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Siruno Corra:«/lll/llC Aböel Azim, der H«ilige von El Ayat. der halbnackt auf der bloßen Erde schlief, fuhr jäh empor. Es war Nacht, tiefes Dunkel, Stille. Warum war er so plötzlich aufgewacht? Er mußte einen furchtbaren Traum gehabt haben. Vom Alp bedrückt, hatte er seine Stirne aus dem rauhen Stein gerieben, der ihm als Kissen diente. Mit dem Zeigesinger berührte er die verletzte Stell«. Aber eine seltsame Unruhe blieb in ihm. Cr hatte das dumpfe Empfinden, daß etwas mit ihm vorgegangen war. Er hob das rechte Bein und streckte es steil in die Luft: Schrecken erfaßte ihn. Sein Fuß war frei! Der Rost hatte die Kette gerade dort zerfressen, wo sie am Ring besestigt war, den man un, die Fessel geschmiedet hatte. Instinktiv oersuchte er, die Kette mit dem Ring wieder um seine Fessel zu legen, aber das Eisen zerbröckelte unter dem Druck seiner Finger, als wäre es Mörtel ... Die Kette war in seiner Jugend an sein Bein geschmiedet worden, und in der langen Zeit, da der Rost an ihr fraß, hatte Abdel Azim Zeit, sich in einen ehr- würdigen Greis zu verwandeln. Wie oft hatte inzwischen der sengende nubische Sommer über ihm aufgejlaimnt? Vierzig-, viel- leicht fünfzigmal, vielleicht noch öfter.. Verstört sagte sich der heilige Mann:Ich bin frei... frei.. Aber er vorstand den wahren Sinn des Wortes nicht mehr. Er setzte sich erst, richtete sich dann auf und hob die Arme gen Himmel. Scheu murmelten seine Lippen die Worte:Warum, oh Allah , suchst du deinen treuen Diener mit diesem Unglück heim?" Abdel Azim war nicht immer heilig gewesen. Als junger Mann hatte er sogar den Ruf eines gefährlichen Diebes. Da hatte derÜmdeh" des Dorfes von El Ayat beschlossen, ihn zur Strafe auf einem kleinen Erdhügcl an einen Pfahl ketten zu lessen. Zwei Frühling« hätte er dort verweilen sollen. Aber während des Sommers hatte Abdel unter der Einwirkung der glühenden Sonnen- strahlen wie im Haschischrausch endlose Reihen zusammenhangloser Worte zu schreien begonnen, unter denen die herbeigeeilten Reu- gierigen immer wieder das Wort Allah vernahmen. Jemand hatte gesagt:Abdel wird ein Heiliger." Eine Frau hatte ihr leidendes Kind zum ehemaligen Dieb gebracht, und Abdel berührte des Kindes Stirne. Und das Kind wurde gesund. Di« Runde von dem angeblichen Wunder hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, und von allen Dörfern der Umgebung waren die Pilger herbei- geströmt... Als er dann seine Strafe verbüßt hatte, dachte niewand m«hr daran. Abdel Azim, dem Allah in seiner Gnade Wunderkräfte verliehen, Abdel Azim. den Stolz von El Ayat, zu besr«ien. Der Ruhm Abdel Azims war. als sich immer wieder neue Wunder ereigneten, im Laufe der Zeit bis in die fernsten Gegenden gedrungen. Sogar zwischen den Bergen Abcssiniens und im fernen Dorsur und in den Oasen der großen Wüste sprach man von dem neuen Heiligen, der sich in der Blüte seiner Jahre freiwillig dazu entschlossen hatte, auf einem Erdhügel, an einem Pfahl gekettet, sein Dasein zu fristen. Jeden Tag brachen sich die Wogen der gabenheladenen Pilger an dem kleinen Erdhügel, auf dem der Heilige hockte. Unermüdlich heilte Abdel Kranke, erlöste Behexte, versöhnt« Feinde, schlichtete Streitigkeiten, sprach Urteile, erteilte Ratschlage und las in der Zukunft, um schließlich den Pilgern ihre Gaben, di« sie chm zu Füßen legten, zurückzuwerfen. Mächtig wie