Llnternehmerneid. Zur Hetze der Scharstnacherpreffe gegen Mardonald „pfeife raucht er, Tee trinkt er, und an die armen Arbeitslosen zu denken überläßt er uns darbenden Unternehmern!" Sie überfallen Sozialdemokraten? Kommunistische Gchlägerkolonnen gegen sozialdemokratische Arbeiter. Gaalschlacht in der Wohnstadt Carl Legien In einer öffentlichen Versammlung in der Wohn» stadt Carl Legien kam es gestern zu einem wohlorgani- sierten Ueberfall kommunistischer Gchlägerkolonnen ans sozialdemokratische Arbeiter wnd Reichsbannermttglieder. Die Überfallene» Sozialdemokraten setzten fich so kräftig zur Wehr» daß die kommunistische« Gchlägerkolonnen durch die Fenster verschwanden. Das polizeiliche Ueber» fallkommando konnte eine» grosten Teil der komm«- nistifchen Schläger festnehme«, die zum Polizeipräsidium gebracht wurde». «° Die kommunistische Leitung des Bezirks Nordost hatte die sozial- demokratischen Arbeiter der Wohnstadt siarl Legisn aufgefordert, zu einer öffentlichen Versammlung über den Volksentscheid zu kommen und hatte dazu freie Diskussion zugesagt. Beim Beginn der Ver- sammlung lehnte die kommunistische Versammlungsleitung ein«®«, schästsordnungsdebatte ab, gestand jedoch für einen sozialdemokra- tischen Redner längere Redezeit zu. Als kommunistischer Referent sprach«in gewisser Glückauf, der nichts über den Volksentscheid sagt«, sondern nur in jämmerlichster Weise die abgedroschenen kommu- nistifchen Agitotionsphrasen gegen die Sozialdemokratie vortrug, vi« Mehrheit der Versammlung antwortete auf sein« Ausführungen mit zahlreiche« Entrüstungsrufen. Donach erhielt Genosse vressel das Wort. Er rechnete wirkungsvoll mit den Kommunisten ab, er zeigte die Bundesgenossenschast der Kommunisten mit der Reaktion und legte dar, worum es in Preußen geh«. Er geißelte den kommu- nistifchen Arbeiterverrat und forderte zum Schluß all« Arbeiter, sozialdemokratische und kommunistisch«, zum gemeinsamen Kampf gegen die Reastion auf. Genosse Dreisel hatte den stürmischen Beifall der Mehrheit der Versammlung. Die Kommunisten, die ihr« Niederlage erkannten, holten eiligst den„Rote-Fahne"- Redakteur Werner Hirsch herbei, der Drcsscl antworten sollte. Auch sein« Antwort war schwach, Sie war im wesentlichen«in« Wiederholung des Ausspruchs des ersten kommunistischen Referenten: „Hitler ist nicht einen Deut schlechter als Severing." Am Schluß seiner Rede schlug in einer diskutierenden Gruppe'M Saal ein Kommunist auf sozialdemokratisch« Arbeiter ein, doch gelang es. den Ausbruch einer Schlägerei zu uiUerbinden. Am Schluß der Versammlung ließen die Kommunisten die KPD. hochleben, die über- wiegende Mehrheit ober antwortete mit stürmischen Hochrufen auf die Sozialdemokratische Partei und Pfuirufen auf die verräterische Haltung der KPD . Dabei standen die Sozialdemokraten an einer Seite des Saales, die SchlägerkolonnederKommunisten mitten im Saal, der Häuptling der kommunistischen Schläger auf einem Tisch, den Sozialdemokraten gegenüber. Als die sozialdemo» krotischen Arbeiter und Reichsbannerleut« mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie abmarschieren wollten, packte der Führer der kommunistischen Schlögerkolonne einen eisernen Gartenstuhl und warf ihn mitten in die abziehenden sozialdemokratischen Arbeiter hinein. Das war das Signal zn einem kommunistischen Aeberfall. Die kommunistischen Schlägerkolonnen bekamen jedoch die Fäuste der sozialdemokratischen Arbeiter und des Reichsbanner» so zu verspüren, daß sie den Saal