Einzelbild herunterladen
 

Beilage Mittwoch, 22. Juli 1931

Der Abend

Shalausgabe des orward

Drei kleine Momentaufnahmen

1. Das Holzschwert.

aus Krifentagen von Friedrich Lichtneker

Vormittag. Eine menschen- und verkehrsbelebte Straße im Westen. Aus dem jedem Großstädter gewohnten Tonikum von Straßenbahngebimmel, Autohupen und Stimmengewurre, aus dieser Geräuschmirtur hebt sich plötzlich der Klang heller Kinderstimmen. Aber beileibe kein fröhliches Kinderlied, sondern ganz scharfe, grelle

Laute im Distant. Kommandoton!

-

Ich habe ihn noch ganz genau im Dhr, aus einer Zeit, wo nicht allein wir Kinder, sondern auch unsere Eltern den Krieg als ein heiteres, abenteuerliches Kinderspiel ansahen. Seitdem sind zwanzig Jahre vergangen. Und heute sehe ich wieder, ganz genau so wie da­mals, eine zehntöpfige Kinderschar, Jungens und Mädels im Alter von acht bis elf Jahren, Tschatos aus Zeitungspapier ,,, mutig und ver­wegen in blaffe, stubenfarbene Gesichter gerückt ,,, Brustpanzer" und ,, Beinschienen" ebenfalls aus Zeitungspapier, Holzschwerter, Trommel und Trompete und voran trägt ein Knirps, dessen rachitische Beinchen wie zum Abbrechen sind, die Fahne, eine fleine Fahne an einem langen Stiel, weithin sichtbar die Flagge des einstigen deutschen Kaiserreiches. Und dieses Fähnchen sieht gar nicht danach aus, als ob es noch aus einer Zeit wäre, die nun seit elf Jahren nicht mehr ist. Was weiß der arme, kleine Held" davon, auf dessen papiernem Brustpanzer in großen, fetten Buchstaben das unheimliche Wort Wirtschaftstrise" prangt. Was fümmert ihn die Druderschwärze, von der der Panzer", das scheinbare Abzeichen seiner ,, militärischen Würde", bekledst ist. Seine nur allzu schmale Heldenbrust drängt stolz erhoben nach vorne. Und plöglich komman­

diert er alt".

-

"

-

-

Die Kolonne steht. Ich warte, was sich jetzt ereignen wird. Einige Sekunden Raft. Müde, schwächlich stehen sie da, die kleinen, Atem einholend, allzu bald erschöpft. Dann! Ein unverständlicher Kommandoruf des jezt ganz wild friegerisch dreinschauenden Fahnen­trägers und sie stürmen los mit Geheul, mit Wut geheul, einem unsichtbaren Feind entgegen. Wer aber ist der Feind, den diese armen Kleinen besiegen wollen? Sie wissen es selbst nicht. Sie stürmen ganz einfach los, gegen etwas Unbekanntes, gegen ein Trugbild, das ihnen ihre findliche Phantasie vorgaufelt. Doch eines ist bestimmt anzunehmen, daß sie sich von der unsichtbaren Gegnerschaft jene Borstellung machen, die das Abbild ihrer selbst ist und das sie töten und damit besiegen wollen.

Genauso wie wir. Vor zwanzig Jahren. Und dieses einst so gewohnte, selbstverständliche, von den Alten mit einem gewiffen patriotischen Stolz gern gesehene Kriegsspiel der Kinder begegnet einem heute im Jahre 1931 wieder auf den Straßen.

Ihr armen, kleinen Helden, die ihr im Zeitalter der Notverord­nungen aufwachst, klärt euch denn niemand auf, daß dieses stumpje Holzschwert, mit dem ihr sinnlos in die Luft schlagt, sich einmal in eine menschen mörderische Waffe verwandeln und euch selbst wie jenen unsichtbaren Gegner, den ihr damit zu treffen glaubt, durchbohren kann?

Ja, dieses an sich so unbeholfen, primitiv und gefahrlos er­scheinende Holzschwert, es ist eine tückische, unheilvolle Waffe. Und noch immer wird es von heranreifenden Generationen unter friege­rischem Geheul zu einem lächerlichen Kampf mit Phantomen ge­schmungen: just in den Tagen, wo die schon scheinbar perharschten Wunden, die der Krieg den Völkern schlug, von neuem wieder auf­brechen.

