Zur Mitarbeit bereit aber... Reaktionärer Wunschzettel der Hausbesitzer. Der 52. Verbandstag des Zentraloerbandes deutscher Haus- und Grundbesitzervereine in Würzburg , dessen Teil- nehmer sich am 9. A u g u st in geschlossenen Kolonnen über die preußische Grenze fahren ließen, um aktio an der Abstimmungsblamage des Volksentscheids beteiligt gewesen zu sein, hat seine mehrtägigen, mit Festlichkeiten reich garnierten und daher gewiß anstrengenden Verhandlungen abgeschlossen. Er ver- öffentlicht eine Entschließung, in der er die Leitung des Zentral- Verbandes ermächtigt, der Reichsregierung die Mitarbeit des deutschen Hausbesitzes zum Wiederaufbau zuzusagen. Diese Phrase ist eine Anmaßung und ein durchsichtiges Agi- tationsmanöver zur Täuschung der Oesfentlichkeit. Wie die K o h l e n- und Eisenbarone Westdeutschlands sich in der schweren Zeit während und nach der Besetzung an st a a t l i ch c n S u b v e n- tioncn gesund machten, wie die Großindustrie bei der Sanie- rung der Danatbank große Gewinne aus Reichskosten einsteckt, so versuchen auch die Hausbesitzer jetzt, in dem Wirrwarr der Finanz- krise ihren Bereicherungsfeldzug auf Kosten der breiten Massen endgültig zu Ende zu sühren. Zur„Mit- arbeit am Wiederausbau" sind sie nämlich nur unter B e d i n- g u n g e n bereit, deren Erfüllung die allgemeine Wirtschaftskrise ungeheuer verschärfen muß. Sie verlangen, daß die Reichsregierung auf dem Notverordnungswege die Hauszinssteuer aushebt, die Wohnungszwangswirtschaft restlos beseitigt und die mietsrechtlichen Bs- stimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches , deren höchste soziale Un- gerechtigkeit jeder Mieter der Vorkriegszeit am eigenen Leibe gespürt hat, unverändert wieder in Kraft setzt. Der Abbau der Hauszinssteuer, die trotz der Minderemgänge der Steuerbefreiungen für Wohnungen Zlrbeitsloser, für leerstehende Großwohnungen und Geschäftsräume eine der sichersten Staatsein- nahmen ist, gefährdet die Finanzen der Gemeinden und der Länder auf das stärkste. Eine auch nur geringe weitere Kürzung der öffent- lichen Einnahmen aus dem Althausbesitz— gleichgültig, ob sie in Gestalt der Hauszinssteuer oder einer an ihre Stelle tretenden Staatsrente fließen— führt zu völligem Erliegen des Wvhnungs- baucs mit seinen katastrophalen Folgen für den Arbeitsmarkt. Die Aufhebung der Wohnungszwangswirtfchaft gibt die Mieter schutzlos willkürlichen Mietserhöhungen preis, deren Folge wiederum die Unterhöhlung der Massenkaufkraft ist. Was die Haus- paschas vorschlagen, ist also nicht„Mitarbeit am Wiederaufbau", sondern Katastrophenpolitik eines Jnteressentenhaufens. Der Entschließung des Würzburger Verbandstages der Haus» besitzer find der Zentralverbanü des deutschen Bank- und Bankier- gewerbes, der Reichsverband der deutschen Industrie und weitere Unternehmerverbände beigetreten. Der Reichsvcrband der deutschen Industrie mag sich mit seiner Fachgruppe Baugewerbe über die Auswirkungen des Hausbesitzerprogramms auf die Beschäftigung in der Bauwirtschaft auseinandersetzen. Werden die Forderungen der Hausbesitzer erfüllt, so droht das Baugewerbe voll» ständig zu erliegen, da es auf die öffentlichen Mittel Haupt- sächlich angewiesen ist. Es werden ferner die„deutschen Hypothekenbanken" unter den Unterschriften genannt. Damit wird ekne Irreführung der Leffentlichkeit oersucht. Der Entschließung der Hausbesitzer sind nur diejenigen Hypothekenbanken beigetreten, die hauptsächlich A l t h a u s b e s i tz beliehen haben, und zwar in den letzten Jahren zum Teil ohne die wirtschaftlichen Notwendigkeiten genügend zu be- rücksichtigen. Mehrere Hypothekenbanken, die die Interessen des Wohnungsneubaus wahrzunehmen haben, haben sich ganz entschie- den geweigert, die geforderten Unterschriften zu leisten. Die reaktionären Forderungen der Hausbesitzer werden dem stärksten Widerstand der Arbeiter, Angestellten und Beamten und ihrer politischen Führung, der Sozialdemokratie, begegnen.
