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Sechzig Jahre Bühnengenossenschaft

Bon Max Hochdorf

Bor 10 Jahren feierte die Genossenschaft der deutschen Bühnen-| sundheit, weil er sich für die Schauspieler opferte. Ridelt spürte, daß angehörigen im Rathaus zu Frankfurt a. M. ein schönes Jubiläums- auch die Künstler nur auf dem Boden der großen Arbeitsgemeinschaft fest. Sie bestand seit 50 Jahren. Noch weilte unter den Festteil aller Bürger gedeihen. Deshalb führte er die Bühnengenossenschaft nehmern der genialische Ludwig Barnay , der im legten Julidrittel zu jener Gewerkschaftspolitit hinüber, die heute so heftig befehdet 1871 zusammen mit flugen und mutigen Bühnenfünstlern zu Weimar wird, aber noch nicht durch etwas Besseres ersetzt wurde. den Arbeitsverband der Schauspieler gegründet hatte.

Inzwischen sind die Gründer gestorben. Jede deutsche Kultur, auch das Theater ist der grausamen Wirtschaftsbedrängnis verfallen. Entfeßlich graffiert unter den Bühnenangehörigen die Arbeitslosigkeit. Aus Verzweiflung närrisch gewordene Künstler versuchen, die Funda­mente ihrer Gewerkschaft, der einzigen Institution, die dem Uebel steuern könnte, zu untergraben. Das Jubiläum, das jezt nach 66 Jahren zu feiern ist, vorläufig still, nicht im Jubel, nur in der Hoffnung, daß Deutschlands Aufstieg auch die Eröffnung der ge­schlossenen Theater und die Wiedereinseßung aller jener Kräfte bringen möge, die heute trübselig und versorgt an verriegelte, Tore pochen.

Die Genossenschaft, die sich 1871 in der Klassikerstadt Weimar ihr Statut gab, erfüllte trog aller Enttäuschungen das, was die Schauspieler brauchten, um einer durch Tradition und staatlichen Schutz Norm gewordenen Unterdrückung des Menschendarstellers zu begegnen. Später als die Künstler der übrigen Nationen Europas rerlangten die deutschen Schauspieler soziales Ansehen und zwed entsprechende Gesetzgebung. Wenn dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. , der einen Zahnreißer und Preisringer zum Ratgeber über monarchische Kunstpflege erhob, die Schauspieler nicht gefielen, dann peitschte er sie auf die Straße, und die Ausgetriebenen mußten in Berlin Unter den Linden Brot erbetteln. Selbst der romantische Friedrich Wilhelm IV., der dem Hofrat Louis Schneider, einem ge­wandten Komiker und Organisator, die Freiheit ließ, ein wenig für alte und invalide Schauspieler einzutreten, spendete nur Worte und feine Pensionen für die Veteranen seiner Hofbühne. Ja, auch in Weimar war der Unteroffizier wichtiger als der Künstler. Nachdem die beliebten Komödianten vor ihrem Großherzog gespielt hatten, wurden sie an der Lafaientafel abgespeist. Es geschah auch, daß Schauspieler ins Loch gesperrt wurden, wenn sie in ihrer Rolle ge= stottert hatten. Entlassen wurden sie erst, nachdem der Gefängnis­feldwebel sie überhört und als besserungsfähig befunden hatte.

,, Wir sind nichts, was wir wollen, ist alles!" Diesen Spruch Hölderlins hat Barnay zum Geleitwort jenem Kapitel seiner Erinne rungen gegeben, das die Anfangsgeschichte der deutschen Bühnen genossenschaft erzählt. Als die deutschen Schauspieler in Weimar ihre Genossenschaft gründeten, riefen sie die Weisheit des regierenden Kaisers und die Gunst des Reichskanzlers an. Trotzdem mußten fie ohne diese Gunst auskommen. Die meisten föniglichen und fürstlichen Theater dachten, ihre Mitglieder zu bestrafen, weil sie sich der neuen Organisation anschlossen. Es geschah auch schon 1871, daß Direktoren ihren Künstlern den Reiseurlaub für Weimar verweigerten. Die deutschen Schauspieler achteten aber auf diese Schikane nicht. Sie gingen sehr ernsthaft in sich. Sie bezichtigten sich selber in einer ihrer Weimarer Kundgebungen, daß fie mit ihrer Eitelkeit, mit ihrem Eigenfinn und Mißverstehen" der Genossenschaftssache im Wege ge­mesen wären. Sie wollten sich läutern, damit sie würdig wären, ..zum Priesterstand der Revolution" zu gehören.

