Der ,�oie Hahn" vom Siurm ZZ Hai sich de? Gerichtsverhandlung durch die Flucht entzogen
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Und als Hilter die Legalitat der SA. beschwor, da krähte der Rote Hahn höhnisch dreimal.. Insel der Ziuhe. Sommerliche Begebenheiten in der Tschechoslowakei .
Prag , im August. 'Außenminister.Benesch hat in einem seiner letzten Exposes die Tschechoslomatei eine„Insel der Ruhe" genannt, um die rings- herum die Brandung schlägt. Tatsächlich geht es trotz mancher «Sturmzeichen in der Tschechoslowakei nicht so wild zu, wie in den Nachbarstaaten. Schießereien und Messerstechereien zwischen An- hängern feindlicher Parteien gibt es hier nicht. Hitlers gelehrige Schüler, die teschchischen Faschisten, sind im Vergleich zu den reichs- deutschen Hakenkrcuzlern harmlos« Spießbürger. In Ermanglung einer Zreg kraft gedenken sie sich jetzt als— monarchistische Partei zu etablieren. Inserate in ihrein Blättchen suchen einen edlen, reichen Gönner, der bereit wär«, eine Königspropagando zu finanzieren. Auch während der wirtschaftlichen Höchstspannung in Deutsch - lond war in der Tschechoslowakei eine an Ereignissen arme Zeit. Di« Borgänge In Deutschland wurden nnt höchstem Interesse, sa mit Bangen oerfolgt. Das Krochen im GebgU des deutschen Finanz- kapital? war in Prag deutlich hörbar. Das Gewitter ging diesmal noch an uns vorbei. Nervös war man, als der Alartkurs an der Prager Börse einige Tage geskrichen war: seine dauernde Schwächung hätte den tschechoslowakts6)en Export gefährdet, da Deutschland im tschechoslowakischen Außenhandel den ersten Platz einnimmt. Die Wirtschaftskrise hat sich im Sommer nicht wesentlich ge- bessert. Große Eisenwerke entlassen Tausend« Arbeiter. Textil- fabriken, insoweit sie noch im Gange sind, schränken den Betrieb weitet ein. Mit Besorgnissen sieht man dem kommenden Winter entgegen. Die Wirtschaftskrise erschweren noch die Agrarier durch ihre Forderungen. Wegen agrarischen Widerstandes konnte dos Paralament nur den ganz unzulänglichen Betrag hon 600 Millionen tschechischer Kronen als Staatsgarantie für Exportkredit« be- willigen. Auch die Nationaldemokraten haben dieses Gesetz sabo- tiert, weil es in. erster Reihe Exporte nach S o w j e t r.u h l a n d betrifft. Als das Parlament in die Sommerferien ging, befand sich die Regierungskoalition in einem derart zerrütteten Zustande, daß der Ausbruch einer Krise nur mit großer Mühe verhindert werden konnte. Die Gegensätze zwischen sozialistischen und bürgerlichen Parteien waren so heftig und häufig, daß Gesetzesvorlagen nicht vorwärts kamen. Der agrarische Ministerpräsident U d r z a l kündigte für den Herbst die Bildung einer neuen, kompakteren Regierungsmehrheit an. Dos agrarische Tageblatt, welches diese Aeußerung aufgriff, bemühte sich zu zeigen, daß ein« Regierung ohne Sozialisten möglich wäre.
