• Erlebnis aufdem Arbeitsamt
Ein verwechselter und doppelt ausgefertigter Zahlbogen
Das Arbeitsamt Charlottenburg betreut einige tausend Arbeitslose. Infolgedessen erträgt man es mit Fassung, wenn man zu der Anmeldung um 8 Uhr hinbeordert und um 14 Uhr abgefertigt wird. Daß man auch von 8 bis 14 Uhr warten muß, wenn man sich nur von Steglitz nach Charlottenburg ummeldet, ist schon erstaunlicher, läßt sich aber vielleicht auch nicht ändern. Als ich mich ummeldete, wurde mir bedeutet, in der Woche könnte ich infolge der Ummeldung kein Geld mehr bekommen, erhielte aber am folgenden Zahltag die Unterstügung nachgezahlt. Ich begab mich also am angegebenen Tag, pünktlich zur festgesetzten Zeit, zur Zahlstelle und wartete dort der Schalter, an dem der Buchstabe H für Charlottenburg abgefertigt wird, ist immer mindestens zwei- bis dreimal so stark belagert wie die anderen. Nach einer halben Stunde war ich dran. Der Beamte suchte: Ihr Zahlbogen ist nicht dabei." Ich habe mich vor acht Tagen von Steglit nach Charlottenburg umgemeldet, es ist alles in Ordnung, der Bogen muß dabei sein."„ Dann haben Sie eine falsche Nummer ihre Nummer habe ich nicht." Was soll ich denn da machen? Ich muß doch heute Geld haben."„ Gehen Sie nach oben, Zimmer Nr. 5, und fragen Sie, ob die Nummer stimmt."
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In Zimmer Nr. 5 warte ich fünf Minuten:„ Ich habe mich vor acht Tagen von Stegliz nach Charlottenburg umgemeldet. Es ist alles in Ordnung. Der Beamte unten sagt, meine Nummer stimmt nicht." Der Beamte in Zimmer 5 wälzt Listen, sucht und stöhnt. ..Hier steht es. Natürlich stimmt die Nummer. Gehen Sie nur wieder nach unten."
Unten gehe ich von vorn an den Schalter heran und halte dem Beamten meine Stempelfarte unter die Nase: Der Herr in Zimmer 5 hat gesagt, die Nummer stimmt." Ich habe aber den Sahlbogen noch nicht da." Ja, Herr Gott , was mache ich denn da?"" Gehen Sie mal an den letzten Schalter zum Vorstand."
Am letzten Schalter beim Borstand brauchte ich auch nur fünf Minuten zu warten. Hier ist meine Stempelfarte. Ich habe mich vor acht Tagen usw. usw. Der Herr in Zimmer 5 sagt, die Nummer stimmt. Aber der Zahlbogen ist nicht unten."" Ich werde mal nach sehen." Nach fünf Minuten kommt er wieder: Nein, der Zahl
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bogen ist noch nicht unten." Mein Gott, ich muß doch Geld haben nach vierzehn Tagen. Was soll ich denn anfangen?"„ Gehen Sie nach oben, Zimmer Nr. 3, da sagt man Ihnen Bescheid."
In Zimmer 3 dauert es nur zwei Minuten bis ich rankomme. Ich bete mein Sprüchlein her. Ich werde nachsehen. Sie werden dann aufgerufen."
Aufgerufen werde ich nach einer guten Stunde. Ja, es ist alles in Ordnung. Ich weiß nicht, warum ihr Bogen nicht runtergekommen ist. Haben Sie regelmäßig gestempelt?"" Bitte, überzeugen Sie sich." ,, Ja, es stimmt. Gehen Sie jetzt nach unten, Sie werden aufgerufen."
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Zwanzig Minuten warte ich unten, da ertönt mein Name. Ich stürze erfreut an den Schalter, unterschreibe meinen Zahlbogen und harre des Geldes. Der Kassenbeamte sieht den Bogen an, stukt ergreift ihn und trägt ihn zu einem im Hintergrunde sitzenden Herrn. friegen ja für zwei Wochen Unterstügung, das Geld ist noch nicht ,, Was ist denn nun los?" Sie haben verfehrt unterschrieben. Sie zusammengerechnet."
