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Die Kundgebung für den Frieden

( Fortsetzung von der 1. Seite.)

Reine Stimme dem Volfsentscheid!

velde, die Wünsche und Grüße der gesamten Inter nationale zu überbringen.( Stürmischer Beifall.) Die prächtigen Kämpfer aus dem roten Wien baten mich durch den Mund des Genossen Julius Deutsch , den Berlinern ihre zuversichtlichen Wünsche für den siegreichen Ausgang unseres harten Kampfes zu über­mitteln."

Hierauf nahm das Wort Reichstagsabgeordneter

Siegfried Aufhäuser :

,, Wenn in diesen Tagen die Arbeiter aller Länder sich zu ge­waltigen Rundgebungen vereinen, um gegen neue Kriege und für den Frieden zu demonstrieren, so sind wir uns bewußt, daß diesmal

Der Aufmarsch der Fahnen unsere Antitriegstundgebung mehr als eine Pro pagandaveranstaltung bedeutet. Heute ist die Bölferver ständigung zur Lebensfrage für Deutschland geworden. Die tapi talistischen Kräfte; die 1914 den großen Weltbrand entzündet haben, find auch heute wieder in den Ländern Europas am Wert, um unter dem Deckmantel des Nationalismus faschistische Stoßtruppen gegen die sozialistische Arbeiterschaft zu organisieren. Da ist das Bekenntnis zur Wahrheit im eigenen Lande erste und oberste Pflicht. Nur wenn das deutsche Volk den Bekennermut aufbringt, zu zeigen, daß

dieses neue Deutschland den reinlichen Trennungsstrich zu den herrschenden Gewalten des alten, abfolutistischen Deutschlands zu ziehen entschlossen ist, kann die Solidarität, die unsere Bruderparteien foeben auf dem internationalen Sozialisten­fongreß in Wien zum Ausdruck brachten, wirksam werden. Machen wir uns flar, daß die faiserlichen Politiker, Generale und Wirtschaftsführer, die vier Jahre lang gefiegt" hatten, die Schule digen sind, wenn heute Millionen von Volksgenossen an der Grenze des Hungers stehen und maßloses Elend erleiden. Der Geist von 1914 geht wieder einmal bei uns um. Aber es war die deutsche Sozialdemokratie, die mit Unterstützung unserer Bruderparteien von Frankreich , Belgien und England allmählich in zähem Ringen den Geist des Bölferhajfes durch eine Atmosphäre des Bertrauens er segen konnte. Wir bitten den Genossen Grumbach,

unferen französischen Kameraden brüderlichen Dank für den Mut zu übermitteln, den sie in all den Jahren gegenüber den Nationalisten in Frankreich eingenommen haben.( Stürmischer Beifall.)

lands hineinzurudern. Die deutschen Arbeiter haben von| Kampfes gegen die Sozialdemokratie und damit gegen die deutsche 1914 her noch die Nase voll. Die

Annäherung Deutschlands und Frankreichs fann nicht nur ein Geldgeschäft sein.

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Sie muß politisch fundiert sein. Heran an Frankreich , nicht um zu morden und zu sprengen, nein, um gemeinsame Auf bauarbeit zu leisten zur Befriedung der Bölker. Krieg den Nationalisten im eigenen Lande, das ist der Weg zum Bölkerfrieden. ( Erneute anhaltende Zustimmung.) Nur auf diesem Wege werden die Befreiung von Reparationszahlungen, die Streichung der Kriegsschulden und der Beginn eines neuen Lebens der Völker möglich sein. Der legte Krieg wird erst dann beendet sein, wenn die verheerenden Borbereitungen zu neuen Kriegen ihr Ende gefunden haben werden. Nur die Abrüstung sichert den Arbeitern, Angestellten und Beamten die Sozialpolitik. Die deutsch französische Berständigung ist der Anfang zum Weg ins Freie. Die französischen Staatsmänner wollen nach Berlin fommen. Wir Arbeiter laden die französischen Arbeiterführer ein, zu uns zu fommen. Wir müssen zusammen, um die große Kraft der inter­nationalen Sozialdemokratie wirksam werden zu lassen, die allein das Glück der Menschheit bringen wird. Nie wieber Krieg, Rampf dem Kapitalismus und Sieg dem Sozialismus!"( Stürmischer Beifall.)

