Die uneigennützige Schwerindustrie.
Sie saniert die Oanatbank- mit Mitteln, die das �eich ihr vorschießt!
Hilgenberg hat vor««mgen Tagen die Bründung einer eigenen.Lausma cht' angekündigt und dabei verlauten lassen, daß er wahrscheinlich schoi, demnächst ein« ganze Reihe Unterführer vor die Tür setzen werde. Diese Ankündigung ist u. a. darauf zu» rückzuführen, daß ein TeU der deutschnationalen Unterführer von Hugenvergs Nazi-Kurs sehr wenig entzückt ist. In Pommern hagelt es beispielsweise nur so Rundschreiben gegen diesen Nazi-Kurs. Dor einigen Wochen konnten wir darüber ein Rundschreiben an die Ber- trauensleute der deutschnatianalen Partei in Grimmen vcröfsent- liehen. Heute liegt uns ein jvlches Rundschreiben, ebenfalls jüngeren Datums, an die Funktionäre des deutschnationolen Vereins in Schlaw« vor. Ihm entnahmen wir über die Entwicklung ÄerNazi-Lewegung s»�jendos: „Die Situation, in der stich der Nationalsozialismus heute befindet, ist eine analoge wie diejenige der Deutschnationalen zur Zeit der Dawes-Abstimmung, also durchaus krisenhaft. Die Tatsach«, daß es der NSDAP , in Oldenburg noch gelungen ist, weiteren Stimmen- Zuwachs zu erzielen, ist sympchnnatifch nicht mehr auszuwerten. Das lawinenartige Anwachsen der NSDAP , hat aufgehört. der Fortschritt ist relativ uoheachtlich, die Bewegung als solch«, welche bereit» in Parteidogmqn erstarrt und durch den Kadaver- gehorsam, wie ihn Hitler neriodigt, vollkommen überzüchtigt ist. ist über den Aulminationeipunkt bereits hinweg. Das von den Nazis und auch von Herrn Hitler neuerding» wieder im Moabit « Prozeß so gern im Mund« geführt« Moment des.Lereinftrömens neu« Wastini' ist überaus versänglich, weil fich darunter, nachdem das Privatleben des Pg. Herrn Hitl« nicht mehr interessiert, sehr viel polnische» Treibholz befindet und die Mafien wohl Mitläufer, aber kein« Mitkämpfer sind, ohne welche nun einmal die aus Stoßkraft aufgebaute und be- rechnete NSDAP , nicht vorwärts» kommen kann. Gerade aber die aktiven Element«, insbesondere dw öA.» und SS. -Leute, beginnen allmählich doch sehr nachdenklich zu werden, wenn sie imm« und immer wieder hören müssen, wie Ad als Schritt fürSchritt zurückgeht. Eine Spaltung in der NSDAP , ffl nicht mehr ausznhalter wenngleich die ziffernmäßigen Auvwirkungen d« Stennes-Aktwn
nicht übermäßig ins Gewicht fallen. Die Vorgänge Otto Strasser , Oberleutnant Mendt. Ludin und Scheringer, sowie Hauptmann Stennes beginnen sich aber geradezu katastrophal dahingehend aus» zuwirkcn, daß die Unfehlbarkeit Hitlers einen ganz erheblichen Stoß erlitten hat und heute weit« Kreise der NSDAP , bereits mit einem kritischen Maßstab an die Münchener Führung herantreten, welcher der NSDAP , als einer auf zwei Augen aufgebauten und Kadavergehorsam voraussetzende Partei keinesfalls forderlich sein kann. Die Spaltpilze wirken bereits, was sich auch in einer ununter- brachen zunehmenden Nervosiläl Hitler » bemerkbar macht. Der lZOpferdige Mercedes des kleinen Dr. Goebbels , sowie der Braune-Haus-Dctrieb in München und der neu« Mexcede«- Benz de« großen Adolf, übrigens der teuer st e Wagen der Automobilausstellung, erinnern eben zu sehr an Zeiten, in denen man solche Leute als Parvenüs bezeichnete. Di« Rück- wirkunden solcher Torheiten sind eben unvermeidlich und weder durch fulminant« Ausruf« noch durch rücksichtslose Ausmerzung gerade der kritischen, übrigens wertvollsten Element« aufzuhalten. Die NSDAP , unter Hitler hat ihren Zweck verfehlt, seit- 1iem PS avfgchört'har. ein?" revolutionäre Partei zu sein. D« ehr- liche, au» wirklich rein idealistischen Gründen kämpfend« Jeil ist zweifellos die Richtung Stennes. '... ZPir haben genug Beweise, daß die NäZis den sogenannten Burgfrieden mit uns absolut nicht halten.(Beweise stehen gern zur Verfügung.) Stets wird gegen uns gehetzt, wenn meist auch nur versteckt. Pommern war immer national. Das Anwachsen der Nazi» bei uns geschieht nuraufunserc Kosten. Stecken wir also den Kopf nicht in den Sand, sondern Augen auf und aufgepaßt, sonst wird der Tag kommen, daß wir schuldig sind, wenn Deutschland bolschewistisch fft..." Die deutschnationale Schilderung der Zustände in der NSDAP , stimmt in vieler Hinsicht genau mit dem überein, was man in letzt« Zeit aus dem Nazilager gehört hat. Es fit schlecht um die Zukunft des Nationalsozialismus bestellt. Die Agitation«» Methoden der„Parvenüs' vom Schlage Hitler haben hemmend auf die Bewegung gewirkt. Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird «s in den Mitgliederlisten der Parvenüs bald ebenso faul au»- sehen wie in ihrer Kasse.
