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Fern von der Qegenwttjei Deutschland hat eine Woche schwerer Krisenzeit hinter sich. Nicht .mr die verantwortlichen Kreise wurden in Alarmzustand versetzt. Die Zahlungseinstellungen der Danatbank waren ein Symptom, das zur breitesten Oeffentlichteit sprach und höchste Erregung in allen Schichten der Bevölkerung verbreitete. Je unklarer die Vorstellungen von den wahren Ursachen und Wirkungen waren, desto wildere Gte l üchte und Vermutungen entstanden, desto sinnlosere Handlungen wurden von den einzelnen begangen. Hier erwuchs dem Rundfunk eine Pflicht, die er im wesentlichen leider nicht erfüllte. Seine Aktualität wurde und wird so oft von leitender Stelle betont; aber im entscheidenden Moment fehlt sie. Man ist bei der Funkstunde aktuell, wenn es sich um Interviews von irgendwelchen Stars oder um Sportreportagen handelt, und man scheut keine Mühe und Kosten, um rechte Kinn- und linke Niercnhaken nachts um vier aus Amerika zu übertragen. Von Dingen, diedicMenschenwirk- lich angehen, erfährt man dagegen im Funkhaus anscheinend sehr verspätet, und auch dann nimmt man sie dort nicht allzu wichtig. Gewiß: wenn unmittelbar nach dem Bekanntwerden der Danab pleite der Rundfunk sich bemüht hätte, sachliche Aufklärung in alle Kreise zu tragen und damit zur Vernunft zu mahnen, so hätte das den Run auf die Banken auch nicht verhindert, höchstens ihn etwas abgebremst. Es ist schließlich menschlich sehr begreiflich, daß die Erinnerung an die Inflationszeit bei vielen jeds� vernünftige Ueberlegung besiegt. Aber es wäre doch auf jeden Fall möglich ge� wesen, diese Ueberlegung vorzubereiten, und das wäre ein unschäfr barer Gewinn gewesen. Was solche Aufklärung in vielen Fällen hätte bedeuten können, vermag allerdings nur der zu begreifen, der sich in den kleinen Sparer hineindenken kann. Auf der Sparkasse liegen wieder ein paar hundert Mark, ein Notgroschen für Krankheit, Arbeitslosigkeit, Alter. Wer einmal erlebt hat, wie solche in jähre langer harter Arbeit pfennigweis zusammengedarbte Summe sich tn Nichts auflöste, muß verzweifeln, wenn er glaubt, vor einer Wieder holung dieser Ereignisse zu stehen. Die Funkstunde wird wahrscheinlich durchaus mit Recht sagen, daß sie offizielle oder offiziöse Ausführungen zu der Lage so rasch gegeben hat, wie sie irgend zu erlangen waren. Daß dies nur mit eintägiger Verspätung möglich war, ist bedauerlich. ober gewiß nicht ihre Schuld. Aber wo blieben die w i r t s ch a f t s- politischen Vorträge, die sich um eine Klärung der Begriffe bemühten? Die Feststellung, die an dieser Stelle schon oft gemacht wurde, daß die Funkstunde sich viel zu wenig bemüht, mit Wissen- schaftlern in Kontakt zu kommen, die über die Kunst verfügen, volks- tümlich zu sprechen, erklärt das Ausbleiben solcher Vorträge durch- aus: man hat im Funkhaus niemand zur Hand, der in solchem Augenblick das Notwendige zu sagen verstünde. Ein solcher Zustand wäre in jeder Zeitung eine Unmöglichkeit. Jeder Redakteur weiß, daß Aktualität sich nicht darin dokumentiert, daß man eine Meldung noch eine Minute früher als der andere geben kann, sondern in der Schnelligkeit und Gründlichkeit, mit der man zu dieser Meldung Stellung nimmt. Dazu aber braucht man einen Stamm bewährter Fachmitarbeiter, der es ermöglicht, jederzeit umgehend sachkundige Ausführungen über irgendein Gebiet anzufordern. Ueber diese selbstverständliche Tatsache setzt sich die Funkstunde eigenartigerweise hinweg. Sie hat, wenn es wirklich darauf ankommt, unter Umständen nicht einen einzigen brauchbaren Redner