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Straube: brutal und hilflos" Der Tod des Generalkonsuls.

Ein vernichtendes Gutachten im Scheuen Prozeß.

In der heutigen Verhandlung im Scheuener Fürsorgeprozeß wurde die Beweisauf. nahme geschlossen, nachmittags fam der erste Sachverständige zum Wort.

Sicherlich gegen seinen Willen belastet der frühere Erzieher Manegold als Zeuge den Angeklagten Straube außerordentlich. Die vier aus Braunschweig zurückgebrachten Flüchtlinge mußten auf Anordnung von Straube mit Schließtetten gefeffelt werden, in Scheuen seien die Ketten gelöst worden. Einige Zöglinge, bei denen, so sagt dieser Zeuge aus, die Löſung Schwierigkeiten bereitete, mußten weiter gefesselt bleiben. Als dann die Schlägerei in der Baracke 7 im Gange war, bei der die Straube- Gruppe auf die anderen Zöglinge einprügelte, hat weder Straube noch Manegold Einhalt geboten. Manegold gibt zu, selbst mitgeschlagen zu haben. Die Schließketten für die Zöglinge stammten aus dem Braunschweiger Gefängnis. Es war damals das erste= mal, daß Fürsorgezöglinge gefesselt wurden. Der Zeuge Manegold bleibt wegen Verdacht der Teilnahme unvereidigt. Der Zeuge Lehrer Canies muß zugeben, daß ihm die Mißhandlungen einzelner Böglinge befannt gewesen seien. Der 21jährige Arbeiter Kerkhoff sagt aus, daß er, nachdem er aus Scheuen geflohen war, dorthin zurückgebracht wurde und mit sandgefüllten Schläuchen geschlagen wurde. Der Erzieher Hoffmann habe sie drei Tage und Nächte nicht schlafen lassen und eine Wachmannschaft aufgestellt, die fie immer wieder meden mußte. In diesen Nächten hätten sie das Gedicht Hab' Sonne im Herzen" auswendig lernen müssen.

Nach Schluß der Beweisaufnahme nimmt Sachverständiger Dr. Bondy, Leiter des Jugendgerichtsgefängnisses in Eisenach , das Wort zu seinem Gutachten.

Der Gedanke des Jugendamtes war durchaus positiv, man habe sehr viel aus Scheuen machen können.

Als Organisator habe Straube sich anscheinend bewährt. Für feine spezielle Aufgabe als Leiter eines Fürsorgeheimes sei er in teiner Weise vorgebildet. Er sei ein ängstlicher, mut­loser Mensch, bei dem es an Selbstdisziplin und Klar= heit fehle. Sein Handeln geschah nicht um der Sache, sondern um

der eigenen Person willen. Er ermangelte der wichtigſten Eigenschaften des Erziehers: Mut und Humor. Er zeigte sich als brutaler, hilfloser Mensch, der seine Vorgesetzten täuschte. Das Urteil Bondys über die anderen männlichen und weiblichen Erzieher in Scheuen ist vernichtend. Erziehung ohne Strafe sei nicht möglich, aber es feien Strafmöglichkeiten dagewesen, wie der Entzug von Urlaub, Taschengeld oder Tabat. Strube prügelte, weil er fich beleidigt und enttäuscht gefühlt habe. Wie er dies Brügeln mit Notwehr in Verbindung bringe, sei nicht erklärlich. Gewaltanwendungen lassen sich in der Fürsorgerziehung nicht immer vermeiden, stets aber Mißhandlungen.

Die Mißhandlungen feien auf feine Weise zu entschuldigen. Der Prozeß habe gezeigt, wie notwendig der Kampf gegen die Prügelstrafe sei.

Für die guten Erziehungsanstalten bedeutet der Prozeß einen großen Schaden. Ohne Anstaltserziehung gehe es für die Ver wahrlosten nicht. Es sei aber eine ganze Reihe guter An= stalten vorhanden. Für die Erzieher seien Scheuen und der ganzer Prozeß nur erträglich aus dem Gesichtspunkt, daß sie hoffentlich einen Anfang neuer und ein Ende alter Fürsorgeerziehung darstellen.

Morgen wird nach Bernehmung des Sachverständigen Dr. Bräuner der Staatsanwalt plädieren.

Der Spezialist vom Wochenmarkt. Unverbesserlicher Taschendieb festgenommen und verurteilt.

Erst am 1. Juli war der aus Desterreich stammende Bäder Franz Lutz nach Verbüßung einer vierjährigen Strafe in Hamburg aus dem Zuchthaus entlaffen worden, bereits am 9. Juli war er auf frischer Tat wieder ertappt worden und wurde geffern dem Schnellschöffengericht wegen Taschendiebstahls vorgeführt.

