Boris Lewin: Der Parteiphilister
Berwundert fragte ich die Wirtin der Wohnung:
,, Das ist sehr merkwürdig... Ein solcher Wohnungsmangel herrscht und er ist so ohne alle Ursache ausgezogen?"
,, Er ist entflohen, der Arme, er ist entflohen..." flüsterten unruhig ihre einem Rinderbraten ähnelnden Lippen.
Hm... Sonderbar. Unverständlich. Ein so un gewöhnlich schönes Zimmer... Nur diese dünne Zwischenwand gibt mir ein wenig zu denken Wer wohnt denn dahinter?"
Die Birtin erblaßte, schwankte und flüsterte, fich zu meinem Ohr neigend:
,, Dort wohnt N. Sacharom mit seiner Frau und einem Buben Oh, das ist ein schredlicher Parteimensch", frümmte sie den Rüden und rollte zur Türe.
Wie gut und angenehm es ist, wenn das Schicksal dir lächelt. Gestern noch träumte ich von einem Kämmerchen, einem Käfig, einer Scheune, von gleichgültig welchem eigenen Winkel, in dem man ruhig arbeiten könnte. Und heute... heute bin ich glüdlich: ich bin ein Befizer von neunzehn Quadratarschin.
Und ich begann triumphierend zu singen:
., Er lebe hoch, er lebe hoch, er lebe hundert Jahre!" Jemand klopfte an die Zwischenwand und ein piepsender Tenor ließ sich vernehmen:
,, He, dort... bitte sich nicht zu vergessen!" ,, Warum denn?"
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,, Darum, weil man nicht so ohne jeden Grund ,, er lebe" schreien
tann! Welche Parole foll leben?"
„ Einfach so, ohne jede Barole. Aus Freude darüber, daß ich
ein Zimmer gefunden habe..."
,, Einfach so schreien nur unbewußte Elemente... und das parteilose Gesindel... Uebrigens, ich werde Sie gleich besuchen."
Das Zimmer betrat ein fleines dides Männchen mit einem großen Schnurrbart, das sich mit folgenden Worten vorstellte: ,, N. Sacharom. Und wer ich bin, fönnen Sie erfahren, wenn Sie das lesen", und er stopfte mir die Lokalzeitschrift ,, Roter Strahl" in die Hand, in der folgendes gedruckt stand:
,, Sehr geehrter Genosse Redakteur!
Durch Zufall habe ich erfahren, daß in unserm Gouvernement im Jahre 1905 ein gewisser Sacharom gewohnt hat, ein Sozialrevolutionär. Da ich den gleichen Namen habe, bitte ich Sie, uns nicht zu verwechseln. Mit dieser gemeinen Partei habe ich nichts zu tun, da ich seit meiner Kindheit auf dem Boden des Leninismus ſtehe.
Nieder mit den Räubern des internationalen Kapitals, mit den Menschewiken, Faschisten usw.
Mit Parteigruß N. Sacharow."
,, Da sehen Sie, mer ich bin. Und jetzt erlaube ich mir die Frage, mer eigentlich Sie find, Bürger? Und warum haben Sie an den Wänden so wenig Bilder unserer Führer?"
Verwirrt antwortete ich:
,, Und was geht das Sie eigentlich an?"
,, Wie denn, was mich das angeht..." brüllte N. Sacharow. ,, Sowohl ich wie die ganze Masse der Arbeitenden in USRR. müssen wiffen, wer Sie sind. Vielleicht sind Sie ein Agent der Entente? Untergraben denn nicht eine ganze Menge Leute die Errungen schaften der Revolution und... meine Pflicht ist es, über die Interessen zu wachen..."
Seit einem Monat wohne ich neben Sacharom. Seit einem Monat höre ich genau, wann die Sacharows aufstehen und wann fie schlafen gehen.
,, Wacht auf, Verdammte dieser Erde..."
