Nr. 349• 48. Jahrgang2. Beilage des VorwärtsMittwoch. 29 Juli 1931Schärfer gegen die Kapitalflucht?Das ausländische Bankgeheimnis als Hindernis.Von dem Mitinhaber eines bekannten BerlinerBankhauses wird uns geschrieben:London brachte eine Atmosphäre der Verständigung, in derHoffnungen reifen können. Wer die Gelder im Inland sind knapp,und die Wirtschaft lebt von einem Tag zum anderen— in Er-wartung neuer Geldzufuhr. Das Ausland hat nicht genugVertrauen zu unserer Vermögensverwaltung. Wenn wir ehrlichfein wollen, müssen wir zugeben, daß unsere eigenen Wirt-schaftlcr seit langem nur geringes Vertrauen zum eigenen Landebesaßen— sonst hätten sie nicht Summen ins Ausland geschafft, diebeute nach der Schätzung maßgebender Finanzleute die ansehnlichechöhe von 5 bis 8 Milliarden erreicht haben. Ist es nichterste Pflicht der Wirtschaft, vor allem dieses eigene Kapital aufschnellstem Wege wieder ins Land hinein zu bekommen? Ist esnicht Pflicht der Regierung, mit allen Mitteln hierfür zu sorgen?Dazu genügt aber nicht die Rotverordnung überDevisenabgaben.Die Straf- und Steuerfreiheit für zurückfließende Devisen sind zwarzusammen mit dem hohen Bankdiskont vielleicht ein gewisser Anreizfür viele kleine Leute, die ängstlich einen Notgroschen im Aus-land gesichert hatten und dafür schweren Herzens auf Zinsen fastvollkommen verzichteten. Aber das find meist Summen bis höch-stens Sl) 000 Mark. Diese Summen, addiert, ergeben nicht vielfacheMilliarden. Die großen Vermögen von sechs- bissieben st elligen Zahlen sind im Ausland durchStrohmänner auf Namen, angelegt, die in denjeweiligen Ländern häufig und unauffällig sind:(„Nielsen" inKopenhagen,„Brown" in London und so fort). Diese Vermögenbleiben im Ausland unangetastet, denn sie sind nicht aufzufinden, und auch die höchsten Strafen können solche skrupellosenMitbürger nicht in Unruhe versetzen.Da das gesamte Ausland ficht, daß ein Wirtschafts-Zusammenbruch Deutschlands unheilvollste Folgen für die anderenLänder nach sich ziehen muß, will es nicht aus Mitleid, sondern ausGründen des Selbstschutzes helfen: man will durch dieseHilf« die eigene Wirtschast sichern. Wenn das nicht so wäre, dannhätten wir kein Chequers, dann hätten wir kein Paris und Londonerlebt. Aber neue Gelder einem Lande geben, das von maßgebendenInländern selbst für schwach gehalten wird, ist unvernünftig: jederFinanzmann trägt da schwerste Bedenken.Es mühte von deutscher Seite angeregt werden, daß uns dasAusland mithilft, unsere eigenen Kapitalien hereinzubekommen.Rur falls dag gesamte Ausland dos Bankgeheimnis in bezugaus deutsche Bankkunden aus kurze Zeit lüftet, werden die eigen-nühigen Herren sich gezwungen sehen, ihre Gelder in Deutsch-land anzugeben.Jeder Vorsteher einer Depositenkasse, jeder Leiter einer Bank weiß,wie ein Konto zustande kommt und woher das Geld eingelaufen ist.Wenn diese Herren von ihren Regierungen angewiesen würden, alleneueren Gelder deutschen Ursprungs zu melden, so würde Plötz-lich eine Summe zum Vorschein kommen, die bestimmthöher wäre als die Anleihesumme, die der Reichskanzler für not-wendig erachtet und die er nicht erhalten hat. Außerdem würde dasAusland sehen, daß wir wirklich bis zum äußersten gewillt sind,uns mit eigenen Mitteln zu sanieren und Landsleute, dieein Verderb für die Wirtschaft sind, hart an-zufassen.Ich weiß als Bankier, daß es nicht ganz leicht sein wird, inLändern wie Holland, der Schweiz, Dänemark, Schweden, Englandund Frankreich solche Verordnungen durchzubringen— aber ichweiß auch, daß jeder ausländische Staat