A»' Aufbau und Neuordnung! Was die kapUatifHfche Politik dem'Volk gebracht hat
3n der Erklärung der Unternehmerverbände ,u der Kundgebung des sozialdemokratischen Parteiau-schusses konnte man lesen, das; die deutschen Unternehmer„in einer durch politische Ein- griffe verfälschten und in ihrem inneren Ausgleich ge. hemmten kapitalistischen wirtschostssorm, die zudem die zerstörenden Aolgen der Reparotionspolitik zu ertragen hat", arbeiten mühten. Kerr hugenberg hat diese Klage noch dahin ergänzt, doh seht gekommen sei.„was als Aruchl der.krankheil Sozialdemokratie' kommen muhte". Wir leben also, so mühte man nach diesen Behauptungen glauben, seil vielen Zahrcn in einer Zeit, in der der Sozialismus alles, der Kapitalismus aber gar nichts zu bedeuten hat. Wie sieht die Wirklichkeit aus? Qie Sieutfchland stugnmde gerichtet haben viereinhalb Jahre lang war den kaiserlichen Politikern, den Generalen und den großen„Wirtschaftsjührern" Gelegenheit ge- boten, ihre Fähigkeiten zu erweisen. Viereinhalb Jahre lang hoben sie ununterbrochen„gesiegt". Fortgesetzt wurde dem deutschen Volke verkündet, daß es nur noch ganz kurze Zeit dauern werde, bis alle Gegner Deutschlands auf die Knie gezwungen seien. Die Schwerindustriellen hatten schon längst ganz Belgien und N o r d f r a n k r e i ch bis zur Maaslinic annektiert, dazu noch das Erzbecken von Longwy , das sranzösische Rordasrika und die settesten Kolonien Großbritanniens . Die ostelbischen Grotzgrund- besitzer, auch nicht soul, wollten das halbe Osteuropa in die Tasche stecken. Ludendorsf gab seinen Segen dazu. Die kaiserlichen Minister schwätzten von den vielen Milliarden, die die Kriegsgegner Deutschlands wie ein Bleigewicht durch die Jahrzehnte hindurch mitschleppen mühten. Die All- deutschen, die Vorläufer der heutigen„nationalen Opposition", be- rechneten schon 1917 die Kriegsschuld des Feindes an Deutschland mit 200 Milliarden Mark, was nach ihrer Rechnung einer Jahreszahlung von 13 Mil- liarden Mark entsprochen hätte. Der jetzige deutschnationale Rcichstogsabgeordnete i) e r g t erklärte am 16. Januar 1918 als königlich preußischer Finonzminister, daß es bei uns immer besser gehe, drüben aber schlechter. Und er rief aus:„Run, meine Herren, die große Armee über dem Wasser kann weder schwimmen, nach fliegen, sie wird nicht kommen." Diese Armee ist aber trotzdem gekommen, der Krieg ging mili- tärisch, politisch und wirtschaftlich verloren. Als die deutschen Ludendorffs den damaligen Reichskanzler Prinz Mar von Baden anflehten, sofort den Waffenstillstand herbeizuführen, hotte Deutsch- land eine Kriegsschuld von rund 145 Milliarden Mark. f htc furchtbare Srbfcäiafl Wir stellen zuerst fest: es hat nur rund drei Monate long eine rein sozialdemokratische Regierung, die der Volksbeauftrogten, gegeben. Aber welche furchtbare Erb- .schaft hatte sie zu liquidieren! Die verhungerte und verelendete Be- völkerung mußte.mit Nahrungsmitteln und Bekleidung versorgt .werden. Die Wirtschait war wieder aus die Erzeugung, van Friedenswerten umzustellen. Die heimkehrenden Millionen sollten möglichst reibungslos in den Produktionsprozeß eingereiht werden. Die Verbindungen mit dem Auslande waren in Ordnung zu bringen, der Abschluß des Friedensvertrages war vorzubereiten. Das olles bei einer zerrütteten F i n a n z w i r t s ch a f t, bei leeren Kossen und Lägern, mit einem herunter gewirtschafteten V e r- k e h r s s y st e m, mit einem in Unordnung geratenen Verwaltungs- apparat. Die Nutznießer des alten Systems und die Schuldigen an der Katastrophe hatten sich aus Angst vor der Abrechnung ins Mauseloch verkrochen. Daß die Sozialdemokratie die ihr zugefallene Ausgabe löste und dabei noch Zeit fand, die politischen Rechte der