9001
wohnte, bekam ich einmal zufällig die Zeitschrift Roter Strahi" in die Hand. Leider! Auf der letzten Seite las ich folgendes: ,, An die Redaktion!
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Mich und alle Arbeitenden empört die Tatsache, daß im achten Jahre nach der Revolution noch solche Namen existieren wie: Weiße Nächte", Weißes Meer ". Diese Namen beleidigen das Gehör der wahren Söhne der Revolution und der arbeitenden Klasse. Ist es nicht an der Zeit, endlich einmal das Augenmerk auf diese empörenden Umstände zu richten? Und ist hier nicht die Konterrevolution am Werfe? Mit revolutionärem Gruß N. Sacharom." ( Aus dem Russischen überseht von Josef Ralmer.)
Die geheimnisvolle„ Totenuhr
Mit der Zerstörung des Holzes durch verschiedene Insekten be schäftigt sich seit einer Reihe von Jahren das Untersuchungsamt für Holz in London , und rer Direktor dieses Instituts Ralph S. Pearson hat sich jetzt an die Deffentlichkeit mit der Bitte gewendet, ihn bei feinem Streben nach Erhaltung der alten Holzkunstwerte und Möbel zu unterstützen.
Seitdem man 1914 mit der Bekämpfung dieser Holzfeinde be= gonnen hat, ist so wenig erreicht worden, daß die Käfer den meisten arteil davon hatten, denn sie haben sich außerordentlich vermehrt. Troz mühevoller Untersuchungen weiß man noch verhältnismäßig wenig von ihrer Lebensgeschichte, ihrer Entwicklung und ihren Gewohnheiten. Immerhin hat man gefunden, daß es verschiedene Insekten sind, die dem Holz in verschiedenen Stadien seiner Verwertung ihre unliebfame Aufmerksamkeit zuwenden. Während die Käfer der Familie Lyctus sich in der Hauptsache an neue Möbel und Holzarbeiten halten, merden die wertvollen Altertümer von jener Käferart heimgesucht, die wegen ihres unheimlichen Tidens hauptsächlich diese Infekten, die die kostbaren Holzschnitzereien und im Holz den Namen der Totenuhr" erhalten hat. Es sind daher das Gebält der alten Fachwerkbauten vernichten, und man wird fie erst erfolgreich bekämpfen können, wenn man alle Einzelheiten ihrer Lebensform genauer tennt.
Bisher weiß man nur, daß nach der allgemeinen Erforschung der Biologie der Insekten gewisse Bedingungen der Temperatur und der Feuchtigkeit ungünstig auf die Tiere einwirken und ihre Unfruchtbarkeit in zwei oder drei Generationen hervorrufen. Der ,, Totenuhr" tann man auch mit einer verbesserten Lüftung beifommen, während die Anwendung von den landläufigen Infeftenpulvern nichts nügt.
Tausende von erwachsenen Exemplaren müßten studiert wer den, aber in den letzten zwei Jahren fonnten nur einige hundert tote Käfer dieser Art aufgetrieben werden, während die lebendigen Tiere nur ganz selten gefunden werden. Unter anderen Beobachtungen verdient die besondere Aufmerksamkeit, daß die Larven der„ Totenuhr" Blei und alte Bücher ebenso wie Holz zerstören und daß sie die Literatur oder zumindest das Papier aus den drei legten Jahrhunderten mehr bevorzugen als den mit der Maschine Die Totenuhr" ist also auch hergestellten Stoff unserer Tage. für die Zerstörung der alten Bücherschäze in viel höherem Maße verantwortlich, als man bisher angenommen. Solange es nicht möglich ist, den Käfer im lebenden Zustande genauer zu studieren, wird er geheimnisvoll bleiben wie sein gespenstisches Klopfen.
