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Beilage

Donnerstag, 23. Juli 1931

Sascha Rosenthal:

Schönheitswettbewerb

Die Zeiten sind betrüblich, denkt das Bürgertum. Man muß sich zerstreuen. Es sucht nach einem tröstenden Spielzeug und findet das Kind.

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Wer hat das schönste Baby? Schönheit ist ein Wert. Schön­heit muß erhalten werden. Welches ist das schönste Baby? Wohl­gemerkt: das schönste. Nicht etwa das gesundeste, das flügste, das gemütvollste. Oder vielleicht schließt der Schönheitsbegriff der Jury das alles mit ein? Vielleicht auch nicht.

Wie dem auch sei. Die Preisbewerber wider Willen und Wissen find die Kinder der Reichen. Ihnen ward Schönheit als Erbteil durch Generationen wohlgenährter, sorgsam gepflegter Körperlichkeit und Geistigkeit, als Gabe der Eltern und ihres eigenen wohlumstellten

Lebens.

Zum Ueberfluß wird die Jury Ueberfluß häufen. Nuzlos, zweck­los. Andere Kinder gibt es, die auch schön sein könnten, die geist­voll sind und seelenhaft. Ihnen fehlt Nahrung und Pflege. Sie könnten nur zu gut das Geld und die Sachen wohl gebrauchen, die als Preise ausgesezt sind für die Schönsten. Aber sie können nicht glänzen mit äußerer Schönheit, mit Fülle der Gesundheit, mit Ausgeglichenheit der Züge, Ebenmaß der Formen. Ihre Wangen find ausgehöhlt. Ihre Augen glanzlos, ihr Mund verzogen vor Entbehrung, ihr Ausdruck nervös und friedlos wie ihre Umgebung. Und wenn schon eins harmonische Schönheit bewahrt hat, die Mutter hat sicher kein Geld, um es zu photographieren für den Wettbewerb. Das schönste Kind unter den Ausgesuchten der Bewerberliste wie sehr gleicht es einem anderen gleichaltrigen, mit gleicher engel hafter Unberührtheit des Ausdrucks, mit ebenso in sich selbst ruhend flarem Blick, dessen gleicherweise formvollendetes Köpfchen, von einem Auto gestreift, vorzeitig in den Tod sinken mußte, mit all seiner Schönheit, weil seine Mutter, eine Wäscherin, kein Geld hatte, um ihm eine zuverlässige Aufsicht zu bestellen.

Aber Mütter, die genügend Mittel besigen, um die Schönheit ihrer Kinder zu behüten, werden belohnt für die Wohlbemitteltheit, die sie befähigt, schöne Kinder zu haben.

Wer verbürgt jedoch, daß die preisgekrönten Kinder die 3u­funftswertvollen find?

Wie, wenn eitle Mütter, unbedachtsame Verwandte, schmeichle­rische Freunde so lange in Gegenwart des Kindes von seinem Sieg reden, bis es eines Tages begreifen lernt, daß man seiner Schön­heit huldigt.

Dann wäre dieser Schönheit der zarteste Schmelz genommen. Das Kind müßte sie bezahlen mit der Schönheit seiner Seele. Eitel­feit, Selbstüberschätzung, Hochmut, Geltungssucht, unzufriedenheit

fönnten die Folge sein.

Im Jahrhundert des Kindes treibt man Unfug mit der Schön­

heit des Kindes.

Man hat es eilig, Anwärter auf den Beruf der Schönheits

fonkurrenz zu züchten, die Hunderte von Frauen in Eitelkeit, Ehr­geiz, Neid, Enttäuschung und Unbefriedigung ein nach der Schön­heitstrone lüsternes Dasein zu führen verlockt.

Wahrlich, ein der heutigen Frau unwürdiges und unethisches Unternehmen.

Kinderschönheitswettbewerb?

Gedankenloses Spiel mit der Seele des Kindes!

