Rr. 381 48. Jahrgang
3. Beilage des Vorwärts
Hinter den Kulissen der Wintersaison
Konfektionsnäherinnen haben Arbeit
konfektion ist immer mehr im Rückgang begriffen und hat der Modellkleider- Konfektion, die wiederum sehr starken Aufschwung nahm, fast ganz das Feld geräumt. So muß die gelernte Maßschneiderin, will sie aus dem Produktionsprozeß nicht gänzlich ausgeschaltet werden, sich ebenfalls auf die Modellkonfektion umstellen. In der Putzbranche,
,, Sie fommt zwar arg verspätet, die Saison, aber sie tommt",| Wäsche kennt man nur mehr vom Hörensagen. Die Damen- Maßmeint die Leiterin des Nachweises für Facharbeiterinnen. Es hat sich durch Wirtschaftskrise, Kapitalflucht, Geldknappheit und Arbeitslosigkeit der traditionelle Saisontermin verschoben. Während beispielsweise die Pelzsaison normalerweise zu Pfingsten einsetzte, lag fie in diesem Jahre bis vor etwa 8 Tagen ganz still und hat jetzt erst, also mit zwei Monaten Berspätung eingesetzt; allerdings find die Anforderungen in der Pelzmäntelindustrie noch sehr zurüdhaltend, dagegen haben Näherinnen für Pelzbefäße ganz gute Beschäftigungsmöglichkeit. Auch die Mäntel- Branche läßt sich gut an, wenn hier auch die Herbst- und Wintersaison gegenüber der Frühjahrssaison start im Hintertreffen ist. In der Mäntelfonfeftionsarbeit finden die älteren Näherinnen im gesamten Bea im gesamten Be rufsleben ist dies eine große Seltenheit Verdienstmöglichkeit; man findet hier Arbeiterinnen, die die Sechzig bereits überschritten, ja soçar manchmal die Siebzig schon erreicht haben, als begehrtes Stammpersonal der Zwischenmeister, die die Tüchtigkeit und 3u verlässigkeit der eingefuchsten Arbeiterin zu schätzen wissen.
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In der Kleiderfonfektion
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ist ebenfalls leidlich zu tun, wenn es auch hier vielfach an Spezialfräften fehlt, so an Musternäherinnen, die auch gut zuschneiden fönnen; zu der fehlenden Vielseitigkeit der Arbeiterin dies trifft neben der Konfektionsnäherin auch für die Wäschenäherin zu sei bemerkt, daß bei der Ausbildung der jungen Arbeiterin lange nicht das Gewicht und das Augenmerk auf die gewünschte vielfache Verwendbarkeit gelegt wird, wie bei der späteren Anforderung der Facharbeiterin. Eine gesuchte Wäsche näherin ist beispielsweise jene, die neben der perfekten allgemeinen Wäschenäherei auch noch die Zickzack, Hohlfaum- und Knopflocharbeit aus dem ff beherrscht.
In der Wäschebranche
liegen die Verhältnisse recht ungünstig; Heimarbeit ist so gut mie gar keine vorhanden, es werden ausschließlich junge, billige Kräfte für den Werkstattbetrieb verlangt, meil ja auch schließlich nur billigste konfektionierte Wäsche Umjazmöglichkeit hat. Farbige funstseidene Wäschestücke, oben und unten ein Spißchen, repräsen tieren den modischen Wäschemarkt. Handgearbeitete, handgestickte
Die Heirat vor dem Kalifen.
Der Mann, der seinen Namen nicht fennt. Durch die verworrenen Lebensumstände seiner Mutter wußte der 28jährige Angeklagte, der sich bis zu diesem Prozeß Mario von Dippel genannt hatte, weder feinen gesetzlichen Namen, noch seine Staatszugehörigkeit. Seine Buchhalterin Lecpoldine C., die jetzt 17 Jahre alt ist und die er vor einem Jahr nach türkischem Recht geheiratet haben will, bezeichnet sich daher als Frau v. D. Die Staatsanwaltschaft, die das Paar wegen Pro= visions- und Versandschwindeleien angeklagt hatte, erblickte in der Zulegung dieses adligen Namens nun eine Hochstapelei und hatte umfangreiche Ermittlungen nach der Herkunft des Angeklagten angestellt.