Priesterstand der Revolution

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welch dekoratives, aber auch welch theatralisches Wort! Und doch klingt es im Munde der Menschendarsteller nicht zu volltönend. Sie rechtfertigten es nachher. Das, was sie erreichten, mußten sie wirklich durch stürmische Revo­lution erfämpfen. Wenige Politiker und Volkswirte begriffen, daß die Schauspieler zur nüßlichsten Produzentengesellschaft einer ge= funden Demokratie gehören. Und heute, nachdem sie es endlich be­griffen haben, fehlen den Regierenden die öffentlichen Mittel zur Verwirklichung und Erhaltung alles dessen, was für die soziale Existenz der Schauspieler, nötig ist.

Desto dankbarer gedente man der Männer, die nach Barnay das Wert aufbauten und sicherten. Es sind besonders Hermann Nissen und Gustav Ridelt. Nissen verlor Stellung und Ge­

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TACO

Am 4. Juli 1919 ging auf Ricelts Veranlassung von Rothenburg o. d. Tauber die Nachricht in die Welt, daß sich der deutsche Bühnen­Derein, also der Verband der Direttoren, mit allen übrigen am Theater interessierten Verbänden, also auch mit der Deutschen Bühnen­genossenschaft, zu einem Arbeitsfartell zusammengetan hätte. Gemeinschaftlich versicherten die Verbände ,,, daß die künstlerische Frei­heit nur dann gesichert ist, wenn die wirtschaftlichen Interessengegen fäge durch die Beseitigung individueller Willkür, durch die Aufstellung von bindenden Regeln für den Geschäftsverkehr und durch die Ein­fegung von obligatorischen Schiedsgerichten ausgeglichen werden."

Dabei ist es geblieben. Die Bühnengenossenschaft, Teil der AfA, will und darf gerade in diesen Depressionszeiten nicht experimentieren. Sie muß das Tarifmert überall dort schüßen, wo überhaupt Vertrags­und Arbeitsmöglichkeiten vorhanden sind. Sie muß das letzte Stüd Wirklichkeitsboden verteidigen, auf dem sich die Schauspieler künftig noch behaupten können. Denn von zwei gleich gefährlichen Mächten wird dieses Gelände angegriffen: von den Theaterdirektoren, die dem Beispiel ihrer industriellen Lehrer folgen und den Herrn im eigenen. Haus spielen möchten, und von jenen gutgesinnten, doch durch feine tragische Erfahrung zur Bernunft und Logit befehrbaren Phantasten, die ihren Stand durch eine Sprungprozession vor dem sozialen Ver­fall retten wollen, anstatt mit allen fomplizierten Realitäten des heutigen Wirtschafts- und Kulturkampfes zu rechnen. Die Geschichte der Deutschen Bühnengenossenschaft, die ich vor zehn Jahren schrieb, enthält nichts als den Beweis für die Notwendigkeit deutscher Real­politif. Auch heute haben sich diese Bedingungen des Seins und des Werdens nicht geändert.

Dienst am Kunden.

Einige Wünsche an die Reichsbahn.

In den Zeitungen und auf den Bahnhöfen macht die Deutsche Reichsbahngesellschaft Reklame für Fahrten in die schöne Mark und vor allem auch in die Neumart. Diese Retiame ist an und für sich zu begrüßen, denn gerade auch die Neumark ist reich an Naturschönheiten. Leider aber läßt die Bahnverbindung nach dort zu wünschen übrig. Es war schon in den letzten Jahren ziemlich schwer, bis nach Sternberg in der Neumart, eine ihrer schönsten Städte, zu kommen. Man hatte in Frankfurt a. d. O. eine halbe Stunde und dann noch einmal dreiviertel Stunden in Reppen Aufenthalt. Nach dem Sommerfahrplan aber ist die Reise nach dort fast unmöglich. Seitdem läuft der Zug, der sonst 17.09 Uhr vom Bahnhof Charlottenburg nach Neu- Bentschen fuhr, nur noch bis Reppen . Dort müssen alle Fahrgäste aussteigen, und der 3ug fährt zurüd nach Frankfurt , um neue Fahrgäste zu holen. Nach dreiviertelstündigem Aufenthalt in Reppen fann man dann mit dem gleichen Zug, mit dem man von Berlin gekommen ist, weiterfahren, vorausgesetzt, daß man noch einen Platz bekommt, da die Züge in dieser Richtung immer sehr besetzt sind und zudem in der Zeit von 13.28 bis 21.26 1hr fein Zug von Frankfurt a. d. D. nach Neu- Bentschen fährt. Der Zug, der 17.09 Uhr von Berlin ab­fährt, ist erst 22.33 Uhr in Sternberg und erst 23.51 Uhr in Neu­Bentschen.

Außerdem gibt es für diese Strede nur bis Frankfurt a. d. D. Sonntagsrückfahrkarten. In Frankfurt muß man erst durch einen Tunnel von 400-500 Metern, um sich die andere Rückfahrkarte zu taufen.

