Max Bernardi: Das Nachtsanatorium
Wenn sich in dem Berliner Nachthimmel das Feuer der Lichts, reklamen ergießt, dann öffnet das Nachtsanatorium seine Pforten. Es ist die neueste Errungenschaft einer Weltstadt, die sich ein findiger Kopf vielleicht war es einmal ein Mann aus der einschlägigen Branche", vielleicht nur ein Spekulant, Theaterdirektor oder ein Bademeister ausgedacht hat.
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Es ist klar und auch vorausgesehen, daß dieses Institut für wirkliche Krante nicht in Frage tommt, was übrigens auch bei sehr vielen nicht so außergewöhnlichen Sanatorien der Welt zutrifft. Der Erfinder des Nachtsanatoriums fagte sich mit Recht: So gut, mie für den Schwerkranken in jedem Kulturstaat gesorgt ist, so wenig geschieht für die Gesunden. Jene Gefunden, die tagaus- tagein in jahrelanger Berufspflicht nie die Möglichkeit befizen, eine anschleichende Krankheit im Keime zu erstiden oder ihr überhaupt nur wirksam zu begegnen. Jene Gefunden, die nie Zeit und Geld auf bringen können und wollen, um ihren Körper noch rechtzeitig einer Reparatur auszuliefern. Jene Gefunden, die tatenlos, um nicht zu fagen stumpffinnig, erleben, wie sich ihr Leib ungehindert im täg lichen Einerlei zermürbt und frühzeitig verzehrt. Für diese ist das Nachtfanatorium mit all seinen segensreichen Einrichtungen geschaffen worden, nicht für den bereits Erkrankten, auch nicht für den ,, Eingebildeten Kranken" wohl aber für den„ Eingebildeten Gesunden"
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Um Mitternacht gleicht das Anmelbezimmer einem Reisebüro in der Hochsaison. In bequemen Sesseln studiert man vorläufig nur die Herrenwelt die zahlreichen Prospekte, die eine Schwefter jedem Antömmling nebst einem langen Fragebogen in die Hand drückt: Wann waren Sie das leztemal im Dampfbad? Was halten Sie von Gymnastit?
Haben Sie, wenn Sie im Büro figen, Sehnsucht nach den Bergen oder nach der See?
Welchen Kur- oder Badeort möchten Sie während Ihres Ur. laubes aufsuchen?
Leiden Sie an Stuhlverstopfung? Wenn ja, welche Mittel verwandten Sie bisher erfolglos?
Leiden Sie an Schlaflosigkeit? an bösen Träumen? Fürchten Sie fich vor Zugluft?
In welchen Gliedern verspüren Sie Reißen?
diagnose. Es ist ein physisches Moment: Man soll über sich und seine Gewohnheiten und Lebensweise, die oft heftig gegen das Wohlbefinden verstoßen, nachdenken. Dieser Fragebogen ist bereits die erste, unbewußte Behandlung. Kostenlos. Ihr schließen sich dann nach Lösung der entsprechenden Karten die weiteren Phasen der nächtlichen Behandlung an.
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Das Schwergewicht bei dieser Ueberholung der menschlichen Maschine liegt wie bei sehr vielen ähnlichen Einrichtungen im Waffer. Das nasse Element durchläuft alle pfysikalischen und chemischen Zustände. Bom eiskalten Brunnenwasser bis zur sprühenden Dampfmolte gliedern sich die Kellerräumlichkeiten des Nachtfanatoriums in zahllose Einzelfabinen mit Schwefel, Eisen, Moor und anderen Heilbädern.
