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am IS.
Professor Nernsts„Wunderflügel" Revolutioniemng der Musik durch„Elektroakustik
Die„Elektroakustik", die Erzeugung von Tönen auf elektrischem Wege, ist noch der Meinung von Fachleuten berufen, das Gebiet der Musikerzeugung völlig zu revolutionieren und alle bisher ge- bräuchlichen Musikinstrumente wie Klaviere, Geigen, Blasinstrumente usw. vollständig zu verdrängen. Professor N e r n st, einer der hervorragendsten Physiker, hat in aller Stille in Verbindung mit dem Elektro-ftonzern Siemens und der Klavierfabrik Bechstein einen „W underflügel" konstruiert, der auf elektro-akustischem Prinzip beruht. Er sieht genau so aus, wie ein kleiner Flügel und verfügt über Tasten, die den bisher gebräuchlichen vollkommen gleich sind, hat aber keinen Resonanzboden, und auch dos Innere des Flügels ist von dem normalen unterschieden. Die Töne werden nämlich rein elektrisch im Lautsprecher erzeugt. Diese elektrischen Töne, die wir zum ersten Male bei der„Aethermusik" des russischen Professors T h e r e m i n gehört haben, haben die seltsame Eigenschaft, in ver- schiedenen Klangfarben erscheinen zu können, die von dem Betätiger des Musikinstrumentes hervorgerufen werden können. Ein elektro- akustischer Flügel ist aus diesem Grunde nicht wie die bisherigen ähnlichen Musikinstrumente an ganz bestimmte Ton- und Klang- färben gebunden, sondern er gewährt die Möglichkeit, die verschieden- artigsten Instrumente bzw. ihre Töne wiedergeben zu können. Pro- fesior Rernsts„Wunderflügel" gestattet, darauf 1. Klavier, 2. Harmonium, 3. Spinett zu spielen, 4. Rundsunk zu empfangen, 5. einen Schallplattenopparat mit Verstärkung im Lautsprecher zu hören. Es ist also beinahe ein Universal-Jnstrument, das sich außerdem noch sehr schön anhört. Musiker stehen diesem ersten Wunderslügel noch skeptisch gegenüber, weil sie mit überlieferten Begriffen rechnen. Die Zukunft wird zeigen, ob dieser Wunderflügel totsächlich die großen Hoffnungen erfüllt, die man auf ihn setzt. Das erste In- strument ist bereits fertiggestellt. Man hielt die Anfertigung streng geheim, um mit einer vollendeten Tatsache vor die Welt zu treten. Jetzt aber konnte dieses Zauberinstrument bereits einem geladenen Kreis von Sachverständigen vorgeführt werden, und da es sich vor- züglich bewährte, so wird seine Massenanfertigung durchgesührt. Im Herbst soll der Flügel bereits zu kaufen sein. Gegenüber den bisherigen Instrumenten hat er noch den Vorzug der Billigkeit, denn er wird voraussichtlich nur die Hälfte kosten, wie die bisherigen Flügel.
In Fachkreisen wird dieser„Wunderslügel" als eine technische Sensation angesehen, die berufen ist, auf dem Gebiete der Musik- wiedergäbe umwälzend zu wirken. Es handelt sich dabei nicht etwa um einen Apparat, der von außen durch elektrische Wellen, wie etwa ein Radioapparat, betätigt wird, also, der Musik empfängt, sondern um ein richtiges Musikinstrument, mit dessen Hilfe Musik gemacht wird. Nur erfolgt diese Erzeugung der Töne nicht durch Anschlagen von Hämmern an gespannte Kupferseiten, wie bei dem Hammer- klavier und dem Flügel, sondern aus elektrischem Wege durch elek- irische Schwingungen, die mit Hilfe von Schwingkörpern und an- deren elektro-akustischen Mitteln und durch Lautsprecher hörbar ge- macht werden. Damit hat die Geschichte des Musikflügels einen neuen Abschnitt der Entwicklung erhalten Der Flügel ist bekanntlich ein Musikinstrument, das nicht tafel- förmig, sondern slügelförmig gebaut ist. Er hat seinen Namen schon