Arbeiterklasse zu erweitern und die soziale Gesetzgebung entscheidend zu verbessern, dos gereicht ihr vor der Geschichte zu u n a u s- l o s ch l i ch e m Ruhme. Wir stellen weiter fest: Seit dem 15. Februar 1919 bis zum heutigen Tage hat es keine Beichsregierung gegeben, die von der Sozialdemokratie allein beseht gewesen wäre, bis auf eine ganz kurze Zeit hatten darin die bürgerlichen Parteien die Mehrheit. Die Sozialdemokratie hat das deutsche Volt vor dem Zusammen- bruch gerettet, hat die Arbeiterklasse vor der Vernichtung bewahrt, hat die Voraussetzungen für den Neuaufbau des wirtschaftlichen und kulturellen Lebens der Nation geschaffen. Als die größten Ge- fahren beseitigt waren, als das deutsche Volk wieder aufzuatmen begann, da erschienen wieder die Führer des Bürgertums auf der Bildfläche, um die Arbeiterklasse der Früchte zu berauben, die dank der Tätigkeit der Sozialdemokratie zu reifen begannen. Der Waubsug auf den Staat Von Ende 1923 bis Juni 1928 gab es nur bürgerliche Regierungen, mit bürgerlichen Finanz- und Wirtschafts- ministern. Das war eine gesegnete Zeit für die befitzenden Klassen! Insbesondere unter dem deutschnationalen Reichssinonzminister S ch l i e b e n wurden die Massensteuern in unerhörter Weise an- gespannt, und dadurch hohe Ueberschüsse erzielt. Von den Mehr- ertragen im Betrage von 2,7 Milliarden Mark, die in den Jahren 192ä und 1923 erzielt wurden, stammten allein'2,3 Milliarden aus Massenstcuern und nur 0,4 Milliarden aus Besitzsteuern. Wo sind olle die Gelder geblieben? Wurden die sozialen Leistungen wesentlich erhöht. Flossen die Summen an das Ausland ab? Nichts von alledem. In diesen Iahre» hat dos Reich allein an Garantien und Krediten mehr als 700 Millionen Mark gegeben. Es erhielten die Werften SO Millionen, der Röchling -Konzern 20,5 Millionen, die Rheinische Mctallwaren- und Maschinenfabrik 19 Millionen, die Junkcrs-Werke 14,7 Millionen, der Stumm- Konzern 12,5 Millionen, die Oberschlesischc Hütten-Gesellfcha't 36 Millionen, die Bcrgwerksgesellschast v. Giesches Erben 2S Mil- lionen. Mit reichen Zuwendungen wurden das Kalisyndikat, die Jlochsindustri«, die Traktorenindustrie, die Kartoffel- und Stärke- industrie, die Agrarwirtschast und die Mittelstandsorganisationen bedacht. Zu alledem kamen aber noch die 715 Mil- lionen Mark, die an die Ruhrindustriellen ge- zahlt worden lind. Davon hotten erhalten die Familie Stinnes 100 Millionen, der Harpener Bergbau 33 Millionen. Klöckn-r 17 Millionen, Mannesmann 19 Millionen, Phönix 18 Millionen, ' die Rheinischen Stahlwerke 20 Millionen, Thyssen 34 Millionen, AiPjgj) 13 Millionen..,
Wie es in der bürgerlichen Wirtfchaft ausfiehl Die Jahre von 1924 bis Mitte 1928 waren im allgemeinen eine Periode aussteigender wirtschaftlicher Konjunktur. Dos deutsche Unternehmertum hat sie nicht dazu benutzt, um sie für die Volks- Wirtschaft als Ganzes nutzbar zu machen. In der Treibhausluft staatlicher Subventionicrungs- und handelspolitischer Protektions- Politik entwickelte sich der Kartell- und Monopol- k a p i t a l i s m u s. Einer der besten Kenner dieses Systems, Professor Eugen Sch malenbach, beileibe kein Sozia!- demokrat, hat in einem Vortrag am 1. Juli 1928 dieses System in folgender Weise geschildert: „Veraltete und völlig unwirtschaftliche Bcrwaltungseinrichtungen, unnützerweifc eingeschobene Handelsgesellschaften, allen diesen Dingen begegnet man in der neuen Wirtschaft auf Schritt und Tritt. U e b e r- tricbenen Bürokratismus, übermäßige Schwer- sälligkeit, übermäßige Kostspieligkeit der Verwaltung und übergroße Gehälter und Tantiemen leitender Personen findet man bei diesen monopolistischen Organisationen allenthalben." Diese Feststellung Schwalenbachs kennzeichnet das wirtschaftliche System, wie es sich in Deutschland entwickeln konnte, als es keine „Marxisten" in der Reichsregierung gab, als die Sozialdemokratie
