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Tir. 341- 4�. Iohraonq ai» Sr-ettog. 24. �u(i 1931 3£einrich Steining: Lothar hatte Knut Hamsuns Hunger" zum ersten Male ge- lesen, als er. der siebzehnjährige schmale Junge mit der windschiesen Brille auf der Nase, in der bergenden Behaglichkeit seines väterlichen Heimes saß und in literarischer Lausbubenhaftigkeit versuchte, die Musit Bachs, die Dramen Georg Kaisers und die Bilder Feiningers in eine gemeinsame Beziehung zu setzen. Lothar war der tüchtigste Mathematiker seiner Klasse, und ihn setzte die Gradlinigkeit eines folgerichtig zu Ende gedachten Gedankens in die gleiche Begeisterung, mit der sich seine Kameraden an dem Wunder eines lichtblond ge- krönten Mädchenkopfes berauschten. Lothar bewunderte die formale Meisterschaft an Hamsuns frühem Werk. Zum Stoff hatte er keine Beziehung. Er sah. daß geschlissene Satzbauten sich zu klug gebauten Kapiteln schichteten: er fühlte nicht die Grausamkeit des Milieus. Er sah runde, unbelastete, glasklare Wortgruppen: er fühlte nicht den Gehalt der Worte. Er hatte, nach fleißigem Studium eines medizinischen Fachwerkes, ge- nau geprüft, ob und wo Hamsun die körperlichen und seelischen Niederschläge eines sich fortlaufend vertiefenden Hungergefühls exakt traf. Er freute sich der korrekten Resultate dieser Prüfung, die zu- gunsten des Dichters ausfiel. Lothar kannte den Hunger nicht. Kurz und gut: Lothar, deffen Gehirn vorzeitig trainiert war. wußte nicht, daß hinter der gestrafften Form eines Bildes von Feininger oder hinter der Konstruktion einer Bachschen Fuge etwas stand, was überhaupt erst die entscheidende Voraussetzung zu dieser Meisterschaft der bildnerischen oder n musikalischen Architektur aus- machte: die Idee, der Glaube, das Erlebnis.(Lothar hätte Philo- löge werden müssen). 0 Lothar studierte Medizin. Nach sechs Semestern traf ihn das Erlebnis. Es begegnete ihm in der Erkenntnis der Situation der proletarischen Menschen. Er sah, daß innerhalb der gesellschaftlichen Ordnung notwendig sich Klassen gebildet hatten, deren eine den Prosit, deren andere die Not einsteckte. Also: die Ordnung war falsch. Lothar sah den Tatbestand und, nach wie vor der folge- gerechte Denker, zog des Konsequenzen. Aber, für Lothars Lebens- form entscheidend, der gedanklichen Erkenntnis erwuchs das herz- liche Erleben. An der Schwelle vom Jungen zum gereiften Manne begnadet« ihn. der bisher in leeren Zirkeln dachte, das Gefühl. Alles, was er sann, gewann Tiefe. Den blassen Gedanken verfärbte der durchblutete Wille zur Tat. Der innere Ilmschwung stellte ihn auch in äußeren Gegensaß zu seiner bisherigen Welt. Eine Brücke gab es nicht. Die Familie schloß ihn aus, dos Corps schloß ihn aus, das(von den Eltern ihm) gewählte Mädchen floh ihn, um sich zwei Monate später mit Herrn Senator Knoll zu verheiraten. Laute Mannenworte von ewiger Mannentreue, leise Liebesworte von ewiger Liebestreue verloren ihr Gewicht. Lothar belächelte diese Kapitulation kleiner Menschen vor großer Ehrlichkeit. Er lebte im bezwingenden Gefühle seiner Er- kenntnis. Er wollte ein Künder werden.