Nelly Wolffheim :

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Ueber die Kinderangft

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Die meisten Kinder haben in ihrer frühen und frühesten Zeit Lengste zu überstehen. Solche Angst bildet sich beim Säugling, wenn er sich nach seiner Mutter sehnt, und entspringt wie Freud es darstellt wohl weniger dem Alleinsein an sich, als dem Wunsch, die geliebte Person bei sich zu haben. Es ist dies ein natürlicher Vorgang, den wir nicht schwer nehmen dürfen. Ebenso sollte man sich nicht wundern, wenn ein kleineres Kind vor Unbekannten zurück­schreckt und davon beunruhigt wird. Auffallend ist nur die Ver= schiedenheit der Stärke, in der die Angst auftritt, und man muß dort mit einer ererbten oder früh erworbenen Disposition rechnen, wo ein Kind über ängstlich ist und in einer über das gewöhnliche Maß hinausgehenden Weise Furchtsamkeit zeigt. Dieser Gradunterschied und auch das zu lange Anhalten der nur beim ganz jungen Kinde natürlichen Angsterscheinungen weisen darauf hin, daß man es mit einer beginnenden Neurose der Nervosität", wie es landläufig heißt zu tun hat, der man Aufmerksamkeit

schenken muß.

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Die tief eingreifende Wirkung ausgeprägter Aengstlichkeit wird jedem offenbar, der Menschen zu beobachten weiß. Die Persönlich­feit kann sich nicht entfalten, wenn Hemmungen ein freies Denken und Handeln unterbinden. Das Glück eines Menschen hängt oft von kleinen und kleinsten Dingen ab, die den Erwachsenen behindern, die aber ihre Wurzeln im Erleben des fleinen Kindes haben. Das Zurückweichen vor allem Neuen z. B., das im Berufsleben und bei der Anknüpfung von Beziehungen zu anderen sehr erschwerend

wirken kann, ist häufig eine Folgeerscheinung frühkindlicher Ein­drücke, die nicht abgebaut wurden und daher weiter nachwirkten. Wir fönnen nicht im einzelnen auf Angsterscheinungen eingehen, die dazu geeignet sind, lebenshemmend zu wirken, der Hinweis auf die Bedeutung der Furchtsamkeit muß hier genügen.

Es fragt sich nun, ob die Umgebung des Kindes tatsächlich vor beugend Einfluß gewinnen fann, und ob sie es vermag, der bereits entwickelten Angst eines Kindes entgegenzutreten. Ein paar Beispiele können unseren Gedankengang am besten illustrieren und uns helfen, die soeben gestellten Fragen zu beantworten.

Ein vierjähriges Mädchen wollte gern mit seiner Mutter aus­gehen, obgleich ein außerordentlicher Sturm draußen wütete. Die Mutter wollte das Kind nicht mitnehmen, stieß aber bei der Kleinen auf heftigen Widerstand. Begütigend mischte sich eine zufällig an­wesende Frau in die Debatte und erzählte dem Kind, daß kürzlich irgendwo eine Gleichaltrige vom Sturm fortgeweht sei. Das wirfte, und ohne weitere Schwierigkeiten blieb das Kind nun zu Hause. Dieser pädagogische" Augenblidserfolg flang aber höchst un­angenehm nach: Von diesem Tage an ängstigte sich das Mädchen, bei windigem Wetter auszugehen. Die Angst blieb ihr bis an die Grenze des Erwachsenseins und behinderte sie in verschiedener Hin­ficht. Wir wollen dahingestellt sein lassen, ob in diesem Kinde nicht bereits eine Neigung zur Aengstlichkeit geschlummert hatte, ausgelöst wurde die Furcht vor dem Winde jedenfalls durch eine achtlos hin geworfene Bemerkung. Wir sehen daraus, wie vorsichtig man Kindern gegenüber sein muß.

Daß jede Art von Angstpädagogit, die durch Androhungen etwas

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obsiquelo ob 396 Der Abend

Dr. Maria Faßbender:

Ein kind wird

Shalausgabe des Korward

Diebin"

Eine Mutter kommt in die Sprechstunde. Unter Tränen erzählt und was sie mit dem Geld und den gestohlenen fie, was geschehen ist und bittet um Hilfe. Dingen machen.

Sie lebt mit ihrem Mann in guten, geordneten Verhältnissen, sie haben nur eine Tochter, die jetzt 15 Jahre alt ist. Ihre einzige Sehnsucht war es, der Tochter eine gute Erziehung angedeihen zu lassen, damit sie später einmal Lehrerin werde. Sie schränkten sich ein, sie sparten, damit das Mädchen eine höhere Schule besuchen fonnte. Bis jetzt war sie gutartig, gab nie zu Klagen Anlaß, aber vor einigen Tagen, erzählt die Mutter weiter, sei etwas merkwürdiges geschehen: Das Mädchen hatte in der Schule das ihr anvertraute Geld gestohlen, außerdem einen Wertgegenstand einer Mit­schülerin weggenommen.