Wem wird geholfen? Zweierlei Maß bei Reich und Reichsbank. Bei den Vorbereitungen für die englische Wiederingang- setzung eines normalen Zahlungsverkehrs haben die maß- gebenden Instanzen des Reiches und der Reichsbank offen- bar immer noch nicht begriffen, welche entscheidende Be- deutung es hat, daß die Wiederingangsetzung nicht nur an den von ihnen besonders geliebten Stellen der Großbank- welt, sondern an allen Stellen, auch bei den öffent- lichen Banken und Sparkassen klappt. Man hat den schweren Fehler gemacht, die Zahlungswiedcraufnahme bei den Sparkassen nicht gleichzeitig mit der Oeffnuna der Bankschalter erfolgen zu lassen. Die Nachteile dieser Zwei- teiluna müssen um so fühlbarer werden, je länger der zeit- liche Abstand wird. Bis heute aber find Ent- scheidungen über die notwendige Vorsorge für die Sparkassen noch immer nicht ge- troffen! Während mit Reichsmitteln und Garantien die Garantie- und Akzeptbank für die privaten Banken bereits in Gang gesetzt ist, ist die Frage des Anschlusses der Sparkassen und öffentlichen Banken, die Frage der Gründung einer be- sonderen Lombard- und Akzeptbank für die Befriedigung der Zahlungsmittelbedürfnisse dieser Institute noch immer . unentschieden, und es wächst damit die schwere Gefahr und das schwere Unrecht für die Sparkassenkunden, daß sich die reguläre Wiederaufnahme des Zahlungsverkehrs in diesem Bezirk noch weiter verzögert. Wir halten das für unerträglich und mahnen erneut mit allem Nachdruck Reichsbank und Reichsregierung, endlich von dem Messen mit zweierlei Maß abzugehen und die Interessen der öffentlichen Banken und Sparkassen nicht als zweitrangig gegenüber den Interessen der privaten Banken zu behandeln! Im Augenblick erscheint besonders wichtig, daß. nachdem die Vollaufnahme des Spartassenverkehrs leider noch ver- tagt ist, wenigstens die Girozentralen vor Schwierig- leiten bei der Wiederaufnahme des Bankzahlungsverkehrs geschützt werden. Diese Schwierigkeiten drohen dadurch, daß die Garantie- und Akzeptbank es abzulehnen scheint, die Girozentralen in ihren Geschäftstreis einzubeziehen, während eine andere Hilfsstellung, die selbstverständlich die öffentlichen Banken genau so wie die privaten gebrauchen, noch nicht geschaffen ist. Wenn man hier zaudert und wenn man wieder einmal glaubt, bei dieser Gelegenheit der öffent- lichen Wirtschaft eins auswischen zu können, so treibt man ein gefährliches Spiel, denn es wird durch diese un- gleichmäßige Behandlung der Gesamterfolg der Wieder- ingangsetzung des Zahlungsverkehrs gelähmt. Geradezu aufreizend ist das Messen mit zweierlei Maß an den Stellen, an denen sich Sanierungsaktionen als un- vermeidlich erwiesen haben. Während man über die not- wendige Hilfsstellung bei der Landesbank für die Rheinprovinz , obwohl es sich dabei um weit geringere Summen handelt, als etwa bei den Kapital- und Garantie- übernahmen bei der Danatbank und der Dresdner Dank, noch immer redet und nicht zu einem die Lage erleichternden Entschluß kommen kann, hat man die Sanierung der privaten Großbanken mit einer Großzügigkeit in der