Arbeiterschaft nicht schlecht gewählt. Die der Weltwirtschaftskrise geschuldete riesige Arbeitslosigkeit mit ihrer psychischen Depression hat das Ergebnis der Septemberwahlen 1930 verursacht und damit den Boden geschaffen bei den ewig Unentschiedenen für ihre schamloje Demagogie: die Sozialdemokratie hat an allem schuld. Es ist ein Treppenwitz der Weltgeschichte, daß die vereinigte Reaktion mit diesem Ruf gegen uns zu Felde zieht in einem Augenblick, da die nationale Wirtschaft durch die beispiellose Mißwirtschaft der Groß­tapitalisten Lahusen und in der Danatbank aufs schwerste er­schüttert ist. Aber es ist mehr als ein Treppenwiß, es ist

Schurkenhafteste Verräterei an der eigenen Klasse, wie sie die Geschichte der modernen Arbeiterbewegung noch nicht erlebt hat, daß sich die KPD. in diese Front der Preußenstürmer eingereiht hat. 3ft die Leitung dieser Partei wirklich so blöde, daß sie nicht er. tennen sollte, daß auf der Tagesordnung in Deutschland jetzt weber die Einführung des Sozialismus noch die Eroberung des Sowjet­staates steht, sondern die Abwehr des Faschismus?! Ist sie wirklich so blöde, daß sie nicht erkennt, daß der Sieg der Re­attion auch gleichzeitig die KPD. vernichten müßte! Von der Toleranz der Preußenregierung, die von den Rechts- und Links:

Als zweiter Redner nahm der preußische Landtagsabgeordnete radikalen bestritten wird, hat die KPD. im Falle des Boltsentscheides

das Wort:

Otto Meier :

,, Dieselbe Reaktion, die vor dem Kriege im Banne des imperialistischen Machtgedankens stand, die den Kriegsausbruch herbeisehnte, förderte und am 2. August 1914 jubelnd begrüßte, die Jahre hindurch unsägliches Elend über Deutschland brachte und die schließlich 1918 an ihrer eigenen Unfähigkeit zusammenbrach, sammelt jetzt beim Voltsentscheid ihre Kräfte, um den ent­scheidenden Stoß gegen die deutsche Arbeiterklasse zu führen.

Das ist das Entscheidende, daß es sich bei diesem Volfsentscheid nicht allein darum handelt, den Landtag neu zu wählen, sondern, daß fich hinter den Parolen Kampf gegen die Demofratie" und Fort mit den sozialpolitischen Errungenschaften" verbirgt der

Generalsturm gegen den politischen Bestand, gegen das politische Dasein der deutschen Arbeiterklasse

überhaupt.( Stürmischer Beifall.) Dieses lezte Ziel verbarg sich hinter dem Kapp- Putsch 1920, diesem Zwecke diente die jahrelange gemeine, heimtückische und niederträchtige Hegkampagne gegen die Exponenten des demokratischen Systems und die Erfindung des heuchlerischen Schlagwortes von der Fäulnis der Republif. Die Re­gierung Otto Braun soll gestürzt werden, um mit ihr die letzte Grundlage für den politischen Einfluß der deutschen Arbeitertiasse zu beseitigen.

Der beispiellose Haß der Volksfeinde gegen die preußische Re gierung wird begreiflich, weil das demokratische Preußen der Re­attion den Weg zur Macht in Deutschland versperrte. In all den Zeiten der Irrungen und Wirrungen der Reichspolitik war die Regierung Otto Braun der ruhende Pol in der Erscheinungen Flucht. Deshalb der Schlachtruf: Heran an Preußen! mit der Begründung, daß der Weg zur Macht im Reiche nur über Preußen geht. Deshalb der Sturm auf diese Bastion, weil damit der politische Einfluß des Junkertums und der Schwerindustrie wie in der Vorkriegszeit wieder hergestellt und die deutsche Arbeiterklasse zur politischen Einflußlofig­feit zurückgeworfen werden soll.

ficher den weitgehendsten Gebrauch gemacht: fie ist tatsächlich viel dümmer, als es selbst die preußische Polizei erlaubt! Borausgesetzt natürlich, daß sie selbst glaubt, was sie über den roten" Bolks: entscheid faselt.

Ich kann jedenfalls die Gedankengänge des kommunistischen Arbeiters verstehen, der mir vor einigen Tagen erklärte, daß es ihm heute zweifelhaft erscheine, daß die KPD. allein von Rußland unterstützt werde und daß die Frage berechtigt ist, ob nicht einflußreiche Kreise der Leitung der KPD . direkt oder indirekt von der deutschen Reaktion getauft find.

Auf jeden Fall will die KPD . den Dolchstoß in den Rücken des kämpfenden deutschen Proletariats führen. Aber auch diese ver. räterische Hilfe der KPD. für die Hitler: und Stahlheimparteien wird die Sozialdemokratie nicht aufhalten, die Lebensinteressen der deutschen Arbeiterschaft zu verteidigen.

