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Nr. 355 48. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Sonnabend, 1. August 1931

Der Fluch des freien Spiels der Kräfte.

Der Dilettantismus der Wirtschaftsführer. Der Staat muß führen!

Wir erleben es in diesen Tagen, wie die Fehlvorstellung| des freien Spiels der Kräfte, mie die Fiktion der freien Wirtschaft die Reichsregierung in die Irre führt. Jetzt soll die Danat von der Schwerindustrie übernommen werden. Das Reich gibt das Geld. Zahlungsunfähige Schuldner privatisieren hier ihre Gläubigerbank und das Reich dazu. Angesichts des Schalterschlusses der Darmstädter und National­ bank und der Zusammenbrüche großer wirtschaftlicher Unternehmun­gen in den letzten Tagen ist es lehrreich und auch von besonderem Reiz, den legten Geschäftsbericht der Danat vom März dieses Jahres nachzulesen. Die Geschäftsberichte der

Danatbank wurden von Jakob Goldschmidt persönlich ver faßt. Er war stolz auf diese Berichte. Er sprach als berufener und anerkannter Vertreter des fapitalistischen Systems. Diese Ge­schäftsberichte waren typisch für die Ideenwelt der Unternehmer. schäftsberichte waren typisch für die Ideenwelt der Unternehmer. Man begegnet in ihnen tatsächlich Gedankengängen, deren dilettan­tischer Hochmut viel von dem begreiflich macht, was wir heute erleben.

Das Problem der Arbeitslosigkeit in Deutschland erflärte Jalob Goldschmidt im März so:

Die Arbeitslosigkeit ist wesentlich auf eine fünstliche Erhöhung der Löhne durch eine staatlich begünstigte mono polistische Lohnpolitik zurückzuführen, die einerseits zu einer übersteigerten Rationalisierung und Zusammenfassung von Be­trieben und damit zur Freisezung von Arbeitskräften geführt, andererseits einem Teil der Arbeitnehmer zu Lasten der übrigen einen zu starken Anteil an dem Sozialprodukt gesichert hat."

Rückschauend sieht man, wie hier der Kapitalismus in der An­flage gegen den Staat Deckung sucht vor den Auswirkungen seiner eigenen Sünden.

Wie eine angeblich monopolistische Lohnpolitik des Staates angeklagt wird, während dieser eine unzweifelhaft mono­polifsische Preispolifif gerade in den größten Induffrien gegenübersteht,

deren 3wed nicht voltswirtschaftlich auf die Erzeugung billigen Gutes und dadurch vermehrter Produktion gerichtet ist, sondern auf die rücksichtslose Sicherung einer Unternehmerrente, unbefümmert um alle Konjunktur- und Machtgesetze. Gerade die Duldung dieser Rentenindustrie und das geslissentliche Uebersehen der in ihr liegenden Gefahren hat nicht zuletzt auch den Einbruch in das Bankgewerbe verschuldet, das willig auf der monopolistischen Preispolitik dieser Unternehmungen auch seine Kreditpolitik aufbaute und damit zur Verfälschung der wahren Wirtschaftssituation beitrug. Man soll dem freien Spiel der Kräfte mehr Raum geben." Jakob Goldschmidt gab für seine Klaffengenossen selbstverständ­lich auch eine Rechtfertigung des kapitalistischen Systems. Es heißt in dem Geschäftsbericht:

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fündete man das freie Spiel der Kräfte und die Parole vom Wage| mut des Individuums unter heftigen Angriffen auf den Gegenspieler Staat. Heute müssen Reich und Staat die Folgen dieses freien Spiels der Kräfte und der mangelnden Vor­aussicht der Unternehmerinitiative bezahlen.

Das freie Spiel der Kräfte gilt immer nur da, wo es sich um die Chance des Gewinns handelt. Schlägt aber das ein­gegangene Risiko ins Negative, dann darf die öffentliche Hand sich am Berlust beteiligen.