Wahrscheinlich hat Barckhausen Selbstmord begangen.

Der Tod des Generalfonfuls Dr. Bardhausen gibt der Polizei zunächst noch einige Rätsel auf. Es ist aber anzunehmen, daß die restlose Aufklärung des geheimnisvollen Vorfalles noch im Laufe des heutigen Tages gelingt. Schon jetzt gewinnt die Annahme, daß Dr. Bardhausen Selbstmord verübt hat, immer mehr an Wahrscheinlichkeit.

Die genaue Durchsuchung der Wohnung hat ergeben, daß nichts gestohlen worden ist. Die Ermittlungen der Mord kommission gehen dahin, festzustellen, ob die gefundene Waffe Eigen tum des Toten ist. Von Frau B., die aus der Sommerfrische stünd­lich zurüderwartet wird, hofft die Polizei darüber Näheres zu er

fahren.

Dr. Bardhausen, der auf sehr großem Fuße lebfe, muß es in letzter Zeit wirtschaftlich sehr schlecht gegangen sein. Für die Wohnung war die Julimiete noch nicht bezahlt, und ebenso standen für die Büroräume Unter den Linden noch

Praktische soziale Arbeit.

Unter den vielen Aktionen, zu denen die Kommunisten in ihrem Kampf" gegen die Notverordnung aufrufen, befindet sich auch die Aufforderung, ab 1. Juli die Mietzahlung zu verweigern. Um vielleicht Material zu erhalten, wieviel Mieter aus wirtschaft lichen Gründen nicht in der Lage waren, Miete zu bezahlen und deshalb zwangsweise die Wohnung räumen mußten, hatten sie an das Bezirksamt Friedrichshain eine dementsprechende Anfrage gestellt.

Mietrüdstände aus. Die Angestellten hatten auf die zum letzten Ultimo fälligen Gehälter nur eine Abschlagszahlung era halten Bei der Durchsicht der Papiere des früheren Generalfonfuls ist weiter festgestellt worden, daß Bardhausen eine Lebensvera Unfall mit Todeserfolg über den gleichen Betrag bei einem großen ficherung über 100 000 m. und eine zweite Versicherung für Versicherungskonzern vor etwa zwei Jahren eingegangen ist. Noch ein anderes seltsames Geschehnis wird bekannt. Dr. Bardhausen besaß eine Limousine; der Wagen wurde vor drei Wochen als gestohlen gemeldet und war nicht wieder zu finden. Am letzten Freitag sahen nun Buhnenarbeiter bei Havelberg im Wasser

der Elbe ein Auto, fischten es heraus und meldeten den Fund der Ortspolizei. Es ergab sich, daß es das Bardhausensche Auto mar. Der Wagen muß schon längere Zeit im Wasser gelegen haben, denn er ist bereits start verrostet und verschlammt. Wie das Auto des verlorenen Wagens hatte die Kriminalpolizei noch am Sonntag dorthin gekommen ist, weiß man nicht. Von der Wiederauffindung den Eigentümer benachrichtigt.

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romane in Hundertfortfehungen liegen draußen zur gefälligen Ansicht aus auf einem quer über die ganze Fassade der Bude çe nagelten Brett. Diese Schmöter sogar sind hier der Haupthandels­artikel. Große Auswahl in Schmötern", so steht es neben vielen anderen merbenden Aufschriften auf der Rückseite des Wagens in dicken Binselstrichen. Die von Tausenden von Händen abgegriffenen Schmöker freilich werden nicht verliehen, sondern verkauft, 5 und 10 Pfennig das Stüd, ferienweise sind sie billiger. Nach beendeter Lektüre kann man sie, wenn man Lust hat, wiederbringen, man fauft sie dem Leser wieder ab. Berliehen werden nur die im Innen. raum vor Wind und Wetter geschützten Bände, zige Sicherheit ist der Meldezettel von der Polizei, den man selbstverständlich, denn wer hat hier das Geld schon dazu. Die ein­3ige Sicherheit ist der vorzeigt. Die Leihgebühren kann jeder bezahlen".

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- ohne Pfand

Und Kundschaft drängt sich auch immer um den Wagen, Schnell.

das Buch wieder und wühlen dann begehrlich nach neuen Sen­

fationen unter den hochgehäuften Stapeln, die sie danach zu Hause

genießen werden.

Praktische Gefährdetenfürsorge.