In dieser Abwehrstellung gibt sie jetzt die Parole aus, daß kein deutscher Arbeiter diesem verbrecherischen Anschlag auf das Mitbestimmungsrecht der Arbeiterklasse Vorschub leisten darf. Sie weiß, daß auch die kommunistischen Arbeiter vernünftig genug sein werden, sich nicht am Bolfsentscheid zu beteiligen. Sie brand­markt gleichzeitig die Heuchelei der KPD. , die am Tage des Kriegs. ausbruches vorgeben, für den Bölkerfrieden zu demonstrieren, gleidhe zeitig aber den schwarzweißroten Bolfsentscheid propagieren. Der Sieg der Volksfeinde würde nicht den Sieg des Kommunismus, sondern innere Reaktion des Faschismus, neue Kriegsgefahr und weit schlimmeres Elend bringen.

Darüber hinaus aber ruft sie den Reaktionären von rechts und links zu, daß sie in Abwehrstellung steht. Noch lebt der von Otto Bauer anläßlich der internationalen Tagung in Wien beschworene alte Kampfgeist aus der Zeit des Sozialistengesetzes in ihr. Die Sozialdemokratie ist stark und mächtig genug, jeden Angriff auf die Demokratie und die politischen Existenzbedingungen der deutschen Arbeiterklasse zurückzuschlagen. Nieder mit den reaktionären Bolts feinden, nieder mit der arbeiterverräterischen KPD., es lebe die

Die Reaktionäre aller Schattierungen haben den Zeitpunkt ihres deutsche Sozialdemokratie!"( Stürmischer Beifall.)

Frankreich an Deutschland

aus.

Als nunmehr Genosse Grumbach Paris zusam| men mit dem Genossen Künstler die Rednertribüne betrat, und Genosse Künstler ein soch auf die deutsch französische Verständigung brachte, erhoben sich die Dreißigtausend von den Plägen, um begeistert einzustimmen und immer wieder ihrer Freude über den Besuch des französischen Genossen Ausdruck zu geben.

Grumbach,

Der Rundfunk umfreist den Erdteil in einer Sefunde! Nur das Zusammenleben der Völker ist noch keiner für alle gültigen Friedens­regel unterworfen. Am letzten 14. Juli, dem Tage der französischen Nationalfeier zum Gedächtnis der Erstürmung der Bastille, dieses Gefängnisses des Absolutismus, hatte ich Gelegenheit, mit dem französischen Ministerpräsidenten Laval über die Lage in Europa zu sprechen.

Ich sagte ihm: Draußen in den Straßen von Paris ist Bolks­feiertag. Die Musik spielt, die Menschen tanzen. Und zu gleicher Stunde harren drüben im unmittelbar an uns grenzenden Nachbar­staat Deutschland Millionen von Menschen in Not und Bangen, ob nicht morgen das deutsche Wirtschaftsleben zusammenbricht. Bas fönnte den unerträglichen Wahnsinn der gegenwärtigen Lage på­thetischer illustrieren. Deshalb, Herr Ministerpräsident, kann das, was besteht, nicht so bleiben. Es muß durch Neues ersetzt werden.

Trotz des Hoover- Planes war der Zusammenbruch des Monopol fapitalismus unvermeidlich. Aber so, wie das Schloß der Lahusen, diese Residenz des Dritten Reiches", unter den Hammer tam, so ist die Niederlage des Kapitalismus die erste große Niederlage des deutschen Faschismus. Die Berfechter einer schranken Tosen freien Wirtschaft haben sich hilfe suchend unter die Fittiche des Reiches begeben. Die Reichsregierung hat ge holfen, aber nicht gereinigt. Wir protestieren, daß Reichsgelder an die Großbanten gegeben werden, ohne daß die schuldigen Bankdirektoren entfernt werden und der Einfluß des Reiches ge­sichert, die Kontrolle eingeführt wird.( Stürmische Zustimmung.) Es ist eine grobe Jrreführung des Boltes, wenn der Eindruck erweckt Bersicherung, eure Sorgen sind unsere Sorgen, eure Kämpfe sind Das Bertrauen zwischen den beiden Völkern, das wirkliche Ver­werden soll, es könne die sogenannte nationale Selbsthilfe irgendwie ausreichen, das wieder gut zu machen, was die deutschen Wirt schaftsführer in den letzten Monaten verwirtschaftet haben.

Es genügt feineswegs, den Kreditverkehr technisch wieder herzustellen.