Das Aussterben der alten Generale. Reichsregierung verlangt keine Pensionskürzungen. Die vor einiger Zeit verbreitete Meldung, daß anläßlich der Gehaltskürzung im Juni die Empfänger hoher Pensionen durch eingeschriebene Briefe der zuständigen Reichsministerien auf- gefordert worden seien, auf einen angemessenen Teil ihrer Pension zu verzichten, wird von neuem kategorisch dementiert. Zugleich wird mitgeteilt, daß es überhaupt kein« Militär- Pensionäre mit über 16 000 M. Iahrespcnsion gibt, und daß nur 115 Militärs 12 000 bis höchstens 16 000 M. Jahrespension be- ziehen. Allein im letzten Jahr seien 100 ehemalige Generäle ge- storben! seit der Veröffentlichung der Pensionsdenkschrift an den Reichetag im Jahre 1926 rund 500 ehemalige Generäle. Der frühere deutsche Kronprinz habe niemals einen Pfennig Militärpension beansprucht oder bezogen, der ehemalige bayerische Kronprinz Ruprecht überweise seit Kriegsende feine ganze Pension dem Landeskriegerverband Bayern . Von den pensionierten früheren Reichsmini st ern haben einige auf nicht unwesent- liche Teile ihrer Pension verzichtet. Im übrigen unterliegen auch die Pensionen, Wartegelder, Witwen- und Waisengcldcr sowohl der Gehaltskürzung wie auch, wenn sie I61OOO Mark überschreiten, der Krisensteuer. Die Angaben eines Münchener Sonntagsblattes, das nur die ehemaligen Generäle Schönaich und Daimling auf einen Teil ihrer Pension verzichtet, die anderen Briefempfänger aber entweder gar nicht oder ablehnend geantwortet oder die Briefe zurückgeschickt oder sich mit kameradschaftlich gehaltenen Beschwerden an den Reichs- Präsidenten gewendet hätten, wird mit dem Hinweis darauf demcn- tiert, daß solche Briefe überhaupt nicht verschickt worden seien.
Oummerjungenstreich in Aliona. Verirrte Zagdkugeln bei Erfurt . Wie die Reichsbahngesellschaft mitteilt, können die Schüsse gegen den Schnellzug bei Erfurt noch weiteren Feststellungen auch ver- irrte Kugeln aus einem Jagdgewehr gewesen sein. In Altona waren es Bauarbeiter, die Latten usw. über die Schienen gelegt haben, was aber nur als ein D u m m e r j u n g e n st r e i ch angesehen wird. Die„Freude" der Geschlagenen. Kommunistisches Verlegenheitsgerede. Die Kommunistische Partei veranstaltete am Freitag mehrere Versammlungen, um den„Sieg" des„rotey" Volksentscheids zu seiern. Im Wedding sollte der Parteipapst Heinz Neu- mann sprechen. Trotz dieser„Zugnummer" hatte man sich jedoch einen recht kleinen Saal ausgesucht, den des„Swinemünder Gesellschaftshauses", der dann auch nur halbwegs gefüllt war. Wer aber nicht erschien, war Heinz Neumann . Mit reichlicher Ver- spätung und unter heftigem Murren wurde die Versammlung fchfießlich mit einer Rede des Lanotagsabgsordneten Fleming er-
New yorfc Gesundheitskommissar
Vor Mitgliedern vieler medizinischer Organisationen sprach gestern abend im Berliner Stadtverordnetensitzungssaal der mit dem Bürgermeister Walker nach Verlin gekommene Gesundheits- k 0 mm issar von New Jork, Dr. Schroeder, über die Ge- sundheitsverhältnisse in der amerikanischen Riesenstadt. Bon Oberbürgermeister Dr. Sahm freundschaftlichst begrüßt, fand Dr. Sä) r oeder herzliche Worte für den Empfang in Berlin und für das hier Gesehene. Schroeder, dessen Bater Schleswig-Holsteiner, dessen Mutter sogar Berlinerin waren, bedauerte, das Deutsche nicht so zu beherrschen, daß es zu einem Vortrag in deutscher Sprache reiche! trotzdem fühle er ein tiefes Anlehnungsbedürfnis an sein „Mutter"land. In der Beurteilung der sanitären Verhältnisse New Jorks müsse man das rapide Wachstum der 8-Millionen-Stadt berücksichtigen, die erst jetzt dazu übergegangen sei, die gesamte Gesundheitspflege und die Stadthygiene in die Hände von nur drei„Drigalskis" zu legen. Es sei gelungen, in kurzer Zeit die Sterblichkeit insbesondere bei epidemischen Krankheiten ganz außerordentlich zu