2. Anschauungsunterricht.

An diesem Tage, wo ich den friegsluftigen Kindern begegnete, schließt die Danat Bant ihre Kassenschalter, vielmehr sie öffnet fie eines Morgens nicht mehr.

Belle- Alliance- Plaz. Eine Geschäftsstelle der ,, Danat". Würde nicht ringum der mochentägliche Verkehr brausen, hätten nicht alle Läden aufgeschloffen, man wäre angesichts des Bankgeschäfts, dessen Eingangstüre niemand aufflinkt, in feiertägliche Stimmung versetzt. Unwillkürlich bleibt man davor stehen, liest das Täfelchen an der Tür, liest es nochmals, blickt sich nach den Leuten um, die sich neben einen stellen und mitlesen, obwohl sie vielleicht den Text schon auswendig fennen. Aber es stellt sich einer neben den anderen, liest vielleicht nicht einmal, sondern richtet nur den Blick nach der Tafel, fagt fein Wort und steht so minutenlang da. Unwillkürlich muß ich an eine Herde denken, die bei Heraufziehen eines Gewitters sich ganz eng aneinander drängt, gleichsam den eigenen Körper am Körper des anderen zu schützen.

Nach wenigen Minuten aber läuft alles wieder seinen Weg, hostend nach Erwerb, der jetzt um so dringlicher scheint. Zurüd bleiben ich und ein Mann mit einer Kamera, deren Linse scharf auf das bestimmte Täfelchen gerichtet ist. Er knipst. Ich sehe ihm wie ein fleiner Junge zu. Er grinst mich an. Ich schäme mich und setze ein verlegenes Lächeln auf, und um gleichsam meine kind­liche Neugierde zu entschuldigen, sage ich zu dem Manne:

/

Bilder an Sinn und Folgen dieses gefährlichen Kinderspielzeugs er-| mir? Ich mache bestimmt ein sehr verwundertes Gesicht, ich fühle mahnt werden sollen. Keine schlechte Idee. Sie fann einmal ihren förmlich, wie sich meine Gesichtsmuskeln zu einem erstaunten, viel­

3wed erfüllen.

3. Der Optimist.

Einige Tage später. Ich size in einem Café. Draußen strömt Regen hernieder, in lähmender Monotonie. Es ist, als sähe sich die Natur veranlaßt, die Witterungsverhältnisse den augenblicklichen Wirtschaftsverhältnissen anzugleichen, sozusagen um den entsprechen­den stimmungsvollen Hintergrund den Ereignissen zu geben. Aber drinnen im Café brennen die Lichter so hell wie sonst, spielt die Musik dieselben Schlagermelodien wie sonst, hier ist alles ,, wie sonst". die Gäste, die Kellner, die Stimmung. Nur daß sich die im Kaffee hauston geführten Gespräche um andere Dinge als vorige Woche drehen, um Dinge, über die man scheinbar mit nicht mehr Interesse als über die Ankunft Schmelings in Europa spricht. Geändert hat sich das Gesprächsthema, aber feineswegs der Ausdrud, mit dem man darüber diskutiert. Bei näherem Hinhören aber fühlt man doch, wie in dieser mehr oder minder leidenschaftslos geführten Kon­verfation ein Unterton von Ungewißheit und Bangen mitschwingt. und mit einem Male hat man das nicht mehr loszuwerdende Emp­finden, dieses scheinbare Gleichmaß der Menschen, dieses Wie sonst" ist brennende Nervosität.

Ein Hausierer mit Schnürsenkeln, Kragenknöpfen und an­deren billigen Handelsobjekten betritt das Lotal. Bleibt zögernd an der Türe stehen, sieht sich um und beginnt mit zaghaften Schritten seine Wanderung, drängelt sich von Tisch zu Tisch, taucht unter in Rauch und Dunst. Ich sehe ihn nicht mehr.

Mit einem Male aber steht er neben mir. Ich sehe, wie die Umfizenden nach meinem Tische bliden, grinsen, tichern. Gilt das

leicht auch blöden Mienenausdruck verkrampfen.