bereit. Tatsächlich hat diese ganze Woche keinen einzigen Vortrag gebracht, der zum Verständnis der ganzen Situation irgend- welche Einzelheiten volkstümlich klargestellt hätte,. Die. mehr oder weniger offiziellen Persönlichkeiten, die im Programm der Funkstunde zu der Lage sprachen, mußten natürlich immer um eine Totalität bemüht sein. Von ihnen verlangt der Hörer diesen Ueberblick zu bekommen, der ihm zwar vielfach im einzelnen unver- ständlich bleiben muß, der aber dafür die gewissermaßen amtlich fest- gelegten Grenzen des Gefahrengebietes umreißt, das im ersten Schreck grenzenlos erschien. Aber solcher Ueberblick genügt nicht, wenn dabei keine Einzel- heiten erkannt werden, die Ausdehnungs- oder Eindämmungsmög- lichkeiten d?r Gefahr übersehen lassen. Das allen so geläufige Wort Geld", das im gewöhnlichen Leben den Menschen keinen Begriff. sondern nur einen Maßwert darstellt, wurde mit einem Schlage eine schwierige, unoerstandene Vokabel. Kreditwesen, Währungsfragen, die Organisation von Banken und Sparkassen waren plötzlich Dinge geworden, die zu oerstehen sich auch der volkswirtschaftliche Analpha- bet mühte. Die Zeitungen haben nicht den breiten Raum für solche Erklärungen, die der Rundfunk mühelos hätte geben können. Statt dessen zog das Unterhaltungsprogramm sich zeitfremd weiter durch die Tage. Einmal führte es die Hörer in eine Kleinstadt, die einige Bahnstunden von Berlin entfernt liegt. Dort wohnen Menschen, die

f&echisf vagen des Tages "Der unbefugte Husgang Ein besonderes Merkmal des Hausangestelltenverhältnisses ist die Abhängigkeit auch nach Ablauf der Arbeitszeit. Will die An- gestellte abends ausgehen, nniß sie die Herrschaft(ein Mittelalter- . liches Wort) um Erlaubnis fragen. Sie will aber diesmal, will unbedingt, denn es ist Silvester, und wer möchte zum Jahres- ansang einsam zu Hause sitzen. Die Herrschaft gewiß nicht, sie ist e i n g e l a d e n. Es ist aber noch die Kollegin da, die den Auf- trag hat, auf Kind und Geschäft der Arbeitgeber zu achten. Trotz- dem wird dem Mädchen der Ausgang verweigert, ohne Grund und ohne Sinn. Das erbittert sie, sie greift zur Selbsthilfe, geht einfach fort. Bisher war ihre Führung immer tadellos, und so glaubt sie diesen einen Ungehorsam verantworten zu können. Am nächsten Morgen wird sie f r i st l o s entlassen. Vom Arbeitsgericht, vor dem sie Einspruch erhob, wurde ihr Lohn und Kostgeld für einen Monat zugesprochen(also bis zum nächsten gesetzlich zulässigen Kündigungstermin). Das Landes- orbeitsgericht als Berufungsinstanz bestätigte das Urteil. In der Begründung betonte es, daß der Hausherr objektiv betrachtet kein berechtigtes Interesse daran hatte, die Klägerin an dem Abend in der Wohnung zu wissen. Nach 8� llhr abends würden für gewöhnlich von einer Hausangestellten keine Dienste mehr oer- langt, und da besondere Umstände(Besuch oder Krankheit) nicht vorlagen, hätte sie zweifellos schlafen gehen können, zumal die Ver- sorgung des Kindes ihrer Kollegin oblag. Eine Pflicht wurde also nicht oersäumt. Dazu sei es noch Silvester gewesen, wo in weitesten Kreisen der Wunsch besteht, gesellig beisammen zu sein. Eigen- mächtiges Fortgehen während der Dienstzeit rechtfertige wohl frist- lose Entlassung, dennoch könne bei dem ordentlichen Mädchen, das sich stet» einwandfrei geführt habe, der einmalige abendliche Silvesterausgang nicht als genügender Grund für eine so harte Maßnahme angesehen werden. So muß unsere Hausangestellte also den freudigen Johresansang nicht büßen und das Jahr verläuft ihr hoffentlich weiter jo freudig. Dr. Camilla Striemer.