Aus griechisch- orthodoxen Kirchenatten der Stadt Wien wurde festgestellt, daß der Angeklagte nach der Scheidung seiner aus Serbien stammenden Mutter, die von ihrem Wiener Ehemann mit einem Oberleutnant nach Deutschland gereist war, als unehe= liches Kind geboren war und somit den Mädchennamen seiner Mutter Pachany und ihre Staatsangehörigkeit führen mußte. v. D. war ein späterer Freund seiner Mutter, den der Angeklagte als seinen Stiefvater ansah und dessen Namen er zu Recht zu tragen glaubte. Tatsächlich war der Angeklagte im vorigen Jahr in der bayerischen Heimatstadt seines angeblichen Stiefvaters erschienen und hatte dort behauptet, er sei der eheliche Sohn des dort beheimateten Ritter Edler v. D. und brauche einen Heimatschein. Ohne Prüfung seiner Angaben gab ihm die zuständige Behörde die gewünschten Papiere, mit denen sich Bachann dann weiter unangefochten in Deutschland aufhielt. Borher hatte er in Zagreb geheiratet und ein Versandgeschäft für Grammophone gegründet. Nachdem er ohne Lieferung der Ware zirka 100 000 Mart
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Beginn 1. August
die mit am stärksten vom Wetter abhängig ist, hat, infolge der miserablen augenblicklichen Wetterlage, die Saison noch gar nicht eingesetzt; man hofft auf Anfang, spätestens Mitte September. In der Putzbranche wurde ein jahrelang im Dornröschenschlaf ruhender Arbeitszweig, die Hutfeder, zu neuem Leben erweckt; man fonnte alle Facharbeiterinnen auf Grund der noch vorhandenen Sartothek vermitteln und auf diese Weise den älteren Frauen, die der Wohlfahrt zur Last fielen, wie auch den jüngeren Kräften, die teils ungeschult, zum Teil unter die ungelernten Arbeiterinnen eingeordnet wurden, wieder Verdienst verschaffen. Bei den fünstlichen Blumen fehlt leider die Quantitätsarbeit, es werden lediglich qualifizierte Kräfte für Ansteck blumen, aber auch sie nur in geringem Maße, angefordert; man hofft noch auf etwas Verdienst möglichkeit zur Ballsaison und dann auf den Blütenschmuck der kommenden Frühjahrshüte.
Ganz allgemein beurteilt, enspricht das Bild des Arbeitsmarktes 1931 dem der Jahre 1925/26: also meitab von einer gefunden Wirtschaftslage. Wie lange die Saison dauern, ob sie gut oder schlecht sein wird, das weiß niemand. Man ist heute nicht in der Lage, auch nur auf 4 Wochen im voraus zu prophezeien; und hätte nicht die Notverordnung die Reihen der Arbeitsuchenden insofern gelichtet, die Notverordnung die Reihen der Arbeitsuchenden insofern gelichtet, als die verheiratete Frau als Doppelverdienerin in Fortfall kommt und die Jugendlichen unter 21 Jahren infolge Entziehung der Unterstützung einfach nicht mehr das Fahrgeld für Nachweis und Stellensuche aufbringen können, dann wäre es ihrer eine Legion. Das Fehlen der jugendlichen Arbeitskräfte, deren Arbeitswille durch das Fernbleiben vom Nachweis unwillkürlich erlahmt, wird sich nach Aussage der Vermittler erst in der Hochsaison unangenehmst auswirken, wo jugendliche Kräfte nebn der qualifizierten Arbeiterin verlangt werden und dann nicht in genügendem Maße vorhanden sind.
vereinnahmt hatte, floh er eines Tages mit feiner 16jährigen Angestellten Leopoldine C. über die Grenze nach Bosnien und heiratete sie dort angeblich vor einem ,, türkischen Kalifen" als seine zweite Frau. Darauf kam das junge Paar nach Deutschland und betrieb in Berlin dieselben schwindelhaften Geschäfte wie in 3agred. Sie ließen sich Prospekte herstellen, in denen gegen Voreinsendung pon 5 Mark wertvolle Photo Apparate angeboten wurden. Nachdem Pachany, der hier nur unter dem Namen Ritter v. D. auftrat, einen Verlag durch gefälschte Bestellscheine und andere Firmen durch Abzahlungsgeschäfte geschädigt hatte, wurde er festgenommen. Außer diesen Betrügereien wurde ihm auch noch vorgeworfen, daß er, der im letzten Jahr schon mehrfach abgeurteilt wurde, sich immer in die Polizei- und Gefängnisurkunden als Mario v. D. eingetragen hatte. In diesen Punkten erkannte aber das Schöffengericht Charlottenburg unter Vorsitz von Landgerichtsdirektor Schmitz auf Freisprechung, da der Angeklagte glaubhaft anführte, daß er nach seiner Ansicht Mario v. D. sei.
Sonntag, 16. August 1931
Sie läßt das Mausen nicht.
Eine langgesuchte Diebin verhaftet.
Eine
holländische Großgrundbesitzerin", die in einem teuren Hotel am Anhalter Bahnhof wohnte, wurde gestern in der Warschauer Straße, als sie auf Diebstahl ausging, festgenommen.
Im Februar unterhielt sich am Anhalter Bahnhof eine Reisende mit ihren Angehörigen. Als sie sich umsah, bemerkte sie plötzlich, daß ihr Koffer aus dem Gepäckneh verschwunden war. Sie erinnerte sich aber, daß vorher ihr gegenüber eine elegante Dame Plaz genommen hatte, die jetzt nicht mehr zu sehen war. Sie wandte sich an den leberwachungsdienst, und am Ausgang wurde die erwischt. Es war die 37 Jahre alte Emmi Hurdler, eine aite ,, Dame" mit dem gestohlenen Koffer von einem Kriminalbeamten Bekannte der Polizei. Man bestrafte sie mit Gefängnis, brachte sie aber wegen eines Leidens in s Krankenhaus. Dort stahl sie den Wohnungsschlüssel einer anderen Patientin und entschlüpfte. Das der Warschauer Straße einen heimlichen Besuch machte und erste, was sie tat, war, daß sie in der Wohnung der Bestohlenen in Betten und Bettwäsche ftahl, die sie sofort in Geld umjeßte. Gestern wollte sie das gelungene Experiment wiederholen, wurde aber von der Wohnungsinhaberin, die inzwischen gesund geworden war, er tappt und der Polizei überliefert.