(Lothar hatte die Rechnung ohne sich selbst gemacht. Der Wille war da, a er die Kraft fehlte. Er hatte denken, ober nicht. Handels gelernt.) t vtift-''" 1' y* f.fitrt.» Lothar, fanatisch selbstbewußte entzog sich jeder Möglichkeit, in einem Betriebe der organisierten Arbeiterschaft, wo er seine Arbeits- kraft hätte erziehen und der hohen Idee praktisch dienschar machen können, sich wenigstens der geringsten wirtschaftlichen Garantien zu vergewissern. Er erteilt« Nachhilfeunterricht und lebte vom kümmer- lichen Erlös. Seine Gedanken aber flössen in Dramen, die keiner spielte, in Romane, die keiner druckte, in Feuilletons, die keiner verstand. Fünf Jahre bitterer Not spiegelten Gesicht und Körper. Qual- voller noch als der äußere Mangel war ihm das Gefühl des Un- verstandenseins. Er schrieb und schrieb, niemand aber reagierte auf die Flut der geschriebenen Gedanken. Sein Aeußcres war allmählich so derangiert, daß die Leute ihre Kinder dem seltsam mageren Mann mit dem immer bewegten, bläulich-bleichen Gesicht nicht mehr zum Hilfsunterricht anvertrauten. Er lebte jetzt davon, den Tages- zeitungen kleine Berichte zu liefern, unter welchen Umständen, bei- spielsweife, ein Pferd gestürzt war oder das Platzen eines Auto- reifens beinahe, also beinahe ein Unglück verursacht hätte. -i° Lothar saß hüstelnd und fiebernd in seinem niedrigen, feuchten, lichtarmen Kellerraum: die linke Hand umkrallte ein Stück trockenen Brotes, aus dem morsche Zähne gierig Fetzen rissen: die Rechte flog nervös kritzelnd über knisternde Papierbogen. Die Ordnung seiner Gedanken verfiel mit dem Verfall seines Körpers. Morgen hatte er Geburtstag. Er wollte sich, da ja keiner da war, der ihn in dieser Beziehung ersetzen konnte, eine Freude machen. Er schrieb sich einen Brief, dessen Umschlag er, ein großes Opfer, mit einer richtiggehenden Freimarke versah. Am Morgen des Geburtstages also brachte ihm der Briefträger einen Brief ans Bett. Lothar öffnete mit stolzer Ruhe den Umschlag und las: Hochverehrter Meister! Noch ganz erschüttert durch die Lektüre Ihres. Dramas.Der halbe Gott" teile ich Ihnen mit, daß die Vorbereitungen für Bühnen- vertrieb und Drucklegung bereits getroffen sind. Mit Ihrer gütigen Erlaubnis habe ich mich mit den zuständigen Instanzen zwecks Ver- leihung des Kleistpreises für Sie in Verbindung gesetzt. In tiefster Ehrfurcht ergebenst Julius Eäsar. Lothar lehnt« sein knapp überspanntes Skelett an einen Laternenpfahl. Er hörte das Gebrüll einer dicht geknäuelten Menschenmasse. Er schleppte feinen Körper in die Richtung des johlenden Mcnfchenballens und gewahrte, daß es einem offenbar großen Manne zu huldigen galt. Er begann auch, ohne den Gegen- stand der Begeisterung zu kennen,Hoch" zu rufen und war bald der Lautesten einer. Es gelang ihm, durch die Masse hindurch das Gesicht des bejubelten Mannes zu sehen, der in einem eleganten Auto saß. Blitzhaft durchzuckte ihn hierbei die Erinnerung an ein grinsendes Schimpanscnweibchen, das er einmal im Zoologischen Garten gesehen hatte. Er erkundigte sich, wer denn der Mann wäre. Verächtlich zischte ihm eine ob dieser Dummheit entsetzte Greisin ins Gesicht:Sie Idiot, das ist doch der Boxer." Lothar riefHoch, hoch, hoch". Immer wieder. Er sah, wie so oft, wieder diese verflixten roten und grauen Punkte vor seinen Augen tanzen, er spürte wieder den bösen Druck an der oberen Magenöffnung, schmeckte wieder den bitteren Geschmack