Zur- �e.rfügungstellung von öffentlichen Mitteln durchgeführt, die bei dem allgemeinen Krisendruck auf die Lebenshaltung der Bevölkerung geradezu aufreizend wirken muß. Das stärkste Stück ist. wie uns scheint, der Sanierungsplan bei der Danatbank. Hier solle» mit unverzinslichen Krediten des Reiches den industriellen Großinteressenten die. Aktien und damit die Herrschast über das Unternehmen und über die Abwicklung seiner Außenstände überantwortet werden. Also das' Geld vom Reich, das Risiko für das Reich, die Führung der Geschäfte für dieGroßindustri«! Auch bei der Dresdner Bank stehen die Reichs- mittel reichlich zur Verfügung, während man über die Art der Sicherung des Reichseinflusses auf die Geschäftsführung noch nichts gehört hat. Das Rechnen fängt bei den zu- ständigen Stellen erst an. wenn es sich einmal darum handelt. wenn auch mit geringeren Mitteln, einem öffentlichen Bant- institut beizuspringen, siehe Rh einprovinz. Glauben Reichsbank und Reichsreaierung wirklich, daß diese Bevorzugung privater Großinteressen, daß dieses Messen mit zweierlei Maß gegenüber der privaten Bankwelt und den öffentlichen Banken und Sparkassen im Augenblick der Krisenzuspitzung, an der gerade die Unfähigkeit der privaten Bantleiter entscheidenden Anteil hatte, geeignet ist, das un- bedingt notwendige Vertrauen wiederherzustellen? Wir fordern im Interesse der Sparkasseneinleger und im Interesse des Klein- und Mittelgewerbes, dessen Baken die Sparkassen find, daß nicht länger gezögert wird mit der notwendigen Gleichbehandlung dieser Institute mit den privaten Banken. Wir protestieren im Namen aller Steuerzahler gegen eine Verwendung von Reichsgeldern zugunsten der Jnter- essenten der Großindustrie, wie sie bei der Danatbank im Gange ist. Wir protestieren dagegen, daß das Reich Risiken übernimmt, ohne die Konsequenz daraus zu ziehen, daß ihm die entsprechende wirtschaftliche Herrschaft zufallen muß! Wir fordern, daß diese von den Interessenten beherrsch- ten Sanierungspläne unverzüglich revidiert werden und daß das Reich aus der Generalrisikoübernahme für die Banken, zu der es in dieser Krise gezwungen worden ist. die Konsequenz zieht und eine a l l g e m e i n e B a n k c n- aufsicht und Kapitallenkung einführt. Das muß geschehen im Interesse der Allgemeinheit, wenn sich auch die Wortführer der Privatwirtschaft dagegen noch so sehr sträuben. Weder ihre Leistung noch ihre Unfähigkeit, das Risiko zu tragen, berechtigen sie. mit großen Worten gegen die notwendige öffentliche Wirtschaftsführung zu kämpfen. Notwendig ist freilich eine Regierung, die sich nicht dem altgeliebten Interessentenhaufcn in die Arme wirft, sondern die selbst den Mut zur Führung hat!
Ein Witz vom Tage. Die Dresdner Bank, die Danatbank. der Rordivolle-Konzern und Devaheim fiaben«in Konsortium gebildet, das fortan die Ga- rantie für all« finanziellen Transaktionen des Reiches übernimmt.
An Genna explodier ic am Sormabendmorgen am Hauptbad nhof fm«« der"Anstmft des italienischen Aönigspaare» eine Bombe. Person»« kamen nicht zu Schaden; der Sachschaden ist jchmh ziemlich groß.
