Meinung darüber gewesen seien, was Deutschland not tue. Leider ist das richtig. Die einen meinten, Deutschland könnte sich ausschließlich durch„Selbsthilfe" retten, die anderen hielten neue Kredite für erforderlich, um die entstandenen Lücken zu stopfen. Hier sind wir an dem Punkt gelangt, wo man sich in der Tat fragen muß: Ist die Schwenkung der deutschen Fi- nanzen, die ursprünglich rein psuchologisch war, inzwischen nicht auch organisch geworden? Hat die Vertrauenskrise, die zur Abwanderung von ungezählten Milliarden führte, und zwar großenteils ausländischen Kapitals, nicht derartige finanzielle Erschütterungen des deutschen Wirtschafts- körpers bewirkt, daß„Gesundbeten" allein nicht mehr ge- nügt, sondern nur noch wirkliche ärztliche Kunst und reale Mittel helfen können? Auch beim Menschen kann eine schwere seelische Erschütterung so hochgradige Blutarmut zur Folge haben, daß nur Transfusion die Rettung bringt. Wahrscheinlich gehörte Dr. Brüning, der von Natur pessi- mistisch sein soll, nicht zu denen, die an die allein seligmachende „Selbsthilfe" glauben. Er war nach Paris und London ge- reist, ebenso wie vor ihm Luther , nicht nur um das in Deutsch - land noch vorhandene fremde Geld zu halten, sondern auch um neues Geld zu erlangen. Er selbst hatte in seiner Rede auf der ersten Sitzung in London als zweiten Punkt aus- drücklich die Notwendigkeit betont, die Golddeckungs- grenze der Reichsbank wieder zur normalen Höhe zu bringen. Aber er ist ohne Illusion nach Paris und London gefahren, weil ihm die Voraussetzung bekannt war und ihm von vornherein unerträglich schien: ein Eingehen auf die politischen Wünsche der Franzosen . Man soll nicht darüber rechten, ob das starre„Nein", das von vornherein hier als Parole ausgegeben wurde, klug und weitblickend war. Wahrscheinlich verwünscht der Reichs- kanzler ini Grunde seines Herzens jene„nationale" Hysterie, die ihm unter den schwersten Drohungen untersagte, in Paris selbst solche billigen Gesten zu machen, die weder ein wirk- l i ch e s nationales Interesse, noch ein Zukunftsideal des deutschen Bolkes preisgegeben hätten. Ebenso sicher verdammt Laval, der zweifellos besten Willens, aber auf außenpolitischem Gebiet ein Neuling ist und von Deutschland nur blasse Ahnungen hat, die„nationa- len" Hysteriker im eigenen Lande, die ihm jedes finanzielle Entgegenkommen untersagten, wenn nicht Deutschland vor- her unter das kaudinische Joch krieche. Das werden sich die beiden Regierungschefs offen anver- traut haben— nur so ist es überhaupt zu erklären, daß sie sich bis zuletzt, trotz des negativen Resultats ihrer zahlreichen Besprechungen, geradezu demonstrativ ihre wechselseitige Hoch- schätzung attestierten. In Paris wie in London , von der ersten bis zur letzten Minute, waren beide Delegationen sichtlich bestrebt, das Aufflammen nationalistischer Leiden- schaften im Keime zu ersticken und, ganz im Gegenteil, die öffentliche Meinung ihrer Länder davon zu überzeugen, daß sich der Gegenspieler eigentlich tadellos loyal und entgegen- kommend verhalten hätte. Die öffentliche Meinung aber sieht nur das negative Ergebnis und denkt unwillkürlich: Komödie! Nein! Tragödie! Die Tragödie zweier Völker, deren große Mehrheit Frieden, Verständigung und Freund- schaft wünscht, die aber durch eine leider starke und einfluß- reiche Minderheit von„patriotischen" Scharfmachern daran gehindert werden, sich zu vertragen und Vertrauen zuein- ander zu haben. Dr. Brüning hat in Deutschland und, rnelleicht jetzt noch mehr im Auslande, den Ruf eines mutigen Staatsmannes. Der Augenblick ist gekommen, wo er diesen Ruf verdienen kann. Er weiß am allerbesten, was die Londoner Dekla- ration bedeutet. Er weiß, daß die Vertrauenskrise, von der darin die Rede ist, vor ollem eine politische Ver- trauenskrise ist. E r w e i ß, daß die Krise an jenem 14. Sep- tember 1930 ausgebrochen ist, diesem schwärzesten Tag der deutschen Nachkriegsgeschichte. Er weiß, daß das Ver- trauen des Auslandes nur wiederhergestellt werden kann, wenn er öffentlich dos verkündet, was er unter vier Augen drüben anerkannt hat und womit er sich p e r s ö n l i ch dieses hohe Maß von Vertrauen erworben hat, das seinem Volke entzogen wurde. Wird er aus diesen Erkenntnissen die Konsequenzen ziehen? Wird er das deutsche Volk zum Kampf gegen den verderblichen Nationalismus auf- rufen? Wird er den Mut haben, das Steuer in letzter Stunde herumzureißen? Millionen warten gespannt auf das erlösende Wort, auf die mutige Tat. Dieses Wort, diese Tat allein kann das Vertrauen der We l t in Deutschland mit einem Schlage wiederherstellen und damit auch das not- wendige Selbstvertrauen. Nur dann wird Deutsch - land aus dem Taumel erwachen, der zum Abgrund führt!