heute gerneine unangenehme und unbequeme Arbeit über-nimmt, die, selbst wenn sie augenblickliche Verluste und Schädenmit sich bringt, doch vielleicht den Zusammenbruch Deutschlands unddamit nicht nur Deutschlands verhindern kann. Nur wenn ganzeArbeit getan wird, läßt sich ein greisbarer Erfolg erzielen. Darumsollten Verhandlungen in dieser Richtung unbedingt begonnenwerden: wahrscheinlich wird in Berlin schon bald Gelegenheit dazusein.Gründung der Akzeptbank.Das Neich stellt nur 2 von 15 Aufsichtsratsmitgliedern.Die Reichsbank teilt mit:Am Dienstägnachmittag fand in den Räumen der Reichsbankdie Gründungsversammlung der Akzept- und Garantie-dank statt. Die bekanntgegebenen Gründer, ausschließlich BerlinerFirmen, haben zusammen mit dem Reich das gesamte Kapital über-nommen. Zu Mitgliedern des Aufsichtsrats wurdenbestellt: Reichsminister a. D. Dernburg, Direktor Bieber,Berliner Handelsgesellschaft, Direktor Dr. Bötzkes, Bank fürDeutsche Induftrie-Obligationen, Dr. Frank, Deutsche Bank undDisconto-Gesellschast, Dr. Frisch. Dresdner Bank, PräsidentKlepper, Preußische Zentralgenossenschaftskasie, Direktor Lipp,Deutsch« Rentenbank-Kreditanstalt, Generalkonsul Dr. Paul K e m p-n e r. Mendelssohn u. Co., Min.-Dirigent Norden, Reichs-finanzmini st erium, Ministerialdirektor Dr. R e i ch a r d t,Reichswirtschaftsministerium, Direktor FriedrichReinhardt, Commerz- und Privatbank, Direktor R i t s ch e r,Reichskreditgesellschaft, Direktor Schlesinger, Deutsche Ver-kehrstreditbank, Staatsfinanzrat K ö b n e r, Preußische Staats-bank(Seehandlung), Direktor Ehrhardt, Golddiskontbank.In die Direktion wurden berufen, vorbehaltlich einer Er-gänzung, Herr Direktor Julian L e i ck und Herr v. H e y d e-b r a n d. Der Aufsichtsrat wird unmittelbar zusammentreten, umdie- für die Aufnahme des Geschäftsbetriebes notwendigen R i ch t-l i n i e n zu erlassen.Der Kreis der zugezogenen Firmen ist von vornherein aufBerlin und auch dort nur auf eine kleine Zahl vonFirmen beschränkt worden, weil die Behandlung der von derAkzept- und Garantiebank A.-G. zu erledigenden Geschäfte erforder-lich macht, daß die beteiligten Firmen dauernd in engerFühlung miteinander bleiben. Schon aus rein praktischenGründen mußte deshalb der Kreis der beteiligten Firmen aufBerlin beschränkt werden und durfte auch hier nur eine kleineZahl derselben in sich begreifen, weil sonst von vornherein unmög-lich gemacht worden wäre, die vielen mit der geplanten Wiederaus-nähme des Zahlungsverkehrs auftauchenden Probleme mit derSchnelligkeit zu erledigen, die angewandt werden muß, wennetwas Gedeihliches zustande gebrocht werden soll.*Der Aufsichtsrat hat 15 Mitglieder. Von dem 2<X)-Millionen-Kapital übernimmt das Reich 80 Millionen oder 40 P r o z. ImAufsichtsrat ist das Reich mit ganzen 2 Mitgliedern vertreten.Das Reich hat die Steuerzahler mit 40 Proz. des Bankkapitals Haft-bar gemacht. Soll man es für möglich halten, was hier geschieht?40 Proz. des Risikos erhalten 14,3 Proz. derAufsicht!Und was für eine Aufsicht! Der Vertreter des Reichswirt-s ch a f t s m i n i st e r i u m s ist als extrem Privatwirtschaft-l i ch bekannt, der'Vertreter des Reichsfinanzministeriumshat die Reichsbankpolitik in der Beratungsstelle gemacht unduns die Hölle der kurzfristigen Verschuldung beschert. Kann dieseAn Reichsaufsicht eine Kontrolle sichern, die die Inanspruchnahmedes Reichsanteils am Kapital oerhindert? Wir bezweifeln es.Herr Dernburg ist als Sachverständiger berufen und wirdden Vorsitz im Aufsichtsrat führen. Herr Dernburg genießt