vor der Erfindung der Hammermechanik, die ungefähr 2l)l> Jahre alt ist, und die offenbar von einem Florentiner Instrumentenmachcr Cristofori erfunden wurde. Diese Ersindung fiel ungefähr in das erste Drittel des 18. Jahrhunderts. Sie bedeutete die größte Revolu- tion aus dem Gebiete der Herstellung von Klavieren und Flügeln. Seit dieser Zeit sind die Musikinstrumente zwar in vielen Hinsichten verbessert worden, aber im Prinzip ist eine Aenderung nicht ein- getreten. Erst der„Wunderflügel" von Pros. Nernst bringt eine wesentliche Neuordnung, die allerdings eine völlige Umgestaltung der heutigen Grundsätze darstellt.— Im Zusammenhang danrit sei daran erinnert, daß sich in der letzten Zeit ein deutscher Dorffchullehrer namens Jörg Mager einen hervorragenden Namen auf dem Gebiete der Elektroakustik gemacht hat. Er hat eine elektrische Orgel konstruiert, deren Töne rein elektrisch erzeugt werden, durch sogenannte Wagnersche Sieb- ketten und durch verschiedene Stromkreise, die mit Lautsprechern verbunden sind. Die elektrischen Schwingungen werden durch Schwingkörper erregt. Diese Orgel soll ein wahres Wunderwerk sein, und Frau Wagner, die Witwe Siegfried Wagners , sowie der Generalintendant Tietjen haben, als sie von dem Wunderinstrumeat Magers hörten und von den überirdischklingenden Tönen, die er auf elektrischen Wegen seinen Schwingkörpern zu entlocken oersteht, bei ihm neue Gralsglocken bestellt
Wirth weist Kränzen zurecht. Erlaß ollgemeiner Versammlungsverbote unzulässig. v raunschweig. 14. Juli. (Eigenbericht.) Auf eine Beschwerde des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Gau- leitung Braunschweig , wegen des Verbotes des Gautages am 18. und 19. Juli durch Franzen, hat der Reichsinnenminister folgende Antwort erteilt: „Der Erlaß allgemeiner Versammlungsverbote, in denen nicht eine bestimmte Versammlung mit bestimmter Begründung, son- dern bis auf weiteres alle Versammlungen verboten werden, ist auf Grund der Verordnung gegen politische Ausschreitungen nicht
Wenn er selber Richter wäre...
Amtsrichter Kränzen zum Angeklagten Kränzen:„Sagen Sie mal, AngeNagter, für wie dumm halten Sie mich eigentlich, daß ich Ihnen alle Ihre Ausreden glauben soll?!"
zulässig. Ich habe sämtliche Landesregieningen hierüber unter- richtet und Braunschweig ersucht, derartige allgemeine Verbote auf- zuHeben." Bisher hat Franzen diesem Ersuchen Wirchs nicht entsprochen, offenbar ist es dem Naziminister peinlich, auf Veranlasiung des Reichsinnenministers zum zweitenmal eine Niederlage zuzugestehen. Das erstemal gri >s Wirth beim Verbot des„Volksfreund" ein, indem er es verkürzte....„. polnisch-rusfische Annäherung? Rundfunkfreundschast auf deutsche Kosten. Schon sott einiger Zeit hörte man aus Warschau , daß die offizielle Presse Ptlfudskis bemerkenswerte Annäherungsversuche an Eowjetrußland unternimmt. Seit dein Besuch der polnischen In- dustriellen in der Sowjetunion regte sich der Geschäftsgeist in Warschau und verlangte«ine Besserung der Beziehungen zum Lande Stalins. Kürzlich erschien in der Zeitung der polnischen Regierung, „Gaseta Poiska", ein aufsehenerregender Artikel, der bei dem halb- offiziellen Charakter der Zeitung als von der Regierung inspiriert angesehen werden muß, um so mehr, als der Inhalt dieses Artikels jetzt auch von dem vollkommen offiziellen polnischen Rundfunk mit anerkennendem Kommentar verbreitet wird. Man war in Warschau in dieser Sendung zunächst bemüht, der Sowjetregierung zu be- weisen, daß der Rapallovertrag stets eine einseitige Freund- s ch