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Da sich die Generalreparatur auf ein Minimum von Zeit eine einzige Nacht! beschränken muß, jagen sich die klinischen Behand lungen wie die Bilder eines grotesken Films. Nach den Bädern faust man vier Stodwerte im Lift empor, um eine knappe halbe Stunde im Scheine riesiger Quarzlampen zu verbringen. Ein glas gedeckter Dachgarten mit tropischen Gewächsen, erfüllt vom Dunst halbnadter Rörper. Taghell, mit südlicher Wärme, strahlen die Sonnen ihr Licht. Erschöpfte, dumpfe Ruhe, nur das Surren eines Ventilators ist hörbar. Plöglich ein Glocensignal, die Quarzlampen verlöschen. Trotz der noch immer reichlichen elektrischen Beleuchtung tappt man mie im Finsteren. Durch die Glasdecke schaut der Berliner Sternhimmel mit der lächelnden Mondscheibe.
Ein Stockwerf tiefer. Gemeinsamer Erholungsraum, Ruhesaal, Schlaftabine, Massage, Waage, Zahnbehandlung und Hühneraugen operationen. Man braucht sich nicht den Kopf zu zerbrechen, wohin man sich zuerst wenden soll. Dazu ist auch gar keine Zeit. Auf Grund des abgegebenen Fragebogens hat man ein Rundreisebillett erhalten. Jede Station, die für Behandlung vorgesehen ist, steht der Reihenfolge nach darauf verzeichnet. Und die Chefs der verschiedenen Einrichtungen fnipfen nach erfolgtem Befuche ein Loch in diese Fahrfarte. Praktisch, finnreich und zwedentsprechend. Wie überhaupt die ganze Anstalt.
Sind Sie passionierter Raucher? Wieviel Zigarren? Wieviel und mündet mit einer Rutschbahn im vegetarischen Speisesaal im Zigaretten?( ehrlich)
Sind Spirituosen Ihre Freunde? Kaffee, Tee?
Milch?
Effen Sie gerne Süßigkeiten oder Fleischspeisen und pitante Berichte?
Welcher Zahn tut Ihnen meh?( in Bild VII einzeichnen.) Ufm. usw.
Im zweiten Stodwert ist Gymnastik und Sport untergebracht. Sogar eine richtige, Heine Hindernisbahn mit Gräben, Sträuchern und Wasserpfügen ist da; sie läuft rund um die Turn- und Borarena ersten Stod. Dort befinden sich auch die so viel von sich redenmachenden Hochfrequenzanlagen, leider aber außer Betrieb. Eine gerichtliche Verfügung, wahrscheinlich durch die Beileis'schen Unternehmen erwirft, verbot die Uebergabe an das Publikum.
Bei der ersten Morgendämmerung verlassen auch schon die ersten Gäste das Sanatorium. Uebernächtigt, mit schmerzenden Gliedern, den Schädel voll mirrer Eindrücke, stürzt man in den morgendlichen Berkehr der Weltstadt. Aber bald ringt sich neue Kraft aus Mustel und Knochen. Ein Bärenhunger stellt sich ein. Auf beiden Backen fauend der hohle Zahn links oben murde um dreiviertel vier Uhr früh gefüllt erzählen braun gebrannte lachende Gefichter in Büro und Fabrik vom Wunder der vergangenen Nacht. Vom Wunder des neuen Jungbrunnens einer Großftadt: Bom ersten Berliner Nacht
Bierunddreißig Fragen find zu beantworten. Wer sich einer individuellen Behandlung unterziehen will, erhält noch zwei Zusatzbogen mit insgesamt 118 peinlichen Gewissensfragen. Im übrigen besteht aber trotz der vielen Fragerei feine besondere Differenzierung der Behandlungsmethoden. In Wahrheit verfolgt der allgemeine Fragebogen ein ganz anderes Ziel als die Errechnung einer Papier - sanatorium.
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Aus der Welt der Zoos
In der Anlage der Zoologischen Gärten hat sich nach dem Kriege| zeichnete. Ich habe das selbst gekostet," fügte der Gelehrte, stolz auf ein großer Umschmung vollzogen, und überall bricht man jezt mit diese Heldentat, hinzu. dem solange festgehaltenen Berfahren, die wilden Tiere in Käfige und große Häuser einzusperren. Man läßt sie sich im Freien und möglichst unter natürlichen Bedingungen bewegen. Bahnbrechend dafür war der von Hagenbed schon vor dem Kriege eingerichtete Wildpark von Stellingen bei Hamburg , der folange eine einzigartige Sehenswürdigkeit war. Jetzt sind diesem Beispiel schon sehr viele 300s gefolgt.