Eisenbahnen auf Gummi
Daß die Eisenbahnwagen ,, auf Gummi" daherrollen sollen wie die Kraftwagen, wird den Reisenden eine angenehme Kunde sein, da sich ihnen die Aussicht eröffnet, in Zukunft ohne Stöße und ohne
großes Rattern auf den Schienenwegen zu fahren. Aber nicht diefe
Annehmlichkeit für das Publikum ist es in erster Linie, die zu Versuchen mit Gummirädern angeregt hat, sondern der Wunsch, die Reibung der Räder zu erhöhen. Bei nassen Rädern kann diese Reibung so gering sein, daß sich beim Anfahren die Antriebsräder der Lokomotive nur auf der Stelle drehen. Diese Erscheinung tritt besonders leicht bei Lokomotiven ein, deren Räder nicht so fest auf die Unterlage gepreßt werden. Durch die Gummireifen wird die Reibung so erhöht, daß auch Maschinen von geringem Gewicht ohne Schwierigkeiten anfahren können; man kann daher auf Nebenbahnen leichtere Lokomotiven als bisher verwenden; ebenso erleichtert die stärkere Reibung das Fahren auf Strecken mit starken Steigungen. Aus diesen Gründen hat man, wie in der Frankfurter Bochenschrift „ Die Umschau" berichtet wird, in Frankreich jetzt Versuche mit Gummirädern auf der Linie Laqueuille der Orleans- Bahn durchgeführt; diese Strecke stellt nämlich mit ihrem starken Gefälle hohe Anforderungen an die Zugkraft. Die Kautschukbereifung, die dabei verwendet wurde, weist statt des glatten Radfranzes einen profilierten auf und die Rippen stehen senkrecht zur Fahrtrichtung. Die Versuchsergebnisse waren so befriedigend, daß man das Rad mit Gummireifen bei den französischen Eisenbahnen einführen will.
Gesprochene Briefe. Die Bewohner von Hollywood brauchen jetzt ihre Briefe nicht mehr zu schreiben, sondern sie können ihre Mitteilungen mit ihrer eigenen Stimme dem Adressaten vorsprechen. Nach einem Bericht der Umschau" sind Aufnahmeapparate wie die öffentlichen Fernsprecher in den Straßen aufgestellt, die gegen eine Gebühr von 25 Cents oder einer Marf ein Phonogramm aufnehmen. Die Platte wird dann als Brief" durch die Post bestellt und der Empfänger legt fie in fein Grammophon ein, worauf er die Stimme des Absenders vernimmt.
Willi Ley: Marstiere auf der Erde
Seitdem das alte Weltsystem des Ptolemäus, welches die Erde als den Mittelpunkt der Welt und alles Geschehens ansah, seine Gültigkeit verloren hat, seitdem ist die Frage nicht abgerissen, ob wir Menschen irgendwo im Weltenraume Brüder haben. Oder ob wenig stens, so lautet die gleiche Frage in etwas bescheidenerer Form, auf irgendeinem Planeten unseres Sonnensystems Leben existieren wird. Mit der fortschreitenden Vervollkommnung der astronomischen Instrumente, besonders auch seit der Entdeckung der Spektralanalyje, die die Feststellung der Elemente, welche in einem fernen Stern glühen, ermöglicht, ist man der Beantwortung dieser Frage immer inneren Planeten unseres Systems aussieht. Wir wissen, daß der fleine sonnennächste Planet Merkur der Sonne immer dieselbe Seite zuwendet, so wie der Mond der Erde. Beim Merkur muß darum die eine Seite in ungeheuerlichen Higgraden verdorrt sein, die andere, die auf dem atmosphärelosen Planeten der Weltraumkälte schutzlos ausgeliefert ist, unter Eis und Schnee erstarren.
Jeden Tag, zur Mittagszeit, höre ich, wie die Teller flirren und näher gekommen. Wir können jetzt so ziemlich sagen, wie es auf den wie Sacharom immer wieder die gleiche Frage stellt: ,, Was haben wir heute für eine Suppe?" ,, Rotkrautsuppe", erwidert seine Frau.
