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Morgenausgabe

Nr. 355

A 179

48.Jahrgang

Böchentlich 85 Bf., monatlich 3,60 TR im voraus zahlbar, Boftbezug 4,32 einschließlich 60 Bf. Postzeitungs- und 72 Bf. Boftbestellgebühren. Auslands abonnement 6,- M. pro Monat; für Länder mit ermäßigtem Drudiachen porto 5,- M

Der Borwärts erscheint wochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgabe für Berlin und im Handel mit dem Titel Der Abend Illustrierte Beilage Bolt und Zeit". Ferner Frauenstimme". Technif"," Blick in die Bücherwelt", Jugend- Borwärts" u. Stadtbeilage

O

Vorwärts

Berliner Boltsblatt

Sonnabend

1. August 1931

Groß- Berlin 10 Pf.

Auswärts 15 Pf.

Die einfpalt. Nonpareillezeile 80 31. Reflamezeile 5,- RM. Kleine An. zeigen" das fettgedruckte Wort 25 Pf. ( zuläffig zwet fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 12 Bf. Rabatt It. Tarif. Stellengesuche das erste Wort 15 Pf. jedes weitere Wort 10 Pf. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Arbeitsmarkt Beile 60 Bf. Familien. anzeigen Beile 40 Pf. Anzeigenannahme Im Hauptgeschäft Lindenstraße 3, wochen täglich von 8 bis 17 Uhr. Der Berlag behält sich das Recht der Ablehnung nicht genehmer Anzeigen vor!

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

Redaktion und Verlag: Berlin SW 68, Lindenstr. 3 Fernspr.: Dönhoff ( A 7) 292-297. Telegramm- Adr.: Sozialdemokrat Berlin .

Vorwärts: Verlag G. m. b. H.

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Genoffinnen und Genoffen!

Der Aufruf des Parteivorstandes und Parteiausschusses der Sozialdemokratischen Partei an das deutsche Dolk hat gewaltigen Widerhall gefunden. Die bankerotten Wirtschaftsführer setten sich erbittert gegen die Aufdeckung ihrer Schuld zur Wehr, aber aus ihrer Abwehr spricht die Sprache des schlechten Gewissens. Die Illusion ist zerstört, daß die Unternehmer im Bunde mit den Rechtsparteien, mit Nationalsozialisten und Stahlhelm Deutschland herr­lichen Zeiten" entgegenführen könnten. Die nachte Existenz der Arbeiter, Angestellten, Beamten und des gesamten Mittelstandes ist bedroht. An sie alle ergeht unser Ruf: Jene haben euch belogen und betrogen.

Schafft uns die Mehrheit!

Der Bankerott der kapitalistischen Wirtschaftsführer ist auch der Bankerott der National­ sozialistischen Partei. Mit der Lüge von der ,, marxistischen Mißwirtschaft" ist die Lüge vom Sozialismus der Hitler - Partei zusammengebrochen. Die Lotterwirtschaft der Lahusen und Genossen ist der ,, Sozialismus der Nazis. Deshalb schweigen sie über das ungeheuerliche Wirtschaftsverbrechen Nordwolle , über den kapitalistischen Riesenskandal, von dem die Bank­krise, die Schließung der Banken und Sparkassen, die Zerstörung der Anfangswirkungen des Hoover- Planes, die Dernichtung der Aussichten auf eine Lösung der Krise ausgegangen ist.

Sie schweigen!

Sie müssen schweigen, denn die Schuldigen sind ihre Geld- und Auftraggeber. Sie haben Hitler gestützt und finanziert. Sie schürten das Feuer des Aufstandes, um ihre Schulden, den vorausgesehenen nahenden Bankerott durch den allgemeinen Zusammenbruch zu verdecken und sich durch die Dernichtung der demokratischen Volksrechte der Kritik und der Derantwortung zu entziehen.

Die Katastrophentreiber in Deutschland , die Hitler - Partei und der Stahlheim, die Partei Hugenbergs, kaiserliche Generale und Hohenzollernprinzen, politische Abenteurer, nationa­listische Schreier, Großindustrielle und ostelbische Junker wollen einen neuen Ansturm gegen die Stellung der Sozialdemokratie, gegen die republikanische Regierung Preußen unter­nehmen! Sie wollen in Preußen wieder herrschen, wie zur Zeit des Dreiklassensystems.:

Jhnen leisten die Kommunisten 3utreiberdienste aus ohnmächtigem Haß gegen die Sozialdemokratie. Sie gehen Hand in hand mit den schlimmsten Feinden der Arbeiterschaft. So machen sie ihre Parole zur Wahrheit: Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft". Kommunisten, Nazi, Hugenberg und Stahlhelm in einer Front darauf gibt es nur eine Antwort:

Schafft uns die Mehrheit!

