Nr. 322
48. Jahrgang
indiA
Technik
Papier aus Holz
robando Heinrich Voelters Patent vom 3. Juli 1861
Das Bestreben der Menschen, ihre Gedanken durch schriftliche| des nur noch lose zusammenhängenden Holzes und ebenso ein und bildliche Aufzeichnungen späteren Generationen zu überliefern, Bleichen zu feinſtem, weißem Halbzeug. Auf entsprechende Weise führte schon in frühester Zeit zu primitiven Methoden wie Ein- gewinnt man Zellstoff aus Stroh und Gräsern. Holzschliff entsteht meißeln in Stein und Metall und Einbrennen in Holz. Seit etwa durch Zerfaserung entrindeter und von Aesten befreiter Holzflöße 3500 v. Chr. kannten die Aegypter die Bereitung eines elastischen, beim Auspressen gegen eine sich drehende Schleifscheibe. Großkraftbeschreibbaren Stoffes in Form von Rollen und Blättern aus der schleifer von etwa 1000 PS mit vier zur Erzielung gleichmäßigen Sumpfpflanze Papyrus, mit dem die bedeutende Handelsstadt Anpressens angebrachten hydraulischen Bressen und selbsttätiger HolzAlexandria das Abend und Morgenland jahrhundertelang ver- zuführung liefern in 24 Stunden bis 2000 Kilogramm Holzstoff. Die zuführung liefern in 24 Stunden bis 2000 Kilogramm Holzstoff. Die forgte. Ein anderes Material der alten Zeit war das aus Tier- vom Spritzwasser fortgeschwemmten Fasern laufen, nachdem sie den fellen gewonnene Pergament. Es hatte seinen Ursprung an Splitterfänger passiert haben, über Siebe zunehmender Feinheit, geblich im 2. Jahrhundert v. Chr. in Pergamon , und sein Gebrauch werden sortiert und stellen nach dem Entwässern fertiges Halbin Europa reichte bis in das Mittelalter hinein. zeug dar.
Die erste Kunde vom Papier stammt aus China , wo es vermutlich im 2. Jahrhundert v. Chr. erfunden wurde.
Fäden der Baumwolle, des Hanfes und Baft und Rinde des Maulbeerbaumes dienten als Rohstoff.
Die Erfindung fam über Korea nach Japan , wo schon frühzeitig ein Papiergewerbe entstand, als Erzeuger leichter, jedoch sehr fester Japan - Papiere" befannt. Um 700 n. Chr. erfuhren die Araber von der neuen Kunst und brachten sie nach Vorderafien und ins Abendland, wo sie sich im 12. Jahrhundert von Spanien aus weiter über Europa verbreitete, so daß Benedig schon um 1300 als Hauptsiz des europäischen Papierhandels gelten fonnte. Inzwischen hatte man gelernt, auch Baumwoll- und Leinen lumpen als Rohstoff zu verwerten und die Papierherstellung zu verbessern, indem man das Zerfasern des Stoffes durch Stampfwerke( fallende Hämmer) besorgte, zu deren Antrieb mittels Schaufelrädern fließendes Wasser Gelegenheit bot. So entstanden die ersten Papiermühlen, in der Regel an Wasserläufen erbaut.
Die erste Papiermühle in Deutschland wurde 1390 in Gleismühl bei Nürnberg errichtet.
