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Wenn das Spiel gemacht ist... Opfer der Leidenschaff und der Verzweiflung.

Die Berliner lassen sich nichtausnehmen", nicht neppen, bluffen,reinlegen",anschmieren", das besorgen sie selbst!" Dieser Ausspruch gibt immerhin zu denken! Auch wenn man die letzte Tatsache... das besorgen sie selbst" erklären muß: die Ber - liner sind zu gewitzt, zuhelle", um auf die diversen Neppmethoden reinzufallen, andererseits aber auch findig genug, um auf Lock- speisen zu reagieren, aus gemachten Fehlern zu lernen und ihre Erfahrung sich selbst nutzbar zu machen! Die Not der Zeit hat das ihrige getan, um weiteste Volksschichten vor der Versuchung zu bewahren. Die Luxuslokale im Westen haben sich auf eine solide Preisgestaltung umstellen müssen, und die Iägerstraße mit ihren leeren Nacktplastiklokalen, die von dunkelster Provinz existiere», spricht mit dem schäbigen Anreißertum eine beredte Sprache von ehemaligem Glanz und Untergang der Lebewelt, dieses Nepp- objektes! Trotzdem wird gespielt! Trotz herrschender Not und so- zioler Lage blühen Bauernfängerei und Schlepperei, Anreißen und Nepp beim Spiel im großen und im kleinen zu Sumpfblumen nie geahnter Größe empor. Der Grund ist klar genug: ganze Volks- schichten sind von Verzweiflung zerrüttet, so daß sie ihre letzte choffnung im Spiel, imTreffer", im Zufall erblicke». Nament- lich ist es der proletarisierte Mittelstand, der seine Pseudobürger- lichkeit mit sich herumschleppt und der das Opfer gewissenloser Ausbeuter, der Hyänen der Weltstadt, wird! Wallfahrt nach Dresden und Zoppot . Die Tatsache, daß man auf der Dresdener Prager Straße auf Schritt und Tritt kurfürstendämmlichen Gesichtern begegnet, hat seinen tieferen Grund, als der oberflächliche Beobachter, der sich an den Schönheiten der Kunststadt erfreut, annehmen mag. Mit jedem Wochenende setzt nämlich die großeW a l l f a h r t nach Dresden " zahlreicher spielbesessener Berliner ein, die hier der launischen Göttin Fortuna opfern! In Sachsen nämlich im allge- meinen, und in Dresden im besonderen wird das Eeartespiel, um dessen Sein oder Nichtsein als Glücks- oder Geschicklichkeitsspiel sich die hopsgegangenen Berliner Klubunternehmer mit den Gerichten streiten, mit Chouette und Ponte(d. h. mit Beteiligung und Be- ratung!!!) ohne Anlegung des Königpunktes von den Behörden stillschweigend geduldet! Natürlich blühen auch hier Falsch spiel und Nepp, natürlich gibt es hier auch Klubs, in denen auf Zehntausende gespielt wird. Und die Oberkellner der eleganten Hotelrestaurants haben eine lange Liste bei der Hand, in der diese Klubs verzeichnet sind. Eine bemerkenswerte Type ist hier anzu- treffen, die, ein schlagender Beweis, daß Dresden die Ecartestadt geworden ist, früher in Berlin die Klubs in der Schaperstrahe und in der Kaiserallee unsicher machte: es ist derTapergreis mit dem Kinderhändchen".Ein Kinderhändchen haben" heißt im Spieler- jargon soviel wie Glück haben. Und tatsächlich spielt derTaper- greis" mit einem unheimlichen Glück! Per Flugzeug, Auto, v-Zug und Dampfer ab Swinemünde fährt das snobistische Berliner Spielerpublikum nach Z o p p o t im Freistaat Danzig . Sie haben es natürlich nicht nötig, diese Men- fchen, nach Zoppot zu fahren, um Baccarat, Trente et quarante und Roulette zu spielen. Es gibt in Berlin zahlreiche sogenannte Privatgesellschaften", fliegende Klubs mit Kokserstllbchen, die stark frequentiert sind... In keinem anderen Ostseebad ist der Strand an sonnigen Vormittagen so schwach besucht wie in