öffent-liches Bertrauen und ist Fachmann. Aber wird er die Spann-kraft haben, die Hechte im Karpfenteich in Schach zu halten? Dievier noch solventen Großbanken sind im Aufsichtsrat: sie werden dieHauptkundschaft darstellen. Die fünf Vertreter öffentlicher Institute,darunter die wichtigsten Geldgeber, und auch der Vertreter vonMendelssohn, werden gründliche Aufpasser sein müssen. Gut. daßwenigstens die Preußenkass« sich einen Einfluß gesichert hatund im Zlufsichtsrat durch Dr. Klepper auch vertreten ist.Wie sieht der Vorstand aus? Herr Leick ist Unterdirektorder Commerz- und Privatbank: Herr von Heydebrandist ein Prokurist der Berliner Handelsgesellschaft! DieGeschäfte dieser Bank werden von Beauftragten der Privat-b a n k e n geführt. So sieht die Staatskontrolle im Vorstand aus.Und wer wird im Arbeitsausschuß sitzen, der wohl baldkonstituiert wird, wo in erster Linie die Güte der Unterschriften zuprüfen sein wird. Hoffentlich nur Vertreter der Privatbanken.Das Reich kann ja zahlen!Wir schrieben gestern von der S o z i a l i s i e r u n g desBankenrisikos. Wir ermahnten die Reichsregierung, dieGesamtinteressen nach den Gesichtspunkten des sorgfältigen Kauf-manns wahrzunehmen. Hier war die erste praktische Gelegenheitdazu. Es ist beschäme n d, was dabei herausgekommen ist.Hehe gegen die preußenkasfe.Haltlose Angriffe wegen der Erntefinanzierung.In verschiedenen Zeitungen der Rechten werden auf Grundeines in Bruchstücken veröffentlichten Rundschreibens Angriffeg e g en die Preußentasse verösfenllicht. Hierzu erfährt dasWolffsche Telegraphenbüro von der Preuhenkasse:Die Mitteilungen in einer Reihe agrarischer Blätter sowie einHinweis des Reichsverbandes der deutschen land-wirtschaftlichen Genossenschaften— Raifscisen— e. B. auf die von der Reichsbank in Aussicht gestellte Prolon-gationsmöglichkeit für derzeitige Wechselfälligkeiten machten«ineKlarstellung über die Behandlung der genossenschaftlichenWechselkredite und die für die Verwertung der Ernte zur Verfügungstehenden Kreditmöglichkeiten erforderlich.Um auf die aus der Gesamtlage sich ergebenden Notwendig-leiten genossenschaftlicher Kreditpolitik hinzu-weisen, hat die Preußenkafse in einem internen Rundschreiben diemit ihr in Geschäftsverbindung stehenden Verbandskassendes ländlichen Genossenschaftswesens auf die Notwendigkeit hin-gewiesen,„noch Möglichkeit für die Wiederherstellung ihrer Liquiditätaus eigener Kraft zu sorgen".Gleichzeitig hat sie den Genosienschasten empfohlen, die Ver-wertung der Ernte Zug um Zug durchzuführen, ohne dasmit der Bildung hoher Lagerbeständ« verbundene P r e i s r i s i k ozu übernehmen. Dabei griff sie auf die Erfahrungen früherer Jahrezurück, in denen die landwirtschaftlichen Genossenschaften schwereVerluste dadurch erlitten haben, daß sie in der Hoffnung auf denErfolg von Preisstützungsmahnahmen unwirtschaftlich« Ge-treideloger durchzuhalten versuchten.In diesem Zusammenhange der preußenkafse eine Sabotageder Erntefinanzierung vorzuwerfen, ist um so weniger begründet,als sie bereits der Getreide- Zndu st rieundCommissionAG. im Zusammenhang mit der Erntefinanzierung ihr Giro fürnicht unerhebliche Beträge zur Verfügung gestellt hat.Bach Auffassung der preußenkafse ist aber das landwirtschaftlicheGenossenschaftswesen nicht imstande, das Risiko einer unkaus-männischen Handhabung der Ernteverwerlung zu. tragen.Also doch Agrar-Moraiorium!Ein Dementi, das sich selbst erschlägt.Zu den sich häufenden Presiemeldungen über den Plan eineslqndwii tschaftlichen Moratoriums teilt WTB.