In der Nähe von London hat man in Whipsnade einen ähn lichen Tierparf geschaffen, der Berliner 300" wird ebenfalls nach diesen Gesichtspunkten umgestaltet, bei München ist der Tierpart von Hellabrunn entstanden, und so tommt überhaupt auf der ganzen zivilisierten Welt ein neuer Zug in die Anlage der Tiergärten. Diese Entwicklung wird von dem englischen Zoologen Harold J. Shepstone in einem soeben erschienenen Werk ,, Wilde Tiere von heute" geschildert. Der Verfasser hat die wichtigsten Zoologischen Gärten und Wildparke der Welt selbst besucht und wichtige Aufschlüsse über das Fangen und den Transport wilder Tiere von den beiden Meistern auf diesem Gebiet, Heinrich und Lorenz Hagenbed, erhalten. Er weiß daher mit einer Fülle von bisher unbekannten Mitteilungen und Beobachtungen aufzuwarten. Er beschreibt Deutschland als das hervorragendste Land der 300s. Er erzählt von den Nöten, die während des Weltkrieges über die deutschen Zoologischen Gärten hereinbrachen, und hebt die verbildliche Bedeutung des fäfiglosen 300s" im Stellinger Tierpark hervor.
Die größte Tierzahl besitzt der Londoner 300, aber die größte Ausdehnung der New- Yorker. Dieser ist überhaupt an eigenartigen Einrichtungen reich. So haben im Löwenhaus Drahineze die eisernen Gitter ersetzt, und das Affenhaus, das einen fleinen Wald von etwa einem Dugend Bäumen aufweist, ist vollständig geruchlos. Zwei Orang- Utans und zwei Schimpansen nehmen ihre Mahlzeiten in Anwesenheit des Publikums ein; sie figen an einem Tisch, trinken aus Gläsern und essen von Tellern wie die Menschen.
Reich ist das Buch an merkwürdigen Zügen, die von den Insassen der 300s erzählt werden. So erfahren wir z. B. von der Vorliebe eines Eisbären für Regenschirme. Der Eisbär Sam, der 20 Jahre den Londoner Zoo zierte, wetteiferte in dieser Sammelleidenschaft mit dem Freunde des Dichters Verlaine Bibi La Purée. ,, In einer Ecke seines Käfigs," erzählte Shepstone ,,, befand sich ein Träger, der das Gitter stüßte. Auf diesen Träger legte nun Sam ein Stück Brot oder einen Fisch und tat so, wie wenn er diese Dinge nicht erreichen könnte. Rasch fand sich ein gutmütiger alter Herr oder eine freundliche Dame, die sich beeiferte, ihm mit ihrem Schirm oder Stock den Leckerbissen zuzuschieben. Darauf hatte Sam nur gemartet. Mit einem raschen Griff sicherte er sich den begehrten Sammelgegenstand und verbarg ihn in seinem Baffin. Auf diese Weise eroberte er öfters drei bis vier Schirme am Tage und eben so viele Spazierstöcke, aber den Rekord von zwanzig Schirmen, den Bibi aufstellte, erreichte er doch nicht. Dieser Reford murde freilich bei einer seltenen Gelegenheit erreicht, nämlich- beim Begräbnis Berlaines."