Die gepriesene Initiative und das gelobte verantwortungs­bewußte Handeln des Unternehmerindividualisten hat aber auch da versagt, wo es sich nicht nur um die Betätigung falscher Ansichten, sondern um die Verwirklichung wirtschaftspolitisch rich tiger Auffassungen handelte. Im März schrieb Gold­

chmidt noch:

Deutschland muß das Vertrauen des in- und ausländischen Kapitals wieder gewinnen. Es wird feine Politik darauf einstellen müssen, daß es noch für eine lange Reihe von Jahren auf Rapitalzuschüsse angewiesen ist, die es nur erhalten kann, wenn es ständig im Auge hat, dem Kapital die Sicherheit seiner Betätigung zu geben. Deutschland fann durch die Eigenart seines volkswirtschaftlichen Aufbaues nicht daran denken, autokratische Zustände einzuführen; denn dahinzielende

Wozu Mansfeld Geld hat!

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Merkwürdige Hypothekengeschäfte.

Durch einen Zufall erfährt die Deffentlichkeit, daß die Mans feld A. G. neben ihrer eigentlichen Geschäftstätigkeit, dem Betrieb von Gruben und Hütten zur Kupfergewinnung, auch Geld geschäfte besonderer Art tätigt. Das muß um so mehr Befremden erregen, als der Betrieb der Mansfeld A.-G. nur durch st arte Opfer der Arbeiterschaft und erhebliche Zuwendungen der öffentlichen Hand aufrechterhalten werden kann.

Bei dem fraglichen Geschäft handelt es sich um die Be= leihung der tausendjährigen Burg Lenzen, die zulegt im Be­fig eines Rittmeisters von Isermann( Berlin ) war. Nachdem Herr von Isermann die Burg sehr hoch hatte beleihen lassen, fam die Burg zur Versteigerung. Unter den Hypotheken steht an letter Stelle auch eine für die Mansfeld A.-G. in Höhe von 10 000 M. Für das Objekt, das wohl nur noch Liebhaberwert hat, wurde eine lächerlich geringe Summe geboten. Wenn auch der Zuschlag vorläufig ausgesetzt wurde, so ist doch bestimmt damit zu rechnen, daß die Mansfeld A. G. die geliehene Summe nicht wieder zu sehen beto.mmt. Wie fommt

Bestrebungen sind nur geeignet, uns von dem Wege abzudrängen, den wir vernünftigerweise gehen müssen."

Vielleicht war Goldschmidt nicht schlechter als viele andere Kapi­talisten. Die Mahnung aber, auf die Sicherheit der vom Auslande investierten Gelder und die Stabilisierung des ausländischen Ver­trauens zu achten, hat weder Goldschmidt noch ein anderer Groß­fapitalist beachtet. Der Zusammenbruch der Danatbank ebnete nicht nur Zweifeln an der deutschen Währung die Wege, er eröffnete aud) einen unverschleierten Einblick in die

Widersprüche zwischen nationalwirtschaftlicher Berani wortlichkeit und spekulierender Unternehmergefinnung. Fähigkeiten und Einsichten der Wirtschaftsführer haben sich so ge= zeigt, wie wir sie kennen: in der Erzeugung von katastrophenartigen Widersprüchen der kapitalistischen Produktions- und Kreditwirtschaft, in der Unfähigkeit, die Volkswirtschaft von der Gefahr größter speku­lativer Rifiten und eigennügiger Manipulationen zu sichern. Man hat Gelder unwirtschaftlich ausgeliehen. Man hat den deutschen Aktien­markt durch ein kompliziertes System zur Entrechtung der kleinen Aktionäre seiner wichtigen Funktion als Kapitalmarkt entfleidet. Man hat mit seinem Risiko auf Kosten der öffentlichen Hand spekuliert. Und man hat schließlich dabei vergessen, daß einmal auch die Probe aufs Erempel kommen mußte. Die Probe aufs Erempel ist da: dem Fluch des freien Spiels der Kräfte muß ein Ende ge­macht werden. Man gebe dem. Staate, was des Staates iff.