Zoppot . Auch Mchmittags wird der Strand weniger von den Kurgästen des idyllischen Bades als von Danziger Bürgern besucht. Punkt 11 Uhr vormittags öffnen sich die Flügeltüren zu den Roulettesälen. Und man sieht vor 11 Uhr auf dem herrlichen Seesteg und in den ge- pflegten Anlagen deshalb so viele für ein Seebad sehr korrekt ge- kleidete Menschen, weil man zu den Spielsälen nicht in Strand- oder gar Badekleidung Zutritt hat! Natürlich sind die Spielsäle vormittags schwach besetzt. Zahl- reiche Spieler, die die Nacht bis zum frühen Morgen in den Bac- sälen verbracht haben, brauchen Ruhe und Schlaf, um abends kampfbereit zu sein. Vier verschiedene Arten von Spielertypen be- Völkern aber auch tagsüber das Kasino, die Roulettesäle, die um 12 Uhr nachts geschlossen werden. Es sind die Berufsspieler, die Gewohnheitsspieler, die Systemspieler und die Gelegeuheitsspieler! Schwarze Hyäne" undpantherkahe". Aber auch die schwarze Hyäne" und diePantherkatze" finden sich gelegentlich schon tagsüber ein und sondieren das Terrain. Ihre Opfer find die Gelegenheitsspieler, die scherzend heraufkommen, die es nicht nötig haben, auf Gewinn zu rechnen und ironisierend diverse Guldenships aufs Tableau werfen und sich königlich amüsieren, wenn sie was gewinnen, die Achseln zucken, wenn sie verlieren. Diese Opfer derSchwarzen H y ö n e" und derPantherkatz e", meist Rittergutsbesitzer, polnische Agrarier, werden von den beiden Spielern so umgarnt, so willenlos gemacht, daß man nicht recht weiß, ob man über diese groteske Leichtgläubigkeit lachen oder sich vor der suggestiven Ueber- redungsgabe der Betrüger entsetzen soll. Sie reden ihren Opfern, die ihnen mit der Zeit hörig werden und Haus und Hof nicht an die Bank, sondern an diese menschlichen Bestien verlieren, ein, sie könnten dieHand des Croupiers", die die Kugel zum Rollen bringt. Ein ganzes Konsortium arbeitet sich in die Hände. Die Fänger" streuen die Gerüchte von dem unbeschreiblichen Glück der beiden Spieler aus, die die Hände der Croupiers studiert haben und nun Vermögen scheffeln. DieSchlächter" machen diege- fangenen" Opfer schlachtreif und spielen sie den beiden Matadoren in die Hände, die sich endlich bereit erklären, für die Opfer mit- zuspielen! Dieser Glaube an das vermeintliche Glück der Betrüger geht so weit, daß verschiedene Opfer gar nicht merken, wie ihre Handspieler" operieren. Sie haben ja manchmal Glück, aber dann hat dieSchwarze Hyäne" nur aus bestimmten Gründen die Ab- ficht, den Fußtritt, den sie dem ausgeschlachteten Opfer verabreicht, etwas hinauszuschieben. Diese anfänglichenGelegenheitsspieler". die später vor jeder Handbewegung und jedem Wort ihres Hand- spielers zittern, sind es, die sich plötzlich vor demSelbstmörder- steg" nahe an der polnischen Grenze finden und über deren Tod die Kasinozeitung, die vollgepsercht ist mit den Gewinnummern der letzten Tage, nicht berichten wird! Die Berufsspieler, die ihre Zeit an der Roulette absitzen, bis sie Miete, Essen, Vergnügungenverdient" haben,-die die Kunst beherrschen, rechtzeitig aufzuhören und sich mit kleinen Gewinnen zu begnügen, die Gewohnheitsspieler, denen das Spiel das gleiche süße Narkotikum ist, wie den Rauschgiftsüchtigen die geliebte Droge, die Systemspieler endlich, aucharme Irre" genannt, sind zu jeder Tageszeit in den eleganten Räumen des Kasinos imnordischen Monte Carlo " anzutreffen und bilden das Gros der Dauergäste! Ni« fällt in diesen Räumen ein lautes Wort. Der Spielklub ist hier wie überall eine Schule der Selbstbcherrfchung! Di« Berliner ,