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Genossen! Jetzt ist es 3eit, zu den Arbeitern zu sprechen, die noch außerhalb unserer Reihen stehen, zu den Bevölkerungskreisen, die den Lockungen des Nationalismus gefolgt sind. Heute haben sie die Folgen vor Augen, die der nationalistische Wahlsieg vom 14. September 1930 über Deutschland gebracht hat: das durch den Bankerott der kapita­ listischen Wirtschaftsführer aus tausend Wunden blutende Dolk. An diese alle ergeht jetzt unser Ruf, sie zu gewinnen für den Sozialismus.

Jegt gilt es aber auch, den kommunistischen Arbeitern zu zeigen, wie verderblich die Existenz und die Politik der Kommunistischen Partei auf die Stellung und die Macht der

15 Prozent Reichsbank- Diskont

Bankenverkehr freigegeben. Sparkassen ausgenommen.

Der Zentralausschuß der Reichsbank nahm am Freitagabend in etwa 1½stündiger Beratung von dem Beschluß des Reichsbankdirektoriums Kenntnis, den Reichsbankdiskont von 10 auf 15 Proz. und den Lom bardsatz von 10 auf 20 Proz. mit Wirkung ab Sonn­abend zu erhöhen.

Weitere Maßnahmen der Regierung.

Ueber die Beratungen des Zentralausschusses der Reichsbant wird noch folgendes mitgeteilt: Die Vertreter der Landwirtschaft und teilweise auch der Banken hatten Bedenken, eine derartig scharfe Herauffehung des Diskontsahes vorzunehmen. Das Reichsbankdirektorium vertrat jedoch die Auffassung, daß man das Experiment" versuchen müsse, zumal mit Wirkung ab Mittwoch der volle Zahlungsverkehr wieder in Gang gebracht werden wird. Bon dieser vollen Ingangiehung werden die Sparkassen, wie bereits angekündigt, zunächst nur in be. grenztem Maße betroffen. Auf diese wird also trotz der von den Gewerkschaften vertretenen, im Zentralausschuß erhobenen Bedenken zunächst nur eine gefehmäßige Auszahlungs Was den Reichsbanfstatus selbst anbelangt, fo find seit dem lehten Ausweis vom 23. Juli 1931 rund 80 millionen Mart an Devisenmaterial herausgekommen. Jn Zusammenhang mit der Diskonterhöhung und der bevorstehenden Zahlungsbereit­schaft der Banken bereitet die Reichsregierung weitere Maßnahmen vor. Hierzu gehören ein Martausfuhrverbot, ein Berbot ausländische Wertpapiere zu handeln fowie eine scharfe Devisen. zwangswirtschaft, für die voraussichtlich ein Reigsfommijjar bestellt werden wird. Eine entsprechende Notuerordnung ft in Bor­bereitung.

möglichkeit bestehen.

deutschen klassenbewußten Arbeiterschaft einwirkt. Im Augenblick, wo die Schuld der kapitalistischen Führer riesengroß vor dem deutschen Volke steht, wo der Hitler - Partei die sozialistische Maske vom Gesicht gerissen ist, wo die Illusionen der von den National­sozialisten gefangenen Arbeiter zusammenbrechen, will die kommunistische Führung den Scharfmachern und Junkern, den Hohenzollernprinzen und Industriebaronen die Arbeiter­schaft als Hilfstruppe zuführen.

Die deutsche Sozialdemokratie tritt diesem Jrrsinn und dieser Schande entgegen und ruft euch zu:

Schafft uns die Mehrheit!

Genossen! Ueberall, wo ihr mit kommunistischen Arbeitern zusammenkommt, müßt ihr diesen niederträchtigen Streich gegen die deutsche Arbeiterbewegung brandmarken! Jezt muß unser Werbefeldzug den Höhepunkt erreichen, jeht gilt es, ihn zu politischer Wirkung zu bringen!

Wir rufen zur Umkehr von den verhängnisvollen Wegen, die seit dem 14. September beschritten worden sind. Wir fordern die Umkehr nicht nur von der Reichsregierung, wir fordern sie vom ganzen deutschen Dolk.

Die fozialdemokratische Partei verlangt jetzt die Macht, um fic an den entscheidenden Punkten einzusehen. Noch nie hatte sie bisher die Mehrheit im Parlament.

Jezt fordern wir macht zum Kampf gegen die verderbliche Selbstherrschaft der Finanz­magnaten und Industriekapitäne. Wir fordern macht gegen die unfähigen privatkapita­listischen Wirtschaftsführer. Macht zur Organisierung der Wirtschaft. Macht zur Sicherung einer stabilen Außenpolitik der Derständigung!

