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Rr. 371-45. 3abraang 3. Beilage des Vorwärts 2m

Die Jugend tagt.

Jugendliche Arbeiter und Angestellte beraten.

Im Berliner   Gewerkschaftshaus tagte am Sonntag die erste Be-| sationen auf das herzlichste willkommen und verlas eine Reihe Be­zirtsjugendleiter Konferenz. des ADGB.  , Bezirk grüßungsschreiben, so, des Reichsarbeitsministers Stegerwald, der Berlin- Brandenburg- Grenzmart. Der Bezirkssekretär Genosse preußischen Minister für Volkswohlfahrt, für Handel und Gewerbe, Vollmerhaus fonnte die erfreuliche Mitteilung machen, daß sich für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung. dieses Kind der Nachkriegszeif, wie er die gewerkschaftliche Jugend­bewegung mit Recht bezeichnete, seit der Anstellung des Bezirks­jugendfekretärs Genossen Wöllner recht gut entwickelt hat. In Berlin   sind heute etwa 26 000 jugendliche Arbeiter und Arbeiterinnen bis zu 18 Jahren freigewerkschaftlich organisiert, in der Proning Brandenburg und der Grenzmart rund 17 000, zusammen also 43 000. Einschließlich der Jugendlichen bis zu 21 Jahren gibt es im Bezirk

zurzeit etwa

80 000 freigewerkschaftliche Organisierte der Jugend. Dieser Macht können auch die Behörden ihre Anerkennung nicht mehr versagen, wie sie es anfänglich getan haben.

Der Hauptreferent auf dieser Konferenz, Genosse Masch te vom ADGB.  , ging in seinem Vortrag Die Jugendprobleme der Gegen wart" davon aus, daß ein Teil der heutigen Jugend ungehalten darüber ist, daß die Arbeiterschaft infolge ungenügenden Elans ihrer und des Kurztretens älteren Arbeiter nicht schnell

Im Mittelpunkt der Feier stand die Aufführung des Sprech chorwertes Der große Gang" von Alfred Thieme   durch die Jugendgruppe Hamburg  . Die Aufführung erntete einen wirklich verdienten Erfolg.

Bunft 12.15 Uhr nahm die unter der Devise Arbeit Beruf Verfassung" aufgezogene Rundgebung auf dem Marktplatz Lübecks   ihren Anfang. Es sprachen der Lübecker   Bürgermeister Löwigt, für den Verbandsvorstand des 3dA. Georg Udo. Dieser zeichnete ein Bild des Aufbaues der 3dA.- Jugend, wo heute zusammengefaßt sind, sowie die vielfältigen Zweige der Jugend­fast 30 000 Jugendmitglieder in etwa 350 Jugendgruppen

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orbeit des Verbandes.

Mit gemeinsamem Gesang: Wann wir schreiten Seit an Seit - und einem von dem Reichsjugendleiter ausgebrachten, begeistert erwiderten dreifachen Freundschaft" endete die Kundgebung.

Dienstag, 11. August 1931

von Arcentales bei den Unruhen im Süden verhaftet, weil sie die Demonstranten gegen die Regierung aufhezten.

Für den weiteren Verlauf der politischen und sozialen Neu­ordnung in Spanien   hängt viel davon ab, wie sich der Syndikalismus fünftig dem Parlamentarismus gegenüber einstellt. Die Partei­bildung und gruppierung im neuen Spanien   ist ja noch nicht zu Ende. Nach einem Umsturz finden sich fast überall in allen Par­teien Leute ein, die eigentlich in ein anderes Lager gehören.

Um das Nachtbackverbot.

Die Gefahren seiner Auflockerung".

Ueber die Frage des Nachtb adverbots wird auf dem Frankfurter   Gewerkschaftstongreß ein deutliches Wort gesagt werden. Das ist schon deshalb notwendig, weil die Gewerkschaften in dieser Frage nun auch die Konsumgenossenschaften zu ihren Gegnern zu zählen haben. Die Genossenschaften behaupten, das Nachtbackverbot verteuere die Brotherstellung, und mit dieser Behauptung begründen sie ihre Forderung nach der Aufhebung des Verbots.