Lehrer und Eltern standen vor einem Rätsel; es schien fast aus­geschlossen, daß dieses stille, fleißige und intelligente, das größte Vertrauen der Schule genießende Mädchen eine Diebin sei und doch war es so. Das Mädchen gestand dann später unter Tränen alles.

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Was sollte hier geschehen? Wie sollte man dem Kinde und den Eltern helfen? Da der Diebstahl in der Schule geschehen war, mußte der Lehrer als erster eingreifen. Er stellte das Mädchen zur Rede, machte ihr bittere Vorwürfe, sagte ihr, von nun an könne er gar kein Vertrauen mehr zu ihr haben, war enttäuscht, zeigte feine Berachtung und bat die Eltern um Herausnahme des Kindes aus der Schule.

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Bald wußte von dem Borgefallenen nicht nur die Klasse, sondern die ganze Schule. Das Mädchen war erledigt. Sie konnte und wollte nicht mehr zur Schule gehen; zu Hause war es furchtbar, die unglücklichen und deprimierten Eltern machten ihr Vor würfe, das Kind meinte, nicht wurde ganz trübsinnig. Nun fragen wir: Hat der Lehrer richtig gehandelt? Wem wurde geholfen? Doch nur der Schule selbst, die sich der Schülerin ent­ledigte, anstatt, was erzieherisch richtiger gewesen wäre, sich mit dem Fall näher zu beschäftigen. Wir müssen also mit ,, nein" antworten und diese Handlungsweise verurteilen. Solches Vorgehen kann dem Kinde für sein ganzes Leben schaden und aus ihm erst das asoziale Besen machen, das es trotz seines Bergehens noch gar nicht ist.

Die Eltern suchten daher anderweitig Rat und Hilfe. Sie famen in die Beratungsstelle, und wir versuchten vor allem zu er= fahren, welche Motive es waren, die das Mädchen bewogen hatten zu stehlen. Brauchte sie das Geld für irgendwelche Dinge, die sie zu Hause nicht bekam? Was tat sie mit dem Geld und dem Schmuck­stück? Denn es ist bei Kindern nicht gleichgültig, was sie stehlen Hermann klamfoth:

I

stahls sind der erste Schlüssel zur Aufklärung der Ursachen, die zum Die Verwendung des Geldes und die Begleitumstände des Diebs Diebstahl geführt haben. Manchmal stehlen ja die Kinder, nur weil fie gerne naschen wollen, aber nie oder nur selten Geld für diesen Zweck bekommen. Doch nicht alle Diebstähle der Kinder sehen so aus und sind gleich zu werten. Die Ursachen des Diebstahls sind oft sehr kompliziert, und man muß sehr vorsichtig sein, bevor man ein Kind als wirklichen Dieb betrachtet und als solchen bestraft.

Was tat nun unser junges Mädchen mit dem Gelde? Sie kaufte dafür einige Gegenstände für die Schule, schmückte die Klasse damit und erzählte, sie hätte es vom eigenen Gelde gekauft. Das Schmuckstück schenkte sie der Mutter; sie sagte, sie hätte es auf der Straße gefunden.

wir, daß sie zu Hause eine sehr strenge, wenn auch gut gemeinte Nach wiederholten Rücksprachen mit Eltern und Kind erfuhren Erziehung befam. Sie durfte, obwohl sie 15 Jahre alt war, nie ohne Eltern und auch nicht mit Freundinnen weggehen. Ja, fie Angst, sie könnte von ihnen Schlechtes lernen. Die beweglichen, bur wurde geradezu von den Freundinnen isoliert aus schifosen und selbständigen jungen Mädchen waren für die Eltern die verdorbene Jugend". Ihr Mädchen mußte anders sein; das fiel schon durch die Art der Kleidung auf, die kindlich und altmodisch war, fie trug langes Haar und machte im ganzen den Eindruck einer Behnjährigen. Sie wurde natürlich in der Schule als das brave auch Lehrer und Eltern lobten, so genügte ihr das nicht; sie war Mutterkindchen gehänselt und ausgelacht, und wenn sie mürrisch, gedrückt, einsam, sie fühlte sich zurückgesetzt.

Wir haben erkannt, daß das sichtbare Motiv ihrer Handlungs weise das Geltungsbedürfnis war. Ihr Bravsein nützte ja nicht, damit imponierte sie den Mitschülerinnnen nicht, also wählte sie impusio ohne Ueberlegung und ohne selbst klar die Ursachen ihrer Handlungsweise zu kennen, diesen Weg. Sie wollte auffallen und von sich reden machen.