senken und auch die Sterblichkeit der Säugling« ist infolge einer umfassenden Milchüberroachung von einer Schlüsselzahl von 1000 auf 800 heruntergegangen. Die Stadt sei jetzt dabei, Einrichtungen zu schaffen, in denen Voltsaufklärung auf allen Gebieten der sozialen Gesundheitspflege möglich ist. Bei seinen Studienfahrten in Berlin fiel Dr. Schroeder die SauberkeitderStadtundd er Straßen auf. Er nannte in diesem Zusammenhang Zahlen von der Strahenreinigung in New York und kam zu dem Ergebnis, daß Berlin ebe» zu 99 Prozent von Deutschen . New York dagegen zu 90 Prozent von Nicht- newyorkern bewohnt werde! Ungleich schwieriger sei in New York auch die M ü l l b e s e i t i g u n g als in Berlin . Der amerikanischen Hausfrau käme es nicht darauf an, alles zu verwerten, sondern recht schnell mit der Hausarbeit fertig zu werden. Dabei steigt dann der Müll- und Abfallhaufen ganz enorm. Nach Berliner Vorbild richte man jetzt eine staubfreie Müllabsuhr ein. Dr. Schroeder schloß seinen sehr beifällig aufgenommenen Vor» trag mit einem herzlichen Dank an Berlins Stadtverwaltung.
öffnet. Dieser recht rundliche Herr ließ auf die„Bonzen" der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften eine Brandrede los, die in der Behauptung gipfelte, sie seien die wahren Verbündeten der Faschisten. Nur darum sei es richtig, die Preußenregierung zu stürzen. Der„rote" Volksentscheid sei ein„schwe:er Schlag" für die Bourgeoisie gewesen. Nazis und Hilgenberg hätten deswegen den Volksentscheid gebremst und ihn zu einer„parlamentarischen Komödie" gemacht! Der Schluß war eine begeisterte Lobeshymne auf„das Land ohne Arbeitslose", die Sowjetunion , und sein Aufruf, es hier genau so zu machen wie dort. Wofür sich die deutsch « Arbesterschaft bedanken dürste.— Nach Fleming sprach noch der Reichstagsabgeordnete Beck.
Die Korruption in Vraunschweig Deutschnotionale Ausrede Zu unserer Meldung über den Zusammenbruch der deutschnatio- nalen Wohn- und Zweckbau G. m. b. H. in Braunschweig verbreitet die Telegraphen-Union eine lendenlame Gegenerklärung. Sie be- streitet nicht, daß Unterschlagungen in Höhe von 48 000 Mark be- gangen wurden. Sie kann auch nicht ableugnen, daß Verluste von 170 000 Mark bei einem Gesellschaftskapital von 20000 Mark vor- handen sind. Sie leugnet nicht ab, daß die H a u p t g e s e l l- schafter deutschnationale Politiker sind. Sie versucht jedoch, den deutschnationalen Minister Dr. K ü ch e n t h a l von jeder Verantwortung freizusprechen. Wir stellen dazu fest, daß von einer persönlichen Bereicherung des Dr. Küchenthal auch keine Rede ge- wesen ist. Ob der braunschweigische Staat bei dem Zusammenbruch der Wohn- und Zweckbau G. m. b. H.„nicht den geringsten Schaden erlitten hat", wird sich jedoch erst herausstellen, wenn die Bauten unter den Hammer kommen und die Hauszinssteuerhypotheken aus- fallen. Zu unserer Meldung über die Bevorzugung der zusammenge- brochenen Gesellschaft durch den Finanzminister Dr. Küchenchal er- klärt die Telegraphen-Union, daß die frühere sozialdemokratische Re- gierung„marxistische" Ballgesellschaften bei der Verteilung der Hauszinssteuermittel bevorzugt habe.„Um dies wieder gut- zumachen", habe Dr. Küchenthal nach seiner Einsetzung als Fi- nanzminister im letzten Jahre den privaten Bavgesellschaften Haus- zinssteuermittel zur Verfügung gestellt. Wir stellen dazu fest, daß die älteste Baugenossenschaft in Braunschweig , die Braun- schweizer Baugenossenschast, die über einen Hausbesitz von 1700 Wohnungen verfügt und in den früheren Jahren regelmäßig 80 bis 100 Wohnungen jährlich erstellen konnte, unter dem Re- gime des Deutschnationalen Küchenthal 1930 nur 24 Wohnungen bewilligt bekam. Einer B a u u n t c r- nehmergruppe unter Führung der jetzt in Konkurs ge- gangenen Wohn- und Zweckbau G. m. b. H. wurden jedoch öffent- liche Mittel für 270 Wohnungen bewilligt. Es ist gewiß nicht die Schuld des Finanzministers Dr. Küchen- thal, daß diese umfangreichen Mittel wegen der inzwischen eingc- tretenen Finanzschwierigkeiten noch nicht zur Auszahlung kommen konnten. Die Dcutschnationale Partei kann die Zusammenhänge zwischen ihren führenden Politikern in Braunschweig und dem neuen Baustandal nicht ableugnen.