Zusammen bis Calais . Die deutsche und französische Delegation. London . 24. Juli. Die Abreise der deutschen und französischen Abordnung erfolgte sahrplanmäßig mit dem Arge„Der Goldene Pfeil". Nur Briand war bereits um 9 Uhr mit einein früheren Zuge nach Paris gefahren. Zusammen mit Dr. Brüning und-Dr. Curtius reisten auch Dr. Melchior und Geheimrat Schmitz von der JG.-Farben. Ein Teil der deutschen Herren war bereits um 10 Uhr mit einem anderen Zuge über Vlissingen nach Deutschland abgefahren. Die beiden Salonwagen der zwei Abordnungen waren nicht unmittelbar an- einandergekoppell, sondern durch mehrere Personenwagen vonein- ander getrennt. Paris . 24. Juli. Mit dem Dampfer„Eanterbury" sind heute nachmittag die deutsche und die sranzosiiche Delegation, oon Dover kommend, in Calais eingetroffen. Bevor die deutsche Delegation um 14.40 Uhr mit dem Nordexpreß nach Berlin weiterfuhr, verabschiedeten sich Reichskanzler Dr. Brüning und Reichsauhenmimfter Dr. Curtius oon den französischen Mimstern. Reichskanzler Dr. Brüning dankte dem französischen Ministerpräsidenten Laval für die herzliche Ausnahme, die der deutschen Delegation wahrend ihres Aufent- Haltes in Frankreich zuteil geworden sei. Ftandin kehrt zu den Garantien zurück. Pari». 24. Jtrii.(Eigenbericht.) Ministerpräsident Laval, Finanzminister Flanldin und Unter- staatssekretär Franxois-Poncet kehrten am Freitagnachmittag von London nach Paris zurück inrd wurden auf dem Nordbahnhof von vevschiedenen Minsstern und Parlamentariern sowie von einer großen Menschenmenge mit den Rufen:„E s leb« La- val!" und ,/!s leb« der Fried«!" begrüßt.
Hugenberg reinigt feine Partei.
Großes Aufwaschen im Spätherbst.