die hier meist Baccarat spielen, sind zu einem großen Pro- zentsatz Verzweifelnde, die alles auf eine Karte fetzen, die konoen- tionelle Lächelmaske tragen müssen, die ein Kreditutensil bedeutet. Die Kehrseite am Schlesischen Bahnhof . So strahlend der Glanz und die Pracht der Abendtoiletten, so vielgestaltig duftend die Aromen in den Kasinos der großen Welt sind, so grauenvoll nackt steht die Begierde in den flackernden Augen der Bauernfänger, die mit gezinkten Karten, beschwerten Würfeln und ähnlichen primitiven Mitteln am Schlesischen Bahnhof arbeiten! Hier, wo von der Polizei der täglicheKrieg im Dunkeln" glktzen lichtscheue Elemente geführt wird, gehen die polnischen Schnitter, kleine Provinzler, Rentner, die mit ihren sauer ersparten Groschen in der Weltstadt ein Geschäft anfangen wollen, ins Garn. So weich dort die blaue Nacht, so süß die schmelzenden Melodien der Stehgeiger, so ruhig und elegant sich der Betrieb in den verbotenen Klubs abwickelt, so stickig und verbraucht ist die

Atmosphäre in den Hinterzimmern letztrangiger Kneipen und Schnapsdestillen, so blechern und asthmatisch das Stöhnen der Or- chestrions, so brüllend die Messerstechereien! Der Meister desKümmelblättchen" ist in diesem östlichen Be- zirkKanaillenaute", dem seineBraut"Crambambuli" die Opfer heranschofft. DieserKanaillenaute" muß das Geheimnis ewiger Jugend ergründet haben. Der vielfach vorbestrafte Zuchthäusler sieht aus wie fünfundzwanzig. Bei einer Molle und einem Korn wird derGimpel"verladen", den Crambambuli herangebracht hat. Dieses Mädchen mit dem neckischen Spitznamen ist nämlich spezialisiert auf Zugbekanntschaften. In Landsberg an der Warthe besteigt sie meist den Zug, dessen Berliner Anfangsstation der Schlesische Bahnhof ist. Ihr zinnobern gelackter Mund verheißt ungeahnte Wonnen, bis Stralau ist der Reisende ihr bereits ver- fallen... Es soll hier nicht über jene Vampyre der werktätigen Be- völkerung berichtet werden, die an Lohntagen in der Nähe der Fabriken, in den großen Parkanlagen des Nordens und Ostens bei Beginn der Dunkelheit, in der Nähe der Stempelstellen sich auf- halten, den Opfern durch einige Gewinne den Anreiz geben, den Lohn, das Stempelgeld zu verdoppeln, um ihnen dann alles ab- zunehmen. Nur die alte Wahrheit soll wieder einmal ausgesprochen werden: Spiel ist eine Vergnügungsquelle, ein Nervenkitzel für die Reichen, niemals aber eine oder gar d i e Chance für Menschen, die schwer um ihren Lebensunterhalt ringen müssen!

Litern, warnt eure Kinder! Ein gefährlicher Kinderschänder wird gesucht.

Hoch einem gefährlichen kinderschänder. der seine Opfer unter kleinen Knaben sucht, fahndet die Kriminalpolizei. Der Verbrecher ist ohne Zweifel ein anormal veranlagter Mensch, der nach der Schilderung der Kinder etwa 25 bis 3» Jahre alt und 1,75 bis 1,8l> Meter groß fein soll. Er Hot schwarzes Haar und trug bisher immer einen grauen Anzug. Aufgefallen ist den itntallÄteclie Arbcilerlnsiend Grob- Berlin . Verfassungs-Kundgebung 11. August, 19'/z Uhr, auf dem Gendarmenmarkt. Anschließend Fackelzug durch folgende StraBen: Französische -, Werder Str., Schloßplatz, Breite-, Roß-, Neue Roß-, Dresdener -, Oranien-, Mariannenstr., Kottbuser Damm, Pflüger-, Reuterstr., Reuterplatz Jungen fein mit Pickeln bedecktes Gesicht. Im Zentrum und in den nördlichen Vororten spricht dieser Sadist kleine Jungen? von 10 bis 12 Jahren an und fragt sie, ob sie gegen ein Geld- g e f ch e n k ein Paket für ihn besorgen wollen. Die Kinder sind natürlich gern bereit, sich ein paar Groschen zu verdienen, und gehen arglos mit. Um ihr Vertrauen ganz zu erwerben, kaust er ihnen wohl Obst oder eine Eiswaffel. Mit den kleinen Boten fährt er hinaus nach Pankow , Heinersdorf oder Buch und er- zählt unterwegs, daß er das Paket aus feinem Wochenendhaus holen müsse. Statt in ein Haus führt er ober die Kinder in den Wald, schneidet sich dort einen Stock ab und züchtigt die Kinder auf grausame Weise auf den entblößten Körper. In einem Falle hat der Unhold sogar einen Gummiknüppel benutzt. Er ver- schwindet dann und läßt die mißhandelten Kinder hilflos zurück. Bisher konnte die Kriminalpolizei noch keine Spur von diesem Verbrecher entdecken, dem schon acht Knaben zum Opfer gefallen sind. Die Eltern werden gut tun, ihre Söhne zu warnen, daß sie nicht mit fremden Leuten mitgehen, mögen deren Versprechungen auch noch so verlockend sein. Mitteilungen, die geeignet sind, dem gefährlichen Patron das Handwerk zu legen, werden an Kriminal- kommifsar S t r e w e bei der Dienststelle Fi 1 im Polizeipräsidium erbeten. Kriednch Leopold in Bedrängnis. Beamte und Angestellte ohne Geldmittel. Die Güterverwaltung des Prinzen Friedrich Leopold ist in finanzielle Bedrängnis geraten. Prinz Friedrich Leopold und seine Familie haben nach ihrem Wegzug aus Lugano erheb- liche Verpflichtungen hinterlassen. Die Finanzen flössen bisher der prinzlichen Familie von der Güteroerwaltung im Kreise Flatow zu. Jetzt stockt bei der Güteroerwaltung die Zahlung an Forstbeamte, Pensionäre und Diener- s ch a f t. Es ist damit zu rechnen, daß das gesamte noch vorhandene Mobiliar im Jagdschloß Kleinglienicke bei Potsdam , vielleicht sogar das antike Mobiliar im alten Glienicker Schloß, versteigert werden muß. In Potsdam hält sich das Gerücht aufrecht, daß der Prinz seinen ganzen Glienicker Besitz versteigern will, um aus den finanziellen Schwierigkeiten herauszukommen. Die Familie wohnt jetzt auf einem Gut im Kreise Flatow.

