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Ehrenmänner!

Ehemalige Offiziere und Großpensionäre verleumden

Minister.

Stuttgart  , 20. Juli.  ( Eigenbericht.)

Bor menigen Tagen wurde gemeldet, daß der württembergische Staatspräsident Bolz, melcher der Zentrumspartei   angehört, sich gegen Gerüchte zur Behr sehen müffe, nach denen er 200 000 m. nach der Schweiz   verschoben und dort ein Haus ermor. ben haben soll. Der in Böblingen   ansässige Urheber dieser Ge­rüchte sei festgestellt worden und Bolz habe bereits Strafantrag gegen ihn gestellt. Der Name wurde jedoch nicht genannt. Dazu teilt die sozialdemokratische Schwäbische Tagwacht am Montag folgendes mit:

,, Der unter Anklage gestellte Mann ist der Major a. D. Palmer vom Flughafen Böblingen. Die Hintermänner, von denen er die Verleumdung übernommen hat, sind General a. D. Keim in Ulm   und der nationalsozialistische SA.- Häuptling Don Jagom, drei Pensionäre der Republik  , drei Säulen deutscher   Offiziersehre. Aus diesen Kreisen stammt die Ge meinheit. Denn eine solche ist es, das müssen gerade wir sagen, die mir als politische Gegner Bolz' feine persönliche Inte grität durchaus anerkennen. Den Herren Nationalen ist die Geschichte mehr als peinlich. Es sind bereits Versuche im Gange, Major Palmer zu schützen. Davon fann jedoch keine Rede sein, daß mir solchem Beginnen tatenlos zufehen würden. Wir verlangen eine exemplarische Strafe gerade gegen Leute, die ihre gesellschaftliche Stellung zum Kampfe mit so niedrigen persönlichen Mitteln aus nügen ohne Rüdficht darauf, ob sie nur Geschobene sind. Uebrigens eine nette Ironie. Der Major Palmer ist auf seinen Bosten beim Böblinger   Flughafen durch den Zentrumsmann Kaelin gekommen. Ein nachdenkliches Kapitel für das Zentrum, das über diesen Dank vom Hause hatentreuz etwas erstaunt fein mag. Wir find es nicht."

Das Reich ist an der Lufthansa beteiligt und übt ein Aufsichtsrecht über sie aus. Will es länger dulden, daß an der Spitze des Böblinger   Flughafens und der dortigen Pilotenschule ein Mann steht, der sich aus Haß gegen die Republik   zur Verbrei­tưng Derleumderischer Beleidigungen gegen

führende Männer hergibt?

Erklärungen im Klassenkampf".

Der Berlag gegen den ,, Mahnruf" der Herausgeber. Im neuesten Heft des von Seydewig und Rosenfeld heraus­

gegebenen Klaffenkampf" findet sich auf der dritten Umschlagfeite eine Erklärung des Verlags, in dem es heißt:

Mahnruf an die Partei" bringt aber die Gefahr mit Der in Nr. 13 der Zeitschrift ,, Der Klassentamps" erschienene sich, daß der gemeinsame Boden verlassen werde, morauf der Meinungstampf innerhalb der Partei geführt werden muß. Die E. Laubsche Berlagsbuchhandlung G. m. b. 5. hält es deshalb für ihre Pflicht, hiermit befanntzugeben, daß die Ge noffen, die die Inhaber des Berlages find, die politische Berantwortung für de n Bartei nicht übernehmen."

,, Mahnruf ant die

Die Redaktion erläßt eine Gegenerflärung: Zu der im Inseratenteil der vorliegenden Nummer veröffent­lichten Erklärung des Laubschen Verlags haben mir zu bemerken, daß die Redaktion des Klaffenfampf von dem Berlag voll. tommen unabhängig ist und der Berlag selbstverständlich feinerlei supolitische Berantwortung trägt für die politischen Handlungen der Herausgeber des Klaffenkampf. Um diese Tatsache festzu­stellen, hätte es der Erklärung des Berlags nicht erst bedurft, Wir selbst sehen auch feinen Anlaß, uns gegen die Veröffent lichung dieser Erklärung zu menden. Ob die Beröffentlichung diefer Erklärung notwendig war, mögen die Leser selbst ent scheiden."

Man tann aus diesem Erklärungstampf schließen, daß die Sonderaffion der Herausgeber des Klassentampf" selbst in den Kreisen ihrer nächsten Freunde verurteilt wird.