in diesen Tagen sicher genau so sorgenschwer und so hoffnungsvoll, so sinnlos verängstigt und so vernünftig waren, wie die einzelnen Menschen in Berlin oder an irgendeinem anderen Ort. Was hätte näher gelegen, als davon zu erzählen, wie die Stadt in diesen Togen aussieht, und durch solchen Bericht die Menschen in diesen Zeiten der Sorge fühlbar zusammenzurücken, um mit ihnen über Gegen- wärtigcs zu sprechen? Von solchem Vortrag hätte viel Beruhigung. viel Trost ausgehen können. Aber so war der Vortrag nun einmal nicht vorgesehen, als man ihn vor Wochen ansetzte, und deshalb war es der Funkstunde nicht möglich, ihn so zu bringen. Deshalb widmete man ein Viertel der Veranstaltung den Kunstschätzen des Domes, eia Viertel dem höchst unbedeutenden Dichter Gleim, der bestimmt schon längst vergessen wäre, wenn ihm nicht als Preußenkönigverherrlicher die Schullesebücher ein treues Andenken bewahrt hätten, und die Hälfte der Veranstaltung wurde mit einer Führung durch«ine Wurst- fabrik zugebracht, was der Hörer als symbolische Geste der Funk- stunde nehmen konnte. Falls sonst noch etwas gestreift wurde, so fiel das nicht weiter auf, und es war jedenfalls sicher nichts, was irgend» wie zu den Vorgängen des Tages in Beziehung stand. Vielleicht kam sich auch die Funkstunde mit ihrer unbeirrbaren Durchführung des festgelegten Programms wunder wie diplomatisch vor und glaubte, gerade dadurch zur Beruhigung der aufgeregten Gemüter beizutragen. Nun wäre es gewiß sinnlos gewesen, das ganze Tagesprogramm etwa umzustoßen und die Hörer mit populär- wissenschaftlichen Vorträgen in großer Menge zu verwirren. Aber vernünftige Grundlagen zum Ueberblicken der Situation hätten keinen besonders breiten Platz einzunehmen brauchen; nur richtig aufbauen hätte man sie müssen. Gerade dieser Verzicht der Funkstunde aber auf jede eigene Anteilnahme an dieser erregenden Gegenwart mußte den Hörer beunruhigen und in manchen ängstlichen Gemütern das Gefühl wecken, daß man sie mit Gestrigem über Heutiges hinweg- täuschen wolle.___ Te$. eBuch Eugene Stabil: ßtoiel du Mord, Paris *) Hotel du Nord ist eines jener Hotels, wie wir sie nur in Paris finden können. Ein altes, nicht mehr ganz bausicheres Haus, zwei bis drei Etagen, irgendwo am Ufer der Seine gelegen, zum Beispiel wie hier am Quai de Jemmapes winzige Zimmerchen mit bunten»

) Mit einem Vorwort von Felix Vertäu; und mit tS Zeich- nungen de» Verfassers. Buchverlag Laden u. Comp. Dresden tSSl.