Ich harre fest an den Schalter gepreßt zehn Minuten, sehe, wie meine glücklichen Hintermänner abgefertigt werden und stelle dann erleichert fest, daß das Herr, der noch anderes zu erledigen hat, eine Anzahl von Zahlbogen an den verschiedenen Schaltern verteilt. Plötzlich ertönt mein Name von einem anderen Schalter. Ich bahne mir einen Weg durch die Menschenmenge, unterschreibe wieder und sche mit gesträubten Haaren, wie der überprüfende Beamte, der die Bogen dem Kassenbeamten gibt, wieder beim Anblic meines Bogens stutzt, um sich dann mit ihm auf den Weg zu machen. ,, Wo wollen Sie hin? Das ist mein Bogen!" Er reagiert nicht, trägt den Ruhe zurück. Der war falsch hier Bogen an den Nebenschalter, wo ich zuerst wartete und kehrt voll Geld." nebenan friegen Sie das
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Und wirklich Wehmut feststellte, daß mir die Notverordnung ungefähr 3 M. die nebenan bekam ich das Geld, wobei ich voll Woche gekürzt hat. Neben mir wurde einem junger Mann ausgezahlt, dem ich schon mehrfach bei meinen Irrfahrten durch das Haus begegnet war. Er hatte wirklich eine falsche Nummer befommen, d. h. seine Nummer war doppelt aus gefertigt worden und er wartete seit 19 Uhr. Ich erst seit 11 Uhr jegt war es 13% Uhr,
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abd
Jedes vierte Kind zahnkrank
15mm Kulturschäden des Organismus
schönen Hilfswerk aber müßte eine planmäßige Aufklä= rungsarbeit betrieben werden, um die Massen von den Irrwegen ihrer Ernährung zurückzuführen. Wenn jedes vierte Schulfind in Berlin bereits zahnfrant ist, so muß dieser für den Gesundheitszustand der kommenden Generation entscheidende Mißstand wichtige und tiefe Ursachen haben, die man nicht mehr mit Pillen und Mixturen furieren fann. Eine Radikalkur ist unerläßlich zur Gefundung. Die Umkehr von einer verfeinerten, aber falschen Lebensweise muß schon im Kindesalter einsetzen. Wenn hierbei die neue Stiftung vorbeugend wirken und neben den akuten Zahnkrankheiten auch deren innere Ursachen bekämpfen wird, dann wird sie sich bald als ein Faktor von unschäzbarem Werte für die Gesundung und Kräftigung einer Millionenbevölkerung erweisen.
Gesunde Zähne find heute eine Seltenheit, dies macht sich vor- I auf breitester Grundlage bekämpfen. Zugleich mit diesem menschlich nehmlich bei der neuen Generation unangenehmst bemerkbar; von den regelmäßig untersuchten Berliner Schulkinder famen rund 100000 in ärztliche Behandlung, was bei rund 400 000 Kindern bedeutet, daß jedes vierte Berliner Schulkind zahntrant ist. Der tiefere Grund für diese katastrophale Erscheinung liegt in unserer heutigen Ernährung. Die einfache, natürliche Nahrung unserer Vorfahren machte diese zu gefunden, kräftigen Menschen, während wir heute bei aller Kultur- und Geschmacksverfeinerung nach hilfespendenden Arzneimitteln greifen müssen, um unseren Körper einigermaßen widerstandsfähig zu machen. Man legt heute entschieden mehr Wert auf schönes Aussehen der Speisen als auf ihren Nährwert. Die lebensnotwendigen Stoffe aber finden sich hauptsächlich in den natürlichen, täglichen Genußmitteln, vorausgesezt, daß sie in richtiger, zweckentsprechender Form zubereitet werden. Leider aber liegt die Rückkehr zur einfachen, kräftigen Lebensweise nicht auf dem Entwicklungsgang unseres heutigen Geschmacks. Alles ist verfeinert und für den verwöhnten Caumen präpariert. Der Küchenzettel unserer Großmutter gilt als überholt und abgetan und die Haft des Erwerbslebens mit feiner unregelmäßigen Lebensweise tut noch das übrige dazu, viele Menschen zu chronisch Magenkranken zu machen. Wir sterben an unserer eigenen Kultur, entwöhnen uns der gesunden Nahrung, verfeinern die Nährmittel in der Aufmachung auf Kosten ihres wertvollen Gehalts und schließlich wundern wir uns, wenn unsere Kinder schon Verfallserscheinungen zeigen.