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rung um nichi meniger als 74 Proz. Verhältnismäßig ge­ring war die Steigerung bei der Ausfuhr von Lastkraftwagen, die sich von 1405 auf 1498 Wagen oder um 7 Proz. erhöhte Dia Ausfuhr hat durch diese Steigerung für den Gesamtabsatz eine höhere Bedeutung erhalten. Der Anteil des Exports am Be­samtabsag hat sich bei den Personenwagen von 4,6 auf 9,6 Proz., bei den Lastkraftwagen von 12,5 auf 15 Proz. erhöht.

Andererseits konnte die ausländische Konkurrenz er­heblich zurüdgedrängt werden. Der Anteil ausländischer Wagen am Gesamtabsag ist bei Personenkraftwagen von 28 Proz. im ersten Halbjahr 1930 auf 19,8 Pro3. im ersten Halbjahr 1931, der Anteil bei Lastkraftwagen von 35,8 auf 33,4 Proz. zurüdgegangen. In diesem Jahre ist besonders der Absatz der General Motors zurüd­gegangen. Aber auch der Anteil Fords am deutschen Personen­fraftwagengeschäft hat sich von 8,9 auf 8,2 Proz. ermäßigt.

Sehr viel ungünstiger sind die Ziffern für den Absatz von Motorrädern. Infolge der Arbeitslosigkeit, besonders in der Baumirtschaft, ist der Absatz von Großfrafträdern im ersten Halbjahr 1931 gegenüber dem ersten Halbjahr 1930 unt 57 Proz., der Absatz von Kleinfrafträdern um 46 Proz. zurückgegangen.

Biel zu ſehr ist aber heute schon in die kapitalistische Ordnung die Mansfeld 21.-G., die im letzten Geſchäftsjahr nicht weniger als Lebenshaltungsindex ein wenig gesunken

die follektivistisch orientierte Organisation, eine entseelte und verflachte, meil mißverstandene Demokratisierung zu Lasten des unternehmungsmutigen und verantwortungs­freudigen Individuums eingedrungen. Die Wirtschafts­führung muß überall da, mo verwaltungsmäßige Erledigung der

Geschäfte nicht ausreicht, wieder auf die Grundlage der individua listischen Weltanschauung zurüdgebracht werden, wenn sie die Ber antwortung für eine Neuordnung übernehmen soll. Man darf nacht einen Kapitalismus schmähen, den man eines guten Teiles seiner Wesensart entkleidet hat und der dadurch mehr und mehr in fehlerhafte Tendenzen und Handlungen ver stridt wird. Man soll dem freien Spiel der Kräfte, das das Wesen der kapita­ listischen Ordnung ausmacht, wieder mehr Raum geben."

Niemals ist der Ruf nach dem freien Spiel der Kräfte stärker als wirtschaftlicher Widersinn gekennzeichnet worden als in den letzten furchtbaren Wochen. Nicht ,, bolchemistisch- kollektivistische Elemente" und Orientierungen der deutschen Wirtschaft haben den Kapitalis mus seiner Wesensart so weit entkleidet, daß er sich mehr und mehr in fehlerhafte Tendenzen und Handlungen verstricte", nicht sie tragen die Schuld an der schleichenden Krise des letzten Jahres und an der akuten Krise von heute, sondern das leider vom Staat noch immer nicht genügend beherrschte Freie Kräfte Spiel. Gerade in der Ungezügeltheit dieses freien Spiels der Kräfte liegt, wie heute flar erkennbar, die Ursache jener verhängnisvollen wirtschaftlichen Erscheinungen, die wir heute erleben. Ohne jede Rücksicht auf gesamtwirtschaftliche Rentabilität und die besondere Lage Deutschlands in der Weltwirtschaft und Welt­politik ließ diefes freie Kräftespiel Fehlinvestitionen auf Fehlinvestitio­nen geschehen, vermittelte Kredite auf ungenügenden Grundlagen und vernebelte schließlich die selbst erzeugte schleichende Krise hinter lauten Anklagen gegen Politik und Staat,

bis es der selbst erzeugten Atmosphäre politischer und wirtschaftlicher Spannungen zum Opfer fiel. Vor einem halben Jahr ver­

Wir machen keinen

2,65 Millionen Mark Steuergelder als verlorenen Zuschuß erhalten hat, dazu, folche Geschäfte zu machen, Geschäfte, die nichts weiter als Zuwendungen an Privatpersonen zu sein scheinen?