Eine rein bürgerliche Koalition, nach welcher sich der faschistische Flügel der Agrarier und die Nationaldemokraten sehnen, hätte aber im Abgeordnetenhause nur eine Stimme MehrheitI Die Agrarier waren ganz verblüfft, als ihnen die Sozialdemo- traten rechnerisch bewiesen, daß eine viel stärkere und kompaktere Regierungsmehrheit entstände, wenn statt der Agrarier die.jetzt aus- geschalteten deutschen und slowakischen Klerikalen in die Regierung kämen. Um keinen Preis wollen die Agarier sich aus der Regierung herausdrängen lassen, denn sie könnten dann den Staatsapparat nicht mehr für ihre politischen und. materiellen Zwecke verwenden. Die Entscheidung bringen die Gemeinde- wählen im Oktober, die zur Regierungsumbildung führen werden. Die Nationaldemokraten haben mit Freuden die Anregung eines Abgeordneten der Gcwerbepartci begrüßt, wiedev ein« allnatwnale Koalition, das. ist«ine Koalition ohne hie Döfe. fchen, zu bilden. Nicht nur die Sozialisten, auch fortschrittlich. gs- sinnte Bürgerliche lehnen diesen ganz absurden Einfall rundweg ab. Sehr lebhaft ging es im Parlament und in der ganzen tfchechi- fchen Osffentlichkeit zu, als das Abgeordnetenhaus über die Korruptionsaffärs des ehemaligen Ministers und jetzigen Ober- fafchisten Stribrny verhandelte. Der Bericht des sozialdemokratischen Referenten Koudelka, Stribrny habe sein Minifteramt zu seiner Bereicherung mißbraucht, wurde nach langen Debatten ge- nehmigt. Stribrny wird jetzt vor ein Strafgericht gestellt werden. Für seine Unschuld setzt« sich am meisten Kramarsch, der Führer der Nationaldemokraten, ein. Auch die Kommu- n i st e n sprangen im Parlament Stribrny zu Hilfe und erwiesen sich mich hier als Verbündete des Faschismus. Sensation hat in der letzten Zeit ein Kampf des Prager Erz- bifchofs Dr. K o r d a t s ch mit dem Vatikan hervorgerufen. Erzbischaf Kordatsch, dessen sozialrcvolulionäre Hirtenbriefe bekannt sind, wurde Rom unbequem: der päpstliche Nuntius Eiriaci zwang ihn unter Androhung schwerer Strafen(sogar Exkommunikation) zur Unterzeichnung eines Abdankungsbriefcs. In Interviews erklärte aber der Erzbischaf Journalisten, die von ihm erpreßte Resignation sei eigentlich ungültig, doch«olle er sich als guter Katholik dem päpstlichen Befehl fügen. Er fühle sich trotz seiner 80 Jahre weder zu all noch zu schwach für sein Amt- Der Nuntius erteilte ihm sodann öffentlich eine scharfe Rüge und bezeichnete es als unerhört, daß ein Erzbischaf so sprechen konnte. Der Vorfall ist für die tschechischen Klerikalen, die mit dem Nuntius gegen den Erzbischaf sind, ein schwerer Schlag. Die Gläubigen sogen, man würde den Erzbischos Kordatsch, wenn es möglich wäre, wie einst den Magister Johannes Hus , auf dem Scheiterhaufen verbrannt haben. stustohk Illovy.
Faschismus in Danzig . Naziregienmg verbietet Arbeiterbewegung! Danzig . 13. August. tEigeuvericht.j Die von den Nazis abhängige Tanziger Regierung bereitet einen neue» Schlag gegen die Werktätigen vor. Sie will ihr in vier Monaten entstandenes Defizit von 12 Millionen Gulden durch neue unerhörte Belastungen und durch Abbau der sozialen Rechte decken. Da die Regierung die Kritik an ihren volksfeindlichen Maß- nahmen fürchtet, hat sie zunächst die sozialdemokratische ..Volksstimme" auf vier Tage verboten. Eine Versamm- lung der Sozialdemokratie wurde ebenfalls untersagt. Jetzt ist die Regierung sogar dazu übergegangen, sozial- demokratische Mitgliederversammlungen zu verbieten. Eine große Mitgliederversammlung, die auf Donnerstag- abend einberufen war, wurde in letzter Minute mit der Begründung untersagt, daß sie„unfriedlichen Zwecken" diene, obwohl der Hanptsprecher Julius Gehl sein sollte. der jahrelang an der Spitze des Freistaates stand. Diese Maßnahmen tragen ausgesprochen faschistischen Eharak- ter; sie möge» überall in Deutschland als Lehre und Warnung dienen!