Sachsen   verbietet Propagandafahrten. Aber fein allgemeines Demonftrationsverbot.

Dresden  , 20. Juli.  ( Eigenbericht.) In einer amtlichen Verlautbarung stellt die sächsische Re­gierung fest, daß in Sachsen   zunächst noch auf ein allgemeines Demonstrations- und Versammlungsverbot verzichtet werden könne. Dagegen habe das Gesamtministerium beschlossen, Propaganda­fahrten aller Art, die von Mitgliedern politischer Ver­einigungen oder zu politischen Sweden auf öffentlichen Wegen unternommen werden, bis einschließlich 15. September dieses Jahres zu verbieten.

Ferner werden die Polizeibehörden in der Verlaufbarung darauf hingewiesen, daß sie von den ihnen durch die neuesten Ver. ordnungen des Reichspräsidenten   übertragenen Befugnisse ge­gebenenfalls schnellstens Gebrauch machen sollen. In erster Linie sollen öffentliche Versammlungen sowie Ansammlungen und Auf­züge unter freiem Himmel, bei denen Zuzug ortsfremder Bersonen in Aussicht steht, verboten werden. Erfahrungsgemäß werde besonders durch solche Versammlungen die öffentliche Sicher. heit und Ordnung gefährdet.

Der Herr der zwölf Marmorbadezimmer

C.Lahusen

Der Eingelieferte: Ah, sagen Sie mal: wieviel Badezimmer stehen einem hier eigentlich zur Verfügung?"

hier,

Der Wiener   Sozialistenkongreß

Tagesordnung, Kommiffionen, Frauenkonferenz

wird vom 25. Juli bis 1. August im Konzerthaus in Wien  Der Bierte Kongreß der Sozialistischen Arbeiter- Internationale Frauenkonferenz der SAJ., das Büro und die Eremitteilungen der Parteien berechtigen zu der Schlußfolgerung, daß der stattfinden. Vor dem Kongreß tagt die Vierte Internationale futive, sowie eine Reihe von Vorkonferenzen.

Am 25. Juli, 3 Uhr nachmittags, wird der Kongreß feierlich eröffnet werden. Die Eröffnungsreden halten Vandervelde, der Borsigende der Exekutive, und Seiß, der Vorsitzende der der Borsitzende der Exekutive, und Seiz, der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutsch  - Desterreichs. Die Er öffnungssigung wird durch die Radiostation Hilversum  ( Holland  ) übertragen werden.

Die eigentlichen Beratungen beginnen am Montag, dem 27. Juli. Bormittags werden Rommiffionen tagen, am Rachmittag um 3 Uhr findet eine Plenarsizung des Kongreffes statt. Die Tages: ordnung umfaßt folgende Bunkte:

1. Der Sampf um die brüstung und gegen die Striegsgefahr. 2. Die allgemeine Lage der sozialistischen   Bewegung und der Kampf der Arbeiterklasse um die Demokratie.

3. Die Weltwirtschaftstrife und die Arbeitslosigkeit.

4. Bericht der Internationalen Frauenkonferenz.

5. Bericht über die Tätigkeit der Exekutive und des Sekretariats der SAJ. und organisatorische Fragen der SAJ.

Für jeden Tagesordnungspunkt wird eine Kommission ein­gesetzt, in der die einzelnen Länder durch einen bis vier Delegierte vertreten sind.

Am Sonntag, dem 26. Juli, findet eine große Maffenfundgebung in den Straßen Wiens   ftatt.

An ihr nehmen außer den Wiener   und den Arbeitern der öster­reichischen Provinz auch Zehntausende ausländischer Teil. nehmer der Arbeitersport Olympiade teil, die uns mittelbar vor dem Kongreß stattfindet. Die Delegierten und Gast­delegierten zum Kongreß werden von der Rampe des Parlaments aus den Zug begrüßen.

Das Sekretariat der SAJ. legt dem Kongreß ausführliche, ge brudte Berichte vor. Sie umfassen: eine politische Uebersicht, einen organisatorischen Bericht, einen Bericht über die Frauen in der Sozialistischen Arbeiter- Internationale, einen Bericht über die angefchloffenen Parteien, sowie zum erstenmal eine Darstellung der Lage in jenen Ländern, in denen der SAJ. Parteien nicht an­geschlossen sind. Die politische Uebersicht zerfällt in vier Hauptabschnitte, von denen der erste den Kampf gegen den Faschis mus, der zweite den Kampf um Arbeit und Brot", der dritte die Aktionen für die Abrüstung und der Schlußabschnitt die anderen weltpolitischen Probleme behandelt.