„Madame hat Ausgang." Rofe-Theater. Die gnädige Frau mischt sich als Hausmädchen verkleidet unter dos Volk, und hier trifft sie das Schicksal. Sie verliebt sich in einen Buchbinder, der sie von den Angriffen eines Zuhälters befreit. Die Liebe, zuerst eine harmlose Episode, wird so ernst, daß die Welt- dome an Scheidung und an Flucht mit dem Freund denkt, aber der Parsifal , der die sittliche Forderung in der Westentasche trägt und an das Sakrament der Ehe glaubt, dankt, als er von der gesellschaft- lichen Stellung der Geliebten erfährt. Gegensätze werden entdeckt, die man nicht überbrücken kann. Diese Komödie der Franzosen A r m o n t und G e r b i d o n ist mehr als dos Schema des Gesellschaftsspiels mit dem mathematisch klaren Aufbau, in dem die typisierten Figuren nur um der Handlung willen eine Rolle spielen. Das Stück wirkt wie ein Kompromiß. Hinter dem leicht dahinfließenden Bllhnendialog zeigen sich Gesichter von Menschen und nicht nur Masken. Doch es bleibt bei der Skizze. Man vermißt die Vertiefung, die intime Ausführung, die das Spiel zu einer Komödie größeren Formats erheben würde. Andeutungen dazu sind vorhanden. Die Verfasser lassen es jedoch dabei. Man findet auch Grundsätze zu einer sozialen Kritik. Der Mann, der Ucberzeugung nach Sozialist, meditiert über den Luxus und die Verschwendungssucht der Reichen, er steht in Opposition zu der Herr- schenden Gesellschaftsordnung und offenbart der verwöhnten, tän- delnden Frau die Größe seines Gefühls. Aber diese Haltung, trotz- dem aus ihr der Konflikt erwächst, trägt mehr spielerischen deko- rativcn Charakter. Die Komödie hat keine festen Linie. Regisseur und Darsteller bleibt es letzten Endes überlassen, was sie aus diesem Sujet machen. Die im Ensemble geschlossene Aufführung unter Leitung Paul Roses stellt die Menschen zu eindeutig hin. Ihr fehlt die Skala der Zwischentöne. In den führenden Rollen Traute Rose und Armin Schweizer, beide etwas zu schwer von Geblüt. f. seh. Fabriksbibliotheken in Amerika . In Amerika werden jetzt in den großen Fabriken Büchereien errichtet. So hat u. o. ein« der großen Seifenfabriken in ihrer Hauptfabrik bei Cincinnati eine Bibliothek, die über 2100 Bücher, 300 Magazine und 16 Zeitungen verjügt. Diese ist für die Arbeiter und Angestellten bestimmt und enthält auch eine bedeutende Abteilung von Büchern über Chemie. — Es kommt natür- sich alles daraus an, wie die Bibliotheken zusammengesetzt Pud.
und damit die Arbeiterklasse von der Leitung der Regierungs- gefchäfte ausgeschaltet war. Mein Ausgleich, Sondern Neuordnung! Das deutsch « Volk, das in seiner gewaltigen Mehrheit jetzt endlich erkannt hat. daß das kapitalistische System an den heutigen Zuständen die Schuld trägt, muß den von den Unternehmern fehl angebotenen„Ausgleich" ablehnen. Es darf keine Wiederherstellung der Allmacht der bisherigen Wirt- schaftsführer geben, vielmehr muß der Weg freigemacht werden für eine nach sozialistischen Grundfähen geordnete Gesellschaft. Herrn hugenberg mag die Sozialdemokratie als„Krankheit" erscheinen, denn sie bedroht ihn und seine kapitalistischen Ge- sinnungsgenossen von der O st b a n k. von der Roisscisen- Bank, von der Rordwolle und von der D a n a t mit Untergang. Das werktätige Volk in seiner Gesamt- h e i t ober muß endlich einsehen, daß nur von der Sozialdemokratie Gesundung und Rettung kommt, von den Katastrophenpolitikern der Sorte hugenberg und Hitler haben wir genug und übergenug. Wir wollen Aufbau und Neuordnung, wir wollen ein Volksleben, in dem der Gemeinsinn und nicht der Eigennutz herrscht! Luxen Lraxer.