Hanna Neuis in Berlin . Verhandlung gegen die Mordgeschwifier noch im Ottober. Zu der hier stallgefundenen Vernehmung der von den italienischen Behörden ausgelieferten und zur Zeil im Lörracher Amts- gerichlsgesängnis befindlichen Geschwister Reins erfahren wir noch folgendes: Der zuständige Berliner Untersuchungsrichter hat seit seinem Eintreffen die drei Geschwister ständig verhört. Der Mörder selbst ist in vollem Umfange g e st ä n d i g, so daß die Mord- tat nunmehr restlos aufgeklärt ist und die Voruntersuchung als ab- geschlossen angesehen werden kann. Die jünger« Schwester Hanna Reins ist bereits mit einem Spezialtransport nach Berlin abtransportiert worden. Ernst Reins wird am Dienstag mit Sammeltransport nach Berlin folgen. Di« zweite Schwester Sophie Reins wird acht Tage später ebenfalls mit Sammeltransport nach Berlin zurückbefördert. Es ist damit zu rechnen, daß die Gerichtsverhandlung noch im Monat Oktober statt- finden wird. Das Nauberirio von der Danatbank. Dritter Beteiligter am Raubüberfall am 25. Februar verhastet. Am 28. Februar d. I. wurde aus den 53jährigen Kassenboten Otto Schulze von der Danatbank ein Raubüberfall ver- übt. Schulze wurde im Hause Hermannstraße 148 in Neukölln, in dem sich eine Filiale der Danatbank befand, niedergeschlagen und um 10 000 Mark beraubt. Während zwei der Täter in der Zwischenzeit bereits festgenommen werden tonnten, gelang es jetzt den Beamten des Raubdezernats, den dritten Täter, einen 25jährigen Leo Band, in einem Lokal in' der Landsberger Straße zu er- Mitteln und festzuhalten, Band bestreitet jedoch noch, an dem Ueber- fall beteiligt gewesen zu sein, ist aber von Zeugen einwandfrei wieder- erkannt worden. Außerdem wird Band noch von zwei Polizei- dienststellen wegen Einbruchs gesucht.
