oermilagt ist. All«Ä»ings besteht hie Tatsache, dah normalenveiss die Intelligenz des Menschen durch die Menge der grauen Gehirn-, substanz bestimmt wird; vor allem maßgeoeub ist jedoch die mehr oder weniger komplizierte Struktur der grauen Gehirnsubstanz. Denn es gibt Menschen mit verhältnismäßig kleinen Gehirnen, deren geistige Fähigkeiten trotzdem weit über denen vieler Nomnlnienschen stehen, was besonders bei zartgebauten, schmallöpfigen Personen nicht selten zu beobachten ist. Andererseits zeigt fich auch das Gegen- teil, indem Menschen mit großen Gehirnen alle««her als sehr intelligent sind, weil eben in solchen Fälle» die allerdings reichlich vorhander»« Gehirnmenge gleichwohl zu wenig Windungen aufweist. Daher ist auch das kleinere Gehirn der Frau keineswegs der Beweis eines Mangels an geistigen Fähigkeiten, da auch bei der Frau die Struktur des Gehirns und nicht allein sein« Größe den Grad der Intelligenz bestimmt. Auch die verbreitete Annahme, daß beim geistig arbeitenden Menschen nur der vordere Teil des Gehirns in Tätigkeit sei, ist nicht richtig, weil bei jeder geistigen Arbeit das aus zehn Milliarden Einzelzellen zusammengesetzte Gehirn als ein Ganzes sunktioniert. Wie jede Maschine, so braucht auch dos Gehirn des Menschen eine gewisse Zufuhr von Energie, die dem Menschen am besten durch entsprechende Nahrungsmittel zugeführt werden könnte. Bis jetzt ist es allerdings noch nicht gelungen, eine besondere ..Gehirnnahrung' zu entdecken i vielleicht wird es ober zukünftigen Nahrungsmittelchemikern glücken, einen Nährstoff au »findig zu machen, mit dem der Mensch sein Gehirn„füttern' kann.
3)er Jilub der wilden Siel
Wir sind noch immer geneigt, als das„Land der Klubs' Eng « lartd anzusprechen, obwohl dieser Titel längst zu Recht a» die Vereinigten Staaten von Amerika übergegangen ist. Man braucht hierbei nicht gleich an den berühmten Tammany -Klub zu denken, der, an Machtsüllc nur mit dem Klub der Jakobiner ver- gleichbar, viele Jahrzehnte lang das öffentliche Leben der Bar- einigten Staaten beherrschte und zum Teil auch heute noch beherrscht. Nein, es sind die kleinen Klubs, nicht selten kaum zwei Dutzend Mitglieder umfassend und oft nur zu dem Zweck« gegründet, damit ein Herr Babbitt sich als Präsident bezeichnen kann, die die Ver- einigten Staaten zum Land der Klubs machen. Daß der Amerikaner wohl ebenso gerne wie der Deutsche und wahrscheinlich noch leidenschaftlicher als dieser fachsimpelt, wissen wir ja aus den Nomonen Sinclair Lewis ' im ollgemeinen und aus seiner Satire„Der Mann, der den Präsidenten konnte' im be- sonderen: es versteh: sich daher, daß in jedem Orte, wo es etwa ein halbes Dutzend Eisenwarenhändler gibt, alsbald ein„Klub der Eisenwarcnhändler von Katzelshausen", und in einem Bezirk, wo es ein Dutzend Aktionäre einer Betonröhren-Guß-A.-G. gibt, alsbald ein„Klub der Besitzer von Aktien der Betonröhren-Guß-A.