Einzelbild herunterladen
 

Von Parts nach London . (Fortsetzung von der I.Seite.) nichts verdorben wurde. Und wenn in London dies« oder jene politische Frage wieder aufgerollt wird, dann stehen wir nicht mehr allein: dort sind unter anderem auch die Engländer und Amerikaner Konferenzteilnehmer, wobei besonders die letzteren sich grundsätzlich dagegen wehren würden, daß innerpolitische Streit- fragen politischer Art in den Vordergrund geschoben werden. London soll sich übrigens nur mit der finanziellen Hilfsaktion für Deutschland beschäftigen. Das ist sogar von Laoal selbst beantragt worden, der dadurch einer Auseinandersetzung über das Abrüstungsproblem aus dem Wege gehen will. Diese Begrenzung des Konferenzthemas ist von Frankreich am Sonntag- mittag als fein besonderer Erfolg gepriesen worden. Am Sonntag- abend tat es ihnen wahrscheinlich schon leid, da sie sich damit die Möglichkeit verbaut oder mindestens erschwert haben, jene un- geklärten politischen Streitfragen zwischen England und Frankreich dort abermals in die Debatte zu werfen, wo es gilt, die Bedingungen der finanziellen Hilfsaktion zu beschliehen. Daß Deutschland Garantien finanzieller Art geben muß, wenn es einen großen internationalen Kredit oder gar eine lang- fristige Anleihe erhalten soll, ist selbstverständlich und bei jeder Anleihe so. Unerträgliche Zumutungen wird man uns schon deshalb kaum stellen können, weil in London nicht die Franzosen allein,

Unzufriedene Rundfunkhörer 'frrJ**

am vergangenen Sonntag

sondern unter Leitung Macdonalds all« in Frag« kommenden Mächte am Verhandlungstisch mit Deutschland sitzen. Ueberdie« ist die Stimmung aller beleiligteu Regierungen und der iuter- nalionalen Finanz durch die energischen Ataßnahmen der Reichsregierung, besonders im Kampf gegen die Kapitalflucht, sehr günstig beeindruckt warden. So kann man den jetzt nach London verlegten Beratungen mit Optimismus entgegensehen. Der Gedanke ist geradezu unvorstellbar, daß, nachdem sogar die Klippe der Pariser Verhandlungen glücklich umschifft ist, die Londoner Konferenz scheitern könnte. Welche Re- gierung würde es wagen, die Verantwortung dafür vor der Well zu tragen?! Amtliche Beurteilung in Berlin . An Berliner amtlichen Stellen beurteill man das Pariser Er- gebnis folgendermaßen: Die Unterhallungen in Pari« sind genau so wie die in Chequer« .in vollkommener Harmonie verlaufen. Man hat alles durchgesprochen. Haoas und französisch« Blätter bestätigen, daß die Atmosphäre durchaus angenehm, günstig und freund- schaftlich gewesen ist. Noch am Sonnabendabend erklärte Havas, ein positives Ergebnis der Besprechungen in französischem Sinne sei die'Voraus- sctzung, ob die französische Regierung sich zur Reise nach London entschließen wird."Es war also anzunehmen, daß man erst eine Einigung zwischen Deutschland und Frankreich über alle Fragen gewissermaßen protokollarisch herbeiführen wollte. Das ist nicht geschehen. Man kann ohne Optimismus sogen, daß alles, was Deutsch - land von den Unterhaltungen in Paris erwarten tonnte, in weitem Umfange erfüllt ist. Wir rechneten nicht mit einem finanziellen Ergebnis in Paris , unser Ziel war von Anfang an, das in Jon« d o n zu erreichen. Seit langer Zeit ist Deutschland überhaupt nicht mehr im direkten Gespräch mit Frankreich gewesen. Wir haben uns wieder mit den Franzosen persönlich unterhalten können. Hätte man dieses Ergebnis nicht nach London mitnehmen können, dann wären jetzt dort mancherlei Hemmungen aufgetreten, und größere Un- bequemlichkeiten hätten sich gezeigt, die nun aus dem Wege ge- räumt sind. Nordwolle-Llnterfuchung laust. Samtstche Bücher beschlagnahmt. Bremen . 20. Juli. (Eigenbericht.) Die Slaalsanwaltschast hat heule morgen sämtliche Bücher und das gesamte Buchungsmaterial nebsi Unterlagen der Ilordmoll« beschlagnahmt. Der Untersuchungsrichter hat diese» Material der Treuhand. Aktiengesellschast, die mit der Prüfung der Bücher beschäftigt ist. ausgehändigt. Der Untersuchungsrichter tagt im Verwaltungsge. bände der Hordwolle und stellt die beschlagnahmten Bücher, soweit die Bedürsnisse der weitersührung des Betriebes es erfordern. nur unter Kontrolle zur Verfügung.