Reichsbanner gegen Nörgler. Das Reichsbanner ficht auf ber Wacht. Di« Pressestelle des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Bau Berlin-Brandenburg, übermittelt uns die folgende Entschließung der B«lin« Reichsbannerfunktionäre: „Die verantwortlichen Funktionäre des Reichsbanner» Schwarz- Rot-Gesid stellen mit Bedauern fest, daß-die„Welt am Wontag' mit dem in Nr 30 vom 27. Juki 1931 veröffentlichten Aussatz„Dprn- roschsn schläft— Da» Reichsbanner mich wieder marschieren lernen' den Boden sachlicher Kritik verlassen hat. Sie erklären, daß, wenn der Verfasser behauptet, der Beniner Sau sei selig entschlummert und unterstütze die Propaganda d« Reichsbann « rsunktionäre nicht. sein Urteil von keinerlei Sachkenntnis getrübt ist. 5m Gegensatz zu diesen Behauptungen ist im Gau Berlin feit Monaten stärkst« Aktivität wahrzunehmen, die fich freilich nicht nur in politischen .Kundgebungen und Aufmärschen, denen gewiss« Grenzen gezogen sind,«schöpft, sondern die viel mehr in der Aufstellung und Durchbilduno, der Schuf» und s y st e m a t i s ch« r Or. gonisationsarbeitinderProvinz zum Ausdruck kommt. Was«s bedeutet, daß seit dem 14. September 1930 mehr als 40 neue Ortsverein« gegründet wurden, vermag nur der zu, würdigen, der tätigen Anteil an dies« Arbeit nimmt, nicht aber jene, die sich nur in Nörgelei und unfruchtbarer Kritik ergehen. De » weiteren weisen die Berliner Funktionäre den in dem gleichen Aufsatz gegen den Berliner Gauvorsitzenhen Kameraden Stelling»unternommenen Angriff einmütig«zd mit aller Entschiedenheit zurück. Die unklare Formulierung de» Angriffs sopKe einzeln« au» der Lust gegriffen« Behauptungen— z. B. Kamerad Stelling sei auf Z Monate in der Provinz tätig uyd könne daher un- möglich die Geschäft« eines Gauvorsitzenden führen— lafien den, Schluß zu, daß e» dem Verfafier lediglich darauf ankommt, Miß- trauen gegen vi« Führung des Berliner Nsichsb«nn«s zu säen. Die Berliner Reichsbannerfunktionäre eryären demgegenüber, daß dieses Beginnen aussichtslos ist und daß sie nach wie vor in uner- schütt«lichem Vertrauen hinter ihrem Gauvorsltzenden. dem Kam«. raden Stelling, stehen. Die Berliner Fiuckllonäve pUea«odkch»U dkm IBudfimT
fest, daß derartig wahrheitswidrige Ausführungen, wie sie in dem Aufsatz in der„Welt am Montag enthalten sind, nur den Geg» nern des Reichsbanners und der Republik nützen. Sie sind der Auffassung, daß es verdienstvoller ist. Innerhalb»es Reichsbanners mitzuwirken, als seine Arbeit von außen her durch unfiuchtbare Kritik zu stören. Dem Reichsbonner ist jeder Repu- blikaner, der gewillt ist, in seiner Front mitzukämpfen, willkommen, Miesmacher und Nörgler ober, die die in der gegenwärtigen Zeit so notwendige Geschlossenheit stören, lehnt es ob und ist auch nicht gewillt, von ihnen Lehren und Ratschlage entgegenzunehmen.' Volksparieiliche Lugend. »Wie die Alien jungen.. 2n Koblenz tagte am Montag die Führerschaft der im Hindenbqrg- Bund zusammengeschlossenen voltsparteilichen Jugend Im Mittelpunkt der Beratungen stand die Beteiligung am pneu- ßischm Volksentscheid. Der Hauptreferent«klärte, daß die oolksparteiliche Jugend im Kampf gegen Sozialisten und Kommu- nisten, aber auch gegen die Konservativen und die Nationälsozia- listen steht. Der Hindenburg -Bund hat sich ein bißchen viel auf einmal vor- genommen, und da er sein Kampsprogramm wohl selbst nicht ernst nimmt, wurde der Beschluß gefaßt, zunächst einmal mit den Kommunisten, den Hugenbergern und Nationalsozialisten zu- sammen zum Volksentscheid zu marschieren. Der«zreaktionäre Ianuschauer hat kürzlich einmal aus- gesprochen, daß die Deutsche Volkspartei vor einem Zusammen. gehen mit den Deutschnationalen erst entlaust werden müßte. Un» scheint, daß sich die Volkspartei bei dem Einreihen in die Front Thälmann -— Hftler neue Läuse in den Pelz setzt, die sie sobald nicht wied« loswerden wird. Die spanische Nationalversammlung setzt sich nach den«nd- gültigen Ziffern wie folgt zusammen: 14S republikanisch« Allianz. 114 Sozialisten, 56 radikal«(bürgerlich«) Sozialisten. 42 katalqnüche Link«. 28 Rechtsliberal«, 22 galizlsche Föderation, 19 Agrarier, 16 Basten, 14 Unabhängige, 3 Federale, 2 nationale Aktion und 2 nnakchängige Liberale.