In diesen höchst bedauerlichen und gefährlichen Verfeinerungsprozeß greift die Stiftung einer Zahnklinik für Berliner Kinder des amerikanischen Philantropen Rosenwald zur rechten Zeit ein; diese zeitgemäße und aus der Zeitnot geborene Stiftung will in Erkenntnis der notwendigen Bekämpfung der Zahnleiden im Kindesalter den weiteren Verfall der geschwächten Organe durch fachärztliche Hilfe
Neben der richtigen Nahrung spielt aber auch die 3ahnpflege zur Kräftigung und Erhaltung gesunder Zähne eine wichtige Rolle; es muß von feiten der Eltern viel mehr darauf gesehen werden, daß das Schulkind bei seiner morgendlichen Wäsche auch seinem Mund die richtige Reinigung angedeihen läßt. Es ist beispielsweise eine bekannte Tatsache, daß Schulfürsorgerinnen, denen das förperliche und seelische Wohl ihrer kleinen Schützlinge anvertraut ist, bei Stichproben auf dem Gebiet der Körperpflege oftmals zu hören kriegen, daß die Zahnbürste nicht zum Reinigungsinventar gehört. Wo der reinigende Behelf als solcher überhaupt nicht vorhanden ist, fann ja naturgemäß auch von einer Reinigung keine Rede sein; das Kind hat weder die Erfahrung, noch den nötigen Berstand, die hieraus erwachsende förperliche Schädigung ermessen zu können, es ist im Gegenteil heilfroh, den langweiligen morgend lichen Reinigungsaft so rasch wie möglich beenden zu können. Daß die Zahnpflege der Grundbegriff gesunder Zähne darstellt, ist wohl jedem flar; mer die richtige Bahnpflege betreibt und sich auf diese Weise überhaupt mit seinem Gebiß regelmäßig beschäftigt, wird auch
frankhafte Erscheinungen rechtzeitig feststellen und ihre Behebung betreiben fönnen. Auch dadurch könnte also viel organischer Schaden verhütet, und dem durch die kulturelle Verfeinerung unserer Ernährungsweise eingeschlagenen falschen Weg ein energisches Halt geboten werden.
Die fommunistische Hehe.
Fünf Haftbefehle erlassen.
Wie wir mitteilten, sind im Verlauf der Untersuchung wegen der Ermordung der zwei Polizeioffiziere am Bülowplay, gestern 28 Personen der Abteilung Ja zugeleitet worden. Gegen fünf Perfonen wurde Haftbefehl erlassen, weil sie dringend verdächtig sind, durch Bemalung von Wänden und Mauern zur Ermordung von Polizeioffizieren aufgefordert zu haben. Zehn Personen werden dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden, fünf sind noch in Untersuchungshaft, acht sind entlassen worden.
Bei einer kommunistischen Demonstration, die durch die Schutzpolizei unter Anwendung des Gummifnüppels zerstreut wurde, hat lungen vorgenommen. In der Göbenstraße wurde ein Polizeiman gestern in der Großgörschenstraße zwei Zwangsgestel beamter durch Steinwurf in den Rücken verletzt.
Trauermufif aus dem Grammophon.