Und immer, wenn der Sohn, ein achtjähriger Junge, zu er zählen beginnt:
Ich gehe so mit Matwej über den Boulevard, plöglich fällt in unsere stählernen Reihen irgendein altes Weib", unterbricht ihn Der Bater streng:
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Von der Venus wird behauptet, daß sie sich ähnlich verhält, er= wiesen ist es aber noch nicht. Es ist auch sehr gut möglich, daß sie Wie oft habe ich dir schon gesagt, daß man nicht sagt: ein einen Tag hat, der ungefähr so lang ist, wie der Erdentag, jo, wie altes Weib"" sondern: ,, ein fremdes Element"!" es auch beim Mars der Fall ist. Wenn das zutrifft, dann haben wir in der Benus mit ihrer mächtigen undurchsichtigen Atmosphäre den Planeten der Naturkatastrophen, der ungeheuren wochenlangen Regengüsse, der gewaltigsten Gewitter und Wirbelstürme.
Nach dem Mittagessen sucht N. Sacharom alle Mieter auf. Heute als er mich besuchte, sagte er:
,, Warum sind Sie traurig, Genosse? Man muß sich des Lebens freuen. Die Produktion gerät auf die Bahn des Aufbaus; in eher nem Gang, langsam, aber unaufhaltsam, werden wir unsere Wirtschaft aufbauen, und bald wird der Augenblick kommen, da die sich zersezende Bourgeoisie der ganzen Welt gezwungen sein wird, unsere Macht anzuerkennen. Es naht der Augenblick, da alle Arbeiter und Bauern verwirklichen werden..."
,, A- a- ach... Ich bin deshalb traurig, weil mir der Magen
wehtut."
,, Der Magen? Eine Schande, in der Zeit der Revolution auf folche Kleinigkeiten zu achten.. Oh, ihr fleinen Seelen! Da haben Sie ein erfrischendes Mittel. Hören Sie meinen Artikel„ Es Zeit". Und N. Sacharow las:
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,, Es ist sehr merkwürdig, daß es bis zum heutigen Tage eine Straße gibt, die den Namen„ Kornstraße" trägt. Mich und alle Arbeitenden empört dieser Name. Und man fönnte ihr doch mit Erfolg den Namen ,, Rote Straße" oder den irgendeines Führers geben. Wo ist der Ausschuß für Kommunalwirtschaft? Ist da nicht vielleicht die Konterrevolution am Werfe? Das ist es, was mich und alle Parteigenossen interessiert.
Mit revolutionärem Gruß N. Sacharow. Sm..." erfundigte ich mich schüchtern. Und seit welchem Jahr sind Sie in der Partei?"
,, Welche Frage! Offiziell bin ich nicht Barteimitglied, aber in offiziell bin ich es seit den illegalen Zeiten", sagte stolz R. Sacharom und sah so furchtsam aus, daß ich sofort seine schwache Stelle
Vom Monde wissen wir, daß er gleich dem Merkur ohne Lufthülle ist, die Sonne brennt bei ihm auf fahles Gestein; nur in den Tiefen seiner großen Krater, deren Entstehung noch immer nicht ganz einwandfrei geflärt ist, hält sich vielleicht noch Luft auf. Beim Mars , dem wir vor einigen Jahrzehnten noch sehr viel zugetraut haben, sind wir jetzt wieder schwankend geworden. Zwar hat der von Wüsten zum größten Teile bedeckte Kriegsplanet eine Lufthülle, die der irdischen in etwa 12-13 Kilometer Höhe entspricht, von den berühmten„ Kanälen" ist jedoch mit guten Gründen verfochten worden, daß sie überhaupt nur eine Augentäuschung darstellen.
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So geht unser Wissen in diesen Dingen hin und her. Wir fönnen zwar sagen, daß manche irdische Tiere auf solchen Welttörpern auszudauern vermöchten, und daß natürlich auch der Mensch mit Hilfe feiner Technik es bei einem Besuch aushalten würde, ob aber nun von Natur aus auch Tiere und Pflanzen da sind, wissen wir natürlich nicht, bevor wir mit dem Raumschiff nicht einen Besuch ausgeführt haben.