Die Brotpreisverbilligung ist, wie die Gewerkschafts­3eitung", die Wochenzeitschrift des ADGB.  , in ihrer neuesten Nummer im Anschluß an die Berechnungen des Verbandes der Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter feststellt, viel zu gering, als daß sie als Gegenwert für den Preis genügen könne, der auf dem Spiele steht. Die Gefahr, daß ein Teilerfolg der Gegner unserer sozialen weitere Verlu ziehe, bestehe

vorwärts bringe. Mit mehr Schneid tönne nach der Meinung diefer Nach dem Umsturz in Spanien  . befte mer, aber fie fei in teinem Falle jo groß, mie bei einem

jungen Menschen viel schneller und viel mehr sozialiiftsches Terrain gewonnen werden.

Diese Einstellung ist durchaus begreiflich. Die heutige Jugend hat den ungeheuren Weltbrand von 1914 bis 1918 nicht denkend er= lebt, die Kämpfe und Nöte der Arbeiterschaft in der Vorkriegszeit aus eigener Anschauung nicht kennengelernt, und vor allem auch nicht die sprunghaften Fortschritte der Technik im letzten Jahrzehnt durch­lebt. Ihr fehlt daher ein Vergleichsmaßstab mit der Vor­friegszeit, um die heutige Zeit und die heute notwendige Taktik in der Arbeiterbewegung begreifen zu können. Die Hauptaufgabe der gewerkschaftlichen Jugendarbeit muß daher sein, die Jugendlichen mit der Kompliziertheit allen fulturellen, wirtschaftlichen und poli­tischen Werdens vertraut zu machen und sie von dem Halbwissen zu befreien. Neben dieser erzieherischen und bildenden Arbeit muß

aber eine

planmäßige Betreuung der Jugendlichen,

die persönliche Hilfe, insbesondere der erwerblosen Jugendlichen, ein­hergehen, wie es schon geschieht durch die Berufsberatung, Lehr ſtellenvermittlung, berufskundliche Lehrgänge usw. Die Jugend müsse zu wissenden und zielflaren Menschen herangebildet, nicht aber ver­bildet werden.

In der Diskussion wurde ganz allgemein das schärfste Mißtrauen dem freiwilligen Arbeitsdienst entgegengebracht und verlangt, daß die Gewerkschaften dieser verkappten Vorstufe der Arbeitsdienstpflicht ihre größte Aufmerksamkeit zuwenden, damit unter der Maste des freiwillgen Arbeitsdienstes nicht reaktionäre politische Stoßztrupps heranwachsen. Genosse Wöllner, dessen Ausführungen mehr internen organisatorischen Charakter hatten, appellierte besonders an die Behörden, daß sie sich bei der Bereit­stellung von Mitteln für die gewerkschaftliche Jugendarbeit endlich be­wußt werden sollen, daß es sich hierbei nicht um die Arbeit einer Organisation, sondern um das einheitliche Zusammenwirken von dreißig Verbänden im Bezirk handele. In einer einstimmig ange= nommenen Entschließung wird u. a. ganz entschieden gegen die Herausnahme der arbeitslosen Jugendlichen unter 21 Jahren aus der Arbeitslosenversicherung protestiert.

4. Reichsjugendtag des ZdA.

Lübed, 10. August.( Eigenbericht.) Selbst für eine Fremdenverkehrsstadt wie Lübeck   bot sich am vergangenen Sonnabend und Sonntag auf allen Zufahrtsstraßen, auf den Bahnlinien sämtlicher Richtungen ein überaus lebhaftes, buntbewegtes Bild: Der Zentralverband der Angestellten hielt feinen Reichsjugendtag ab. Sonderzug auf Sonderzug rollte an; endlose Lastwagenfarawanen, Scharen von Autobussen und Radfahrern bewegten sich aus den näher gelegenen Orten in Rich tung der alten Hansestadt.

Die Wirtschaftskämpfe unter politischem Einfluß.