fluchtartig durch die Fenster verließen, voran ihre Führer. Indessen konnte ein Ueberfallkommando, das der Wirt alarmiert halle , noch einen großen Teil der Schläger festnehmen. Ein Teil der Raufbolde verschwand in da» umliegende Laubengelände, doch konnte die Polizei auch dort noch einige Feststellungen vornehmen. Eine Anzahl sozialdemokratischer Arbeiter und Reichsbanner- leut« ist durch Schläge mit Stühlen und Biergläsern verletzt worden. * Das Bündnis der Kommunistischen Partei mit den nationalsozialistischen Gchläggrhorden und den Banden des Faschismus zeitigt seine Früchte. Die kommunistischen Schlägerhorden fassen den Kampf gegen den Faschismus so auf. daß sie über sozialdemokratische Arbeiter herfallen. Schlimmer hätten sich Hitlerbanden gegenüber Sozial- demokraten nicht benehmen können. Im Augenblick, wo der Faschismus einen Stunn auf Preußen unternimmt, hetzen die verbrecherischen kommunistischen Führer kommunistische Arbeiter gegen sozialdemokratische Arbeiter! Oer Stahlhelm will den Militärsiaat. llitd die Kommunisten durften die Kulis stellen. Im Bundesorgan des„Stahlhelm " schreibt der Bundeskanzler des Stahlhelm: „Gewiß, jetzt sind die Aussichten für den Gewinn des Volks- entscheids gut— auch ohne di« Kommunisten. Wir haben deren Hilf« nicht erbeten, und wir fühlen uns in keiner Weise zu Dank verpflichtet. Wir würden sie notfalls sehr entschlossen daran zu hindern wissen, aus Deutschland eine russische„Provinz" zu machen. Wir wollen nicht„an den Staat heran" oder„in den Staat hinein", wi« di« schiefen Phrasen lauten. Wir wollen d«n Staat grundlegend soldatisch umformen— von Preußen her." Oie Gehaltszahlungen der Länder. Preußen zahlt 50 Prozent am 1. Augost. wie wir erfahren, wird Preußen am l. August nicht nur ein Drittel, sondern die Hälfle der Veamtengehälter auszahlen. Der Best wird unler allen Umständen vor Monatsmille zur Auszahlung gelangen. Weniger günstig sind die Vcamlen in anderen Ländern gestellt. So wird Sachsen die Gehälter in drei Abschnitten, am l., 10. und 21. August zahlen, auch Oldenburg . Mecklenburg und Laden werden eine Dreiteilung bis in die dritte Angustwoch« vor- nehmen.-Lei den übrigen Ländern ist gleichfalls zunächst nur mit einer ZOprozentigen Auszahlung zu rechnen. Krieg dem Kriege! Beschluß des Wiener Kongresses: Devolution als letztes Mittel gegen den Krieg. Wie», 30. 3nlL(Eigenbericht) Der sozialistische Weltkongreß hat am Donnerstag nnker dem vorfih von hillqnith. Amerika und Gillies» Großbritannien die Abrüstungsdebatte zu Ende geführt. Znlius D e n t s ch- Oesterreich berichtete über die Ausschußberatungen. Die von der Kommission mit allen gegen vier Stimmen vorgeschlagene Resolutton besagt im wesentlichen, daß der Kamps gegen die Kriegs- gefahren in der augenblicklichen Situation die oberste Ausgabe aller soziallstischeu Parteien ist. Alle sozialistischen Parteien seien einig in dem entschiedenen Willen, alle Mittel, die im Vereich ihrer Macht liegen, anzuwenden, um jede Regierung zu bekämpfen. die den Frieden stört Schließlich wird in der Resolutton an die Entscheidung des Brüsseler Songresses erinnert, daß nämlich gegen eine Regierung, die sich einem internationalen Schiedsspruch nicht fügt und zum Kriege schreitet alle, auch revolutionäre Mittel, anzuwenden sind. Fenner-Vrockway von der Unabhängigen Englischen Arbeiter- parte! bemängelt zugleich für die Delegationen der Schweiz und der Unabhängigen Sozialistischen Partei in Polen die Entschließung als unzureichend, wendet