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Rembrandt macht Bankrott

aber machten ein gutes Geschäft, denn Rembrandt war zwar un beliebt, aber berühmt. Schon ein Jahr nach der Auktion brachten die Bilder von ihm zehnfachen Bersteigerungspreis. Die Ehe= brecherin" z. B. wurde vom Ersteigerer damals für 1500 Gul­

Pleite des großen Malers nach drei arbeitsreichen Jahrzehnten den weiterverfauft.

Nach drei arbeitsreichen Jahrzehnten, in denen ihm Geld und Ruhm reichlich zugeströmt waren, machte der große Maler Rembrandt , dessen Geburtstag sich am 15. Juli zum 325. Male jährt, Bankrott.. Man fann nicht sagen, daß seine Zeitgenossen von diesem Ereignis bewegt und betroffen waren. Im Gegenteil, tief befriedigt über den, wie man fand, wohlverdienten Zusammenbruch des hochfahrenden, cigenwilligen Malers, schloß man die Akten über einen Standal, der schon lange den erger und die Entrüftung der gufen Bürger wach gehalten hatte.

Rembrandt lebte in Amsterdam nach dem Tode seiner jungen Frau mit einem Mädchen zusammen, das ihm ohne den Segen der Kirche ein Kind schenkte Man nahm das recht übel auf, besonders da das Zusammenleben trog der Verwarnung des Kirchen­rats und der ärgsten firchlichen Strafe, der Ausschließung vom Abendmahl, fein Ende fand. Sicherlich hätte der Künstler das Mädchen geheiratet, wenn er sich's hätte leisten können. Aber er war durch das Testament seiner ersten Frau, das ihm den Nieß­brauch eines kleinen Vermögens zusprach, gebunden.

Ueber die heille Lage, in der sich der Künstler befand, sind wir gut unterrichtet. Er hatte schon längst durch sein herausforderndes Wesen und seine Selbstherrlichkeit den Unmut der Gesellschaft" her­vorgerufen. Einstmals ein guter Portraitmaler", hatte er seine Kundschaft allmählich eingebüßt. Ein zeitgenössischer Maler hat das damit erklärt, daß Rembrandt oft seine Auftraggeber monate­lang warten ließ.

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Wenn er beim Malen war, gewährte er auch dem ersten Mon­archen der Welt feinen Jufriff. Das paßte den reichen Herren und Damen natürlich nicht. Noch etwas tam hinzu. Im Jahre 1640 hatte der vierundreißig jährige Maler einen wichtigen Auftrag erhalten. Ein ganzer Schüßenverein meldete sich, siebzehn vornehme Herren, von denen jeder 100 Gulden anlegen wollte. Rembrandt hat sie in der be= rühmten ,, Nachtma che" porträtiert. Zum erstenmal erhielt man statt einer sozusagen gestellten" Gruppenaufnahme ein bewegtes, lebendiges Gruppenbild. Der Erfolg war ein Protest! Die vor nehmen Herren waren höchst unzufrieden und bestellten bei einem heute längst vergessenen Maler ein besseres" Bild. Das hat Rembrandt geschadet. Ein italienischer Zeitgenosse nannte die ,, Nachtwache" verkledst und fonfus. Unbegreiflich schreibt er, daß manche Leute für Zeichnungen dieses Malers, auf denen nur wenig oder gar nichts zu sehen ist, dreißig Gulden ausgeben! llebrigens fehe Rembrandt sehr plebejisch und häßlich aus. Er sei schlecht ge­kleidet, mische sich immer die Pinsel am Anzug ab. Ein anderer Kritiker tadelt, der Künstler halte zu wenig auf seinen Stand, er gebe sich immer mit niedrigen Leuten ab. Daran war viel Wahres. Rembrandt hat viel lieber arme Schluder gemalt als reiche Dandys, die es bezahlen fonnten. Allein 26 seiner Gemälde zeigen uns Beffler und Bagabunden.

Wie wir ihn aus seinen 27 Selbstporträts fennen, war er tatsächlich fcin feiner und fultivierter Mann, sondern eher ein derber, un­bekümmerter Bauer, allerdings mit einer phantastischen Neigung zu Maskerade und Buzz.

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Diese Eigentümlichkeit entfremdete, ihn den nüchtern denkenden *: holländischen Batriziertreifen noch mehr. Wie er seine Frau und * fpäter ein Mädchen gemalt hat, das war einfach empörend. Das lockere Frühstücksbild, das heute in Kasset hängt: Rembrandt mit feiner Frau auf dem Schoß hebt ein Glas zum Betrachter hin prost! Oder gar Ganymed, der nadte Götterknabe, dem vor Angit, weil der Adler ihn padt, etwas höchst unanständiges passiert, das waren Provokationen, die man damals sehr deutlich empfand. Man hatte noch zu sehr die harmonische Sinnlichkeit der italienischen Meister im Kopfe, als daß man den krausen Humor des Zeit­genossen verstehen wollte.