ein Sott, hatte er kein Verlangen mehr nach irdischen Gütern. Noch zweimal wiederholte d«r heilige Mann sein Stoßgehet: Warum, oh Allah , suchst du deinen treuen Diener mit diesem Unglück heim?" Unbeweglich wartete er. Der skelsttische Umriß sein,» Körpers, an dem nur ein lichtes Tych um die Lenden hing. zeichnete sich schwarzer Iltz die-Nacht gegen den flerneichssäten Himmel. Es wurde'hm keine Antwort von'Allah zuteil. Ergeben ließ Abdel Azim die Arme sinken.Der- Wille des Allmächtigen geschehe", sagte er. Er beugte ein Knie zur Erde und neigte sich über die zerrissene Kette. Es war augenscheinlich: Slllah, der ihn vor soviel Jahren gnädig zu sich erhoben hatte, wollte nun, daß er wi«der atsi einfacher Mensch unter Menschen wandle... Und Abhel mochte sich daran, Allah zu gehorchen. Der Erdhügel, auf dem er sein Leben verbracht hatte, glich «in« abgeslachten Pyramide, deren beinahe senkrechten Wände mannshoch waren. Abdel streckte die Beine vor, stützte sich mit den Händen an di« Kante, zog die Ellenbogen allmählich ein und ließ sich langsam hinuntergleiten. Er hatte das Gefühl, �eine phantastische Reise aus dem Himmel zur Erde zu machen. Seine Füße berührten endlich den Boden. Wankend setzte er sich in Be- wegung. Bei jedem Schritt glaubte er, in eine Grube fallen zu müssen. Auf der sondigen Ebene um den Erdhügel lagen gruppen- weis« Pilger, die in der Nacht angekommen waren und schlafend den neuen Tag erwarteten, um den Heiligen anzubeten. Zwischen ihnen schreckend, beobachtete Abdel Azim, d«r gewohnt war, die Menschheit aus der Höhe zu sehen, mit Berwunderung die armen sterblichen Körper, die auf derselben Erde lagen, die seine heiligen Füße berührten. Die Entfernung, die ihn von dem elenden mensch- lichep Pöbel trennte, dünkte ihm unüberwindbar. Und während er ungelenk einen Fuß vor den anderen schob, stammelte er ängst­lich:Wie werde ich, oh Allah , wieder Mensch werden können?" Er ließ die letzt« Schar schlafender Pilger hinter sich, ging an den Lehmhütten von El Ayat vorbei und schickte sich an, einen Weg «inzuschlagen, der sich in einem Dickichr von Mangobäumen verlor, ol»«in auf der Erde liegender Mann seine Aufmerksamkeit auf sich lenkt«. Der Unbekannte schlief rücklings. Abdel beugte sich über ihn und blickte in sein Gesicht. Es war ein alter Mann. Er mochte ein Aegypter sein, denn seine Hautfarbe war hell. Aus seinen Gesichtszügen entnahm man, daß«r ein angesehener Mann sein mußte. Vielleicht war er aus dem fernen Luxor oder aus Asiyut gekommen, um den Heiligen von El Ayat um Rat anzugehen. Vorsichtig legte sich Abdel auf die Erde an des Schlafenden Seile... Er fülstte sich von diesem einsamen Fremden minder ferne als von den anderen Menschen, di« dort unten scharenweise wie Hammel lagen... Er gab sich Mühe, seine Atemzüge an jene des schlafenden alten Mannes anzu­gleichen. Und in Gedanken betete er:Hilf mir, Allah , steh mir bei. offenbar« mir, auf welche Weise ich mein menschliches Wesen wiederfinden kann!" Ein Schauer durchrieselte ihn. Jäh hatte ein Gedanke sein Hirn durchquert: so lebendig und zwingend, daß seine rechte Hand sich sofort daran machte, ihn zur Wirklichkeit werden zu lassen, eh« noch sein Gewissen ihn erwogen hätte. Gierig hatte sich seine Hand gegen di« Tasche ausgestreckt, die der Alte unter den linken Arm gedrückt hielt. Es war eine geldgefüllte Tasche, wie sie ihm zahl« lose Pilger