Die„Tägliche Rundschau" veröffentlicht ein vertrauliches Rundschreiben, das H u g e n b e r g an die Vorsitzenden der deutschnationalen Landesverbände, Kreisvereine und Orts- gruppen gerichtet hat. In diesem Schreiben beklagt sich der jetzige Parteivorsitzende bitter über die Fehler seiner Vor- gänger. Für den Spätherbst kündigt er eine fürchterliche Musterung unter den Unterführern an. Die Fehler seiner Vorgänger, sagt Hugenbcrg, seien anderen zugute gekommen— das können nur die Rational - s o z i a l i st e n fein—.„von denen man noch nicht weiß, ob sie in der Lage sein werden, die Befreiung Deutsch- lands von der Versklavung und vom Sozia- l i s m u s so durchzuführen, wie wir... uns diese Be- freiunspolitik vorgestellt haben". Hauptziel ist also„Befreiung vom Sozialismus", das heißt schrankenloseste Herrschaft des Kapitals. Ob die Nationalsozialisten„in der Lage sein werden", dieses Ziel zu erreichen, bezweifelt Hugenberg. Daß sie den guten Willen dazu haben, bezweifelt er nicht. Hugenberg sagt dann weiter, daß er zur Durchführung seiner Politik einer„politischen H a u s m a ch t" bedürfe, und daß zu diesem Zweck die Gefolgschaft der Partei zur Opferwilligkeit erzogen werden müsse. W i e nun Hugenberg an die„Opferwilligkeit" seiner Anhänger appelliert, muß wörtlich wiedergegeben werden: Selbst wer nur materiell denkt, darf und kann sich dem einfachen Rechenexempel nicht entziehen, daß er bald über 5 0 P r o- z e n t seines Einkommens als Tributsteuer und zur Auf- rechterhaltung der sozialistischen Wirtschaft zu entrichten haben wird, wenn er sich nicht entschließt, für den politischen Kampf das zu opfern, was zum Wiederaufbau der politischen Organisation und zur Schaffung der politischen Hausmacht des Führers erforderlich ist. Die reichen Leute sollen für Hitler eine Prätorianergarde besolden— däfür wird ihnen versprochen, daß sie später nicht mehr soviel Steuern werden zahlen müssen! „Ich bitte nicht, ich bettle nicht", deklamiert Hugenberg weiter, es soll nur eine Frage sein. Dann aber wird er un- gemütlich: Die Antwort auf diese Frage will ich n i ch t j e tz t haben: sie soll mir in einer Sitzung der Parteivertretung gegeben werden, die ich— getrennt vom Parteitag— im Spätherb st einberufen
werde. Meine Wahlzeit als Vorsitzender der Partei ist dann abge- laufen. Zugleich ist auch die Zeit aller Ortsgruppen-, Kreis- und Landesverbandsführer, wie es die Satzungen vorschreiben, abgelaufen. Damit bietet sich die Gelegenheit, die Organisation an allen Stellen zu verjüngen und zu verbessern, wo dies notwendig ist. Ich kann meine Aufgabe nur erfüllen, wenn die Partei im Lande es will und die Voraussetzungen dafür zu schassen bereit ist. Dar- über bitte ich nun mit äußer st er Beschleunigung Klar- h e i t zu schassen. Also, wenn die Veziere nicht im Herbst an den Stufen des Thrones die geforderten Zechinen niederlegen, ist die seidene Schnur ihnen gewiß. Die drohende Sprache des Auf- rufs läßt gewisse Rückschlüsse darauf zu, wie es mit der Schatulle des Sultans selbst bestellt ist. Cin auffchlußreicher Brief. Oeutschnationale enthüllen ihre Demagogie. Die Wirtschaftspartei hat an die deutschnatumale Reichstags- fraktion cin Schreiben gerichtet, in dem ste um Unterstützung ihres Antrages auf erneute Einberufung des Aeltenrates und Einbe- rufung des Auswärtigen Ausschusses nachsucht. In dem Antwortschreiben der Deutschnationalen wird gesagt, daß an eine Unterstützung des Antrages der Wirtschaftspartei nicht zu denken sei, da diese dem deutschnationalen Antrag auf sofortige Einberufung des Reichstages an, vergangenen Donnerstag nicht zu- gestimmt habe. Aeußerst charakteristisch für die deutschnationale Demagogie ist der Schlußsatz des Briefes. Darin heißt es: „Auf die Einberufung des Auswärtigen Zlusschusses legen wir im gegenwärtigen Augenblick keinen Wert, zumal die Der- Handlungen dort hinter verschlossenen Türen geführt werden würden." Die Deutschnationalen erklären also klipp und klar, daß sse nur dann an Reichstagsverhandlungen Interesse haben, wenn sie vor aller Oeffentlichkeit ihre demagogischen Minen springen lassen können. An einer Einberufung des Auswärtigen Aus- f ch u s s e s. in dem gegenwärtig viel nützliche und sachliche Arbeit geleistet werden könnte, haben sie kein Interesse, da sie diese Verhandlungen in der Oeffentlichkeit politisch nicht aus- münzen können. Das ist in schwerster Zeit die Politik derer, die Preußen„erneuern" wollen.