Die gestohlene Kassetie. Durch Alkohol zum Diebstahl verführt. Der Angeklagte, ein athletischer Mann gerade so stellt man sichdenPlatzmeistereinesVergnügungsparksvor, hatte eines Tages Malheur. Er erlag der Versuchung und nun ver- antwortete er sich vor dem Schnellgericht. Er half in einem Vergnügungsetablissement einen Schreibtisch in einen anderen Raum tragen, bemerkte im Schubfach Geld und... dachte sich im ersten Augenblick nichts dabei. Als er aber so gegen 'A12 Uhr abends nach mehreren Mollen an dem Etablisse- mcnt vorüberkam, fiel es ihm plötzlich ein, daß es gar nicht so übel wäre, sich ein paar Märker zu holen. Er stieg durch das Fenster des Heizungsraumes ins Gebäude, öffnete mit einem Stemmeisen das Schubsach und nahm die Kassette mit. Sie enthielt 150 Dollar und 300 Mark. Mit dem Gelde ging er nicht etwa zu seiner Frau, einem netten und liebenswerten Wesen, sondern fuhr zurErholung" nach Hamburg . Der größte Teil des Geldes wurde ihm dort geklaut, er kam nach Berlin zurück und mußte ins Gefängnis. Der Platzmeister ist bisher unbestrast, wahrscheinlich sonst auch ein ehrlicher Kerl. Wäre er es nicht, so brauchte er nicht zuzugeben. daß es 150 Dollar waren, während die Bestohlene bloß von 50 Dollar gesprochen hat; höchstwahrscheinlich wollte sie nicht ein- gestehen, daß sie sich beizeiten mit Valuta eingedeckt hotte. Der Staatsanwalt beantragte vier Monate Gefängnis und Aufrecht-

erhaltung des Haftbefehls. Das Gericht verurteilte den Platzmeister zu vier Monaten Gefängnis und behielt den Angeklagten tatsächlich in Hast. Auch eine Bewährungsfrist billigte es ihm nicht zu. obgleich der Man» unbestraft war.Ich lege Berufung ein", sagie der Mann.Das ist kein Gericht, sonst wird anders gerichtet." lind er war dermaßen verärgert, daß er sogar nicht mit seiner kleinen Frau sprechen wollte, die ganz unglücklich dastand und vom Vorsitzen- den die Erlaubnis erhalten hatte, mit ihrem Mann einige Worte zu wechseln. Hätte man dem Platzmeister nicht doch eine B e w ö l?- r u n g s f r i st zubilligen sollen? War er nicht für seinen alkoholischen Leichtsinn schon genug bestrast durch die Untersuchungshaft?