a f t der Sowjetregierung zu Deutschland war. Deutschland da- gegen hätte Moskau nur als«in Werkzeug seiner Politik miß- braucht. Im Warschauer Funk wurde die Frag« gestellt, wie- lange Moskau noch unter dem Protektorat Deutschlands , das heute ganz westeuropäisch orientiert sei, stehen wolle. Polen pflege in der letzten Zeit die besten Beziehung« n zu Sowjetruß- l a n d. Da die wichtigste Aufgabe für Rußland die Durchführung. des Fünfjahresplanes sei, ohne Störung vom Ausland, sei doch für beide Seiten ein Ostlocarno erwünscht. Im Rundfunk wunde hinzugefügt, daß bei einer Neuorientierung der Polenpolitik der Sowjewnion Polen bereit wäre, sich an der b e s s a r a b i s ch e n Frage desinteressiert zu erklären und sogar die Union mit Rumänien zu brechen. Auch Moskau beginnt, andere Tön« gegenüber Polen anzu- schlagen. In außerordentlich freundlicher Weis« sprach man im Moskauer Rundfunk über die Arbeit des polnischen Gesandten Patek . Man scheint in Moskau die Schreie der verfolgten polnischen Kommunisten nicht mehr zu hören; jedenfalls machte man Ver- beugungen vor dem Lande Pdlsudfkis. Der Adjutant des Marschalls erwiderte dann in Warschau die Kompliment« selbst. Stalin und Pilsudski Hand in Hand! Varckhausens geheimnisvoller Tod. Vernehmung der Ehefrau. Die Ehefrau des in der Rachl zu Montag erschossen aufgefundenen Dr. jur. Ernst Varckhausen aus den Zellen 19 ist am Montag abend um 10 Uhr von ihrer Reise zu- rückgekehrt. Lei ihrer Vernehmung gab sie an, daß sie weder die blauweiße Krawatte, noch die Browning-Pistole im Besitz ihres Mannes gesehen habe. Obwohl bereits feststeht, daß Dr. Borckhausen sich seit Iahren in Zahlungsschwierigkeiten befunden Hot, hat sein« Ehefrau von der finanziellen Lag« keine Ahnung gehabt. In bezug auf die von Borckhausen abgeschlossenen Versicherungen ist inzwischen folgendes festgestellt worden. Im Jahre 1926 hatte Barckhausen«ine Lebensversicherung über 1S0 000 M. abgeschlossen, sie verfiel aber wegen nicht gezahlter Prämien. Später erzielte Dr. B. mit der Versicherung insofern ein Abkommen, daß ein Teil der früher entrichteten Prämien zurückgegeben wurde und der Versicherungsteilnehmer freiwillig aus dem Vertrag« ausschied. B. schloß dann mit einer anderen Versicherung die schon erwähnten Verträge für Lebensversicherung über 1<X> 000 M. und Unfall mit Todeserfolg in gleicher Höhe ab, Diese Derstcherungeu laufen noch.
Deutsche Kunstgemeinschast Brandgeschädigte Künstler. Der Brand des Münchener Glaspalastes hat eine ungewöhnliche Zahl lebender deutscher Künstler betroffen, da die Internationelle Ausstellung einen sehr großen Umfang hatte. Nur wenige von ihnen konnte die Deutsche Kunstgemeinschast in ihrer jetzigen Ausstellung zeigen, um ihrerseits etwas zu dem großen Hilfswerk beizutragen; sie nahm dazu im wesentlichen Werke aus dem eigenen reichen Besitz. Von Münchenern sieht man die hellen Ehiemsee-Landfchaften von Rudolf S i e ck und viele Alpenbilder von Reiser, Poetzci- berger, E. Heider u. a.; von Berlinern vor allem ausgezeichnete Landschaften von Kraus köpf in seiner� kräftigen, individuellen Farbeigkeit; Potsdamer Ansichten von P h. F r a n ck, dann Spiro, Klossowski . Röhricht: zwei tressliche Landschaften von F ritsch, und vor allem einen sehr outen„Kanal mit Dampser" von Arnold Bode . Oelbilder. und Aquarell« von Greig- b e r g e r, die sich über zwei Räume ausdehnen, enttäuschen leider durch schwächere Haltung. Vom übrigen ragen zwei Gemälde von S ch r i m p f durch ihre stille, sanfte Anmut hervor. p. k. scb.