Der Hausierer bietet mir seine Ware an. Unwillkürlich wende Blicke, die auf meinen Tisch gerichtet sind und nicht mir, sondern dem ich den Blick nach ihm und finde Erklärung für die spöttischen Blicke, die auf meinen Tisch gerichtet sind und nicht mir, sondern dem Haufierer gelten. Um seinen Hals hängt eine Tafel: die den Ver­Haufierer gelten. Um seinen Hals hängt eine Tafel: die den Ver­mert trägt Danatbant Sheds werden in Zahlung

genommen."

Ich grinse genau so dumm und dreist wie meine Nachbarn. Der Haufierer, hundertprozentiger Invalide, verzieht nicht die Miene, die ebenso bitter- höflich und demütig ,, wie sonst" den Kauf der Ware nicht anpreist, sondern erbittet. Und nun erkenne ich, daß diese Tafel, die auf seiner Brust pendelt, fein Tagesult, tein Reklame­scherz, nicht einmal Zeitironie ist, sondern eine Maßnahme, die er mit ebensolcher Selbstverständlichkeit wie einige seiner Großunter­nehmerfollegen" ergriffen hat, um weiter existieren zu können.

"

Vielleicht bedeutet diese von allen bewizelte Tafel noch mehr als eine Maßnahme". Ist sie nicht der Ausdruck eines alles überwältigenden Optimismus? Mit demselben Op­timismus hat sich dieser Mann für das Baterland die Knochen kaputt­schießen lassen, mit demselben Optimismus hat sich der Mann den Kasten umgehängt, um den Rest seines Körpers bis zu dessen natür­lichem Ende zu erhalten, und mit demselben Optimismus trägt er diese Tafel um den Hals, damit mehr Bertrauen und Sicherheit seinen Mitbürgern gebend, als es leeres Kaffeehausgeschwätz vermag. Mit diesem Optimismus hat er Schützengraben, Inflation, Deflation, Krisen um Krisen ertragen. Und dieser Optimismus ist nicht ge= dantenlose Leichtfertigkeit, sondern Mut und Lebensbejahung.

Reise durch Jugoslawien

Die dalmatinische Küste- Ein Stichkanal als königlicher Hafen

Susac. Sufa c.,

jo voll landschaftlicher Reize, weil die Bahn fich in langen Serpen­Die Fahrt über das dinarische Gebirge ist nicht nur deswegen| die Hände. Bei Jugoslawien verblieb nur der heutige Hafen o voll landschaftlicher Reize, weil die Bahn sich in langen Serpen­tinen auf die Höhe hinaufschraubt und immer neue, überraschend zwischen der östlichen Auffahrt und der westlichen Ab­schöne Ausblicke gestattet, sondern weil ein so großer Gegenjaß zwischen der östlichen Auffahrt und der westlichen Ab­fahrt besteht. Die Auffahrt ist lang und steigt allmählich an Schon furz hinter Karlstadt beginnt das Gelände sich zu heben. Die Bahn folgt dem Tal der Korana südwestlich und wechselt plöts lich in scharfer Serpentine in das Tal der Dobra über, um ihr nordwestlich bis ins Quellgebiet zu folgen. Ogulin ist die legte Raft, dann geht es mit viel Dampf und Geschnaufe über einen Baß Raft, dann geht es mit viel Dampf und Geschnaufe über einen Baß des Gebirges, das hier bis zu 1533 Meter aufsteigt, während es in Montenegro, in den schwarzen Bergen", über 2500 Meter hoch ist.