Ruine Canberra . Bor einigen Jahren, als der fünfte Erdteil noch auf der Höhe seines Wohlstandes war, beschloß die australische Regierung den Bau einer modernen Hauptstadt, in der die letzten Errungenjchasten der Hygiene verwirklicht werden sollten. Canberra , die Stadt in der Wüste, sollte mit einem Kostenaufwand von ungezählten Millionen eine Wunderstafct, eine Jdealstadt werden, und namhafte Städtebau- Architekten entwarfen die Pläne, in denen große Plätze, breite Straßen, ausgedehnte Parkanlagen vorgejehen waren. In die neue Hauptstadt siedelte über: d«e Bundesregierung, das Parlament, die Beamtenschaft, kurz alles, was ein Regierungsapparat erfordert. Doch eine Erwartung erfüllte sich nicht: die Einwohner dieser modernsten Hauptstadt der Welt blieben aus. Es stellte sich heraus, daß eine Regierungsverordnung noch nicht imstande ist, eine Bevölkerung an- zulocken. Trotz aller Maßnahmen bekam Canberra keine Zuwande- rung. Rur die Beamtenschaft bevölkerte die neue Hauptstadt. Die riesigen Wohnblocks blieben leer, und die Parkanlagen begannen der Verwahrlosung anheimzufallen. Nach einer Regierungsverordnung sind jetzt alle Neubauten und Verschönerungsarbeiten eingestellt worden. In Australien herrscht allgemein die Ansicht vor, daß bald auch die derzeitigen Bewohner der neuen Residenz, die Regierung wie die Beamtenschast, genötigt sein werden, die Stadt zu verlassen. Man glaubt, daß schon in einigen Jahren von der nach den letzten Errungenschaften moderner Städtebaukunst aus dem Böden ge- zauberten Hauptstadt nichts übrigbleiben wird als eine Steinruine. Die Buchdrucker über die Reform der Rechlfchreibunz. Unter den deutschen Buchdruckern ist kürzlich eine Abstimmung über die Reform der Rechtschreibung veranstaltet worden, an der- sich 24 423 Buchdrucker beteiligt haben. Für eine Reform der Recht- schreibung unter Beibehaltung der Großschreibung nur für Satz- ansänge und für geographische sowie Eigennamen stimmten 13 102, für eine Reform mit absoluter Kleinschreibung stimmten 5237 und für die Beibehaltung der jetzt geltenden amtlichen Rechtschreibung entschieden sich 6084 Buchdrucker. Es beteiligten sich 10 306 Hand- setzer, 2464 Maschinensetzer und 1205 Korrektoren Die weihe Bevölkerung in Südafrika . Nach der neuesten Volks- Zählung ist die europäische Bevölkerung der südamerikanischen Union seit 1926 um 148 204 Personen, d. h. um 8,84 Proz., auf 1825 527 Seelen gewachsen.