sich gegen jede Koalitionspolitik und for- dort revolutionären Kampf gegen das Bürgertum. Darauf sprach, stürmisch begrüßt, Fillpp Turatt-Zlalien:„Der Faschismus ist der Krieg, der Krieg ist nichts anderes als Faschismus. Die große Krise in Deutschland , die heut« unser aller Denken beherrscht und alles andere auf diesem Kongreß zu verdrängen scheint, ist unlösbar mit dem Faschismus verbunden, der überall auftaucht. Wenn die Hilfe der anderen Staaten für Deutschland schwierig ist und nur zögernd durchgesetzt werden kann, so deshalb, weil die anderen Staaten die Gefahr sehen, daß«ine Deutschtand gewährte Hilfe unter Um- ständen dazu dienen könnte, der Reaktion, den Hitlerianern, dem Faschismus in Deutschland zum Nutzen zu werden. Der Faschismus ist längst keine innere Angelegenheit Italiens mehr, er ist der Feind der ganzen Internationale. Und wenn sie leben will, dann muH sie den Faschismus schlagen."(Stürmischer Beifall.) Marie Luckacz-Nerlm: „Im Auftrage der deutschen Delegation begrüße ich die Worte der Resolution, daß die Gleichheit unter den Völkern in der internationalen Arbeiterschaft kein Streitpunkt mehr ist. Im Namen der deutschen Delegation spreche ich de Brouckäre unseren Dank aus, der in so ganz ausgezeichneter Form dem Gedanken Ausdruck verliehen hat, daß es falsch ist, erst Sicherheit zu verlangen und dann erst an die allgemeine Abrüstung zu denken. Unser Dank gilt auch Vandervelde und vielen anderen Freunden, die der deutschen Sozialdemokratte und ihrer Fraktion im Reichstag für ihre politische 5ialtung Verständnis entgegenbringen. Wir danken auch Leon Blum dafür, daß er in Frankreich einen so heroischen Kampf für die Wrüstung führt Es ist selbstverständlich, daß die deutschen Delegierten der Resolution zustimmen. Den Krieg der Zukunft muß man sich al» einen Krieg gegen Frauen und Kinder vorstellen, als einen Krieg mit Giftgasbomben und Sprengstoffen. Deshalb müssen auch wir Frauen warnend unsere Stimme erheben. Die deutschen Gewerkschaften werden den Kongreß und seine Entschließungen verstehen, weil hier in unzweideutiger Weise der Fmbensgeist zum Ausdruck gekommen ist Zum Schluß möchte ich al» Frau eines sogen: Dir. haben den Sozialismus nicht, und wir haben den Weltfrieden nicht, wenn wir nicht die Frauen und Mütter haben."(Stürmischer, langanhaltender Beifall.) Hillquiih-Amerika: „Die klein« sozialistische Partei Amerika » hat e» im Krieg als einzige Partei gewagt, rückhaltlos gegen die Teilnahme am Krieg Stellung zu nehmen. Ihre Führer und Redner wurden ver- folgt und ins Gefängnis geworfen. Unser« Partei hat sich bis heute von diesen Verfolgungen nicht ganz erholen können. Trotzdem de- dauern wir nicht, so gehandelt zu haben, und wir würden in der gleichen Situation genau wieder so Hartbelm Wir wollen und können die Aktton der International« nicht aufhalten und stimmen deshalb für die Refoluttem. Da diese aber manch« unserer Wünsch« nicht berücksichtigt, bitten wir, recht bald eine neue gemein- same Sitzung unserer Exekutw« und des IGB. abzuhalten." Arthur Schmid - Schweiz bedauert, daß die in der Kommission Aenderungsanttäg« an die ständige Kommission der SAI. und des AGB. oerwies«» worden sind, was«in« Verschiebung um Monate, vielleicht sogar um Jahr« bedeuten könne. Auch die schwei- zerische Delegation erkenne die Notwendigkeit einer Stellungnahm« des Kongresse» zu der internationalen Abrüstungskonferenz des Völkerbundes an. Für den Fall ihrer Ausführung könnten die Anträge der Kommission