Erwerbslosenbildung in Mrnberg. Schon seit geraumer Zeit wird der Erwerbslosenbildung in Nürnberg ganz besonderes Augenmerk geschenkt. Der Kreisverband Mittelsranken für freie Volksbildung hat sich die Aufgabe gestellt, nahezu alle Kultur- und Kunststätten zum Dienst an der Weiter- bildung der Erwerbslosen heranzuziehen. Insbesondere die städtischen Kunstsammlungen wurden nunmehr restlos den Zwecken der Erwerbslosenbildung zugeführt. Außer regelmäßiger Führung des Direktors der städtischen Kunstsamm- lungen, Professor F. T. Schulz, durch die städtische Galerie, bei denen ständig die Höchstzahl der Teilnehmer überschritten wird, wer- den nunmehr den Erwerbslosen auch die Fränkische Galerie, die Kunstausstellung in der Noris-Halle, das städtische Musikhistorische Museum Neupert und die Fayencensammlung der Stadt im Rathaus zugänglich gemacht, ebenso die jetzt der Stadt Nürnberg gehörige Folterkammer aus der Burg.. Weiterhin finden für Erwerbslose regelmäßige Führungen durch das Germanische Museum , das Bayerische Gewerbemuseum, durch die Sammlung der Naturhistorischen Gesellschaft, durch die Sommer- ousstellung des Germanischen Museums sowie durch das Straßen- bahndepot statt. Es. sind Filmvorführungen im Verkehrsmuseum, Borführungen im Planetarium sowie allgemeinbildende Lichtbilder-
vortrüge eingerichtet worden. Stenographiekurse und sportliche Kurse werden abgehalten, und weiterhin finden Wanderungen zu Fuß und zu Rad, die hauptsächlich mit naturhistorisch-geologischcn Erläuterungen verknüpft sind, stärksten Anklang. dl. dl. dl. Der schwedische Schriftsteller Tor Hedberg . Mitglied der schwe- dischen Akademie, ist an den Folgen einer Gehirnblutung gestorben. Der Ausbau der russischen Presse. Aus Anlaß des„Tages der Presse", der vor kurzem in Moskau stattgefunden hat, bringen die Sowjetblätter nähere Mitteilungen über den Ausbau des Zeitungs- wejens in den letzten Iahren. Die Gesamtauflage der Sowjet- Zeitungen, die 1927 7,3 Millionen Exemplare betrug, ist 1931 auf 27,5 Millionen angewachsen, hat sich also fast vervierfacht. Im Einklang mit dem Fünfjahrplan soll jeder Landesbezirk eine eigene Zeitung erhalten, wodurch die Gesamtzahl aus 3000 erhöht würde, während bisher nur 1100 erscheinen. Sehr zugenommen hat die Zahl der Fabrik- und Werkzeitüngen, die sich 1928 auf 200 belief, jetzt 1800 betrögt. Die Sowjetpresse verfügt gegenwärtig über ein Heer.von 2,7 Millionen Korrespondenten, die sich aus Arbeitern in den Fabriken und Bauern auf dem Lande rekrutieren. Die Staats- Unterstützung ist für 1931 mit 180 Millionen Rubel angesetzt. Der zweitgrößte Meteorkrater entdeckt. Nach dem Bericht der australischen University Museum Expedition, der in Adelaide ein- getroffen ist, erhebt Australien den Anspruch, den zweitgrößten Meteorkrater de? Welt zu besitzen. Der größte ist bekanntlich vor einiger Zeit in Sibirien entdeckt und durch eine Expedition aufge- klärt worden. Die Kunde von diesen ungeheuren Erdlöchern wurde im vergangenen Jahr von einem Goldsucher aus Mittelaustralien gebracht, und daraufhin gintz Prof. Kerr Grant mit einer Expedition aus, die 13 zusammengehörige Krater über 10 Kilometer südwestlich von Henbury am Finkefluß feststellte. Die Krater Häven verschiedene Größe von 10 bis 220 Meter im Durchmesser. Der größte ist 50 Fuß tief, und 800 Trümmer von Meteoriten wurden darin verstreut auf- gefunden. Dies« MetaUstücke, die bis zu 50 Pfund wogen, waren vollständig oxydiert. Die Gelehrten glauben, daß die Krater viele tausend Jahre alt sind. Pas Uka-Programm liebt für die ProduklianSzeit 1931x32 7 dramatische Mrrchfilme, 2 ernste und 7 heilere Musttsiline, 4 Possen und Schränke und 22 Kurzfilme vor. Das Ivallner-Thealer, das in den letzten Iahren mcdr oder weniger geglückten Experimenten aller Art gedient hat, wird am 23. Juli unter der Direktion Richard Handweil als ausgesprochenes Bolkstheater wieder er- öffnet werden. Zur Eiöffnuna ist der Schwank„Familie Hanne mann' ge- wählt. Bessere Plätze losten M. 1,25 cinlchliehlich Garderobengebuhr und Proaramm und dazu gibt es noch in der Pause einen warmen oder kalten Imbitz gratis. Der Vorverkauf an der Kasse beginnt bereits Sonnabend. Ncger-Revue-Operette in Berlin. & Avli führt im Deutschen Künstler-Theater Louis Douglas mit seinem Ensemble die Revue- operette„Louisiana " aus. In der Operette wirke» u. a. die Iudile« Singers »rit, Ab igs Hauptrolle Louis Douglas.