-G. im Bezirk Krähwinkel " über Nacht erblühen wird. Aber das amerikanische Klubwesen hat auch Spitzenleiswngen auf dem Gebiete der Ungewöhnlichkeit der Vereinsziele und der Dereinssatzungen aufzuweisen. Da sind etwa die sonderbaren Klubs, die irgendwie mit, der Lustschiffohrt zu tun haben, welch« Übrigenz nur noch in der Sowjetrepublik ähnlich volkstümlich wie in den Vereinigten Staaten ist. Der aristokratischste unter ihnen ist wohl der„Klub der frohen Vögel', der, wenn er seine Satzungen nicht ändert, früher oder später eines natürlichen Todes sterben muß: denn nur Männer finden dort Aufnahme, die— roohlgemerkt— vor dem Dezember 1316(also lange vor dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Weltkrieg) hervorragende asiatische Leistungen voll- bracht haben. Ein längeres Leben dürfte jenem Klub beschieden sein, der sich„Raupenklub' nennt und 800 Mitglieder umsaßt, deren jedes bereits zumindest einmal mit einem Fallschirm von einem Flugzeug abgesprungen ist. Dos Klubabzeichen, eine goldene Raupe, gilt als hohe Auszeichnung, Der Verein„Verkühle dich toglich' in Wien bietet für Amerika durchaus nichts Ungewöhnliches dar. Denn der Klub der Eisbären zählt in fast ollen Bundesstaaten Amerikas Anhänger, die sich ver- pftichiet hoben, zu jeder Jahreszeit in Seen und Flüssen zu baden. De? Wolkenklub in New$wk nicht etwa, wie man an
nehmen sollte, irgend etwas mit der Zloiatik zu tun: er leitet seine Bezeichnung vielmehr von der prosaischen Tatsach« ob, daß sein« Mitglieder in einem der obersten Stockwerk« des Chrysler-Wolken- kratzers ihren Lunch einnehmen. Essen ist übrigens häusig der alleinige Vereinszweck. Wenn wir von Rekorden im Verzehren von Eierkuchen oder von Hühner- pasteten in der Zeitung lesen, dann" handelt es sich gewöhnlich um einen von irgendeinem Kwb veravstalleten Wettbewerb, deren einer kürzlich dadurch siegreich beendet wurde, daß es dem Champion gelang, drei ausgewachsene Wassermelonen in sechs Minuten zu verzehren. Auch durch solche Leistungen kann man in Amerika berühmt werden. Einen der seltsamsten und zu allerlei Mißverständnissen Anlaß bietenden Namen führt wohl der im Jahre 1930 in Minnesota ge- gründete„Klub der wilden Esel'. Er hat bereits zweihundert Mit- glieder, die nach den Klubsatzungen verpftichtet sind,„mit wildem J-a-Geschre> für eine bessere Behandlung der Farmer(durch die Regierung) einzutreten'. Wenn ein paar Leute gerne Walter Scott oder Rudyard Kip- ling lesen, was wird die Folge sein? Die Gründung eines Walter- Scott - oder Rudyord-Kipling-Klubs. Walter Scott kann sich nicht mehr zur Wehr setzen. Aber von Rudyard Kipling ist bekannt, daß er kein einziges der zahlreichen Begrüßungs- und Beglück- wünschungslelegramm« des englischen und des amerikanischen Rud- yard-Kiplings-Klubs je einer Antwort gewürdigt hat. Der Kingsley-Klub ist ein Klub von Stotterern, der Klub für Taube zählt nicht Taube zu seinen Mitgliedern, sondern Leute, die sich für Maßnahmen zugunsten von Taubgeborenen und Ertaubten interessieren. Es gibt kaum eine Stunde des Tages, nach der sich nicht ein Klub benennen würde. Typisch amerikanisch dünkt uns wohl der Sieben-Uhr-Klub, der sich aus Leuten zusammensetzt, die in Philo.- delphia wohnen, in New Hork ober berufstätig sind und täglich fünf Stunden im Eisenbahnzug verbringen. Sicherlich jähren sie alltäglich gemeinsam, gesittet wie ein Modchenpenjionat, mit dem Sieben-Uhr-Zug noch Haus«. Schon weniger amerikanisch dünkt uns der Klub für primitive Kolonien. Sein Gründungszweck sst die Errichtung einer Kolonie in Zentrolafrika, wo nach den Klubsatzungcn„Radio, Jazzband, AutoHupen und jeder andere Lärm' verboten sein sollen. Daß es dort keine Prohibition geben wird, nun, das brauchte nicht erst aus- drücklich in den Satzungen erwohnt zu werden. llec» Kiorten.