im Munde. Hoch" rief er noch, als er heimwärts rannte. Er schnellte über Straßen und Plätze, schwang die Arme in die Luft und riefHoch". Hoch" rief er, als er in seinem Keller vor dem halbblinden Spiegel stand. In seinem Kopfe wirbelte das ganze Wörterbuch des Boxsportes: Uppercut, Clinch, linker Gerader, trockener Rechter, Fuß- arbeit. Knock out.Hoch" rief er. Das WortKnock-out" hatte es ihm angetan. Seine rechte Faust traf in hartem Schlage die spiegelnde Fläche. Die Linke folgte. In wollüstiger Kampfgier trommelten nun die blutenden Fäuste den in krachenden, splitternden Scherben sich spiegelnden Feind..Hoch" girrte er. Besessen wuchtete nun der. ganze Körper in einem vom hemmungslosen Rhythmus des Irrsinns gepeitschten Tempo gegen das berstende, klirrende Glas. Hoch" rief er noch, als er zuckend am Boden lag..Hoch" röchelte noch der schäumende Mund, als ein erlösendes Recken des Körpers in die dem Tode gerechte Lage brachte. An der Beerdigung nahmen ein Pfarrer, ein Totengräber und Lochars Wirtin teil. Die Nachbarn waren zu Haufe geblieben, da der Boxer um diese Zeit den genauen Verlauf seines letzten Kampfes durch den Rundfunk schilderte. Pfarrer und Totengräber waren zur Tellnahme beruflich verpflichtet, während die Wirtin vom Boxen nichts verstand. Jlmflug ins wilde8uropa Ganz Europa ist dem Touristenverkehr erschlossen. Aber noch gibt es, abseits der großen Verkehrsstraßen, Gebiete in unserem alten Erdteil, die sich die Romantik der Wildnis bewahrt hoben. Diese weltfremden Gegenden liegen nicht einmal weit: auf schwedischem Boden, in Lappland , und sie sind von Stockholm mit der Eisenbahn bequem zu erreichen. Das wilde Lappland beginnt in Gullioara, von wo unzählige skandinavische Touristen abwechslungsreiche, wenn auch anstregende Wanderungen ins Landesinnere unternehmen. Von Gullioara geht es nach Porjus : der Weg ist 8 Kilometer weit. Er ist um so bemerkenswerter, als er dem Lappländer die Vorstellung seiner Hölle gegeben hat. Man kann nur den Eisen- bahnweg benutzen: die ganz« Strecke ist ein in seiner Trostlosigkeit einzigartiger Sumpf, eine leblos«, beklemmende Oede. So stellt sich der Lappländer die Hölle vor. Ab und zu sieht man ein Bahnwärter- Häuschen, Inseln inmitten der Einsamkeit. Die Siedlung von Porjus erinnert an die ersten Goldgräbersiedlungcn aus- Alaska , Ln ein- fachen Blockhäusern spielt sich' daS'Lebmk�vsr'KolkSnisteN Mb? Dabei hat Porjus eine außerordentliche wirtschaftliche Bedeutung. Dort befindet sich das Kraftwerk, das elektrische Energie an ganz Schweden liefert. Die Anlage ist ein Wunder der Technik, zumal die Arbeit in der unwirtlichen Gegend eine bedeutende Tat darstellt. Von Porjus ist in einer Stunde Harspranget zu erreichen: ein neuer Weg führt über den großen Lulleoftrom, der sich mit rasender Geschwindigkeit durch die Felsen zwängt. Er schäumt, kocht und dröhnt: es ist, als konzertiere ein ohrenbetäubendes Höllenorchester. Schaumfontänen spritzen zwischen schwarzen Feldern: ein Schauspiel von majestätischer Schönheit, wie man es sonst nirgends in Europa bewundern kann. Geht man den wilden Bergstrom entlang, so stößt man auf eine'große Siedlung. Es sind zwanzig modern aussehende Villen, Markthallen und Industrieanlagen. Der Wanderer freut sich, Charles