«uvanzleu Tapete», dllrfkkges MMSae. dafvr ade? KvchgÄegen, hett, ein Wirt, der Kaffee und Aprettfs ausschenkt und mit seine» Gästen Karten spielt, eine Wirtin, die überall im Hause nach dem Rechten sieht und stets bemüht ist, daß sich ihre Gästewie zu Hause" fühlen. Wer sind denn diese Gäste, die in Papa Lecouoreurs Hotel du Nord ihr Heim gefunden haben? Arbeiter, kleine Angestellte, Proletarier, die frühmorgens in Lecouoreurs Gaststube hastig ihren Kaffee schlürfen und nach ihrer Arbeitsstätte lausen. Abends kehren sie dann ins Hotel zurück, verschlingen chr Abendbrot, spielen, trinken oder bummeln auf dem Quai. Nachts schlafen sie mit dem Zimmermädchen, soweit sie nicht durch Frau oder Lebensgefährtü« gebunden" sind. Und die Frau Wirttn, die auf die Moral ihrer Gäste ein wachsames Auge hat, muß es dulden. Wenns zu arg wird na, denn wird's eben zu arg. Da ist nichts zu machen. Es gehört zum Alltag dieser Menschen. Und von diesem Alltag erzählt das Buch, von dem Alltag, der reibungslos und nicht allzu bunt abläuft. Und wenn er einmal nicht ganz so abläuft, zum Beispiel ein Zimmermädchen wird schwanger oder ein grell geschminktes, aufgedonnertes, ausgepludertes Weibs- bild schneit herein und verdreht sogar dem gegen olle Weiblichkeit bisher tabu gebliebenen Wirt den Kopf oder die Polizei erkundigt sich allzu lebhaft nach einem der vertrauenswürdigsten Gäste, oder gar das Ereignis eines Tages wie der 1. Mai eine der stärksten Szenen des Buches dann wird diese gleichmäßige, fast monotone Bewegung des Alltags unterbrochen, der Wasserspiegel des Lebens kräuselt sich aber bald liegt er wieder blank und ruhig. Das Leben geht weiter wie gestern und morgen und alle Tage. Aber eines Tages kommt eine Kommission, zahlt Papa Lecouvreur eine stattliche Abstandssumme Geldes auf den Tisch, das Hotel wird niedergerissen, an seiner Stelle erhebt sich nun eine Fabrik. Mieter und ihre Schicksale sind in alle Winde zerstäubt. Das Ehepaar Lecouvreur geht unter die Rentiers. Eugene Dabit, der Verfasser nein, der Dichter des Romans, der eigentlich kein Roman ist, sondern eine Dichtung, eine ganz feine, zarte Dichtung, leicht hingeworfen, skizzenhaft, impressio- nistisch wie die Musik Debussys dieser Eugene Dabit ist vom Schlage eines Albert Thierry. Kein.�Lolksdichter", aber einer, der das Volk kennt, liebt, vor allem aber fühlt. Irgendwo steckt in ihm der Dramottker; da, wo er fest zuzupacken versteht, wo er mit einem Minimum von Ausdrucksmitteln stärkste Wirkung erzielt. Noch aber fehlt ihm die Souveränität in der Behandlung des Stofflichen. Manchmal läuft es ihm durch die Finger, er verliert sich, gerät in Wiederholungen, die ermüden. Dies besonders in der zweiten Hälfte seines Buches. Gegen Schluß aber fühlt man bei chm wieder Grund der Abriß des Hotels packend: ein bleibender Eindruck. Dieser Roman Dabits ist ein Versprechen. Was er davon halten wird, wollen wir abwarten. Uebersetzt hat das Buch Bernhard Iolles, manchmal recht flüchtig, aber fönst gut nachempfunden. Lnedrich Lichtneker.