Aus den Eigenheiten des Affenhauses weiß der Verfasser zu berichten, daß die vierhändigen Helfer, die ihren Gefährten bei der Suche auf dem Fell unterstützen, nicht etwa auf Ungeziefer Jagd machen; sie sichern sich vielmehr Schorfstüdchen, die von einer salzigen Ausscheidung einen besonderen Geschmad haben, ben der verstorbene Cambridger Bintage Circle Chipien nis angenehm bitter be
Im dritten Kapitel„ Der Zoodofter" wird von den tierärztlichen Leistungen vieles erzählt, von den schwierigen Operationen, die glück lich ausgeführt wurden usw. Die besten Patienten find die Affen, die nur die böse Angewohnheit haben, ihren eigenen Schwanz zu fauen, wodurch nicht selten eine Blutvergiftung herbeigeführt wird. Im Londoner 300 werden daher solche selbst beigebrachten Wunden mit einer roten scheußlich schmeckenden Salbe bestrichen, die die Tiere vom Weiterfauen abhält.
Nordlicht und Photographie
Auf Grund der Erfahrung, daß Nordlichter im südlichen Osttanada häufiger gefichtet werden als an irgendeiner anderen Stelle der nördlichen Halbtugel, haben kanadische Physiker im Januar und Februar photographische Aufnahmen von Nordlichten gemacht. Sie hatten zu diesem Zweck zwei Beobachtungsstationen an der James Bay eingerichtet, die in telephonischer Verbindung standen, und von denen jede mit photographischen Apparaten ausgerüstet war, wie sie beim Photographieren vom Flugzeug aus verwandt wurden. Wenn ein Nordlicht von beiden Stationen gefichtet wurde, richteten die Photographen die Linse auf den Himmelsabschnitt, über den sie sich vorher telephonisch verständigt hatten, und machten eine Reihe von Aufnahmen. Die Richtpunkte am Himmel wurden durch die Sterne festgestellt, die gleichzeitig photographiert wurden. Wenn die Platten entwickelt waren, ging man daran, die Höhe der Lichtausstrahlung an beiden Plätzen zu berechnen. Die Ergebnisse der Berechnungen zeigen, daß die Lichtstrahlen, die das Nordlicht aussendet, gelegentlich zwar 250 Kilometer über der Erde liegen können, daß aber 160 Kilometer als die gewöhnliche Höhe anzusehen sind. Diese Ergebnisse stimmen auch mit denen der Messungen überein, die in Standinavien vorgenommen wurden.
Prähistorische Ingenieure Aufschlußreiche Mitteilungen über die technischen Behelfe der Urmenschen verdantt man, so schreibt die ,, Umschau", dem Straßburger Archäologen Forrer. Während bis zur jüngeren Steinzeit zur Gesteinsbohrung ein spizer, an einem Holzschaft befestigter und mittels einer Bogensehne gedrehter Feuerstein Berwendung fand, der die umständliche Verwandlung des ganzen Bohrlochinhalts in Staub erforderte, tamen später, dank dem Einfall eines prähistorischen Erfinders, die uns heute geläufigen Kern- oder Kanonenbohrmaschinen auf, die nur die Berwandlung eines schmalen, zylindrischen Anteiles in Staub nötig machten. Die auch aus jener Zeit stammenden Steinfägen müssen so verwendet worden sein, daß mit der an einem Balken befestigten, hin und herpendelnden Steinfäge von beiden Seiten her Einschnitte erzeugt wurden, worauf ein fräftiger Schlag genügte, um den Stein in die Ebene der beiden Einschnitte zu spalten. Wenn auch die altägyptischen Techniker die Dampfkraft nicht fannten, verfügten sie im Rollholz mit Hebel über geeignete Borrichtungen, um die schwerften Steine über meite Streden zu befördern, was aus Abbildungen aus altägyptischen Reliefs hervorgeht. So wurde auch der große Obelist von Heliopolis auf diese Weise fast 350 Kilometer weit gerollt.
m. Softfchenko: Galgenhumor
Womit vermöchte ein Arbeitsloser sich noch in unserer bedrängten Zeit den Lebensunterhalt zu verdienen. Es gibt faum eine Möglichfeit. Von einem Radler überfahren zu werden, gehört zu den glücklichen Zufällen. Man kann ihm für seine Fahrlässigkeit einen Rubel abfknöpfen. Schon beffer, wenn irgendein Schoßhündchen einem ein Loch in die Hose reißt.