IV . IVeldon: Begeht nicht der Mensch, der von hündischem Verrat spricht, wenn er tückischsten Menschenverrat meint, selbst Verrat an jenem Geschlechte, dos er sich seit Jahrhunderten in Treue verbunden wähnt, dem der Hunde? Oder hat die Sprache irgendwie im tiefsten Grunde Recht? Vielleicht kann der folgende Bericht helfen, Antwort zu finden. Verloren in der Unendlichkeit des Indischen Ozeans , in sondiger Flachheit sengender Sonnenglut und peitschenden Stürmen schutzlos preisgegeben, liegt eine kleine, hufeisenförmige Insel, die nur oul Karten größeren Maßstabes als Juan de Nova eingezeichnet ist. Kaum jemals legt an dieser Küste ein Schiff an, denn hier gibt es keine Bevölkerung, mit der man Handel treiben könnte, keine Bodenschätze, um derentwillen eine Landung lohnte. Juan de Nova ist die Insel der Hunde/ Jahrhunderte hindurch war sie völlig unbewohnt. Piraten aller seefahrenden Nationen füllten hier ihre Wasserbehälter und versorgten sich mit Kokosnüssen und Schildkröten. Dann beeilten sie sich, die unheimliche Insel wieder zu verlassen. Nur auf Hunde übte die Insel eine geheimnisvolle Anziehungskrast aus. Hunde aller Rassen, aus Europa , China , Ostindien entliefen ihren Eigentümern und mußten zurückgelassen werden. Immer mehr schwoll die Huniebevölkerung von Juan de Nova an. Es waren nicht die Vertreter der edelsten Rassen des Hundegeschlechts, die auf Piratenschiffen die Meere durchkreuzten. In wahlloser Vermischung vermehrten sie sich hier, und ein Bastardgeschlecht wuchs heran, das nichts von der Stimme und der Witterung des Menschen wußte. Wie Wölse in Rudeln jagend, ein mächtiges Heer von Hunden, die wenig mit der überkommenen menschlichen Vorstellung vom Hunde- geschlechte zu schaffen hatten. Festgerammt in den Korallenriffen von Juan de Nova fault das Wrack des SchonersTottenham". Von Tulear auf Madagaskar stach eines Morgens der alte Kapitän C ollin. abgetakelt wie die stolzen Dreimaster. deren Gebieter er einst gewesen war, nur begleitet von seinem ein- zigen Freunde Cäsar, dem Schäferhund, in See. Vielleicht gab es an Oer Küste von Juan de Novo noch einiges Strandgut zu bergen, dessen Verwertung ihn der Geldsorgen für einige Monate entheben würde. Die Nacht brach ein. als er landete. Nahe der Küste schlug er sein Zelt aus, bereitete sein Abendessen und erlegt« für Cäsar einen der Papageitoucher, die durch die Dämmerung nestwärts eilten. Unheimlich ertönte sein Schuß durch die unendliche Stille. Ztema war Collin eingeschlafen, als Ihn Casars gereiztes Bellen aufweckte. Er hielt Umschau, aber nichts Gefahrdrohendes war zu entdecken. Dann, wie von einer unwiderstehlichen Macht bezwungen. raste Cäsar davon und verschwand hinter einem Felsen. Kein Rufen hielt ihn zurück. Wohl wußte Collin von den Hunden der Insel. Aber er wußte nicht, daß die seit Generationen in Freiheit lebenden Hunde von Juan de Nova sich von ihren in der Gefangenschaft der Menschen befindlichen Brüdern unter anderem auch dadurch unterschieden, daß sie nicht bellten. Die Hunde von Juan de Nova hatten das Bellen verlernt, oder besser gesagt, sie hatten es. die Sprache der Menschenknechte, nie erlernt. Sie riefen einander durch ein un- heimlich vibrierendes Jaulen, das mit keinem anderen Tierlaut verglichen werden