Emmi logierte in einem Satel am Anhalter Bahnhof , und um andere Gäste mit Erfolg anborgen zu können, hatte sie sich als Großgrundbesitzerin aus Holland ausgegeben. Diese Großgrundbesizerin wird dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden.
Die Sozialdemokratische Partei feiert am 29. und 30. August 25- Jahr- Feier der SPD . Caputh und Saarmund und die die 40- Jahr- Feier der SPD . Potsdam und Nowawes , die 10- Jahr- Feier des Bestehens des„ Potsdamer Volks= blattes". Die Jubelfeier wird in einem Festakt im Potsdamer Schauspielhaus, der am Sonntag, dem 30. August, um 10 Uhr, beginnt, gipfeln. Bei diesem Festakt wird der preußische Staatsminister Grimme den Festvortrag halten. Am Sonnabend findet ein Fackelzug statt, an den sich um 20.30 Uhr eine Feier im Gesellschaftshaus„ Turnhalle" anschließt. Reichstagsabgeordneter Kurt 5 einig wird sprechen.
Austauschschülerinnen als Gäste der Arbeiterschaft.
25 französische Schülerinnen, die überwiegend aus dem- ehemaligen Kriegsgebiet als Austauschschülerinnen nach Deutsch land kamen, statteten gestern der Konsum- Genossenschaft Berlin einen Besuch ab. Die Lichtenberger Anlagen erweckten. durch ihre Ausmaße und ihren technisch vollendeten Ausbau Erstaunen und Bewunderung. Im Anschluß an die Besichtigung bot fich Gelegenheit zu einer kurzen Aussprache. Genosse Dr. Schwarz wies darauf hin, daß Depression den Sinn für die genossenschaftliche Arbeit nicht verloren being baß der deutsche Arbeiter trotz der wirtschaftlichen hätte. Größte Anerkennung verdiene die Berliner Genossenschaft, deren Mitglieder hauptsächlich den wirtschaftlich schwachen Kreisen angehören. In einer Begrüßungsansprache betonte Genosse Gütt= ler die Bedeutung der genossenschaftlichen Arbeit für Völkerfrieden und Völkerverständigung und beleuchtete die geschichtliche Entwicklung der Berliner Genossenschaft. Besonders wurde betont, daß der zerrüttende Weltkrieg nicht vermocht hätte, das einigende Band internationaler genossenschaftlicher Betätigung zu lodern. Dann gab der Redner der Hoffnung Ausdruck, die jungen französischen Gäste möchten zu tatkräftigen Mitarbeitern am Genossenschaftswerk heranWegen fortgesetzten Betruges wurde er zu drei Monaten wachsen und damit dem Völkerfrieden den besten Dienst erweisen. Gefängnis verurteilt. Bei seiner 17jährigen Mitangeklagten Im Anschluß hieran besuchten die Schülerinnen eine Siedlung wandte das Schöffengericht das Jugendgerichtsgesetz an und sprach der Stadt und Land Wohnungsbau Gesellschaft" in Lichtenberg . sie von der Anklage des Betruges frei, da sie nicht die notwendige Unter Führung des Direktors dieser Gesellschaft, unseres Genossen Einsicht für die Strafbarkeit ihrer Vergehen besessen habe. Aller- Schadewald, sah man ein Kinderheim, in welchem diejenigen dings wurde sie wegen Führung eines falschen Namens mit 10 M. Kinder des Wohnblocks betreut werden, deren Mütter außer dem Geldstrafe belegt, da das Gericht doch nicht annahm, daß sie sich Hause ihrer Arbeit nachgehen müssen. selbst als rechtsgültig verheiratet gehalten habe.
Das Kinotheater Babylon am Bülowplaz bittet uns um Aufnahme der Mitteilung, daß am Bülowplay die Ruhe und Ordnung vollkommen wieder hergestellt sind, und daß ab Dienstag, den 18. August, der Felix- Breefart- Film ,, Schrecken der Garnison " zur Vorführung gelangt.
5 Tage
Mondschein über Alt- Berlin. Die nächste Wanderung zu den vergessenen Winkeln Alt- Berlins, die besonders im milden Lichte des Mondes ihre stillen Reize offenbaren, findet auf Veranlassung des Bezirksamts Schöneberg am Mittwoch, dem 19. August, statt. Schriftsteller Georg Bamberger hat wiederum die Führung. Treffpunkt: 20 Uhr, Moltenmarkt, am alten Krögel. Unkostenbeitrag 1 M.
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