Die Lumpen, jezt zum wichtigsten Rohstoff geworden, mußten zunächst von Schmug, Knöpfen, Schnallen und dergleichen befreit, darauf sortiert und gewaschen werden, bevor man sie in das Stampfmert gab. Hier wurden sie unter Wasserzusatz zu feinem, dünnem Faserbrei zerkleinert, den man in eine etwa 1,5X2 Meter große Schöpfbütte füllte und durch fortdauerndes Rühren ein Absezen der Fasern unten am Boden verhinderte. Aus der Bütte wurde mit der Form in Gestalt eines hölzernen Rahmens mit darüber gespanntem, feinem Drahtsieb der Brei geschöpft und die Form so lange geschüttelt, bis das Wasser durch das Sieb abgelaufen und die obenliegende Faserschicht gut verfilzt war. Dann drüdte man die Schicht auf Filz( ,, Gautschen") und legte abwechselnd Schichten und Filze zu einem 1-1,5 meter hohen Stoß Pauscht") aufeinander, aus dem man unter einer Presse das Wasser herausquetschte. Eine zweite Pressung der Bogen ohne Filze und das Trocknen durch Aufhängen folgte. Um das Papier beschreibbar zu machen, wurden die Bogen in eine Leimlösung getaucht, danach getrocknet und mittels Walzen geglättet. Auf diese Weise geschah im Mittelalter und sogar
Die Verarbeitung zum Ganzzeug geschieht im Ganzzeug
holländer,
in den die verschiedenen Halbzeuge je nach der gewünschten Papierforte zu bestimmten Anteilen gegeben werden. In den Ganzzeugarbeiten gehört die Appretur, die je nach dem gewünschten Erfolg vor, während oder am Ende des Mahlprozesses vorgenommen wird. Als Zufäße fommen Bindemittel wie Tier- oder Pflanzenleim und gelöstes Harz, daneben stärkehaltige Präparate, geschlämmte Por
AST Montag
11 mi
13. Juli 1931
zellanerde u. a., sowie auch Farbstoffe in Betracht. Nach Beendigung des Feinmahlens und Durchmischens ist das Ganzzeug fertig für die Papiermaschine. Auf der Langfiebmaschine läuft der Faserbrei aus einer Bütte über Sand- und Knotenfang auf das 2 bis 3 Meter breite Langfieb, das durch dauernde Rüttelbewegungen eine voll= ständige Berfilzung der Faserschicht und ein Ablaufen des Waisers bewirkt. Nach weiterem Entwässern und Pressen
tommt das fertige endlose Papierband zwischen dampfgeheizte Trodenwalzen und wird zum Schluß aufgerollt. Die Rundfiebmaschine besitzt einen zylindrischen Siebmantel, der bei der Drehung den Brei aus der Bütte schöpft und weiter befördert. Das Rohpapier wird sodann zur Leimung über Walzen durch eine Tierleimlösung geführt, von überschüssigem Leim befreit und ge= trocknet. Ein Glättwalzwerk( Kalander ) mit bis 16 Walzen, abi wechselnd polierte Hartguß- und etwas elastische Stoffwälzen, ermöglicht die Herstellung glänzenden( fatinierten) Papiers. Danach folgt das Schneiden der Formate, Liniieren, Falzen Zählen und Berpaden. Zeitungspapier für Rotationsdrud muß ein zweites Mal fest aufgerollt, d. h. ,, ungerollt" werden.
Der Lumpenanteil am Rohstoff beträgt etwa 5 Proz., der Holz anteil 95 Pro3. Zeitungspapiere haben gewöhnlich zwei Drittel Holzschliff und ein Drittel Holzzellstoff. Der Wert des Papiers steigt mit der Abnahme an Holzschliff- und Zunahme an Lumpen gehalt. Die bekannten Wasserzeichen entstehen beim Pressen des Papiers, und zwar werden die Stellen, an denen sich die erhaben angebrachten Formen( Buchstaben, Wappen u. dgl.) befinden, dünner und infolgedessen durchscheinender.
E. H.
Hirths neuer Flugmotor
Hellmuth Hirth , einer der an Dienstjahren ältesten Flieger, hat einen neuen Flugmotor konstruiert, der große Benzin- und Oelersparnis bringt. Der Motor hat vier hängende, hintereinander liegende Zylinder, leistet bei 2100Touren 65 PS und braucht dabei pro Stunde nur 18 Liter Brennstoff und ein Zwanzigstel Liter Oel . Alle Lager laufen in Nadellagern.
weilen bis in die neuere Zeit hinein die Herſtellung des„ Hand- ,, Bitte, recht freundlich!" gang der Entwicklun zu beobachten gestattete. War das Bild
oder Büttenpapiers".
Statt des Stampfwerks fam um die Mitte des 18. Jahrhunderts die in Deutschland erfundene, in Holland verbesserte und allgemein als ,, Holländer" bezeichnete Zerfaserungsmaschine in Gebrauch, die durch ein Messerwert ein feineres Zermahlen der Lumpen bewirkte. Wesentlich war
die von Robert 1799 in Frankreich gemachte Erfindung einer Papiermaschine,
auf der nicht einzelne Blätter, sondern ein endloses Papierband gewonnen werden konnte. In Deutschland kam die erste Maschine 1819 in Betrieb. Bald noch wichtiger war die Erfindung eines neuen Rohstoffes, da die Lumpen unterdessen ziemlich knapp geworden waren. Der Regensburger Pastor Schäffer veröffentlichte schon 1765 ein Buch über die von ihm angestellten Versuche, Holzund Strohfasern zur Papierbereitung zu benutzen. Erst viel später wurde dieser Gedanke wieder aufgegriffen, und
am 3. Juli 1861 erhielt Heinrich Boelter in Heidenheim ein preußisches Patent auf die„ maschinelle Bereitung von Holzstoff zur Papierfabrikation",
die ihm zusammen mit F. G. Keller in Mittweida gelungen war. Der so hergestellte Holzschliff" fonnte indessen an Güte mit den Lumpenfasern nicht wetteifern, da er noch die harzigen Bestandteile des Holzes enthielt, die ein schnelles Vergilben des Papiers im Sonnenlichte verursachten. Eine Verbesserung bot daher das von Mitscherlich begründete Verfahren zur chemischen Behandlung des Holzes, die den Holzzellstoff", eine fast reine Bellulose lieferte. • Aehnlich verhält es sich mit dem mechanisch und chemisch zubereiteten Stroh. Die neuzeitliche Papierfabrikation geht von den drei Rohstoffen: Gemebeabfälle( Lumpen, auch hadern genannt), chemisch aufgeschlossener 3ellstoff( aus Holz, Stroh oder Gräsern) und mechanisch bereitete Holzfasern( Holzschliff, auch Holzstoff genannt) aus.