an den Kongreß ein wirksames Mittel für die Forderung nach Abrüstung sein. Renaudel-paris : „Man könnte� sagen, wozu ein« neue Resolution fasten, solange di« von früheren Kongressen noch nicht durchgeführt sind. Unsere Internationale ist heute nicht mehr nuraufPropaganda eingestellt Di« sozialistischen Parteien sind in verschiedenen Staaten in der Regierung oder haben großen Einfluß auf st«. Sie müssen alles tun, damit die Abrüstungskonferenz ein voller Erfolg wird. Das Bestehen nichtdemokratischer Regierungen erschwert un- gemein den Kampf um den Frieden. Wenn wir auch mit dem Völkerbund noch nicht vollkommen zufrieden sind, so müssen wir doch sehr bedauern, daß Amerika und Rußland ihm noch nicht angehören und sich noch nicht zur Solidarität der Rationen bekennen." Paul Faure-Paris verliest eine Erklärung:„Die Mehrheit des sozialistischen Parteitages in Tours hat ein internationales verbot der Vewllllgnng von Militärkrediten durch sozialistische Fraktionen an bürgerliche Regierungen gefordert. Dos entspricht dem Geist von Iaures, Bebel, Vittor Adler ufw. Wir verlangen, daß die Internationale eine einheittiche Politik in diesem Sinne festsetzt." Albarda-Holland. der Vorsitzende der Kommission, unterstützt in einer wirksamen Red« die Resolution. Damit ist die Debatte erledigt. Die Resolutionen der Kommission werden mit 39» gegen 5 Stimmen bei 8 Enthaltungen(Schweiz ) angenomm-n. Der Kongreß nahm das Abstimmungsergebnis mtt großem Beifall ent- gegen. Mit der gleichen Wehrhett wird ein Gegenentwurf der Englischen Unabhängigen Arbeiterpartei abgelehnt; da- gegen wird ein« Entschließung über die F l ott« n a b r ü st u ng einstimmig angenommen. In der Nachmittagssitzung erklärt Vorsitzender Dan- deroelde:„Attr haben heut« Turatt-Italien und Caballo- Spanien zu Mitvorsitzenden.(Großer Beifall.) Wir begrüße» Turatt ei»&rtT/*et ätftUfts«, der de» Mdachand gegen d-mLtz Gm walt, die Treue zur Ueberzeugung seiner Jugend und den Glauben an ein« besser« Zukunft verkörpert Wir begrüßen den Vertreter Spaniens , dessen Revolution der europäischen Demokratie die größte Freude der letzten Monate brachte und uns gezeigt hat, daß Diktaturen gestürzt werden können. Es leb« da« Italien , das nicht weicht und nicht immer still dulden wird, und es leb« das heut« demokratische und morgen sozialistisch« Spanien."(Stürmischer Beifall.) Turati gibt«inen kurzen Ueberblick über die unzähligen Opfer des Faschis- mus und kündigt für eine nicht allzu fern« Zett, wenn er sie auch7 nicht mehr erleben sollt«, die Einladung der Internationale iaa Weltkongreß dem Sapitol in Rom im fiefnttm Zwo« an. Caballo spricht den herzlichen Donk für die Begrüßung aus und sür die Solidarität des Kongresses:„Wir beklagen, daß unser großer Führer Pablo I g l e s i a s den Sieg der Freiheit nicht erleben konnte. Das neue Spanien ist eine zivile Republik . Das Heer ist nur die gehorsame Exekutivgewalt der Regierung. Wir sind auf dem Wege zur sozialen Republik ."(Stürmische Zustimmung.) Otto Wels überbringt unter großem Beifall ihm von Macdonald und Hendcrson in Berlin aufgetragen« Grüße und Wünsche für den Kongreß sowie gleiche Botschaften von Ollo Lraun und Severing. Auf Vorschlag von Vandervelde wird die Absendiing einer tele- graphischen Erwiderung an Macdonald und Henderson beschlossen. Dann berichtet Marion Philips über die Arbeiten und Beschlüsse der Frauenkonserenz, die einstimmig zur Kenntnis genommen meüttt,
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