Man schreibt uns aus Lesertreisen:
Brutal und rücksichtslos wie unsere Zeit ist, drückt sie allem Geschehen ihren ehernen Stempel auf. Einen fleinen Beitrag hierzu, bekam ich vor einigen Wochen im Krematorium in Wilmersdorf . Bei ener Feier des Volksfeuerbestattungsvereins für den verunglückten Rennfahrer W. K. fand eine Aufbahrung vor der Halle statt, weil wohl eine große Trauergemeinde erwartet wurde. Die Einleitung der Feier. gab ein Trio, Orgel, Violine und Cello. Dann folgte ein Grammophoneinem Gesangsquartett wieder Grammophon, diesesmal instrumental. vortrag mit einem Gesangsstück und nach den Rednern und Blinden, der mit seinem Freund im Konzertsaal sitzt und nun fragt: Bei dem letzten Vortrag ging es der Trauergemeinde wie dem armen muß es unser ethisches Gefühl doch verletzen, wenn wir an solchem ,, Geigt er oder bläst er." Abgesehen von der künstlerischen Seite, Ort, wie es das Krematorium ist, das Kratzen eines Grammophons vernehmen. Die Pflege der Pẞietät bei den Trauerfeiern muß höchstes Gesetz sein für die Verwaltung eines Krematoriums. Ueber Art und Wesen der Pietät scheint man sich in Wilmersdorf nicht ganz flar zu sein, denn sonst könnte ein solcher Mißgriff, wie die Einführung des Grammophons, nicht vorkommen. Warum nehmen Angehörige lebende, frische Blumen? Weil hierin das Verbundensein mit dem Toten den besten Ausdruck erhält. Es liegt begründet in dem großen Prozeß der Natur vom Werden und Vergehen: An der Wiege steht der Tod, an der Bahre wartet Umformung in Kraft und Stoff, also neues Leben. Wer von diesem Gesichtspunkt eine Totenfeier betrachtet, wird empfinden, wie absurd der Gedanke ist, folche Instrumente für das Krematorium zu verwenden. Oder sollte hier nur der Geschäftssinn vorherrschen? Der Schritt vom Erhabenen zum Lächerlichen ist sehr gering. Daher ist Vorsicht geboten. Die Befürworter dieser Anlage aber, die Verwaltung des Krematoriums und die Grammophongesellschaft, werden trotz alledem sagen: 3eitgemäß!
Vier Monate Gefängnis für einen Nazihelden.
Wir berichteten vor einiger Zeit über einen Ueberfall, den listischen Arbeiter Jugend verübt hatten. Nationalsozialisten in Neukölln auf Mitglieder der Sozia= Einen der Täter konnte die Schupo festnehmen. Es handelte sich um den Buchdrucker Otto Stoeß, der in einer späteren Gerichtsverhandlung dann zu einer Gefängnisstrafe von 3 Monaten verurteilt wurde. Der Rohling hatte noch den Mut, Berufung einzulegen. Die Berufungsverhandlung vor dem Amtsgericht Neukölln ergab llar, daß friedensbruchs schuldig gemacht hatte. Er wurde wegen der besich der viermal wegen Unterschlagung vorbestrafte Bursche des Landsonderen Roheit des Ueberfalls zu 4 Monaten Gefängnis ver
urteilt.
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Die Arktis aus dem Zeppelinfenster. Der Lichtbildervortrag von Arthur Koestler , der als Presseberichterstatter die Polarfahrt des Graf Zeppelin" mitgemacht hat, ist um eine Woche verlängert worden. Der Vortrag findet bis einschließlich Mittwoch, den 19. August, mit Ausnahme des Montag, täglich um 19 Uhr, im arktischer Sonne" und Filmzusammenstellung von Polarfahrten. Planetarium am 300 statt. Im Vorprogramm: Unter um 17 und 20 Uhr wird bis zum 30. August, mit Ausnahme des Montag, der Film ,, Chang" gezeigt.
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heiten gesammelten Erfahrungen ist das natürliche Franz- Josef". Stuhlverstopfung. Nach den an den Kliniken für innere KrantBitterwaffer ein äußerst wohltuendes Abführmittel. In Apoth. erh.
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Wie die Grete
macht's die Käte
und die Käte wie die Mimi,
alle spülen die Geräte in der Küche nur mit( iMi
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