Schwere Streits und blutige Zusammenstöße zwischen Streifen den und der Pozizei sind in den letzten Tagen in verschiedenen Teilen Spaniens   an der Tagesordnung. Die Hauptsturmgebiete sind Andalusien   und Katalonien  . In Sevilla   ist das Kriegsgesetz pro­flamiert worden. In Barcelona   droht jeden Augenblick der General­streit auszubrechen. Schwere Opfer an Gut und Blut haben die Stürme der letzten Tage gefoftet. Zeitweilig mußte man angesichts der sich häufenden Hiobsbotschaften den Eindruck bekommen, als ob nach der Revolution eine neue Revolution ausgebrochen sei. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch zweifellos nur um einen großen Gärungs- und Umbildungsprozeß, der nach dem Sturz der Diftatur mit aller Macht zu einer politischen und sozialen Neuordnung der Dinge in Spanien   vorwärtsdrängt.

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Unendlich viel soll und muß die neue, die republikanische Regie: rung besser machen; denn die breiten Massen hatten unter dem alten Regime schwer zu leiden. Die Arbeiterorganisationen konnten sich früher politisch und gewerkschaftlich infolge der Rückständigkeit der Massen nicht entwickeln. Jetzt macht dieser Rückstand einem Mann wie Caballero, dem Führer der dem JGB. an­geschlossenen Gewerkschaften, die Arbeit für den sozialen Aufstieg ungeheuer schwer. Dazu kommt, daß Not und politische Unreife in Bendung der Dinge entstehen ließen. Die ausgeplünderten ver­den breiten Massen begreiflicherweise Illusionen über eine plötzliche armten Massen glaubten, daß nach der Revolution im Handumdrehen die Not beseitigt werden könne. Je größer der Drud, desto stärker die Sehnsucht nach Besserung der Verhältnisse, desto stärker die Er

wartungen und Hoffnungen.

Den Sozialisten in der spanischen   Regierung geht es ähn­lich, wie es der deutschen   Sozialdemokratie und den deutschen Ge­werkschaften nach dem Umsturz erging. Jede Mahnung, daß man

nicht auf einmal mit beiden Füßen und in einem Sprung ins Para­

dies springen könne, wurde bei uns dem ehrlichen Arbeiter für die Sache des Volkes als Verrat, als Flaumacherei und Schlappheit an­getreidet. So ist es heute auch in Spanien  .

Die Rolle der Kommunisten wollen allem Anschein nach in Spanien   die Syndikalisten spielen, womit nicht gefagt sein soll, daß der spanische Syndikalismus und der Bolschewismus ein und dasselbe seien. Die Syndikalisten find antiparlamentarisch ein­gestellt. Sie erwarten alles von der direkten Aktion, und die Folge davon ist, daß sie durch ihr Drauflosstreifen der parlamentarischen Reformarbeit Schwierigkeiten über Schwierigkeiten bereiten. Aber das fümmert sie nicht viel; denn sie erwarten ja vom Parlament nichts. Die Syndikalisten sind auch stark lokal eingestellt und die spanischen   Föderalisten, die vor allem in Ratalonien obenauf sind, versuchen mit Hilfe der Syndikalisten die Zentral­gewalt in Madrid   zu schwächen. Eine Stärkung der Madrider Regie­Die Begrüßungsfeier fand in der gewaltigen Lübecer rung wäre aber gerade jegt nötig, wenn sie ihren umfangreichen 700- Jahr- Halle statt. Sie konnte die Teilnehmer längst nicht fassen; und schwierigen Reformarbeiten nachkommen und gerecht werden trog legter Raumausnutzung mußten Hunderte vor den Toren soll. Ganz wie bei uns in den Sturmjahren nach dem Zusammen­bleiben. Nach dem feierlichen Einmarsch der Fahnenträger eröffnete bruch treibt der hemmungslose Radikalismus eines Teils der Reichsjugendleiter Ludwig Diederich die Tagung. Er hieß die Arbeiterschaft in Spanien   den Gegenrevolutionären Wasser auf die Jugendmitglieder des Verbandes sowie die recht zahlreich er- Mühlen. Es ist bezeichnend, daß sich jetzt bereits schon wieder die schienenen Gäste, insbesondere die Delegationen der dänischen, Monarchisten stärker hervorwagen. So wurden der ehemalige holländischen, tschechischen und deutsch  - böhmischen Bruderorgani-| Sefretär der monarchistischen Union Fuentes Bila und der Graf