Wenn Rembrandt 2d am und Eva" gestaltete, wurden ein paar wilde Höhlenmenschen daraus, dumpfe, belastete, fierhaffe Wesen, und darin lag eine deutliche Kritif am Sündenfall". So täppische Trolle follten aus einer Laune heraus das Schicksal des Menschengeschlechts entschieden haben?

Dies alles hatte der Maler schon auf dem Kerbholz. Er hatte seine Frau als ,, Dana e" nadt gemalt.( Das Bild hängt in Leningrad .) Er hatte ſeine Konkubine, wie eine Fürstin herausgeputzt, porträtiert. Gar nicht zu reden von dem Bilde, in dem zwei lüsterne Greise Rembrandts Geliebte im Bade überfallen. ( Susanne im Bade". jezt im Kaiser- Friedrich- Museum, Berlin .) Offenbar mor es ihm gleichgültig, wie die Bürger von Amsterdam über ihn dachten. Gesellschaftlich lebte er isoliert. Er mar ein Stubenhocer, der zu Hause sein Glück und sein Leben suchte und fand. Er taufte gern alte, prunkvolle Kleider und Waffen­stücke; die hingen bei ihm herum; damit staffierte er seine Modelle aus. Seine Leidenschaft waren alte Bilder und Schmuck. Und das rührt nun an den letzten Punkt, durch den er seinen Mitbürgern unheimlich wurde: seine Teilnahme am Kunsthandel.

Er hatte eine schnurrige Art, wenn er Geld hatte, alte Bilder und Zeichnungen erster Meister auf Auffionen zu übersteigern. Gleich beim ersten Angebot erhöhte er den Preis derart, daß fein anderer mehr zu bieten wagte.

Das tat er, um der Kunst, wie er sagte, Achtung zu verschaffen. Zahllose prachtvolle Bilder gelangten auf diese Weise in seinen Besiz. So hat er einmal ,, ero und Leander" von Rubens für 637 Gulden ersteigert und mußte später froh sein, dafür 530 Gulden beim Weiterverkauf zu erzielen Für einen Holbein hat er tausend Gulden geboten. Für ein Skizzenbuch des von ihm hoch­geschäßten Lucas von Leyden zahlte er 627 Gulden. Als ihm die Preise für seine eigenen Kupferstiche nicht hoch genug erschienen, ließ er fie in ganz Europa zu jedem Preis auftaufen, um ihren Wert zu steigern. So brachte er z. B. in Amsterdam ein Blatt mit der Auferstehung des Lazarus an sich für fünfzig Gulden, obwohl er selbst davon die Kupferplatte besaß Der Erfolg mar tatsächlich eine Wertsteigerung der im Handel befindlichen Stüde Seine Ra­dierung Jesus segnet die Kinder". eine besonders hervor ragende Leistung, erzielte gleich beim ersten Berkauf den Breis von hundert Gulden, daher: Hundertguldenblatt!"( heute toftet ein guter Abzug davon etwa dreißigtausend Mart!) Aber im ganzen hat Rembrandt sich durch derartige Spekulationen und Räufe zugrunde gerichtet. Er konnte die Zinsen für das einstmals so teuer erworbene Haus nicht mehr erschwingen. Er mußte ein Darlehen aufnehmen, und seine Gläubiger veranlaßten bei der ersten Gelegenheit den Konkurs des unsympathischen Schuldners. Rembrandts Sammlungen allein wurden vor der Versteige­rung auf etwa 18 000 Gulden geschäßt. Dazu fam das Haus, das er für 13 000 Gulden erftanden hatte. Das Inventar, das

damals aufgenommen wurde, nennt uns 363 Kunffgegenstände in Rembrandts Bejih.