Bor der Abfahrt in London gaben Laval und Flondin bem Sonderberichterstatter des„Intraustgeant" Erklärungen ab. Laval sagte u. o.:„Die Londoner Konserenz Hot unter kritischen Umständen begonnen. Als wir von Paris abreisten, war die öffentliche franzö- fische Meinung etwas beruhigt. Heute wird sie feststellen, daß die Regierung nichts von ihrer Doktrin aufgegeben hat, obgleich sie ihren Teil an der Verantwortung für ein not- wendiges Werk internationaler Zusammenarbeit übernommen hat Die französische Regierung hat nicht leichtsinnig die Kreditkroft Frankreichs aufs Spiel gesetzt. Aussichten für die Zukunft bleiben offen. Wird es eines Tages möglich jein, eine Polilst her Zusammen- arbeit mit Deutschland �durchzuführen? Wir werden uns darum de- mühen. Die Zukunft wird un» die Antwort erteilen." Finanzminister F landin erklärte:„Die Londoner Konferenz ist in einer Atmosphäre guten Dillens abgeschlossen worden. Sie konnte keine weiteren Ergebnisse zeitigen, als es der Fall ge- wesen ist. Weder die Franzosen noch die Amerikaner konnten sich damit einverstanden erklären, daß die Revision der Regie- rungsschulden zur Debatte gestellt wurde. Die Konsolidierung alter Kredite und die Gewährung neuer ist eine Bankangelegenheit. Alles, was man von den Regierungen verlangen kann, ist, an der Wiederherstellung'des Vertrauens mitzuarbeiten. Jetzt hängt es mehr denn je oon dem Schuldner ab, Anstrengungen zu machen, um das Vertrauen zu stärken. Ich kann mich nicht darüber aussprechen, ob die gegenwärtig« Krise durch die in London beschlossenen Maß- nahmen überwunden werden kann. Wenn nicht, wird man wohl oder übel auf das Mittel zurückgreifen müssen, das von der franzö- fischen Regierung vorgeschlagen worden ist und das natürlich genaue und solide Garantien oerlangt." Keine finanziellen Verhandlungen Stimsons in Berlin . Washington. 24. Juli. Unterstaatssekretär Castle erklärte in einer Pressekonferenz, er sei oon Stimson in einem Funkgespräch unterrichtet worden, daß der Staatssekretär es ablehnen werde, während seines Berliner Aufenthaltes über eine neue Finanzhilfe für Deutschland zu diskutieren. Stimson habe hinzugefügt, daß die Kreditfrage vom Finanzausschuß behandelt werden müsse. Der Staatssekretär habe seiner besonderen Genugtuung über den freundlichen Geist der deutsch -französischen Besprechungen Ausdruck gegeben. Der unveränderte Pessimismus der New-Porter Börsenkreise gegenüber dem Londoner Verhandlungsergebnis führte zu erneuten Kurseinbußen auf der ganzen Linie. Deutsche Anleihen waren weiter abgeschwächt. Blutige Ironie. Stahlhelmflugblatt gegen die»Bote« Sauden". In einem Stahlhelm-Flugblatt„Du sollst entscheiden", wird es von dem Ausfall des Volksentscheides abhängig gemocht, ob„Rote Banden die deutsche Heimat plündernd und mordend beherrschen werden." Bandenweise geplündert wird zwar erfreulicherweise vorläufig noch nicht in Preußen. Gemordet wird zwar im politischen Kamps der Radikalen, aber was Gewalttaten anlangt, so halten die braunen Banden Hitlers und die feldgrauen Kolonnen Seldtes er- folgreich mit den„Roten Banden" Schritt. Inzwischen ober haben die„Kaien Panden" sich bereits im Hauplquartier der Reaktion eingefunden und zwar als Mitarbeiter und Mitstreiter beim volksent- scheid, für den ste mit genau derselben Leidenschast wie die Stahl- helwtruppen ihre Mannen aufrufen. Es würde sich angelegeni- lich empfehlen, das Flugblatt„Du sollst entscheiden", durch die kommunistischen Funktionäre verieileu zu lassen!
Alfoos kauft�ein französisches Schloß. Der ehemalige König von Spanien hat m Sinlis in der Nähe von Paris ein altes Schloß zum Preise von 18 Millionen Franken erworben. Es gehörte der Baronin Rothschild .