Die Hadern werden zunächst im Haderndrescher gründlich gereinigt und in Baumwolle, Leinen, Hanf und Jute nach Reinheit und Farbe sortiert. Zum Zerkleinern dient ein Messerwerk, der Hadernschneider, aus dem die geschnittenen Hadern in den Hadern stäuber und zur Befreiung von Fett und Farbe in den Hadernkocher kommen, in dem sie unter erhöhtem Druck mit Zugabe von Soda oder Aegfalt gefocht werden. Nach anschließendem Waschen im Waschholländer besorgt ein Mahlholländer die Zerfaferung zu feinem Brei, der sodann entwässert dem Bleichholländer zugeführt wird. Hier bleicht eine Chlorkalklösung die noch graue bis grauweiße Masse zu blütenweißem Faserstoff, der, wiederum gewaschen und entwässert, jetzt das sogenannte 5 albzeug bildet. Das entrindete und zerkleinerte Fichten, Kiefern- oder Tannenholz wird für die Zellstoffbereitung in Druckkochern entweder nach dem Sulfitverfahren mit schwefliger Säure oder nach dem alkalischen Verfahren mit Aehnatron behandelt. Hierdurch gehen die harzigen Bestandteile des Holzes in Lösung, während der Zellstoff nur wenig angegriffen wird. Nach dem Auswaschen der Kochlösung erfolgt die Zerfaserung
Photos vor 100 Jahren und jetzt-!
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Wenn wir heute mit unsern Photoapparaten, womöglich mit einer Kleinkamera in der Westentasche, losziehen, lustig eine Aufnahme nach der anderen machen und vielleicht zum Schluß die Arbeit des Entwickelns und Kopierens noch dem Drogisten über= lassen, so lohnt es sich schon einmal, in jene Zeit zurückzublicken, als Louis Jaques Mandé Daguerre, ein französischer Maler, seine ersten ,, Daguerreotypien", die Vorläufer unserer jezigen photografischen Bilder herstellte. Es sind jetzt 80 Jahre, daß er das Beitliche segnete.
Die Schwärzung von Silbernitrat durch auftreffendes Licht erfannte der Arzt I. H. Schulze aus Halle schon 1727 und benutzte sie zum Kopieren ausgeschnittener Schriftzüge. Die ersten mit einer Kamera erzeugten Bilder stammen von Niepce aus dem Jahre 1822, der für seine Zwecke mit lichtempfindlicher Asphaltlösung versehene polierte Zinnplatten, die nach der Belichtung mit Delen firiert wurden, verwendete. 1839 veröffentlichte Daguerre eine genaue Beschreibung seines Verfahrens, das als crites mit einer besonderen Entwicklung zur Sichtbarmachung des auf der belichteten Platte befindlichen Bil des arbeitete.
Die zur Herstellung einer Daguerreotypie erforderlichen Bor bereitungen, wie auch das Entwickeln und Fixieren der Platte selbst, maren recht umständlich und zeitraubend. Zunächst rußte die zur Aufnahme bestimmte Silberseite der mit Silber plattierten Kupferplatte recht blank poliert werden, was mit fein geriebenem Bimsstein und Olivenöl geschah. An das folgende Entfetten der Platte mittels Bimsstein und trockenen Baumwollpfropfen schloß sich ein Benezen des Gilbers mit dünner Salpetersäure. Nach nochmaligem Einstäuben und Trockenreiben wrde die Platte über einer Weingeistlampe start erhitzt, bis sich nach einigen Minuten auf der filbernen Oberfläche eine leichte, weißliche Schicht bildete. Sodann entfernte man durch weiteres Rciben mit Bimsstein den weißen Belag und wiederholte das mehrmalige Polieren und Benezen mit verdünnter Salpetersäure. Erst, wenn das Silber den erforderlichen Glanz zeigte, setzte man es der Einwirkung von Joddämpfen aus, und zwar so lange, bis eine goldgelbe Schicht entstanden war, wozu, je nach der Raumtemperatur, 5 bis 30 Minuten gebraucht wurden.