-H a n de l s-dienst mit, daß derartige Pläne mit den Tatsachen keineswegsübereinstimmen. Es wird zur Zeit lediglich erwogen, wie der durchdie augenblickliche Finanzkrise besonders schwer betroffenen ostdeut-schen Landwirtschaft geholfen werden kann, damit em« Verschleude-rung der Ernte und die Gefäh düng der Fortführung der Betriebevermieden werden kann. Die zuständigen Stellen verhandeln zurZeit darüber, welche Vorkehrungen getroffen werden müssen, umdie mit einer derartigen Entwicklung verbundene Gefähr-dung der Sicherheit des Realkredits auszu-schließen.Es ist möglich, daß hierzu die Erklärung eines Z a h l u n g s-aufschubs für gewisse Schuldkategorien ausge-sprachen werden muß, um ein« Verschleuderung der Erntezum Zwecke der Gläubigerbesriedigung zu vermeiden." Die Dauerderartiger Maßnahmen wird sich jedoch nur auf einen Zeitraumzu erstrecken haben, der zur ordnungsmäßigen V e r w e rt u n g der Ernte erforderlich ist. Forderungen, die auf Aufwc»düngen für den Ausbau der diesjährigen Ernte beruhen, werden vonvornherein auch von einem desristcten Zahlungsaufschubausgenommen bleiben müssen.Dieses Dementi, das sich in seinem zweiten Teil selbst erschlägt,zeigt also ganz klar, daß man in Regierungskreisen mit dem Ge-danken umgeht, den für die Gesamtwirtschaft wie für den agrarischenKredit so verhängnisvollen Schritt eines Morato-ri u m s zu tun.40 Mill. Echröder-Äerlusi.Außerordentlich hohe Beteiligung des Bremer Staates.Der Zusammenbruch der I. F. S ch r ö d e r- B a n k A.- G.,Bremen, stellt sich jetzt doch als schlimmer heraus als ursprünglichangenommen wurde. Nach neuesten Meldungen wird der Gesamt-Verlust auf etwa 40 Millionen Mark beziffert, das sind 10 Ml-lionen Mark mehr als die eigenen Mittel der Bank(Aktienkapital15 Millionen, Reserven 15 Millionen). Diese 10 Millionen Marksind die Verluste, die die Gläubiger auf sich nehmen mllsien.Für diese wird ein schlechter Trost sein die von der Bank ver-treten« Ansicht, daß bei einem Durchhalten der Gläubiger undbei einer Besserung der deutschen Wirtschaftslage der Statussich bessern wird.Mit einiger Ueberraschung aber erfährt man,daß der Staat Bremen an die Schröder-BankForderungen von nicht weniger als 24 Mill. Markhat. Die Bremische Generalkassenverwaltung erklärt, daß sie dieseGelder im Augenblick nicht benötigt und sie deshalb an die Schröder-Bank gegeben habe. Die in den letzten Jahren vielgerllhmte A k-t i v i t ä t Bremens im allgemeinen und der Schröder-Bank im be-sonderen rückt dadurch in ein besonderes Licht. Besonders in H a m-bürg hat man diese Unterstützung der Bank durch den Staatmit Erstaunen zur Kenntnis genommen: auch die Subventions-wünsche der bremischen Wirtschaft(Deschimag), die vor wenigenMonaten geäußert ftnd vom bremischen Staat unterstützt wurden,müssen hiernach anders beurteilt werden. Diese hohe Forderungist auch Veranlassung, daß der Staat Bremen bei der Rekonstruk-tion der Schröder-Bank 10 Millionen Mark Aktien, also zweiDrittel von dem neu auszugebenden Kapital von 15 Mill. Mark,übernehmen wird: vorher war nur von einer Beteiligung von5 Mill. Mark die Rede. Im Bremer Parlament steht noch eineAussprache über diese Beteiligung bevor: auch dieses hat bishervon der hohen Einlage nichts gewußt.Die neu zu gründende Bank wird die Hauptbeteiligungen derSchröder-Bank, die Aktienpakete vom Norddeutschen Lloydund der Deschimag,� nicht übernehmen. Man spricht davon,daß der T h y s s e n- K o n z e r n die Deschimag dem Bremer Vulkanin Vegesack angliedern will. Die 12 Mill. Mark Nordlloyd-Aktiensollen