Jolm'.K-Heirnham: SOIIllllCI'l'li 1*1 ßte
Pflichtgemäß wagte dos Meer. Pflichtgemäß brannte die Sonne auf schmerzende Nacken hernieder. Und pflichtgemäß trug der Banjospieler auf der Terrasse des Strandcafes seine Serenade mit einer Stimme vor, die on eine durch einen Tunnel keuchende Loko- motive gemahnte. Als er zu meinem Tisch kam, gab ich ihm 10 Pfennig. Mein Nachbar warf ihm«inen finsteren Blick und 20 Pfennig zu. Dann blickt« er mich an, seufzte und sagte:„Welch ein Leben! Ein wahre» Hundedasein!' „Warum denn?', widersprach ich;„Cr scheint ganz zufrieden zu sein. Aus Pfennigen werden Mark." Mein Nochbor zuckte die Achseln.„Das scheint nur so", sagte er. „Glguben Sie mir, heute läßt sich nur noch im Tonfilm ver- dienen... Ein wahres Hundedasein... Ich kenne die Ver- hältnifse." „Sind Sic vom Fach?", fragil ich. Er nickte,„Einigermaßen. Ich nehme an, daß Sie im Vorjahre nicht hier waren?' „2>och', sagte ich,„ich habe meinen Urlaub auch im Vorjahr hier verbracht," „Dann werden Sie sich vielleicht on da« Variete„Hallo! Hollo!" erinnern, das oorigen Sommer hier im Sttandhotel gastierte?" „Ja ich erinnere mich. Aber ich habe nie ein« Vorstellung besucht," „Dos ist es ja eben", sagte mein Nachbar bitter,„niemand hat seine Vorstellungen besucht. Eine Woche noch dem hiesigen Gastspiel �ot sich die Truppe aufgelöst. Wollen Sic die tragische Geschichte unserer letzten Woche hören?" Ich lehnte mich in meinen Stuhl zurück, zündete mir eine Zigarette on, schloß die Augen und. sagte schicksolsergebcn: „Schießen Sie los!" <- „Wir gastierten in Bad Katzelshausen", so erzählte dos frühere Mitglied der Theatergruppe„Hollo! Hollo!'.„Im Pavillon. Am Dienstag hotten wir 50 Zuschauer, doppelt soviel wie am voran- gegangenen Abend. Aber noch immer nicht gerade ermutigend. Am Mittwoch verknusten wir ebenfalls 50 Karten. Am Donnerstag waren es mir mehr 40.„Wieviele werden es morgen sein?', fragte Bobby, unser Bariton, die langbeinige Soubrette Sylvia.„Ein Dutzend", antwortete Sylvia hoffnungsfroh. Denn morgen mar Freitag, der gefürchtete Freitag. Wir fürchteten ihn nicht, well wir abergläubisch waren, sondern weil der Freitag erfahrungsgemäß der schlechteste Tag für Theater und Variete ist. „Zeitverschwcndung, wenn wir überhaupt spielen", meint« Bobby.„Der Tonfilm hat das Theater erschlagen. Drüben vor dem Kino Royal stehen die Leute Schlange. Seht nur mal hin!" Dre Freitagabend kam heran. Es waren nur noch 10 Minuten lis zum Beginn. Kostümiert und geschminkt standen wir bereit. Aber der Zuschauerraum war leer. Fünf Minuten. Noch immer leer. Eine Minute. Ein altes Ehepaar löste an der Kaff« Karten für die billigste Sitzkategorie und trat ein. Wir blickten uns an. Einige waren ver- blüftt. einige fahl vor Wut. Die beiden, allein im Zuschauerraum, lildeten einen gespenstischen Anblick.„Wir können doch nicht für zwei Personen spielen", sagte einer. Bobby biß die Zähne zusammen.„Doch, wir können!', rief er, „Die beiden sollen zufrieden stin! Kommt nur! Wir wollen uns beute besonders zusammennehmen! Unsere zwei Zuschauer sollen eine Festvorstellung haben!" * Man zauderte, lachte oerlegen. Dann stimmt« man Bobby zu. Sylvia war es, die das Ehepaar einlud, sich in die erste Reihe zu bemühen„Die beiden sollen vergessen, daß sie allein im Saal sind", sagte Bobby. Wir boten dem alten Herrn Zigarren an und beschenkten die alte Dame mit einer Schachtel teurer Bonbon»,.