Die nun folgende Aufnahme mußte innerhalb einer Stunde vor sich gehen, da sonst die Lichtempfindlichfeit der Jod- Silberverbindung nachließ. Das Objekt( möglichst von der hellen Sonne beschienen) wurde auf einer Wattscheibe scharf eingestellt, an deren Stelle alsdann die in einer lichtdichten Lade ( Kassette) steckende Silberplatte in die ,, camera obscura" eingeführt wurde. Nach der mehrere Minuten dauernden Belichtung war die Entwicklung des Bildes wiederum spätestens nach einer Stunde vorzunehmen. Hierzu diente ein kastenförmiger Apparat, in den die Blatte mit der Schicht nach unten, schräg im Winkel von 45 Brad, eingelegt wurde, so daß der am Boden des Kastens durch Erhitzen von Quecksilber erzeugte Quecksilberdampf die Schicht bestreichen fonnte, während eine seitlich im Kasten angebrachte Glasplatte den
nach einigen Minuten sichtbar geworden, so entfernte man die Platte aus dem Apparat, die in diesem Zustand ein Betrachten bei schwachem Tageslicht und eine Aufbewahrung bis zu mehreren Monaten schon vertrug. Firiert wurde mit warmer, filtrierter, ge= fättigter Kochsalzlösung, wonach ein Nachspülen in reinem und Uebergießen der Platte mit heißem, destilliertem Wasser folgte.
Die auf diese Weise gewonnenen Bilder, die man zweckmäßig unter Glas aufbewahrte, waren direkte Positive mit mattweißem Beschlag an den belichteten Stellen( auf Jodfilber kondenfierter Quecksilberdampf) und dunklen unbelichteten Stellen. Jetzt geht die Sache allerdings etwas weniger umständlich vor sich!
Das Leben eines Erfinders
Viele werden sich Hermann Gans windt's erinnern, der in den sechziger Jahren durch seine aufsehenerregenden Erfindungen rasch bekannt wurde und in diesen Tagen seinen 75. Geburtstag in poller geistiger und körperlicher Frische begehen konnte.
Sein Tretmotor", wie man den Seilzugscheibenantrieb mit Trethebeln nannte, wurde erstmalig 1894 in Berlin an Droschken und sogar an Mannschaftswagen der Berliner Feuerwehr mit Erfolg vorgeführt, was die Behörden zu amtlicher Anerkennung veranlaßte. Aber auch für den Betrieb von Werkstattmaschinen, Flaschenspülmaschinen, Lokomobilen, Pflügen, Feldschmieden, Nähmaschinen und eines Schraubenbootes, das dazu noch mit besonderen, das Kentern verhütenden Trommeln( Anti- Kenter- Trommeln) ausgerüstet war, diente der Tretmotor. Ganswindt erkannte bald die Bedeutung der Luftfahrt für die Zukunft. Er erhielt 1883 ein deutsches Patent auf die Erfindung eines Ienkbaren Luftschiffes, die als richtig vom Kriegsministerium anerkannt wurde. Der von ihm 1888 erbaute Schraubenflieger Aeroplan fand ebenfalls anerkennende Begutachtung durch Graf Schlieffen , und schon damals beschäftigte Ganswindt sich mit der Konstruktion eines Weltenfahrzeuges, dem Vorläufer des modernen Weltraumraketenschiffes. Weitere Erfindungen von ihm, die 3. T. in Deutschland und auch vielfach im Ausland patentiert wurden, find der bekannte Freilauf", der vielscharige Motorpflug und das Drahtachsenlager, das wegen seiner ge= ringen Reibung und guten Haltbarkeit bei Fahrrädern und Transmissionen Anwendung fand.
Gegenwärtig beschäftigt sich der in Schöneberg , Tempelhofer Straße 7 wohnende Erfinder, der zurzeit in recht fümmerlichen Verhältnissen lebt, mit Plänen für ein neuartiges Schiff. E. S.
Ehrung Oskar v. Millers durch die Stadt Frankfurt . Der Magistrat von Frankfurt am Main hat beschlossen, den Altmeister der deutschen Elektrotechnik, Oskar v. Miller, den jezigen Leiter des Deutschen Museums in München , in Erinnerung an die vor 40 Jahren stattgefundene Internationale Elektrotechnische Ausstellung in Frankfurt/ Main die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt/ Main zu verleihen und eine Straße nach ihm zu benennen.