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Angriff auf das Nachtbadverbot. Bei seiner Aufloderung" werde es nicht bleiben; denn die Zulassung der Nachtarbeit in den Brotfabriten wäre für die Bäckermeister das Signal zu einem Rampf um die völlige Beseitigung des Nachtback­verbotes.

,, Wir find", so betont die Gewerkschaftszeitung" ,,, überzeugt, daß die Arbeiterschaft es den Konsumgenossenschaften nicht ver­gessen würde, wenn sie durch eine Auflockerung" des Nachtbad­verbots den Anstoß dazu geben, daß der nach dem Krieg endlich errungene Erfolg in diesem Ringen der Arbeiterbewegung, der sich im Nachtbackverbot manifestiert, ausgelöscht wird. Auch die Ar beiterschaft wird die Ermäßigung des Brotpreises um einen ge­ringen, noch nicht einmal feststehenden Betrag nicht als ange­messenen Gegenwert für diesen Rückschritt akzeptieren- zumal andere Möglichkeiten zur Berbilligung des Brotes gegeben sind."

Wir möchten wissen, wie die Anhänger der Aufloderung" des Nachtbackverbots dessen Aufrechterhaltung bei der Konkurrenz sich vorstellen. Oder glaubt jemand, daß die Wirtschaftspartei, das Zentrum, die Bayerische Volkspartei  , die Deutschnationalen, die Bolkspartei, die Staatspartei, daß überhaupt eine einzige bürger­liche Partei dann nicht ihre Mittelstandsfreundlichkeit beweisen werden wollen? Und wo gibt es dann moralische Argumente, die start genug wären, den Bäckermeistern zu verweigern, was man den Konsumvereinen( ausgerechnet!) erlaubt hat!

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Und wenn einmal das Nachtbackverbot in den Bäckereien ge fallen ist nun, es gibt noch andere Verbote der Nachtarbeit, die den Unternehmern sehr unangenehm find. Was man den Konsum vereinen zugesteht, wird man den Privatunternehmern schwerlich verweigern.

Ein mildes Urteil.

Unternehmer vor Gericht.

Ein trübes Licht auf die Arbeitsverhältnisse in der Großauto­wäscherei Translag" in der Belle- Alliance- Straße 6 warf am Montag eine Verhandlung vor der Abteilung 14 des Amtsgerichts Berlin- Tempelhof. Gegen die Firmeninhaber Bode und Müller war Strafantrag gestellt worden wegen Verstoßes gegen die Arbeitszeitverordnung und die Arbeiterinnenschutzbestim­mungen der Gewerbeordnung.

In dem Betriebe, wo hauptsächlich Autodroschken am laufenden Band gewaschen werden, wird formell in drei Schichten zu je sechs Stunden gearbeitet, von denen die erste des Morgens um 3 Uhr beginnt und die legte um 9 Uhr abends endet. Ab 3 Uhr morgens hatte die Firma auch Arbeiterinnen beschäftigt, obwohl die Gewerbeordnung die Beschäftigung von Arbeiterinnen vor 6 Uhr morgens verbietet. Weiter hatte sie Arbeiterinnen nicht nur an Wochentagen, sondern auch an Sonntag en beschäftigt und sogar über zehn Stunden hintereinander. Pausen wurden überhaupt nicht regelmäßig und nur in ganz unzureichendem Maße gewährt.

Die Herren Chefs und ihr Rechtsanwalt versuchten, diese Arbeitszeitregelung mit der Eigenart" ihres Betriebes zu be gründen, fich als ein ,, Verkehrsunternehmen" zu firmieren, für das

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