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BERLIN Sonnabend 25. Juli

1931

Der Abend

Erscheint täglich anser Sonntags. Sugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 M. pro Monat. Redaktion und Expedition: Berlin SW68, Lindenstr. 3 Fernsprecher: Dönhoff( A 7) 292-297

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B 172 48. Jahrgang

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London verliert Gold

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Besorgnisse in der City wegen der französischen Kreditkündigungen

luloid si bol u Paris, 25. Juli. Auf dem Flughafen von Le Bourget trafen am Freitag wiederum 10 100 Kilogramm Gold aus England ein. Es ist dies die größte Goldfendung, die jemals auf dem Luftwege nach Frankreich befördert worden ist.

Condon, 25. Juli.

Die hohen Goldabflüffe aus England nach Frankreich stehen zur Zeit im Mittelpunkt des Intereffes in London . Daily Tele­ graph " bringt diese Vorgänge in Zusammenhang mit Mitteilungen Hendersons an die Franzosen über die finanziellen und wirtschaft­lichen Schwierigkeit Englands, wobei er unverbindlich von der Möglichkeit eines fünfjährigen Moratoriums gesprochen haben foll. Infolgedeffen sei eine ffarte Beunruhigung der franzö­fischen Bankfreise eingetreten. Diese Mitteilungen aber hätten auch die Franzosen veranlaßt, nach London zu kommen. Henderson foll auch schon bereit gewesen sein, alle franzöfifchen politischen Forde­rungen anzunehmen. Er habe auch den Franzosen zugesichert, daß in London weder über die Abrüffung noch über Kriegsschulden und Reparationen gesprochen werden sollte. Unter dem Eindruck der auffehenerregenden Mitteilungen Hendersons hätten die Franzosen bis furz vor Schluß der Konferenz geglaubt, daß England gar nicht in der Lage sei, sich an einer Anleihe oder Kredit­affion für Deutschland zu beteiligen.

Der Gouverneur der Bank von England , so meldet der Daily Telegraph ", habe schon in der vorigen Woche die englische Regierung von der Notwendigkeit unterrichtet, energische Schriffe zu ergreifen, falls die Goldabzüge andauern sollten. Die Höhe der in fran­zösischem Befit befindlichen Wechsel hätte sich vor der deutschen Krise auf rund 75 Millionen Pfund( 1,5 milliarden Mark) belaufen. Hinzu tämen rund weitere 75 Millionen Pfund sonstiger französische Gut­haben. Bon dieser Gesamtsumme von 150 Millionen Pfund( 3 Mil­liarden Mark) feien bisher rund 40 Millionen Pfund( 800 millionen Mart) abgezogen worden.

Der Daily Herald" weist darauf hin, daß durch die Zu­rückziehung der französischen Guthaben aus London die französischen Banken nunmehr ernstlich den Erfolg der Londoner Konferenzvor­fchläge in Frage stellten. Sollten diese Abzüge andauern, fo könnten die Londoner Banken ihre Kredite in Deutschland nur aufrechterhalten, wenn sie das Risiko auf sich nähmen, einen höheren Hundertsah ihrer Gesamtfonds festzulegen, als es ihnen eigentlich möglich wäre. Frankreich brauche das Geld nicht. Warum es in diesem Augenblic entgegen der Uebereinkunft der Zentralbanken soviel Geld zurüdzöge, sei ein Geheimnis, das man eigentlich nur mit einer übergroßen Nervofität in Frankreich erklären könnte.

Der neue Reichsbankausweis.

Berbesserte Deckung.

Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 23. Juli 1931 hat sich in der dritten Juliwoche die gesamte Kapitalanlage der Bant in Wechseln und Scheds, Lombards und Effetten um 243,5 Millionen auf 3485,2 Millionen Mark erhöht. Im ein­zelnen haben die Bestände an Handelswechseln und-Schecks um 186,9 Millionen auf 2863,7 Millionen Mark und die Bestände an Reichsschatwechseln um 126,3 auf 202,9 Millionen Mark zugenom­men und die Lombardbestände um 69,6 Millionen auf 316,4 Millionen Mark abgenommen.

An Reichsbanknoten und Rentenbankscheinen find 28,1 Millionen Mark in den Verkehr abgeflossen, und zwar hat sich der Umlauf an Reichsbanknoten um 32,8 Millionen Mart auf 4194,6 Millionen Mark erhöht, derjenige an Rentenbant scheinen um 4,7 Millionen Marf auf 409,8 Millionen Mark ver­mindert. Unter Berücksichtigung, daß in der Berichtswoche Renten­bankscheine in Höhe von 0,1 Millionen Mark getilgt worden sind, bankscheine in Höhe von 0,1 Millionen Mart getilgt worden sind, haben sich die Bestände der Reichsbank an Rentenbankscheinen auf 17,9 millionen Mark erhöht. Die fremden Gelder zeigen mit 585 Millionen Mark eine Zunahme um 277,9 Millionen Mark.

Die Bestände an Gold und deckungsfähigen Devisen haben sich um 21,9 Millionen auf 1512,3 millionen Mark erhöht. Im einzelnen haben die Goldbestände um 13,3 Millionen auf 1352,8 Mil­lionen Mark abgenommen und die Bestände an deckungsfähigen Devisen um 35,2 Millionen auf 159,5 Millionen Mark zugenommen.

Die Deckung der Noten durch Gold und deckungs­fähige Devisen beträgt 36,1 Pro3. gegen 35,8 Pro 3. in der Borwoche. and

A0

ENGLAND

BARICE

Unsere englischen Gäste.