Auf diesem Wege bietet sich das gleiche Bild wie in den öst­lichen Alpen, zu denen das dinarische Gebirge auch als Fortsezung gerechnet werden kann. Umfangreiche dichte Wälder überziehen die Hänge, zahlreiche schäumende Flüsse und Bäche beleben die Täler und Schluchten. Nur die freundlichen Dörfer und Einzel­höfe, die in den Ostalpen überall den Touristen grüßen, fehlen. Wenn aber der Zug die Höhe des Passes erflommen hat, ist mit einem Male eine andere Landschaft erreicht. Unmittelbar fällt das Gebirge zum Adriatischen Meer hinab und zwingt den Zug zu fortgesetzten scharfen Serpentinen, um auf der kurzen Strecke bis Fiume die Höhendifferenz überwinden zu können. Das Wald­fleid ist verschwunden und auch das belebende Wasser sucht man im Sommer vergeblich. De de und kahl liegt der nacte Fels in der brennenden Sonne: Wir sind mit der lleberwindung des trennenden Gebirges in das klimagebiet des Mittelmeeres gekommen. Hier fehlen die nötigen Niederschläge, um ein grünes Pflanzenkleid hervorzuzaubern; hier verbieten der steile Abfall und die Kahlheit der Kalkfelsen auch die ärmste Kultur bis unmittelbar an den Küstensaum. Die sommerliche Dürre bricht das Gestein auf, so daß die Regengüsse im Herbst das Land abspülen, anstatt fruchtbare Erde zu bilden.

Dagegen gestatten die Höhen des Gebirges und die Klarheit der Luft einen wunderbaren Fernblid. Zief zu Füßen glänzt das blaue Adriatische Meer, von einem schmalen Band immergrüner Gewächse umsäumt. In weiter Ferne, im Nord­westen, schiebt sich die dreieckige Halbinsel Istrien vor und un­mittelbar der Küste folet, soweit das Auge sehen kann, ein Gewirr von langgestreckten schmalen Inseln. Dies ist die berühmte dal­

,, Sie sind wohl Bildreporter? Für welche Zeitung arbeiten matinische Inselwelt, das Ziel vieler Sommerreisender, Sie denn?"

,.I wo, was fällt Ihnen ein," weist er meine Vermutung beinahe entrüstet zurüd ,,, ich hab' mit Zeitung nischt zu tun."

,, Ich dachte bloß, weil Sie hier die Tafel photographieren,"

retiriere ich.

,, Das hat einen anderen Grund," sagt er mir, ich bin nämlich Sammler."

,, Was sammeln Sie denn?"

"

Und im weiteren Verlaufe des Gespräches stellt es sich heraus, daß der Mann mit der Kamera nicht nur ein leidenschaftlicher Sammler von allererdenklichen Kriegsandenten ist, sondern auch alle bedeutsamen Momente aus der Zeit des Wirtschafts. tampfes seit der Revolution von 1918 im Lichtbild festgehalten hat. Als ich ihn nach dem besonderen Grunde seiner Bildreportage frage, antwortet er mir mit überlegener Gelassenheit: Damit meine Kinder eine historische Grundlage be.

fommen."

Alfo Anschauungsunterricht für fünftige Generationen, die, wenn fie mieber mit dem Holzschwert spielen follten, im Anblick solcher

aufgesucht und beliebt wegen des milden Klimas und der herr­lichen Natur. Dieser Küstenstreifen hat bereits teil an dem milden, blauen Himmel Italiens , die scharfen östlichen Winde werden durch das Gebirge abgehalten.

Das Gebirge ist aber nicht nur eine Wasser- und Wetterscheide, es ist auch eine Bolts- und Verkehrsgrenze. Die Süd slawen haben nur teilweise das Gebirge überwunden und ganz geringfügig den Küstensaum besiedelt. Dageçen find die Italiener bom gegenüberliegenden Ufer des Adriatischen Meeres gefommen und haben schon in alter Zeit hier mehr oder weniger große Sied­lungen errichtet. Aber nicht nur aus diesem Grunde wurde die

Rüfte zu einem Streitobjekt zwifchen Italien und Jugoslawien , sondern auch darum, weil der italienische Imperialismus bestrebt ist, das Adriatische Meer völlig in seine Gewalt zu bekommen, wie er fich ja auch bemüht, das ganze östliche Mittelmeer zu beherrschen.