„Und nun los!', rief Sylvia„Die beste Vorstellung unseres Lebens. Vorhang auf!" Und mir leisteten, was wir konnten. Die Gleichgültigkeit, die sich eines jeden von uns wahrend der letzten Monate bemächtigt hatte, als wir vor fast leeren Häusern spielten, wich von uns. Es wurde ein« Galavorstellung. * Bobby sang, wie er seit Jahren nicht gesungen hatte. Er vergaß den leeren Saal. Er sang für«ine vielhundertkSpfige,. andächtig lauschende Zuhörerschaft, Der Komiker war witziger und lustiger denn je. Sylvia übertraf sich selbst. Sie war die verkörperte Anmut. Bequem saß das alte Ehepaar in der ersten Reih« da. Wir konnten seine Gesichter nicht ausnehmen. Aber er schien sich sehr be- haglich zu fühlen, Der Sologieger schien in den Bohnen Kreislers zu wandeln, Der Klavierspieler schien sich in einen zweiten Padercwski ver-- wandelt zu hoben, Und ich versuchte Moissi nachzuahmen, Wir fühlten olle, daß wir unser Bestes gaben. Und das machte uns trotz de» leeren Saales glücklich. Es waren wirklich Höchst- leiftungen. Ich bin dessen sicher, Und das Publikum lauschte, ohne sich zu rühren und ohne einen Laut von sich zu geben, ofsenbor ganz im Bann« unserer Kunst. * Der Vorhang fiel. Wir waren auf der Bühne stehen geblieben und sahen uns, von unserer eigenen Begeisterung hingerissen, mit strahlenden Augen an. „Hervorragend", sagte schließlich Bill.„Nie zuvor haben wir Besseres geleistet. Wirklich hervorragend!" „Gehen wir alle in den Zuschauerraum", schlug Sylvia vor. „Wir wollen unser Publikum fragen, wie es ihm gefallen hat." Wir nickten und gingen in den Zuschauerraum, Das Ehepaar saß noch immer da. * „An diesem Abend", so fuhr mein Nachbar fort,„beschlossen wir einstimmig, die Theatertruppe„Hallo! Hallo!" aufzulösen." „Ich glaub«, das Ende Ihrer Geschichte erraten zu können" sagte ich und stand auf.„Wahrscheinlich entpuppte sich dos alt« Ehepaar als ein mächtiger Filmagent mit Gattin und die beiden haben euch olle auf der Stell« nach Hollywood engagiert, nicht wahr?" Der alte Schauspieler schüttelte den Kopf. „Nein", sagte er traurig.„Zumindest war es nicht feststellbar. Die beiden schliefen so fest, daß wir sie nicht aufwecken konnten."
Slirnhildung und Jntelligens Hochstirnige Kopfbildung wird gewöhnlich als gleichbedeutend mit einer besonders guten geistigen Veranlagung betrachtet. Wenn die» nun zuträfe, so wären die Eskimos und viele Indianer, bei denen oft sogar sehr hohe Stirnen vorkommen, geistig besser ver- anlagt al» der Weiße, was aber in Wirklichkeit durchaus nicht der Fall ist. Ebensowenig brauchen Völker mit niederen Stirnen deshalb besonders unintelligent oder roh zu sein. Die Annahme, daß die Intelligenz eines Menschen von seiner Stirnhöh« wie auch von der Größe de, Gehirns abhänge, beruht dalier, wie di« jüngsten, auf Grund dreißigjähriger Studien veröfientlichten Forschungen von Dr. Hrdlicka in Washington gezeigt haben, in vielen Fällen ans einem Irrtum. Es können nämlich auch Menschen mit niederer Stirn geistig sehr gut veranlagt sein, weil bei ihnen die ober« Gehirnpartie nicht, wie es den Anschein hat, zusammengedrückt wird, sondern der untere Teil de« Gehirns sich nur etwas mehr nach vorne verschiebt. Aber auch die Größe des Gehirns ist nicht immer ein sicheres Zeichen, daß«« Mensch hervorragend klug und geistig schwach
ytefohition des'Zaren Ton llalhan Qurdun Wenn es dem Väterchen Zaren an den Kragen ging,� dann ließ er Resolutionen schreiben, die mit„Gospadij porniluj Gott - erbarmen— anfingen und mit„Gospockij pornilnj endeten, in der Mitte aber neue Maßnahmen gegen das zur Freiheit strebende Volk brachten und die„Rechtgläubigen" durch eine kleine Aussorde- rung zu einem Judenpogrom abzulenken suchten! Im Jahre 1905 mußte es dem Zaren ziemftch schlecht gehen. denn S. M entschloß sich, zur Beruhigung des Volkes dem Lande ein«„Verfassung" zu geben! Wenn der Zar eine Resolution erließ, so war das mit einem großen Tamtam verbunden. Acht Tage vorher vergaßen olle G« Heimräte des Hofes, daß man in Rußland ein recht gutes Getränk, genannt Wodka, braue und zerbrachen sich die gräflichen Köpfe, um recht schöne Worte für die Resolution des„Gesalbten" zu finden. Nikolai der II. lieble Geheimnisse. Wehe dem, der in der Presse«ine Andeutung über eine Resolution machte, bevor sie im„Staats- anzcigcr" erschienen war! Schon das Sprechen über eine kommende Resolution war staatsgefährlich. Seine Majestät liebte es eben, zu überraschen! lind erst wenn im amtlichsten Organ die Wort« standen ...