Gefängnisstrafe für Kabrikdirektor. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, ist von dem Schöffengericht in R a t i b o r der Fabrikdirektor Max Kaufmann in Blechhammer, Kreis Cosel, wegen Vergehens gegen das Republik - schiitzgesetz in Tateinheit mit Beleidigung zu einer Gefängnis- straf« von drei Monaten oerurteilt worden. Der Verurteilte Hot sich auf offener Straße beleidigend über den preußischen Ministerpräsidenten, den Minister S e v- r l n g und den Polizeipräsidenten G r zes in s kj Mäußert.

Reichswehr schützt Nazis Blanke Waffe gegen Reichsbanner in Potsdam

Aus Potsdam wird uns durch Augenzeugen über eine« Skandal berichtet, in besten Mittelpunkt eine Anzahl PotsdamerReich»- wehrsoldalen stehen. Einige Kameradschaften des Reichsbanners Schwarz- R o t- G o l d aus Schöneberg -Friedenau hatten zusammen mit den Potsdamer Kameraden und ihren Frauen in der Nacht zum Sonntag eine M o n d s ch e i n f a h r t auf der Havel bei Potsdam veranstaltet und waren dann zu geselligem Beisammensein bis Sonn- tagfrüh im Potsdamer Volkshaus vereinigt. In der dritten Morgenstunde bereits wurde dem Schöneberger Führer wiederholt gemeldet, daß einige Nationalsozialisten sich vor dem Eingang des Volkshause» aufhielten. Als man gerade zum Aufbruch nach Berlin rüstete, kam die Nachricht, daß einige Reichsbannerkameraden auf der Straße von Hakenkreuzlern überfallen und zum Teil erheblich oerletzt worden waren und daß einer der Gäste des Reichsbanners, ein gewisser Pohle aus Schöneberg , gewaltsam in da« Naziverkehrslokal von Prost in der Kaiser-Wilhelm-Straße in Potsdam verschleppt worden war. Reichsbannerkameroden eilten nnn dorthin und forderten, daß man Pohle herausgebe. Die Nazis ant- warteten damit, daß sie geradezu ein Bombardement von Biergläsern und anderen Wirtschaftsgegenständen, darunter auch Stühlen, auf die völlig unbewaffneten, auf der Straße befind- lichen Reichsbannerleute eröffneten. Sie konnten das um so leichter, als aus der Wirtschaft Prast zu ihrem Schutz sechs u n i f o r- mierte Rerchswehrsoldaten herauseilten, vor der Tür Aufstellung nahmen, die Säbel zogen und mit hocherhobenen Waffen die Reichsbannerleute fernhielten. So bildeten die Reichswehrsoldalen eine Mauer, hinker der sich die Hakenkreuzler verslecken und ihre Wurfgeschosse auf die Reichsbannerkameraden schleudern konnten. Mitten in dieser Situation erschien das Ueberfallkommando und man muß sagen, daß die Potsdamer Schupo ohne Ansehen de? Person eingriff. Mit Gummiknüppeln trieben die Beamten die Nazis in das Prastsche Lokal zurück, und auch einige Reichswehrsoldaten mochten recht fühlbare Bekanntschaft mit dieser Polizeiwaffe. Die

Schupo» drangen in das Nazinest ein und stellten die Namen sämtlicher beteiligten Hakenkreuzler fest, darunter auch die der Reichs- wehrfoldaten, die schon lange zu den Stammgäste« des Razilokals gehören und dort auch in der Rächt znm Sonntag mit den haken- kreuzlern getanzt und gekneipt hatten. Die Polizei holte auch P o h l e, der von den Hokenkreuzlern geradezu bestialischzuge- richtet worden war, aus dem Lokal heraus und sorgte für seine Ueberführung in das Städtische Krankenhaus in Potsdam , wo man erhebliche Schädelverlctzungen an ihm feststellte. Außer Pohle erlitten noch vier Reichsbannerleute zum Teil Verletzungen. In der republikanischen Bevölkerung Potsdams ist die Erregung über diese Hergänge um so größer, als man stolz darauf war, dag ein Ummarsch des Reichsbanners in der Stadt sich am Sonnabend in größter Ruhe und Ordnung vollzogen hatte und allein schon durch die Teilnahme zahlreicher Frauen, an dem Fest im Volkshaus der friedlich« Charakter der Veranstaltung gezeigt worden war. Den Nationalsozialisten kam es eben darauf an, den verhaßten Reichs- bannern eins auszuwischen. Wir fragen: Wird es sich der Reichswehrminister gefallen lasten, daß auf die Verfassung der Deutschen Republik vereidigte Reichs- wehrfoldaten in Potsdam sich mit den republik - feindlichen Faschisten Hitlerscher Couleur ver- brüdern, um Republikaner zu bedrohen und niederzuschlagen? » Als H a u p t t ä t e r bei dem Zusammenstoß zwischen Haken- kreuzlern und Reichebannerleuten in Potsdam kommt, wie wir noch erfahren, ein gewisser P a p e n f u s aus Potsdam in Betracht. Papenfus, ein besonders rabiater SA.-Mann, war ursprünglich Schutzpolizeibeamter. Bor ungefähr einem halben Jahre erhielt er wegen nationalsozialistischer Betätigung durch den Potsdamer Schupokommandeur den Laufpaß, und seitdem haben sich wegen seines gewalttätigen Auftretens die Polizeibehörden mehrmals mit ihm befassen müssen. Er wurde am Sonntagmorgen zunächst fest- genommen, dann ober nach seiner-Bernehmung durch die Kriminal- polizei merkwürdigerweise wieder entlassen. Hoffentlich wird ihn der Strafrichter bald sein blutiges Handwerk für geraume Zeit legen.