Ein nationaler Held. Sin Vorkämpfer gegen Mißwirtschaft und Korruption. Der Führer des Stahlhelm in Sanger hausen ist ein gewisser Hauptmann a. D. Woge. Er ist Stadt- verordneter und Mitglied des Stadtsparkassenkuratoriums. Er hat sich eifrig beim Voltsbegehren und beim Volksentscheid gegen die Preußenregierung betätigt. Auch auf dem Breslauer Stahlhelmtag spielt« cr als Volksredner eine Rolle. Er verstand es prachtvoll, gegen„die rote Mißwirtschaft und Korrup- tion in Preußen" zu deklamieren und die Beseitigung der Mißwirtschaft zu fordern. Kurzum ein nationaler Held in jeder Faser seines Wesens. Herr Hauptmann a. D. Woge ist Mitinhaber der Getreide- und Futtern, ittelgroßhandlung I. G. Hoeltz u. Söhne in Sangerhausen . Die Firma ist vor kurzem in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Als das Aergleichsversahren eröffnet wurde, wurde von sachverständiger Seite festgestellt, daß die Bilanz schon seit Iahren nicht gestimmt Habel Die Firma strebt nun einen Vergleich mit ihren Gläubigern auf der Grundlage von 30 Proz. an. Herr Wage, der Mitglied des Stadtspartassen- k u r a t o r i u m s ist, verstand es, Wechselkredite von der Stadtsparkasse zu erhallen. Roch 14 Tage vor der Er- äsfnung des Vergleich so erfahr ms hat er einen erneuten Wechsel- kredit von SOOO Mark von der Stadtsparkasse abgehoben, obgleich ihm die Lage seiner Firma selbstverständlich bekannt war. Es wird untersucht werden müssen, ob nicht der Tatbestand des Kredit- b e t r u g s gegenüber der Stadtsparkasse Sangerhausen vorliegt. Sicherlich aber erfüllt es den Tatbestand der Korruption, wenn ein Mitglied des Sparkassenkuratoriums sich von der Spar- kasse für sein bankerottes Geschäft einen Wechjelkredit geben läßt! Die Stadtsparkasse hat serner ihren Wintervorrat von"Koks bei der Firma de» Horm Woge bestellt gehabt. Sie hat ihn bezahlt und vorläufig bei der Firma gelagert. Als die Zahlungsschwierigkeiten bekannt wuvdm und die Sparkasse den Koks Holm lassm wollt«, war er nicht mehr zu finden. Dos ist auch«in Tatbestand, der den Staatsanwall angeht. Die Oesfentlichkeit jedoch fragt: Warum hat der Stahlhelm führer, der Mllglied des Sparkassen- kurawriums ist, ausgerechnet dies« Lieferung erhallen? Rur nebenbei soll erwähnt werden, daß außer der städtischen Sparkasse auch noch die Kreissporkasse nnt 40 000 Mark an dem Zusammenbruch beteiligt ist. Den Aktiven von 126 000 Mark stehen Passiven von 350000 Mark gegenüber. Man versteht jetzt, warum dieser Stahlhelmführer so laut über die„rote Mißwirtschaft und die Korruption in Preußen' geschrien und so sehnsüchtig nach einem Stahlhelm- rcgimcnt in Preußen Ausschau gehalten hat. Er brauchte Kredite und eine Sanierung für sein bankerottes Unternehmen. Staats- geld in die Kassen seinesgleichen— das ist fem politischer Sauberkeitsbegriff, den er in Preußen einführen wollte!
Oie Kranzen-Reise. Ratlosigkeit der Draonschweiger Rationalsozialisten. Vraunschweig. 13. August.(Eigenbericht.) Die Rationalsozialisten des Landes Braunschweig haben sich bisher immer noch nicht zum Rücktritt des Ministers Franzen geäußert. Die Deutschnational« Bokkspartei bemüht sich dagegen, den jetzigen unhaltbaren Zustand zu ändern, indem sie vorschlägt, in Zukunft in Braunschweig nur einen Minister amtieren zu lassen. Die Nationalsozialisten scheinen auch bereit zu sein, wenigstens behaupten das die Deutschnationalen, den jetzigen deutschnationalen Finanzminister Dr. Kuechenchal zu stützen. 5tuechenchal hat sich auch schon berell erklärt, die Geschäft« als alleiniger Minister fortzuführen. Die Sozialdemokratie ist bisher aber noch nicht um ihr Einverständnis gefragt worden, obwohl sie darüber ein wichtiges Wort mllzureden hat. Die Verfassung des Landes Braunschweig bestimmt, daß wenigstens zwei Minister das Staatsministerwm bilden. Es ist jedoch nicht anzunehmen, daß die Sozialdemokratie mit der Herabsetzung der Ministerzahl einverstanden sein wird. Eine Aendcrung der Landcsversalsung aber ist nur mit Zweidrittelmehrheit möglich. Auch eine Landtagsneuwahl kann nur mit Zweidrittelmehrheit be- schlössen werden. Irgendwelche Beschlüsse sind bisher von keiner Seite gefaßt worden. Bis jetzt hat man aber den Eindruck, daß die Nationalsozialisten durch den Rücktritt Franzens voll- kommen hilflos geworden sind. Franzen hat sich jedoch bereit erklärt, bis zum Zusammentritt des Landtags im Amte zu bleiben. Er führt immer noch, um mit ihm selbst zu sprechen, die „Notverordnungen der Briming-Dittatur" durch, allerding» als ge- schästsführender Minister. Da die Nationalsozialisten keinen Aus- weg aus der Krise wissen, wäre es sehr wohl möglich, daß sie einen Mann aus dem„stinkenden Misthaufen'(frei nach Goebbels ) stützen und tolerieren. Der italienisch« vizekonsul Zurev! in Brüssel ist aus dem Heim- weg« von mehrere» Unbekannten überfallen, schwer mißhandelt und verMvdet aotbmi. Die Täter find i—-»»»�«ntkommeu.