Er hatte Berke von Rubens , Tizian , Mantegna , Raffael , Giorgione und andern großen Meistern. Bon Dürer besaß er neben zahllosen Stichen das ganze Marien leben". Alle diese Werke wurden damals verramscht. Der Ge­famterlös der Auktion belief sich auf nur 11 677 Gulden. Bettelarm ging Rembrandt davon. Er, der vorher fünfzehn Räume mit Kunst­werken vollgestopft hatte, zog jetzt mit seinem Mädchen und seinen Kindern in eine Mietstube ein. Die Kunsthändler von Amsterdam j

Rembrandts Bankrott war mehr als persönliches Mißgeschick. Der Künstler selbst fand rasch seine Arbeitskraft wieder. Sein relf­stes Wert, die Staalmeesters", heute in Amsterdam , entstand menige Jahre danach. Aber die Nachwelt hat durch diesen Ber­mögenszusammenbruch einen Verlust erlitten, der ganz unermeßlich ist. Denn zahllose Werke des Meisters selbst, die im Auttionsinventar aufgezählt sind, existieren nicht mehr. Sie wären uns sonst erhalten geblieben und bereicherten noch den ge­maltigen Eindruck von der Schaffenskraft dieses Künstlers, dessen Wert überhaupt nur zu zwei Dritteln auf uns gekommen ist.

Dr. Hermann Pörzgen .

Ernst Fischer: ,, Das nackte Geld"

Champagner besudelten Rock, entnahm ihr eine große Banknote, fnüllte sie zusammen und warf sie den Musikanten zu. In diesem Augenblic stodten alle Gespräche. verstummten alle Geräusche, starrten alle Augen hypnotisiert der Banknote nach. Der Kapell­meister fing fie auf, verneigte sich, die Musik brach schrill und mitten im Taft ab und in der nächsten Sekunde ertönte die Melodie, die der massive Gast gewünscht hatte. An allen Tischen wartete man gespannt, ob nach diesem Prolog noch etwas folgen werde...

Die konsolidierte Bourgeoisie verhüllt ihre Gottheit, das Geld.| nickend, eine gewaltige Brieftasche aus dem von Bratensaft und Sie fostümiert es mit allerhand glänzenden Stoffen, fie redet von der Volkswirtschaft, von der Ordnung und von der Kultur, wenn fie das Geld meint, sie versteckt ihre schamlose, hemmungslose Be ziehung zu dem geliebten Scheufal, wie sie andere zmeifelhafte Be­ziehungen mohlerzogen versteckt. Sie täuscht ein chrbares, solides Berhältnis vor, sie ist mit dem Geld sozusagen glücklich verheiratet, und man legt teinen Wert darauf, daß die Gattin sich prostituiert, daß ihre Herkunft und ihr Charakter vor aller Oeffentlichkeit be­sprochen werden. Natürlich tun fie alles fürs Geld, aber in distin= guierter Form, Intimitäten verschweigend und das Legale, das Staatserhaltende, Gottgewollte der Geldvermehrung voll Würde betonend. Nur menn man es ihnen nehmen will, das hübsche, das teure Geld, dann vergessen sie ihre gute Kinderstube, werden sie zu rabiaten, unappetitlichen Tieren, die fauchend und schnaubend ihr Liebstes verteidigen. Sonst aber präsentiert sich das Geld der Bourgeoisie in großer Toilette und ist aus gutem Bankhaus.

Vor einigen Jahren aber noch war das anders, in der phan tastischen Zeit der Inflation. Damals hatte das Geld die zerfetzten Kleider und Hüllen heruntergerissen, um nackt und zügellos vor die Menschen zu treten. Damals tanzte es frech und verhurt durch die Belt, machte teine Geschichten und gab sich nicht brav und gesittet, glitt von Hand zu Hand und provozierte Standale, tortelte durch die Bars und wirbelte stockbesoffen durch die Banken, mußte nichts von Bastorenpathos und ließ sich als Göttin feiern. Und immer, menn ich die biederen Redensarten von der Boltswirtschaft und ihrer Sanierung höre, erinnere ich mich an eine Szene, deren Zeuge ich damals war.

Man hatte feinen Heller im Sad und teine Stellung in Aussicht und feine Hoffnung im Herzen, morgen, übermorgen leben zu fönnen, und saß nach Mitternacht in irgendeinem Kaffeehaus und ließ sich von der Musik betäuben und wartete auf das Wunder, das plöglich da sein fonnte. Die Luft war von Möglichkeiten überfüllt und der Beffimismus so ungeheuer, daß er in das romantische Vor­gefühl ciner sensationellen Wendung umschlagen fonnte. Tod und hauchte uns mit seiner Kühle an. So saßen wir wieder, Schlimmstenfalls machte man ein Ende stets begleitete uns der Jagens hinter dem Phantom irgendeiner Arbeit, irgendeines fleinen martend auf nichts, martend auf alles nach einem Tage nerzweifelten Verdienstes her faßen hier und meinten, im Laufe der nächsten Stunden werde der Wert des Geldes so radikal stürzen, daß wir unseren Kaffee, unseren Kognat umsonst getrunken hätten, daß der den Preis einer Straßenbahnfarte nicht deden könnten. So saßen Kellner uns noch einige Tausende herausgeben würde, die allerdings