WAS DER TAG BRINGT iinmniiiiiiuiiniiiniNiuiinmiHifflnmiiiiraiininminnninmfflnwiumunnmuiuniiunnunnmiiiuiniiuiiiiiiiiuiiiinuimuiininuniuimnuiianiinaiiuiiiiiiniuinM ERZÄHLT VON YORICK

Die Beleidigten In Frankreich taten sich zwei Steuereinnehmer zusammen und schrieben einen Roman. Sie wählten einen Ort ihres Amtsbezirks zum Schauplatz. Halle man ihnen aber die Tatsache, daß sie Steuern eintrieben, nur schwer verziehen den Roman oerzieh man ihnen überhaupt nicht. Es kam zum Prozeß; es klagten sieben Hono- ratioren des Ortes: der Pfarrer, der Notar, der Gerichtsvollzieher, der Gastwirt, der Gemüsehändler, zwei davon mit ihren Ehehälften. Die Kläger behaupteten, die beiden Romanoerfasser hätten allen Tratsch, der in der kleinen Stadt umging, rücksichtslos verwertet. Es werde in dem Roman behauptet s) vom Notar: er habe ein Testament heimlich verbrannt; d) von der Frau Gerichtsvollzieher: sie treibe Ehebruch: c) vom Gemüsehändler: er sei ein mongolischer Säuser. Die Verhandlung nahm ein« überraschende Wendung. Die beiden Schriftsteller nämlich wiesen nach, daß sie da» Manuskript längst beendet hatten, ehe dem Tratsch zufolge all diese Dinge passierten bis auf die Sache mit dem Gemüsehändler, und daß der tatsächlich söffe, stellten sie unter Beweis. Nun bleiben zwei Möglichketten. Entweder der Tratsch hat unrecht: dann kennen die beiden Romanciers die Art und Weise des Kleinstadttratsches verblüffend gut. Oder der Tratsch hat recht: dann kennen sie die Moral der Kleinstadt ebenso verblüffend gut. Was beides nicht eben schmeichelhaft für die klagenden Kreise ist. Der ewige Feldwebel Vor einem Wiener Gericht steht Herr Rudolf M. Wegen Be» leidigung des Bundesheeres. Denn er hat einer Abteilung dieses Heeres, das gerade auf freiem Platz exerzierte, vernehmlich donnernd zugerufen:Sauhaufen!" Weswegen," inquiriert der Richter,weswegen haben Sie denn das getan?" Und Rudolf gibt die überraschende Antwort:Wegen der Tra- dition, Herr Richter." Wegen der Traditton...?" Ja... dös is nämlich so: i bin nämlich a alter Soldat, Herr Richter. Feldwebel bin i gwesn beim alten Heer, Feldwebel, freili, jawohl. Sehgn S, i wann da so vor der Truppn standen bin, und die Leit habn die Griff gemacht und die Schwenkungen und so, nachher Hab i immer von Zeit zu Zeit gerufen:Sauhaufen!" Alle Feldwebel im alten Heer habn dees rufen müssn, un wanns dees nöt selbst tan habn, nachher habns die Herrn Offiziere tan." Rudolf macht eine sentimental versonnene Pause.Ja, und schaun S. Herr Richter, jetzt wann i so an Truppn seh, die wo exerziert, und i seh die Uniformen und die Gewehr« und die Griff und die Schwenkungen und so, nachher, weil i doch Feldwebel bin gwesn nachher denk i an die alte Zeit, und i kann mir nimmer haltn, und i mueß brülln:Sauhaufn!" So is deß, jawohl; und i tät schön bittn, sprechens mi frei es is halt a unwider- stehlicher Zwang, Herr Richter..." Der Niagarahund Es gibt zwei Niagarafälle, der ein« ist<7 und der ander« ist 44 Meter hoch. Und es gibt etwa zwanzig Menschen jede» Aller», jeder Nation, jedes Standes, die haben sich eingeschlossen in Eisen- tonnen und in Gummibälle und haben sich diese Fälle hinunter- stürzen lassen. Vielmehr: es g a b sie denn keiner kam lebendig unten an. Vor einigen Tagen versuchte wieder einer, lebendig hinunter- zugelangen. Allerdings unfreiwillig, und deshalb ohne Eisentonne und Gummiball, mit nicht» als mit einem Fell bekleidet. Er war deutscher Abstammung es war nämlich ein deutscher Schäferhund. Der sprang fünf Meter vom Katarakt entfernt ins Wasser.