kann. Manche behaupten sogar, daß jedes Hunde- rudel der Insel, die in genau umgrenzte Jagdreviere eingeteilt sein soll, seine eigene Sprache hat. Collin war ein wenig besorgt, als sich Cäsar nicht wieder zeigte. Aber, der Müdigkeit nachgebend, hüllte er sich in seine Decke und schlief ein. Er träumte, daß sich Cäsars Kops, seltsam schnuppernd und mit seltsam glühenden Augen, über ihn beuge... Oder war das Wirklichkeit? Als der Morgen dämmerte, geschah das Furchtbare. Dies war kein Traum, sondern entsetzliche Wirklichkeit. Plötzlich war Cäsar, geifernd und mit bebenden Flanken, über ihm, böse knurrend, mit wolfsgleichen Lichtern, seine mächtigen Vorderfüße gegen Collins Brust stemmend und ein grimmiges Gebiß der Kehle des Liegenden nähernd. Gerade konnte der Kapitän noch seinen Revolver hervor- ziehen. Aber sein Schuß ging fehl. Wieder sprang ihn sein Freund mit tückischem Knurren an. Aber diesmal machte ihn ein mächtiger Tritt der schweren Seemannsstiefel des Angegriffenen für einige Augenblicke kampfunfähig. Collin sprang in sein Boot und stieß ob. Gerade rechtzeitig. Denn, mit einer riesigen Dogge als Führer an der Spitze, wälzte sich nun ein unheimliches Rudel struppiger Köter mit fletschenden Zähnen, ohne einen Laut von sich zu geben, an das verlassene Zelt heran. Und Collin gewahrte, wie sie sich mit wölfischem Urlaut über Cäsar stürzten und ihn zerfleischten.-- Seit jenem Vorfall ging es mit Collin völlig bergab. Er endete im Irrenhause. Denn er hatte allerlei sonderbare Gewohnheiten angenommen, von denen die unerklärlichste die war, daß er, wo er einen Hund an einer Leine gewahrte, diese zerschnitt und sich In fremde Gehöfte schlich, um die Wachchunde von ihren Ketten zu befreien.(Einzig autorisierte. Uebersetzung.von Leo Korten.) endlich eine Menschensiedlung in der Oede der einzigartigen Berg- landschaft erreicht zu haben. Er betritt die Stadt: aber das Grauen erfaßt ihn sie ist tot! Keine Menschenseele läßt sich blicken. Es scheint, als ob eine plötzliche Naturkatastrophe oder ein feindlicher Angriff olles Leben mit einem Schlag vernichtet habe. Düster gähnen die leeren Fenster der Villen, und unheimlich still ist es in den ver- lassenen Industrieanlagen. Was bedeutet dieser Spuk? Die tote Stadt ist eine lebendige Erinnerung an das Ende der Kriegskonjunktur in Skandinavien . Dort sollte ein Kraftwerk ent- stehen, um das benachbarte Norwegen mit Strom zu beliefern. Nach Kriegsende brach aber auch in Skandinavien eine starke wirtschaftliche Krise aus. Die norwegische Industrie war plötzlich lahmgelegt, und es bestand dort kein Bedarf an elektrischer Kraft aus einem ftemden Lande. So wurde die Stadt, die einer blühenden Zukunft entgegen- zugehen schien, über Nacht verlassen. Verfolgt man den Weg weiter, so- erreicht man die Siedlung Iokkmokk, die wie alle anderen Siedlungen dieser Art, sich Kirchstadt nennt. Pie.Kirchstadt Iokkmokk stellt den gewöhnlichen Typ einer menschlichen Siedlung in Lappland dar. Behördliche Anstalten ver- leihen dieser Parodie auf eine Stadt ihr Gepräge Kirche Und schule, Apotheke und Bezirksamt. Die Bevölkerung besteht aus Waldarbeitern und Bauern, die im Kampfe mit der unwirtlichen Natur ein hartes und entbehrungsreiches Leben ftisten. Am südlichen Ende der