wir

Und es folgte noch manches, es wurde sehr sonderbar in diesem Kaffeehaus. Nach drei Minuten warf der Kerl den Musikanten wieder eine zusammengeknüllte Banknote zu, nach drei weiteren Minuten abermals, und so ging das eine Viertelstunde lang weiter. Niemand sprach mehr, an allen Tischen wurde es geisterhaft still, in allen Gesichtern fieberte machsende Erregung. Und jedesmal, wenn eines der kostbaren Papiergeschosse durch die von Zigarettenrauch strogende Luft flog, hielien die Menschen den Atem an, verkrampften sie zuckend die Hände. Der Betrunkene fonnte das bewußt nicht wahrnehmen, aber er schien es zu wittern, schien es zu riechen und mit tierischer Lust zu genießen. Ein Rausch des Verschwendens, ein Rausch primitivster und fürchterlichster Macht hatte ihn überwältigt. und seine Hände, seine roten fleischigen Hände, maren zu Automaten geworden, die eine Banknote nach der anderen nehmen, zerknittern und schleudern mußten, die gar nicht mehr anders konnten. Es schnürte uns langsam die Kehle zu, mir mußten uns zurückhalten, um nicht über ihn herzufallen. Er zerquetschte alle Menschenwürde mit seinen Fäusten, spielte mit Menschens hidialen Fangball.

und

Nach einiger Zeit variierte er seine Beschäftiging, marf mit­unter einem der Kellner einen Geldknäuel vor die Füße widerwillig bückten sich die Kellner, das entehrende Geld, das sie so brauchen konnten, vom Boden aufzulesen. Wie sollte das alles enden, wie sollte die qualvolle Spannung sich entladen?

Und es geschah, was niemand ermartet hatte. Ein Gedante, cin wüster Gedanke wühlte sich langsam aus, dem Fleiſchſumpt diefes aufgequollenen Gesichtes. Und langsam hob der Kerl eine große Banknote empor, wie eine Hostie dieser Gesellschaft, und langsam brannte er mit der glühenden Asche seiner Zigarre ein Loch in fic, lich über das Papiers triumphierte. Da explodierte die überladene das weiterfraß und größer wurde und immer größer und schließ­Atmosphäre ein Schrei der Wut, der Berzweiflung prallte empor, an allen Eischen sprangen die Menschen auf, stürzten mit gespreizten Fingern, geballten Fäusten auf den Betrunkenen los. In menigen Sekunden hätten sie ihn niedergeschlagen wie ein Tier, wenn wenn das nackte Geld nicht den Aufruhr zu Boden geworfen hätte. Buchstäblich zu Boden geworfen.

ja,

der Wand entlang, ein fleischiger Kerl mit roten Fäusten und ge­Da trat ein Kerl in das trübe Lokal, tappte sich langsam an Denn der Kerl richtete sich ein wenig auf, nahm ein Büschel waltigem Specknaden, irgendein Bichhändler oder Balutenschieber die Anstürmenden: Die stuzten, stockten, sahen die Blätter leise Banknoten und warf sie mic einen Haufen welfer Blätter über aus Montenegro oder Rumänien , mas meiß ich! Das vichische fallen und haschten in wilder Gier nach dem mehenden Geld, Gesicht war aufgedunsen, aus fleinen, roten Augen stierte der Kerl beugten die Köpfe, krümmten die Rücken, versuchten, die Beute an die Gäste an, cinen nach dem anderen. Er roch penetrant nach sich zu raffen, fie in ihre Taschen zu stopfen. Eine Sefunde lang Alkohol, mußte unbändig viel getrunken haben, fonnte sich nur mit hatten sie gezögert, hatten sie gegen das Unmenschliche, gegen das Mühe aufrecht erhalten. An einigen Tischen schob er die Massen Erniedrigende solchen Tuns sich gemehrt dann wurden sie zu feines Körpers vorbei, plumpste dann dumpf auf einen Sessel und| hungrigen Wölfen, die um ein Etüd Fleisch einander die Zähne in bestellte fallend und mit fremdem Atzent eine Flasche Champagner. | die Gurgel schlagen. Keuchend, ächzend, stöhnend balgten sie um Hierauf schien er minutenlang zu schlafen. die Banknoten, die unter den Tischen lagen, die feucht und schlüpfrig wurden von ausgegossenem Wein und Schnaps Und grinsend,

Auf einmal hob er den Kopf und brüllte die Musikanten an.