Autoabsatz im ersten Halbjahr 1931. Keine weitere fonjunkturelle Verschlechterung. erhöhte Ausfuhr.

Nach den Feststellungen des Statistischen Reichsamtes ist die Reichsinderziffer für die Lebenshaltungskosten von 137,8 im Juni auf 137,4 im Juli, also um 0,3 Proz., zurüd= gegangen. Die Inderziffer für Ernährung fant um 0,4 Proz. auf 130,4, die für Bekleidung um 0,7 Proz. auf Start 138,9 und die für sonstigen Bedarf" um 0,1 auf 184,3. In der Ermäßigung der Inderziffer für Ernährung wirkten sich die Preisrüdgänge für Gemüse aus, die durch die Steigerung der Preise für Kartoffeln, für Zucker und Eier nur zum Teil aus­geglichen wurden. Infolge Abbaues der Sommerrabatte für Hausbrandtohle ist die Inderziffer für Heizung um 0,4 Proz. auf 146 gestiegen, während die für Wohnung mit 131,6 unver ändert blieb.

Der Gesamtabsag von Personenkraftwagen in den Monaten Januar bis Juni belief fich auf 35 123 Wagen; das be­deutet gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres mit 50 125 Wagen einen Rüdgang um 30 Proz. Der Gesamtabsag an Lastkraft wagen war im ersten Halbjahr 1931 mit 7441 Wagen gegenüber dem Vorjahr( 8609 Wagen) um 40 Proz. geringer. Während in den ersten Monaten dieses Jahres der Absah sehr stark( im Fe­bruar sogar um 53 Pro3.) unter den Ziffern des Vorjahres lag, ist in der Zeit nach der Automobilausstellung im März eine Besserung eingetreten. Der Absatz von Lastkraftwagen war im Juni mengenmäßig so hoch wie im Vorjahr, wenn er auch wert­mäßig infolge der Abwanderung des Konsums zu leichten Wagen nicht unerheblich hinter dem Vorjahrsmonat zurüdblieb. Diese Tat sache und der verhältnismäßig geringe( faisonübliche) Rückgang der Gesamtabsazziffer vom Mai zum Juni sind ein Zeichen, daß die tonjuntturelle Berschlechterung in der Beschäftigung der Automobilindustrie zum Stehen gekommen ist.

Daß die Automobilindustrie in dem Bestreben, durch Ver= besserung und Verbilligung ihrer Fabrikate den Absatz zu heben, nicht unerhebliche Erfolge erzielt hat, zeigen die Aus fuhrziffern für das erste Halbjahr. An Personenkraftwagen wurden in den Monaten Januar bis Juni 1931 3461 Stüd aus­geführt. Das bedeutet gegenüber dem ersten Halb jahr 1930 mit 1993 Personenwagen eine Steige

sondern verkaufen

Umfahrückgang bei Woolworth.

Der Einheitspreiskonzern F. W. Woolworth u. Co. verzeichnet für das erste Halbjahr 1931 einen Umsatz von 130,3 mil­lionen Dollar, d. h. etwa 1 Million Dollar weniger als im ersten Halbjahr 1930, obwohl sich die Zahl der Filialen innerhalb und außerhalb der Vereinigten Staaten erheblich vermehrt hat. Die Gesamtziffer der von Woolworth betriebenen Geschäfte beträgt gegenwärtig rund 2300. Hiervon entfallen 1881 auf die Vereinigten Staaten , 375 auf Kanada , Großbritannien und Kuba , 47 auf Deutschland und 2 auf Frankreich .

Das Jahr 1930 hatte dem Gesamtkonzern bereits eine niedrigere Verkaufssumme als das Jahr 1929 gebracht, sie betrug nämlich nur 289,3 gegenüber 303,1 Millionen Dollar im Jahre 1929. Berüc sichtigt man die fortgesetzte Zunahme neuer Verkaufsanlagen, im Jahre 1930 allein in den Vereinigten Staaten um 56, so ergibt sich je Verkaufsgeschäft eine erhebliche Verminderung des Umsages.

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