Dafür läßt sich unter Umständen auch ein Zehnrubelschein von seinem Herrn einkassieren. Aber die Lebensmöglichkeiten auf unserer guten Erde werden immer spärlicher. Die Radler find vorsichtiger geworden und die Hündchen wollen nicht onbeißen. Ein wahres Elend für den Erwerbslosen. Fällt einen schon mal ein Hund an, so ist der Eigentümer hinterher nicht zu finden; er hat sich schleunigst aus dem Staube gemacht. Es gibt niemand zu rupfen. So ist jeder gelegentliche Erwerb äußerst behindert.
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Zuweilen geschieht es, daß das Glück sich einem von selber auf, drängt das Ges man brauchte nur zuzugreifen. Doch nichts da set stellt sich davor. Eines Tages ergehe ich mich betrübt im Garten der Arbeit. Vor einer Bant fist ein kleines Schoßhündchen mit einer großen Bandschleife. Seine Eigentümer, ein Bürger und dessen Dame find beschäftigt, die Frühlingsluft in ihre Lungen einströmen zu lassen.
Mich durchzuckt ein Gedanke. Ich sehe mich auf die Bant, lasse heimlich und sachte die Spize meines durchlöcherten Stiefels gegen das Hundschnäuzchen spielen. Ein anderes Schoßhündchen hätte den Angriff des Stiefels wohl unverzüglich mit einem heftigen Biß in die Hose quittiert. Und dann hätte sein Herr einen Zehner springen lassen müssen. Dieses durchtriebene Tier aber bleibt auf seinem Schwanze fizen und beobachtet sorgfältig jede Bewegung des Stiefels.
,, Ww... Wm... beiß zu", mache ich.
Aber er denkt nicht dran. Ob sein Fettwanft ihn behindert? Jedenfalls, er beißt nicht zu. So, so... denke ich, erhebe mich und verseze dem Schoßhündchen einen wütenden Fußtritt. Es gibt Gewinsel, Lärm, Geschrei. Ein Menschenauflauf entsteht. Die Dame bekommt einen hysterischen Anfall. Der Bürger hebt die Hand, augenscheinlich um ihr eine herunterzuhauen. Eine Alte findet sich ein:
,, So wisch doch dem Halunten eine aus für das Hündchen! Das Hündchen ist nicht schlechter als wir armen Sünder."
Der Bürger läßt sich's gesagt sein, holt mächtig aus und haut mir eine hinter die Ohren.
Fünfzehn bis fündundzwanzig Rubel, dente ich, ein recht. schöner Betrag. O, du Narr, hast dich selber getroffen. Ich wende mich ans Bublifum.
Bürger," frage ich, ist es gestattet, einen Erwerbslosen vor aller Welt in die Frage zu hauen?" Aufs neue Lärm, Gezeter.
,, Es ist nicht gestattet. Hallo, Brüderchen, zur Polizei mit denen da."
Ich sage: Vielleicht läßt sich's ohne Polizei abmachen. Ich ver lange nur 25 Rubel als Entschädigung."
Das Publikum rät: Mach's nicht für 25 Rubel, Brüderchen. 25 Rubel schrecken feinen ab. Die müssen einen gehörigen Denkzettel erhalten. Zur Polizei mit ihnen."
Man schleppt sie zur Polizei. Wieder Lärm, Geschrei, Klagen. Ein Protokoll wird aufgesetzt. Die Zeugen aus der Menge stellen fich auf meine Seite. Ich sage:
,, Da volle Einstimmigkeit herrscht, so bin ich nicht gewillt, mich unter vierzig Rubel zu vergleichen. Wir leben nicht zu Nitolaus des Blutigen Zeiten, daß man einem ohne weiteres die Visage einhauen dürfte. Wie, wenn mir nun die Schnauze noch zwei Tage lang weh tut?"