In der letzten Bezirksversammlung beantwortete Stadtrat Genosse Rosin die Anfrage, deren Inhalt wertvolle Aufschlüsse Genosse Rosin die Anfrage, deren Inhalt wertvolle Aufschlüsse über die hilfreiche Arbeit gibt, die ein sozialistisches Bezirksamt für die Minderbemittelten leistet. In den Monaten Januar bis ein schließlich Mai dieses Jahres wurden dem Wohnungsamt Friedrichs­ hain burch Gerichtsvollzieher 714 Ermiffionen angezeigt. In leser lehnen sich bei einigermaßen erträglichem Wetter an die Bretter 477 Fällen erfolgte die Ermission nicht, weil hier vielfach das Wohl des fahrenden Ladens und leſen die 31 Seiten der kleinen Detektiv­fahrtsamt Friedrichshain noch rechtzeitig durch Zahlung von Miet- chmöker auf einen Siz hier an Ort und Stelle herunter, verhöfern beihilfen oder gar der gesamten Miete helfend eingreifen konnte. zur Durchführung gelangten in den fünf Monaten nur 237 3mangs räumungen, von denen 225 Familien durch das Wohnungsamt in andere Wohnungen eingewiesen werden konnten. Nur 12 Mieter mußten aus Gründen, die meist in ihrem eigenen asozialen Berhalten lagen, dem städtischen Asyl für Obdachlose überwiesen werden. Darunter befand sich beispielsweise ein Angestellter einer Reichsbehörde, der trotz jahrelanger Beschäftigung und trotz dreimaliger Wohnungszuweisung in allen drei Fällen jede Miete zahlung verweigerte. Die soziale Hilfsstellung, die Wohlfahrtsamt und Wohnungsamt für 702 von 714 ermittierten Mietern des Bezirks Friedrichshain eingenommen haben, ist ein anerkennens Familien, die in Gefahr standen, das Dach über dem Kopf zu ver= wertes Beichen sozialistischer Hilfsbereitschaft für all die vielen lieren, sie ist ein sichtbarer Bemeis für das Mitempfinden für die in Not geratenen Klassengenossen. Diese in aller Stille geleistete Arbeit dürfte sich, anders als es die Kommunisten beabsichtigen, politisch auswirken, wenn unsere Genossen den Erfolg fozialistischer Berwaltungsarbeit, der aus den Zahlen spricht, den von den Kommunisten irregeführten Erwerbslosen und Wohlfahrts empfängern einmal deutlich vor die Augen führen.

Leihbibliothek im Karren.

Leihbüchereien, die Berlin hat, gibt es eine einzige, die an Schlicht. Unter den Hunderten von Bibliotheken, Leseinstitutionen und heit und Primitivität von feiner anderen mehr unterboten werden kann. Auch in der Art ihrer Aufmachung ist sie höchst originell. Die ganze Bibliothet nämlich besteht nur aus einem einfachen, aus rohen Brettern zusammengezimmerten vierrädrigen Karren, der morgens von seinen Besitzern, einem jungen Ehe­paar, auf die Straße gefahren wird und dort, es ist eine kleine Nebenstraße auf dem Gesundbrunnen , tagsüber steht.

Innen, in der Enge einer Hundebude, figen nun die beiden unternehmungsluftigen Bücherfreunde auf einem Liliputbänkchen Seite an Seite, bedrohlich umbaut von den in die Wände ge­nagelten Bücherborden, die den wertvolleren Bestand dieser ambu­fanten Karrenbücherei enthalten, die gebundenen Bände, die die gebundenen Bände, die Karl Mans, die Kriegsbücher und beffere Romane. undru

Lutz ist ein internationaler, vielfach vorbestrafter Taschen dieb, der immer auf Wochenmärtten arbeitet. Er behauptete vor Gericht, daß er am Tage vorher in Berlin angekommen sei und daß er sich die Stadt, die er noch nicht kannte, habe ansehen wollen. Ausgerechnet war er auf dem Wochenmarkt am May bachufer im Südosten Berlins angetroffen worden. Beamte der Taschendiebesstreife hatten ihn dort beobachtet, als er sich in auffanten Karrenbücherei enthalten, fälliger Weise an einlaufende Frauen herandrängte. Mehrfach ließ er seine Hand in Marktförbe gleiten, um den Inhalt zu durchsuchen, Der minder wertvolle Bestand dieses turiosen Ladens, die er tastete auch Handtaschen ab. Plötzlich rief ein altes Mütterchen: Schmöker, ungebundene Detektiv- und Indianer Mein Portemonnaie ist weg", und Luz, der in der Nähe geschichten mit blutrünstigen Titelbildern, schmalzigen Liebes stand, verließ den Marktplatz fluchtartig. Erst am Kottbusser Tor tonnte er eingeholt werden. Die Geldbörse war nicht mehr bei ihm. Das Schnellschöffengericht konnte Luz einen vollendeten Diebstahl nicht nachweisen und verurteilte ihn nur wegen versuchten Taschendiebstahls zu acht Monaten Gefängnis. Außerdem erhielt er wegen Baßvergehens vier Wochen Haft.