Andrang vor den Sparkassen Oer Ltebergang zum normalen Zahlungsverkehr

Die feit heute früh erfolgte Lockerung de» Zahlungsverkehr» hat sich lediglich beidevFilialender Städtischen Sparkasse etwa» stärker ausgewirkt. Hier standen in den frühen Morgenstunden wieder die vom ver- gangenen Donnerstag her bekannten Schlangen vor den Kasten. Di« Sparkasse hatte ein Plakat zum Aushang gebracht, wonach fle nur Beträge bis zu 20 M. auszahlen darf. Außerdem erfolgt die Zahlung nur bei dringendem Geldbedarf des einzelnen Kunden und auch nicht, wie am Sonntag noch die Meinung in der Berliner Be- oölkerung verbreitet war, täglich, sondern nur einmal auf jedes Konto in der Zeit von Montag bis Donnerstag. Gleich nach Oeff- nung der Schalter um 9 Uhr vormittags wurden die ersten Anstehen» den eingelösten. Bemerkenswert war, daß der Andrang vor der Hauptkasse am Mühlendomm diesmal nicht so stark war wie am Donnerstag, dagegen waren die Schlangen vor den Spar- kastenfilialen der Außenbezirk« etwas stärker. Soweit sich bis zu den Mittagsstunden ein Ueberblick gewinnen läßt, suchten die getd- abhebenden Sparer nur ein dringendes Geldbedürfnis zu befriedigen. von Geldhamsterei kann keine Rede sein. Da« Berliner Laukenviertel gewährt ein vollkommen ruhige» Bild, so daß auf jeden polizeilichen Sonderschutz verzichtet werden konnte. Nur vor dem Hauptportal der Reichsbant steht ein Polizeiposten. Bor den Geldschaltern der großen Privatbanken stehen nur wenige Kunden. Lediglich die ver­schlossenen Portale der Großbanken, die nur einen kleinen Eingang

offen lasten, geben einen Hinweis auf die außergewöhnliche Situation. Leim Postscheckamt Berlin ist der Andrang etwas größer, der heutige Montag zeigte das Bild eines geschäftigen Ultimotages. Aber auch hier kommt man ohne jeden polizeilichen Schutz aus: Beamte der Reichspost üben die Auf- ficht aus. Nach wie vor zahlt das Postscheckamt an seine Kunden Beträge bis zu 10000 Mark bar aus, aber Erkundigungen an den Schaltern zeigen, daß nur in den seltensten Fällen von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht wird. Die Mehrzahl der abgehobencu Beträge setzt sich aus kleinen Summen zusammen. Ein etwas lebhafterer Verkehr herrscht noch vor den Wechsel- kassen der Deutschen Verkehrskreditbank auf den großen Fernbahnhöfen. Bekanntlich werden hier feit heute früh bis zum Betrage von 100 Mark Devisen abgegeben. Jeder Reisende, der Devisen braucht, muß seinen Reisepaß vorlegen und die gültige Eisenbahnsahrkarte dazu, aus der sich einwandfrei das Reiseziel ergibt. Nur unter dieser Voraussetzung erhält er Devisen. Aengstliche Gemüter glaubten sich diesen Umstand zunutze zu machen und verlangten auf Grund von Ouartieranweisungen oder Mitteilungen von Bekannten aus dem Auslande ebenfalls Dcvilen. Sie muhten sedoch unverrichteter Ding« wieder abziehen, da die Wechselstuben ohne Paß und Fahrkarte keine Devisen abgeben. Im übrigen spielen die Einwechstungen eben angekommener Auslands- reisender, die ihr« Devisen gegen Mark umtauschen, in dem äugen- blicklichen Geschäft der Wechselstuben die Hauptroll«.