Es wäre Sache des Lehrers gewesen, das zu erkennen und mit dem Mädchen darüber zu sprechen, sie in Schuß zu nehmen und die Eltern zu beeinflussen, ihre dem Kinde nur schadenbringende Er­ziehung zu ändern. Das ist dann nachträglich auch durch uns ge­schehen, und die Eltern zeigten sich sehr gelehrig und vernünftig. Aber diese Qual hätte ihr und den Eltern erspart bleiben können.

Das Mädchen fam in eine andere Schule und führt sich sehr gut.

Erlebniffe des Alltags

Bulb?

Was uns mit ganzer Seele und mit vollen Sinnen packt, das nur aftiver Sozialversicherter", der die Alu- Karte in der Tasche haben wir erlebt, sei es der Schrei einer Geburtsstunde, eine wichtige Kundgebung, ein mitreißendes Theaterſtüd, ein erschütterndes Er­eignis auf dem Schlachtfeld der Arbeit oder ein geschichtlicher Vor­gang, wie die Ausrufung der Republik . Das alles sind Erlebnisse, die uns dem alltäglichen Trott unseres Daseins, die uns dem Alltag entreißen.

Solche Geschehnisse und ,, Sensationen" aber fönnen nicht jeden Tag eintreten, und wenn wir das trotzdem verlangen, dann ent­fremden wir uns dem Alltag und entwerten ihn. Der Alltag ist nicht dazu da, daß man ihn verschläft oder verträumt, denn der Verlauf des Alltags ist ein Spiegelbild der wirtschaftlichen und kultu­rellen Verhältnisse unseres Landes und der sozialen und menschlichen Lage des einzelnen.

Wenden wir uns also nicht vom Alltag ab, um uns den Wunsch­träumen des Wochenendes, der Ferienzeit, eines Romans oder irgendeines Films hinzugeben, sondern versuchen wir auch den grauen Alltag zu einem Erlebnis zu gestalten, indem wir die kleinen Einzelheiten unseres täglichen Daseins zu bewußten Er lebnissen werden lassen.

Natürlich soll der Alltag nicht verniedlicht und verkitscht werden, denn hier kommt es wie überall auf die richtige Verteilung von Licht und Schatten an. Doch der Erwerbstätige weiß vor lauter Arbeit und der Erwerbslose vor lauter Sorgen nichts mit seinem Alltag an­zufangen. Was bedeutet allen diesen Menschen der Alltag oder das Erlebnis des Alltags? Aber gerade derjenige, der so tief im All­tag verstrickt ist, daß es für ihn faum noch einen Festtag gibt, dem muß auch der Alltag das bißchen Lebensfreude geben, die ihm die Misere unserer Zeit noch gelassen hat.

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Wo wir in den Straßen, in der Straßenbahn, in den Fabriken und in den Hinterhäusern nur Hausreihen, lärmende Verkehrsmittel,

Arbeitsstätten und troftloſe Proletarierwohnungen sehen und nichts weiter, da ist der Alltag trüb und öde, und der bedrängte Zeitgenosse wird mit dem Gedanken daran nur noch mürrischer und verdrossener. Er gleitet dabei immer mehr in die Masse der Nur unzufrie. denen ab und wird so leicht eine Beute des volksfeindlichen Rück­Schritts.

Also buchstäblich: die Augen auf!

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hatte. Aber er war ein leidenschaftlicher Photoamateur, der nicht über die Straße gehen fonnte, ohne die Steinfeger bei der Arbeit, den Tarichauffeur beim Mittagsschläfchen oder den alten Bettler, der zeitgemäß" militätische Ehrenbezeugungen machte, mit seiner Kamera einzufangen oder doch als mögliche Motive für ein un­geknipstes Bild zu betrachten. Die Augen dieses übrigens im ALB. organisierten Arbeiterlichtbildners waren schärfer geworden: cr beobachtete denkend die Menschen, die Häuser, die Autos und Fahrräder und dachte bobachtend daran, daß es nicht genügt, nur Menschen, Häuser und Fahrzeuge zu sehen, sondern daß es auch

gut ist, sie soziologisch unterscheiden zu lernen: den Generaldirektoren­typ, den Spießbürger, den Kaufmannslehrling, das fesse Mädel, den Arbeitslosen.