In einigen Fällen haben wir ja die begründete Vermutung, direkt Spuren von Lebewesen im Fernrohr gesehen zu haben. Die Marstanäle, die das Wert intelligenter Wesen sein müßten, schalten, wie schon gejagt, aus; der große amerikanische Astronom Bidering hat aber auf dem Monde nicht nur gelegentliche regelmäßige Aende rungen der Gesteinsfarbe gesehen, was auf Pflanzenwuchs deuten fönnte, sondern auch im Mondkrater Eratosthenes wandernde graue Flecke, die man für ziehende Insektenheere nach Art der irdischen Heuschreckenschwärme hält. Hierher gehört auch die noch nicht bestätigte Nachricht, daß ein Astronom schon vor dem Beltkriege in den Lufthüllen von Uranus und Neptun mit Hilfe des Spettrostopes die Linien des Blattgrüns festgestellt haben will.
Nun ist aber natürlich das Umgekehrte. ebenso wahrscheinlich ,. daß nämlich die Erde selbst aus dem Weltraume Besuch erhält, und der Nachweis hierfür ist wohl erbracht. Wir haben nämlich auf der Erde eine ganze Reihe von Bazillenarten, die ganz so aussehen, als stammten sie von irgendeiner anderen Welt. Das heißt, fie sehen zwar nicht so aus, aber sie benehmen sich so. Es ist wohl vollkommen irdisch, wenn sich der Wüstenfuchs an ein Leben in großer Size und mit wenig Wasser anpaßt. Ebenso irdisch ist ein Leben in Schnee und Eis und Botarnacht, wie es der Polarfuchs führt. Und es ist nur eine Steigerung der Eigenschaften von Regenwurm und Maulwurf, wenn man in gerade angeschlagenen Steinkohlenflözen mikroskopische Wesen entdeckt, die schon dort gelebt haben müssen, bevor der Mensch diese Tiefe anbohrte.
Es ist aber alles andere als irdisch, wenn man plötzlich von Bakterien hört, denen der Sauerstoff unserer Erdluft, der für alles irdische das Lebenselixier darstellt, ein tödliches Gift ist. Er ist es jogar für mehrere verschiedene Bazillenarten, harmlose und Krantheitserreger, die sonst unglaublich lebenszäh und mit Hige und Kälte und Gift faum zu Tode zu peinigen sind. Werden sie aber von einem Hauche Sauerstoff getroffen, dann ist es aus mit ihnen. Das entspräche einem Wüstenfuchs, der stirbt, wenn er einregnet oder einem Polarfuchs, der eingeht, menn er im Sonnenschein über eine grüne Wiese läuft. Eine Anpassung tann man darin also nicht sehen,- oder vielmehr feine irdische Anpassung, für einen luftlojen Mond oder Kleinplaneten mag es zutreffen und praktisch sein. Diese sauerstoffeindlichen Wesen lieben ihrerseits die Kohlensäure, nur, weil es auch solche hier gibt, vermögen sie zu egiſtieren. Ihre Heimat muß demnach gerade umgekehrt organisiert sein als die Erde. Einige andere, die man für Gäste aus dem Weltenraum hält, schwärmen sogar für noch träftigere Giftgafe, der Thiobazillus für Schwefel in jeder Form, der Methanbazillus für Sumpfgas , der Cyanbazillus jogar für Blausäure.