angeboten, die er aber immer zurückgewiesen hatte. Nun aber be'bten Abdel Azims Finger vor Glück... Ausgeregt und verwirrt wie Abdel war, hätte er nicht sagen können, ob ihm die sonderbare Eingebung vom Himmel oder ans der Tief» seiner Vergangenheit gekommen wäre. Als er nun ober die Tasche mit größter Borsicht aus der Umklamnierung des Schl.asenden zu lösen begann, spürte er in seinen Adern wieder das verlarene Gefühl menschlichen Lebens erbeben. Wie liebevoll die Erde, auf der«r lag, sich an seinen Körper schmiegte, der von jugendlicher Kraft durchströmt wurde! Seine Finger klammerten g vom fflimmel sich an die Tasche wie di« Finger eines Schiffbrüchigen an die rettende Planke. Er zitterte vor Angst, daß der Unbekannte auf- wachen könnte. Und dieses Zittern bekundete chm seine Wieder- geburt. Der alte Mann hatte die Tasche gewiß zu dem Zwecke mit« gebracht, sie Abdel Azim zu Füßen zu legen. Aber nun Abdel sie in seinen gierigen Diebsfingern hielt, sagte er bei sich zu dem Alten:Wenn du jetzt aufwachst. Acker, dich vor mir in die Knie beugst, mich heilig nennst und mir die Tasche schenken willst, die ich dir zu stehlen im Begriffe bin, so erwürge ich dich, Alter, so wahr Allah au» dem Himmel auf mich herabblickt!" Endlich stand er aufrecht, drückte die Tasche wie ein geliebtes S«»,.: ffieckafSel Als mein Sohn Peter drei Jahre zählte, spielte er leidenschaftlich gern mit Wäscheklammern, und weil dies nicht nur dem Vater und der Mutter, sondern auch dem aus einer Donna vom Lande be- stehenden Personal höchlich auf die Nerven fiel, hörte Peter, der Stöpsel, häufig die kategorische Mahnung:Lasse liegen!", nämlich di« Klammern offiziell! Lackeliegen. StattSchachtel" sagte PeterGau". Warum Gau eine Schachtel war, wird in ewiges Dunkel gehüllt bleiben. Jeden Bleistift, und er verkonsumierte deren eine Fülle, nannte erRawwlruhle". Stand ihm der kleine Sinn nach Heidelbeeren, so schrie er:Reihenne!" Später fand er, daß Apfelmus das einzig Wahre sei, und so wandte sich jegliches Kam- pott inApselmuh". Eines Tages meldete sich Walter Mehring an, und Peter perkündete der Donna:Heute gibts Pellkartoffel mit Mehring!" Der Sohn meines Freundes Jacobs redete bis zur Kon- firmation seinen Papa alsKleinpater" an im Gegensatz zum Großvater". Jürgen behauptet von Tante Ella, sie habe«ine grüne Stimme und dickbäuchige Beine: er salzt seine Schokolade mit Zucker, jong- liert mit dem Wortekulussal!" und bckdet sich manchmal ein, die Sonn« tropfe aus seinen Kopf. Der kleinen Johanna zeigte man ein Lichtbild. Johanna bekiekte sich das und tat den Ausspruch:Das ist die Mutti tot und an die Wand geklitscht." Di« nämliche Johanna verriet mir:Es war so furchtbar heiß da der Laubfrosch niß ertrunken wie der erste sondern «rtrocknet." Frank, der kaum dreijährige Sonderling, fragte bei mir an, ob der Schnee im Winter tief liege oder hoch. Wir stiegen über eine Wiese, und Frank trat laut eigener Aussage in den großen Wunsch von einer Kuh. Eine Weile später triumphierte er: er habe Kaffeebohnen gegessen. Ich erlaubte mir die Belehrung. daß sotane Kaffeebohnen nichts anderes seien als der große Wunsch von Ziegen, worauf Frank in Nachdenklichkeit und alsdann in die Bemerkung ausbrach:Warum lügen denn die Ziegen so?" Die Grillen zirpten, was ihre Zirpe nur hergab, aber Frank glaubte nicht an Grillen, sondern tauft« sie smit Recht) Zirpen. Weil sie nicht grillen. Für