Italien hat nach dem Weltkriege nicht nur die Halbinsel Istrien von Desterreich- Ungarn übernommen, sondern auch mehrere vor gelagerte Inseln und kleine Orte der dalmatinischen Küste. Als letzte Beute fiel Italien der jugoslawische Hafen Fiume 1924 in

In Susac zeigt sich der ganze Jammer und Wahnsinn der europäischen Kleinftaaterei. Susac ist jetzt der nördliche Hafenort Jugoslawiens . Hier drängt sich der Außenhandel des Landes mit fein Ort ist. Denn Susac ist nur ein Vorort von Fiume, Uebersee zusammen, hier in diesem kleinen Ort, der eigentlich gar tatsächlich nur die Häuserreihe rechts und links der großen Aus­fallstraße. Dieser Kleine Vorort hatte früher den Güterbahnhof für Fiume, damit nicht erst die vielen Holzzüge und anderen Güter­transporte in die Stadt hineingefahren werden brauchten. Ein fleiner Stichkanal bildete die Berbindung mit dem offenen Hafen.

Dieser Vorort ist jetzt der Hafenort, dieser Kleine Stichkanal der Hafen des Königreiches! Eine Mole am Ausgang des Kanals schafft nur notdürftig eine Hafenerweiterung. Unmittelbar daneben liegt der große, schön ausgebaute Hafen von Fiume, nahezu un­benutzt. Man stelle sich dies nur einmal in seinen ganzen Folgen vor und erkennt daran den Wahnsinn der europäischen Bielstaaterei: Reiner gönnt dem anderen Raum zum Leben!

Fiume ist ein Opfer des italienischen Imperialismus geworden. Als gleich nach dem Krieg die Stadt in den Verhandlungen Italien nicht zugesprochen werden sollte, bejezte der Dichter D'Annun zio mit einer Freischar Stadt- und Landkreis. In langwierigen Berhandlungen räumten die Italiener nur widerwillig das beszte Gebiet, und auch dann nur, weil es selbständiger Freistaat wurde. Der Druck auf Jugoslawien hielt aber an und 1924 mußte es fich Italien gegenüber verpflichten, die endgültige Ueberführung Fiumes in italienischen Befig anzuerkennen,

Für die überspitzten Berhältnisse in dieser fleinen Stadt ist noch folgendes interessant: Der erwähnte Stichtanal bildet in seinem hinteren Teil die Grenze zwischen Italien und Jugoslawien . Am italienischen Ufer des Kanals ist ein Stüd Straße, etwa vier Meter breit, von der anderen Pflasterung der Straße verschieden. Dieses Zeichen war früher die Grenze zwischen der Stadtgemeinde und dem Landkreis Fiume. Nun gilt das Stück anders gepflasterter Straße bis zum Kanal als neutrales Grenzgebiet". Wenn mun Schiffe im Kanal schwimmen, sind sie noch in Jugo­ slawien und fallen unter dortige Gerichtsbarkeit. Sowie sie aver am italienischen Ufer festgemacht oder auch nur Leine geworfen haben, fallen sie unter italienische Gerichtsbarkeit, selbst wenn sie unter jugoslawischer Flagge fahren.

Diese Bestimmung erscheint selbstverständlich, ist aber für die jugoslawische Schiffahrt eine ständige Bedrohung. Denn in dem schmalen Stichkanal fönnen zwei Holzkähne aneinander nicht vor­beikommen, ohne daß einer am Ufer festmacht und der andere staff oder treidelt. Und bei dieser Mühsal kommt es immer wieder vor, daß ein Kahn das neutrale Ufer" scheuert oder eine Leine ge­worfen werden muß, um größeren Schaden bei Zusammenstoß und dergleichen zu vermeiden. Dadurch ergeben sich fortlaufend Reibe­reien und Grenzstreitigkeiten mit den italienischen Behörden. Und das alles in unmittelbarer Nähe des großen Hajens von Fiume, der jetzt nahezu leer ist, meil Italien kein Hinterland für ihn hat und zudem wenig nördlich der noch größere Hafen von Triest audy italienisch geworden ist!

In Susac war es mit der deutschen Sprache aus. Weil ich entgegen den Gepflogenheiten der Reisenden nicht den Durchgangs zug benutzt hatte, sondern viel im Lande gewandert war, mußte ich mich vor lleberschreiten der Grenze bei der politischen Polizei melden und hatte Schwierigkeiten, fie zu finden und mich verständlich zu machen. Da aber alles in Ordnung war, fam Wilhelm Tietgen. ich bald unbehelligt über die Grenze.