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Todesurteil im Saffran- Prozeß bestätigt.

Im Versicherungs- Mordprozeß Saffran, der am Montag den zweiten Straffenat des Reichsgerichts als Revisions­instanz beschäftigte, ist das Urteil des Schwurgerichts Bartenstein vom 25. März 1931 bestätigt worden. Der Senat hat die Re­vision der wegen Mordes und Mordversuchs zum Tode und zu Zuchthaus verurteilten Angeklagten Saffran und Kipnik ver. morfen. Die Todesurteile sind damit rechtsträftig geworden. Die anderen im Prozeß Angeklagten und Verurteilten hatten teine Revision eingelegt.

Saffran hatte, um die Versicherungssumme zu bekommen, zu­sammen mit Kipnit einen Menschen ermordet. Die Leiche stattete er so aus, daß jedermann fie für Saffran hielt. Nachdem er dann sein Haus angezündet hatte, verschwand er und hielt fich unerkannt in Berlin auf.

Unterschlagungen an der Münchener Universität.

Seit einigen Tagen waren in München Gerüchte von Unterschlagungen an der Universität verbreitet. Hier zu teilt nun das Rektorat folgendes mit: Der Verdacht eines Fehl betrages bestand seit Ende vorigen Jahres. Es handelt sich um die Fakultäts und Prüfungsgebührentassen. Der Fakultäts- und Brüfungskassierer unterstand den Detanen und dem Prüfungsausschuß. Der Fehlbetrag beläuft sich auf etwas über 100 000 R., die sich zu annähernd gleichen Teilen der beiden Gattungen von Kassen verteilen. Seit einigen Wochen ist, nachdem die Prüfung der Bücher durchgeführt worden ist, gegen den Beamten cine gerichtliche Boruntersuchung im Gange,

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In der Schmidstraße 8a hat der Bund für Frauen- und Jugendschutz( internationale abolitionistische Föderation), Ortsgruppe Berlin , unter dem Vorsitz seiner unermüdlichen Helferin Anna Papprig, ein Wohnungsheim für Frauen und Mädchen geschaffen. Mit Hilfe von privaten und öffentlichen Mittein- so uniegt das wird außer preußische Volkswohlfahrtsministerium den Bund produktiver Form geleistet. Eine leerstehende Wohnung wurde zu der bisherigen offenen Fürsorge auch Schutz und Betreu in einem freundlichen, sauberen Unterkunftsheim eingerichtet, in dem sich die Insassen wirklich wohl fühlen können. In großen, luftigen Zimmern stehen schneeweiße Betten, Schränkchen, Kommoden und Kleiderschränke. Jm. blumengeschmüdten Gemeinschaftsraum werden die Mahlzeiten eingenommen, die die Leiterin des Heimes, Genoisin Groß, mit hausfraulichem und menschlichem Berständnis bereitet. Morgens wird gemeinsam die Hausarbeit verrichtet, auch ist Bade, Wäsche und Blättgelegenheit vorhanden und für die freie Zeit eine fleine Bibliothet, sowie Gesellschaftsspiele. Die Mädchen zahlen 1,50 Mart pro Tag, dafür haben sie alles, vor allem ein geordnetes Heim, das ihnen ja allen fehlt und fie so oft auf die schiefe Bahn bringt. Die Insassen sind ausschließlich junge, durch irgendwelche häuslichen Miseren gefährdete Menschen, die durch die Jugend- und Wohlfahrtsämter überwiesen werden. Es ist eine nette, fleine Ges meinschaft junger Menschenkinder, die hier in einem richtigen Zuhause den richtigen Weg finden sollen. Sie sind fröhlich und zufrieden und man merft es teiner von ihnen an, welch trauriges, oft erschütterndes Kapitel Schicksalsgeschichte ihnen anhaftet.

Wohnungen für Kinderreiche.