Lpkonwtiye, diesen teuflischen Ausdruck, sagte er Kplamotive, uich die Kolymotiye änderte sich, als Frank mannbar wurde, zu sin«? Kokomotifi mit wuchtig heryusgefchmettertem zweitem i Einmal kam er strahlend nach Hause: er hatte«inen Pfennig gefindet. Einmal durste« mit in den Keller, und aus einem leeren Kartoffelfack flatterte ein mottenähnliches Insekt hervor. Frank brüllt« selig:Dh eine Lerche!" Frank lernte Gedichte auswondig und fügte jeder Zeile ein neckischesJuvi- Jlmeriha verbietet Die Vereinigten Staaten von Amerika bestehen aus 45 Bundes- stsaten, di« sämtlich ihre eigenen Gesetzgeber haben, und da diese Gesetzgeber als solche oft gar zu eifrig sind, so kommen dort mitunter Gesetze zustande, die jn bezug aus Schnurrigkeit kaum ihresgleichen finden. Zur Belustigung ihrer Leser gibt die New-PorkerWorld" eine Blütenlese von Gesetzentwürfen wieder, die den einzelnen Parlamenten zur Beratung vorgelegt werden sollen. So kann man unter anderem in derWorld" folgendes nachlesen: Reo. Oscar H a y w o o d, ein Gesetzgeber von Staate North Carolins, will das Streicheln lvetting) als gesetzwidrige Handlung erklärt wissen. Man muh dazu wissen, daß das Streicheln einen sehr volkstümlichen Begriff und gleichzeitig eine äußerst beliebte Be- schäftigung in Amerika darstellt, die vorwiegend von Backsischen und Jünglingen, und zwar mit Vorliebe!n verhängten Autos aus- geübt wird: natürlich kann sie auch zu Hause betrieben werden, d. h. freilich, wenn der Gesetzentwurs etwa durchgehen sollte, auch ha nicht mehr. Der Gesetzgebung in Pennsylvania ist eine Borlage unterbreitet worden, nach der die Abgeordneten, zum Unterschiede von den ge- wohnlichen Sterblichen, die sich in die Wandelgänge verirren, zum Tragen von Zylinder. Frack, Gamaschen und gestreiften Hosen ge- nötigt werden sollen. Man wird den Kampf der Abgeordneten von Alleghany Country. Mrs, Helen G r i m e s, gegen diese Vorlage ohne weiteres nachfühlen, wenn sie sich nun leidenschaftlich weigert, vor dem Parlament in gestreiften Hosen nebst Zylinder zu erscheinen. Charles B o a v e r. ein Senator von Oklahoma , wünscht bezüg- lich Größe und Dicke der Biskuits eine gesetzliche Regelung: dos Biskuit soll von nun an in seiner Länge einen Durchmesser von mindestens 3 Jvches aufweisen, keinesfalls jedoch dicker als 1 Jnch sein. Der Staat Newhampshire ist die Heimat der Riesen. Dort ist dem Parlament ein Gesetzentwurf eingereicht worden, wonach die Höhe der vor den Hotels und Prioathäuser befindlichen Schirm­dächer auf sieben Fuß Meter) und die Länge der Hotelbetten aus ebenfalls sieben Fuß festgesetzt werden soll. Im Staate Oregon will man den Zigarettenfabriken verbieten. aus ihren Plakaten und Anzeigen schöne junge Männer mit der Zigarette im Mund« erscheinen zu lassen, da solche Reklame geeignet sei, Kinder zum Rauchen zu verleiten. Jn Kansas haben öl Bürger eine Petition auf ein Verbot der Herstellung der Fleifchpastet« eingereicht. In der Begründung heißt es, di« Kinder bekämen von ihrem Genuß Alpdrücken und blieben infolg« de» dadurch verursachten ungesunden Schlafes in ihrer Ent- wicklung zurück. Texas soll zum Schutze gegen die Pelikane eine 23 000 Dollar betragende Summe von Staats wegen bewilligt haben. Durch die Belohnung von 25 Cents pro erlegten Pelikan soll die Förderung der Fischzucht und die Verbilligung der Fische bewirkt werden. Eine Frauenabgeordnete von