Die Berichte werden nach dem Kongreß gemeinsam mit dem Stenographischen Protokoll der Kongreßverhandlungen gedrudt erscheinen. Sie werden, ebenso wie die Berichte des Marseiller und des Brüsseler Kongresses, ein wertvolles Nachschlagewerk für die internationalen Probleme des Sozialismus bilden.

Sommer- Feldlager der Hitler Jugend  . des Brüffeler Kongresses, ein wertvolles Nachschlagewert für die

Bayern   verbietet Zeilnahme bayerischer Schulkinder. München  , 20. Juli.  ( Eigenbericht.)

W

Im Braunen Haus wurden seit Monaten Borbereitungen für ein Sommer Feldlager der sogenannten Hitler jugend getroffen, das von 19. bis 23. August im Bayerischen Wald   durchgeführt werden sollte. Der bayerische   Kultusminister hat nun die Beteiligung banerischer Schultinder an diesem Zeltlager Derboten und angekündigt, daß gegen zuwiderhandelnde Schüler mit den Mitteln der Schulzucht und gegen die Eltern mit An= zeigen nach dem Polizeiftrafgefegbuch vorgegangen

wird.

Auch der Stahlhelm murde mit einem Berbot bedacht. Seit dem 15. Juli hat er auf dem früheren Truppenübungsplatz Lager Lechfeld bei Augsburg   eine größere Anzahl Stahlhelmer zusammen­gezogen, die unter der Maste einer sportlichen Veranstaltung für Arbeitslose sogenannte Uebungen abhielten. Nachdem die Behörden fich überzeugt hatten, mas es in Birklichkeit mit diesem Stahlhelmsport für eine Bemanbinis hat, wurde die Beiterführung des Rurfus untersagt

Selbstmordversuch des Gesandtenmörders. Im Gefängnis in Graudenz   hat Kowerda, der im Jahre 1927 ben Somjetgefandten in Warschau  , Woitom, ermordete, einen Selbstmordversuch durch Deffnung der Bulsabern begangen. Romerba wurde seinerzeit zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt, bann aber zu zehn Jahren Buchthans hegnabigt

Die IV. Internationale Frauenkonferenz.

Delegationen zum Internationalen Sozialistenkongreß. Täglich gehen noch Anmeldungen zum Internationalen Kongreß beim Sekretariat der SAJ. in Zürich   ein. Aber schon die bisherigen Wiener Kongreß   so zahlreich und repräsentativ beschickt sein wird wie einer vorher. Von den bisherigen Anmeldungen seien hervor­gehoben: Aus Großbritannien   sind bisher 42 Bertreter, unter ihnen der Parteivorsigende Stanley Hir st und der bekannte Völker­rechtsverständige Philip Bater angekündigt. Aus Belgien  tommen unter der Führung Don Bandervelde, De Broudère und van Roosbroed 44 Delegierte. An der Spige der 40 Genossen und Genoffinnen umfassenden dänischen Delegation wird voraussichtlich Staatsminister Stauning stehen. Deutschland   hat bisher 97 Delegierte angemeldet, unter ihnen zahlreiche auch im Ausland mohlbekannte Genossen, so den preußi­fchen Snnenminister Sepering, den Reichstagspräsidenten 2 ö be, Die drei Borteivorigenben Crispien, Bogel   und Wels, den Fraktionsvorsigenden Breitscheid   usm. Aus Frankreich   sind vorläufig 25 Delegierte angemeldet, darunter Léon Blum  , Brade, Bonguet, Renaudel, Paul Faure  . Aus Schweden   tommen 38 Delegierte, geführt von Per Albin Hansson   und Gustaf Möller  . Die holländische Delegation umfaßt 11 Delegierte, unter ihnen Albarda, Wibaut, Dudegeest, Bliegen. Die tschechoslowakische Sozialdemokratie entsendet 48 Delegierte, unter ihnen den Unterrichtsminister Dérer, den Vorsitzenden des Senats Soukup, Dr. Lew Winter, Gustav Sabrman usw. Die 44 Genossen und Genoffinnen starke Delegation der deut­ schen   Sozialdemokratie in der Tschechoslowakei  steht unter der Leitung des Ministers für soziale Fürsorge, Czech  . Aus den Bereinigten Staaten tommen 26 Delegierte und Gastdelegierte, unter ihnen Morris Hill quith, Harry Laidler  , Clarence Senior. Lettland   sendet 17, Rumänien   11, die neu Utrainische Radikal- Sozialistische angeschlossene Partei in Polen   9 Delegierte. Die Schweiz   wird durch 16 Delegierte in Wien   vertreten sein. Als Gast delegierte werden am Kongreß u. a. fünf Vertreter der Sozialdemokratie. Japans  , sowie der Sekretär des Indischen Gewerkschafts­tongreffes, Bathale( Bombay  ), teilnehmen.