Montag Ankunft in Berlin .

Wie jetzt feststeht, trifft der englische Außen­minister, Gen. Arthur Henderson , Montag früh 8.37 Uhr auf dem Bahnhof Friedrichstraße ein. Der Ministerpräsident, Gen. Ramsay Macdonald , kommt mit dem Flugzeug und wird am Montag abend, 18 Uhr, im Flughafen Tempelhof landen.

Die Rückkehr Brünings.

Gihung des Vollkabinetts.

Reichstanzler Dr. Brüning, Reichsaußenminister Dr. Curtius und die deutsche Delegation trafen heute von London kommend um 8.17 Uhr auf Bahnhof Charlottenburg ein, wo sie vom Staats­sekretär in der Reichskanzlei Dr. Bünder empfangen wurden.

Einige Stunden nach dem Eintreffen der Londoner Delegation ist das Kabinett zu einer Bolligung zusammengetreten.

Wetterumschwung in Sicht.

Boraussichtlich aber erst für Sonntag nachmittag.

Gerade in den letzten Stunden hat sich autgegen der gestrigen Prognose eine so umwälzende Druckverteilung voll­zogen, daß dem morgigen Sonntag allen Ernstes mit nicht allzu großen Hoffnungen auf einen schönen Tag entgegengesehen werden

fann.

Eine gestern über Irland lagernde Depression, die keine Gefahr für die Wetterbildung auf dem Kontinent zu bilden schien, hat zu einer starken Teil depression über Süd. england geführt. Das ziemlich fräftige Tief scheint sehr rasch östlich oder ostnordöstlich vorzubringen. Es ist zu erwarten, so er­flären die Meteorologen des Amtlichen Berliner Gebiet in Mitleidenschaft gezogen wird. Ob sich die zu erwartende, etterdienstes, daß durch das heranziehende Tief auch unser aber nur von vorübergehender Dauer vollziehende Wetterverschlech terung in starten Regenfällen oder Gewittern äußern wird, ist noch ungewiß. Für den Sonntagmorgen wird noch mit flarem Himmel gerechnet, später dürfte jedoch ständig zunehmende Bewölkung die Situation wesentlich ändern. Auf alle Fälle scheint es ratsam, sich gegen etwaige leberraschungen von oben zu

wappen.

Die Moldau ist von einer worden, wobei die Temperatur in und im Gebirge unter Rull stürzte.

Bukarest , 25. Juli. ältewelle heimgesucht der Ebene von 40 auf 4 Grad Stellenweise schneit es.

ACE.

Der dom Aufmarsch der Nationen

Der Beginn der Arbeiter olympiade in Wien

Brandkatastrophe im Altersheim

30 3nfaffen einem Klosterbrand zum Opfer gefallen.

Pittsburg ( Pennsylvanien ), 25. Juli. Das Altersheim des Minoritenklosters ist durch einen furchtbaren Brand vollständig zer stört worden. 22 Personen fielen den Flammen zu m Opfer, 200 wurden verletzt. Die Ordensmitglieder haben Uebermenschliches geleistet, um im Verein mit der Polizei und der Feuerwehr ihre Pfleglinge aus dem bereits lichterloh brennenden Gebäude zu retten. Das Altersheim war mit 600 Personen belegt. Die hohe Zahl der Verlekten erklärt sich daraus, daß viele bereits die Fluchtwege abgeschnitten fanden und aus dem Fenster springen mußten. Durch die riesige Rauchentwicklung wurden die Rettungsarbeiten un­gemein erschwert. Bei Abgang dieser Meldung war es noch immer nicht gelungen, den Brand niederzukämpfen.

Pittsburg ( Pennsylvanien ), 25. Juli.

Nach den letzten Meldungen über die Brandkatastrophe im fatholischen Altersheim find 30 Personen ums Leben gekommen. 20 Personen werden vermißt. Der Brand brach aus, während die Insassen des Heims schliefen. Die Oberin des Altersheims mußte, als sie zurückkehrte, um bei dem Rettungswert in dem brennenden Gebäude zu helfen, mit Gewalt zurückgehalten werden.

Zeppelin wieder in Fahrt.

Diretter Kurs auf Leningrad .

Das Luftschiff Graf 3eppelin" ist heute morgen furz vor 5 Uhr von dem Flughafen Berlin - Staaten zu feiner Weiterfahrt nach Leningrad gestartet. Die Leitung des Schiffes hofft, in den späten Nachmittag- bzw. ersten Abendsfunden das russische Ziel zu erreichen. Von Leningrad aus soll die Weiter­in aller Frühe vor sich gehen. Das Schiff wird aller Voraussicht fahrt nach Franz- Josephsland am Sonntagmorgen ebenfalls schon nach bereits am Montag mit dem Eisbrecher Malygin" zusammen­treffen.

In der Nacht waren die Landungsmannschaften fieberhaft tätig, um das Luftschiff bis in die legten Kleinigkeiten für die Arktisfahrt fertigzumachen. Nicht weniger als 13 600 Rubikmeter Gas wurden in das Luftschiff hineingepumpt. Außerdem wurden weit über a cht Tonnen Benzin und Del geladen. Auch der letzte Proviant wurde schon in Berlin eingenommen. Gegen 4 Uhr morgens er schien Dr. Eckener , der in einem kleinen Gasthof in Staaten über­nachtet hatte, traf die letzten Vorbereitungen und wirkte besonders beim Auswiegen des Luftschiffes mit. Dr. Edener äußerte sich über die Berlin - Staatener Einrichtungen des Flugplages sehr günstig