Die Strömung faßte ihn sofort. Er wurde hinabgerissen, hinunter- geschleudert. Aber er tauchte, 47 Meter tiefer, aus den Strudeln wieder auf lebendig! Die Strudel ließen ihn nicht los. Er schwamm; schwamm um. sein Hundeleben. Am Ufer sammelten sich die Angestellten der großen Kraftwerk«, riefen ihm Weisungen und Mut zu, obwohl das Tier derartiges kaum verstanden haben dürfte. Sie wetteten auch um sein Leben. Wenige setzten auf Leben, viele auf Tod. Der Hund schwamm fast ein« halbe Stunde gegen Strudel und Wirbel. Welle und Gischt. Dann gelang es ihm, einen Felsblock zu erreichen. Von dort wurde er gerettet. Die Angestellten annek- tierten und adoptierten ihn und nannten ihn Lucky, das ist: der Glückliche. Es gibt zwei Niagarafälle, zwanzig Riagaraopfer und einen Niagarasieger. Daß dieser Sieger, ein Hund, der einzige war, der die Natur nicht versuchte und vielleicht deshalb von der Natur gerettet wurde, die sich nun einmal nicht gern versuchen läßt das mögen menschliche Nachfolger Luckys des Glücklichen, an denen es nicht fehlen wird, in Demut bedenken. Viter, lernt um! Matura im Mädchengymnasium zu Leoben . Mathematikarbeit. Reunundzwanzig Aspirantinnen. O Wunder: achtundzwanzig be, stehen! Große Freude im Professorenkollegium, denn in den früheren Jahren waren die mathematischen Leistungen der Damen recht schwach gewesen. Gegensettige, verbotene Hilfe ausgeschlossen, denn jeder Prüfling hatte eine andere Aufgabe bekommen. Größere Freude noch bei den ochtundzwanzig. Die neunundzwanzigste aber steht zuhause dem empörten Herrn Papa gegenüber.Warum," fragt der Tobende mit Recht,warum bestehen achtundzwanzig Mädchen, und warum besteht gerade meine Tochter nicht?" Au» der höheren Tochter hübschem Munde aber eine erstaunliche Antwort:Weil du so rückständig warst, mir jeden Verkehr mit den Hochschülern zu verbieten, und weil ich so dumm war, dir zu ge- horchen." Hoho und wieso... und anschließend ein empörter Brief des Papas an den Herrn Direktor des Mädchengymnasiums zu Leoben . Hochnotpeinliche Untersuchung mit folgendem Ergebnis: Jede der Primanerinncn war nett genug gewesen, einen der Herren Studenten der benachbarten Hochschule zu erhören. Kein Wunder, daß jede anläßlich der Prüfung eine Gegenleistung vom ihrigen erwartete und erhielt. Organisiert wurde die Sache ss, daß die Erste der Klasse, die vom Mathematikprofessor die Ausgabenzettel zur Vertellung erhalten hatte, zunächst mal im Klosett verschmand. Auf diesem Klosett, dem Klosett einer höheren Mädchenschule. wartete, welch furchtbares Geschehnis, ein Abgesandter der Stu» denten, nahm die Aufgabenzettel an sich, eilte damit in«ine nah« Kneipe, allwo die achtundzwanzig Schätze warteten und jeglicher die Aufgabe seiner Angebeteten löste, kehrte noch einer knappen Viertel- stunde ins Mädchenklosett zurück und lieferte die Lösungen der noch immer Wartenden ab. Diese«ille in die Klasse, verteilte die Zettel und es bestand eine jede, mehr oder minder gut, je nach der mathe- matischen Begabung de» Herrn Bräutigams. Nur die eine, die mit dem gestrengen Vater und dem gehorsamen Kindesherzen die bestand eben nicht... Deshalb also der empörte Brief, deshalb Rückgängigmachunz und Wiederholung der Prüfung, und deshalb diesmal glanzvoller Durchfall von neunzehn Maturantinnen. Wenn aber jener eine Papa weniger gestreng gewesen wäre, hätten neunundzwanzig hübsch« Mädchen auf Grund guter Kennt- nisse der Liebesmathematik bestanden, und es wäre eitel Freuds unter Vätern, Töchtern und Studenten gewesen. Deshalb, o ch? Väter von Lcoben und weitester Umgebung: lernt um!