Deutschland und Polen . Verständigungsarbeit. Alexander Skrzynski hat als polnischer Ministerpräsident und Außenminister wiederholt seinen aufrichtigen Willen zu freundnachbarlicher Verständigung mtt Deutschland öffentlich kundgegeben. So auch anfangs 1926 einem„Vorwärts'- Redakteur gegenüber, der ihn in Warschau besuchte. Neuerdings hat dieser polnische Staatsmann im Krakauer„Illustr. Curier', dem ver- breitetiten Blatt Polens , in einem Interview wiederum der Ver- ständigung mit Deutschland das Wort geredet. Wir hören aus Polen , daß dort eine weitverbreitete Stimmung sich geltend macht und zwar in der Richtung, daß man mtt der allzugroßen Schwärmerei für Frankreich wenig Nützliches erreicht habe und daß es viel besser wäre, in ein freundschaftliches Lerhältnis sowohl zu Deutschland aus auch zur Sowjetunion zu kommen. Der deutsch -polnischen Verständigung dient auch die S o m m e r- schule, die vom 22. August bis zum S. September in Löwenberg bei Breslau abgehallen wird. Die deutsch -polnisch« Sektton der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit hält dort Kurse über die Probleme der deutsch -polnischen Beziehungen und die Möglichkeiten ihrer sricdltchen Lösung ob. Deutsche , polnische, englische und französische Persönlichkeiten werden als Vortragend« an diesem nützlichen Werk mitwirken.
Sozialisten gebieten Ruhe. Waffensuche in Spanien . Madrid , 13. August.(Eigenbericht.) Die Sozialistische Partei veröffentlicht ein äußerst scharfes Moni- fest gegen die syndikalistischen und kommunistischen Attentate der letzten Zeit und droht mit Vergeltungsmaßnahmen, falls die Verbrechen nicht aufhören. In ganz Spanien sind seit Mittwoch, besonder» in den Zlrbeiter- vierteln der Städte, polizeiliche Haussuchungen nach Waffen im Gange. Allein in Asturien wurden 5000 Pistolen ge- siindsn. In Saragossa wurde der Versuch der Syndikalisten, das sozialistische Gerverkschastshaus zu stürmen, durch die Polizei ver-. «itelt. In S«villa-Land nimmt die syndikalistische Agitation zu � Die heiße Grenze. Ungarische Soldaten verhafteten in Hidas- Nemeti den tschechoslowakischen Zollbeamten Stefan, der den zur Zeit beurlaubten Letter des Zollamts oertritt, sowie den zweiten tschechoslowakischen Zollbeamten S l o m i k.. Nach ungarischer Dar- stellung sollen die beiden tschechoslowakischen Zollbeamten in an- geheitertem Zustande in der Hauptstraße des Ortes über Ungarn und die ungarischen Institutionen zu schimpfen begonnen haben. Darauf sei eine Schlägerei entstanden. Eine Gendarmerie-Patrouille habe sowohl die ungarischen als auch die tschechoslowakischen Teil- ushwer an der Schlägerei zum Gendarmeriekommando gebracht.