in Berlin begann folgendermaßen: „Gestern, Donnerstag, den 9. Juli, fand in Berlin in An- Wesenheit von Dr. Hugenberg und Adolf Hitler eine To- gung der Vertreter der nationalen Opposition statt... Der„Angriff" de» Herrn Goebbels , obwohl auch zur„nationalen
Opposition" gehörend, bringt diesen Wortlaut nicht, sondern druckt eine eigene Notiz ab, die lautet: Die Führer der nationalen Opposition, darunter Adolf Hit- l e r, Pg. Dr. F r i ck und Pg. Hptm. G ö r i n g, versammelten sich gestern in Berlin . Es wurden eine Reihe weittragender, grundsätzlicher Beschlüsse gefaßt, die im Kampf um den Volks- entscheid und darüber hinaus für die zu erwartenden polt- tischen Auseinandersetzungen im Herbst und Winter richtung- weisend sein werden. Zunächst staunt man, weil unter den Nomen der Führer der de» Herrn Goebbels selber fehlt. Nun weih zwar die Welt, daß die ausgeprägtesten Eigenschaften de» Herrn Goebels persönlich« Be- scheidenheit und Abneigung gegen olle Selbstreklame sind. Doch die, allein dürfte den„Angriff" kaum veranlaßt hoben, den Namen seine« Leiters fortzulassen, falls er dabei gewesen sein sollte. Weit auf- fälliger ober ist, daß im„Angriff" der Name des deutsch - nationalen Führer» Hugevberg fehlt, der doch ganz bestimmt dabei war. Anscheinend ist es Herrn Goebbels unstjm- pathisch. di« eng« Verbindung einer„sozialen Arbeiterpartei" mft dem deutschnationolen Großindustrielllen und Konzerngewaltizen offen vor seinen Anhängern«inzu- gestehen. Es gibt vielleicht unter den SA.-Leutcn mit zerrissenen Schuhen noch einige, die nicht erfahren dürfen, daß ihre Tätigkeit von dem Kapitalisten Hugenberg dirigiert wind, wie sie auch den Namen L a h U s e n nicht erfahren dürfen. Sollte da» nicht am Ende auch der Grund der Bescheidenheit sein, mit der Herr Goebbels in diesem Falle darauf verzichtet, selber unter den Führern der nationalen Bewegung g e n a n n t zu werden?! Schärfere Maßnahmen in Bayern . llnifonn- und llmzugsverbot für dos ganze Land. Zllünchen. 10. Juli. (Eigenbericht.) Der bayerische Innenminister hat nunmehr mit Zustimmung des Ministerrats für ganz Bayern einschließlich der Pfalz ein allgemeines Umzugsverbot und ein oll- gemeines Uniformverbot erlassen. In dos Verbot ein- geschlossen sind alle politischen Versammlungen unter freiem Himmel einschließlich der Umzüge und Propogandafohrten. Das Verbot de» Tragens einheitlicher Kleidung gilt für alle politischen Vereinigungen und selbstverständlich auch für Einzelpersonen. Dagegen ist da» Tragen politischer Abzeichen in der Form von sogenonnten Bundes- nadeln in der bisher üblichen Weise gestattet, verboten sind aber Armbinden und dergleichen. Die Anordnung, die sich auf den Artikel 123 der Reichsversassung und auf den sj 8 der Verordnung des Reichspräsidenten vom 28. März stützt, tritt sofort in Krast. Si« ist zunächst befristet bis 30. September d. I. Di« Verfassungsfeiern am 11. August fallen nicht unter die Anordnung. Ihre Durchführung wird durch ein« besondere Verfügung geregelt.
SchlußiagungdespreußischenLandiags Wiedereinberufung am LZ. Oktober. Im weiteren Verlauf der gestrigen Londtagssitzung wird unter Ablehnung weitergehender Anträge ein Ausschußantrag angenom- men, der zur Entlastung leistungsschwacher Schul- v e r b ä n d c mit Wirkung vom 1. Juli 1931 das Beschulungsgeld auf 3,36 Mark und den Schulstellenbeitrag auf 314 Mark festsetzen will. In der Debatte darüber ersucht Finanzminister Dr. Höpker- As ch v f f den Antrag abzulehnen, während sich Abg. S z i l l a t (Soz.) für den Houptausschußantrag einsetzt. In ver Aussprache über die Anträge des Hauptausschusses, die Mittel zur Hilfeleistung für Unwetterschäden in den verschiedensten Gebieten bereitstellen wollen, setzt sich Abg. Schröder-Ostcrode (Soz.) besonders für den durch Unwetter verwüsteten Bezirk Hann.- Münden ein.— Die Ausjchßanträg« werden angenommen. Ebenso wird ein Antrag des Beamtenausschusse» angenommen, der Ablehnung des Hauptausschußbeschlusie» fordert, die Altersgrenze der Richter von 65. auf da» 68. Lebensjahr heraufzusetzen. Endlich wird noch ein Antrag des Rechtsausschusie» angenommen, der Einwirkung auf das Reich oerlangt, die Wiederaufnahme- bedingungen eine» Strafverfahren» dahin abzuändern, daß die Nachprüfung eine» angegnsfencn Urteils nicht durch diejenigen Richter erfolge» darf, die das llrterj gefällt haben,
Hierauf vertagt Vizepräsident Baumhoff mit den besten Wün- schen für gut« Ferien den Landtag auf den 13. Oktober, 1 Uhr. Die Festsetzung der Tagesordnung erfolgt durch den Präsidenten. DI« Streikwelle in Spanien . In Barcelona ist der General- streik der Telegraphen- und Telephonarbeiter und-angestellten ausgebrochen. Das Haupttelegraphenamt wird von Gendarmerie bewacht. In Madrid sind alle strategisch wichtigen Punkte der Stadt militärisch besetzt worden, weil man dort gleichfalls mit dem Streik des Telegraphen- und T-lephonpersonals und mit Unruhen rechnet._____ Oer Mädchenmord im Grunewald . Der Stiefvater verschwunden. Zm verlause der welkeren Ermittlungen wurde seitens der Mordkomisiioa festgestellt, daß die Gerda Sa lisch am gestri- ge« Abend etwa gegen 10 Uhr mit ihrem Stiefvater einen Land- ausflog unternommen hat. Der Stiefvater ist bis jetzt noch nicht in seine Wohnung zurückgekehrt. Da die Mordkommission seiner Aussagen zur weitere» Klärung dringend bedarf, fahndet sie zur Zeit nach ihm. Der Mann ist über mittelgroß und mar bekleidet mit einer schottisch-karierten Mütze. einem karierten Zackekt. blauem Pullover, Manchesterhose und Zahrradfkiesel. ___________ � j«ch««ch Me SvstaM