Stadt befinden sich zwei Wegweiser eine Sehenswürdig­keit in ganz Lappland . Der eine Wegweiser zeigt den Weg nach dem Maitum-Wasserfall, der andere enthält die vielsagende Inschrift: Zum Hinrichtungshügel." Vor vielen Menschenaltern ist dort ein Lappländer gehenkt worden. Seitdem hat man von Mord in dieser Gegend nichts mehr gehört. Die Erinnerung an diesen Dorfall ist in der Bevölkerung heute noch lebendig. Die Siedlung von Maitum besteht aus nur vier Gehöften und liegt an einem schönen kleinen See, der der Siedlung den Namen gegeben hat. Ringsum brausen Bergströme und stürzen Wasserfälle in die Tiefe. Mancher Weg endet an einem Abgrund, in den sich ein Wasserfall ergießt. Berglandschasten von erhabener Größe wechseln mit öden Sumpfs trecken. Die Begegnung mit einem Bären, der auf gefällten Baumstämmen herumspaziert, ist keine Seltenheit. Stößt man in der Wildnis auf eine Hütte, so kann man sie getrost betreten. Man wird überall mit der größten Gastfreundschaft empfangen. Die Menschen leben dort in einer kaum vorstellbaren Abgeschiedenheit, aber dafür sind sie auch von den Begleiterscheinungen der Zivilisation verschont geblieben und haben sich ihre Ursprünglichkeit bewahrt. ITlillionen aus Quano Der Guano, dos Zersetzungsprodutt der Exkremente und Kadaver von Seevögeln, vor allem von Pelikanen und Pinguinen, die in Millionen die peruanische Westküste und die ihr vorgelagerten Inseln bevölkern, wurde als unübertreffliches Düngemittel schon bei den Inkas verwendet. Humboldt brachte im Jahre 1802 die ersten Proben von Guano nach Europa und machte dort das wert- volle Düngemittel bekannt, das. feit. nahezu hundert Jahren in Europa geschätzt wird und einen begehrten Handelsartikel darstellt. Die Guanolager Perus , die man für unerschöpflich hielt, sind zwar durch den jahrhundertelang betriebenen Raubbau stark zusammen- geschmolzen, doch findet auch heute noch ein« deständige Guano- bildung statt, die die peruanische Regierung durch geeignete Maß- nahmen nach Möglichkeit fördert. So hat man nicht nur für gute Rist- und unbegrenzte Ernährungsmöglichkeiten der Guano produ­zierenden Vögel gesorgt, sondern auch die Guanogewinnung auf den der Küste vorgelagerten Inseln während der Nistzeit der Vögel verboten. Zluch wird der Abbau derGuaneras", der Guanolager, immer nur auf einer Insel vorgenommen und während der vier- bis fünffährigen Abbauperiodc auf der einen Insel der Arbeits- betrieb auf den anderen Inseln eingestellt, um den Vögeln Ruhe und Zeit zur Wiederauffüllung der Borräte zu gewähren. Die Erschließung und Ausnutzung derGuaneras" war frühkr zwei Privatgesellschaften überlasse». Im vorigen Jahre kaufte die Regierung die Abbaukonzefston, für die die Gesellschaften 800 000 englische Pfund jährlich bezahlten, zurück und nahm den Betrieb in eigene Regie. Die Gesellschaft hatte aus der Guonogewinnung fast den doppelten Ertrag der Iahrespacht eingenommen, so daß Peru heute für eigene Rechnung 12 Millionen Mark bei dem Ge- schüft verdient. Man braucht dabei nur darauf zu verweisen, daß die Vögel Jahr für Jahr 110 000 Tonnen stickstoffhaltigen und 15 000 Tonnen phosphatischen Guaso, insgesamt also 155 000 Tonnen, produzieren, und daß das Guanophosphat zu einem Preise von 80 Mark je Tonne verkauft wird.