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Das sind alles Erscheinungen, die sich nur mit irdischen Hilfs mitteln erklären lassen. Diese sonderbare Gesellschaft muß aus den Planetenräumen gekommen sein, im Innern von Meteoriten, oder allein auf den Schwingen des Lichtdrucks segelnd. Dr. Papp, der diesen Dingen besonders nachgegangen ist, gibt für einen dieser Gesellen, für Spirillum rubrum" geradezu den Mars als Heimat an.„ Rötlich- gelb leuchten in unseren Fernrohren die weiten Flächen des Marsplaneten. Was mag dieses Rot sein? Wüstensand oder gar die Farbe der Marspflanzen, die nicht in grüner, sondern in roter Bracht erblühen? Wenn dies zutrifft, dann dürften die Marspflanzen fein Blattgrün besitzen, sie müßten an seiner Stelle in ihren Geweben ein rätselhaftes Blattrot beherbergen.. Unter dem Mikroskop schießt mit seinen vielen Geißeln ein merkwürdiger Bazillus dahin. Spirillum rubrum. In seinem minzigen Körperchen birgt es einen weinroten Farbstoff, mit dem es genau dasselbe Wunder zustande bringt, wie die irdischen Pflanzen mit ihrem Blattgrün. Es spaltet damit die Kohlensäure und behält den Kohlenstoff für ihr zartes Rörperchen zurüd. Unter dem Mitrostop wird ein Marswunder zur irdischen Wirklichkeit. Das Spirillum rubrum fann eine sehr dünne Luft gut vertragen. So eine dünne Atmosphäre hat aber gerade der Mars . Der fremde Gast vermag Bon einem deutschen Gelehrten, Dr. Defiderius Papp in Wien , jedoch auch ohne Luft sein Dasein zu fristen, ja, man fann ihn ist die Fragestellung aber legthin in amüsanter Weise umgekehrt sogar an die dicke Atmosphäre unseres irdischen Luftmeeres geworden. Der schwedische Physiker Svante Arrhenius hatte nämlich pöhnen, so daß er darin gedeiht. Es gibt eine ganze Anzahl solcher nachgewiesen, daß Bazillen imftande sein müßten, eine Weltraum - alb- Luftlosleber; sie sind erdfremde Kleinwesen, die sich an ihren fahrt zu unternehmen. Erstens nämlich sind sie der Weltraumfälte zweiten Heimatstern, den Planeten Erde bereits angepaßt haben gegenüber unempfindlich, und zweitens haben sie meistens eine fagt Papp. Größe, bei der sie vom Lichtdrud der Sonne erfaßt werden und ihrer Schwerkraft nicht mehr unterliegen. Nach dieser Theorie mußte die Erde, die ja, wie wir es an uns selbst merken, belebt ist, schon lange die Nachbarplaneten im Weltenraum befruchtet haben, denn für eine Bazillenfahrt auf den Schwingen des Lichtdruckes der Sonne errechnen sich nur drei Wochen Zeitdauer, wenn es beispiels3wei Monate später, als ich schon in einer anderen Stadt weiße von der Erde zum Mars gehen soll.
erfannte.
,, Ah! Das heißt, daß Sie ein Parteiloser sind?" rief ich freudestrahlend. Also haben Sie mich betrogen!
,, Aber ich habe ja niemals behauptet, Parteimitglied zu sein, aber ich.. ich bitte Sie, schreien Sie doch nicht...
Aber ich schrie und zeterte, in der Absicht, von allen meinen unglückseligen Leidensgenossen gehört zu werden, die so lange unter feiner Tyrannei gelitten hatten.
Sacharow flüsterte etwas, flehte, aber ich blieb unerbittlich. schimpfte ihn einen Konterrevolutionär", nannte ihn einen Feind der Revolution", einen Agenten des Kapitals"
Ah, wie angenehm war es nachher, zu hören, wie N. Sacharom hinter der Holzmand stöhnte.
Seitdem hat er mein Zimmer nicht mehr betreten und auch feine Artikel mehr geschrieben.
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Berantwortlich für Bolitik: Tr. Cari Geyer; Wirtschaft:. Alingelhöfer; Gewerkschaftsbewegung: J. Steiner; Feuilleton : Dr. John Schitowski: Lokales und Sonstiges: Fris Rarstädt; Anzeigen: Th. Glode; fämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin . Drud: Borwärts- Buchbruderet and Berlagsanftalt Baul Singer u. Co.. Berlin SB. 68, Lindenstraße& Siezas 2 Beilagen,