„Wir usw. usm(40 Druckzeilen usw.)..." Dann erst konnte die andere„gemeine" Presse in die Posaunen stoßen! Wenn eine solche Staatsaktion schon mit jeder Resolution ge macht wurde, kann man sich denken, was geschah als die.Verfassung" vorbereitet wurde. Die Redakteure des Staatsanzeigers sollen vier Wochen vorher nicht geschlafen haben.... Das ganze Land schlug täglich fiebernd die Zeitung auf. Ob es schon drin war". Di« Auslage der Zeitung S. M. stieg sprunghaft... bis— käs eine kleine jiddische sozialistische Zeitung in Wilna der ganzen Press« und Seiner Majestät selbst einen Strich durch die Rechnung machte!-- Die Sache hat sich recht komisch abgespielt. Ein guter Tropfen führt zusammen. Ein hohes Tier, ein Ministerialdirektor, an» der Staatskonzlei liebt«»ben diesen guten Tropfen und schüttet« ihn in ergiebigen Merrgen allabendlich in einem Restaurant in sich hinein. So gegen J 12 Uhr noch dem xten Gla» wurde Seine Exzellenz gemütlich und war sogar auf die Juden gut zu sprechen. Vom Nebentisch rief er dann einen jüdischen Journalisten herbei, um ihm neue Witze(jeden Abend dieselben) zu erzählen. Der guten Informationen wegen hörte der Journalist geduldig die hup... Gespräche... hup..- Seiner hup... Exzellenz on.% An einem kalten, echt Petersburger Abend griff der Herr Ministerialdirektor besonders freudig zur Flasche, sah bald den doppelköpfigen Adler auf der Etikette zu einem vierköpsigen Untier'* werden und die liberalen Gefühle regten sich... Er rief den jüdischen Journalisten herbei und noch dem zwanzigsten Glas und Witz begann er mit schwere: Zunge: „Du... hup... weist nicht, was ich in der Tasche habe... hihihi... Hup di« Verfassung... Jawohl hup... die Der- fossung, die erst in einer Woche hup... erscheinen soll!" Mit diesen Worten nahm der Ministerialdirektor ein Schriftstück aus der Tasche und hielt es dem Journalisten vor die Rase. Dem Journalisten schwindelte, er las wirklich....Abschrift der Der- sassung... Wir Nikolai usw. usw." Seine Iournolistenhand griff zum Bleistift. Aber er kämpfte mit sich. Sollte er diesen betrunkenen Trottel ausnutzen?!-- Ja, denn es galt, den ganzen Zarismus lächerlich zu machen! Und schon flog die Hand über den Block. Ohne daß der Be trunkene etwas merkte, schrieb der Journalist die übrigens nicht besonders lang« Verfassung ob! Noch in derselben Nacht fuhr der Journalist selbst noch Wilna . Und einen Tag später stand die Zarenverfassung zum erstenmal ge- druckt, gleich mit der vernichtenden Kritik, in der kleinen Wilnacr jiddischen Arbeiterzeitung. Das liberale Rußland brüllte vor Lachen! Nun gab es kein Halten mehr: die gesamte Presse druckte die Verfassung aus dem Wilnacr Blatt ab. Natürlich schritt sofort die Polizei ein und beschlagnahmte die Zeitung, aber es waren genug Exemplare In die Oeffentlichkeit gelangt, und eine demokratische Zeitung schrieb mit Bosheit:.Der jiddische„Staatsanzeiger" in Wilna bringt.. Am Hof bekamen drei Geheimräte die Gelbsucht und vier Staatssekretäre Schlaganfall. Die Monarchisten fühlten einen ern- sten Schlag... Das Heiligtum war lächerlich gemacht. Der Journalist, der mir dieses eigene Erlebnis erzählte, fand das Zuchthaus in Wilny gar nicht so schlimm. Den Ministeriol- direkter hup... hat er nicht verraten. Er konnte drei Jahre unge- stört in der Zelle an der Geschichte des russischen Sozialismus arbeiten.
ITas Shakespeare verdiente Ein Professor aus Illinois hat viele Arbeitsjahre darauf ver- wandt, Shakespeares Einnahmen genau festzustellen. Er ist dabei zu dem Ergebnis gekommen, daß der Dichter in seinen besten Schaffensjahren al» Dramatiker, Dichter, Schauspieler und Theater- unternehme? im Durchschnitt ein Jahreseinkommen von 5000 Mark hotte. Diese auf den ersten Blick gering erscheinend« Summe ist gleichwohl nicht so klein, wenn man di« inzwischen erfolgte Der- änderung des Geldwertes berücksichtigt. Danach würden Shakespeares Einnahmen heute einen Wert von etwa 40 000 Mark darstellen. Moderne Schriftsteller englischer Zunge brauchen aber ihren großen Vorgänger nicht zu beneiden. Unter ihnen ist mindestens einer, der den fünffachen Betrag von Shakespeares Einnahme als Einkommen- steuer zu zahlen hat.