Ein anderes: Der um 20 Uhr von Charlottenburg abfahrende Personenzug hat in Breslau keinen Anschluß nach Dels. Warum nicht? Der Zug erreicht Breslau um 5 Uhr morgens, während der Delser Zug, um 4.57 Uhr Breslau verläßt. Wegen

3 Minuten muß der ermüdete Reisende bis 6.43 Uhr, also runs eindreiviertel Stunden, warten. Bon Bahnbeamten wurde erflärt, daß sich eine Aenderung sehr gut ermöglichen ließe, aber es sei trotz Reklamation bis jetzt nichts geschehen.

polnischen Regierung Offerten in und ausländischer Auslandskredite für den Ausbau Gdingens. Es liegen der Finanzgruppen vor, die die Bereitstellung von Krediten für den Ausbau Gdingens in Gesamthöhe von 17 Millionen Zloty anbieten. Die Regierung hat sich bereit erklärt, für die entsprechenden, von der Stadtverwaltung Gdingens aufzunehmenden Anleihen die Ga­rantie zu übernehmen.

Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold, Ortsverein Treptow, Jungs banner, Mittwoch, 22. Juli, 20 Uhr, Probe im Jugendheim, Treptow , Wildenbruchstraße.

den Temperaturen, feine nennenswerten Niederschläge, südwestliche Wetter für Berlin : Wolfig, zeitweise aufheiternd, mit ansteigen­Winde. Für Deutschland : Südliche Reichshälfte heiter und trocken, im Norden noch wollig, im Nordwesten noch etwas Regen, allgemein

wärmer.

FUNK RUND­

AM ABEND

Rückschau.

,, Die Nummer läuft. Ein Hörbild aus dem Zirkusleben," Verfaßt von Manfred Georg und A. H. Kober. Auf­Funfstunde. Das Werk war wohl für einen Juliabend mit zeit­geführt in Breslau , übernommen vom Programm der Berliner gemäßerer Temperatur berechnet. Nur sehr higeerschlaffte Geister hätten mit wohlwollender Duldsamkeit diesem akustischen Kitsch­Volksstück folgen können, das Sichtbares zum Hörbild umzuformen glaubte, wenn es davon sehr lang und sehr breit erzählte. Manchmal ertönte ein gründlich inszeniertes Gelächter und belehrte den Hörer, daß die Verfasser an dieser Stelle etwas sehr fomisch gefunden haben. Die Personen des Spiels redeten geschraubtes Zeug, und wenn sie es sentimental oder tragisch meinten, half Musik ihnen, sich gefühlvoll auszudrücken; das Scheiden des alten Artisten aus seiner Nummer untermalte ein leidvoller Trauermarsch. Und ein happy end , wie es schöner und gemütvoller auch nicht der routinierteste Filmmanuskriptfabrikant hätte produzieren können, frönte das Werk.

,, Musikalisches Kuriositätenfabinett" im Pro­gramm der Funkstunde. Eine Darbietung, die ein wenig über das vorangegangene Hörspiel trösten fonnte, voll Heiterkeit und Geist. Musikalische Wize, von genialen Musikern gemacht, von Künstlern reproduziert; durch kluge und dabei sehr knappe verbindende Worte und musikalische Zitate auch den Hörern verständlich gemacht, deren Ohren weder begnadet noch trainiert genug sind, um solche Veranstaltung ohne Kommentar genießen zu können. Tes.

Mittwoch, 22. Juli.

Berlin .

16.00 Hamburg : Nachmittagskonzert.

17.00 Dr. Eberhard Preußner : Veranstaltungen der Reichsmusikwoche. 17.30 Henry Purcell , ein Klassiker der englischen Musik. 18.00 F. Schreiber- Loetzenburg: Berühmte historische Gaststätten. 18.30 Otto Heuschele : Der Brief im deutschen Geistesleben. 18.55 Wetter für den Landwirt.

19.00 Heßlein; Wirtschaftsnot und Berufsbeamtentum.

16.05 Aktuelle Abteilung.

Königswusterhausen .

16.30 Blasorchesterkonzert.

17.30' Dr. Wolf Zucker: Geheimbünde.

17.50 Neue katholische Lyrik.( Sprecher: Dr. Walther Petry, Hannah Zweiz). 18.15 Aktuelle Abteilung.

18.40 Mozart erzählt sein Leben( II. Teil). Eine musikalische Plauderei. ( Sprecher: Dr. Erich Fortner.)

19.30 Heilfron: Rechtsfragen des Tages.

20.00' Eduard Künneke . Dir.: Der Komponist.

22.00 Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. Tanzmusik.

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