Indiana fordert die Unterstellung der Schönheitspflegeläden unter staatliche Aufsicht und beantragt die Wesen an sich und entfernte sich wankend, sich immer wieder nach dem Fremden umsehend, der ruhig weiter schlief... Das schwarze Dickicht der Mangobäume verschluckte die hellen Schatten seines Lendentuches und seines Turbans. Jenseits des Dickichts erreichte Abdel den Weg, der auf dem Damm längs des Nilufers dahin- führt«, und schleppte sich mühsam weiter. Bei Morgengrauen stieg er todmüde in ein« Feluke, die, mit leeren Flaschen beladen, von Wadi Halfa kam und stromabwärts nach Assuan fuhr. Der Bootsmann, dem er«ine Srlbermünze versprach, nahm ihn willig auf. Als di« Sonne glühendrot am Horizont«mportauchtc, neigte sich Zlbdel Azim nach vorne und betete inbrünstig zu Zlllcxh:Oh, Barmherziger, Allmächtiger, Allwissender, schenke deinem treuen Diener Abdel Azim noch viele Jahre des Lebens, damit er bis zum Schluß deinem Willen folgen, jeden Tag mehr Mensch, Mehr Sünder, m«hr Dieb Verden könne!" <Aus dem Itolienrsche» aoic llarl(Swtfl Äsp«ro«r.) und Onni vallera" hinzu: denn er hatte bemerkt, der kokette Sche&n, daß mir dieses gefiel. Peter und Frank nannten die Milchflasche: Ich. DasIch" war die Milch, die ihnen ganz allein gehörige Milch. Und es dauerte lange, bis sich der Jch-Begriff in irchtiger Anwendung einstellte. Sie redeten beide von sich in dritter Person. Pete? sagte, Peter will was haben, und Frank sagt«: gravck will was haben. Dann kuckten sie sich dasIch" voneinander ab und unter- schieden die diversen Ichs. Die Eskimos und andere primitive Völker reden unentwegt in der dritten Person oder im. neutralen man". Wer die abgrundhäßlichen und abgrundherrlichen Bücher Peter Freuchens liest(Der Eskimo" undDie Flucht ins weiße Land"), erlebt mitfühlend eine dumpfe Unsprachlichkeit. Kaum aus- geschnappte Lautverbindungen in einen Topf geworfen. Dem Schwerhörigen ähnlich, der Unsinn zu vernehmen wähnt und chn vorsichtshalber mit einem drangehängten Fragezeichen wiederholt. Zitatweise und aus? Geratewohl verwendet das Kind gefällige, ihm gefallende Wörter und erweckt dadurch bei törichten Elfern den Eindruck von Altklugheit oder gar Klugheit. Das Kind hat noch keine trüben Erfahrungen hinter sich, hat noch keine rote Tinte geschaut, braucht noch nicht zu schreiben, darf sich ganz aus sein Gefühl und auf seine Phantasie verlassen, darf auf gut Glück plappern, erntet Schmunzeln und Gelächter, spielt mit der Sprache wie mit seinen Bauklötzchen, wird immer neugieriger, geht auf sprachliche Entdeckungen aus, konstruiert Wörter nach vorhandenem Beispiel, schwätzt Gehörtes nach, unbedenklich und hemmungslos, und betätigt sich als souveräner Künstler. Für Renate war einer, der mühselig zu schleppen hatte, ein Beckaffel, also ein miß- verstandener Pack-Esel. Die Brille hießAugen", evangelisch hieß fröngelisch". und Wischlappen, Staubtuch und Mop warenPuh". osfeicbar Putzlappen.Der Omnibus" wurde zumOnnimuff". die Richard-Wagner-Straßs wurde zurrichtigen Wagen-Strahe", die Zeitung war einLeis"(Verschmelzung von Lesen und dabei leise sein), der Daumen war derDodo", das Telephon war derHalloh", und da Renate in Mannheim aufwuchs, wurden. ihr« Strumpf- bände? zumBumbeke-Bändele". De? Sprechend« denkt, der Denkende spricht das Baby ist stumm. Erziehen ist: mit gutem Beispiel vorangehen. Im Sprach- lichen: sauber reden Denn Kinder