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mit gröhlender, grunzender Stimme verlangte er irgendeinen monoton mit dem Kopf nickend, die leere Brieftasche schwenkend, Schlager, der damals überall gespielt murde. Die Musikanten aber beachteten den lästigen Ausländer" nicht bis der lästige Aus­länder sich unvermittelt und jäh in einen ,, distinguierten Fremden" verwandelte. Er zog nämlich grinsend und unablässig mit dem Kopf

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glozte der zum Dämon gewordene Bichhändler in das Chaos... Ich habe das nadte Geld gesehen und mag es fich nun in allen Kostümen verbergen, mit denen es die Bourgeoisie befleidet, ich sehe es immer so wie damals in dem Kaffeehaus der Inflationszeit.

Der Bildhauer Wilhelms II.

Zum 100. Geburtstag von Reinhold Begas am 15. Juli

Reinhold. Begas, in seiner Jugend der Reformator der mo­dernen Plastik" genannt, in seinem Alter der unduldsame Hüter einer Berlins mit einer großen Zahl von Monumentalbauten jo unfruchtbar gewordenen Ueberlieferung, hat das Stadtbild mesentlich beeinflußt, daß man auch heute noch nicht gleichgültig an Er war der anerkannte Liebling Wil­ihm vorübergehen kann. helms II., der ihm seine Aufträge ohne Berücksichtigung vieler her­vorragender Mitbewerber übertrug. Die Frage liegt nahe, wie weit dennoch seine Erfolge künstlerisch berechtigt waren.

Begas , der Sohn eines Historienmalers, Schüler und Patenkind von Rauch, wuchs in der Zeit des klassizistischen Epigonentums auf, jener blutfeeren Kunstrichtung, die aus der reichen Welt der griechischen Kunst einige Züge herausgriff, zu strengen Lehrfäßen vereinigte und auf diesem Wege einer völligen fünstlerischen Er­starrung entgegensteuern mußte.

In anderer Umgebung finden wir den Fünfundzwanzigjährigen in Rom wieder: angeschlossen an den Kreis der Feuerbach, Bödlin und Lenbach . Hier meitet sich sein Blick; hier sind die Kräftequellen, aus denen die ersten freien Arbeiten des jungen Künstlers, darunter der ,, Raub der Sabinerinnen", ent­sprangen. Aber der junge Begas hatte auch Eigenes zu geben, etwa die besonders reizvollen Kinderdarstellungen, und manches von ihm aus der Zeit nach seinem Weimarer und Pariser Aufenthalt ließ Großes von ihm erwarten, so z. B. die Figuren der ,, Geschichte" und der Philosophie" an seinem Schillerdenkmal. Seine technische Meisterschaft aber bezeugt deutlich ein fleines bronzenes Betschaft

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figürchen, das von Rom aus in Hunderten von Exemplaren als ,, Antife" verkauft wurde.

lismus hatte seine Führerrolle angetreten. Aber diese Rolle sollte Der Neubeleber der Barofplastik, der Bahnbrecher des Natura­er nicht lange behalten, denn die Gunst des Kaisers hatte ihn wider feine Natur dazu ausersehen, den imperialistischen Gedanken mit gesteigertem Pathos und bilderreicher Sprache in Riesendenkmälern von Erz und Stein zu verherrlichen. Ueberlebensgroße allegorische Figuren, fränzewerfende Bittorien, fiegreiche Kaiser...

Solchen Aufgaben mar Begas nicht gewachsen. Niemals erzielte er einen geschlossenen Gesamteindruck. Es blieb bei lebensvollen Einzelheiten, so z. B. dem Relief ,, Krieg" am Kaiser- Wilhelm- Denk­mal, das eine von Hunger ausgemergelte Mutter mit ihrem sterben­

den Kinde zeigt.

Aus seinem Atelier, dem größten des damaligen Berlin , find Tuaillon und Kraus hervorgegangen. neben vielen anderen erste Künstler unserer Zeit, wie Gaul, H. E.

Ein jüdisches Zentralmuseum in Prag . Alle Denkwürdigkeiten, welche in irgendeiner Beziehung zum Judentum in den historischen Ländern stehen, sollen in einem Museum systematisch erfaßt werden. Dieses Museum, das in Brag errichtet werden soll, wird einen chrono­logischen Leberblick über die Entwicklungsgeschichte des Judentums geben. So soll u. a. ein genaues Register aller jüdischen Friedhöfe und Synagogen mit Photographien angelegt werden, und Archive, Gedenkbücher fomie andere Schriften und Bücher in das Prager 3entralmuseum überführt werden.