Zurückgehaliene Gieuerbeiräge. Amtsunterschlagungen wegen 200 Mark. vor dem Schöffengericht Eharlotlenburg hatte sich gestern der seil 24 Sohren im städtischen Dienst befindliche D o 11 streckungsbeamte G. zu verantworten, und zwar wegen Amtsunterschlagung. Der Angeklagte war bei der Steuerkasse des Bezirksamts Wil- mersdorf tätig. Es war bei seiner Dienststelle aufgefallen, daß er wiederholt eingezogene Steuergelder im ganzen handelte es sich um Beträge bis zu 200 Mark nicht rechtzeitig a d- geliefert hatte. Bei einer Nachprüfung ergab sich, daß er die eingenommenen Gelder bis zu drei Wochen zurückgezahlt hatte. Die Anklage nahm an, daß er dos Geld für sich verwendet habe, weil er es für einen Neubau benötigte. Der Angeklagte rechtfertigte sich damit, daß die verspätete Ablieferung der Gelder lediglich aus Nach- lässigkeit erfolgt sei. Gerade durch seinen Hausneubau habe er den Kopf so voll gehabt, daß er die Ablieferung vergessen Hab?. Das Geld habe er in der Tasche gehabt und keineswegs für sich verbraucht. Er suchte auch nachzuweisen, daß er gerade in der fraglichen Zeit 15 000 Mark aus einer Erbschaft zur freien Verfügung gehabt härte, so daß er es nicht nötig hatte, Amtsgelder onzugreisen. Nach eingehender Beweisausnahme hielt das Schöffengericht den Angeklagten der Amtsunterschlagung in 11 Fällen schuldig und verurteilte ihn zu sieben Monaten Gefängnis.

Estländifche Genossen besuchen uns. Auf der Heimfahrt von Wien passierten gestern 2 7 e s« l ä n- d i s ch e Genossen, die in einem Autobus von R e v a l zum Sozialistentongreß gefahren waren, Berlin . Heute werden weitere 37 estländifche Arbeitersportler erwartet. Im Hof desWo r- wärts" stand einige Stunden lang der Wagen mit den estländischen Hoheitszeichen E. W, in dem die 5000 Kilo- meter lange Reise gemacht wird. Es gehört schon einigermaßen Energie dazu, die oft ungünstige Strecke quer durch Europa in einem Autobus zurückzulegen, aber der Wille, dabei zu sein bei den, großen internationalen Treffen der sozialistischen Arbeiterschaft, hat Tausenden in den letzten Wochen die Kraft zu manchen Strapazen gegeben. Besonders schwierig war die Grenzüberschreitung bei ver- schiedenen Ländern. Ganze drei Tage mußten die Genosse» zum Beispiel an der tschechischen Grenze liegen, bevor sie Durchfahrts- crlaubnis bekamen. Drei sozialdemokratische Mitglieder des est- ländischen ParlamentsRiigi Kogu" machen die Fahrt mit, darunter der Parteivorsitzende R e i. In der kleinen, 1 300 000 Ein- wohner zählenden estländischen Republik verfolgt man die politischen Ereignisse bei uns besonders- aufmerksam. Die kommunistische Wahn- sinnsparole zum Volksentscheid kennzeichneten die Genossen:E i u e Niederlage der deutschen Arbeiterschaft ist auch unsere Niederlage. Noch haben wir trotz der geringen An- zahl sozialdemokratischer Abgeordneter im estländischen Parlament, 25 von 100. einen verhältnismäßig großen Einfluß auf die Macht- Verteilung. Die Sozialisten stellen zwei Minister. Wir hoffen, daß die deutsche Arbeiterschaft trotz des Moskauer Irrsinns klaren Kopf behält", sagten sie. Unsere estländischen Freunde werden einige Tage in Berlin bleiben und sich mit den Verhältnissen der Reichshauptstadt näher bekanntmachen. Sonntagmorgen geht es dann weiter nach Osten! Neuer I�aziüberfall auf �eichsbannerkameraden. In der Simplonstraße in Lichtenberg fiel gestern wieder eine Horde Hakenkreuzler über einen Reichsbannermann her, um ihm Flugblätter, die er bei sich trug, zu entreißen. Als sich der Be- drohte heftig zur Wehr setzte, schlugen die Nazibanditen mit Koppel- schlössern auf chn ein. Dabei erlitt der Reichsbannermann leichte Kopfverletzungen. Die Täter flüchteten und entkamen unerkannt.

Operation an Fiebig gut verlaufen. Der bei den Zusammenstoßen am 1. August, nachmittags, in der Frankfurter Allee schwerverletzte Hauptwachtmeister Fiebig wurde gestern operiert. Das Geschoß konnte aus der wunde ent- fernt werden. Die Operation verlief gut.