Jagd auf Einbrecher! Geglückte Flucht über die Dächer Reo-Tempelhofs. Eine Kolonne von vodeneiobrechern wurde am Sonn- tagvormittag im Hause Vrauuschweiger Ring 23-25 in Reu-Iempelhof mitten in der Arbeit überrascht. Obgleich die Polizei bald zur Stelle war, gelang es den Einbrechern, es soll sich um vier bis fünf Mann gehandelt haben, zu entkommen. Eine Mieterin des Hauses wurde gegen%12 Uhr auf ver­dächtige Geräusche auf dem Boden aufmerksam. Als die Frau einen fremden Menschen die Bodentreppe hinaufgehen sah, alarmiert« sie den Hausverwalter. Auf dem Boden waren sämtliche Ver- schlüge erbrochen. An einer dunklen Stelle lagen mehrer« gepackte Bündel, die»on den Einbrechern, die ihre Entdeckung de- fürchten mußten und die Flucht ergriffen hatten, im Stich gelasten waren. Das zu Hilfe gerufene Ueberfallkommando und Beamte der Kriminalpolizei suchten den ganzen Baublock vom Keller bis zu den Böden stundenlang erfolglos ab. An mehreren Stellen waren die Fenster der Dachluken Zertrümmert und die Ver» schlüste abgerissen. Die Bande ist demnach über die Dächer geflüchtet und dann, weitab vom Schuh, unter der Maske harmloser Leute nach unten gestiegen. Die polizeiliche Aktion hatte unter den Bewohnern des Braun- schweizer Ringes und der Siedlungshausbesttzer naturgemäß großes Aufsehen hervorgerufen. * Eine zweit«, allerdings erfolgreich« Einbrecherjagd spielt« sich in der Fürstenstraße 18 im Kreuzbergviertel ab. Dort wollten zwei Einbrecher einer Handtaschenfabrik einen nächtlichen B«> such abstatten. Am Sonnabend hatten sie sich einschließen lasten und machten sich, als olles ruhig geworden war, daran, eine Wand zu durchstemmen. Soweit war alles gut gegangen, aber am Sonntag- abend kam das Pech. Als die beiden Einbrecher mit ihrer Beute das Haus wieder verlassen wollten, mußten sie feststellen, daß keine, chrer Werkzeuge zum Türösfnen geeignet war. Sie saßen in der Falle. Nach einem anderen Ausweg suchend, leuchteten sie mit ihren Taschenlampen umher und erregten dadurch die Aufmerksam- keit der Hausbewohner, die sofort die Polizei alarmierten. Auf die

Ausforderung der Beamten, mit erhobenen Händen herauszukom- mrti, fügte sich der eine der Einbrecher sofort. Der andere machte Schwierigkeiten, er wollte sich auf die Beamten stürzen. Es wurde «in Schuß abgegeben, der ihn an der rechten Hand verletzt«. Es ist «in 25 Jahre alter Herbert I. aus der Wihmannstraße in Neukölln.

Blutige Zusammenstöße in Wesel . Dei einer nationalsozialistischen Kundgebung. Effeu, 20. Juli. Heute mittag gegen 12 Uhr fand auf der Csplanade in Wesel «ine große Kundgebung der Nationalsozialisten statt, an der etwa 55000 Personen teilnahmen. Die Weseler Polizei, durch Landjäger der Umgebung noch ver- stärkt, überwachte die Kundgebung. Im Laufe einer Auseinander- setzung über die Zulastung eines kommunistischen Dis- kussionsredners, der früher In der SA. tätig gewesen war, kam es zu einer wüsten Schlägerei. Die Polizei griff sofort ein. Sie mußte, da sie mit dem Gummiknüppel allem die Ordnung nicht wiederherstellen konnte, auch zum Revolver greifen und Schreck- schüsse abfeuern. Es gab«in« Anzahl Schwer- und Leichtverletzte, 10 Personen wurden festgenommen. Am Spätnachmittag kam es wiederum zu Zusammenstößen, bei denen auf beiden Sellen Schüsse gewechselt wurden. Berliner Familie schwer verunglückt. Ein schwerer Automobilunfall ereignete sich am Sonn- taznachmittag auf der Gollnower Chaussee in der Nähe der Ort- schaft Glewitz . Ein mit drei Personen besetzter Kraftwagen fuhr infolge einer Reisenpanne in voller Fahrt gegen einen Baum. Die Insassen, der Berliner Diplomingenieur Edmund Krüger mll Frau und Sohn, wurden durch die Windschutzscheibe geschleudert, wobei Frau Krüger und ihr 13jährig«r Sohn so schwere Verletzungen erlitten, daß sie dem Gollnower Kreiskrankenhous zugeführt werden mußten.