Am Hohenzollernring Ede Faltenhagener Chaussee in Spandau ist vor wenigen Tagen mit dem Bau Don 160 Wohnungen begonnen worden, die von der Gemeinnützigen Wohnstättenbaugesellschaft m. b. H., Berlin SW. 11, Bernburger Straße 24/25, ausgeführt werden. Diese Gesellschaft steht in enger Verbindung mit dem Landesverband Groß- Berlin und Brandenburg des Reichsbundes der Kinderreichen zum Schutze der Familie E. V. Es sollen deshalb auch diese Wohnungen zum Familie feil nur Familien mit Kindern zur Verfügung gestellt großen

werden. Während sonst nicht selten kinderreiche Familien beim Wohnungsuchen auf die größten Schwierigkeiten stoßen, werden sie hier sogar als willkommene Mieter behandelt.

Kriminaldrama im Lyzeum.

Primanerin von der Anklage des Diebstahls freigesprochen.

Eine Primanerin aus gut bürgerlichem Hause" auf der Anklagebant in Moabit ist eine so ungewöhnliche Erscheinung, daß der Fall erzählt sein will. Was doch nicht alles im Leben vor­

tommt!

Marie und Katharine, beide Primanerinnen eines Ber­ liner Lyzeums, sind dicke Freudinnen. Marie hat zu Hause Schwierig. teiten, die Mutter ist vom Vater geschieden, sie ward dem Vater zugesprochen. So verbringt sie ihre Nachmittage in der Regel bei Katharine, die Primanerinnen machen zusammen die Schularbeiten. Der dritte im Bunde ist der Better Karl, von Beruf Chauffeur. Eines schönen Tages erwartet der Better Karl die Marie auf der Straße und eröffnet ihr, es fehlten der Katharine 60 M. von ihrem Wirtschaftsgeld. Außer sich, eilt sie zur Freundin: Glaubst du denn wirklich, ich habe das Geld genommen?" Es folgt eine dra matische Szene, der Better redet unablässig auf Marie ein; die Sache fäme noch an die Deffentlichkeit, sie würde dauernd in Ber­dacht stehen, gestohlen zu haben, sie risfierte, aus der Schule zu fliegen, außerdem wäre es eine Gemeinheit der Freundin gegenüber, die würde wegen des fehlenden Geldes non der Mutter geschlagen werden. Marie ist topflos, fie fühlt sich unschuldig, ist aber von tausend Aengsten erfüllt und erklärt sich schließlich auf Drängen des Betters Karl bereit, einen Bettel zu schreiben, daß sie der Katharine 60 m. schulde. Der Better Karl gibt sich aber da­mit nicht zufrieden. Er zereißt den Zettel, Marie meint, schluchzt, es hilft alles nichts, sie gibt es schriftlich, daß sie ohne Wissen der Katharine von ihr 60 M. genommen habe. Die Geschichte von den

60 M. und dem Zettel erzählt sie der Mutter. Diese eilt zu Katha-. rine und dem Vetter Karl, nennt sie Erpresser, verlangt den Zettel zurück, droht mit der Polizei. Vetter Karl lacht nur höhnisch. Im Polizeirevier betritt er als erster das Zimmer und erstattet gegen die Marie Anzeige wegen Diebstahls. Die Mutter will auch mit ihrer Anzeige herausrüden, der Beamte meint aber, zwei Anzeigen mürden die Sache nur verwirren und begnügt sich mit einem Ber­mert. In der ersten Instanz wird Marie megen Diebstahls zu 60 M. Geldstrafe verurteilt. Sie ist tief unglücklich, sieht sich bereits aus der Schule entfernt und legt Berufung ein.

Unmittelbar vor der zweiten Verhandlung erhält das Gericht von Katharines Mutter eine Benachrichtigung, daß die Tochter er frankt sei. Der beamtete Arzt findet sie quietschcesund, die Mutter ist gerade dabei, die Koffer ihrer Tochter zu packen. Das spricht Bände, meint der Richter und nimmt sich Katherine energisch vor. Sie verwickelt sich allmählich in Widersprüche, macht feinen guten Eindrud, Vetter Karl einen noch weniger guten, der Staats­anwalt läßt die Antlage fallen, plädiert selbst auf Frei­spruch, erflärt, daß die Anflage nie erhoben worden wäre, wenn nicht der Zettel von Maries Hand geschrieben worden märe. Das Gericht zweiter Instanz spricht die Marie frei.

Was war es aber mit den 60 Mart? Hatte Katharine sie ver­loren und fürchtete sich vor der Mutter? Hatte sie das Geld etwa mit dem Better Karl verjubelt? Das wird man nie erfahren. Beide blieben aber unvereidigt. Ein unbedeutendes Kriminaldrama, das tief blicken läßt.