Kraneinsturz am Kolumbusbau. Zwei Arbeiter schwer, einer leicht verletzt. Auf dem umfangreichen veubaugelände des„Kolumbus- Hauses" am Potsdamer plah Ecke Ariedrich-Ebert- Straße ereignete sich heute vormittag ein folgenschwerer Kroneinsturz. Obgleich der Riesenbauschacht überall vorschriftsmäßig abgesteift ist, scheint es, daß durch die Regenfälle der letzten Tage das E r d- reich unterspült wurde. Mitten in der Arbeit rutschte ein viele Tonnen schwerer Kran ab und stürzte um. Der 22jährige Monteur Alfred G 0 r z aus der Großen Frankfurter Straße 14 und der 25jährige Monteur Paul Kinger aus der Reichenborger Straße erlitten erhebliche Verletzungen. Die Verunglückten wurden mit Rettungswagen nach der Unfallklinik in der Johannis- straße gebracht. Ein dritter Arbeiter erlitt leichte Verletzungen. Eine polizeilich« Untersuchung ist sofort eingeleitet worden. Geständnis eines Frauenmörders. Am Dienstag vormittag wurde, wie berichtet, im Dorf Gram- Nitz bei Klosterheide ein Frauenmord entdeckt. Nach dem Brande einer Scheune fand man in dem Gebäude die in Decken eingewickelte Leiche einer 22 Jahre alten Frau Mal- w i tz, die, wie die Spuren ergaben, erschlagen worden war. Der Täter hatte oersucht, die Leiche bei dem Brand der Scheune zu vernichten. Unter dem dringenden Verdacht der Täterschaft war ein 28 Jahre alter Schattschneider verhastet worden. Schatt- schneider hat jetzt ein G e st ä n d n i s a b ge l e g t. Er hat, wie er angibt, die Frau Malwitz in einem Streit mit einer Zaunlatte e r- s ch l a g e n und die Leiche in die Scheune hinübergetragen. An dem Feuer will er keine Schuld haben, er behauptet, ihm müsse seine Tabakspfeife aus der Tasche gefallen sein und den Brand entfacht haben. Der Mörder ist dem zuständigen Gericht zugeführt worden. Das Parteibuch. Oer Exkronprinz sucht Waldarbeiter. Die Stahlhelmer sprechen von dem heutigen Staat als von einem Parteibuchstaat, den es zu beseitigen gilt. Das hindert sie nicht, der Parteibuchwirtschast im stärksten Maße Vorschub zu leisten. Beweis dafür ist das Verhalten des Försters und Stahl- Helmmannes Kotott in der dem Exkronprinzen gehörenden Försterei Maliers, Kreis Oels . In der Försterei Maliers wurden kürzlich 8 bis 10 Forstarbeiter gesucht. Kokott hängte zu diesem Zweck im Gasthaus ein Plakat aus, auf dem folgendes ge- schrieben steht: „Für den diesjährigen großen Einschlag stelle ich 8 bis 10 ordentliche Waldarbeiter ein. Meldungen in der Försterei Maliers unter Vorlegung des Parteibuches. gezeichnet: K 0 k 0 t t, Förster." Die Anwürfe des Stahlhelm gegen den heutigen Staat sind ausgesprochener Dummenfang. Es soll mit ihnen das Bemühen bemäntelt werden, die früheren Verhältnisse wieder herbeizuführen, deren hervorstechendste Merkinale bekanntlich die Alleinherrschaft der Kreise ist, die heute hinter dem Stahlhelm stehen. Der Aussall des Volksentscheides am 9. August dürfte den Herrschaften indessen be- wiesen haben, daß es falsch ist, zu glauben, alle Wähler seien Dummköpfe._ Amnestie in Nußland. Für musterhafte Strafarbeit. Moskau . 15. August. Der Vorsitzende des Amnestie-Ausschusses. Solz, unterbreitete dem Präsidium des Hauptoollzugsausschusses für Innerrußland ein Namensverzeichnis derjenigen in Moskauer Arbeitskolonien und Ge- fängnissen befindlichen Arbeiter, Werktätigen und Bauern, die wegen musterhafter Ausführung ihrer Arbeiten Straferleichterung verdienten. Das unter dem Vorsitz Kalinins stehende Präsidium des Allrussischen Vollzugsausschusses erkannte die Möglichkeit einer solchen Straferleichtcrung für 808 Personen zu, von denen 700 freigelassen werden sollen. Zeitungsverboke. Die in Mannheim erscheinende kommunistische „Arbeiterzeitung" ist mit Wirkung vom 14. August aus die Dauer von zwei Wochen verboten. Der Obcrpräsident der Rhcinprovinz hat die„Bergisch-Märkische Zeitung" auf die Dauer von acht Tagen vom 14. bis 21. August wegen des Inhalts eines Inserats, das zuni Volksentscheid aufforderte, verboten. Menschinskis Rücktritksgesuch abgelehnt. Das Polit-Büro der Kommunistischen Partei hat dos Rücktrittsgesuch Menschinskis vom Posten des Vorsitzenden der GPU. abgelehnt. Zur Wiederher- stellung seiner Gesundheit wind Menschinski ein dreiwöchiger Urlaub gewährt. Die Einwanderung nach Amerika wird 1931 kaum 50 000 Seelen ausmachen, wäbrend die Zahl der Deportierungen un- gesotzlich eingewanderter Ausländer über 20 000 betrogen dürfte. Mit diesen Ziffern wird ein Rekord aufgestellt. Seit dem Jahre 1831, wo die Einwanderung 22 633 Seelen ausmachte, wurde die Ziffer von 50 000 in jedem Jahre weil überschritten. Im Jahre 1930 wanderten 97 000 Ausländer ein und 18000 wurden ausgewiesen.