Genossen! Die Krise ist ernst, die schwere Erschütterung der deutschen Kreditwirtschaft bedroht Arbeiter und Angestellte mit meiterer Arbeitslosigkeit. mühselig arbeitet man auf schwankender Grundlage an der Wiederherstellung des zerstörten Dertrauens zu Deutsch­ land in der Welt, immer gehemmt durch den verhängnisvollen Wahlsieg der Nationalsozialisten vom 14. September 1930. Der Druck der Not liegt auf dem Dolke. Derzweiflung bemächtigt sich der Volksschichten, die die Jllusionen vom 14. September zusammenbrechen sehen. Jest erhebt sich die Sozialdemokratie, gefürchtet von den Scharfmachern, gehaßt von ihren Lands­knechten, unerschüttert durch die Welle des Nationalismus, durch den Sturm der haßerfüllten Angriffe von rechts und links, in ständig wachsender organisatorischer Kraft.

Wir merben nicht, um nur zu wachsen, wir wollen wachsen, um zu wirken. Dringender als je zuvor heißt unsere Losung: Wo bleibt der zweite, der dritte, der vierte Mann?" Unsere Arbeit ist jetzt gerechtfertigt vor aller Welt!

In diesen kritischen Stunden rufen wir dem Dolke zu:

Gebt uns die Macht! Schafft uns die Mehrheit! Der Parteivorstand.

Berlin , den 1. August 1931.

Industriekontrolle über Danat.

Verhängnisvolles Zaudern!

Unfähigkeit der Interessentenwirtschaft?

Von Fritz Naphtali .

Aftienpaket von 35 Millionen übernommen. nalbant wird bei Wiederaufnahme des allgemeinen Zahlungs Amtlich wird mitgeteilt: Die Darmstädter und Natio verkehrs ihre Schalter öffnen und alle Zahlungen unbeschränkt Leisten. Durch eine Verständigung mit der Industrie ist erreicht Je länger die Stockung des Zahlungsver worden, daß diese von der Bank und ihr nahestehenden Kreisen kehrs dauert, desto schlimmer müssen die Rückwirkungen angenommenen Aftien, die unentgeltlich zur Verfügung gestellt auf die Gesamtwirtschaft, auf die Verschärfung aller Krisen­werden, im Nennwert von 35 Millionen Mark zum Kurse von 125 Proz. übernimmt. Dadurch werden der Bank neue Mittet erscheinungen werden. Das haben wir an dieser Stelle immer betont und deshalb ein entschlossenes Handeln der Reichslei­im Betrage von rund 43 Millionen Mark zugeführt. Die Ausfallbürgschaft des Reiches für die alten und tung und der Reichsbank gefordert. Inzwischen sind drei neuen Gläubigerforderungen besteht fort und wird auf alle Wechsel- Wochen mit Teilmoratorium der Banken und Sparkassen verbindlichkeiten und Bürgschaftsverpflichtungen der Bant ausgeperstrichen, die Rückwirkungen der Zerrüttung des Kre­dehnt werden. Die Aufstellung des Status der Bank hat ergeben, ditsystems auf die Wirtschaft und die öffentlichen Finanzen daß die notwendig gewordenen Abschreibungen durch die offenen werden immer stärker sichtbar. Für den Anfang nächster und stillen Reserven volk abgedeckt sind. Woche war die Wiederaufnahme des Zahlungsver­fehrs allgemein in Aussicht gestellt. Wir haben immer be­tont, daß die Rückkehr zu normalen Verhältnissen nur ge­tont, daß die Rückkehr zu normalen Verhältnissen nur ge­lingen fann, wenn das 3urverfügungstellen von Zahlungs­mitteln gleichermaßen ausreichend für die privaten Banken, nicht nur für die großen, sondern für alle Institute und für die öffentlichen Banken und Sparkassen gesichert wird.

Für später ist eine Verbreiterung der Kapitalbasis der Bant vorgesehen. Die Ausführung dieser Absicht wird geschehen, sobald die Verhältnisse in der Wirtschaft eine flare Beurteilung zulassen. Durch die Besprechungen mit der Reichsregierung und der Reichsbant ist die Gewißheit geschaffen, daß die Bank allen Anforderungen, die durch die volle Aufnahme des Zahlungsverkehrs an sie herantreten fönnen, zu entsprechen vermag.

Der französische Ministerbesuch

In der zweiten Augusthälfte Havas" meldet, daß die Reichsregierung unmittelbar nach der Rückkehr des Reichskanzlers und des Außenministers aus Rom ben französischen Ministerpräsidenten und den Außenminister Briand nach Berlin einladen würden.

Heute muß man leider feststellen, daß es an dieser Borsorge durchaus fehlt und daß im günstigsten Fall der Ueberweisungsverkehr, aber sicherlich nicht der Zah­lungsverkehr in dem notwendigen Ausmaße ohne Differen zierung der Arten der Einleger am Anfang der nächsten

oche wird erfolgen können. Jede weitere Hinausschiebung der Vollauszahlung bedeutet aber ein meiteres all mähliches Abzapfen des Blutes bei Spar