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Und dann die Häuser: da wird zuerst die palaſtähnliche Stadt­villa eines Schwerverdieners aufs Korn genommen, und dann die zerfallene Fassade eines Hinterhauses dabei ist es nicht einerlei, ob die monotone Wandfläche nur von öden Fensterhöhlen aufgeschlitt wird oder ob ein durchlaufendes Gefims die Fläche quer unterteilt und ein alltägliches Regenrohr diese ,, architektonische Aufgabe" in der Längsrichtung besorgt.( Mein Begleiter murmelte etwas von Bildwirkung".) Jedenfalls können zwei solche Aufnahmen von so verschiedenen sozialen Zuständen eine viel wirksamere Sprache führen als das lauteste Klassenkampfgeschrei. Diese Gegenfäße richtig ge­sehen und gut beobachtet zu haben, das ist ein Erlebnis.

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Wer imftande ist, den Alltag bewußt zu erleben, der sieht auf der Strecke nicht nur Kraftwagen dahinsausen, sondern er sortiert fie fich und denkt ein wenig darüber nach, was er gesehen hat und mas es weiter zu beobachten gibt und zieht seine Schlußfolgerungen daraus.

Der Alltag ist also voller Erlebnisse, voller trüber und doch auch

wieder heiterer Ereignisse. Auch an diesen freundlichen Episoden

wollen wir nicht vorübergehen, denn es ist doch so: wir wollen uns feinen Sand in die Augen streuen lassen, aber jedes kleine Bild von der Straße, aus dem Heim des Hofbewohners, turz jedes Bild des Alltags, das uns erheitert sei es ein lachendes Kind, ein wiziger Zufall, eine scherzhafte Szene, ermuntert uns und löst Lebensenergien in uns aus, die mir zum Kampf ums nackte Dasein

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Ein Freund von mir hatte das richtig erfaßt. Er war zwar auch ebenso gebrauchen wie zum Kampf um unsere sozialen Ziele.

zu erreichen sucht, für einen modern eingestellten Erzieher nicht mehr in Frage kommen darf, kann uns gerade dies Beispiel zeigen. Auch der nachwirkende Einfluß einer zu strengen Erziehung auf die Ent­widlung eines jungen Mannes soll uns als Beweis dienen, wie man Aengstlichkeit züchten kann. In der Familie dieses Jünglings hatte der Vater eine übermäßige Herrschsucht gezeigt, alle zitterten vor ihm, alle taten nur, was er wollte. Dies kam bereits im Ver­halten der Kinder zum Ausdruck, die sich unfrei gaben und die Angst vor dem Vater auf die meisten anderen Erwachsenen übertrugen. Besonders bei dem ältesten Sohn hatte sich das Gefühl heraus­gebildet, nichts allein zu können, immer andere um Rat fragen zu müssen. Er brauchte gewissermaßen einen stärkeren Berater, un­bewußt suchte er stets jemanden, vor dem er Angst haben konnte. Auch hier wird verschiedenes zusammengekommen sein, um die Ent­wicklung des Sohnes in diese Richtung zu treiben, es liegt aber nahe, das Verhalten des Baters als den Untergrund der Fehlentwicklung des Sohnes zu nehmen.

Um dem Entstehen von Angsterscheinungen bei Kindern vor

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zubeugen, muß man aber nicht nur angstmachende Momente, soweit man dies kann, auszuschalten suchen, man sollte auch direkte Vorbeugungsmittel anwenden. Hierzu gehört vor allem das Bemühen, die Kinder schon früh an Selbständigkeit zu gewöhnen. Iso wie es manche Mütter lieben Statt fie an uns zu binden, indem wir sie von uns abhängig erhalten, sollten wir erkennen, daß eine gut gelungene seelische Lösung des Kindes von seinen Eltern eine durchaus wünschenswerte Erscheinung ist. Die Kinder dahin zu führen, daß sie selbst etwas fönnen, sich selbst dadurch viel zu­trauen, ist ein wichtiges Hilfsmittel gegen das Auftreten von all­gemeiner Aengstlichkeit. Ausschließen wird auch die beste Erziehung freilich nicht, daß aus dem unbewußten Seelenleben des Kindes Beunruhigungen wirksam werden. Wo Angsterscheinungen auftreten und sich verstärken man dente an die Angst vor einem bestimmten wo sie sehr starken Einfluß auf Tier, vor Gewitter, Feuer usw. das Kind ausüben, wird eine heilpädagogische Behandlung eingreifen müssen, damit nicht aus fleinen Anfängen die oft nur ein Symptom schwererer Störungen find- ein nachhaltiges llebel wird.

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