Am Vorabend der Arbeiter-Olympiade wurde im Wiener Stadion das große Festspiel von Robert Ehrenzweig vor 60 000 Zuhörern ausgeführt. Es war nicht nur ein Schauspiel, sondern ein elementares Gesinnungsbekenntnis, dos allen Teilnehmern unver- geßlich bleiben wird. Schon der erste Eindruck beim Betreten des Stadions war überwältigend: die weite Arena, in deren Mitte ragend der Turm des Kapitalismus stand, der bunte Ring der Massen, der vom Glänze der Abendsonne durchflutete Himmel. Fan- sarenbläser schreiten auf die vier Ecken der Plattform auf dem Turm: das Spiel kann beginnen. Handwerker in mittelalterlichen Kleidern wandeln aus dem Turm in die Rafenfläche, Schnitter und Schnitterinnen, Schneider, Schuster, Schmiede— Vision eines goldenen Zeitalters, von dem die Menschen träumen, Fülle von Leben und Lebenslust, verkörpertes Volkslied. In dieses Idyll hinein rasselt und knattert, gellt und dröhnt Maschinenlärm. Die freudigen Gruppen erstarren. Fahl und farblos bebt dos eiserne Zeitalter der kapitalistischen Maschinerie an. Im monotonen Rhythmus einer entseelten Arbeit ziehen die Proletarier in die Arena. Ueber dem Turme steigt die goldene Fratze des Kapi- tolismus empor, und' der Turm selber steht nackt da. Dos Gerippe der Konstruktion wird blohgelegt: Schreibmaschinen klappern: Tele- graphcn rattern: Motore stampfen ihren tristen Gesang. Kurze Pause: Arbeiterkinder lausen herein, aber ihr Reigen.zerbricht: die tödliche Arbeit der Männer, Frauen und Kinder geht weiter, und der Priester des Kapitalismus ruft aus dem Turme:„Trogt euer Los in Gottergebenheit und Demut! Es wird immer Reiche und Arme geben. Der Wille des Herrn geschehe!" Einander durchkreuzend predigt die Lüge des Kopitalismus:„Die Hungernden und Frie- renden werden einst gesättigt werden", gellt die Wahrheit des Kapi- talismus:„Weizen 23,50 , Baumwolle 12,50", Bibelsprüche und Börsenkurse frech gemischt. Die Aktien steigen und die Menschen fallen: dos Kapital triumphiert, und Frauen brechen zusammen unter der Last ihrer Arbeit. Da ertönt die Marseillaise . Erste Re- volte flackert auf. Eine einsame rote Föhne flattert in einer Ar- beitergruppe. Die Arbeit wird eingestellt. Gegen den Turm wogt es drohend heran. Trommelwirbel, Kommandorufe. Mit gefälltem
Bajonett dringt Militär in den Raum. Die Revolte wird nieder- geworfen: die Aufrührer werden standrechtlich niedergeknallt. In diesem Augenblick stürzen alle Arbeiter und Arbeiterinnen nieder: die Geschosse haben in Wahrheit sie alle getroffen. Durch die Toten- stille marschiert das Militär. Die Arbeit geht weiter, der Kapita- lismus geht weiter, die Hölle des proletarischen Alltags. Fanfaren kündigen den Krieg an. Die Kriegsmanifeste aller Staaten werden kundgetan. Die Lüge vom Verteidigungskriege, von der patriotischen Pflicht wirbelt durch die Luft. Der Priester des Kopitals segnet den Massenmord. Kriegsberichte quirlen aus dem Turme: Soldaten gehen zum Angriff vor: Qualm quillt durch den Raum. Uniformierte Menschen hasten und huschen durch das vernebelte Feld, immer schneller, dämonische Hetzjagd in den Tod, lautlose' Raserei der Opfer, während Militärmärsche tosen und Kriegsberichte lärmen. Immer rascher lausen die Kompagnien vor- bei: immer dürftiger werden ihre Uniformen, immer unheimlicher ihre Bewegungen, bis ein Aufschrei alles übertönt:„Du sollst nicht töten!" Dos Feld ist leer. Trouermusik erfüllt den Raum. Frauen in Trauerschleiern ziehen langsam herein Plötzlich stürmen aus allen Toren Arbeiter in die Arena, durcheinander wogend in höchster Leidenschaft. Wieder Sirenengekreisch, wieder der dunkle Rhythmus der Arbeit. Da springt ein Wart empor und wird tausendfältig auf- genommen:„Genossen, keine Arbeit mehr für den Kapitalismus: nein, Revolution gegen ihn!" Aus tausend Händen blühen rate Fahnen auf: gegen den Turm schwillt es ungestüm heran: die goldene Fratze des Kapitalismus versinkt, und hoch om Horizont flammen große Sterne, nein, Fackeln, erdenwärts, die mit vollem Lichte dos Haupt der Massen bekränzen. Die roten Riesenf.ihuen der Internationale werden herangetragen, und aus dem roten Turme donnert die Internationale durch dos Stadion. 60 000 Menschen sind aufgestanden und stimmen in den Gesang der Internationale «in. Der Dichter, der Regisseur und alle Mitwirkenden haben aus dem Herzen der Masse ein Werk gehoben, das über alles Künft- lerische hinaus zum sozialistischen Erlebnis wurde.