besitzen unheimlich scharfe Lhren und einen wachen Verstand. Man kann ihn wecken. Intelligenz und sprachlicher Sinn find erlernbar, anerziehbar. Darum soll man ni« mit Kindern daatschen und künstlich-tindisch schwätzen, sau- dern, sobald sie nach Ausdrücken tasten, wie mit seinesgleichen reden. Dann kommt die Welt weiter. Erteilung des Gewerbescheines nur an gesundheitlich und moralisch einwandfrei« Friseure. Der einzige Gesetzentwurf von etwas größerer Tragweite und gleichzeitig der-.wenigstens von leichtlebigen Männern qm sympathischsten empfundene stammt von dem New-Porker Abgeprd- neten grederick L. Hackenburg in Albany. Nach diesem Entwurs soll der geschiedene Ehegatte ein Jahr nach erfolgter Scheidung nicht mehr zum Unterhalt seiner früheren Gattin verpflichtet sein. ImAiimony Club", den die wegen Nichtzahlung der Alüneut" eingesperrten Ehegatten im Ludlow-Street-Gefängnis gegründet haben, ist die Nachricht von diesem Gesetzentwurf mit stürmischem Beifall aufgenommen und an die Adresse desmutigen" Abgeord- neten ein begeistertes Begrüßungstelegramm gesandt worden, nz. Wnllpunkle des organifchen Xebem Der Durchmesser jener Sphäre um unsern Planeten, in der Leben herrscht, ist verhältnismäßig klein Das, was di« Wissenschast denNullpunkt des organischen Lehens" nennt, ist z. B. schon in den Höhen der Lust erreicht, die Pros Piccard setzt mit seinem kühnen Ballonflug durchmessen hat. Im Innern der Erde vermögen sich Tiere nur wenige Meter tief in selbstgegrabenen Bauten oder unter- irdischen Höhlen zu halten, und in den tiefsten Tiesen des Weltmeeres erstirbt nach und nach das organische Dasein. In seiner Zusammenstellung solcherNullpunkte" in der Leip- zigerIllustrierten Zeitung" betont Rudolph Schisset, daß die Da, seinsmöglichkeiten für Tiere in 10 000 Meter Meerestiefe nur noch äußerst gering sind, aber diese letzte Grenze ist verschwindend klein gegenüber dem Radius der Erdkugel. Doch auch innerhalb der schmalen Schicht um unsern Planeten, die von Organismen bewohnt ist, sind dem Leben zahlreiche Grenzen gezogen, die nur mit Todes- gefahr überschritten werden können. So bedeute« für den Menschen eine Bluttemperatur von 42,6' L das Aeußerfte, weil dann das Ei- weiß gerinnt., Es gibt einzelne Algen, die noch bei 02° C existieren können: trockene Samen ertragen auf kurze Zeit sogar eine Hitze von 120" Sporen und Bazillen von 130° L. Wie Steigerung so setzt auch Ber- Minderung der Temperatur dem organischen Leben ein Ziel. Solche Kältegrenzen des Daseins sind z. B. bei der Banane 2,18°, beim Lelbaum 4,1°, beim Veilchen 9°, beim Steinbrech 14,2°, beim Epheu 23,3°. bei der Eibe 24,9°. Zu hoher Salzgehalt des Wassers verhindert das Leben, und so ist z. B. das Tote Meer gänzlich ohne Organismen, selbst seine Ufer sind verödet. Der Sauerstoff ist für die meisten Lebewesen un- bedingtes Erfordernis: Pflanzen und Tier« können ihn in der Luft oder im Wasser nur kurze Zeit entbehren. Doch gibt es einige wenige Lebewesen, die vom freien Sauerstoff vollkommen unabhängig sind, so z. B. das Essigälchen. Die in der Darmflllssigkeit höherer Tiere vorkommenden Amöben. Flagellaten, Infusorien, Würmer usw. brauchen den Sauerstoss ebenfalls nicht, da sie ihre Energie durch Spaltung gewinnen. Doch gibt es nur eine sehr beschränkte Anzahl von Organismen, die im Kampf ums Dasein die Grenzlinien des Lebens zu verrücken oder zu umgehen wissen.