Uns kommt es darauf an, daß die arbeitende Bevölkerung Uns kommt es darauf an, daß die arbeitende Bevölkerung wieder leben kann. Arbeit und Brot aber können nur geschaffen werden, wenn die reichen und die armen Länder den Ausgleich suchen und finden. Die Finanzhilfe für Deutschland ist aber nicht zu trennen von einer außenpolitischen Verständigung. Und hier liegt der Schlüssel bei Frankreich . Es kann den Bereitschaftswillen im französischen Bolf nicht fördern, wenn Stahlhelmparaden, kavalle­rietage und faschistische Umtriebe geduldet werden.( Stürmische Zu stimmung.) Wer wirklich nationale Politik betreiben will, muß in dieser Stunde eine attive Außenpolitik im Sinne der Berständigung mit Frankreich und der Welt verlangen. Deutschland muß die Sprache der Welt verstehen und in Deutschland muß eine politische Sprache gesprochen werden, die von der Welt ver­standen wird. In diesem Sinne wendet sich unsere Antikriegstund gebung an die Regierung Brüning . Der Reichskanzler muß fich entscheiden. Er muß sich in die Front der Friedensfreunde und end­lich mutig gegen die Nationalsten aller Färbungen stellen. Die Die Pendeleider Dingeldey als Regierungspartner ist unerträg lich geworden. Wir warnen, mit dem Schlagwort von der natio­nalen Selbstbehauptung wiederum in eine Isolierung Deutsch­

dessen Ausführungen in deutscher Sprache von glühender Leidenschaft

zum Frieden getragen waren, sagte:

In Gesinnungsgemeinschaft und Freundschaft. Ich gebe euch die Im Namen aller französischen Genossen spreche ich zu euch.

unsere Kämpfe, eure Hoffnungen find unfere Hoffnungen. Dem Weltkrieg, diefem unerhörten Verbrechen der Weltgeschichte, fielen dreizehn Millionen Menschen zum Opfer. Aber nie tiefer, als gerade jetzt, haben die Bölter Europas , haben das französische und das deutsche Volk, die deutschen und die franzöfifchen Sozialisten empfunden, wie notwendig die endliche Ausschaltung des jahr hundertealten Mißtrauens zwischen Frankreich und Deutschland ist. Deutschland steht unter dem Druck all dessen, was als Folge des Krieges und seines Ausganges auf ihm lastet, unter dem Druck der hohen auferlegten Zahlungen, und auch einer Rationalisierung, die ohne Rücksicht auf die Menschen durchgeführt wurde, und des schäd lichen Schaltens und Baltens einer allzu profitgierigen Groß industrie. Millionen sind am Abgrund und das Gespenst der Arbeitslosigkeit brückt immer breitere Massen. Über die siegreichen Länder fühlen, allen Siegen und allen Goldschäzen zum Troß, daß der Zusammenbruch Deutschlands auf die Dauer auch ihren eigenen Zusammenbruch nach sich ziehen würde. Nur gemeinsames Zusam menstehen könne helfen.( Stürmischer Beifall.) Die deutsch . französische Verständigung ist das notwendigste Gebot.

Wir tragen den Willen zu ihr im Herzen; aber auch Berstand und kritische Erfenntnis gebieten sie. Der Kapitalismus hat Bunder der Technit vollbracht, aber das natürlichste, unerläßlichste aller Wunder, das der Berständigung der Menschen, ist ihm nicht ge­lungen. Flugzeuge führte er zu stolzen Höhen empor und über alle Ozeane. Rebellische Flüsse kanalisierte er und regelte ihren Lauf.

trauen, muß endlich herbeigeführt werden, damit aus der 3. fammenarbeit auch wirklich teit werde.( Stürmische Zustimmung.)

Seit dem Ende des unseligen Mordens, Genossen, haben mir Tage hochgespannter Hoffnungen und auch Tage arger Konflikte zwischen Frankreich und Deutschland erlebt. Immer wieder haben bie Kräfte des Alltags die Dinge auf eine mittlere Linie zurückgeführt, auf der sich schließlich nichts Katastrophales, nie wieder Gutzumachen­des ereignete, aber auf der auch nichts endgültig Nützliches aufgebaut wurde.

Diese mittlere Linie genügt nicht mehr. Es muß endlich der sachliche und seelisch große Ausgleich zwischen Frankreich und Deutschland gefunden werden.( Erneuter stürmischer Beifall.) Unter den Beitschenhieben weltwirtschaftlicher Not hat die

neue Aera begonnen.

Zum ersten Male seit 1867 ist ein deutscher Kanzler aus Berlin nach Paris gefahren, um mit dem französischen Ministerpräsi­denten sich auszusprechen. Und zum ersten Male wird wohl bald Frankreichs Ministerpräsident in Berlin weilen, um die Aus­Sprache fortzuführen, von der wir alle erhoffen, daß sie konkrete Refultate ergeben wird, die den 3ement für zukünftiges Zu­fammenwirken bilden fönnen.

Es hat der Feindschaft des Weltkrieges, der Millionen Toten, der großen deutschen Not, der Gefahr weltwirtschaftlichen Zusammen­