verkauft werden: wer der Käufer sein wird, ist nicht bekannt.Die bremischen Wirtschaftskreise hielten in der Gewerbekammereine Versammlung ab, in der die Vertreter der bremischen Wirt-schaft aufgefordert wurden, Garantiescheine für die neueBank zu zeichnen und dadurch 5 Mill. Mark neues Kapital zurVerfügung zu stellen. Hierüber soll die Entscheidung am Donners-tag fallen.Abschluß der Gewerkschaft Moni Cenis.Verkauf der Stickstoffanlage hat sich günstig ausgewirkt.Die Gewerkschaft der Steinkohlenzeche MontC e n i s in Herne-Sodingen gehört zum Interessenbereich des HerrnFlick. Das Geschäftsjahr 1930 schließt mit einem Re in gewinnvon 0,14 Millionen Mark ab, während für das vorhergehende Jahrein geringer Verlust von 2700 M. ausgewiesen wurde.Das bessere Ergebnis scheint auf den Verkauf der Stick-stoffanfage, die ursprünglich gemeinsam mit der preußischenStaatsgrube Hibernia errichtet wurde, an die IG.-Farbenindustriezusammenzuhängen. Durch diesen Verkauf sind der Mont Cenis er-hebliche Mittel zugeflossen. Die Bankguthaben find von 0,9 auf3,8 Millionen Mark erhöht. Die Beteiligungen erscheinen nur mit1,4 nach 6,03 Millionen Mark— hier hat man offenbar starke A b-schreibungen aus dem Buchgewinn beim Verkauf der Stickstoff.anlag« vorgenommen. Trotz der schlechten Absatzlage für Kohlen istman bei einem starken Ausbau der Anlagen— der Aktiv-poften Schacht- und Grubenbau hat sich von 1,1 auf 2,5 MillionenMark erhöht: neu erscheinen Anzahlungen aus Neuanlagen miteiner Million Mark.Wenn trotz dieser Neuanlagen und trotz des Rückganges derKohlenförderung von 1,15 auf 1,01 Millionen Tonnen die B o r r ä t enur wenig höher, mit 0,87 gegen 0,76 Millionen Mark ausgewiesenwerden, so darf man auf erhebliche stille Reserven in denBilanzposten schließen. Die Dividendenlosigkcit des Kapitals von8 Millionen Mark will nicht viel besagen.Diskonterhöhung auch in Danzig. Die Bant von Danzig hatihren Diskontsatz von 7 auf 10 Proz. und den Lombardsatz von10 auf 12 Proz. erhöht.Stickstossverhandlungen gescheitert! Die Erneuerung des i n-ternationalen Stickstoffkartells konnte in den Verhandlungender Produzenten in Luzern nicht erreicht werden, angeblich infolgeunerfüllbarer Forderungen der chilenischen Industrie. Ueber-raschenderweis? erfährt man jetzt, daß auch unter den euro-p ä i s ch e n Interessenten kein« Einigung zustande gekommen ist,ja, daß die Aussichten für eine europäische Einigung zur Zeit sogering sind, daß neue Verhandlungen vorläufig nicht in Aussichtgenommen sind. Diese Tatsache ist das beste Zeichen dafür, daß derübermäßige Ausbau der Stickftoff-Produktionsanlagen in aller Weltdie Gegenjätze sehr verschärft hat. Man wird also mit einem Preis-kanipf aus dem Stickstoffmarkt rechnen müssen. Die durch Not-Verordnung erfolgte Einführung deutscher Stickstasszölle gewinntdadurch eine besondere Bedeutung.Deutsche überseeische Auswanderung 1930. Nach Uebersee sindim Jahre 1930 37 399(1929 48 734) Deutsche ausgewandert. Davongehörten ihrem Beruf nach 8252 zur Landwirtschaft. 10 392 zurIndustrie, 5108 zu Handel und Verkehr und 4833 zur Gruppe„Häus-liche Dienste". Interessante Ergebnisse zeigt die Berechnung der Ver-hältniszifser». Dann ergibt sich nämlich, daß den größtenProzentsatz von Auswanderern die Berufsgruppe„Häusliche Dienste"aufzuweisen hat. Von 1000 Berufsangehörigen waren es in diese-Gruppe 2,5, die im Jahre 1930 auswanderten(in Württemberg tgar 10,9). Von 1000 Berufsangehörigen der Landwirtschaft wan'-ten 0,0, der Industrie 0,4, von Handel und Verkehr 0,4 aus.