Bilanzsälschung sestgefiellt. Die Ermittlungen im Fall Lahusen-Tiordwolle. Bremen , 24. ZuK. Die Zufiizpressestelle Bremen teilt im Fall?l o r d w o l l e mit: Der Untersuchungsrichter beschäftigt sich zurzeit mit der Durch- Prüfung de» Ultramare-Materials nebst Unterlagen. Die bisherigen Ergebnisse begründen den dringenden verdacht, daß durch Buchungen über die Ultramare Fälschungen der Bilanzen der Rordwolle vorgenommen worden find. Be- züglich der Bilanz von 1ss2g besteht die begründete Annahm«, daß Verpflichtungen in höhe von mindesten» 25 Millionen Reichsmark nicht aufgeführt gewesen sind. Für das Zahr 1SZ0 bewegen sich die Ermittlungen in der gleichen Richtung. Sie sind bereit» be- lrächtlich fortgeschritten. Eine vollständige Aufklärung dieser Vorgänge dürste nach An- gäbe de» Untersuchungsrichters in kürze zu erwarten sein. Außerdem erstreckt sich das Ermitilungeverfahren in der Richtung de» Betruges, begangen gegenüber den Banken, und auf Verstöße gegen ß 312 HGB. Die Angeschuldigten sind mehrmals verhört worden. Eine Haftbeschwerde ist bislang von den Angeschuldigten Earl Lahusen und Heinz Lahusen nicht eingelegt worden.
Aaiionale Moral. Dolksentscheidpropaganda mit unsauberfien Mitteln. Der Amtliche Preußische Pressedienst schreibt: In der y ck e r Z e it u n g", einem deutschnationalen ost- preußischen Blatt, veröffentlicht am 23. Juli der„Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten "«inen Aufruf:„An die nationale Bevölkerung von Lyck!" In diesem Ausruf, der die Rückkehr zum„alten, ehrlichen und sauberen Preußen" oerlangt, heißt es zum Schluß:„Helft uns in unserem Kampf, der der Kamps der anständigen Menschen gegen Korruption ist." Aehnlich wie schon im Kamps um das Volksbegehren, versuchen also auch hier wieder offizielle Stahlhelmkrcise den politsschen Kampf dadurch auf dos denkbar niedrigste Niveau herab- zuzerren, daß sie ihre Sache mit der der Sauberkeit und des An- standes identifizieren, die andere Seite aber mit dem Begriff der Unsauberkeit und der Korruption gleichsetzen. Diese Art der Äampfesführung bedeutet unter anderem auch die per- sönliche Diffamierung all derjenigen Voltstreise— als» zweifellos der Majorität der preußischen Bevölkerung— die dem Stohlhelm-Volksentscheid ihre Stimme versagen werden. Es wird interessieren, daß als Nachklang zum Kampf um dos Volks- begehren die Staatsanwaltschaft Torgau die öffentlich« Anklage gegen Urheber und Verbreiter eines Zertungsausruses erhoben hat, der den Teil der Bevölkerung befchrmpste und verdäch- tigte, der sich der Beteiligung am Volksbegehren enthalten würde. Die Kenntnis dieser Totsach« wird vielleicht genügen, wenn schon moralische Einwirkungen und Bedenken versagen, die- jenigcn zur Vorsicht zu mahnen, die beabsichtigen sollten, in ihren Methoden noch weiterzugehen, als es jetzt in Lyck bereits geschehen ist, und dabei große Teile der preußischen Staatsbürger in grob ehrverletzender Weise anzugreifen und zu verdäch- tigen. Sollte es wirklich um die Sache des Volksentscheids bereits so stehen, daß sie mit einwandfreien Mitteln nicht zu führen ist?
Da» Protokoll de» Leipziger Parkeitage». Verlag I. H. W Dietz Nachfolger G. m. b. H., Berlin . 320 Seiten. Prei» geb. 3,90 M, brosch. 2,85 M. Das Protokoll des Leipziger Parteitages der Sozialdemokratie, das nunmehr in einem stattlichen Band vom Zen- traloerlag der Partei vorgelegt wird, wird noch für lange Zeit für jeden politisch Interessierten ein unentbehrliches Nachschlagewerk darstellen, verbreiteten sich doch die Referat« und Debatten sämtlich über wichtigste grundsätzliche Fragen der sozialdemokratischen Politik. Die vorliegende Ausgabe des Protokoll» gibt sämtliche Reden in sorgfältigster stenographischer Aufzeichnung wieder. Das Protokoll, das in broschierter Ausgabe für den billigen Preis von 2,85 M. zu haben ist, kann durch all« Volksbuchhandlungen und du«h hie Sekretariate der SPD. bezogen werden.