Das Protokoll ist endlich fertig. Alle Anwesenden werden aufgefordert, ruhig auseinanderzugehen und sich bis zum Verhandlungstag zu bescheiden. Ich mache mich auf dem Heimweg. Berichte zu Hause. Man freut sich für mich. Gratuliert, trinkt auf mein Wohl. Die Zimmerwirtin gibt mir drei Rubel auf Kredit, der Hausverwalter Iwan einen halben Rubel als Vorschuß auf fünftige Genüsse. Andrej Iwanowitsch aus Zimmer 5 zwanzig Ropefen und obendrein das Mittagessen. Drei Tage lang lebe ich herrlich und in Freuden. Ich träume von den schönen Lingen , die ich mir anschaffen will. Jedenfalls feine Stiefel, sondern Sandalen. Und noch ein halbes Jahr hindurch werde ich leben, wie ein Krösus .
verläuft programmäßig. Auf dem Tisch prangt das Gefeßzbuch, an den Wänden hängen Porträts. Seitwärts hat der Staatsanwalt seinen Platz. Reden werden geschwungen, alles nimmt meine Partei. Ich mach's nicht unter fünfundvierzig Rubel, denke ich. Und plöglich ertönt der Gerichtsbeschluß: Ein halbes Jahr Ge fängnis unter strenger Isolierung.
Drei Tage sind verstrichen. Die Berhandlung findet statt. Alles
träumen lassen! Dieses mir, einem Erwerbslosen! Das hätte ich mir nicht Rubel wenigstens..." ,, Bürger", sage ich! Boltsrichter! Herr Staatsanwalt! Zehn
Sie schweigen.
,, Was soll daraus werden? Wer wird meine Wirtin bezahlen. Andrej Iwanowitsch fann noch warten. Aber die Wirtin. Ihr bleibt nichts übrig, als sich aufzuhängen. Versezt euch doch in ihre Lage." wie ich gekommen, aus dem Gerichtssaal. Mein einziger Gewinn Ach, das Leben ist unbarmherzig wie ein Stein. Ich ging leer, an dem verzweifelten Unternehmen war das Gefängnis. ( Aus dem Nufftschen übertragen von Sascha Rosenthal.)
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Ein telepathischer Hund
Eine Geschichte von einem Hunde, der telepathische Fähig feiten gezeigt haben soll, wird in einem soeben erschienenen englischen Buch ,, Das Tagebuch eines Zeltbewohners" von Fay Inchfawn erzählt. Die Verfasserin faufte ein Haus von einem gewissen A., der dann außer Landes ging. Sein Windhund wurde nach einem mehrere Kilometer entfernt gelegenem Gut gebracht, wo er drei Jahre lang blieb, ohne auch nur die geringste Anstalt zu machen, sein früheres Heim wieder aufzusuchen. Eines Tages traf die Nachricht ein, daß A. zurückkehren würde. Lange bevor er wirklich eingetroffen war, so erzählte die Verfasserin, fand ich eines Morgens einen zitternden, abgehezten Windhund an der Schmelle des Hauses, der sich so eng wie möglich an die Türe schmiegte und mir sofort Freundlichkeiten bezeigte. Er sprang an mir empor, medelte mit dem Schwanz und gab mir auf jede Weise zu verstehen, daß ihm diese Treppe und diese Zimmer sehr gut befannt waren. Woher wußte mun der Hund, daß sein Herr wieder zurückkehrte? Hatte er irgendwelche telepathischen Eigenschaften, die ihm offenbarten, daß sein Herr nun bald da sein würde?" Diese Erklärung ist freilich etwas fühn, und eine andere ist näherliegend, die der Zoologe Dr. W. T. Calman ausgesprochen hat, als man ihm den Fall vortrug.„ Es ist wahrscheinlicher", meinte er ,,, daß der Hund irgend wen sagen hörte, daß man seinen früheren Herrn zu Hause erwarte; der Klang des mohlbefannten Ramens mag in dem Tier die Erinnerung an die alte Heimat ermedt haben." B.