Nachflänge zum Stahlhelmtag. Rowdytum Berliner   Stahlhelmgruppen.

Wie der Amtliche Preußische Pressedienst der Antwort des preußischen Ministers des Innern auf eine Kleine Anfrage ent­nimmt, ist es aus Anlaß der Durchfahrt von Mitgliedern des Stahl­helm zum 12. Reichsfrontsoldatentag des Stahlhelm in Breslau  in Hirschbergund Umgegend am 30. Juni und 1. Juli 1931 zu zahlreichen bedauerlichen Ausschreitungen gekommen. Die Schuld hieran trifft nach den eingehenden amtlichen Feststellungen fast ausnahmslos Berliner   Stahlhelmgruppen, die der Hand ihrer Führer entglitten waren und sich der ruhigen ein­heimischen Bevölkerung gegenüber in unerhörter Weise benommen und Beispiele eines höchst verwerflichen Rowdytums gegeben haben.

Vor dem Kongreß der Sozialistischen Arbeiter Internationale wird eine Internationale Frauentonferenz stattfinden. Sie beginnt am Donnerstag, dem 23. Juli, 3 Uhr nachmittags, im Kon 3erthaus in Wien  , und wird vermutlich Freitag, den 24. Juli, beschreitungen, die durch fleine Gruppen unter Leitung, orts­endet werden. Die Eröffnungsansprache wird durch Radio über tragen.

Die Tagesordnung lautet:

1. Die Frau in der Wirtschaft.

2. Die Wirkung der politischen Reaktion auf die Freiheit der Frau( Referentin Tony Sender  ).

3. Die Fortschritte der sozialistischen   Frauenbewegung seit der Brüsseler Konferenz 1928( Referentin Adelheid Popp  ).

Bei den planmäßig betriebenen Ruhestörungen und Aus­tundiger Führer gleichzeitig an verschiedenen Stellen der Stadt durchgeführt wurden, war es leider nicht immer möglich, fie von vornherein zu verhindern. Gleichwohl ist es dant der auf­opfernden Tätigkeit der Polizeibeamten gelungen, in zahlreichen Einzelfällen die Täter festzustellen und sie zur Anzeige zu bringen.

Die in Hirschberg gemachten Erfahrungen mit der Un­zuverlässigkeit der von der Stahlhelmleitung für die Auf­rechterhaltung Don Ruhe und Ordnung gegebenen 3u. Die Frauen der sozialdemokratischen Organisation Wiens ver. ficherungen werden in fünftigen Fällen zu einer besonders anstalten zur Begrüßung der ausländischen Delegierten eine Berforgamen Bertung   solcher Bersicherungen Veranlaffung geben urb sammlung der weiblichen Vertrauenspersonen von Wien   im banach die Entschließungen der Bolizeibehörden bestimmen. großen Saal des neuen Gebäudes der Organisation der Hotel  -, Saft und Kaffeehausangestellten, Wien IV, Treitlstraße, in der einige Vertreterinnen der ausländischen Delegationen das Wort ergreifen werden. Außerdem sind fünstlerische Darbietungen, Mufit und mehrsprachige Lieder und Rezitationen vorgesehen.

Der Ronferenz geht eine Sigung des Internationalen Frauen fomitees notan.

3wei Tote an der serbisch  - bulgarischen Grenze. In der Nähe der bulgarischen Grenze stieß eine fübflamische Batrouille auf vier bewaffnete Leute, die, statt auf den Anruf stehen zu bleiben, das Feuer eröffneten. Dieses wurde von der Patrouille erwidert. Da bei murben zwei Mann von der Banbe getötet, mährend es den I beiben anderen gelang, über die bulgarische Grenze zu entfammen.